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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [113]: Die Bibliothek der (ehemaligen) „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Die Bibliothek der (ehemaligen) „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Text: Dr. Walter Mentzel

Zwischen 1904 und 1938 existierte in Wien auf der Basis einer Stiftung und eines Vereines zunächst in unmittelbarer Nähe zum Allgemeinen Krankenhaus und seit 1914 auf dem Areal des Wilhelminenspitals eine der modernsten Heilstätten für Lupuserkrankte in Europa, die auf die Initiative der Mediziner Eduard Lang und seines langjährigen Mitarbeiters Alfred Jungmann zurückging. Damit sollten die vor allem in den ärmeren Bevölkerungsschichten verbreiteten Lupuserkrankungen, die auch massive soziale Ausgrenzungen mit sich brachten, nach den modernsten zur Verfügung stehenden Methoden behandelt werden. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt jene in diesen Jahren von Lang und Jungmann aufgebaute Büchersammlung, mit den Schwerpunkten Lupus, Dermatologie und Röntgenkunde, sowie die vom Verein und vom Kuratorium der Stiftung „Heilstätte für Lupuserkrankungen“ seit 1904 publizierten Jahresberichte, die in umfangreichen Darstellungen die Gebarungen, die Tätigkeiten der Heilstätte und die hier vollbrachten medizinischen Leistungen dokumentieren.

Titelblatt: Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskaranke“. Jg. 1904. Wien: Im Selbstverlage des Kuratoriums 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2.326]

Der Verein „Lupusheilstätte“, die Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ und die Wiener Heilstätte für Lupuskranke

Nachdem Eduard Lang die von ihm entwickelte Operationsmethode am 13. internationalen medizinischen Kongress in Paris 1900 vorgestellt hatte, initiierte er mit Unterstützung von Jungmann eine öffentliche Kampagne zur Errichtung einer eigenen Institution zur Heilung und Erforschung des Lupus,[1] die im Frühjahr 1902 unter dem in Wiener Tageszeitungen veröffentlichten Aufruf „Ein Stück Menschenelend“ ihren Höhepunkt erlangte. In weiterer Folge forcierten beide zur Unterstützung der Aufklärungskampagne die Publikationen populärer und wissenschaftlicher Texte, die ebenfalls in zahlreichen Zeitungen zur Veröffentlichung gelangten.[2] Als Vorbild für das Projekt einer modernen Heilanstalt in Wien diente Lang das von dem Dermatologen und Lupusforscher Niels Ryberg Finsen (1860-1904) errichtete Institut für Lichttherapie in Kopenhagen, dessen neu entwickelte therapeutische Behandlungsmethode des Lichtheilverfahrens durch Bestrahlung er bereits seit 1900 neben seiner operativ-plastischen Behandlungsweise übernommen hatte.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“. Wien: 1914.

Zur Sicherstellung der für die Finanzierung eines eigenen Behandlungszentrums sowie der kostenintensiven Bestrahlungstherapie notwendigen Mittel, versuchte Lang einflussreiche Behördenvertreter, den Hochadel und Mitglieder der österreichischen High Society zur Unterstützung seines Vorhabens zu gewinnen. Seiner Anregung nach kam es 1902 unter dem Protektorat des Erzherzoges Otto von Habsburg (1865-1906) und der Leitung des Fürsten Max Egon Fürstenberg (1863-1941) zur Errichtung eines Organisationskomitees, das eine Stiftung zur Verwaltung der künftig zu erwartenden privaten Spendenmittel vorbereiten und Pläne zur Errichtung einer neuen Behandlungsstätte ausarbeiten sollte. Nachdem sich im Jänner 1904 die Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ gebildet hatte und die ersten finanziellen Beiträge durch Spenden des Kaisers Franz Joseph und der Mitglieder des Kaiserhauses zur Verfügung standen, konstituierte sich in der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 6.3.1904 unter der Präsidentschaft von Ritter Karl von Leth (1861-1930) und der Mitbegründerin Baronin Dina Buschmann (1857-1931), die bereits an der Gründung des Ersten öffentlichen Kinderkrankeninstitutes beteiligt war, der Verein „Lupusheilstätte“.[3] Mit Hilfe des Vereines sollten – neben der Errichtung einer Krankenanstalt und einer wissenschaftlichen Forschungsstätte – vor allem eine unentgeltliche oder gegen Entgegennahme einer geringfügigen Vergütung die medizinische Behandlung breiten Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden. Im Oktober 1904 ermöglichte das private Spendenaufkommen zunächst die provisorische Errichtung einer ambulanten Heilanstalt für Lupuskranke als Filiale des Allgemeinen Krankenhauses in Wien 18, Czermakgasse 2 (heute: Leo-Slezak-Gasse). Hier wirkten neben Lang sein ärztlicher Adjunkt Alfred Jungmann, die Sekundarärzte Emil Friedjung (1877-1942), Robert Kienböck (1871-1953) und Moriz Sachs (1865-1948), sowie eine Oberschwester und 26 Pflegerinnen.[4] Wenige Jahre später übersiedelte die Heilanstalt in die Borschkegasse, während eine Dependance in der Spitalgasse als Versorgungsheim diente.[5] 1905 kam es zu einem Übereinkommen zwischen der Direktion der Heilstätte und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen und der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse in Wien, das eine Kostenübernahme der Licht-Behandlungsmethode sicherstellte und damit die von Eduard Lang eingeforderte soziale Dimension des Projektes verwirklichte.[6]

