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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [166]: Josef Schwoner – Frauen- und Kinderarzt, NS-Verfolgter

Josef Schwoner – Frauen- und Kinderarzt, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Josef Schwoner wurde am 20. April 1871 als Sohn von Adolf Schwoner (1838-1909) und Josefine, geborene Donath, in Kremsier in Mähren (heute: Kromeriz/Tschechien) geboren. Seit 1897 war er mit Ernestine, geborene Heller (1874-1961), verheiratet.

Nach Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Wien mit der Promotion im Jahr 1894 arbeitete Schwoner am sero-therapeutischen Institut unter Prof. Richard Paltauf (1858-1924) und danach am Ambulatorium der Kinderklinik im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Schwoner war Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde und seit 1903 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete Schwoner in seiner 1896 eröffneten Arztpraxis in Wien als Frauen- und Kinderarzt und engagierte in dem von Hugo Klein gegründeten Verein Österreichischer Bund für Mutterschutz.[2] Hier fungierte er als Vorstandsmitglied in der Bundesleitung des Vereines. 1919 wurde ihm die stellvertretende ärztliche Leitung des unter der Patronanz von Hugo Klein stehenden und vom Bund für Mutterschutz erhaltenen Mütter- und Säuglingsheim in Wien 16, Maderspergerstraße 2 überantwortet.[3]

Von Josef Schwoner besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin in ihrer Separata-Bibliothek vier Arbeiten, davon drei aus seiner Tätigkeit am sero-therapeutischen Institut in Wien und zwar die im Jahr 1902 zuerst auf der Karlsbader Naturforscherversammlung vorgestellte und in der Wiener klinischen Wochenschrift veröffentlichte Studie „Ueber Differenzierung der Diphtheriebazillen von den Pseudodiphtheriebazillen durch Agglutination“, die 1903 publizierte Arbeit „Ein Beitrag zur Kenntnis der Pseudodiphtheriebazillen“ und der aus dem Jahr 1904 stammende Aufsatz „Ueber die hämolytische Wirkung des Loefflerschen Bacillus“. Im selben Jahr erschien noch die von ihm gemeinsam mit dem Immunologen und Pharmakologen Ernst Peter Pick (1872-1960) verfasste Studie „Beiträge zur Kenntnis des Diphterie-Antitoxins und seiner Beziehung zum Toxin.[4] Im Ersten Weltkrieg war er im Garnisonsspital Nr. 2 in Wien als Militärarzt unter dem Chefarzt Privatdozent Otto Sachs im Einsatz. Aus dieser Zeit stammt von ihm der Artikel „Ueber die hämorrhagische Hautreaktion bei Fleckfieber. Bemerkungen zur Arbeit des k. u. k. Regimentsarztes Priv.-Doz. Dr. Lipschütz“. Daneben verfasste er noch Artikel in Zeitschriften wie „Die Frau und Mutter“.[5]

Josef Schwoner und seine Ehefrau Ernestine waren nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Sie flüchtete über die Schweiz nach Lissabon und von hier im Juni 1941 in die USA. Schwoner verstarb am 3. März 1966 in Hollywood, Los Angeles County in Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1897, Schwoner Josef, Donath Ernestine.

Auswanderungskartei der IKG Wien, Schwoner Josef und Heller Ernestine.

ÖStA, VA, Zl. 12.161, Schwoner Josef.

New York, Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6553); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.

Finde a grave: Dr. Joseph Schwoner.

Literaturliste:

Schwoner, Josef: Ueber Differenzierung der Diphtheriebazillen durch Agglutination. Sonderdruck aus: Wiener klinischen Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schwoner, Josef: Ein Beitrag zur Kenntnis der Pseudodiphtheriebazillen. Aus dem staatl. sero-therapeutischen Institut in Wien (Vorstand Prof. R. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schwoner, Josef: Ueber die hämolytische Wikrung des Loefflerschen Bacillus. Aus dem staatl. sero-therapeut. Institute (Vorstand: Prof. R. Palauf) und der k.k. Universitäts-Kinderklinik in Wien (Vorstand: Prof. Th. Escherich). Sonderdruck aus: Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schwoner, Josef: Ueber die hämorrhagische Hautreaktion bei Fleckfieber. Bemerkungen zur Arbeit des k.u.k. Regimentsarztes Priv.-Doz. Dr. Lipschütz. Aus der II. Abteilung (Chefarzt: k.u.k. Stabsarzt Priv.-Doz. Dr. Otto Sachs) des k.u.k. Garnisonspitles Nr. 2 in Wien. (Kommandant: k.u.k. Oberstabsarzt l. Kl. Dr.Bruno Drastich). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:
Bund für Mutterschutz, Frauenarzt, Josef Schwoner, Kinderarzt, NS-Verfolgter

[1] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 15. 1903. S. 459.

[2] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz. H. 2. 1917. S. 5.

[3] Wiener Zeitung. 23.5.1919. S. 4.

[4] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 40. 1903. S. 1055-1057.

[5] Die Frau und Mutter. H. 3. 1928

Normdaten (Person) Schwoner, Josef : BBL: 38696; GND: 1254734309

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [163]: Emil Ekstein (Eckstein) – Frauenarzt, Gynäkologe und Organisator der Hebammen in Österreich

Emil Ekstein (Eckstein) – Frauenarzt, Gynäkologe und Organisator der Hebammen in Österreich

Text: Dr. Walter Mentzel

Emil Ekstein wurde am 25. Juli 1864 als Sohn des Apothekers Adolf (Abraham) aus Seidowitz (Bečov/Tschechien) und Rosa, geborene Glaser, in Styrl bei Kopitz (heute: Kopisty/Tschechien) geboren. Er war mit der in Prag geborenen Olga (*10.9.1874), geborene Jontof, verheiratet,[1] und hatte mit ihr gemeinsam die beiden Kinder Herbert (*25.6.1896 Tepliz-Schönau) und die spätere Wiener Ärztin Gertrude, verheiratete Ceranke.

