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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [182]: Laub, Moriz – Em. Abteilungsassistent an der Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten, Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, NS-Verfolgter

Laub, Moriz – Em. Abteilungsassistent an der Krankenanstalt Rudolf-Stiftung, Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten, Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Moriz Laub wurde am 19. Februar 1869 als Sohn von Jakob Laub (1841-1916) und Mariam Nussbeck in Sadagora in der Bukowina (heute: Sadhora/Ukraine) geboren. 1900 heiratete er die in Wien geborenen Bertha Marmorek (1876-?), mit der er gemeinsam die beiden Kinder Gertrud Renee (*7.6.1902) und Rudolf (1908-1999) hatte.

Laub studierte in Wien an der Universität Medizin, schloss das Studium im März 1893 mit der Promotion ab, und begann danach als praktischer Arzt und Vertragsarzt bei der Wiener Krankenkasse in Wien Landstraße seine berufliche Laufbahn. Daneben arbeitete er als Abteilungsassistent bis zu seiner Emeritierung an der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung.

Neben seiner Vortragstätigkeit in wissenschaftlichen Vereinen, wie im Wissenschaftlichen Club,[1] in dem er sich vor dem Ersten Weltkrieg auch als Mitglied des Ausschusses engagierte,[2] hielt er Vorträge in der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der er seit 1899 als Mitglied angehörte,[3] und der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde, in der er ebenfalls als Mitglied war. Weiters war er Mitglied der Ophthalmologischen Gesellschaft in Wien. Im Rahmen der „Volkstümlichen Vorträge“ des Wiener Volksbildungs-Vereines hielt er vor dem Ersten Weltkrieg populärwissenschaftlich aufbereitete Vorträge zu medizinischen Themen.[4] Vor allem aber war er als Referent in sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Organisationen aktiv.[5] Im Rahmen der Tuberkulosebekämpfung bot er 1911 kostenlos eine Tuberkulinbehandlung bei der Genossenschaft der Wäschewarenerzeuger, Sticker u.a. an.[6]

1915 publizierte er in den von Ludwig Teleky herausgegebenen Zeitschrift „Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der Sozialen Medizin“ eine an der Tuberkulosefürsorgestelle der Gremialkrankenkasse der Wiener Kaufmannschaft durchgeführte Studie zu „Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung. Sie befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Hier befinden sich auch in der Separata-Bibliothek vier Arbeiten und zwar „Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung“, aus dem Jahr 1906 die Studie „Über die Wirkung einiger dem Adrenalin verwandten Ketonbasen in der rhinologischen Praxis“, aus dem Jahr 1899 die an der II. medizinischen Abteilung der Rudolf-Stiftung erstellte Studie „Ein Fall von Pneumopericardium“, und die 1909 gemeinsam mit J. Novotny am staatlichen serotherapeutischen Institut in Wien entstandene Arbeit „Ueber komplementbindende Substanzen bei Tuberkulose“.

Laub war über viele Jahre in den Interessensvertretungen der Wiener Ärzteschaft und der Wiener Krankenkassen aktiv. 1904 und 1907 – noch als Kandidat der Freisinnigen Ärzteschaft – und 1911 kandidierte er bei den Ärztekammerwahlen in Wien. Im Jahr 1919 wurde er zum Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer gewählt.[7] In der Wiener Ärztekammer vertrat er die Interessen der Kassenärzte. Nach dem Ersten Weltkrieg war er noch Mitglied der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens,[8] Delegierter der Wiener Ärztekammer im Wiener Landessanitätsrat[9] und Präsident der Kassenärzte der kaufmännischen Angestellten. Seit 1919 war er noch Delegierter der Wiener Ärztekammer im Zentraltuberkuloseambulatorium des Volksgesundheitsamtes.[10]

Daneben engagierte er sich in der „Mensa academica judaica“ als deren Präsident,[11] und unterstützte den zionistischen Keren Kayemeth (Jüdischen Nationalfond).[12] Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er auch als Mitglied der Bukowinaer Landsmannschaft „Buchenland“ mit Sitz in Wien an, als dessen Präsident Wilhelm Stekel vorstand[13].

Während des Ersten Weltkrieges war er als Chefarzt im Hilfsspital des von Erzherzog Leopold Salvator zur Verfügung gestellten Palais tätig.[14] 1916 erhielt er das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration und 1917 das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens verliehen.[15] Im Dezember 1918 gehörte er zu den Unterzeichnern des Aufrufes der Österreichisch-israelitischen Union „Ein Bekenntnis zur Republik Deutschösterreich“.[16] 1920 wurde ihm der Titel eines Medizinalrates verliehen.[17]

Laub war in der Ersten Republik Mitglied der ärztlichen Fachgruppe der Sozialistischen Vereinigung geistiger Arbeiter[18] und in der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte Wiens aktiv.[19] In dieser Funktion, als auch in jener als Funktionär und Vorstandsmitglied der Wiener Ärztekammer, trat er gegen den § 144 (Schwangerschaftsabbruch)[20] und gegen die damit verbundenen Verschärfungen des Strafrechtes sowie der damit einhergehenden Kriminalisierung der Ärzt*innenschaft auf. 1924 erschien von ihm als Artikel in der Wiener medizinischen Wochenschrift der von ihm am 25. Mai 1924 auf der Tagung der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte gehaltene Vortrag unter dem Titel „Die Berufspflicht und das Berufsrecht des Arztes. Die rechtlichen Bestimmungen über die Unterbrechung der Schwangerschaft“.[21] Im selben Jahr wurde er vom Handelsgericht zum ständigen Sachverständigen für das Fach „Wirtschaftliche Interessen der Ärzte und der Heilanstalten“ bestellt.[22] Nach dem Krieg wirkte er auch noch in der Tuberkulosefürsorgestelle der Handlungsgehilfen.

Moriz Laub und seine Ehefrau Bertha wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. 1939 wurden Laub von den Nationalsozialisten die Pensionsansprüche aberkannt. Ihm gelang es mit seiner Ehefrau Bertha kurz vor ihrer Deportation in das Ghetto Theresienstadt die Flucht nach England, wo er 1944 in Chapel En Le Frith in Derbyshire verstarb. Bertha emigrierte nach seinem Tod in die USA, wo sie verarmt in New York lebte. Ihre beabsichtigte Rückkehr nach Wien scheiterte, da die von ihr beanspruchte Rente und deren Zusicherung als Voraussetzung für ihre Rückkehr durch die Wiener Krankenkasse ignoriert und danach abschlägig behandelt worden war.[23] Darüber berichteten 1949 die Zeitungen Neues Österreich in der Ausgabe vom 30. Jänner 1949, vom 25. Mai 1949 und vom 6. November 1949, sowie die Salzburger Nachrichten am 1. Februar 1949. Bertha Laub lebte zuletzt bei ihrem ebenfalls von den Nationalsozialisten aus Österreich vertriebenen Sohn, dem Mediziner Rudolf Laub, in South Carolina und verstarb am 13. Jänner 1952 in Columbia.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll 1872-1894, Sign. 177-231a, Laub Moses (Rigorosum Datum 1890).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokoll 1874-1890, Sign. 187-855, Laub Moriz Moses (Promotion Datum 11.3.1893).

ÖStA, AdR, E-uReang, ÖStA, VA, Zl. 4751, Laub Moritz (19.2.1869)

Moriz und Bertha Laub: https://billiongraves.com/grave/Moriz-Laub/35681419?referrer=myheritage

Death certificates (South Carolina), 1915-1963, Standard Certificate of Death, Laub Bertha.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Laub Moritz.

Literaturliste:

Laub, Moriz: Grundlagen und Ergebnisse ambulatorischer Tuberkulinbehandlung. Sonderdruck aus: Das Österreichische Sanitätswesen. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof u. Universitäts-Buchhändler 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz: Über die Wirkung einiger dem Adrenalin verwandter Ketonbasen in der rhinologischen Praxis. Aus der I. laryngo-rhinologischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums (Vorstand Dr. M. Weil). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz und J. Novotny: Ueber komplementbindende Substanzen bei Tuberkulose. Aus dem staatlichen serotherapeutischen Institute in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Laub, Moriz: Ein Fall von Pneumopericardium. Aus der II. medicinischen Abtheilung der k.k. Krankenanstalt Rudolf-Stiftung in Wien (Primararzt Dr. E. Bamberger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords: Ärztekammer Wien, Moriz Laub, NS-Verfolgung, Rudolf-Stiftung, Sozialmedizin, Tuberkulose, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 10.3.1898. S. 7.

[2] Die Zeit. 1.2.1909. S. 4.

[3] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 13. 1899. S. 359.

[4] Die Zeit. 12.3.1911. S. 9; Arbeiter Zeitung. 1.3.1911. S. 12.

[5] Arbeiter Zeitung. 5.3.1909. S. 10.