WStLA, M.Abt. 213 A4, Nr. 42, Krankenanstalten: aufgelassene Lupus-Heilstätte.

Aus: Alexander, Syphilis und Auge. Nach eigenen Beobachtungen, Wiesbaden 1888.

Als Vorstand und Primararzt an der Heilstätte fungierten Eduard Lang und als dessen Assistenzarzt, und seit 1911 als Primararzt zweiter Klasse, Alfred Jungmann.



Aus: Finsen Niels R., Die Bekämpfung des Lupus Vulgaris, Kopenhagen 1902.

1908 erfolgte durch den Verein und der Stiftung der Beschluss zu einem Neubau der Heilstätte samt eines daran angeschlossenen Heimes für Lupuskranke auf dem Baugrund des Wilhelminenspitals in einem Ausmaß von 15.000 m², wozu der Verein auch einen Teil des Grundstückes erwarb.[7] Mit dem nunmehr unter dem Protektorat der Erzherzogin Maria Josefa (1867-1944) stehenden, von der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ geförderten und vom Architekten Otto Wagner (1841-1918) entworfenen Bauprojekt wurde im Juli 1908 begonnen. Die Fertigstellung und Eröffnung der zu dieser Zeit in Europa größten und mit Wohnräumen für Ärzte:innen und Pflegepersonal samt modernsten Forschungs-Laboratorien ausgestatteten Heilanstalt für Lupuskranke erfolgte im Frühjahr 1914.[8]

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskaranke“. Jg. 1904. Wien: Im Selbstverlage des Kuratoriums 1905.

XI. Jahresbericht des Vereines „Lupusheilstätte“ in der am 30. April 1916 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung, Wien 1916.

Die Stiftung und der Verein samt deren Vermögen wurden nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten zusammen mit dem Krankenanstaltsfonds in das Eigentum der Stadt Wien eingewiesen. Nach 1945 wurde der Verein nach dem Vereinsgesetz nicht mehr reaktiviert und der Gebäudekomplex der Lupusheilstätte einschließlich des Heimes von der Stadt Wien bis zum Jahr 1952 für die stationäre und ambulante Behandlung von Lupusfällen verwendet. Danach kam es zur Verlegung der dermatologischen Abteilung des Wilhelminenspitals an den Standort der ehemaligen Lupusheilstätte.

Neben den in der Büchersammlung enthaltenen Arbeiten von Eduard Lang und Alfred Jungmann befinden sich von ihnen noch zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Entwicklung der Lupusheilstätte im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Quellen:

Österreichisches Sanitätswesen. 1905.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskaranke“. Jg. 1904. Wien: Im Selbstverlage des Kuratoriums 1905.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“ Jahrgang 1910, Wien 1912.

Bericht des Kuratoriums der Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“. Wien: 1914.

XI. Jahresbericht des Vereines „Lupusheilstätte“ erstattet in der am 30. April 1916 abgehaltenen ordentlichen Generalversammlung, Wien 1916.

Lang, Eduard: Entwicklung und Stand der Wiener Organisation zur Bekämpfung des Lupus. In: Neue Freie Presse. 14.5.1914. S. 23-24.

Jungmann, Alfred: Ärztlicher Bericht aus der Heilstätte für Lupuskranke. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 25. 1912. Sp. 1713.

Gegen die fressende Flechte. Ein Gang durch die neue Wiener Lupusheilstätte. In: Arbeiter-Zeitung. 29.5.1914. S. 6.

Holubar, Karl: Eduard Lang und die Anfänge der operativen Dermatologie in Österreich. In: Zeitschrift Hautkrankheiten. 66 (Supplement 3). 1991. S. 13-15.