Bereits während seines Studiums der Medizin an der Carl-Ferdinands-Universität in Prag arbeitete er am histologischen Institut. Nach seiner Promotion 1888 zum Doktor der gesamten Heilkunde[2] wurde er zunächst 1889 zum Oberarzt der Reserve im 40. Landwehr-Bataillon ernannt[3] und begann 1889/90 seine medizinische Laufbahn an der II. chirurgischen Klinik in Prag bei Prof. Carl Gussenbauer (1842-1903) und danach als Sekundararzt an der Privatklinik für Frauenkrankheiten des Gynäkologen und Geburtshelfers August Eduard Martin (1847-1933) in Berlin. In dieser Zeit publizierte er eine Reihe von Arbeiten, darunter 1901 in der Prager medicinischen Wochenschrift „Ueber die Anwendung der Kopfzange bei Steisslagen“, den 1892 als Sonderdruck aus der Prager medicinischen Wochenschrift veröffentlichten Aufsatz „Zur Behandlung der Fehlgeburt“ und die Studie „Ueber einen Fall von überzähliger Bildung im Bereiche des rechten Fusses“, die ebenfalls als Sonderdruck erschien. Sie befinden sich heute in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Organisator der Hebammen in Böhmen

Seit 1891/1892 lebte Ekstein in Teplitz-Schönau, wo er als Operateur und Frauenarzt tätig war, daneben im Kurbad Teplitz-Schönau die Funktion eines Badearztes[4] und Schriftführers im Teplitz-Schönauer Kurverein ausübte,[5] sich aber vor allem seit 1893 für die Organisation der Hebammen und deren berufliche Aus- und Weiterbildung engagierte. Gemeinsam mit Ärzten aus Aussig (Ústí nad Labem) und Brüx (Most) gab er in Böhmen die wesentlichen Anstöße zur Organisation der Hebammen und bekam rasch einen überregionalen Bekanntheitsgrad im Organisationsnetzwerk der österreichischen Hebammen und ihren Interessensorganisationen. Er trat für ein klares Berufsbild und für die fachliche Aufwertung des Hebammenberufes ein. Zur Umsetzung seiner Ideen propagierte er die Gründung von lokalen Hebammenvereinen, deren ersten er 1893 in Teplitz-Schönau gründete.[6] Im selben Jahr veröffentlichte er in der Hebammen-Zeitung eine Artikelserie „Zur Reform des Hebammenwesens in Österreich“, in denen er die bisherigen Zustände einer Kritik unterzog, seine Vorstellungen präzisierte und eine aktivere Rolle des Staates bei der Hebung des Berufsstandes einforderte.[7] Diese Arbeit erschien auch unter dem gleichnamigen Titel als Aufsatz und befindet sich in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Seine Aktivitäten führten dazu, dass bis 1896 bereits 13 Sektionen der Hebammen-Organisation in Böhmen gegründet wurden, die großteils von ihm ins Leben gerufen worden waren. Über viele Jahre hindurch publizierte er regelmäßig in der Zeitschrift „Hebammen-Zeitung“, dem Organ des Unterstützungs-Vereines für Hebammen und dessen Präsidentin Anna Friedl-Eichenthal (1844-1931), darunter 1894 seinen in der Sektion Teplitz des Wiener Unterstützungsvereines für Hebammen am 8. Februar 1894 gehaltenen Vortrag,[8] so wie 1902 seinen Vortrag über „Die Bekämpfung des Kindbettfiebers“.[9] 1895 initiierte er in Teplitz-Schönau den 1. Österreichischen allgemeine Hebammentag.[10] Seinen hier gehaltenen programmatischen Vortrag „Ueber Ziel und Streben der Hebammen Österreichs“ findet sich in der Hebammen-Zeitung.[11] Weitere Publikationen von ihm zu diesem Themenbereich waren die 1902 publizierte Arbeit „Geburtshilfliche Neuorganisationen in Österreich“ (Stuttgart Enke 1902), und die zwischen 1907 und 1909 erschienene Artikelserie zu „Vorschläge zur amtlichen Herausgabe neuer Dienstvorschriften für die Hebammen Österreichs“.[12] 1908 stellte er nochmals in seiner Arbeit „Nur gebildete Hebammen!“ (Halle an der Saale, Marhold 1908) seine Vorstellungen zum Berufsbild und zur beruflichen Aus- und Weiterbildung der Hebammen vor, und 1911 hielt er in dem Aufsatz „Reichsorganisation der Hebammen Österreichs“ die bisherige Entwicklung der Organisationsarbeit aus seiner Sicht in einer kritischen Rückschau fest.[13] Weiters war er Bearbeiter und Herausgeber des seit 1894 regelmäßig erschienenen Österreichischen Hebammen-Kalender.


Hebammen-Zeitung. 15.12.1896. S. 7.

Ekstein als Frauenarzt in Teplitz-Schönau

Im Oktober 1897 eröffnete er das „Dr. Ekstein’s Frauen-Sanatorium“ in Teplitz, in der er auch der notleidenden Bevölkerung eine unentgeltliche Behandlung anbot.[14]

Prager Tagblatt, 10. Juni 1900, S. 19.

Aus seinem Arbeitsfeld als Frauenarzt und Gynäkologe entstanden eine Reihe von Publikationen wie der Aufsatz „Ueber die Verpackung sterilisierter Bruns’scher Watte für die geburtshilfliche Praxis“,[15] die 1896 veröffentlichte Arbeit „Ueber den Einfluss der Castration auf die Osteomalacie“ und die 1904 erschienene Studie „Die erste Spontanruptur des graviden Uterus im Bereiche der alten Kaiserschnittnarbe nach querem Fundalschnitte nach Fritsch“ aus der chirurgischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph Bezirkskrankenhauses in Brüx unter dem Primarius Viktor Patzelt, die in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin erhalten sind. Ebenfalls aus dem Jahr 1904 stammt seine Artikelserie in der Hebammen-Zeitung „Über Verhütung der Entstehung und Verschleppung des Kindbettfiebers.[16] Zwei weitere Arbeiten aus dem Jahr 1901 waren „Die ersten fünf Jahre geburtshilflicher Praxis“ (= Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiet der Frauenheilkunde und Geburtshilfe. IV. Band, Heft 1) und „Die Theraphie bei Abortus“ (Suttgart Ferd. Enke, 1901). 1907 erschien von ihm die Arbeit „Die puerperale Infektion in forensischer Beziehung“ (bei Graefes Sammlungen, Bd. 7, H. 3, Halle an der Saale bei C. Marhold).

