Archiv der Kategorie: Medizinhistorische Bestände der Ub MedUni Wien

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [12]: „Exlibris F u E. Erben“

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [12]:

Exlibris F u E Erben

Akt-Exlibris: Hand in Hand läuft ein nacktes Paar (Ganzfiguren im Profil nach links) einen mit Steinen bedeckten Hügel entlang. Die Frau mit wallendem Haar ist dem Mann einen Schritt voraus. Die Szenerie ist durch starke Kontraste von Licht und Eigenschatten gekennzeichnet, die durch den Schwarzlinienschnitt erzeugt werden. Unten Schriftfeld „Exlibris F u E. Erben“

Exlibris in situ:

Populäre Schriften

Boltzmann, Ludwig, 1844-1906 [VerfasserIn]
1905
 


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Hermann von Helmholtz als Mensch und Gelehrter

Epstein, Sigismund Stefan, 1866- [VerfasserIn]
1896
 
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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

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„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [10]: Exlibris Adolf v. Peckenzell-Mandl

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [10]:

Heraldisches Exlibris: Die Medaille zeigt in der Mitte im langgezogenen, stehenden Vierpass mit Halbkreisbögen und Verzierungen ein ovales Wappen mit Adelskrone, das unten entlang des Randkreises am mehrreihigen Lorbeerkranz angenietet ist. Der rote Schild ist durch eine silberne Mauer mit drei roten Punkten an den Zinnen rechtsgeschrägt und zeigt in Silber eine steigende Gämse. Dazu wird ein gekrönter Helm geführt: zu roten Decken eine wachsende Gämse. Im Reif steht in Versalien „FREIHERR-ADOLF.. v. PECKENZELL-MANDL“.

Exlibris in situ:
Pompéi et les Pompéiens
Monnier, Marc, 1827-1885 [VerfasserIn], 1870
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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [115]: Frida Becher von Rüdenhof (1874-1951) – Medizinerin – Frauenrechtsaktivistin – NS-Verfolgte

Frida Becher von Rüdenhof (1874-1951) – Medizinerin – Frauenrechtsaktivistin – NS-Verfolgte

Text: Dr. Walter Mentzel

Frida (Frieda) Becher, geborene Perels, wurde am 30. September 1874 in Wien als Tochter von Emil Perels (*9.7.1837 Berlin, gest. 4.9.1893 Niederdorf in Südtirol) und Rose (gest. 23.3.1882), geborene Volkmar, geboren. Ihr Vater Emil Perels war Techniker und Maschinenbauingenieur, der nach seiner Habilitation am Gewerbeinstitut in Berlin zunächst an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sein Spezialgebiet landwirtschaftliche Maschinentechnik lehrte und seit 1873 als Professor, seit 1877 als Dekan der landwirtschaftlichen Sektion, sowie 1880/81 als Rektor an der Universität für Bodenkultur in Wien wirkte. Sein Bruder Ferdinand Paul Perels (1836-1903) war ein Militärjurist, Mitglied der kaiserlichen Admiralität und Direktor des Marineamtes und Seerechtsfachmann der deutschen Marine, der an der Marineakademie Kiel unterrichtete.

Frida heiratete 1895 den General der k.u.k. Armee, Carl Ritter Becher von Rüdenhof (*15.1.1867, gest. September 1945 Klagenfurt),[1] dessen Familie 1881 das Heimatrecht in Österreich verliehen bekam, und mit dem sie gemeinsam die Tochter Hertha hatte. Sie absolvierte ein Lehrerinnenseminar in Berlin, maturierte erst mit 36 Jahren im Jahr 1910 in Graz und begann danach mit dem Studium an der Medizinischen Fakultät in Wien, das sie im 1915 mit ihrer Promotion abschloss.[2]

Ihre späte medizinische Laufbahn begann sie zwischen 1915 und 1918 als Assistentin im Sophienspital bei Professor Nikolaus Jagić (1875-1956). 1919 wurde sie Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien[3] und zwischen 1920 und 1922 war sie als Assistentin an der Wiener Poliklinik tätig, führte daneben ab 1918 eine eigene Praxis für interne Medizin und arbeitete als Kinderärztin. Becher war Mitglied des von Maria Lang (1858-1934) und Else Federn (1873-1946) gegründeten Vereins Wiener Settlement in Ottakring, einem Hilfswerk, das sich verarmten Kindern annahm und der Weiterbildung von Müttern widmete,[4] und engagierte sich hier seit spätestens 1906.[5] Zwischen 1922 und 1926 arbeitete sie als Vertrauensärztin der Unionsbank und unterrichtete Anatomie und Hygiene an der Fachlehranstalt für Bekleidungsgewerbe in Wien. 1937 erhielt sie den Titel des Medizinalrates.[6]

Abb. 1    Das Wort der Frau. 20.9.1931. S. 1.

Weiters war sie Mitglied in der am 9.2.1919 gegründeten Österreichischen Ärztinnenorganisation (OÄÖ) und nahm als Vertreterin der österreichischen Ärztinnen im September 1931 gemeinsam mit der Präsidentin der Organisation der Ärztinnen Wien Marianne Bauer-Jokl (1885-1980), der korrespondierenden nationalen Sekretärin des Internationalen Ärztinnenverbandes Dora Brücke-Teleky (1879-1963), sowie mit Jenny Adler-Herzmark (1877-1950), Pauline Feldmann und Hedwig Fischer-Hofmann am 4. am Internationalen Ärztinnenkongress in Wien sowie gemeinsam mit Marianne Bauer-Jokl und Dora Brücke-Teleky am 7. Internationalen Ärztinnenkongress in Stockholm 1934 teil.[7]

Abb. 2    Links im Bild Frida Becher-Rüdenhof. Daneben von links nach rechts: Dora Brücke-Teleky, Alfreda Widerhof, Marianne Bauer-Jokl, Gisa Kanriner, Pauline Feldmann und Dr.in Stein. Der Tag. 17.9.1931. S. 12.

Sie publizierte eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten darunter in der Wiener medizinischen Wochenschrift „Ein Fall von Spontanheilung bei allgemeinen Hydrop“[8] und über Blutkörperchensenkungsprobe und gynäkologische Diagnostik[9] sowie weiters:

Abb. 3    Becher, Frida: Ueber gehäuftes Auftreten von Achlorhydrie. Sepratabdruck aus Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universität-Buchhändler 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Abb. 4    Becher, Frida: Klinische Beobachtungen bei der Pleuritis. Separatabdruck aus Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k.u.k. Hofbuchhändler 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Abb. 5    Becher, Frida: zur Hämatologie der Grippe. Separatabdruck aus Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller Universitäts-Buchhändler 1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Neben medizinischen Fachbeiträgen publizierte sie Reisebeschreibungen, wie „In der Heimat Tut-Ench-Amuns,[10] den Aufsatz „als europäische Ärztin im Harem“[11] und übersetzte Texte wie „Die Judengemeinde von Saloniki“.[12] 1904 nahm sie am 28. Sprach- und Literaturkongresses in den Niederlanden teil.

Schon früh war Frida Becher in der bürgerlichen Frauenbewegung in Wien aktiv. Seit der Gründung im Jahr 1903 engagierte sie sich im „Neuen Frauenklub“,[13] 1905 in der „Frauenrechtsschutz-Akademie“[14] und trat für die selbständige berufliche Erwerbstätigkeit von Frauen ein. In den 1930er Jahren war sie die Leiterin der Eheberatungsstelle in der unter der Führung von Marianne Hainisch (1839-1936) gegründeten Österreichischen Frauenpartei, und nahm an deren Versammlungen als Referentin teil.[15] Ebenfalls aktiv war sie gemeinsam mit Marianne Hainisch im 1925 gegründeten Klub „Willkommen in Österreich“.[16]

Frida Becher arbeitete 1938 als Fachärztin in Wien 8, Florianigasse 15. Da ihr Vater Emil Perels, wie ebenso dessen Bruder Ferdinand, vom Judentum zum evangelischen Glauben AB konvertiert waren, war sie aufgrund der NS-Rassengesetze nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Sie gehörte zu den 11 Ärztinnen, die ab September 1938 in Wien zur Behandlung der jüdischen Bevölkerung zugelassen wurden.[17] Becher überlebte den Holocaust und arbeitete nach dem Krieg, nachdem sie im Geschädigtenreferat der Ärztekammer Wien auf der Liste der durch den Nationalsozialismus geschädigten, Praxis ausübenden Ärzte registriert worden war,[18] als praktische Ärztin in Wien 8, Wickenburggasse 17. Sie verstarb am 5. November 1951 in Wien.

Ihr Bruder, Emil Perels (*17.6.1880 Wien), der im österreichischen Credit-Institut für öffentliche Unternehmungen und Arbeiten sowie als Verwaltungsrat einer Reihe österreichischer Unternehmen und als Direktor der Gipswerke Schottwien-Semmering tätig war, studierte 1938 an der Universität Wien Philosophie und Geschichte und lebte bis 1938 in Wien 8, Florianigasse 15 und zuletzt bei Carl und Frida Becher in Wien 8, Wickenburggasse 17. Er wurde am 24.9.1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 16.10.1944 in das KZ Auschwitz überstellt und ermordet.[19] Der Sohn ihres Onkels Ferdinand, Kurt Perels beging 1933 Suizid, ein weiterer Sohn, Ernst Perels, starb kurz nach seiner der Befreiung aus dem KZ Flossenbürg 1945, und einer ihrer Neffen wurde im Februar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und erschossen.

Ihre Tochter Hertha (*18.11.1896 Pola/Istrien), die 1914 in Pola maturiert und ebenfalls an der Universität Wien Medizin studiert und 1921 promovierte hatte, erhielt ihre weitere Ausbildung zur Kinderärztin an der Kinderklinik von Clemens Pirquet (1874-1929).[20] Nach dem „Anschluss“ wurde sie, die bis dahin als Schul- und Kinderärztin in Wien gearbeitet hatte, 1939 von den Nationalsozialisten vom Dienst entlassen und mit Berufsverbot belegt. Sie überlebte den Holocaust und verstarb 1987 in Wien.

[1] Kärntner Nachrichten. 20.9.1945. S. 3.