Literatur:

Mitteilungen aus der Wiener Heilstätte für Lupuskranke. Folge 1. Hrsg.: Eduard Lang. Wien: Safar 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8.728]

Jungmann, Alfred: Die Wiener Heilstätte für Lupuskranke. Für Freunde und Gegner. Wien, Leipzig: Safar 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 4.021]

Jungmann, Alfred: Ärztlicher Bericht aus der Heilstätte für Lupuskranke. Braumüller: Wien, Leipzig: Braumüller 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2.372]

Keywords:

Alfred Jungmann, Allgemeines Krankenhaus Wien, Dermatologie, Eduard Lang, Erzherzogin Maria Josefa, Kaiser Franz Joseph, Karl von Leth, Karl Wilhelm Heine, Lupus, Max Egon Fürstenberg, Niels Ryberg Finsen, NS-Verfolgung, Otto Wagner, Otto von Habsburg, Stiftung „Heilstätte für Lupuskranke“, Theodor Billroth, Verein „Lupusheilstätte“, Wien, Wiener Heilstätte für Lupuskranke, Wilhelminenspital, Bibliothek der Heilstätte für Lupuskranke in Wien, Wien

[1] Pharmaceutische Post, 20.3.1904, S. 174.

[2] Die Heilung der fressenden Flechte (Lupus). Neue Freie Presse, 6.3.1902. Stiftung Heilstätte für Lupuskranke, Neue Freie Presse, 10.4.1902. Die Heilstätte für Lupuskranke und die Lupusbehandlung, Wiener klinische Rundschau, Nr. 18, 1903. Die Heilstätte für Lupuskranke in Wien. Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1904.

[3] Zur Stiftung und den Vereinsstatuten der Lupus-Heilstätte, WStLA, M.Abt. 213 A4, Nr. 42, Krankenanstalten: aufgelassene – Lupus-Heilstätte. Weiters: NÖLA, Statthalterei, Zl. VIII-Zl. 3068/26 vom 13.12.1904.

[4] Wiener Zeitung, 12.12.1905, S. 8.

[5] Pharmaceutische Post, 12.2.1905, S. 105; Arbeiter Zeitung, 27.7.1908, S. 3.

[6] Arbeiter Zeitung, 5.6.1905, S. 2.

[7] Internationale klinische Rundschau, Nr. 29, 1908, S. 467.

[8] Wiener Bilder, 19.7.1914, S. 6.

Normdaten (Institution) „Heilstätte für Lupuskranke in Wien“ Bibliothek : BBL: 34761;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40063 (30.04.2020); Letzte Aktualisierung: 2022 11 21
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [69]: Fischer August: Militärarzt, Schriftsteller, Theaterkritiker

Fischer August: Militärarzt, Schriftsteller, Theaterkritiker

Text: Dr. Walter Mentzel

August Fischer wurde am 15. Februar 1821 in Poysbrunn in Niederösterreich geboren. Er wuchs als neuntgeborenes Kind in einer kinderreichen Familie als Sohn von Anton Adolf Fischer (1791-1877), einem Verwalter der Herrschaft Enzersdorf im Thale, und seiner Mutter Anna (1801-1883) geborene Colbrie, auf. Nach dem Besuch der Gymnasien in Horn und Budweis, trat er zum Studium der Medizin in das chirurgisch-militärärztliche Josephinum ein. Am 28. Oktober 1845 schloss er das Studium mit dem Titel des Doktors der Medizin und Chirurgie und eines Magisters der Augenheilkunde und Geburtshilfe ab.

Titelblatt: Fischer, August: […] De exercitiis gymnasticis […]. Wien: 1845

Fischer, August: Dissertatio Inauguralis Medica Physiologico-Diaetetica De Exercitiis Gymnasticis, Quam Consensu Atque Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Et Directoris, Clarissimorum Atque Celeberrimorum D. D. Professorum Pro Doctoris Medicinae Et Chirurgiae Laurea Rite Obtinenda In Celeberrima C. R. Academia Josephina Publicae Disquisitioni. Theses adnexae defendentur in aedibus Academiae Josephinae die … mensis Octobris 1845. Wien: Typis Congregationis Mechitaristicae 1845.

Nach seinem Studium begann er seine medizinische Laufbahn als Militärarzt bei der Armee, wo er als Oberarzt dem k.k. Kürassier-Regiment (Nr. 4) von Carl Freiherr von Mengen (1774-1851) zugeteilt wurde.

Daneben setzte er seine bereits während seines Studiums begonnene Arbeit als Schriftsteller fort, schrieb Theaterkritiken und Rezensionen für Zeitungen wie „Sonntagsblätter“, „Wanderer“, „Österreichisches Morgenblatt“ und „Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete“ (Der Österreichische Zuschauer, Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft). Hier publizierte er auch seine Gedichte.