Ab 1914 führte Ekstein eine von ihm eingerichtete private gynäkologische Röntgenstation in Teplitz-Schönau.[17] Über seine Tätigkeit an dieser Einrichtung berichtete er in dem Aufsatz „Beobachtungen und Erfahrungen mit der Röntgentiefentherapie“, der 1917 als Sonderdruck aus der Gynäkologischen Rundschau erschien und sich heute im Bestand der Separata-Bibliothek befindet.

Am Ersten Weltkrieg nahm Ekstein im Range eines Regimentsarztes teil, wobei seine Tochter Gertrud, die zu dieser Zeit in Wien Medizin studierte, als seine Assistentin mit ihm einrückte.[18] Nach seiner im Dezember 1914 erfolgten Bestellung zum Chefarzt des Kriegsgefangenenlagers in Reichenberg,[19] kehrte er im September 1915 nach 14-monatiger Abwesenheit nach Teplitz-Schönau zurück und nahm seine Arbeit in seiner Arztpraxis wieder auf.[20] Im Jahr 1918 publizierte er wieder in Form einer Rückschau auf seine Tätigkeit die Schrift „Ueber Förderung des Bevölkerungszuwachses (die fünften fünf Jahre geburtshilflicher Praxis). (Teplitz-Schönau 1892-1917, Leipzig: Benno Konegen Verlag 1918“).

Emil Ekstein beging im Februar 1925 in Teplitz-Schönau Suizid, da er wegen des Verstoßes gegen den § 144 (Schwangerschaftsabbruch) verurteilt worden war, weitere Anklagen folgten und ihm eine längere Freiheitstrafe drohte.[21]

Quellen:

Trauungs-Matrikenbuch (Židovské Matriky) 1784 – 1949 (1960), Litt. 8, Abteilung 1, 1892, Folio 16, Emil Ekstein, Olga Jontof (1892). Narodni Archiv, Register der jüdischen Religionsgemeinschaften in den tschechischen Regionen.

https://dvojka.rozhlas.cz/andelickar-8144854

Literaturliste:

Ekstein, Emil: Ueber die Anwendung der Kopfzange bei Steisslagen. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag: 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ekstein, Emil: Zur Behandlung der Fehlgeburt. Aus der Privat-Anstalt für Frauenkrankheiten des Dr. A. Martin, Berlin. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ekstein, Emil: Ueber einen Fall von überzähliger Bildung im Bereiche des rechten Fusses. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ekstein, Emil: Ueber den Einfluss der Castration auf die Osteomalacie. Casuistischer Beitrag zur Frage der Castration bei Osteomalacie. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ekstein, Emil: Die erste Spontanruptur des graviden Uterus im Bereiche der alten Kaiserschnittnarbe nach querem Fundalschnitte nach Fritsch. (Aus der chirurgischen Abteilung der Kaiser Franz Joseph Bezirkskrankenhauses Brüx. Primarius Kaiserl. Rat Dr. Viktor Patzelt) Sonderdruck aus: Zentralblatt für Gynäkologie. Leipzig: Barth 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ekstein, Emil: Die ersten fünf Jahre geburtshilflicher Praxis. (Geburtshilfliche Casusistik.) (= Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Frauenheilkunde und Geburtshilfe/4,1) Halle a. S.: Verlag von Carl Marhold 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53621/4,1]

Ekstein, Emil: Beobachtungen und Erfahrungen mit der Röntgentiefentherapie. (Mit 6 Figuren) Sonderdruck aus: Gynäkologische Rundschau. Wien und Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Trauungs-Matrikenbuch (Židovské Matriky) 1784 – 1949 (1960), Litt. 8, Abteilung 1, 1892, Folio 16, Emil Ekstein, Olga Jontof (1892). Narodni Archiv, Register der jüdischen Religionsgemeinschaften in den tschechischen Regionen.

[2] Prager Tagblatt. 27.12.1888. S. 3.

[3] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 15.10.1902. S. 1.

[4] Amtliche Nachrichten zur Cur-Liste von Teplitz-Schönau. 1898. S. 3.

[5] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 1.2.1905. S. 6.

[6] Hebammen-Zeitung. 30.8.1894. S. 2-3.

[7] Hebammen-Zeitung. 30.9.1893. S. 141-142; 15.10.1893. S. 149-150.

[8] Hebammen-Zeitung. 28.2.1894. S. 1.

[9] Hebammen-Zeitung. 28.2.1894. S. 1.

[10] Prager Tagblatt. 30.7.1895. S. 4.

[11] Hebammen-Zeitung. 15.8.1895. S. 1.

[12] Hebammen-Zeitung. 31.1.1907. S. 16-17; 15.12.1907. S. 313-314; 1.3.1908. S. 3-4; 31.1.1908. S. 6-7; 15.1.1908. S. 3-4 und 15.3.1908. S. 5-7.

[13] Hebammen-Zeitung. 1.12.1911. S. 543.

[14] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 3.11.1897. S. 5.

[15] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 9.10.1894. S. 1.

[16] Hebammen-Zeitung. 15.12.1904. S. 181-183; 30.12.1904. S. 189-191.

[17] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 25.2.1914. S. 10.

[18] Arbeiter Zeitung. 1.9.1914. S. 5.

[19] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 17.12.1914. S. 4.

[20] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 29.9.1915. S. 6.

[21] Neues Wiener Journal. 24.2.1925. S. 10.

Keywords:
Emil Ekstein, Frauenarzt, Frauenheilkunde, Gynäkologie, Hebammen, Teplitz-Schönau, Arzt, Medizingeschichte, Wien, Separata Biblothek, Neuburger Bibliothek

Normdaten (Person) Ekstein,  Emil: BBL: 38670; GND: 1057583189

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [118]: Hugo Klein (1863-1937) – Frauenarzt, Gynäkologe – Frauenrechtsaktivist und Begründer des Mutterschutzes in Österreich

Hugo Klein (1863-1937) – Frauenarzt, Gynäkologe – Frauenrechtsaktivist und Begründer des Mutterschutzes in Österreich

Text: Dr. Walter Mentzel

Hugo Klein initiierte als praktizierender Frauenarzt eine Reihe von Vereinen und Einrichtungen zur Verbesserung der Situation schwangerer und vor allem unehelicher Frauen und deren Kinder. Als Gründer des Österreichischen Bundes für Mutterschutz und des Ottakringer Mütter- und Säuglingsheimes in Wien, wo er in leitenden Positionen tätig war, galt er schon zu seinen Lebzeiten als Vater des Mutterschutzgedankens. Zu seinen engen Wegbegleiter*innen, die ihn auch bei seinen Aktivitäten unterstützten und mit ihm in zahlreichen Vereinigungen zusammen arbeiteten, zählten der Jurist und Abgeordnete zum Reichsrat und 1918/19 Mitglied der Provisorischen Nationalversammlung Julius Ofner (1845-1924), der Kinderarzt Karl Josef Friedjung (1871-1946) sowie Frauenrechts- und Friedensaktivistinnen wie Rosa Mayreder (1858-1938) und Olga Misar (1876-1950).