[6] Arbeiter Zeitung. 21.5.1911. S. 8.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 12. 1919. Sp. 609.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1926. Sp. 837.

[9] Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch. Wien 1922. S. 47.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1919. Sp. 1869.

[11] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 12.5.1935. S. 12.

[12] Die Stimme. 9.2.1938. S. 5.

[13] Czernowitzer Tagblatt. 11.1.1910. S. 3

[14] Die Zeit. 30.9.1914. S. 4.

[15] Wiener Zeitung. 17.5.1916. S. 3; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 27. 1917. Sp. 1211.

[16] Neue Freie Presse. 3.12.1918. S. 4.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 42. 1920. Sp. 1772.

[18] Arbeiter Zeitung. 2.7.1919. S. 10.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 22. 1924. Sp. 1143.

[20] Arbeiter Zeitung. 15.4.1923. S. 10.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 30. 1924. Sp. 1587-1589.

[22] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 46. 1924. Sp. 2434.

[23] Neues Österreich. 25.5.1949. S. 4.

Normdaten (Person) Laub, Moriz Moses : BBL: 39429; GND: 1264961014

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [181]: Damianos, Nikolaus – Chirurg und Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Damianos, Nikolaus – Chirurg und Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Text: Walter Mentzel

Nikolaus Damianos wurde am 20. Juni 1870 in Wien als Sohn des Kanzlers des griechischen Konsulates in Wien, Demeter C. Damianos (1835-1897), und der in Wien geborenen Clara Damianos (zirka 1838-1901) geboren. Sein Bruder war der Kunstmaler und Mitglied des Künstlerhauses Constantin Damianos (1869-1953).

Damianos studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte im Juli 1896. Danach arbeitete er als Assistent an der II. chirurgischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien unter dem Vorstand Prof. Albert von Mosetig-Moorhof (1838-1907), der auch als Chefarzt in der von ihm mitbegründeten Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft fungierte. Aus dieser Zeit stammen von Damianos eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden. Darunter die „Beiträge zur operativen Radicalbehandlung der Kniegelenkstuberculose mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Jodoformplombe nach v. Mosetig“, die 1902 erschienenen Arbeiten „Appendicitis bei Linkslagerung des Cöcums“ und „Tödtliche Nachblutung nach Tonsillotomie. Bildung eines umschriebenen Gasabscesses nach subcutaner Gelatineinjection“, der Aufsatz „Eitrige Thrombopheblitis der Sinus cavernosi infolge von Zahnkaries“ aus dem Jahr 1903, und aus dem selben Jahr die Aufsätze „Beiträge zur operativen Behandlung der Tuberkulose des Ellbogengelenks“ und „Die v. Mosetig´sche Jodoform-Knochenplombe und ihre Anwendung bei der Osteomyelitis“. Nachdem er als Assistenzarzt emeritierte, arbeitete er als Primarius am Kronprinz-Rudolf-Kinderhospital in Wien.[1]

Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien

Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Damianos zunächst als Mitarbeiter, Inspektionsarzt und danach als Chefchirurg bei der 1887 gegründeten freiwilligen Rettungsgesellschaft Unter-St. Veit in Hietzing, die 1922 zur Hietzinger freiwilligen Rettungsgesellschaft umorganisiert wurde, tätig.[2] Daneben führte Damianos eine private Ordination in Wien. 1906 kam er der Aufforderung des Gründers der freiwilligen Rettungsgesellschaft, Franz Mittermüller, nach und führte die Sanitätsmitarbeiter der Gesellschaft in die neuen medizinischen Behandlungsmethoden ein. 1916 wurde er schließlich zum Chefarzt der Gesellschaft ernannt.[3] Daneben war er noch in dem 1911 gegründeten Niederösterreichischen Samariter-Landesverband Mitglied des Ausschusses,[4] Mitarbeiter beim ärztlichen Blindenarbeiterheim des Vereins zur Fürsorge für Blinde,[5] und Vizepräsident des Roten Kreuzes für Niederösterreich und Wien. Ebenso gehörte er noch vor dem Ersten Weltkrieg dem Vereinsreservespital Nr. 1 an, wo er neben Gertrud Bien und der Medizinerin und Ehefrau von Moriz Viktor Silbermark, Yella Silbermark-Reissig, als Sekundararzt arbeitete.[6]

Während des Ersten Weltkrieges war Damianos als Landsturmoberarzt zunächst 1914/1915 im Vereinsreservespital Nr. 1 eingesetzt,[7] und danach als Chefarzt der chirurgischen Abteilung sowie als Spitalskommandant des Reservespitals in Tulln in Niederösterreich.[8] Hier erstellte er einige Arbeiten, die er nach dem Krieg publizierte, wie 1919 die Arbeit „Über Resektion des Ellenbogengelenks bei schwer infizierter Schußverletzung desselben“ und 1921 den Aufsatz „Beitrag zur Operation der Pseudarthrosis humeri nach Schußbruch“.[9] Im Ersten Weltkrieg engagierte er sich noch in der Gesellschaft zur Fürsorge für Kriegsinvaliden.[10]

1907 erhielt Damianos in Wien vom Deutschen Kaiser den Roten Adler Orden (IV. Klasse),[11] und 1912 von Kaiser Franz Joseph das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Orden verliehen.[12] 1921 wurde ihm der Titel eines Medizinalrates, 1930 der Titel des Obermedizinalrates[13] und im Jänner 1938 das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreuz verliehen.[14] Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte an. Im Austrofaschismus trat er der Vaterländischen Front bei und war während der Februarkämpfe 1934 in Wien in leitender Funktion bei der Versorgung der im Kampf stehenden Exekutive im Einsatz.[15]

1950 veröffentlichte er über seinen früheren Vorgesetzten die „Biografische Skizze des Wiener Chirurgen Prof. Dr. Albert von Mosetig-Moorhof, nebst einem Verzeichnis seiner Publikationen“, die sich in Form eines handschriftlichen Manuskripts und einer maschinschriftlichen Abschrift im Bestand der Neuburger-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Ebenso befindet sich hier in diesem Bestand seine Arbeit „Eine Statistik der Leuchtgasvergiftungen in Österreich“, die er 1931 in den Mitteilungen des Volksgesundheitsamtes publiziert hatte, sowie die ebenfalls 1931 erschienene Publikation „Ein transportabler Kohlensäure-Inhalationsapparat für erste Hilfeleistung bei Leuchtgasvergiftungen“.

Damianos wirkte nach dem Zweiten Weltkrieg weiter als Chefarzt der Hietzinger Rettungsgesellschaft in Wien und hielt Ausbildungskurse zum Rettungs- und Sanitätswesen im Rahmen der Gesellschaft ab. 1955 wurde noch er in das Präsidium des Roten Kreuzes für Wien und Niederösterreich gewählt.[16] Er verstarb im Jänner 1963 in Wien.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-66b, Damianos Nikolaus (Rigorosum Datum 1892).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-685, Damianos Nikolaus (Promotion Datum 27.7.1896).

Friedhofsdatenbank Wien, Damianos Nikolaus.

Literaturliste:

Damianos, Nikolaus: Beiträge zur operativen Radicalbehandlung der Kniegelenkstuberculose mit besonderer Berücksichtigung der Anwendung der Jodoformplombe nach v. Mosetig. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. allgem. Krankenhauses in Wien. Vorstand: Hofrath Prof. A. v. Mosetig-Moorhof. (Mit Tafel I, II.). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Gynäkologie. Leipzig: 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Appendicitis bei Linkslagerung des Cöcums. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Tödtliche Nachblutung nach Tonsillotomie. Bildung eines umschriebenen Gasabscesses nach subcutaner Gelatineinjection. Aus der II. chirurgischen Abtheilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Eitrige Thrombophlebitis der Sinus cavernosi infolge von Zahnkaries. Aus der II. chir. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Mosetig-Moorhof). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Beiträge zur operativen Behandlung der Tuberkulose des Ellbogengelenks. Aus der II. chirurgischen Abteilung des k.k. allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Albert Ritter von Mosetig-Moorhof. (Mit 8 Abbildungen und 1 Kurve) Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie. 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Die v. Mosetig’sche Jodoform-Knochenplombe und ihre Anwendung bei der Osteomyelitis. Aus der II. chirurg. Abteilung des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien. (Vorstand: Hofrat A.v. Mosetig-Moorhof) Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der „Wiener klinischen Rundschau“ 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Über Resektion des Ellenbogengelenks bei schwer infizierter Schußverletzung desselben. Aus dem Reservespital in Tulln. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Damianos, Nikolaus: Ein transportabler Kohlensäure-Inhalationsapparat für erste Hilfeleistungen bei Leuchtgasvergiftungen. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhändler 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Nikolaus Damianos, Rettungsgesellschaft, Rotes Kreuz, Wien, Arzt

[1] Reichspost. 29.11.1910. S. 6.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 3.3.1922. S. 5.