Ab April 1848 nahm er in Italien als Militärarzt an der Niederschlagung des ersten italienischen Unabhängigkeitskrieges durch die österreichische Armee und deren Oberkommandierenden Graf Johann Joseph Wenzel von Radetzky (1766-1858) teil. In diesen Wochen bis zu seinem Tod berichtete er als Kolumnist für die „Wiener Abendzeitung“ über seine Eindrücke und Erlebnisse am Kriegsschauplatz in der Lombardei[1], die er im Stil eines Kriegsberichterstatters verfasste.[2]

August Fischer verstarb am 11. Juli 1848 in einem österreichischen Feldspital in Verona an Typhus[3] und wurde in Enzersdorf im Thale in Niederösterreich bestattet.

Quellen:

Erzdiözese Wien. Niederösterreich, Poysdorf, Taufbuch 01-04, 1788-1836, Folio 119, Fischer August.

Literaturliste:

Fischer, August: Dissertatio Inauguralis Medica Physiologico-Diaetetica De Exercitiis Gymnasticis, Quam Consensu Atque Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Et Directoris, Clarissimorum Atque Celeberrimorum D. D. Professorum Pro Doctoris Medicinae Et Chirurgiae Laurea Rite Obtinenda In Celeberrima C. R. Academia Josephina Publicae Disquisitioni. Theses adnexae defendentur in aedibus Academiae Josephinae die … mensis Octobris 1845. Wien: Typis Congregationis Mechitaristicae 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-1845/8]

Keywords:

1848, August Fischer, Carl Freiherr von Mengen, Italien, Johann Joseph Wenzel von Radetzky, Josephinum, Militärarzt, Arzt, Wien, Medizingeschichte

[1] Wiener Abendzeitung, 2.8.1848, S. 4.

[2] Wiener Abendzeitung, 15.5.1848, S. 1.

[3] Der österreichische Zuschauer (Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete). Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und geistiges Leben, 28.7.1848, S. 951.

Normdaten (Person) Fischer, August: BBL: 30460; GND: 1266890408

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30460 (28.06.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 25
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [62]: Emanuel Berghoff – Medizinhistoriker, Widerstandskämpfer und Herausgeber der Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger im Jahr 1948 – Teil 2

Emanuel Berghoff – Medizinhistoriker, Widerstandskämpfer und Herausgeber der Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger im Jahr 1948 – Teil 2

Text: Dr. Walter Mentzel

Im Jahr 1948 erschien aus Anlass des 80. Geburtstages des österreichischen Medizinhistorikers und Gründers des Institutes für Geschichte der Medizin am Standort des Josephinum in Wien, Max Neuburger (1868-1955), eine von seinem langjährigen „Schüler“ und Mitarbeiter, Emanuel Berghoff (1896-1974), herausgegebene Festschrift unter dem Titel:

Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

Umschlag: Festschrift zum 80. Geburtstag Max Neuburgers. Wien: 1948.

Titelblatt: Festschrift zum 80. Geburtstag Max Neuburgers. Wien: 1948.

Diese Festschrift hatte zum Zeitpunkt ihres Erscheinens eine mehr als zehnjährige Geschichte hinter sich. Berghoff, der schon die Arbeiten an der 1928 zum 60. Geburtstag Neuburgers herausgegebenen Festschrift übernommen hatte,[1] übernahm auch für die 1938 als Sammelband konzipierte Publikation zu dessen 70. Geburtstag die Redaktion. Zur gleichen Zeit schrieb Berghoff an einer ebenso für das Jahr 1938 geplanten Biografie über das Leben und wissenschaftliche Wirken Max Neuburgers, die wie die Festschrift erst zehn Jahre später 1948 publiziert werden konnte.

Berghoff, Emanuel: Max Neuburger. Werden und Wirken eines österreichischen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Dr. Henry E. Sigerist. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/III). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

Titelblatt: Berghoff: Max Neuburger. […] Wien: 1948.

Da nach dem „Anschluss“ im März 1938 sowohl Max Neuburger als auch Emanuel Berghoff von der NS-Verfolgung betroffen waren – Berghoff wurde aus „politischen und rassischen“ Gründen verfolgt – konnte die Drucklegung der Festschrift nicht wie geplant verwirklicht werden. Die bis März 1938 eingelangten Manuskripte der Autoren der Festschrift gelangten zunächst bedingt durch die Flucht von Berghoff nach Jugoslawien, wo er im Rahmen des im September 1938 stattgefundenen 11. Internationalen Kongresses für Geschichte der Medizin in Dubrovnik die Drucklegung der Festschrift zu bewerkstelligen versuchte, davon jedoch wegen der „dort schon unsicher gewordenen politischen Verhältnisse“ wieder Abstand nehmen musste. Nachdem sich Berghoff nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Jugoslawien der Widerstandsbewegung von Josip Broz Tito (1892-1980) angeschlossen hatte und er nach seiner Festnahme in das KZ Groß Rosen deportiert worden war, lag das weitere Schicksal der Manuskripte in den Händen seiner Ehefrau Anna Maria Berghoff (1907-1989), die laut der von Berghoff nach 1945 getroffenen Darstellung die Manuskripte in Sicherheit bringen konnte.[2] Nach der Rückkehr von Berghoff nach Wien im Sommer 1945 standen sie so wieder für eine Drucklegung zur Verfügung.