Hugo Klein wurde am 19. Juni 1863 als Sohn des aus Budapest stammenden Unternehmers und Inhabers der Firma Ruff & Klein, David Abraham Klein, und Elise, geborene Rosenberg, in Wien geboren. Er studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 10. April 1886 mit seiner Promotion ab. 1893 heiratet er Marie Kadelburg (*14.7.1871), mit der er gemeinsam die Tochter Maria Anna hatte. Nach dem Studium arbeitete er als Assistent an der Abteilung für Frauenkrankheiten an der Wiener Poliklinik und führte daneben eine Arztpraxis in Wien 2, Stephaniestraße 2 (Stephaniehof) (heute Hollandstraße) und ab 1893 in Wien 1, Vorlaufstraße 5.

Abb. 1    Hugo Klein. In: Die Unzufriedene. 6.2.1932. S. 4

Mutterschutz und Pflegeausbildung – Der Verein „Lucina“

Sein Engagement auf dem Gebiet des Mutterschutzes lässt sich erstmalig im Jahr 1895 nachweisen, als er zur Ausbildung von Wöchnerinnenpflegerinnen und eines Wöchnerinnenasyls Statuten für einen Frauenverein ausarbeitete und Proponenten für die Vereinsgründung zu gewinnen versuchte. Dabei stützte er sich auf die Arbeiten von Johannes Benjamin Brennecke (1849-1931) und nahm Anleihen an dessen 1880 in Magdeburg errichteten Wöchnerinnenasyl und Provinzial-Hebammenlehranstalt. Im Dezember des Jahres 1896 kam es schließlich im Rahmen des Wissenschaftlichen Clubs zur konstituierenden Generalversammlung des „Vereins zur Begründung und Unterhaltung von Wöchnerinnenasylen und zur Heranbildung von Wochenpflegerinnen“ sowie zu seiner Wahl in den Vereinsausschuss. Mitwirkende an diesem Vorhaben waren u.a. der Schriftsteller Heinrich Glücksmann (1863-1943) und die Schriftstellerin und Frauenrechtsaktivistin Rosa Mayreder.[1] Dem Verein, der den Namen „Lucina“ erhielt und seinen Sitz in Wien 1, Oppolzergasse 4 hatte, standen als gewählte Präsidentin Marie Auspitz (1842-1919) und als Vizepräsidentinnen Olga Lewinsky (1853-1935) und Sophie Necker (1861-1919) vor. Seine programmatischen Vorstellungen, die er mit der Vereinsgründung verband stellte er im August 1897 vor der Versammlung des Unterstützungs-Vereines für Hebammen vor.[2] 1899 erhielt der Verein von der Gemeinde Wien in Wien-Favoriten in der Knöllgasse 22-24, inmitten eines ArbeiterInnen- und Elendsviertel, einen Baugrund überlassen, auf dem das erste österreichische Wöchnerinnenheim unter dem Namen „Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim“ errichtet wurde und dessen Leitung Hugo Klein übernahm. Hier konnten gänzlich verarmte Mütter kostenfrei entbinden.[3] Das Heim verfügte um 1908 durch bereits erfolgte Zubauten zirka 40 Betten, zwei Kreißsäle und einen Operationssaal, in dem jährlich bis zu 800 Geburten durchgeführt wurden. Das Heim war auch eine Ausbildungsstätte für Pflegerinnen, wo Schülerinnen nach der Absolvierung einer dreimonatigen theoretischen Ausbildung in der praktischen Arbeit eingeschult wurden. Berichte über diese Anstalt finden sich in der Neuen Freien Presse und dem „Das interessante Blatt“. 1902 trat Klein wegen Zerwürfnissen mit der Vereinsleitung von seiner Funktion als Anstaltsarzt und als Vereinsorgan zurück.

Abb. 2    Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim. In: Das interessante Blatt. 21.2.1901. S.2.

Abb. 3    Einzelzimmer bei der Aufnahme. In: Das interessante Blatt. 21.2.1901. S.2.

Abb. 4    Krankensaal mit Wiegen der neugeborenen Kinder. In: Das interessante Blatt. 21.2.1901. S.2.

Um diese Zeit war er auch Vorstandsmitglied und gemeinsam mit Josef Breuer (1842-1925) im Beirat der von Regine Ulmann (1847-1939) geleiteten „Frauenvereinigung für soziale Hilfstätigkeit“ aktiv, die sich speziell der Kranken- und Armenpflege annahm.[4] Weiters engagierte er sich im Unterstützungs-Verein für Hebammen,[5] im Komitee der 1905 gegründeten „Fürsorgestelle für unbemittelte Kurbedürftige“, im Verein für erweiterte Frauenbildung, in der Österreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels sowie im Kuratorium des Wohlfahrtsfonds des Akademischen Vereines für Sexualhygiene in Wien[6] und während des Ersten Weltkrieges im „Kuratorium der Kriegspatenschaft für hilfsbedürftige Mütter und Säuglinge in der Kriegszeit“.[7]

„Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung“

1902 gründete Klein gemeinsam mit Elisabeth Semek zur Propagierung einer rationellen und Gesundheitsschäden vermeidenden Reformkleidung den „Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung“, der später in „Verein Frauenkleidung und Frauenkultur“ und zuletzt in „Verein zur Reform der Frauenkleidung“ unbenannt wurde. Dafür entwarf Klein 1903 einen von ihm konstruierten Hüftgürtel, den er in der Wiener geburtshilflich-gynäkologischen Gesellschaft vorstellte.[8]

Klein, Hugo: Ueber Leibbinden. Sonderabdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der „Wiener klinischen Rundschau“ 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Abb. 5    Titelblatt: Klein: Ueber Leibbinden. […]. Wien: 1903.