[3] Neues Österreich, 20.6.1950. S. 4.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 30.6.1911. S. 6.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 21.9.1921. S. 21.

[6] Rechenschaftsbericht des österreichischen patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuz für Niederösterreich. Wien: 1913. S. 10.

[7] Reichspost. 2.11.1915. S. 13.

[8] Neue Freie Presse. 4.9.1918. S. 7; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 26. 1919. Sp. 1273.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 9, 1921. Sp. 404-407.

[10] Neue Freie Presse. 24.9.1915. S. 8.

[11] Neues Wiener Journal. 20.10.1907. S. 5.

[12] Neue Freie Presse. 17.1.1912. S. 7.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 16. 1921. Sp. 239; Wiener Zeitung. 16.12.1930. S. 1.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 1. 1938. Sp. 31.

[15] Die Stunde. 17.2.1934. S. 6.

[16] Österreichische Apotheker-Zeitung. 9.4.1955. S. 238.

Normdaten (Person) Damianos, Nikolaus: BBL: 39401; GND: 1262275334

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [180]: Rohrer, Moritz – Arzt, Meteorologe und Botaniker

Rohrer, Moritz– Arzt, Meteorologe und Botaniker

Text: Walter Mentzel

Moritz Rohrer war Arzt, Meteorologe und Botaniker. Geboren am 19. Juli 1804 in Krakau als Sohn des Kaufmannes Karl Rohrer, besuchte er das Benediktinergymnasium in Seitenstetten in Niederösterreich. Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, schloss das Studium im Juli 1829 mit seiner Promotion ab, und arbeitete danach im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Lemberg als klinisch-medizinischer Assistent und Sekundararzt. 1831 heiratete er in Wien die 1805 in Lemberg geborene Anna Rohrer.

1831 erfolgte durch die k.k vereinigte Hofkanzlei seine Ernennung zum Bezirksarzt in Radautz (heute: Radauti/Rumänien)[1] und darauf in Suczawa in der Bukowina (heute: Rumänien). Zwischen 1834 und 1838 war er als Bezirksarzt in Wadowice (heute: Polen)[2] und zwischen 1838 und 1854 in Stanislau (heute: Stanislawow/Ukraine) tätig. Nach seiner Rückkehr nach Lemberg im Jahr 1854 wurde er vom Ministerium des Inneren zum Kreisarzt ernannt.[3] Rohrer war seit 1862 Mitglied der k.k. Geographischen Gesellschaft in Wien[4] und seit 1865 Mitglied der Krakauer Wissenschaftlichen Gesellschaft.

Rohrer beschäftigte sich neben seiner ärztlichen Tätigkeit mit meteorologischen Forschungen und mit botanischen Fragen, die sich in den Berichten der Physiographischen Kommission der Wissenschaftlichen Gesellschaft von Krakau niederschlugen, sowie in seiner 1866 fertiggestellten Publikation „Beitrag zur Meteorologie und Klimatologie Galiziens“. (Mit 1 lithogr. Tafel. Mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien 1866).

1831 veröffentlichte er seine während der Cholera-Epidemie in Lemberg gemachten Beobachtungen über deren Verlauf und seine Erfahrungen bei der Bekämpfung der Epidemie in Galizien in den Arbeiten „Die epidemische Brechruhr zu Lemberg, beobachtet und beschrieben. Brünn: Trassler 1831“ (Cholera Nr. 42) und ein Jahr später 1832 in der Publikation „Die Cholera in Galizien“.

Moritz Rohrer verstarb am 10. Oktober 1867 in Lemberg.

Quellen und Literatur:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-206a, Rohrer Moritz (Rigorosum Datum 1829).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 175-284, Rohrer Moritz (Promotion Datum 14.7.1829).

Trauungsbuch, Rk, Erzdiözese Wien, Wien 1, St. Augustin, Trauungsbuch Sign. 02-10, Folio 135, Rohrer Moritz.

https://pl.wikipedia.org/wiki/Maurycy_Rohrer

Literaturliste:

Rohrer, Moritz: Die epidemische Brechruhr zu Lemberg. Brünn: bei J.G. Trassler 1831.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/42]

Keywords:

Botanik, Cholera, Galizien, Lemberg, Meteorologie, Moritz Rohrer, Arzt

[1] Lemberger Zeitung. 16.11.1831. S. 1.

[2] Lemberger Zeitung. 25.8.1834. S. 1.

[3] Die Presse. 19.9.1854. S. 9.

[4] Mittheilungen der kaiserlich-königlichen Geographischen Gesellschaft. Wien: 1862. S. 88.

Normdaten (Person) Rohrer, Moritz: BBL: 39386GND: 137292945

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [178]: Segel, Isaak Eisig – Gründer der medizinischen Zeitschriften „Medizin für Alle“ und „Ars Medici“ sowie der Sauerstoff-Behandlungsstätte „Ozonion“ in Wien

Segel, Isaak Eisig – Gründer der medizinischen Zeitschriften „Medizin für Alle“ und „Ars Medici“ sowie der Sauerstoff-Behandlungsstätte „Ozonion“ in Wien

Text: Walter Mentzel

Isaak Eisig Segel wurde am 24. März 1870 in Lopuszna bei Rohatyn in Galizien (heute: Lopushnya, Iwano-Frankiwsk/Ukraine) geboren. Sein Bruder war der Journalist, Schriftsteller und Ethnologe Binjamin Segel (1866-1931), der 1924 mit seinem Buch „Die Protokolle der Weisen von Zion kritisch beleuchtet. Eine Erledigung“, diese als antisemitische Fälschungen aufdeckte. Das 1890/91 begonnene Studium der Medizin an der Universität Wien schloss Segel im März 1898 mit seiner Promotion ab. Danach arbeitete er im Allgemeinen Krankenhaus und war daneben in Wien als praktischer Arzt tätig. Später trat er als Assistent von Moriz Benedikt (1835-1920) in die Wiener Allgemeinen Poliklinik ein. Schon unmittelbar nach seinem Studienabschluss beschäftigte er sich mit der Elektro- und Hydrotherapie.

Sauerstoff-Inhalationsstätte „Ozonion“

1909 gründete er an seinem Wohnort Wien 9, Spitalgasse 1a die Sauerstoff-Inhalationsstätte „Ozonion“, in der er u.a. nach seinen Vorbildern Ernst Viktor von Leyden (1832-1910), Norbert Ortner (1865-1935) und Eduard Hagenbach-Burckhardt (1840-1916) eine Sauerstoff-Therapie anbot und dazu auch eine eigene Kinderabteilung einrichtete. Im Rahmen dieser Tätigkeit gab er auch die „Mitteilungen“ der Anstalt heraus.[1]

Segel als Redakteur und Herausgeber von Fachzeitschriften

Seit 1903 (bis 1910) erschien die von dem Universitätsdozenten Alexander Pilcz (1871-1954) und dem damaligen Assistenten der I. psychiatrischen Universitätsklinik in Wien, Erwin Stransky (1877-1962) im Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei herausgegebene „Österreichische Krankenpflege-Zeitung. Organ für die Gesamt-Interessen des Krankenpflegeberufes“ bei der Isaak Segel von 1903 bis 1910 die Redaktion inne hatte. Sie erschien zunächst zwischen 1905 und 1907 als Beilage zum „Medizinisch-chirurgischen Zentralblatt, Organ der praktischen Ärzte“ und zwischen 1909 und 1910 auch als Beilage zu „Medicinische Blätter, Wochenschrift für die gesamte Heilkunde“. Auch für diese Zeitschriften hatte Segel einige Jahre die Redaktion inne.