[2] UAW, Sign. 191, Zl. 965 Frieda Becher (Promotions/Sponsions-Datum: 1915.11.27); UAW, Sign. 196, Zl. 40, Frieda Becher (Rigorosen Datum: 1915.11.13).

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1919. Sp. 1851.

[4] Die Österreicherin. (5) 1929. S. 12.

[5] Neue Freie Presse. 18.11.1906. S. 10.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 3. 1937. S. 87.

[7] Die Österreicherin. (6) 1934. S. 4.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 49. 19347. S. 1327.

[9] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 22. 1924. S. 545.

[10] Österreichische Kunst. (5) 1933. S. 8.

[11] Neue Freie Presse. 2.9.1932. S. 1.

[12] In: Völkerschau. Populärwissenschaftliche Quartalschrift. München-Stuttgart: 1904. Vgl. Neue Freie Presse. 17.7.1904. S. 38.

[13] Jahresbericht des Neuen Frauenklub. Wien 1904.

[14] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 13.2.1905. S. 6.

[15] Das Wort der Frau. 24.1.1932. S. 4. Der Tag. 13.2.1933, S. 3.

[16] Neue Freie Presse. 12.3.1925. S. 9.

[17] Arias, Ingrid: „… Und in Wirklichkeit war es Zufall, dass man am Leben geblieben ist …“. Das Schicksal der jüdischen Ärztinnen in Wien 1938-1945. In: „Im Dienste der Volksgesundheit“. Frauen – Gesundheitswesen – Nationalsozialismus. Hrsg. von Arias Ingrid. Wien 2006. S. 31-92.

[18] Der Neue Mahnruf (Zeitschrift für Freiheit Recht und Demokratie). (5) 1950,.S. 15.

[19] Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938. Datenbank: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Emil Perles.

[20] UAW, Med. Fak., Dekanat, Sign 192, Zl. 757, Hertha Perels. Weiters: UAW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 196, Zl. 53, Hertha Perels.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [114]: Epidemien-Prophylaxe aus dem 17. Jahrhundert – eine kaiserliche Urkunde zur Pestprävention in Wien aus dem Jahr 1639

Epidemien-Prophylaxe aus dem 17. Jahrhundert – eine kaiserliche Urkunde zur Pestprävention in Wien aus dem Jahr 1639: Kaiser Ferdinand III: […] demnach sich an unterschidlichen Orthen ausser Landts, die laidige Seuche der Infection starck erzeigen thuet […]. Urkunde. Wien: 1639.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-6434]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1      Kaiser Ferdinand III.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin hat in ihren Beständen mehrere handschriftliche und auch gedruckte (kaiserliche) Urkunden aus dem 16. und 17 Jahrhundert, darunter auch eine von Kaiser Ferdinand III (*13.07.1608 Graz, gest. 02.04.1657 Wien), die sich dem Schutz der kaiserlichen Residenzstadt Wien vor der Pest widmet. Ferdinand III wurde als Ferdinand Ernst, Erzherzog von Österreich, aus dem Haus Habsburg geboren und war ab 1625/bzw. 1627 König von Ungarn, Kroatien und Böhmen und ab 15. Februar 1637 Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.

Er war Sohn von Kaiser Ferdinand II (1578-1637) und Maria Anna von Bayern (1574-1616) und wuchs in Kärnten auf, wo er am Hof seines Vaters hauptsächlich von Jesuiten erzogen wurde, die für seine religiöse und wissenschaftliche Ausbildung verantwortlich zeichneten. Ab 1631 war er mit seiner Cousine, der Infantin Maria Anna von Spanien (1606-1646) verheiratet. Unter den sechs Kindern, die aus dieser Ehe hervorgingen, waren auch zwei seiner Nachfolger: Ferdinand IV (1633-1654) war von 1653 bis zu seinem Tod römisch-deutscher König und sein Sohn Leopold I (1640-1705) folgte ihm 1658 bis zu seinem Tod als Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation nach.

Ferdinand III Regierungszeit fiel in die Zeit des 30-jährigen Krieges, der vor allem gegen Ende eine große Bedrohung für die habsburgischen Erblande darstellte. Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 konzentrierte sich der Habsburger auf die Gegenreformation in seinen Herrschaftsgebieten. Er war aber auch ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft. Der vielseitig interessierte und gebildete Monarch war nicht nur sehr musikalisch, sondern betätigte sich auch selbst als Komponist. Nach seinem Tod wurde er in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt, seine Eingeweide wurden, wie es bei den Habsburgern über viele Jahrhunderte Tradition war, getrennt in der Herzogsgruft im Wiener Stephansdom beigesetzt.

Abb. 2    Kaiser Ferdinand III. […] demnach sich an underschidlichen Orthen ausser Landts, die laidige Seuch der Infection starck erzaigen thuet […]. Urkunde. Wien: 1639.

Diese Urkunde Kaiser Ferdinand III, vom 1. Oktober 1639, bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die im Frühjahr 1639 in Böhmen ausgebrochene Pest, vor der der Monarch seine Residenzstadt Wien zu schützen versuchte. Die Pest wütete dort zumindest von April bis August 1639, wie wir aus den Korrespondenzen des aus Böhmen nach Niederösterreich geflohenen Prager Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667) wissen. Darunter befindet sich ein Brief aus Prag, der den Kardinal im August 1639 in Bruck an der Leitha erreichte, in dem es heißt: „Es stirbt noch zimblich starckh in Prag, aber mehrers an dem durchbruch, alß an der Pest.“[1]

Der kaiserliche Erlass reagiert in jedem Fall auf die „laidige Seuech der Infection, die sich in „vnderschidlichen Orthen ausser Landts“ ausbreitete. Um eine Einschleppung der Pest nach Wien zu verhindern, befiehlt der Kaiser ein Meldesystem an den Stadttoren, die für Händler und andere Fremde galt. Sie mussten eine Art Unbedenklichkeitsbescheinigung aus ihren Herkunftsorten mitführen: „[…] die jenigen welche […] von sicherem […] Orthen hieher auff die gewoehnlichen Wochenmaerckt […] in die Statt komben, von ihren Obrigkeiten […] gewisse Zeugnusz […] mit sich bringen, vnd denen bey den Statthoern hierzu bestelten Persohnen fuerweisen […]“. Konnten sie das nicht, mussten sie einen „Coerperlichen Aydt“ leisten, dass sie aus keiner Pest-Gegend kamen. Personen, die aus verseuchten Landstrichen kamen, wurde auch mit Strafandrohung verboten, in die Stadt zu reisen: „[…] die andern aber ausser Landts desz herzuraisens von inficirten Orthen bey vnauszbleiblicher Leib vnd Guets Straff sich gaentzlich enthalten sollen […]“. Auch eine Art 14-tägige Quarantäne scheint man bereits zu kennen, denn Personen, die diese nicht einhielten wurden mit härteren Strafen bedroht: „[…] vnd zwar nach verstreichung vierzehen Tag, jemandts von dergleichen mit der laidigen seuech angesteckten Orthen, etwas hierher auff den Marckt bringen oder auch sonsten in Person allhero komben wurden, solle ihnen neben der bestraffung dasselb alszbaldt hinweggenomben werden […]“. Der Kaiser bittet seine Untertanen zum Schluss sich an seine Vorgaben zu halten und sich vor Schaden zu hüten: „[…] Darnach sich nun maenniglich zurichten vnd vor schaden zuhueetten […]“.

Quellen:

Katrin Keller und Martin Scheutz: Die Habsburgermonarchie und der Dreißigjährige Krieg. (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung/73) Wien: Böhlau Verlag 2020.

Transkription des Urkundentextes:

Wir Ferdinand der Dritte, von Gottes Gnaden Erwählter Römischer/Kayser, zu allen zeiten, Mehrer desz Reichs, in Germanien, zu Hungarn, vnd Böhaimb, ec. König, Ertzhertzog zu Oester=/reich, Hertzog zu Burgundt, Steyer, Kärnten, Grain vnd Wuertemberg, in Ober: und Nider Schlesien, Marggraff zu/Maehren, in Ober: vnd Nider Lausznitz, Graff zu Habspurg, Tyrol und Goertz, ec. Embieten N: allen vnd Jeden Unsern getrewen Landtstaessen, Obrigkeiten vnd Underthanen Geist: vnnd Weltlichen, so in Unserm Ertzhertzogthumb Oesterreich/vnder der Ennsz/sesz: vnd wohnhafft seyn, auch sonsten jedermaenniglich Unser Gnad vnd alles Guets. Geben euch dabey/gnaedigist zuvernemben, demnach sich an vnderschidlichen Orthen ausser Landts, die laidige Seuech der Infection starck er=/zaigen thuet, dasz derentwegen ein sondere hohe notturfft seyn will, die Statt Wienn alsz in welcher Wir Unsere Kayserliche/Residentz, vund Hoff halten in zeitliche obacht zunemben, damit nicht irgendt von frembden Orthen die Seuech daher ge=/bracht vnd eingefuehrt werde. Hierumben so ist Unser gnaedister befeleh, vnd wollen dasz ihr alle Obrigkeiten im Landt,/bey ewren Underthanen vnd angehoerigen, die gemessene verfueegung thuet, dasz die jenigen welche ausz ihnen, von sicherem/vnd gefunden Orthen hieher auff die gewoehnlichen Wochenmaerckt mit Wein, Traidt vnd andern Victualien zum verkauf=/fen oder anderer verrichtungen halber in die Statt komben, von ihren Obrigkeiten, Pflegern oder Richtern, gewisse Zeug=/nusz oder Feda mit sich bringen, vnd denen bey den Statthoern hierzu bestelten Persohnen fuerweisen oder in mangl deren,/auff begehren, ainen Coerperlichen Aydt laisten, die andern aber ausser Landts desz herzuraisens von inficirten Orthen bey/vnauszbleiblicher Leib vnd Guets Straff sich gaentzlich enthalten sollen/dann da hierwider, vnd zwar nach verstreichung/vierzehen Tag, jemandts von dergleichen mit der laidigen seuech angesteckten Orthen, etwas hierher auff den Marckt brin=/gen oder auch sonsten in Person allhero komben wurden, solle ihnen neben der bestraffung dasselb alszbaldt hinweggenomben/werden, Darnach sich nun maenniglich zurichten vnd vor schaden zuhueetten hat, Es beschicht auch hieran Unser gnaedi=/gister, gefaelliger Will vnd Mainung. Geben in Unserer Statt Wienn den Ersten Monathstag Octobris, im Sechzehen=/hundert Neun vnnd Dreyssigisten/Unserer Reiche desz Römischen im Dritten, desz Hungarischen im Vierzehenden, vnd desz Boehaimbischen im Zwoelfften Jahre.