Abb. 6    Klein: Ueber Leibbinden […]. Wien: 1903. S. 8.

Am Gründungskonvent hielt der Architekten Adolf Loos (1870-1933) einen Vortrag zur „Psychologie der Frauenkleidung“.[9] In den folgenden Jahren thematisierte Klein die Idee einer Reform der Frauenkleidung („Nieder mit dem Mieder“), die er vor allem durch seine Vortragstätigkeit, wie beispielsweise vor der „Vereinigung der arbeitenden Frauen“,[10] sowie in sozialdemokratischen Frauenversammlungen, zu verbreitern versuchte. Im Verein wirkten u.a. der Galerist Hugo Haberfeld (1875-1946)[11], oder der Schriftsteller Wilhelm Dworaczek (Pseudonym) Wilhelm Paul (1873-1916).[12] Öffentlich wirksam erwies sich seine von ihm arrangierte und vom Verein in Wien 1904 durchgeführte Ausstellung zur Reformkleidung, in der neben einzelnen von Vereinsmitgliedern hergestellten Exponaten auch nach Angaben von Ärzten und Künstlern individuell angefertigte Modeschöpfungen Wiener Modefirmen präsentiert wurden. In einem eigenen Schauraum wurde durch eigens plastisch angefertigte skelettierte Frauenkörper, die durch die traditionelle Frauenbekleidung hervorgerufenen körperlichen Schäden zur Abschreckung drastisch dargestellt.[13]

Nach seinem Ausscheiden aus dem Verein „Lucina“ war Hugo Klein 1903 Mitgründer und Vorstandsmitglied der Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen, die als eine Anlaufstelle für Hilfesuchende zur Orientierung gedacht war.[14] 1906 initiierte er unter Mitwirkung des Philosophen und Pädagogen Wilhelm Jerusalem (1854-1923), des Politikers Julius Ofner (1845-1924) und des Kinderarztes Karl Josef Friedjung in dem von ihm einberufenen „philanthropischen Komitee“ die Gründung eines „Österreichischen Bundes für Mutterschutz“ für verarmte, hilf- und schutzlose Mütter und deren Kinder.[15] Als Vorbild diente der in Berlin existierende „Bundes für Mutterschutz in Deutschland“. Nachdem der Verein sich im Jänner 1907 konstituiert hatte, kam es zur Wahl von Klein zum Vorsitzenden.[16] Als langjährige Vizepräsidentin fungierte ab 1908 Rosa Feri-Fliegelmann (1878-1942, KZ Theresienstadt). Im Verein, der auch als Mitglied dem „Bund österreichischer Frauenvereine“ angehörte, waren Politiker, Juristen, ÄrztInnen und Pädagogen wie der Gynäkologe Friedrich Schauta (1849-1919), der oben erwähnte Professor für Kinder- und Jugendheilkunde Karl Josef Friedjung, Sigmund Freud, Rosa Mayreder, Julius Ofner oder Marianne Hainisch (1839-1936) tätig.[17] Als Vereinsorgan – unter der Redaktion der Schriftstellerin und Frauen- und Friedensaktivistin Olga Misar – bestanden seit 1911 die „Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz“. In den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellte diese Organisation den Beratungsdienst für uneheliche Mütter und deren Kinder, der neben der Klärung juristischer Fragen auch eine ärztliche und soziale Beratung anbot. Dem Grundsatz von Karl Josef Friedjung folgend, das Mutterschutz das bestes Mittel zum Jugendschutz sei, forderte der Bund den gewerblichen Schutz für Mütter, eine obligatorische Krankenversicherung, eine daran anzugliedernde Mutterschutzversicherung und die Gleichstellung unverheirateter Mütter und unehelicher Kinder vor dem Gesetz.[18] In diesem Kontext wandte sich der Bund auch durch Intervention mittels einer Petition an den österreichischen Reichsrat zur Reform der Arbeitsversicherung.[19] Der Bund für Mutterschutz richtete in Wien 16, Maderspergerstraße 2, ein Mütter- und Säuglingsheim ein, dass nach den Vorstellungen von Klein nicht als Wohltätigkeitsinstitution sondern als soziale Einrichtung geführt wurde und demensprechend mit der bisherigen Pflege- und Aufnahmepraxis an Wohlfahrtseinrichtungen brach und gezielt unverheirateten Frauen seine Unterstützung anbot. Laut den zeitgenössischen Statistiken des Vereines beanspruchten überwiegend arbeitslose Frauen, Frauen, die während ihrer Schwangerschaft ihren Arbeitsplatz verloren hatten, sowie Hausgehilfinnen und obdachlose Frauen den Verein oder das Mütterheim. In dieser Einrichtung bekleidete Klein das Amt des Direktors.

Abb. 7    Die Mutter. 16.4.1925, S. 15.

Abb. 8    Die Mutter. 16.4.1925. S. 15.

Zu diesem Mutter- Frauenasyl erschienen ausführliche Berichte: 1923 von Max Winter[20] (1870-1937), 1925 in der Zeitschrift „Die Mutter[21], 1928 in der Zeitung „Der Tag[22] und im selben Jahr ein Artikel von Käthe Leichter[23] (1895-1942, NS-Tötungsanstalt Bernburg) sowie 1932 in der Wiener Medizinischen Wochenschrift anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Vereins,[24] ein weiterer in der Zeitung „Die Unzufriedene“.[25]

Seine Tätigkeit auf dem Gebiet des Mutter- und Jugendschutzes brachte Klein internationales Ansehen ein, das sich auch in seiner Präsenz an internationalen Konferenzen, wie u.a. am I. internationalen Kongress für Mutterschutz und Sexualreform in Dresden 1911 niederschlug, auf dem er über die soziale Lage unehelicher Mütter und ihrer Kinder referierte.[26]