„Die Medizin für alle“

Ab Jänner 1906 war er Herausgeber und Redakteur der von ihm gegründeten Zeitschrift „Die Medizin für Alle“. Sie erschien monatlich und wandte sich im Stil einer populärwissenschaftlichen Zeitschrift mit einem weiten Spektrum an medizinischen Themen in leicht verständlicher Form eines Ratgebers an breite Bevölkerungsgruppen und versuchte gleichzeitig dem weitverbreiteten pseudo-medizinischen Halbwissen durch Aufklärungsarbeit und Information entgegenzutreten. Neben Ärzt*innen und Mediziner*innen publizierten hier Personen, die in verwandten Berufsfeldern tätig waren, aber auch Schriftsteller*innen u.a. Die Zeitschrift galt durch ihren thematischen Mix und der Breite der Autor*innenschaft als einzigartig. Sie behandelte sozialreformerische Themen, vor allem aber jene zu dieser Zeit noch an den Randgebieten der Medizin sich befindenden Arbeitsfeldern, wie beispielsweise die Ernährungswissenschaft und Nahrungsmittelkunde. Dafür stehen u.a. der Artikel vom Mitarbeiter der Allgemeinen Untersuchungsanstalt des hygienischen Institutes und des späteren Leiters der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung Bertram Hiemesch, sowie der Kücheninspektorin und Sachverständigen für Lebens- und Genussmittel Marianne Stern. Größeren Platz nahmen Abhandlung zur Hygiene, der Krankenpflege, der Sporthygiene und der Sportmedizin ein, oder Hilfestellungen wie für Brillenträger und der Behandlung von Fieber. Als Autoren waren Mediziner der Wiener medizinischen Schule wie Moriz Benedikt (1835-1920), Salomon Ehrmann (1854-1926), Abraham Josef Eitelberg (1848-1919), Karl Ullmann (1860-1940) Wilhelm Winternitz (1834-1917), Theodor Escherich (1857-1911), Ernst Finger (1856-1939), Siegmund Exner-Erwarten (1846-1926) vertreten, wie auch international renommierte Mediziner wie der Dermatologe Jean Alfred Fournier (1832-1914) oder der Immunologe und Serologe Emil von Behring (1854-1917). Daneben finden sich Artikel zur Sozial- und Sexualreform von Grete Meisel-Heß (1879-1922), des Sexualforschers Ellis Havelock (1859-1939), des Psychiaters, Sozialreformers und Gehirnforschers Auguste Forel (1848-1931) oder des Psychiaters, Schriftstellers und Mitgliedes der „Psychologischen Mittwochgesellschaft“ Hugo Schwerdtner (1975-1936). Ebenso waren Themen der Jugendfürsorge und der Pädagogik prominent vertreten, wie durch den Leiter des im Schlössel im Kahlenbergerdorf untergebrachten Kinderasyl „Humanitas“, des Pädagogen Viktor Zwilling (1861-1931), oder durch die in der Jugendfürsorge wirkende Frauenrechtsaktivistin Henriette Herzfelder (1865-1927). Hinzu kamen Autoren wie der italienische Gerichtsmediziner Cesare Lombroso (1835-1909), oder der Schriftsteller Henryk Sienkiewicz (1846-1916) und der Gründer der Interparlamentarischen Union und Friedensaktivisten Frederic Passy (1822-1912), der 1910 in der Zeitschrift einen Artikel zu „Ehe und Bevölkerung“ publizierte.

Nach dem Tod von Isaak Segel wurde die Zeitschrift von einem Verlag erworben. Die Redaktion übernahm der Mediziner Ferdinand Steiner; er war Mitglied der Wiener Ortsgruppe des Bundes für Mutterschutz, dessen Präsident Hugo Klein (1863-1937) war. Steiner führte die neue Zeitschrift nunmehr unter dem Titel „Die Medizin für Alle. Wiener populär-medizinische Monatsschrift. Organ für medizinische Volksaufklärung“ weiter.[2]

Impfstation

Im September 1907 errichtete Segel in der Redaktion der Zeitschrift eine Impfstation, wo er unentgeltlich diverse Impfkampagnen wie jene gegen die Blattern-Epidemie im September 1907 anbot.[3]

„Ars Medici“

Segel war der Gründer, der ab Jänner 1911 erscheinenden medizinischen Zeitschrift „Ars medici. Das Organ des praktischen Arztes“. Ziel dieser Zeitschrift war es praktischen Ärzt*innen für ihre spezifischen Arbeitsgebiete aktuelle Informationen und Hilfestellungen zu geben und deren Fragen zu reflektieren. Segel selbst publizierte 1911 in der Ars Medici als Sonderdruck die Arbeit „Sauerstoffklysmen bei Diarrhoe. Aus Dr. Segels Sauerstoff-Behandlungsstätte, „Ozonion“ in Wien“. Diese Publikation befindet sich heute in der Separata Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Titelblatt der ersten Nummer der Zeitschrift „Ars medici“

Isaak Segel verstarb am 28. September 1913 in Wien, Spitalsgasse 1a. Sein Bruder Binjamin Segel publizierte 1915 ein Buch mit dem Titel „Morija und Golgotha. Zum Andenken meines Bruders Dr. med. Isaak Segel“.

Sowohl seine Sauerstoff-Inhalationsstätte am Standort Spitalgasse 1a, als auch die an diesem Standort herausgegebene Zeitschrift „Ars medici“ wurden nach dem Ableben von Segel vom Mediziner Max Ostermann bis 1938 in Österreich und nach dessen Flucht vor den Nationalsozialisten in der Schweiz weitergeführt.

Quellen:

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0423, Segel Isak Eisig (Nationalien Datum 1890/91).

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0492, Segel Isak (Nationalien Datum 1894/95).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-1124, Segel Isaac Eisig (Rigorosum Datum 29.3.1898).

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 188-1124, Segel Isak (Promotion Datum 31.3.1898).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Segel Isak.

Literaturliste:

Segel, Isak: Sauerstoffklysmen bei Diarrhoe. Aus Dr. Segels Sauerstoff-Behandlungsstätte, „Ozonion“ in Wien. Sonderdruck aus: Ars medici. Schaffhausen: 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Seprata Bibliothek]

Keywords:

Ars medici, Medizin für alle, Herausgeber, Isak/Isaak Eisig Segel, Publizist, Redakteur, Sauerstofftherapie, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 5.12.1909. S. 11; Die Zeit. 29.12.1909. S. 49.

[2] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz. H. 3. 1914. S. 4.

[3] Arbeiter-Zeitung. 8.9.1907. S. 6.

Normdaten (Person) Segel, Isak Eisig: BBL: 39223; GND: 1033584185;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [177]: Wertheim, Gustav Carl – Dermatologe und Gründer der Heilanstalt Wertheim

Wertheim, Gustav Carl – Dermatologe und Gründer der Heilanstalt Wertheim

Text: Walter Mentzel

Gustav Wertheim wurde am 28. Oktober 1822 als Sohn des Mediziners Zacharias Wertheim und dessen Frau Johanna, geborene Baruch, in Wien geboren. Er war mit Wilhelmine Walcher (*zirka 1841, gest. März 1901) verheiratet, und hatte mit ihr mehrere Kinder, darunter die Tochter Camilla (1860-1940), die spätere Frauenrechtsaktivistin, die mit dem bekannten Rechtsphilosophen und Rechtspositivisten Georg Jellinek (1851-1911) verheiratet war.

Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin, promovierte 1847 zum Doktor der Medizin, trat danach in das Allgemeine Krankenhaus in Wien ein, und arbeitete hier ab 1851 als Sekundararzt erster Klasse an der Abteilung für Hautkrankheiten bei dem Professor Ferdinand Hebra (1816-1880). Er war Mitglied des Doctoren-Kollegiums und Mitglied und langjähriger Sekretär der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1854 gründete er nach einer längeren wissenschaftlichen Reise die Privatheilanstalt für Hauterkrankungen in Wien 4, Wiedner Hauptstraße 4 (Hungelbrunn)[1], die er 1857 in Wien 8, Lange Gasse Nr. 115 (später Nr. 53) in ein um 1700 erbautes Palais verlegte und gemeinsam mit Ärztekollegen das medizinische Angebot zu einer Gemeinschaftspraxis erweiterte.

Die Presse. 9.5.1854. S. 7.

Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 1. 1856, Sp. 15.

Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 36, 1857. Sp. 671.

1861 habilitierte er sich zum Privatdozenten für Hautkrankheiten an der Universität Wien, im Februar 1862 wurde sie angenommen.[2] Im Jänner 1865 erfolgte seine Berufung zum Primarius an die Rudolf-Stiftung,[3] wo er eine eigene Abteilung für Dermatologie leitete, und 1876 die Ernennung zum a.o. Professor für Dermatologie und Syphilis an der Universität Wien.[4] Im selben Jahr gab Wertheim seine Heilanstalt in Wien 8, Lange Gasse 53 an den Mediziner Albin Eder ab.

Wertheim veröffentlichte zahlreiche Artikel in der Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien sowie im Krippen-Kalender und in anderen zahlreichen wissenschaftlichen Zeitschriften, darunter in der Wiener medizinischen Wochenschrift die Studien „Coincidenz von Syphilis verschiedenster Form mit spitzen Condylomen“ (Nr. 19, 1867, Sp. 292-294 und Nr. 20, 1867, Sp. 307-309), „Ueber ein Verfahren zum Zwecke der Besichtigung des vorderen und mittleren Drittheiles der Nasenhöhle, (Nr. 18, 1869, Sp. 293-296 und Nr. 19, 1869, Sp. 317-320 und Nr. 20, 1869, Sp. 333-335), oder „Ausathmungsluft des gesunden und kranken Menschen und die Bestimmung des Kohlensäure- und Sauerstoffgehaltes“ (Nr. 3, 1876, Sp. 49-52 und Nr. 4, 1876, Sp. 73-75 und Nr. 5, 1876, Sp. 104-107 und Nr. 6, 1876, Sp. 128-131).