[1] Katrin Keller und Martin Scheutz: Die Habsburgermonarchie und der Dreißigjährige Krieg. (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung/73) Wien: Böhlau Verlag 2020. S. 268.

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„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [9]: Exlibris Wilhelm Rock

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  Bibliothekskatalog recherchierbar sind.
 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [9]:

Exlibris Wilhelm Rock

Akt-Exlibris: Im Zentrum ist eine Groteske dargestellt – eine langhaarige nackte Frauenfigur (Hüftbild, vmtl. Kalliope mit den Attributen Schreibgriffel und Buch) einem Akanthuslaubbehältnis entwachsend. Ihr Haupt wird von einem Strahlenkranz umfasst. In der Mitte links und rechts befindet sich ein Schriftfeld in Medaillonform: links „No.“ und rechts in Handschrift „358“. Um das Sujet ist ein Zierrahmen gesetzt: ionisches Kymation, Rundbogen getragen von zwei korinthischen Säulen; oben links und rechts: ornamentales Schriftfeld konsolenförmig jeweils „Ex“ und „Libris“; unten typografischer Zierrahmen mit Eignernamen: „Dr. Wilh. Rock“, links und rechts schildhaltende Chimäre.

Exlibris in situ:

Die Hauptlehren der Physiognomik, Schädel-Lehre und anderer Theorien zur Beurtheilung des äussern Menschen nach Haltung des Körpers, Gang, Handschrift Manier etc. : nach Lavater, Gall, Pernety, Camper und andern ältern und neuern physiognomischen Schriftstellern

Ungewitter, Franz Heinrich [VerfasserIn]
1830

  

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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [9]: Exlibris Wilhelm Rock weiterlesen

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [113]: Die Bibliothek der (ehemaligen) „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Die Bibliothek der (ehemaligen) „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Text: Dr. Walter Mentzel

Zwischen 1904 und 1938 existierte in Wien auf der Basis einer Stiftung und eines Vereines zunächst in unmittelbarer Nähe zum Allgemeinen Krankenhaus und seit 1914 auf dem Areal des Wilhelminenspitals eine der modernsten Heilstätten für Lupuserkrankte in Europa, die auf die Initiative der Mediziner Eduard Lang und seines langjährigen Mitarbeiters Alfred Jungmann zurückging. Damit sollten die vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten verbreiteten Lupuserkrankungen, die auch massive soziale Ausgrenzungen mit sich brachten, nach den modernsten zur Verfügung stehenden Methoden behandelt werden. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt jene in diesen Jahren von Lang und Jungmann aufgebaute Büchersammlung, mit den Schwerpunkten Lupus, Dermatologie und Röntgenkunde, sowie die vom Verein und vom Kuratorium der Stiftung „Heilstätte für Lupuserkrankungen“ seit 1904 publizierten Jahresberichte, die in umfangreichen Darstellungen die Gebarungen, die Tätigkeiten der Heilstätte und die hier vollbrachten medizinischen Leistungen dokumentieren.

Titelblatt: Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskaranke“. Jg. 1904. Wien: Im Selbstverlage des Kuratoriums 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2.326]

Der Verein „Lupusheilstätte“, die Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ und die Wiener Heilstätte für Lupuskranke

Nachdem Eduard Lang die von ihm entwickelte Operationsmethode am 13. internationalen medizinischen Kongress in Paris 1900 vorgestellt hatte, initiierte er mit Unterstützung von Jungmann eine öffentliche Kampagne zur Errichtung einer eigenen Institution zur Heilung und Erforschung des Lupus,[1] die im Frühjahr 1902 unter dem in Wiener Tageszeitungen veröffentlichten Aufruf „Ein Stück Menschenelend“ ihren Höhepunkt erlangte. In weiterer Folge forcierten beide zur Unterstützung der Aufklärungskampagne die Publikationen populärer und wissenschaftlicher Texte, die ebenfalls in zahlreichen Zeitungen zur Veröffentlichung gelangten.[2] Als Vorbild für das Projekt einer modernen Heilanstalt in Wien diente Lang das von dem Dermatologen und Lupusforscher Niels Ryberg Finsen (1860-1904) errichtete Institut für Lichttherapie in Kopenhagen, dessen neu entwickelte therapeutische Behandlungsmethode des Lichtheilverfahrens durch Bestrahlung er bereits seit 1900 neben seiner operativ-plastischen Behandlungsweise übernommen hatte.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“. Wien: 1914.

Zur Sicherstellung der für die Finanzierung eines eigenen Behandlungszentrums sowie der kostenintensiven Bestrahlungstherapie notwendigen Mittel, versuchte Lang einflussreiche Behördenvertreter, den Hochadel und Mitglieder der österreichischen High Society zur Unterstützung seines Vorhabens zu gewinnen. Seiner Anregung nach kam es 1902 unter dem Protektorat des Erzherzoges Otto von Habsburg (1865-1906) und der Leitung des Fürsten Max Egon Fürstenberg (1863-1941) zur Errichtung eines Organisationskomitees, das eine Stiftung zur Verwaltung der künftig zu erwartenden privaten Spendenmittel vorbereiten und Pläne zur Errichtung einer neuen Behandlungsstätte ausarbeiten sollte. Nachdem sich im Jänner 1904 die Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ gebildet hatte und die ersten finanziellen Beiträge durch Spenden des Kaisers Franz Joseph und der Mitglieder des Kaiserhauses zur Verfügung standen, konstituierte sich in der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 6.3.1904 unter der Präsidentschaft von Ritter Karl von Leth (1861-1930) und der Mitbegründerin Baronin Dina Buschmann (1857-1931), die bereits an der Gründung des Ersten öffentlichen Kinderkrankeninstitutes beteiligt war, der Verein „Lupusheilstätte“.[3] Mit Hilfe des Vereines sollten – neben der Errichtung einer Krankenanstalt und einer wissenschaftlichen Forschungsstätte – vor allem eine unentgeltliche oder gegen Entgegennahme einer geringfügigen Vergütung die medizinische Behandlung breiten Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden. Im Oktober 1904 ermöglichte das private Spendenaufkommen zunächst die provisorische Errichtung einer ambulanten Heilanstalt für Lupuskranke als Filiale des Allgemeinen Krankenhauses in Wien 18, Czermakgasse 2 (heute: Leo-Slezak-Gasse). Hier wirkten neben Lang sein ärztlicher Adjunkt Alfred Jungmann, die Sekundarärzte Emil Friedjung (1877-1942), Robert Kienböck (1871-1953) und Moriz Sachs (1865-1948), sowie eine Oberschwester und 26 Pflegerinnen.[4] Wenige Jahre später übersiedelte die Heilanstalt in die Borschkegasse, während eine Dependance in der Spitalgasse als Versorgungsheim diente.[5] 1905 kam es zu einem Übereinkommen zwischen der Direktion der Heilstätte und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen und der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse in Wien, das eine Kostenübernahme der Licht-Behandlungsmethode sicherstellte und damit die von Eduard Lang eingeforderte soziale Dimension des Projektes verwirklichte.[6]

WStLA, M.Abt. 213 A4, Nr. 42, Krankenanstalten: aufgelassene Lupus-Heilstätte.

Aus: Alexander, Syphilis und Auge. Nach eigenen Beobachtungen, Wiesbaden 1888.

Als Vorstand und Primararzt an der Heilstätte fungierten Eduard Lang und als dessen Assistenzarzt, und seit 1911 als Primararzt zweiter Klasse, Alfred Jungmann.



Aus: Finsen Niels R., Die Bekämpfung des Lupus Vulgaris, Kopenhagen 1902.

1908 erfolgte durch den Verein und der Stiftung der Beschluss zu einem Neubau der Heilstätte samt eines daran angeschlossenen Heimes für Lupuskranke auf dem Baugrund des Wilhelminenspitals in einem Ausmaß von 15.000 m², wozu der Verein auch einen Teil des Grundstückes erwarb.[7] Mit dem nunmehr unter dem Protektorat der Erzherzogin Maria Josefa (1867-1944) stehenden, von der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ geförderten und vom Architekten Otto Wagner (1841-1918) entworfenen Bauprojekt wurde im Juli 1908 begonnen. Die Fertigstellung und Eröffnung der zu dieser Zeit in Europa größten und mit Wohnräumen für Ärzte:innen und Pflegepersonal samt modernsten Forschungs-Laboratorien ausgestatteten Heilanstalt für Lupuskranke erfolgte im Frühjahr 1914.[8]

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskaranke“. Jg. 1904. Wien: Im Selbstverlage des Kuratoriums 1905.

XI. Jahresbericht des Vereines „Lupusheilstätte“ in der am 30. April 1916 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung, Wien 1916.

Die Stiftung und der Verein samt deren Vermögen wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten zusammen mit dem Krankenanstaltsfonds in das Eigentum der Stadt Wien eingewiesen. Nach 1945 wurde der Verein nach dem Vereinsgesetz nicht mehr reaktiviert und der Gebäudekomplex der Lupusheilstätte einschließlich des Heimes von der Stadt Wien bis zum Jahr 1952 für die stationäre und ambulante Behandlung von Lupusfällen verwendet. Danach kam es zur Verlegung der dermatologischen Abteilung des Wilhelminenspitals an den Standort der ehemaligen Lupusheilstätte.

Neben den in der Büchersammlung enthaltenen Arbeiten von Eduard Lang und Alfred Jungmann befinden sich von ihnen noch zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Entwicklung der Lupusheilstätte im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Quellen:

Österreichisches Sanitätswesen. 1905.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskaranke“. Jg. 1904. Wien: Im Selbstverlage des Kuratoriums 1905.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“. Wien: 1914.

XI. Jahresbericht des Vereines „Lupusheilstätte“ erstattet in der am 30. April 1916 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung, Wien 1916.

Lang, Eduard: Entwicklung und Stand der Wiener Organisation zur Bekämpfung des Lupus. In: Neue Freie Presse. 14.5.1914. S. 23-24.