In der Ersten Republik wurde er 1921 mit dem Titel eines Obermedizinalrates ausgezeichnet,[27] und nahm seine Vortragstätigkeit wieder auf u.a. im Rahmen des Sozialdemokratischen Schulvereins Freie Schule und der Kinderfreunde, zu den Themen „Nie wieder Krieg“, Erziehung, Kulturbewegung und der Elternmitbestimmung in den Elternräten.[28] Eine weitere von ihm mitgestaltete Einrichtung zur fachkundigen Beratung, bestand in der von ihm 1926 mitgegründeten „Gemeinschaft für Mutter- und Erziehungsberatung, in der neben ihm ÄrztInnen wie Felix Bauer, Marie Frischauf-Pappenheim (1882-1966), Karl Josef Friedjung, Mina Margulies, Dora Brücke-Teleky (1879-1963) oder Siegfried Weiss ihre Dienste anboten.[29] 1928 finden wir ihn als Unterzeichner einer Petition an den Nationalrat zur Abschaffung des § 144 (straffreier Schwangerschaftsabbruch),[30] und 1929 als Teilnehmer am österreichischen Fürsorgetag, auf dem er Freiwohnungen zur Bekämpfung der Wohnungsnot, Freitische für mittellose Mütter und weitere Unterbringungsstätten für Schwangere und junge Mütter forderte.[31] 1935 bereits 72-jährig – legte er die Präsidentschaft des Vereines Bund für Mutterschutz zurück. Klein verstarb am 26. Mai 1937 in Wien. Nach seinem Tod kam es im November 1937 zur Auflösung des Vereins „Österreichischer Bund für Mutterschutz“ und des Mütterheimes in Wien 16. Der Verein beriet während seiner dreißigjährigen Tätigkeit zirka 10.000 Mütter und nahm im Mutterheim zirka 4.000 Frauen und ihre Kinder auf.[32]

Publikationen:

Klein, Hugo: Wöchnerinnenheim des Vereins „Lucina“. In: Neues Frauenleben. (12/5) 1904.

Klein, Hugo: Ein Fall von ektopischer Schwangerschaft. Bauchschnitt. Genesung. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (44/39) 1895. Sp. 1660-1661.

Quellen:

Archiv der IKG Wien, 1863, Klein Hugo.

UAW, Dekanat, Promotionsprotokoll – 1874-1890, Sign. 186, Zl. 1798, Klein Hugo.

UAW, Dekanat, Rigorosenprotokoll – 1872-1894, Sign. 177, Zl. 192a, Klein Hugo.

[1] Neues Wiener Journal. 6.12.1896. S. 5.

[2] Hebammen-Zeitung. 30.8.1897. S. 1.

[3] Ulmann, Regine: Blatt der Hausfrau. H. 33. 1900. S. 2. Arbeiter Zeitung. 5.1.1899. S. 4. Hebammen-Zeitung. 15.9.1900. S. 3.

[4] Neue Freie Presse. 5.12.1898. S. 3; 22.3.1904. S. 8.

[5] Hebammen-Zeitung. 30.8.1897. S. 1.

[6] Neues Wiener Journal. 12.4.1905. S. 5; Wiener Zeitung. 22.12.1905. S. 4; Bericht der Österreichischen Liga zur Bekämpfung des Mädchenhandels. 1910. S. 26; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 2.3.1914. S. 4.

[7] Neue Freie Presse. 26.11.1914. S. 11.

[8] Die Zeit. 15.12.1903. S. 14.

[9] Neues Wiener Journal. 22.4.1902. S. 4.

[10] Österreichische Frauenrundschau – Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen. Oktober 1903. S. 1.

[11] Neue Freie Presse. 18.3.1903. S. 7.

[12] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 22.4.1903. S. 8.

[13] Neue Freie Presse. 22.1.1904. S. 8.

[14] Illustriertes Wiener Extrablatt. 17.5.1903. S. 4.

[15] Die Zeit. 30.12.1906. S. 6.

[16] Arbeiter Zeitung. 24.1.1907. S. 7.

[17] Rechenschaftsbericht des Bundes Österreichischer Frauenvereine. 1907, S. 14.

[18] Hruschka, Ella: Verfemte Mütter. In: Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 16.2.1907. S.1-2.

[19] Hebammen-Zeitung. 15.9.1908. S. 9.

[20] Arbeiter Zeitung. 2.12.1923. S. 15.

[21] Die Mutter. 16.4.1925. S. 15.

[22] Der Tag. 15.8.1928. S. 4.

[23] Arbeiter Zeitung. 25.11.1928. S. 2.

[24] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 26. 1932. S. 864-865.

[25] Die Unzufriedene. 6.2.1932. S. 4.

[26] Mitteilungen des Österr. Bundes für Mutterschutz. H. 1. 1911. S. 2.

[27] Neue Freie Presse. 19.7.1921. S. 6.

[28] Arbeiter Zeitung. 12.11.1921. S. 10; 22.7.1922. S. 12; 20.9.1922. S. 9; 27.9.1922. S. 7; 13.10.1922. S. 7.

[29] Die Mutter. 16.6.1926. S. 2.

[30] Die moderne Frau. H. 10. 1928. S. 4.

[31] Wiener Zeitung. 12.5.1929. S. 4; Hebammen Zeitung. 1.6.1929, S. 8.

[32] Der Tag. 24.11.1937. S. 7.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [70]: Nihell, Elizabeth: La Cause De L’Humanité, Référée Au Tribunal du bon sens & de la raison: Ou Traité Sur Accouchemens Par Les Femmes. 1771.

Nihell, Elizabeth: La Cause De L’Humanité, Référée Au Tribunal du bon sens & de la raison: Ou Traité Sur Accouchemens Par Les Femmes. Ouvrage très-utile aux Sages-Femmes, & très-intéressant pour les Familles. Traduit de l’Anglois. London, Paris: Chez Antoine Boudet, Imprimeur du Roi 1771.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB3874]

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Elizabeth Nihell (1723-1776)

Elizabeth Nihell (1723-1776) war eine der bekanntesten und streitbarsten englischen Hebammen ihrer Zeit. Sie wurde 1723 in England geboren und stammte aus einer französisch-katholischen Familie. 1740 zog sie nach Paris wo sie den Mediziner und Apotheker Edmund (oder Edward) Nihell heiratete. Dieser kam aus einer bekannten irischen Familie, die zahlreiche Kaufleute, Mediziner, Priester und Autoren hervorgebracht hatte. Das Paar hatte zumindest ein gemeinsames Kind. 1747 begann Elizabeth Nihell ihre Ausbildung im Pariser Hôtel-Dieu, das von Louis duc d’Orléans (1703-1752) gefördert wurde. Eine ihrer Ausbildnerinnen war die berühmte französische Hebamme Angélique Marguerite Le Boursier Du Coudray (1712-1794). Während ihrer zweijährigen Zeit im Hôtel-Dieu fanden dort etwa 2.000 Geburten statt. Nihell konnte, was für die damalige Zeit sehr ungewöhnlich war – die meisten Hebammen waren nur sehr rudimentär oder gar nicht ausgebildet – in dieser Institution einen reichen Schatz an Erfahrungen sammeln.