Die Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt von Wertheim die beiden Studien zur „Differentialdiagnose der verschiedenen syphilitischen Geschwüre“ und „Ueber den Lungengasaustausch in Krankheiten“, von letzterer befindet sich ein weiteres Exemplar in der Neuburger Bibliothek.

Weitere Arbeiten von Wertheim, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sind: „Untersuchungen über den Stoffwechsel in fieberhaften Krankheiten“, „Über den Bau des Haarbalges beim Menschen; ferner über einige den Haarwuchs betreffende Punkte“, „Das Coniin und Leucolein im Wechselfieber und Typhus“, und die 1881 die Monografie „Analytische Dioagnostik der Krankheiten im Gebiet der Dermatologie und Syphilidologie, verbunden mit therapeutischen Rathschlägen. Für angehende Ärzte verfasst“.

Widmung von Wertheim an Joseph Skoda (1805-1881), in: Das Coniin und Leucolein im Wechselfieber und Typhus.

Aus: Über den Bau des Haarbalges beim Menschen: Gezeichnet und lithographiert von Dr. Carl Heitzmann (1836-1896).

Gustav Wertheim verstarb am 8. Jänner 1888 in Wien.

Todesanzeige: Neue Freie Presse. 10.1.1888

Quellen:

Taufbuch/Konversion, Rk, Erzdiözese Wien, 4. Bezirk, St. Karl Borromaeus, 1859, Folio 119, Wertheim Gustav.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Dekanat, Rigorosenprotokoll 1821-1871Sign. 170-285r, Wertheim Gustav (Rigorosum Datum 1946).

UAW, Rektorat, Promotionsprotokoll 1840-1854, Sign. 176-605, Wertheim Gustav (Promotion Datum 1.6.1847).

UAW, Rektorat, Promotionsprotokoll 1840-1854, Sign. 176-287r, Wertheim Gustav (Promotion Datum 1852).

UAW, Rektorat, Promotionsprotokoll 1840-1854, Sign. 176-0496, Wertheim Gustav (Promotion Datum 1.6.1852).

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Wertheim Gustav 1888.

Literaturliste:

Wertheim Gustav: Differentialdiagnose der verschiedenen syphilitischen Geschwüre. Sonderdruck aus: Wiener medicinische Blätter. Wien: Wilhelm Braumüller k.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Gustav: Ueber den Bau des Haarbalges im Menschen; ferner über einige den Haarnachwuchs betreffende Punkte. (Mit 1 Tafel). (Vorgelegt in der Sitzung vom 28. April 1864). Sonderdruck aus: Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften mathem. naturwiss. Classe. Wien: k.k. Hof- und Staatsdruckerei 1864.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 50375]

Wertheim, Gustav: Das Coniin und Leucolein im Wechselfieber und Typhus. Wien: Braumüller, k.k. Hofbuchhändler 1849.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29039]

Wertheim, Gustav: Analytische Diagnostik der Krankheiten im Gebiete der Dermatologie und Syphilidologie verbunden mit therapeutischen Rathschlägen. Für angehende Aerzte verfasst. Wien: Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 49812]

Wertheim, Gustav: Ueber den Lungengasaustausch in Krankheiten. (Hierzu Tafel I-III). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medicin. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1875.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 49812]

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Wertheim Gustav, Dermatologie, Heilanstalt Wien, Arzt

[1] Die Presse. 23.4.1854. S. 3.

[2] Fremden-Blatt. 15.12.1861. S. 2; 16.2.1862. S. 3.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 24.1.1865. S. 30.

[4] Fremden-Blatt. 6.3.1876. S. 2; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 9.1.1888. S. 2.

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Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [176]: Jaques Popper – Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Kurarzt in Karlsbad

Jaques Popper – Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien, an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Kurarzt in Karlsbad

Text: Dr. Walter Mentzel

Jacques (Jaques, Jakob) Popper, geboren am 6. Jänner 1851 in Bukarest in Rumänien als Sohn von David und Anna Popper, war seit 1879 mit Adele Mintz (*zirka 1861-1916 Wien) verheiratet.

Popper studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1875 mit seiner Promotion ab. Er arbeitete danach mehrere Jahre als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und zuletzt an der Allgemeinen Poliklinik in Wien. 1888 verfasste er an der Allgemeinen Poliklinik im Laboratorium des Professors Samuel Basch (1837-1905) die Studie „Ueber die physiologische Wirkung des Strophantin“, die als Sonderdruck in der Zeitschrift für klinische Medizin erschien und sich an der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet.

Popper war neben seinem ärztlichen Beruf journalistisch für die Wiener medizinische Wochenschrift und die Internationale klinische Rundschau tätig und berichtete u.a. über die medizinischen Leistungen an Kliniken in Rumänien.[1] 1891 publizierte er unter der Rubrik „Briefe aus Rumänien“ einen Reisebericht über „Die medizinische Fakultät und die Spitäler in Bukarest“.[2]

1891 ließ er sich als Kurarzt in Karlsbad (heute: Karlovy Vary/CZ) nieder, wo er in den Sommermonaten als Brunnenarzt tätig war,[3] während er in Wien noch eine Arztpraxis führte. 1894 erschien von ihm in der Braumüller-Bade-Bibliothek die rumänische Ausgabe seiner Monographie „Carlsbad in Boemia“.

Popper war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[4] und seit 1878 der österreichisch-ungarischen Freimaurerloge „Humanitas“.[5]

Popper verstarb am 2. April 1898 bei der Durchreise in Berlin.[6] 1906 wurde er in Berlin enterdigt und am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Quellen:

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0073 (Nationalien Datum 1870/71), Popper Jakob.

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-287a (Rigorosum Datum 1874), Popper Jakob.

AUW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 186-301 (Promotion Datum 3.7.1875), Popper Jakob.

Friedhofsdatenbank Wien, Popper Jacques (Begräbnis 8.4.1906)

Literaturliste:

Popper, Jaques: Ueber die physiologische Wirkung des Strophantin. Aus dem Laboratorium des Prof. v. Basch in Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. Wien: L. Schumacher 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Allgemeine Poliklinik Wien, Jakob Jaques Popper, Karlsbad, Kurarzt, Rumänien, Arzt, Allgemeines Krankenhaus Wien,

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 14. 1896. Sp. 581-582.

[2] Internationale klinische Rundschau. 5.4.1891. Sp. 568-569; 12.4.1891, Sp. 609-612

[3] Internationale klinische Rundschau. 5.4.1891. Sp. 572.

[4] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 16. 1898. S. 399; Neue Freie Presse. 6.4.1898. S. 1; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.4.1898. S. 171.

[5] Das Vaterland. 28.9.1886. S. 4.

[6] Wiener Zeitung. 30.8.1898. S. 296.

Normdaten (Person) Popper, Jaques : BBL: 39138; GND: 1258991543

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [175]: Bamberger, Heinrich – Pathologe, Internist an der II. medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät Wien

Bamberger, Heinrich – Pathologe, Internist an der II. medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät Wien

Text: Walter Mentzel

Heinrich von Bamberger wurde am 27. Dezember 1822 als Sohn von Jakob Bamberger (1787-1861) und Theresia Henrietta (1797-1888), geborene Dormitzer, in Zvonarka bei Prag geboren. Er war seit 1854 mit Auguste, geborene Rechtenberg, verheiratet. Bamberger studierte nach Absolvierung des Akademischen Gymnasiums in Prag an den Fakultäten in Wien und Prag Medizin. Nach seiner Promotion an der Universität in Prag im Jahr 1847 zum Doktor der Medizin arbeitete er als Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Prag. Nachdem sein Lehrer Johann von Oppolzer (1808-1871) 1851 an die 2. Medizinische Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien berufen wurde, folgte Bamberger ihm als sein Assistent an die Klinik. Zu seinen Lehrern gehörten hier Josef von Skoda (1805-1881) und Carl von Rokitansky (1804-1878). Zwischen 1854 bis 1872 wirkte Bamberger als Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Würzburg, bis er 1872 zum Ordinarius für medizinische Pathologie, Therapie und Klinik ernannt die Nachfolge des verstorbenen Oppolzer an der II. medizinischen Klinik an der Universität Wien antrat und diese bis zu seinem Tod ausübte. In Würzburg publizierte er sein „Lehrbuch der Krankheiten des Herzens“. Im April 1872 hielt er seine Antrittsvorlesung an der medizinischen Klinik, die in der Wiener medizinischen Wochenschrift abgedruckt ist.[1] Als Pathologe und Internist führte Heinrich Bamberger die Laboratoriumsmedizin und die Mikroskopie in die Innere Medizin ein.