Jungmann, Alfred: Ärztlicher Bericht aus der Heilstätte für Lupuskranke. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 25. 1912. Sp. 1713.

Gegen die fressende Flechte. Ein Gang durch die neue Wiener Lupusheilstätte. In: Arbeiter-Zeitung. 29.5.1914. S. 6.

Holubar, Karl: Eduard Lang und die Anfänge der operativen Dermatologie in Österreich. In: Zeitschrift Hautkrankheiten. 66 (Supplement 3). 1991. S. 13-15.

Literatur:

Mitteilungen aus der Wiener Heilstätte für Lupuskranke. Folge 1. Hrsg.: Eduard Lang. Wien: Safar 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8.728]

Jungmann, Alfred: Die Wiener Heilstätte für Lupuskranke. Für Freunde und Gegner. Wien, Leipzig: Safar 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4.021]

Jungmann, Alfred: Ärztlicher Bericht aus der Heilstätte für Lupuskranke. Braumüller: Wien, Leipzig: Braumüller 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2.372]

Keywords:

Alfred Jungmann, Allgemeines Krankenhaus Wien, Dermatologie, Eduard Lang, Erzherzogin Maria Josefa, Kaiser Franz Joseph, Karl von Leth, Karl Wilhelm Heine, Lupus, Max Egon Fürstenberg, Niels Ryberg Finsen, NS-Verfolgung, Otto Wagner, Otto von Habsburg, Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“, Theodor Billroth, Verein „Lupusheilstätte“, Wien, Wiener Heilstätte für Lupuskranke, Wilhelminenspital, Bibliothek der Heilstätte für Lupuskranke in Wien, Wien

[1] Pharmaceutische Post, 20.3.1904, S. 174.

[2] Die Heilung der fressenden Flechte (Lupus). Neue Freie Presse, 6.3.1902. Stiftung Heilstätte für Lupuskranke, Neue Freie Presse, 10.4.1902. Die Heilstätte für Lupuskranke und die Lupusbehandlung, Wiener klinische Rundschau, Nr. 18, 1903. Die Heilstätte für Lupuskranke in Wien. Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1904.

[3] Zur Stiftung und den Vereinsstatuten der Lupus-Heilstätte, WStLA, M.Abt. 213 A4, Nr. 42, Krankenanstalten: aufgelassene – Lupus-Heilstätte. Weiters: NÖLA, Statthalterei, Zl. VIII-Zl. 3068/26 vom 13.12.1904.

[4] Wiener Zeitung, 12.12.1905, S. 8.

[5] Pharmaceutische Post, 12.2.1905, S. 105; Arbeiter Zeitung, 27.7.1908, S. 3.

[6] Arbeiter Zeitung, 5.6.1905, S. 2.

[7] Internationale klinische Rundschau, Nr. 29, 1908, S. 467.

[8] Wiener Bilder, 19.7.1914, S. 6.

Normdaten (Institution) „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ Bibliothek : BBL: 34761;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40063 (30.04.2020); Letzte Aktualisierung: 2022 11 21
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Vertriebene 1938: Ludwig Teleky – Pionier der Sozialen Medizin, der Gewerbehygiene und der Arbeitsmedizin

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [112]:

Vertriebene 1938: Ludwig Teleky – Pionier der Sozialen Medizin, der Gewerbehygiene und der Arbeitsmedizin

Text: Dr. Walter Mentzel

Ludwig Teleky gilt als Begründer der Arbeits- und Sozialmedizin in Österreich aber auch darüber hinaus im deutschsprachigen Raum. Er verband seine medizinischen Arbeiten mit sozialwissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden zur Entwicklung sozialpolitischer Konzeptionen und der Forderung nach einer umfassenden öffentlich organisierten Gesundheitsvorsorge. Ludwig Teleky war der Bruder von Dora Teleky-Brücke (1879-1963) einer bekannten österreichischen Gynäkologin und Urologin – sie gilt als erstes weibliches Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie – und wurde ebenso wie ihr Bruder 1938 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten aus Österreich vertrieben.

Ludwig Teleky wurde am 12. Juli 1872 als Sohn des Arztes Hermann Teleky (*zirka 1837 Bise/Ungarn, gest. 31.3.1921 Wien) und dessen Ehefrau Marie (*1.12.1848 Wien, gest. 17.4.1927 Wien), geb. Koritschoner, geboren.[1] Er studierte Medizin an den Universitäten Wien und Straßburg und promovierte in Wien am 27. Juli 1896.[2] Bereits während seiner Studentenzeit war er politisch, als Mitglied des Studentenvereines „Wiener akademische Vereinigung“ aktiv, schloss sich der österreichischen Sozialdemokratie an, wo er zum engeren Kreis um Viktor Adler (1852-1918) gehörte, dessen Hausarzt er später wurde, und engagierte sich in dem von Karl Renner (1870-1950) Mitte der 1890er Jahre an der Wiener Universität mitbegründeten „Sozialwissenschaftlichen Bildungsverein“.

Nach dem Studium begann Teleky im Allgemeinen Krankenhaus und an der Allgemeinen Poliklinik in Wien als Assistent des Chirurgen Alexander Fraenkel (1857-1941) seine medizinische Laufbahn und legte seine ersten Arbeitsschwerpunkte auf den Kinder- und Mutterschutz und die Bekämpfung der Tuberkulose. Er arbeitete im „Hilfs-Verein für Lungenkranke in den österreichischen Königreichen und Ländern. Viribus unitis“, womit er auch die Grundlagen für den späteren Ausbau der Tuberkulosenfürsorge legte, und redigierte ab 1917 das „Tuberkulosenfürsorgeblatt“. 1907 war er erster Sekretär des Organisationskomitees der in Wien abgehaltenen 6. Internationalen Tuberkulosekonferenz, auf der er auch eine 111 Seiten starke Untersuchung über die „Bekämpfung der Tuberkulose in Österreich“ vorstellte. Im selben Jahr nahm er am 14. Internationalen Kongress für Hygiene und Demografie teil,[3] und wirkte zwischen 1911 und 1921 als Schriftführer in dem von ihm mitbegründeten „Österreichischen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose“. Daneben war er noch Vorstandsmitglied der „Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheit“, Mitglied der „Fürsorgestelle für unbemittelte Kurbedürftige“,[4] und des „Vereines für erweiterte Frauenbildung“[5].

Teleky, dem die Veränderung politischer Bedingungen ein zentraler Ansatz zur Verbesserung der Gesundheitsverhältnisse war, befasste sich schon in frühen Jahren mit dem Einfluss der sozialen Verhältnisse, der Not und der Armut breiter Bevölkerungsschichten sowie deren Arbeitsbedingungen. Dazu studierte er eingehend die Lebenssituationen, insbesondere die sozialhygienischen Probleme und die Säuglingssterblichkeit in den Wiener Vororten und erhob dabei erstmals umfassendes Datenmaterial unter Einbeziehung historischer Daten zur statistischen Verarbeitung und Auswertung. Daraus entstanden von ihm Arbeiten, wie die Abhandlung über die „Sterblichkeit an Tuberkulose in Österreich 1873-1904“, die im „Archiv für soziale Medizin“ veröffentlichte Studie über die Lebens- und Gesundheitsverhältnisse der Kohlenablader der Nordbahn,[6] oder die von ihm 1907 in der Zeitung „Arbeiterschutz“ (Nr. 16 und 17) untersuchten spezifischen Krankheiten im Gewerbe, u.a. am Beispiel des Gewerbes der Bürstenbinder.[7] Diese Studien führten ihn zunehmend auf das Gebiet der Arbeitsmedizin, der Berufskrankheiten und der Gewerbehygiene, die er als erster in Österreich zusammen mit Maximilian Sternberg, dem Leiter des Wiedner Krankenhauses, forcierte.

Teleky, Ludwig: Die Sterblichkeit an Tuberkulose in Österreich 1873-1904. Sonderabdruck aus: Statistische Monatshefte. o.O.: 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 55676]

Abb. 1    Tafel: Teleky: Die Sterblichkeit an der Tuberkulose […]. o.O.: 1906.

Teleky war auch im öffentlich-politischen Diskurs durch sein reges und vielseitiges Engagement präsent: Er war in diversen Vereinen, wie „Die Bereitschaft“,[8] als Volksbildner in sozialdemokratischen Organisationen, aber auch in den parlamentarischen Prozessen, wo er in Ausschüssen zur Beratung bei der Verhandlung von sozialpolitischen und sozialmedizinischen Gesetzesvorlagen zugezogen wurde, tätig. Ebenso war er auf diesem Gebiet auf internationalen Kongressen präsent, wie 1910 auf dem „Internationalen Kongress für Gewerbekrankheiten“ in Brüssel.[9] Seine Untersuchungen zu Quecksilber und Phosphornekrose, deren Ergebnisse den österreichischen Reichsrat beschäftigten,[10] und zu Bleivergiftungen, wozu er Nachforschungen in der Zündholzindustrie Böhmens unternahm, führten dazu, dass noch vor 1914 gesetzliche Schutzmaßnahmen eingeführt werden konnten.

Teleky, Ludwig: Die gewerbliche Quecksilbervergiftung. Dargestellt auf Grund von Untersuchungen in Österreich. Berlin: Seydel 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 62038]

Abb. 2    Teleky: Die gewerbliche Quecksilbervergiftung. […] Berlin: 1912. S. 106.