1754 übersiedelte Elizabeth Nihell mit ihrem Mann zurück nach London, wo sie mindestens bis 1772 als Hebamme praktizierte. Schon in Paris beobachtete sie das Aufkommen immer mehr chirurgisch ausgebildeter männlicher Geburtshelfer mit großer Skepsis und Argwohn. Die Situation in England stellte sich ähnlich dar. Während die männlichen Geburtshelfer stetig zunahmen und immer höhere Preise für ihre Dienste verlangen konnten, wurden die Hebammen immer mehr zurückgedrängt und mussten sich mit immer geringeren Honoraren zufriedengeben. Nihell versuchte sich gegen diese Marginalisierung ihrer Berufsgruppe zu wehren und attackierte ihre männliche Kollegenschaft öffentlich. Nihell throws herself with great gusto into the very frontline of the battle between the two sexes over who should provide antenatal care and attend women in labour: female midwives with their inborn aptitude, empathetic approach and nature-friendly practice, or male practicioners keen to intervene to show their ‘superiority’ over women through crude attempts at early intervention and the use of forceps.“[1] Besonders die Geburtszangen, die ihre männlichen Kollegen verwendeten waren ihr ein Dorn im Auge, da sie ihrer Ansicht nach wesentlich mehr Schaden als Nutzen bringen würden. Eines ihrer Lieblingsziele ihrer öffentlichen Angriffe war William Smellie (1697-1793), einer der ersten und bekanntesten männlichen Geburtshelfer Englands. Many of her strongest attacks were dedicated at William Smellie who, through his classes for both male and female midwives, had increasing influence. She belittled his physique, alluding to his large hands, ‘the delicate fist of a great-horse-godmother of a he-midwife’.“[2]

1760 publizierte Elizabeth Nihell ihr Hauptwerk unter dem Titel: Nihell, Elizabeth: A Treatise On The Art Of Midwifery. Setting Forth Various Abuses therein, Especially as so the Practice with Instruments: The Whole Serving to put all Rational Inquirers in a fair Way of very safely forming their own Judgment upon the Question; Which it is best to employ, In Cases of Pregnancy an Lying-In, A Man-Midwife; Or A Midwife. London: Printed for A. Morley, at Gay’s-Head, near Beaufort Buildings, in the Strand 1760.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt eine französische Übersetzung dieses Buches aus dem Jahr 1771: Nihell: La Cause De L’Humanité […]. London, Paris: 1771. Nihells Werk versteht sich nicht nur als Lehrbuch für Hebammen sondern auch als Streitschrift für ihre Sache, in der sie auch für ihre Positionen eintrat.

Abb. 2    Titelblatt: Nihell: La Cause De L’Humanité […]. London, Paris: 1771.

Elizabeth Nihell konnte jedoch die Entwicklungen ihrer Zeit nicht aufhalten. Es kann angenommen werden, dass sie ca. 1771 von ihrem Mann verlassen worden war. Unter den fortschreitend erschwerten Bedingungen für Hebammen musste sie nun ohne jede finanzielle Unterstützung für sich selbst aufkommen. Ab 1775 blieb ihr nichts anderes übrig als in ein Armen-Arbeitshaus zu ziehen wo sie ein Jahr später, 1776, starb.

Quellen:

Beal, Jane: Elizabeth Nihell. A feisty English midwife (1723-1776). In: Midwifery today. (114) 2015. S. 56-57.

Bosanquet, Anna: Inspiration from the past (3). Elizabeth Nihell, the ‘anti-obstetric’ midwife. In: The practising midwife. (12/10) 2009. S. 46-48.

Nihell, Elizabeth (b. 1723). In: On the shoulders of giants: eponyms and names in obstetrics and gynaecology. Von Thomas F. Basket. London: RCOG Press 1996. S. 160-161.

Nihell, Elizabeth (1723-?). In: The history of obstetrics and gynaecology. Von Michael J. O’Dowd und Elliot E. Philipp. Carnforth/Lancashire: Parthenon Publishing Group 1994. S. 638-639.

[1] Bosanquet, Anna: Inspiration from the past (3). Elizabeth Nihell, the ‘anti-obstetric’ midwife. In: The practising midwife. (12/10) 2009. S. 46.

[2] Nihell, Elizabeth (b. 1723). In: On the shoulders of giants: eponyms and names in obstetrics and gynaecology. Von Thomas F. Basket. London: RCOG Press 1996. S. 161.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [68]: Le Boursier Du Coudray, Angélique Marguerite: Abrégé De L’Art Des Accouchemens…Ouvrage très-utile aux jeunes Sages-femmes, & généralement à tous les Éleves en cet Art, qui desirent de s’y rendre habiles. 1785

 Le Boursier Du Coudray, Angélique Marguerite: Abrégé De L’Art Des Accouchemens, Dans lequel on donne les préceptes néceffaires pour le mettre heureusement en pratique, & auquel on a joint plusiers Observations intéressantes sur des cas singuliers: Ouvrage très-utile aux jeunes Sages-femmes, & généralement à tous les Éleves en cet Art, qui desirent de s’y rendre habiles. Sixieme Édition Avec Figures en couleurs. Paris: Chez Théophile Barrois le jeune. 1785.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB3904]

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Frontispiz mit Autorinnenportrait und Titelblatt: Le Boursier Du Coudray, Angélique Marguerite: Abrégé De L’Art Des Accouchemens […]. Paris: 1785.