Von den 91 österreichischen vor allem aber internationalen Autoren, die am Sammelband mitwirkten, hatten 20 ihre Manuskripte für die für Publikation bis zum Jahresbeginn 1938 abgegeben. Ihre nunmehr 1948 publizierten Aufsätze sind am Beginn der Texte in Fußnoten mit dem Hinweis „1938 als Manuskript eingelangt“ versehen.

Aus: Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

Einige dieser Autoren waren bei Erscheinen der Festschrift im Jahr 1948 bereits verstorben, andere waren zu dieser Zeit im Exil. Max Neuburger, dem die Festschrift galt, lebte zum Zeitpunkt der Erscheinung des Sammelbandes 1948 nach seiner Emigration in London bei seinem Sohn in Buffalo/USA. Er kehrte erst 1952 nach Wien zurück. Die Festschrift lässt sich damit als Dokument jener nach dem März 1938 an der Medizinischen Fakultät durch das NS-Regime stattgefundenen Verfolgungen aber auch als Mahnmal der Verfolgungsgeschichte jüdischer Mediziner in Europa von 1933 bis 1945 lesen.

Zu den mit dem Vermerk „1938 als Manuskript eingelangt“ versehenen Autoren zählt zunächst der Beitrag des Herausgebers Emanuel Berghoff selbst, der mit einem Aufsatz über „Die Ausbildung zum ärztlichen Beruf im Wandel der Zeit“ im Band vertreten ist.

Ein Artikel mit dem Titel „Zur Wohnungsfrage im Alten Wien“ stammt vom Dozenten für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät und Chefarzt der Tuberkulosefürsorge der Stadt Wien, Alfred Götzl (1873-1946).

Ein weiterer bereits 1938 abgegebener Beitrag stammte von dem deutschen Pathologen und Medizinhistoriker Edgar Goldschmid (1881-1957), der 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten in die Schweiz flüchtete und als Medizinhistoriker an der Universität Lausanne unterrichtete. Er ist mit einem 1938 abgegebenen Beitrag „Handzeichnungen chirurgischer Erkrankungen von J. E. Klemm (1817-1822)“ vertreten.

Ein Aufsatz über „Medizinisches aus einer alten Chronik“ trug der polnische Gynäkologe Jan Lachs (1869-1954) bei, der nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen wegen seiner jüdischen Herkunft der Verfolgung ausgesetzt war. Lachs überlebte den Holocaust als Arzt und Leiter der Gynäkologie- und Geburtshilfeabteilung des israelitischen Krankenhauses in Krakau und nach der Liquidierung des Krakauer Ghettos in einem Versteck. 1947 habilitierte er sich im Fach Geschichte der Medizin und der Pharmazie.

Vom Professor für Kinderheilkunde Ernst Mayerhofer (1877-1957), der seit 1923 in Zagreb arbeitete, stammt der 1938 abgegebene Aufsatz „Paediatrie und Volksmedizin (mit besonderer Berücksichtigung der Südslawen)“. Der Aufsatz enthält die Anmerkung: „Zagreb, Juni 1938; damals wegen der Zustände im Okkupationsbereich nicht zum Drucke gelangt: Der Autor“.

Ein Aufsatz „Über eine arabische Krankenhauspharmakopöe aus Kairo (um 1200 N. Chr.)“ kam vom deutsch-ägyptischen Augenarzt und Medizinhistoriker Max Meyerhof (1874-1945). Meyerhof, der jüdischer Abstammung war, wurde in Hildesheim geboren, studierte in Heidelberg, Freiburg, Berlin und Straßburg Medizin, arbeitete ab 1898 an verschiedenen Augenkliniken in Deutschland und eröffnete 1902 in Hannover eine eigene Praxis. Bereits 1903 emigrierte er nach Ägypten und eröffnete in Kairo eine Augenarztpraxis für Verarmte. Er gehörte ab 1913 zu den Mitherausgebern der „Revue médical d’Égypte“. Ab den 1920er Jahren widmete er sich auch orientalistischen, philologischen und medizinhistorischen Studien und war Übersetzer arabischer medizinischer Text-Überlieferungen. 1932 erhielt er das Angebot den Lehrstuhl für Medizingeschichte an der Universität Leipzig zu übernehmen, das er aufgrund des anwachsenden Antisemitismus und dem Aufstieg der Nationalsozialisten ablehnte. Er gab seine deutsche Staatsbürgerschaft auf, nahm 1936 die ägyptische Staatsbürgerschaft an und engagierte sich in einem jüdischen Hilfswerk für die aus Europa geflüchteten Juden. Am 20. April 1945 starb Meyerhof in Kairo, wo er auf dem jüdischen Friedhof beerdigt wurde.