Teleky, Ludwig: Die Phosphornekrose. Ihre Verbreitung in Österreich und deren Ursache. Bericht, erstattet der Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz. (= Schriften der Österreichischen Gesellschaft für Arbeiterschutz/12). Wien: Franz Deuticke 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 55645/12]

Mit der von ihm eingerichteten ärztlichen Berufsberatung wurde er zum Pionier der späteren amtsärztlichen Untersuchung. Telekys ausgewiesene Qualifikation auf dem Gebiet der Sozial- und Arbeitsmedizin führte dazu, dass er bereits 1905 als Arzt und Berater für Gewerbekrankheiten beim Verband der genossenschaftlichen Krankenkassen fungierte, deren Position er bis 1921 innehatte. Teleky, der sich für die Mitwirkung der Ärzte im Gewerbeinspektorat und den Ausbau der Gewerbeaufsicht aussprach, konnte sich hier direkt mit den spezifischen Berufskrankheiten und den gesundheitsgefährdenden Arbeitsstoffen in den einzelnen Gewerben beschäftigten, erhielt Zugang zu umfangreichen medizinischen Daten, und widmete sich dem von ihm präferierten Aufbaues eines auf der Grundlage einer Pflichtversicherung eingerichteten Sozialversicherungswesens, der Reform der Krankenversicherung, und der Einbeziehung der Berufskrankheiten in die Unfallversicherung. Dazu publizierte er 1909 den Aufsatz „Die Versicherung der Berufskrankheiten“ und bezog 1912 zu dem im österreichischen Reichsrat vorliegenden „Sozialversicherungsentwurf[11] Stellung.[12]

1907 versuchte er mit seiner Eingabe an das Ministerium für Unterricht und Kultus die Errichtung einer „Dozentur für soziale Medizin“ an der Universität Wien anzuregen, zu der er sich auch selbst bewarb und wozu er eine Definition des Begriffes Sozialmedizin vornahm. Damit versuchte er die Sozialmedizin als Fach zwischen der Medizin und den sozialwissenschaftlich orientierten Disziplinen zu positionieren und an der Universität institutionell zu verankern. 1909 kam es auch zur Schaffung einer Universitätsdozentur für Sozialmedizin an der Universität Wien, zu seiner Bestellung zum ersten Universitätsdozenten für dieses Fach, und 1911 zur Einrichtung eines eigenen „Institut und Seminar für Soziale Medizin“, dessen Leitung er übernahm. Seine an der Universität Wien gehaltenen Vorlesungen publizierte er 1914 unter folgendem Titel:

Abb. 3    Titelblatt: Teleky: Vorlesung über soziale Medizin. Jena: 1914.

Teleky, Ludwig: Vorlesungen über soziale Medizin: 1. Die medizinal-statistischen Grundlagen. Sterblichkeit, Todesursachen, Geburten, Körperbeschaffenheit in Stadt und Land und in verschiedenen Wohlstandsstufen. Einfluß des Berufes auf Sterblichkeit und Erkrankungshäufigkeit; Krankenkassenstatistik. Jena: Fischer 1914.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3922/1]

Abb. 4    Titelblatt: Teleky: Vorlesung über soziale Medizin. Jena: 1914. S. 1.

An diesem Institut erforschte er mit seinem Kreis an MitarbeiterInnen, wie Ludwig Popper (1904-1984), Alfred Arnstein oder Sigismund Peller, die Einwirkungen sozialer und beruflicher Verhältnisse auf die Konstitution der Bevölkerung, entwickelte sanitäre und arbeitsmedizinische Maßnahmen zur Vermeidung berufsbedingter Schädigungen, und entwarf gesundheitspolitische Konzepte. Diese am Institut durchgeführten Forschungsarbeiten wurden ab 1910 unter dem Titel „Wiener Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialen Medizin“ (1910-1916 Heft 2-9) als Beiheft zu Österreichisches Sanitätswesen veröffentlicht.

Abb. 5    Wiener Arbeiten aus dem Gebiete der sozialen Medizin. Wien, Leipzig: 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 61362]

Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Teleky in einem Wiener Militärspital, wurde mit dem Aufbau und der Leitung von Infektionsspitälern betraut, und war 1917 Gründungsmitglied der „Österreichischen Gesellschaft für Bevölkerungspolitik“.[13] Aus dieser Zeit stammen von ihm Arbeiten, die sich mit den unmittelbaren Kriegsfolgen beschäftigten, wie zur Kriegsopferfürsorge oder der Tuberkulosefürsorge. Dazu erschien von ihm 1917 eine Publikation unter dem Titel:

Teleky, Ludwig: Aufgaben und Probleme der sozialen Fürsorge und der Volksgesundheitspflege bei Kriegsende. Wien, Leipzig: Braumüller 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 58685]

Nach der Ausrufung der Republik Österreich bestellte ihn der Unterstaatssekretär Julius Tandler im neu errichteten Staatsamt für Volksgesundheit zum wissenschaftlichen Mitarbeiter, wo er seine früheren Studien einbringen konnte und an der ersten gesetzlichen Verordnung zum Schutz gegen Bleischädigung mitwirkte und seine Ideen zu einer Kommunalisierung und Sozialisierung des Gesundheitswesens und der Gesundheitsvorsorge einbrachte.

Teleky, Ludwig: Sozialisierung des Gesundheitswesens. Sonderabdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien:1919.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 41049]

Nach dem Bruch der Großen Koalition im Herbst 1920 und dem Beginn der regressiveren Sozialpolitik unter der Koalition der christlichsozialen und deutschnationalen Regierung sowie der zunehmenden Radikalisierung an den österreichischen Hochschulen, sah Teleky keine Zukunft für seine praxisorientierte wie universitär verankerte Sozialmedizin. Er folgte 1921 dem Ruf aus Deutschland und übernahm in Düsseldorf die Leitung der Westdeutschen Sozialhygienischen Akademie und arbeitete daneben als Landesgewerbearzt. In Deutschland nahm er seine Forschungs- und Publikationstätigkeit auf dem Gebiet der Gewerbehygiene und der Gewerbekrankheiten wieder auf. Er war Mitherausgeber des zwischen 1925 und 1927 erschienen sechsbändigen „Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge“ und in dem von ihm Mitbegründeten und ab 1930 erschienen „Archivs für Gewerbepathologie und Gewerbehygiene“ sowie Mitglied des Reichsgesundheitsrates und des preußischen Landesgesundheitsrates.

Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge. Bd. 1-6. Hrsg.: Adolf Gottstein, Arthur Schlossmann und Ludwig Teleky. Berlin: Springer 1925-27.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 52282]

Teleky schloss sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an und protestierte gegen die durch die Brüningsche Notverordnungspolitik geförderte Massenarbeitslosigkeit und deren Folgen.

Sein Institut in Wien löste sich nach dem Weggang von Teleky auf, ebenso wurde die Dozentur nicht mehr nachbesetzt und seit dem Wintersemester 1923/24 verschwand der Begriff Sozialmedizin aus dem Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien. Neu im Angebot waren stattdessen Vorlesungen zur „Rassenhygiene“. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wurde Teleky wegen seiner jüdischen Herkunft mit einem Berufsverbot belegt. Er kehrte 1934 nach Österreich zurück, wo ihm aber an der Universität Wien eine Arbeitsstelle verwehrt wurde. Seinen Unterhalt verdiente er sich als zweiter Chefarzt bei einer Krankenkasse und als Vertrauensarzt einer Lebensversicherung. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er ein weiteres Mal von den Nationalsozialisten verfolgt. 1939 gelang ihm die Flucht in die USA, wo er von bis 1946 als Mitarbeiter der „Division of Industrial Hygiene“, der Arbeitsbehörde des Bundesstaates Illinois in Chicago und danach an der gewerbehygienischen Abteilung des staatlichen Arbeitsdepartments New York arbeitete. Er wurde Ehrenmitglied der Internationalen Permanenten Kommission für Arbeitsmedizin (1950) und der American Academy of Occupational Medicine (1951). Teleky publizierte in den USA eine Reihe von Forschungsarbeiten, darunter 1948 die Arbeit „History of Factory and Mine Hygiene“. 1952 nahm Teleky als Ehrengast an der 2. österreichischen Tagung für Arbeitsmedizin in Wien teil. Seine Berufung in Deutschland an der Freien Universität Berlin scheiterte. Teleky verstarb am 20. August 1957 in New York.

Quellen:

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge , Sign. 134, Zl. 499, Teleky Ludwig.

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokolle, Sign. 188, Zl. 674, Teleky Ludwig (27.7.1896).

UAW, Sonderreihe des Akademischen Senates, Personalblätter, Senat S 304.1275, Teleky Ludwig.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 29.046, Teleky Ludwig.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 14.724, Teleky Ludwig.

Popper Ludwig, Ludwig Teleky, Der Pionier der österreichischen Sozialmedizin, in: Soziale Sicherheit, H. 10, 1957, S. 362-366.

Industriegesellschaft, Gesundheit und medizinischer Fortschritt. Einsichten und Erfahrungen des Arbeits-und Sozialmediziners Ludwig Teleky. Hrsg.: Österreichische Gesellschaft für Arbeitsmedizin. Wien: 2013.

Milles, Dietrich (Hg.): Ludwig Teleky und die Westdeutsche Sozialhygienische Akademie. Arbeiten für eine soziale Medizin (1903-1939). (= Schriftenreihe der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf/20). Düsseldorf: 1999.

Wulf, Andreas: Der Sozialmediziner Ludwig Teleky (1872-1957) und die Entwicklung der Gewerbehygiene zur Arbeitsmedizin. Frankfurt am Main: 2001.

[1] Archiv der IKG Wien, Geburtsbuch 1872, Teleky Ludwig.

[2] UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge , Sign. 134, Zl. 499, Teleky Ludwig. UAW, Med. Fak., Promotionsprotokolle, Sign. 188, Zl. 674, Teleky Ludwig (27.7.1896). UAW, Sonderreihe des Akademischen Senates, Personalblätter, Senat S 304.1275, Teleky Ludwig.

[3] Arbeiter Zeitung. 29.9.1907. S. 8.

[4] Neues Wiener Journal. 12.4.1905. S. 5.

[5] Jahresbericht des Vereines für erweiterte Frauenbildung in Wien. 1910. S. 22.

[6] Die Zeit. 7.3.1905. S. 5.

[7] Arbeiter Zeitung. 12.4.1908. S. 8.

[8] Der Bund. Zentralblatt des Bundes österreichischer Frauenvereine. H. 1. 1917. S. 18.

[9] Die Zeit. 23.3.1910. S. 7.

[10] Arbeiter Zeitung. 22.6.1907. S. 10.

[11] Arbeiter Zeitung. 29.9.1912. S. 13.

[12] Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung. 1909. S. 197-236.

[13] Statistische Monatsschrift. 1917. S. 150.