Heinrich von Bamberger

Seit 1886 war Bamberger Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. 1888 gründete er gemeinsam mit Ernst Fuchs (1851-1930) die „Wiener klinischen Wochenschrift“. Daneben war er Vorstand des Vereins zur Pflege kranker Studierender in Wien.[2] Sein Sohn Eugen von Bamberger (*5.9.1858 Würzburg, gest. 4.10.1921 Wien) arbeitete ebenfalls als Mediziner.

Heinrich von Bamberger verstarb am 9. November 1888 in Wien.[3] Ein umfassender Nachruf von Prof. Theodor Meynert (1833-1892), gehalten vor der Gesellschaft der Ärzte, findet sich in der Wiener klinischen Wochenschrift abgedruckt.[4]

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt den Bestand der früheren II. Medizinischen Klinik, die zirka 1913/14 zum Aufbau des ehemaligen Institut für Geschichte der Medizin übernommen wurde. Im Bestand der Zweigbibliothek befinden sich heute zahlreiche seiner Arbeiten.

Eine ihm gewidmete Büste als Denkmal befindet sich seit 1899 im Arkadenhof der Universität Wien.

Quellen:

Neue Freie Presse. 14. Mai 1914. S. 9.

Neues Wiener Journal. 16.12.1920. S. 3.

Die Neuzeit. 10.11.1888. S. 3.

Neuburger, Max: Heinrich von Bamberger. Der Begründer der Wiener klinischen Wochenschrift. In: Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 50. 1937. S. 2-4.

Literaturliste:

Bamberger, Heinrich von: Lehrbuch der Krankheiten des Herzens. Wien: Braumüller 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 860]

Keywords:

Bibliothek, Heinrich Bamberger, Internist, Pathologe, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 17. 1872. Sp. 415-417.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung. 7.12.1886. S. 5.

[3] Neue Freie Presse, 10.11.1888. S. 6 und S. 2 (Abendblatt).

[4] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 35. 1888. S. 713-717.

Normdaten (Person) Bamberger, Heinrich : BBL: 39061; GND: 119034581

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39061 (24.05.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 05 24
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [174]: Albin Eder – Gründer und Leiter der Privat- Heilanstalt „Albin Eder“. Der Vorgängerinstitution des „Sanatorium Fürth“

Albin Eder – Gründer und Leiter der Privat- Heilanstalt „Albin Eder“. Der Vorgängerinstitution des „Sanatorium Fürth“

Text: Dr. Walter Mentzel

Albin Eder wurde am 3. Oktober 1830 in Melk in Niederösterreich als Sohn von Joseph Eder (1800-1860) und Maria, geborene Pfahler, geboren. In erster Ehe war er seit 1855 mit Sophie Auguste Pauer (1825-1881) verheiratet,[1] in zweiter mit Marie Edler von Rebhann-Aspernbruck.[2] Er studierte an der Universität Wien Medizin, promovierte im März 1854 zum Doktor der Medizin und erhielt im Juli 1854 die Sponsion im Fach Chirurgie. Im Juli 1854 wurde er zum Schriftführer einer Kommission im Allgemeinen Krankenhaus bestellt, die die vom Ministerium des Inneren mit Erlass bewilligte Behandlungsmethode an Krebserkrankter durch den Chirurgen Prof. Nicola Landolfi begleiten sollte.[3] Zu dieser Zeit eröffnete Eder eine private Ordination am Neuen Markt in Wien[4] und arbeitete als Sekundararzt und Internist an der 4. Medizinischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, von der er 1855 an die Abteilung für Syphilis wechselte.[5] Er referierte regelmäßig im medizinischen Doctoren-Kollegium und war Mitglied des Unterstützungs-Vereines für aus der hiesigen k.k. Irren-Anstalt geheilt entlassenen hilflosen Personen.[6]

1859 trat er als Zivilarzt in das Garnisonsspital Nr. 2 am Rennweg in Wien ein, und übernahm die Leitung einer chirurgischen Abteilung,[7] über deren Leistungen er in der Österreichischen Zeitschrift für praktische Heilkunde (1859) berichtete.[8] Hier hatte er im Sommer 1859 vor allem Verwundete aus dem Sardinischen Krieg und der Schlacht von Solferino zu betreuen.

Dr. Eder’s Privat-Heilanstalt

Im Jahr 1865 übernahm Eder die in Wien in der Josefstadt in der Lange Gasse 53 (vormals Nr. 115),[9] in dem um 1700 erbauten Palais (Karl August von Damian) gelegene und von Dr. Gustav Wertheim geführte Privat-Heilanstalt.[10]

Fremden-Blatt. 31.12.1865. S. 25.

Das hier angebotene medizinische Repertoire reichte von chirurgischen Eingriffen bis zur Gynäkologie, Dermatologie oder der Augenheilkunde und richtete sich vor allem an zahlungskräftige Patient*innen aus dem In- und Ausland. Die an dieser Anstalt behandelnden Ärzte zählten zu den renommiertesten Wiens, darunter Theodor Billroth (1829-1894), Johann von Dumreicher (1915-1880), Leopold von Dittel (1815-1898), Carl Ludwig Sigmund (1810-1883), Ferdinand Arlt (1812-1887), Franz Pitha (1810-1875), Gustav Braun (1829-1911), Adam Politzer (1835-1920), Heinrich von Bamberger (1822-1888) u.a. Eder publizierte jährliche ärztliche Berichte über die Arbeiten an dieser Anstalt.

Die Privat-Heilanstalt Dr. Albin Eder in Wien (späteres „Sanatorium Fürth)

In den Jahren 1886/87 ließ Eder in der Schmidgasse 14 in Wien Josefstadt durch den Architekt Prof. Hans Wilhelm Auer und dem bereits durch seine Arbeiten an der Ringstraßengebäuden bekannten Baumeister Johann Sturany (1831-1912)[11] auf einem Areal von 2530 m² auf 993 m² eine vierstöckige private Heilanstalt errichten, die er mit den modernsten medizintechnischen Geräten ausstatten ließ. Sie besaß eine eigene Zentralheizanlage sowie eine Warmwasseranlage und war vollständig elektrifiziert. Ein eigenes Ventilationssystem leitete den Luftstrom aus der Gartenanlage in die einzelnen Räume der Anstalt. Nach deren Fertigstellung übersiedelte er seine Anstalt an den neuen Standort.

Neue illustrierte Zeitung. 29.5.1887. S. 12.

Auch hier richtete sich das Angebot der Anstalt an finanzkräftige Patient*innen, die sich dem öffentlichen Spitalswesen verweigerten und ein luxuriöses Ambiente bevorzugten. Die Anstalt wurde im Mai 1887 eröffnet und enthielt vierzig Krankenzimmer, sowie Operationsräume, Dampfbäder, Gesellschafts- und Konversationsräume, Salons u.a. Sie galt besonders wegen ihrer hygienischen Standards und wegen der umfassenden Pflegeeinrichtungen als Musteranstalt. Wie schon in den Jahren zuvor bestand das medizinische Personal vor allem aus renommierten Medizinern aus dem Allgemeinen Krankenhaus in Wien, während als hauseigene Ärzte neben Albin Eder nur zwei Assistenzärzte fungierten sowie sein Sohn, der Mediziner Albin Eder jun. (1859-1916), und seine Tochter, die sich den organisatorischen Belangen der Anstalt widmete. Eder erhielt 1879 den Titel kaiserlicher Rat,[12] war Träger des Ritter des Franz Josefs-Ordens, und Mitglied des Doctoren-Kollegiums sowie der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Mit 1. Juli 1895 erwarb der Mediziner Julius Fürth (1859-1923) das Sanatorium, der es erweiterte und unter dem Namen „Sanatorium Fürth“ weiterführte.[13]

Die von Albin Eder jährlich herausgegebenen ärztlichen Berichte der Privat-Heilanstalt finden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin im Bestand der Obersteiner-Bibliothek.

Eder verstarb am 14. November 1911 in Wien.

Neue Freie Presse. 25.11.1911. S. 29.

Skizzen der Privat-Heilanstalt „Albin Eder“, Wien 8, Schmidgasse 14. Aus: Allgemeine Bau-Zeitung. 1888. Blatt. 1-10.

Quellen:

Geburtsbuch RK, Diözese St. Pölten, 1830, Sign. 01-06, Melk, Eder Albinus.

UAW, Medizinische Fakultät, Rigorosenprotokolle, Sign. 170-49a, Eder Albin (Rigorosum Datum 1853).

UAW, Rektorat, Medizinische Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-1104, Eder Albin (Promotion Datum 27.3.1854).

Literaturliste:

Aerztlicher Bericht der Privat-Heilanstalt des Dr. Albin Eder von dem Jahre …. Hg.: Privatheilanstalt des Dr. Albin Eder. Wien: 1877-1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Obersteiner Bibliothek, Sign.: HOB-Bh-E]

Keywords:

Albin Eder, private Heilanstalt, Sanatorium, Wien, Arzt

[1] Neue Freie Presse. 19.10.1881. S. 4.