Beiträge von zwei wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgten Mitgliedern der Wiener Medizinischen Fakultät stammen vom Radiologen und Röntgenologen, Prof. Leopold Freund (1868-1943), der 1943 im Exil in Brüssel unter ungeklärten Umständen verstarb. Sein 1938 abgegebener Aufsatz lautete: „Ein Beitrag zur Geschichte der Entstehung der Röntgentherapie“. Der zweite Aufsatz stammt vom Laryngologen Prof. Emil Fröschels (1884-1972) der den Titel „Ein Versuch, von der Medizin aus die Entstehung und Bedeutung einer Hyroglyphe zu erklären“ trägt. Fröschels flüchtete 1939 in die USA, wo er seine wissenschaftliche Karriere zunächst als Research Professor an der Washington Universität, danach als Direktor der Speech and Voice Clinic des Mount Sinai Hospitals in New York und an der Speech and Voice Clinic am Beth David Hospital in New York fortsetzte.

Weitere 1938 eingebrachte Aufsätze kamen vom französischen Bibliothekar, Medizinhistoriker und Mediziner Ernest Wickersheimer (1880-1965), von dem in Chicago wirkenden Kinderarzt, Isaac Abt (1867-1955), vom in Deutschland geborenen US-Bakteriologen Charles Frederick Bolduan (1873-1950), vom US-Neurologen Robert Foster Kennedy (1884-1952) und vom britischen Medizinhistoriker und Präsidenten der History of Medicine Society und der Royal Society of Medicin, D’Arcy Power (1855-1941). Aus Rumänien kamen 1938 Beiträge von Constantin Ion Parhon (1874-1969), George Zaharia Petrescu (1874–1954) und Hector Sarafidi/Έκτωρ Σαραφίδης (1872-1950), sowie aus Polen ein Aufsatz vom Gründer des Institutes für Geschichte der Medizin und Philosophie an der Jagiellonen-Universität in Krakau, Władysław Szumowski (1875-1954). Ein weiterer 1938 abgelieferter Beitrag stammt von dem mit dem italienischen Faschismus sympathisierenden und involvierten italienischen Medizinhistoriker Davide Giordano (1864-1954).

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Dekanat der Medizinischen Fakultät, Zl. 41/1945-1946 Institut für Geschichte der Medizin

Wiener Stadt- und Landesarchiv:

WStLA, Selbstverwaltungskörper, Ärztekammer Wien, Personalakt Ärztekammer Wien 2.10.1. A1 Berghoff Emanuel Personalakt Ärztekammer.

WStLA, M.Abt. 119, Gelöschte Vereine, Akt 1.3.2.119.A32. Zl. 8.857/1931 Akademische freie Vereinigung für medizinische Geistesgeschichte.

Literaturliste:

Internationale Beiträge zur Geschichte der Medizin. Max Neuburger. Festschrift zur Feier seines 60. Geburtstages am 8. Dezember 1928 gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern. Wien: Verlag des Fest-Komitees 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 6043]

Berghoff, Emanuel: Max Neuburger. Werden und Wirken eines österreichischen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Dr. Henry E. Sigerist. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/III). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-16771/3]

Festschrift zum 80. Geburtstag von Max Neuburger. Mit 91 internationalen medicohistorischen Beiträgen. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/2). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 69889]

Keywords:

1938, 1945, Alfred Götzl, Charles Frederick Bolduan, Constantin Ion Parhon, D’Arcy Power, Davide Giordano, Edgar Goldschmid, Έκτωρ Σαραφίδης, Emanuel Berghoff, Emil Fröschels, Ernest Wickersheimer, Ernst Mayerhofer, Festschrift, Hector Sarafidi, Institut für Geschichte der Medizin, Isaac Abt, Jan Lachs, Josephinum, Josip Broz Tito, Konzentrationslager, KZ Groß Rosen, Leopold Freund, Max Meyerhof, Max Neuburger, Medizinhistoriker, Nationalsozialismus, Robert Foster Kennedy, Vertriebene, Widerstand, Władysław Szumowski, Arzt, Wien, Medizingeschichte

[1] Festschrift zur Feier seines 60. Geburtstages am 8. Dezember 1928. Max Neuburger gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern. (= Internationale Beiträge zur Geschichte der Medizin). Wien: Verlag des Fest-Komitees 1928.