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Zum Internationalen Frauentag am 8. März: Vertriebene 1934/1938: Jenny Adler-Herzmark: Arbeits- und Sozialmedizinerin, Publizistin und politische Aktivistin

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [111]:

Vertriebene 1934/1938: Jenny Adler-Herzmark: Arbeits- und Sozialmedizinerin, Publizistin und politische Aktivistin

Text: Dr. Walter Mentzel

Jenny Adler-Herzmark war in der Ersten Republik eine über Österreich hinaus bekannte Arbeitsmedizinerin und die erste und einzige weibliche tätige Ärztin der Gewerbeinspektion bzw. Chefärztin des Gewerbeinspektorats in Österreich. Sie gehörte neben Ludwig Teleky (1872-1957), Sigismund Peller, Julius Tandler und Josef Karl Friedjung (1871-1946) zu den bedeutendsten SozialmedizinerInnen vor 1938. Adler verband ihre beruflichen Schwerpunkte mit ihrer politischen Arbeit in der österreichischen Sozialdemokratie und ihrer Tätigkeit in der Volksbildung, die sie nach der Etablierung des „Austrofaschismus“ 1933/34 beenden musste. Nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich im März 1938 wurden sie und ihre Familie wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt.

Abb. 1    Jenny Adler-Herzmark. Aus: Das Wort der Frau. 1.1931. S. 29.

Abb. 2 Jenny Adler-Herzmark. Foto: Zur Verfügung gestellt von John Jacques L. Marshall – Herzmark Album.

Geboren am 19. Mai 1877 in Riga in Russland als Scheim Blume des Jossel Herzmark (1851-1941) und der Hassa Debora, geborene Berelovna (*1856) studierte sie bis 1899 an der Universitäten Zürich und zwischen 1901 und 1903 in Wien Medizin, wo sie bereits neben ihrem Studium an der medizinischen Klinik arbeitete. Am 16. April 1904 promovierte sie mit ihrer Dissertation „Zur Kasuistik der Nebenverletzungen bei Laporotomien“ an der Universität Zürich und begann ihre Laufbahn als Ärztin nach ihrer Rückkehr nach Wien 1905 als Hospitantin am Maria Theresia-Frauen-Hospital.[1] Nachdem im April 1910 ihr Studienabschluss durch die Universität Wien nostrifiziert wurde führte sie seit spätestens 1912 eine Arztpraxis als Frauen- und Kinderärztin in Wien 8. Josefstädterstraße 9.[2]

Abb. 3    Quelle: Archiv der Universität Wien – Medizinische Fakultät. Promotionsprotokoll. Sign. 190 – 1904-1912. Zl. 1055. Scheim Blume gen. Jenny.

Abb. 4    Quelle: Archiv der Universität Wien – Medizinische Fakultät. Rigorosenprotokolle. Sign. 196 – 1903-1930. Zl. 222. Herzmark Jenny (Rigorosen Datum: 1910.04.21).

1909 heiratete sie den sozialdemokratischen Politiker und austromarxistischen Theoretiker Max Adler (1873-1937), mit dem sie gemeinsam die beiden Kinder Leonore (1910-1988) und Robert (1913-2007) hatte.

Übersetzerin aus dem Russischen

Adler-Herzmark widmete sich neben ihrer medizinischen Arbeit auch als Übersetzerin russischer Literatur, vornehmlich zur ersten russische Revolution von 1905. Sie übersetzte das Buch von A. P. Berezovskij (Pseudonym Kirill) „Die Odyssee des ‚Knjas Potemkin'“, das 1906 im Verlag der Wiener Volksbuchhandlung herausgegeben wurde, in den 1920er Jahren weitere Werke von Aleksandr Kuprin (Der Moloch und andere Novellen, 1907) und von Fedor Rešetnikov (Die Leute von Podlipnaja, 1907) und beschäftigte sich mit dem Thema „Die Frau in Tolstois Werken“, worüber sie 1911 im Neuen Frauenclub ein Referat hielt.[3]

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkrieges war Adler ab 1915 im Verein zur Errichtung von Volksküchen in Wien aktiv[4] und arbeitete im Reservespital Nr. 6 in Wien[5] als Chefärztin der Isolierabteilung. Aus dieser Zeit stammt von ihr ein Aufsatz über „Fleckfieberfälle und Entlausungsmethoden, der in der Zeitschrift „Der Militärarzt“ im Juli 1915 veröffentlicht wurde.[6]

Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sie sich bei den Kinderfreunden, unterrichtete Gesundheitslehre an der Kinderfreunde-Schule in Schönbrunn, hielt Vorträge im Arbeiterverein Kinderfreunde in der Josefstadt zum Thema „Kindererziehung“[7] und bot in ihrem Wohnbezirk der Josefstadt wöchentlich eine unentgeltliche Mütterberatung an.[8] Die Situation von Frauen Anbetracht deren zunehmenden Integration in das Wirtschaftsleben und deren Möglichkeiten der politischen Partizipation durch die Erlangung des Wahlrechtes 1919 sowie die Reform der Kindererziehung waren nach dem Ersten Weltkrieg ein immer wiederkehrendes Thema in ihren Schriften und Vorträgen, wie beispielsweise ihr im Dezember 1918 veröffentlichter Artikel zur „Soziale Erziehung“[9] und der im November 1924 erschienene Beitrag mit dem Titel „Ein neuer Erziehungsversuch“.[10]

Wissenschafterin, Arbeitsmedizinerin und Volksbildnerin

Abb. 5 Jenny Adler-Herzmark, Arbeitsraum. Foto: Zur Verfügung gestellt von John Jacques L. Marshall – Herzmark Album.

Adler-Herzmark arbeitete bereits vor dem Ersten Weltkrieg und noch in den frühen 1920er Jahren als Mitarbeiterin von Prof. Otto Fürth (1867-1938) an der Chemischen Abteilung des physiologischen Institutes der Wiener Universität und publizierte in der Biochemischen Zeitschrift einen Aufsatz:

Adler, Jenny: Über die Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf das Hippomelanin. Sonderabdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Abb. 6    Titelblatt: Adler: Über die Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf das Hippomelanin. Sonderabdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: 1913.

Ihre Karriere als ärztliche Gewerbeinspektorin begann mit ihrer im April 1919 unter dem Minister für soziale Verwaltung Ferdinand Hanusch (1866-1923) erfolgten Zuteilung in das Gewerbeinspektion, wo sie zunächst als Ärztin des Arbeitsinspektorats und darauf als Chefärztin des Gewerbeinspektorates in Wien bis 1938 wirkte. Hier leistete sie als Schülerin von Ludwig Teleky Pionierarbeit, zumal es für den gewerbeärztlichen Dienst keine gesetzliche Regelung und Verankerung gab und sie auf verwaltungstechnischen Neuland stehend, Strukturen der ärztlichen Mitwirkung im Gewerbeinspektorat und als Gewerbeaufsicht erst forcieren und einrichten musste. Ihr praktisches Arbeitsfeld umfasste die Mitwirkung und Einflussnahme bei der Gewerbeinspektion vor Ort, die Formulierung von Anträgen an das Gewerbeinspektorat und in der Beratung der zuständigen technischen Gewerbeinspektoren. Daneben unternahm sie wissenschaftlicher Studien zur Arbeitsmedizin, auch hier bewegte sie sich auf den Arbeitsfeldern des Sozial- und Arbeitsmediziners Ludwig Teleky. Dazu zählte ihre 1925 gemeinsam mit Alfred Selinger (1900-1978) erschienene Arbeit über „Bleivergiftungen“,[11] die 1929 wiederum mit Selinger durchgeführte periodische Forschungsarbeit über die „Auswirkungen von benzol- touol- und xylolhältigen Materialien auf die Mitarbeiter in der Industrie“, die 1930 im Archiv für Gewerbepathologie und Gewerbehygiene erschien,[12] oder jene 1932 mit Erwin Klein und dem Radiologen Geza Kopstein (1900-1979) durchgeführte „Lungenuntersuchung bei Gußputzern und Arbeitern aus anderen staubgefährdeten Betrieben“.[13]

Adler arbeitete dazu eng mit dem Mediziner Max Sternberg und dessen Assistenten im Wiedner Krankenhaus zusammen. Neben ihren im Archiv für Gewerbepathologie erschienen Arbeiten publizierte sie regelmäßig Aufsätze in der Wiener Medizinischen Wochenschrift, wie 1923 zur „Gewerblichen Vergiftung in Wien“, [14] 1925 „Aus dem Bericht des Gewerbearztes“,[15] 1929 der Bericht zu „Gewerbehygienisches aus Deutschland“[16], 1930 über „Über Benzolvergiftung[17] und über „Die Berufskrankheiten und die Ärzte[18], sowie 1934 eine Rückschau über ihre Arbeit als Gewerbeärztin unter dem Titel „15 Jahre österreichischer Gewerbearzt“.[19]

Adler-Herzmark versuchte vor allem ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und Erfahrungen auf dem arbeitsmedizinischen Gebiet durch Vorträge und durch Veröffentlichungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie zu sensibilisieren, um die von ihr erhobenen gesundheitspolitischen Maßnahmen zur Durchsetzung zu verhelfen. Ihre arbeits- und sozialmedizinische Expertise verband Adler mit ihrem politischen und gewerkschaftlichen Engagement, dem sie seit ihrem zirka 1911 in der Leopoldstadt vollzogenen Beitritt in die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreich (SdAPÖ) nachkam.[20] Sie nutzte deren Organisationsstrukturen als auch jene der Betriebsratsorganisationen und der Freien Gewerkschaften und nicht zuletzt deren Presse für ihre Aufklärungs- und Informationsarbeit und zur Formulierung ihre gesundheitspolitischen, arbeitsmedizinischen und arbeitsrechtlichen Forderungen. Ihre ersten Artikel publizierte sie schon vor dem Ersten Weltkrieg in der Arbeiterinnenzeitung zum Thema „Die Impfung“,[21] oder in der Arbeiter Zeitung zum Thema „Frauenfrage und Menschenökonomie“.[22] In der Zeitschrift „Der Betriebsrat“ publizierte sie zum Thema „Schutztechnik in der Papierindustrie[23], „Über die Gefahren bei der Ausführung von Bauarbeiten[24], „Schutztechnik in der Holzindustrie“[25] und in der Zeitschrift Feuerwehr-Signal 1930 einen Artikel zur „Kohlenvergiftung und erste Hilfe“.[26] In der Zeitschrift „Arbeit und Wirtschaft“ veröffentlichte Adler 1925 zwei Artikel über „Die Kulturbedeutung des Achtstundentages“[27] und über Berufskrankheiten, Unfallheilkunde, Gewerbehygiene[28] und 1929 über die Gewerbehygiene in Deutschland.[29] In der Funktionärsschule des Bundes der Freien Gewerkschaften referierte sie über Gewerbehygiene[30], vor dem Bund der Industrieangestellten über „Wohlfahrtseinrichtungen im Betrieb vom gewerbeärztlichen Standpunkt“[31], im Verband sozialistischer Studenten im November 1925 zu „Erste Hilfe bei chemischen Unfällen“[32], 1928 im Vertrauensmännerkurs der Wiener Holzarbeiter über „Unfallverhütung“[33] und 1932 in der Vereinigung der sozialdemokratischen Ärzte, dessen Mitglied sie war, über „Gewerbehygiene“.[34] Ab April 1920 wirkte sie als eine von mehreren KursleiterInnen[35] und Referentin in der Betriebsräteschule in Wien, wo sie zum Thema Gewerbehygiene[36], oder „Körper- und Gesundheitslehre der Frau“[37] die Schulungs- und Bildungsarbeit mitgestaltete.

