Schmeichler, Ludwig – Professor für Hygiene und Physiologie des Auges in Brünn
Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 14.01.2025
Keywords: Augenarzt, Blindenarzt, Militärarzt, Medizingeschichte, Wien, Brünn
Ludwig Schmeichler wurde am 4. Februar 1858 als Sohn von Leopold Schmeichler (1820-1894) und Veronika, geborene Schön, in Brünn (heute Brno: Tschechien) geboren. Er war mit Leontine Strakosch verheiratet.
Schmeichler studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte am 22. März 1882. Während seines Studiums engagierte er sich aktiv im Medizinischen Unterstützungsverein an der Universität Wien, wo er in den Jahren 1879[1] und 1881 zum Präsidenten des Verwaltungsrates gewählt wurde.[2] Im Jahr 1881 hielt er im Namen der Studierenden der Medizinischen Fakultät sowie des Unterstützungsvereines die Trauerrede beim Begräbnis von Professor Josef Skoda (1805-1881).[3] Nach Abschluss seines Studiums trat Schmeichler als Aspirant an der Augenklinik unter der Leitung von Professor Ferdinand Arlt (1812-1887) in den Dienst, wo er 1882 die Arbeit „Die Staaroperationen an der Klinik des Hofrathes Prof. Dr. v. Arlt“ und 1883 „Die Augenstörungen bei Tabes dorsualis“ publizierte.
Im Anschluss daran war Schmeichler als Militärarzt im Garnisonsspital Nr. 5 in Brünn tätig. Im Juni 1882 wurde er zum Oberarzt in der Reserve ernannt.[4] Im Jahr 1884 trat er in den Aktivstand ein[5] und übernahm 1885 die Funktion des Regimentsarztes im Garnisonsspital.[6] Im selben Jahr publizierte er die Arbeit „Klinische Pupillenstudien“[7] und 1887 die „Ophthalmologische Kasuistik“.[8] Im Jahr 1888 veröffentlichte er in der Zeitschrift „Der Militärarzt“ einen Artikel mit dem Titel „Beiträge zu den Sehfehlern der Soldaten“[9] und hielt zudem einen Vortrag vor dem ärztlichen Verein in Brünn unter dem Titel „Infektion und Desinfektion bei Augenkrankheiten“.[10] 1889 erschien von ihm „Antiseptik an deutschen Augenkliniken“,[11] 1890 in „Der Militärarzt“ wieder „Das Tracom in der Armee“[12] und 1891 ebenso hier „Bemerkungen über die neuen Vorschriften zur ärztlichen Untersuchung der Aspiranten bei der Aufnahme in die Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten“.[13] 1895 veröffentlichte er „Ueber Pyämie mit Chorioditis metastatica“[14] und 1899 seinen Vortrag vor dem ärztlichen Verein in Brünn „Ueber Protrusion des Augenapfels“.[15]
1905 trat er als Regimentsarzt des Garnisonsspital Nr. 15 in Krakau aus dem Heer aus.[16]
1902 habilitierte Schmeichler sich an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn zum Privatdozenten für Hygiene und Physiologie des Auges unter besonderer Berücksichtigung der technischen Berufe,[17] 1910 erhielt er den Titel eines a.o. Professors.[18] Neben seiner Arbeit „Bemerkungen zur Trachominfektion“ führte Schmeichler eine Reihe von Studien am bakteriologischen Institut der mährischen Landeskrankenanstalt in Brünn unter dessen Vorstand dem Prosektor Carl Sternberg (1872-1935) aus, darunter „Ueber den Erreger einer Hornhautentzündung beim Kaninchen“, und „Ueber Chlamydozoenbefunde bei nichtgonorrhoischer Blennorrhöe der Neugeborenen“. 1909 veröffentlichte er seinen im November 1908 gehaltenen Vortrag im ärztlichen Verein in Brünn unter dem Titel „Bakteriologische Untersuchung der Bindehaut in der Praxis“. Weitere Publikationen legte er unter den Titeln „Begutachtung einer Augenverletzung auf Grund des histologischen Befundes“, 1912 „Die Trachomgefahr in Mähren“[19] und 1927 „Begutachtung von Augenverletzungen : Ergebnis der Zusammenstellung von 2300 Gutachten“ vor.