[2] Berghoff, Emanuel: Max Neuburger. Werden und Wirken eines österreichischen Gelehrten. Mit einem Vorwort von Dr. Henry E. Sigerist. (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Medizin/III). Hrsg.: Emanuel Berghoff. Wien: Verlag Wilhelm Maudrich 1948. S. Vorwort.

Normdaten (Person) Berghoff, Emanuel: BBL: 30184;  30149; GND: 1055154361

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30184 (26.04.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 24
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [11]: Ludwig Braun und der erste wissenschaftliche Dokumentarfilm aus dem Jahr 1896: „Über Herzbewegung und Herzstoss“, Jena 1898. Ein Buch schreibt Filmgeschichte.

Ludwig Braun und der erste wissenschaftliche Dokumentarfilm aus dem Jahr 1896: „Über Herzbewegung und Herzstoss“, Jena 1898. Ein Buch schreibt Filmgeschichte.

Text: Dr. Walter Mentzel

Im Jahr 1898 erschien vom österreichischen Mediziner Ludwig Braun im Verlag Gustav Fischer in Jena das Buch „Über Herzbewegung und Herzstoss“, das als Habilitationsschrift an der Medizinischen Fakultät eingereicht und approbiert worden ist. Dieses Buch erzählt aber auch die Geschichte eines Durchbruchs in der medizinisch-wissenschaftlichen Forschung und Lehre durch eine neue technische Entwicklung: die des wissenschaftlichen Dokumentarfilms. Das Buch befindet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Ludwig Braun wurde am 12. August 1867 als Sohn von Hermann Braun und Dorothea (1832-1924), geborene Schrötter, in Ungarisch-Ostrau (Uherský Ostroh, heute: Tschechien) geboren. 1885 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 21. März 1891 mit seiner Promotion abschloss. Unmittelbar danach trat er als Aspirant in den Dienst des Allgemeinen Krankenhauses in Wien ein. Seine weitere berufliche Laufbahn führte ihn als Sekundararzt und als Abteilungsarzt 1895 an die III. medizinische Abteilung, wo er bis 1897 tätig war. 1900 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin, nachdem er bereits nach der Einreichung seiner Habilitationsschrift zum Privatdozenten ernannt worden war.

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Ludwig Braun. Aus: Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte. Mai 1936.

Seine Forschungsarbeit im Rahmen seiner Habilitation führte ihn auf das Feld der Herzchirurgie. Spätestens seit 1894 beschäftigte er sich konkret mit dem Mechanismus der Herzbewegungen. Dazu angeregt wurde Ludwig Braun durch einen von ihm über mehrere Tage beobachten Krankenfall im Mai des Jahres 1894 im Allgemeinen Krankenhaus, bei dem er bei einem durch eine Schussverletzung laborierenden Patienten die Bewegung des Herzens „auf das genaueste Verfolgen konnte“[1]. Indessen Folge war er auf der Suche nach einer Methode die Bewegungsabläufe und Zwischenformen der Abläufe des Herzens exakt darzustellen. Diese Suche brachte ihn an das Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie zu Salomon Stricker (1834-1898), der das Institut seit 1868 leitete und neu eingerichtet hatte. Dieses Institut gehörte zu den technisch innovativsten Forschungseinrichtungen seiner Zeit. Die Suche und Entwicklung von Formen und Methoden zur Visualisierung des Experimentalunterrichtes und deren Einsatz in Lehre und Forschung besaß seit den 1880er Jahren bei Stricker einen exponierten Stellenwert. Hier wurden schon seit 1881 an Projektionsmethoden- und Apparaturen zur Verbesserung der Forschung und vor allem des anschaulichen Lehrunterrichts experimentiert. Hier führte Stricker erstmals das „methodische Schulexperiment“ als medizinisches Unterrichtsfach an der Fakultät ein. Salomon Stricker begleitete nicht nur die Habilitationsarbeit von Braun, sondern hier am Institut wurden im Herbst 1896 die entscheidenden Experimente, die letztlich zum ersten wissenschaftlichen Dokumentarfilm führten, durchgeführt.