[2] Die Presse. 18.6.1893. S. 7.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien. 1. Bd. 1855. S. 533

[4] Fremden-Blatt. 20.10.1854. S. 16.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 23. 1855. Sp. 366.

[6] Wiener Zeitung. 6.1.1857. S. 48.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.7.1859. S. 214.

[8] Jahrbücher der in- und ausländischen gesammten Medizin. Bd. 104. 1859. S. 383.

[9] Vollständiges Orientierungs-Häuserschema zur neuen Häuser-, Gassen- und Strassen-Ordnung der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien. 1864: S. 103.

[10] Krippen-Kalender für das Jahr 1865, Jahrbuch für Frauen und Mütter. Wien: 1865. S. 74; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 2.5.1865. S. 144.

[11] Allgemeine Bauzeitung. Nr. 4. 1888, S. 8ff.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 26. 1879. Sp. 727.

[13] Neue Freie Presse. 23.6.1895. S. 6.

Normdaten (Person) Eder, Albin: BBL: 38987GND:1258191423

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [173]: Arthur Katz – Privatdozent für innere Medizin, Assistent an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Leiter des chemischen Laboratoriums im Rothschild-Spital

Arthur Katz – Privatdozent für innere Medizin, Assistent an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Leiter des chemischen Laboratoriums im Rothschild-Spital

Text: Dr. Walter Mentzel

Arthur Katz wurde am 26. Juli 1863 in Prag geboren und war seit 1910 mit Marianne Bertha Ulrich Edle von Trenkheim, der Tochter des k.k. Generalmajors Heinrich Ulrich Edler von Trenkheim (1847-1914), verheiratet. Katz absolvierte 1881 die Matura in Wien und begann im selben Jahr an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er im März 1887 mit seiner Promotion abschloss. Danach war er kurz als Assistenzarzt in der Reserve im Garnisons-Spital 11 in Prag tätig,[1] und nahm danach seine medizinisch-wissenschaftliche und ärztliche Laufbahn als Sekundararzt im Rothschild-Spital unter dem Professor für innere Medizin im Rothschild-Spital und Abteilungsvorstand des in der von ihm mitbegründeten Allgemeinen Poliklinik in Wien, Leopold Oser (1839-1910), auf. Hier publizierte er 1890 in der Wiener medizinischen Wochenschrift „Eine Modifikation des Sjöquist’schen Verfahrens der Salzsäurebestimmung der Magensäfte“,[2] 1891 in derselben Zeitschrift über „Die klinische Bedeutung der Urobilinurie“.[3] 1892 veröffentlichte er in der Internationale klinischen Rundschau den Artikel „Ueber die Beziehung der Chlorausscheidung zu Erkrankungen des Magens“.[4]

Zu dieser Zeit arbeitete er auch mit Emil Berggrün vom St. Anna-Kinderspital zusammen, mit dem er 1891 den „Beitrag zur Kenntnis der chronisch-tuberculösen Peritonitis des Kindesalters[5] und 1892 den „Beitrag zur Kenntnis der Fettresorption[6] verfasste.

1892 wurde er zum Assistenten von Julius Mauthner (1852-1917) am chemischen Laboratorium der Allgemeinen Poliklinik bestellt.[7] 1899 publizierte er hier in der Wiener medizinischen Wochenschrift „Semiotische Bedeutung der Zusammensetzung des Kothfettes“.[8]

Nach seiner 1901 erfolgten Habilitation im Fach innere Medizin[9] wurde er im Februar 1901 auf Beschluss des Doctoren-Kollegiums und mit Bestätigung des Ministeriums für Cultus und Unterricht zum Privatdozenten an der Medizinischen Fakultät Wien ernannt.[10] Im Dezember 1901 begann er in der Wiener medizinischen Wochenschrift die Artikelserie zu „Die Chemie im Dienste des praktischen Arztes“.[11]

1902 erfolgte seine Berufung zum Leiter des chemischen Laboratoriums des Rothschild-Spitals.[12] Hier arbeitete er mit Robert Lichtenstern (1874-1955) zusammen, mit dem er 1906 die Studie „Über funktionelle Nierendiagnostik und Phloridzindiabetes[13] und 1911 die „Experimentelle Studien zur Nierenfunktion II“ verfasste. 1914 erschien von ihm als Sonderdruck seine „Experimentelle Untersuchungen über Autoimplantation von Nierengewebe“ im Archiv für die gesamte Physiologie“ und im selben Jahr in der Biochemischen Zeitschrift „Über eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nach Laparatomie“. Diese Arbeiten befinden sich heute in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

1912 erhielt er den Titel kaiserlicher Rat.[14] Während des Ersten Weltkrieges leitete er eine Abteilung im Reservespital Nr. 14 in Wien.[15] Katz verstarb am 27. Oktober 1917 in Wien

Neue Freie Presse. 28.10.1917. S. 17.

Seine Ehefrau Marianne (*1884), die wie Arthur Katz jüdischer Herkunft war, wurde am 3. Dezember 1941 von Wien nach Riga deportiert und ermordet.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1910, Katz Arthur, Marianne Bertha Ulrich von Trenkheim.

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134-0172, Katz Arthur (Nationalien Datum 1882/83).

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134-0270, Katz Arthur (Nationalien Datum 1886/87).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll 1872-1894, Sign. 177-191a, Katz Arthur (Rigorosen Datum 1883).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokoll 1874-1890, Sign. 186-1974, Katz Arthur (Promotion Datum 26.3.1887).

AUW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Universitätsdirektion, Personalblätter, Senat S 304.587 Katz Arthur.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 39.883, Katz Marianne.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Katz Marianne.

Literaturliste:

Lichtenstern, Robert und Arthur Katz: Über funktionelle Nierendiagnostik und Phloridzindiabetes. Vortrag, gehalten auf der 77. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Meran. Aus der chirurgischen Abteilung (Vorstand: Prim. Privatdoz. Dr. Otto Zuckerkandl) und de chemischen Laboratorium (Vorstand: Privatdoz. Dr. Arthur Katz) der Rothschild-Stiftung in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12902]

Katz, Arthur und Robert Lichtenstern: Experimentelle Studien zur Nierenfunktion II. Sonderdruch aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Katz, Arthur: Experimentelle Untersuchungen über Autoimplantation von Nierengewebe. (Mit Tafel IV und V.) Sonderdruck aus: Archiv für die ges. Physiologie. Bonn: Verlag von Martin Hager 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Katz Arthur und Robert Lichtenstern: Über eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels nach Laparatomie. Sonderdruch aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Allgemeine Poliklinik, Arthur Katz, Innere Medizin, Rothschild-Spital, Arzt, Wien

[1] Wiener Allgemeine Zeitung. 15.2.1888. S. 2.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 51. 1890. Sp. 2193-2195.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 28. 1891. Sp. 1193-1195; Nr. 29. 1891. Sp. 1225-1228; Nr. 30. 1891. Sp. 1265-1268; Nr. 31. 1891. Sp. 1295-1297; Nr. 32. 1891. Sp. 1326-1330.

[4] Internationale klinische Rundschau. 1892. Sp. 382-387.

[5] Wiener klinische Rundschau. 12.11.1891. S. 858-861.

[6] Internationale klinischen Rundschau. Nr. 12. 1892. S. 466-471.

[7] Die Presse. 29.12.1892. S. 10.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 4. 1899. Sp. 153-158; Nr. 5. 1899. Sp. 214-219; Nr. 6. Sp. 266-268.

[9] Internationale klinische Rundschau. Nr. 8. 1901. S. 136.

[10] Wiener Zeitung. 16.2.1901. S. 3.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 1901. Sp. 2345-2349; Nr. 1. 1902. Sp. 28-30; Nr. 2. 1902. Sp. 77-81; Nr. 4. 1902. Sp. 190-191.

[12] Die Neuzeit. 7.3.1902. S. 97.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 18. 1906. Sp. 857-861; Nr. 19. 1906. Sp. 926-931.

[14] Die Zeit. 24.5.1912. S. 5.

[15] Wiener Allgemeine Zeitung. 2.11.1917. S. 2-3.

Normdaten (Person) Katz, Arthur: BBL: 38941; GND:134087372

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [172]: Berggrün, Josef Emil – Kinderarzt, NS-Verfolgter

Berggrün, Josef Emil – Kinderarzt, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Emil Berggrün wurde am 23. Oktober 1864 in Wien in der Leopoldstadt als Sohn des aus Brody in Galizien stammenden praktischen Arztes und Sanitätsarzt der Kaiser Ferdinand Nordbahn, Maximilian Berggrün (1833-1910), und der aus Wien stammenden Emilie Engel (1840-1912) geboren. Seit 1897 war er mit Charlotte Latzko (7.8.1876 Wien) verheiratet.