Ihr schon vor dem Ersten Weltkrieg herangereiftes Interesse für Frauenfragen verknüpfte sie durch ihre Schwerpunktsetzung als Arbeitsmedizinerin im Gewerbeinspektorat, indem sie die Implementierung spezifischer Schutzmaßnahmen für Frauen einforderte. Sie bestimmte aber auch in den 1920er Jahren ihre Aktivitäten als Referentin im Wiener Volksbildungsverein, wo sie zu Themen wie „Berufskrankheiten“ (1923/24), „Die Frau im Beruf (betrachtet vom ärztlichen Standpunkt aus)“ (1924/25), „Geschlechtskrankheiten der Frauen“ (1915/16), „Einiges zur Frage der Verdauung“ (1915/16) und über „Die körperliche Eignung der Frau zum Beruf“ (1923/24) sprach.[38] In den sozialdemokratischen Frauenorganisationen referierte sie im Juni 1914 in Währing über „Frauenhygiene“,[39] in der Josefstadt im April 1914 zu „Der Gebärstreik“[40] und 1931 in der Vereinigung der arbeitenden Frauen über die „Hygiene des Kindes“.[41] Regelmäßig trat Adler als Vortragende in den sozialdemokratischen Sektionen in Wien auf, wie im Jänner 1911 in der Leopoldstadt[42] zum Thema „Das Recht auf Gesundheit“, in Mariahilf und Margareten „Zur Frage des Geburtenrückganges“,[43] oder 1915 und 1916 in Mariahilf und der Landstraße zum Thema „Geschlechtskrankheiten und die Frauen“.[44] Weitere Vorträge in den Bezirksorganisationen hielt sie 1920 in Hernals und der Josefstadt zum Thema „Die Gesundheit der Frau“,[45] zur „Körper- und Gesundheitslehre der Frau“[46] und zum „Seelenleben der Frau“.[47] In der Leopoldstadt referierte sie 1922 über „Kinderkrankheiten und Kinderpflege“[48] und 1923 über „Hygiene und Ernährung im Haushalt“,[49] in Favoriten 1923 über „Weibliche Körper- und Gesundheitspflege“,[50] sowie in Okttakring 1924 über „Hygiene und Ernährung im Haushalt“ und „Gesundheitspflege der Frau“[51]. Vor dem Wiener Frauenkomitee der SdAPÖ referierte sie im Jänner 1923 über „Die Erfahrungen eines Gewerbearztes“,[52] in der Bezirksorganisation Hernals, wo Adler auch Kursleiterin im Unterrichtsverband war, sprach sie 1927 über „Wissenswertes von der Frauenhygiene“,[53] im Jahr 1929 zweimal in der Landstraße über „Berufskrankheiten“[54] und 1930 in der Bezirksorganisation Alsergrund „Über Benzolvergiftungen und ihre Lehren“.[55] Ende der 1920er Jahre versuchte sie auch das zu dieser Zeit sich etablierende neue Medium Radio zu nutzen und hielt Vorträge im Radio Wien im Rahmen der „Stunde der Kammer für Arbeiter und Angestellte“, beispielsweise im Februar 1929 „Über Berufskrankheiten“.[56]

Internationalisierung – Kongresse

Adler-Herzmark war bestrebt die Arbeitsmedizin in Österreich und das Gewerbeinspektorat in Wien zu internationalisieren, vor allem aber war sie bemüht internationale Standards auf dem Gebiet des Arbeitsrechts und der Sozialmedizin herzustellen. Dazu knüpfte sie Kontakte im Ausland und nahm an internationalen Kongressen, wie an jenem für Unfallheilkunde und Berufskrankheiten in Budapest im Jahr 1928[57] und an dem in Wien 1931 tagenden 6. Internationalen Kongress der Ärztinnen teil, wo sie zum Arbeiterinnenschutz referierte,[58] und ihr Vortrag als Publikation vom Referat für Frauenarbeit des Österreichischen Arbeiterkammertages und des Österreichischen Gewerkschaftsbundes vorgelegt wurde.[59] 1921 veröffentlichte sie den Aufsatz „Allgemeine Gewerbehygiene für Arbeiter“ für die Zentralgewerkschaftskommission des Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Tschechoslowakei, der als Lehrbehelfe für Betriebsräteschulen herausgegeben wurde, und 1925 gemeinsam mit Hans Mekiska den Aufsatz „Hygiene der Frau“ für die Zentralstelle für das Bildungswesen der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei.

Ihren Bezug zum Judentum belegte Adler 1922 als Gründungsmitglied des Jüdischen Frauenbundes für Deutsch-Österreich, als dessen Vizepräsidentin sie in den 1920er Jahren fungierte. Auch in dieser Funktion engagierte sie sich in gesundheitspolitischen Fragen, wie beispielsweise durch einen gemeinsam mit den Präsidiumsmitgliedern Regine Ulmann (1847-1939), Hermine Kaddisch und Recha Theodor veröffentlichten Aufruf um Spenden zur Bekämpfung der Tuberkulose unter Kindern.[60]

Mit der Zerstörung der Demokratie in den Jahren 1933/34, der Errichtung der austrofaschistischen Diktatur und dem Verbot und der Verfolgung der sozialdemokratischen Organisationen, Gewerkschaften sowie der Ausschaltung der Betriebsräte, kam ihre Vortrags- und Publikationstätigkeit nahezu völlig zum Erliegen. Nur eine Studie, die sie wieder gemeinsam mit Geza Kopstein veröffentlichte, erschien 1937 in der Wiener medizinischen Wochenschrift zum Thema „Weitere Untersuchungen über Silikose in Österreich“.[61] Zuletzt lebte Jenny Adler 1937 in Wien 8, Josefstädterstraße 43-45. Nach dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Jenny Adler wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nazis ihrer Funktion enthoben und sie und ihre Kinder verfolgt. Zunächst gelang ihr am 1. Juli 1939 die Flucht nach Frankreich und von hier 1942 die Flucht in die USA. Jenny Adler verstarb am 25. Jänner 1950 in Chicago, nachdem sie ihren Beruf als Ärztin wieder aufgenommen hatte. Ihre Tochter Leonore, die mit Wilhelm Suschitzky (1904-1978) – dem Sohn des Wiener Buchhändlers und Antiquar Philipp Suschitzky (1875, ermordet 1942 KZ Auschwitz) verheiratet war – lebte nach ihrer Flucht in London. Ihr Sohn Robert flüchtete in die USA, wo er sich als renommierter Physiker auf dem Feld der Fernsehtechnik etablierte, die Mitgliedschaft der National Academy of Engineering erwarb und mit dem Emmy Award ausgezeichnet wurde. Ihr Vater, Jossel Herzmark, wurde 1941 in Riga ermordet. Viele ihrer Kollegen mit denen Adler in Wien in den 1920er und 1930er Jahren auf dem Gebiet der Sozial- und Arbeitsmedizin zusammengearbeitet hat, mussten aufgrund der NS-Verfolgung aus Österreich flüchten, darunter Geza Kopstein und Alfred Selinger.

Quellen:

Jenny Adler-Herzmark, Elf Jahre gewerbebehördliche Praxis, in: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich 1930, (Hrsg. Von der Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien).

Archiv der Universität Wien – Medizinische Fakultät, Rigorosenprotokolle, Sign. 196 –1903-1930, Zl. 222, Herzmark Jenny (Rigorosen Datum: 1910.04.21).

Archiv der Universität Wien – Medizinische Fakultät, Promotionsprotokoll, Sign. 190 –1904-1912, Zl. 1055, Scheim Blume gen. Jenny.

[1] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 10.12.1932. Sp. 153.

[2] Neues Frauenleben. Oktober 1913. S. 3. Lehmann 1913.

[3] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 23.1.1911. S. 12.

[4] Neue Freie Presse, 22.5.1915, S. 25.

[5] Wiener Zeitung. 22.8.1915. S. 6.

[6] Der Militärarzt. 10.7.1915. S. 1.

[7] Arbeiter Zeitung. 6.11.1919. S. 7.

[8] Arbeiter Zeitung. 2.8.1919. S. 7.

[9] Arbeiter Zeitung. 28.12.1918. S. 6.

[10] Arbeiter Zeitung. 1.11.1924. S. 10.

[11] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 24,1926.

[12] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 20, 1932, S. 527; Der Tag, 19.10.1932, S. 10.

[13] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 44, 28.10.1933, Sp. 1222-1225.

[14] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 10, 3.3.1923. Sp. 483-484.

[15] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 21, 23.5.1925. Sp. 1218-1219.

[16] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 44, 26.10.1929. Sp. 1397.

[17] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 11, 8.3.1930. S. 368-371.

[18] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 10, 1.3.1930. S. 340.

[19] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 36, 1.9.1934. S. 358-359.

[20] Arbeiter Zeitung. 8.1.1911. S. 11.

[21] Arbeiterinnen Zeitung. Nr. 12. 1913. S. 4.

[22] Arbeiter Zeitung. 3.6.1914. S. 7.

[23] Arbeiter Zeitung. 13.5.1921. S. 7.