Angélique Marguerite Le Boursier Du Coudray (*1712 Clermont-Ferrand, gest. 17.04.1794 Bordeaux) war eine französische Hebamme, die einen wesentlichen Anteil an der Einführung einer systematischen Ausbildung von Hebammen und Geburtshelfern hatte. Sie stammte aus einer französischen Ärztefamilie. 1740 schloss sie ihre dreijährige Ausbildung zur Hebamme, die sie bei Anne Bairsin dame Philibert Mangin genossen hatte, mit einer Prüfung an der Ecolé de Chirurgie in Paris ab.

„Mme Angélique Marguerite Le Boursier du Coudray was unique, for she was a political midwife, a public figure.“[1] Nachdem sie und ihre Mitstreiterinnen sich mithilfe einer Petition erfolgreich gegen eine Abwertung der Hebammen gegenüber Chirurgen und Geburtshelfern, die aus ihrer Sicht die weitere Ausbildung von Hebammen in Bedrängnis gebracht hätte, zur Wehr gesetzt hatten, wurde sie 1743 zur leitenden accoucheuse (Hebamme) des Hôtel-Dieu in Paris ernannt.

She has also invented a machine, an obstetrical model of a mother’s pelvis, with a foetus inside that can be extracted from every conceivable position, and upon which midwifery students can practice manoeuvres allowing them to deliver in even the most difficult circumstances.“[2]

Abb. 2    „La Machine de Madame Du Coudray“. Musée de l’Homme. Paris, Palais de Chaillot.

Diese sogenannte Machine bestand aus Stoff, Leder und Füllmaterial, formte den Torso einer gebärenden Frau und hatte auch einen Fötus in der Gebärmutter. Um den Geburtsvorgang zu demonstrieren wurde die Dehnung des Geburtskanals mit Seilen simuliert. Der Kopf der Säuglingspuppe hatte einen geöffneten Mund mit Zunge, in den zwei Finger bis zu fünf Zentimeter gesteckt werden konnten. Im Falle einer Geburt in Beckenendlage war dieses Detail wichtig, da die Hebamme, ihre Finger in den Kopf der Puppe stecken konnte und so die Passage durch den Geburtskanal erleichterte. Die Machine eignete sich hervorragend um das Raumverständnis und das Ertasten der Hebammen zu schulen. Die Machine kann heute noch in Paris im Musée de l’Homme im Palais de Chaillot besichtigt werden.

 Angélique du Coudray’s scientific contributions resulted in an overall decrease in the period’s infant mortality rate. At the suggestion of Louis XV [(1710-1774) Anm.], she began educating midwives in rural France in 1759.“[3] In den 1760er Jahren führten sie ausgedehnte Ausbildungsreisen in über 40 Gemeinden in Frankreich in denen sie Kurse für junge Hebammen abhielt. Ihr Unterricht legte auch erstmals einen Fokus auf die Versorgung von wenig lebensfähigen Neugeborenen. Diese Kleinkinder wurden meist von den Müttern getrennt und sich selbst überlassen während sich die Hebammen hauptsächlich um die Mütter kümmerten. Durch die intensivere Pflege dieser Neugeborenen mit geringeren Überlebenschancen konnte deren Mortalität ebenfalls stark gesenkt werden.

Du Coudrays, erstmals 1759 erschienenes Buch, Abrégé De L’Art Des Accouchemens […], das in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Universitätsbibliothek der MedUni Wien in seiner sechsten Auflage aus dem Jahr 1785 vorliegt, beinhaltet ihre Vorlesungen in der Reihenfolge, wie sie auch ihren Unterricht aufbaute; beginnend mit den weiblichen Geschlechtsorganen und dem Prozess der Fortpflanzung. Danach geht das Buch auf angemessene pränatale Fürsorge ein bevor schließlich der Geburtsvorgang sowie schwierige Geburten, Zwillingsgeburten, Steißlagen und Totgeburten diskutiert werden. Das Werk geht auch auf eine Reihe seltener Fälle ein, die während der Geburten vorkommen können, die Du Coudray als ihre „les observations“ bezeichnete. Trotz seiner bedeutenden Beiträge zum Feld der Geburtshilfe, wurde Du Coudrays Abrégé De L’Art Des Accouchemens […] anfangs nicht sehr ernst genommen. Erst nach und nach setzte es sich durch und entwickelte sich incl. zahlreicher Neuauflagen zu einem der einflussreichsten Werke der Geburtshilfe im 18. Jahrhundert. Dem Text sind 26 kolorierte Kupfertafeln zur Anatomie und Chirurgie beigefügt.

Abb. 3    Tafel aus: Le Boursier Du Coudray, Angélique Marguerite: Abrégé De L’Art Des Accouchemens […]. Paris: 1785.

Quellen:

Hayrapetian, Artineh, Oakes, Peter u.a.: Female anatomists and their biographical sketches. In: International journal of history and philosophy of medicine. (5) 2015.

du Coudray, Angelique Marguerite 1714/5-1794. In: Women in medicine: an encyclopedia. Santa Barbara/Cal.: ABC-CLIO 2002. S. 66-67.

Gelbart, Nina: Midwife to a nation. Mme du Coudray serves France. In: The art of midwifery. Early modern midwives in Europe. Hrsg. von Hilary Marland. (= The Wellcome Institue series in the history of medicine/24). London, New York: Routledge 1994. S. 131-151.

Ritter, Gerhard: Madame Angélique Marguerite Le Boursier du Coudray. Die französische Geburtshilfe des 18. Jahrhunderts. Sonderabdruck aus: Deutsches Ärzteblatt – ärztliche Mitteilungen (62/38). Köln: Deutscher Ärzte-Verlag 1965.

[1] Gelbart, Nina: Midwife to a nation. Mme du Coudray serves France. In: The art of midwifery. Early modern midwives in Europe. Hrsg. von Hilary Marland. (= The Wellcome Institue series in the history of medicine/24). London, New York: Routledge 1994. S. 131.

[2] Gelbart, Nina: Midwife to a nation. Mme du Coudray serves France. In: The art of midwifery. Early modern midwives in Europe. Hrsg. von Hilary Marland. (= The Wellcome Institue series in the history of medicine/24). London, New York: Routledge 1994. S. 132.

[3] Hayrapetian, Artineh, Oakes, Peter u.a.: Female anatomists and their biographical sketches. In: International journal of history and philosophy of medicine. (5) 2015. S. 3.

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