1882 nahm er das Studium der Medizin an der Universität Wien auf und schloss es 1885 mit dem Rigorosum und 1888 mit der Promotion ab. Danach arbeitete er am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität Wien, wo er 1888 gemeinsam mit Jakob Pal (1863-1936) im medizinischen Jahrbuch die Studie „Ueber Centren der Dünndarm-Innervation“ publizierte.[1] 1890 verfasste er in den von Salomon Stricker (1834-1898) herausgegebenen „Arbeiten aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie der Wiener Universität“ wiederrum gemeinsam mit Pal die Fortsetzung der Untersuchungen zu „Centren der Dünndarm-Innervation“, in der er sich mit der Einwirkung des Opiums beschäftigte. Im selben Band veröffentlichte er noch den Artikel „Bemerkungen über den lokalisierten Hydrops“. Zu dieser Zeit schrieb Berggrün regelmäßig Rezensionen für die Wiener medizinische Wochenschrift.

Seit 1891 war Berggrün im St. Anna-Kinderspital als Aspirant an der Klinik Professor Hermann von Widerhofer (1832-1901) beschäftigt und ab 1892 als Aspirant an der Abteilung des Kinderarztes und ehemaligen Assistenten von Widerhofer, Professor Alois Monti (1839-1909), tätig. Im Dezember 1892 kam es zu seiner Ernennung zum Assistenten der Kinderspitalsabteilung anlässlich der Eröffnung des neuen Hauses der Poliklinik.[2] Nach dem Tod von Monti übernahm er 1909 die provisorische Leitung der Abteilung[3] und wurde später zu deren Vorstand ernannt. Berggrün arbeitete mit dem Mitarbeiter des chemischen Laboratoriums Arthur Katz im Rothschild-Spital zusammen, mit dem er 1891 den „Beitrag zur Kenntnis der chronisch-tuberculösen Peritonitis des Kindesalters“,[4] 1892 den „Beitrag zur Kenntnis der Fettresorption[5] sowie den Aufsatz „Experimentelle Beiträge zur Kreislaufphysiologie des Neugeborenen“ publizierte.

Mit Alois Monti verfasste er 1892 die 125 Seiten starke Monografie „Die chronische Anämie im Kindesalter“ und publizierte mit ihm noch 1894 im Archiv für Kinderheilkunde „Ueber die im Verlaufe der lobären Pneumonie der Kinder auftretenden Veränderungen des Blutes“. Berggrün erstellte regelmäßig die Jahresberichte der Kinder-Abteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien, wovon die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin in der Separata-Bibliothek jenen aus dem Jahr 1893 besitzt.

Unter seinen zahlreichen Publikationen in Fachzeitschriften wie dem Archiv für Kinderheilkunde sind noch u.a. jene 1893 gemeinsam mit D. Rywosch veröffentlichte Studie „Ueber das Verhalten des leukämischen Blutes bei Einleitung von Kohlensäure“,[6] die 1897 gemeinsam mit Ferdinand Winkler erstellte Arbeit „Ueber eine massanalytische Bestimmungsmethode der Eiweisskörper in der Frauenmilch[7] und der 1904 publizierte Vortrag in der Sitzung des Klub der Wiener Kinderärzte über „Die Bakterien der Milch“ (2. Teil)[8] zu nennen.

Berggrün war Mitglied und Schriftführer des Klubs der Wiener Kinderärzte, engagierte sich in der 1902 gegründeten Österreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels,[9] und betreute wie Josef Winterberg und Franz Josef Beer unentgeltlich die Kinder von Mietern in der von der Kaiser Franz Josephs I.-Jubiläums-Stiftung Volkswohnung und Wohlfahrtseinrichtungen finanzierten und unterhaltenen Breitenseer Kolonie im Lobmeyr-Hof.[10] 1908 gehörte er neben Theodor Escherich (1857-1911), Max Kassowitz (1842-1913), Wilhelm Knöpfelmacher (1866-1938), Karl Josef Friedjung (1871-1946) u.a. dem von Ernst Finger (1856-1939) und Gustav Riehl (1855-1943) ins Leben gerufenen Komitee zur Gründung eines Heimes geistig behinderte Kinder und kranker Säuglinge an, das vom Pestalozzi-Verein zur Förderung des Kinderschutzes und Jugendfürsorge initiiert worden war.[11] Weiters war er Mitglied des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht[12] und des Vereins des Österreichischen Patriotischen Hilfsvereines, zugleich Landes-Hilfsverein vom Roten Kreuz für Niederösterreich.

Im Ersten Weltkrieg wurde er 1915 als Landsturm-Assistenzarzt in Anerkennung besonderer Verdienste um die militärische Sanitätspflege im Kriege,[13] und 1918 als Mitarbeiter bei der „Zentralstelle der Flüchtlingsfürsorge für jüdische Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina“ ausgezeichnet.[14] Nach dem Krieg arbeitete er als praktischer Kinderarzt in Wien. 1920 wurde er zum Chefarzt des vom Verein zur Errichtung und Erhaltung von Heimen für Kriegswaisen und für verlassene Kinder und unter der Obmannschaft des ehemaligen Leiters der „Zentralstelle der Flüchtlingsfürsorge“ Rudolf Schwarz-Hiller stehenden und neu errichteten Kinderambulatoriums „Unter den Weißgerbern für Unbemittelte“ ernannt.[15] 1927 erhielt er den Titel Ministerialrat durch das Bundesministerium für soziale Verwaltung verliehen.[16]

Emil Berggrün und seine Ehefrau Charlotte sowie ihre beiden Kinder Helene und Annie, die jüdischer Herkunft waren, gelang nach dem „Anschluss“ im März 1938 die Flucht vor den Nationalsozialisten über Havanna 1942 nach Miami in die USA. Berggrün verstarb am 4. August 1948 in San Francisco in Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1864, Berggrün Emil Josef.

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0147, Berggrün Emil Josef (Nationalien Datum, 1882/83).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-27a (Rigorosen Datum 1885), Berggrün Emil Josef.

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 186-2261 (Promotion Datum 8.8.1888), Berggrün Emil Josef.

California, Northern U.S. District Court Naturalization Index, 1852-1989, Josef Emil Berggruen, California Death Index, 1940-1997, Emil Berggruen, 04 Aug 1948; Department of Public Health Services, Sacramento.

OeStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds, Zl. 9062, Berggrün Charlotte

Literaturliste

Pal, Jakob und Emil Berggrün: Ueber Centren der Dünndarm-Innervation. Sonderdruck aus: Medizinische Jahrbücher. Wien: Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Berggrün, Emil: Experimentelle Beiträge zur Kreislaufphysiologie des Neugeborenen. Aus dem Laboratorium des Professor v. Basch. Sonderdruck aus: Archiv für Kinderheilkunde. Wien: o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Monit, Alois und Emil Berggrün: Die chronische Anämie im Kindesalter. Mit 4 farbigen Tafeln. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Biblitohek, Sign.: 46870]

Berggrün, Emil: Jahresbericht über die im Jahre 1893 auf Prof. Monti’s Kinderspitals-Abteilung der Allgem. Poliklinik in Wien aufgenommenen Kranken. Sonderdruck aus: Archiv für Kinderheilkunde. Stuttgart: Enke o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Rywosch, D. und Emil Berggrün: Ueber das Verhalten des leukämischen Blutes bei Einleitung von Kohlensäure. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Keywords:

Emil Josef Berggrün, Kinderarzt, NS-Verfolgter, St. Anna Kinderspital, Arzt, Wien

[1] Internationalen klinischen Rundschau. 1889. S. 1059

[2] Neue Freie Presse. 29.12.1892. S. 4; Wiener Zeitung. 29.12.1892. S. 3.

[3] Neue Freie Presse. 5.11.1909. S. 7.

[4] Wiener klinische Rundschau. 12.11.1891. S. 858-861.

[5] Internationalen klinischen Rundschau. Nr. 12. 1892. S. 466-471.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 1893. S. 1002-2003.

[7] Wiener klinische Wochenschrift. 11.3.1897. S. 229-232.

[8] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 2.2.1904. S. 49-50 und 9.2.1904. S. 61.

[9] Bericht der Oesterreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels über das Vereinsjahr 1908 und Generalversammlungs-Protokoll vom 18.5.1909. S. 41

[10] Der Bautechniker. 1912. S. 645.

[11] Neue Freie Presse. 19.3.1908. S. 9.

[12] Jahresbericht des Vereines für realgymnasialen Mädchenunterricht. 1914.

[13] Neue Freie Presse. 14.9.1915. S. 9.

[14] Die Zeit. 2.1.1918. S. 5.

[15] Neues Wiener Journal. 25.3.1920. S. 7.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 4. 1927. S. 141.

Normdaten (Person) Berggrün, Emil: BBL: 38888; GND: 1257111744

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