[24] Arbeiter Zeitung. 5.7.1922. S. 9.

[25] Arbeiter Zeitung. 23.9.1922. S. 7.

[26] Feuerwehr-Signal. 5.11.1930. S. 7.

[27] Arbeiter Zeitung. 9.5.1925. S. 8.

[28] Arbeit und Wirtschaft. Nr. 23. 1925. S. 1005-1008.

[29] Arbeit und Wirtschaft. Nr. 23. 1927. S. 989-992.

[30] Arbeiter Zeitung. 19.10.1929. S. 9.

[31] Arbeiter Zeitung. 4.12.1929. S. 10.

[32] Arbeiter Zeitung. 29.11.1925. S. 15.

[33] Arbeiter Zeitung. 10.10.1928. S. 7.

[34] Tagblatt. 8.11.19932. S. 14.

[35] Arbeiter Zeitung. 23.4.1920. S. 5.

[36] Arbeiter Zeitung. 25.3.1920. S. 7; AZ. 27.5.1924. S. 11.

[37] Arbeiter Zeitung. 1.1.1921. S. 11.

[38] Österreichisches Volkshochschularchiv.

[39] Arbeiterinnenzeitung. 9.6.1914. S. 11.

[40] AZ. 26.4.1914. S. 14.

[41] Österreichische Frauenrundschau – Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen. H. 2. 1931. S. 1 und H. 8. 1931. S. 3.

[42] Arbeiter Zeitung. 15.1.1911. S. 12.

[43] Arbeiter Zeitung. 8.3.1914. S. 13; 10.5.1914. S. 13.

[44] Arbeiter Zeitung. 25.11.1915. S. 7; 12.2.1916. S. 7.

[45] Arbeiter Zeitung. 11.4.1920. S. 10; 4.5.1920. S. 7.

[46] Arbeiter Zeitung. 21.11.1920. S. 11.

[47] Arbeiter Zeitung. 12.12.1920.

[48] Arbeiter Zeitung. 29.11.1922. S. 9.

[49] Arbeiter Zeitung. 16.1.1923. S. 9.

[50] Arbeiter Zeitung. 4.3.1923. S. 11.

[51] Arbeiter Zeitung. 15.11.1924. S. 13; 23.11.1924. S. 13.

[52] Arbeiter Zeitung. 21.1.1923. S. 11.

[53] Arbeiter Zeitung. 1.1.1927. S. 16.

[54] Arbeiter Zeitung. 17.2.1929. S. 13; 21.6.1929. S. 9.

[55] Arbeiter Zeitung. 18.5.1930. S. 15.

[56] Arbeiter Zeitung. 31.1.1929.

[57] Arbeiter Zeitung. 31.8.1928. S. 5.

[58] Der Tag. 19.9.1931. S. 6.

[59] Frauenarbeit. Monatsbeilage zur „Arbeit und Wirtschaft“. Organ des Bundes Freier Gewerkschaften der Arbeiterkammer und der Betriebsräte Österreichs. Nr. 19. 1931. S. 788-791.

[60] Der Tag. 11.6.1924. S. 11.

[61] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 16. 17.4.1937. S. 433.

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„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [7]: Exlibris Leo Katz

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [7]:

Redendes Exlibris:

Der Löwe (Judas) mit fülliger Mähne  umfasst eine Garbe (Emblem Stammvater Joseph) mit seiner rechten Pranke auf dem offenen Buch mit hebräischer Schrift (Jesaja) stehend. Links Initialen „AL“, Jahreszahl „53“; Unten Text „EX LIBRIS LEO KATZ“

Exlibris in situ:

A history of the inquisition of the middle ages : in three volumes : 1
Lea, Henry Charles, 1825-1909 [VerfasserIn], 1922

A history of the inquisition of the middle ages : in three volumes : 2
Lea, Henry Charles, 1825-1909 [VerfasserIn], 1922

A history of the inquisition of the middle ages : in three volumes : 3
Lea, Henry Charles, 1825-1909 [VerfasserIn], 1922

@Exlibris-Eigner: Katz, Leo: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Katz (Stand: 15.09.2019)

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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

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Zum 150. Geburtstag von Alfred Adler: Über den nervösen Charakter. Grundzüge einer vergleichenden Individualpsychologie und Psychotherapie. 1912.

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [110]:

Zum 150. Geburtstag von:

Adler, Alfred: Über den nervösen Charakter. Grundzüge einer vergleichenden Individualpsychologie und Psychotherapie. Wiesbaden: Verlag von J.F. Bergmann 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56172]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1     Alfred Adler.

Alfred Alder (07.02.1870 Wien, gest. 28.05.1937 Aberdeen/Schottland), dessen Geburtstag sich im Februar 2020 zum 150. Mal jährte, war ein österreichischer Arzt und Psychotherapeut jüdischer Herkunft. Er gilt als Begründer der Individualpsychologie.

Nach dem Besuch des Hernalser Gymnasiums in Wien, wo er 1888 maturierte, begann er sein Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, das er mit seiner Promotion 1895 abschloss. Noch während des Studiums lernte er seine spätere Frau Raissa Epstein (1872-1962), eine russische Studentin, in einer sozialistischen StudentInnengruppe kennen. Die Frauenrechtlerin, die später unter anderen mit Leo Trotzki (1879-1940) aber auch mit Julius Tandler (1869-1936) zusammenarbeiten sollte, und der junge Arzt heirateten 1897 in Russland. Adler arbeitete zunächst als unbesoldeter Hilfsarzt in der Wiener Allgemeinen Poliklinik (Ophthalmologie, Innere Medizin und Neurologie) und begann schon frühzeitig mit eigenen psychologischen Studien. Daneben eröffnete er eine Praxis als Allgemeinmediziner, zuerst im neunten, dann im zweiten Wiener Gemeindebezirk in ärmlichen Gegenden, was ihn in seinen sozialmedizinischen Ansichten stark prägte.

1904 publizierte er die Monografie: Der Arzt als Erzieher. „1907 folgte seine richtungsweisende Monographie, Studie über die Minderwertigkeit von Organen‘. Seit 1902 hatte sich A[dler, Anm.] dem Kreis um Sigmund Freud [(1856-1939), Anm.] angeschlossen, ohne allerdings die von diesem entwickelte Psychoanalyse voll zu übernehmen. Aus diesem Grund kam es 1911 schließlich zum Bruch zwischen Freud und A[dler, Anm.]. In der 1912 vollendeten Studie ,Über den nervösen Charakter‘ legte A[dler, Anm.] die Grundzüge der von ihm begründeten Individualpsychologie fest.“[1]

Abb. 2    Titelblatt: Adler: Über den nervösen Charakter. […] Wiesbaden: 1912.

Mit diesem Buch schaffte die Individualpsychologie den Durchbruch in der Fachwelt als Alternative zur Psychoanalyse. 1912/13 gründete er den Verein für Individualpsychologie und 1914 wurde die (Internationale) Zeitschrift für Individualpsychologie gegründet. „In den Mittelpunkt seiner neuen psychologischen Lehre stelle A[dler, Anm.] das Streben des Gesamtindividuums nach Macht und Ansehen innerhalb eines sozialen Gefüges. Hierin liegt der maßgebliche Unterschied zur psychoanalytischen Schule Freunds, die der Sexualität die zentrale Rolle im menschlichen Triebleben einräumte. Als Ursache für die Entwicklung von neurotischen Verhaltensmustern sah A[dler, Anm.] das Streben des Menschen an, persönlich erlebte Minderwertigkeit – sei sie nun auf der Basis sozialer Konflikte, sei sie durch organisch-körperliche Beeinträchtigung entstanden – zu kompensieren.“[2]

Die Zwischenkriegszeit war eine Blütezeit der Individualpsychologie. Im Rahmen der Wiener Schulreform konnten Adler und seine Mitarbeiter rund 30 Erziehungsberatungsstellen in Wien eröffnen. Die „Elternschulung“ wurde als „Neuroseprophylaxe“ verstanden und es entstanden auch psychoanalytisch orientierte Kindergärten für Arbeiterkinder. 1920 wurde Adler Direktor der ersten Klinik für Kinderpsychologie in Wien und Dozent am Pädagogium der Stadt Wien. Er wollte eine lebensnahe Psychologie schaffen, die es ermöglicht, seine Mitmenschen aus deren individuellen Lebensgeschichte heraus zu verstehen.

Ab 1926 besuchte Alfred Adler häufig die USA, wo seine optimistische Lehre vom Menschen als sozialem Wesen äußerst populär wurde. Schon in den frühen 1930er Jahren zählte er zu den bekanntesten Psychologen der Welt. Angesichts der zusehends bedrohlicheren politischen Lage in Europa emigrierte er 1934 in die USA. Er hatte dort Gastprofessuren an der Columbia University und am Long Island College inne. Alfred Adler verstarb auf einer Vortragsreiste in Aberdeen/Schottland am 28. Mai 1937.

Quellen:

Hannich, Hans-Joachim: Individualpsychologie nach Alfred Adler. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer 2018.

Alfred Adler – wie wir ihn kannten. Hrsg.: Gerald Mackenthum. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015.

Adler, Alexandra: Mein Vater Alfred Adler. In: Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft 1930-1940. Teilband 1. Hrsg.: Friedrich Stadler. (=Emigration – Exil – Kontinuität. Schriften zur zeitgeschichtlichen Kultur- und Wissenschaftsforschung/2) Münster: LIT Verlag 2004. S. 288-292.

Adler, Alfred, Mediziner, Psychologe, *7.2.1870 Penzing (heute zu Wien), +28.5.1937 Aberdeen. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 1. A-Q. München: K.G. Saur 2002. S. 4-5.

Adler, Alfred, Psychiater und Neurologe. In: Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950. I. Band (A-Glä). Hrsg.: Österreichische Akademie der Wissenschaften. Graz, Köln: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger 1957. S. 6.

[1] Adler, Alfred, Mediziner, Psychologe, *7.2.1870 Penzing (heute zu Wien), +28.5.1937 Aberdeen. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 1. A-Q. München: K.G. Saur 2002. S. 4.

[2] Adler, Alfred, Mediziner, Psychologe, *7.2.1870 Penzing (heute zu Wien), +28.5.1937 Aberdeen. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 1. A-Q. München: K.G. Saur 2002. S. 4.

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