Am Ersten Weltkrieg nahm Schmeichler als Militärarzt in Brünn teil, wo 1914 seine Ernennung zum Oberstabsarzt erfolgte[20] und er zum Kommandanten des Vereinsreservespitals Nr. 1 in Brünn bestellt wurde. 1918 publizierte er hier „Erfahrungen bei Kriegsblinden“. 1917 erhielt Schmeichler das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens.[21] Schmeichler wurde Mitglied des Ausschusses des Krankenpflegevereines vom Roten Kreuz in Brünn. 1906 schrieb er einen Artikel über die „Blindenversorgung in Mähren und Schlesien“.[22]
Schmeichler war Mitglied und im Ausschuss der Vereinsleitung des Kaiser Franz Josef-Mädchen-Blindenheims in Brünn,[23] des Landesvereines zur Bekämpfung der Tuberkulose in Mähren[24] und langjähriger Mitarbeiter der Wiener medizinischen Wochenschrift.
Ludwig Schmeichler verstarb am 23. Jänner 1938 in Brünn.
Ludwig Schmeichler, Todesanzeige: Tagesbote, 25.1.1938, S. 12.
Quellen:
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-359c, Schmeichler Ludwig (Rigorosum Datum 1879).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 18-1316, Schmeichler Ludwig (Promotion Datum 22.3.1882).
Sterberegister der Israelitischen Kultusgemeinde Brünn, 1938, Folio 288, Schmeichler Ludwig
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Universitätsbibliothek MedUni Wien/Magazin, Periodika]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Referenzen:
[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1879, Sp. 131.
[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6. 1881, Sp. 169.
[3] Neue Freie Presse, 15.6.1881, S. 5.
[4] Mährisches Tagblatt, 2.6.1882, S. 4.
[5] Wiener Zeitung, 24.10.1884, S. 2.
[6] Wiener Zeitung, 28.4.1885, S. 14.
[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1885, Sp. 1179-1181; Nr. 40, 1885, Sp. 1209-1211; Nr. 41, 1885, Sp. 1246-1249; Nr. 42, Sp. 1275-1279.
[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1887, Sp. 89-92; Nr. 5, 1887, Sp. 126-130.
[9] Der Militärarzt, Nr. 4, 1888, Sp. 25-27; Nr. 5, 1888, Sp.33-35; Nr. 6, Sp. 41-44; Nr. 7, Sp. 51-52
[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 20, 1888, Sp. 695-698; Nr. 21, Sp.727-728; Nr. 22, Sp. 766-768.
[11] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1889, Sp. 1233-1236; Nr. 33, 1889, Sp. 1271-1274; Nr. 33, 1889, Sp. 1309-1311.
[12] Der Militärarzt, Nr. 12, 1890, Sp. 89-92; Nr. 13 1890, Sp. 97-100.
[13] Der Militärarzt, Nr. 7, 1891, Sp. 49-51
[14] Wiener medizinische Wochenaschrift, Nr. 34, 1895, Sp. 1465-1468; Nr. 35, Sp. 1514-1516.
[15] Wiener medizinische Wochenaschrift, Nr. 8, 1898, Sp. 351-356; Nr. 9, Sp. 402-408.
[16] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 29.8.1905, S. 9.
[17] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1902, S. 395.
[18] Die Zeit, 22.12.1910, S. 2.
[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1912, Sp. 1813-1819; Nr. 28, Sp. 1905-1909.
[20] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.11.1914, S. 389.
[21] Wiener medizinische Wochenschau, Nr. 21, 1917, Sp. 953.
[22] Mährisches Tagblatt, 7.11.1906, S. 1-2.
[23] Das Rote Kreuz, April, 1907, S. 13.
[24] Das Rote Kreuz, April, 1904, S. 4.
Normdaten (Person): Schmeichler Ludwig: BBL: 45860; GND: 1157810896;
VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 45860 (14.01.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=45860
Letzte Aktualisierung: 2025 01 14