Am Beginn seiner Arbeit bewegte sich Braun noch in den traditionellen Methoden der Darstellung von Bewegungsabläufen, wie sie in der Mitte der 1890er Jahre in der Medizin verfügbar waren. Dazu zählte vor allem die Fotografie, als Mittel Bewegungsabläufe mit Hilfe der sogenannten Serienfotografie nachzustellen, bzw. die Stroboskopie. Noch an seinem am 21. Oktober 1896 gehaltenen Vortrag zu seinen Forschungen im Wiener Medizinischen Klub unter dem Titel „Der Ausdruck der Herzbewegungen an der Thoraxwand“ erwähnte Braun sein wenige Tage später unternommenes Experiment einer erstmaligen filmischen Aufnahme eines pulsierenden Herzens mit keinem Wort. Diese erste Darstellung seines Forschungsgebietes erfolgte von ihm im November und Dezember 1896 und wurde in zwei Teilen in der Wiener medizinischen Wochenschrift (Nr. 49, 28.11.1896, S. 2121-2125, Nr. 50, 5.12.1896, S. 2177-2183) abgedruckt.

Sein Experiment, einen narkotisierten Hund am offenen Herzen zu filmen, erfolgte am 19./20. November 1896 mit einem von der Firma Lechner konstruierten „Kinematographen“ am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie. Die in Wien ansässige Firma Lechner, die sich im Besitz von Wilhelm Müller befand, der noch als Buchhändler und Verlegertätig tätig war, zählte zu dieser Zeit zur angesehensten und technisch innovativsten Firma und war auf dem Gebiet der Herstellung hochwertiger Fotoapparate und Fotoartikel spezialisiert. Wilhelm Müller konstruierte 1896 einen Apparat zur Herstellung von Filmen, bzw. zu deren Projektion, den er erstmals im Juli 1896 in Wien einem kleinen Kreis von Fotografen zur Vorführung von Filmen (Straßenszenen) vorstellte. Diese neue technische Entwicklung, ging auf die als Erfinder des modernen Films geltenden Brüdern August und Louis Lumiére zurück, die im März 1895 erstmals in Lyon einen „Kinematographen“ konstruierten, der sowohl als Kamera als auch als Projektor konzipiert worden war, und nunmehr von der Firma Lechner in einer modifizierten Version gebaut wurde.

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Filmstreifen aus der Habilitationsschrift: Über Herzbewegung und Herzstoss. Die Aufnahmen enthielten zirka 25-30 Bilder pro Sekunde. (Wiener Zeitung, 25.11.1896, S. 9).

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Filmstreifen aus der Habilitationsschrift: Über Herzbewegung und Herzstoss.

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Grafische Darstellung des von der Firma Lechner 1896 hergestellten Filmapparates. Aus: Über Herzbewegung und Herzstoss.

Bereits am 11. Dezember 1896, wenige Wochen nach seinem Vortrag vor dem Wiener Medizinischen Klub, präsentierte Braun in einer Sitzung der Gesellschaft der Ärzte erstmals seine neue Methode der Visualisierung der Herzbewegungen. Dieser Bericht über sein gemeinsam mit der Firma Lechner gelungenes Experiment im November 1896 veröffentlichte er wenige Tage später, am 17. Dezember 1896 (Nr. 51, S. 1206-1207) in der Wiener klinischen Wochenschrift und am 19. Dezember 1896 in der Wiener medizinischen Wochenschrift (Nr. 52, S. 2291). Der Titel seines Vortrages – „Zur Methodik der graphischen Darstellung der Herzbewegung“ – weist bereits auf den von ihm beigemessenen Stellenwert dieser Methode und auf der von ihm gesuchten Darstellungsform des Bewegungsablaufes und des Studiums des Herzens hin: des ersten wissenschaftlichen Films, den Braun noch als „lebende Photographie“ bezeichnete.

Im Jänner 1897 kam es zu ersten öffentlichen Vorstellung des Films und zu einer ersten öffentlichen Thematisierung dieses Erfolges für dessen weitere Bedeutung in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre.[2] Ein Jahr später, im September 1897, stellte Braun seine Arbeit im Rahmen der 69. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte zum Thema „Die wissenschaftliche Photographie und ihre Anwendung auf den verschiedenen Gebieten der Naturwissenschaften und Medizin“ in Braunschweig vor. Diesen Vortrag veröffentlichte Braun unter dem Titel „Die Anwendung der Kinematographie für das Studium und die objektive Darstellung der Herzbewegung“ im Oktober 1897 in der Wiener medizinische Wochenschrift (Nr. 44, 30.10.1897, S. 2025-2028).

Noch im selben Jahr 1897 wurde am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie als Folge der Studie von Braun die „Kinemathographie“ als Unterrichtsmethode und damit erstmalig der Film als Lehrmittel an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien eingeführt. Während dieser Zeit erfolgten am Institut weitere Filmaufnahmen, die heute nicht mehr erhalten sind.

Braun erkannte aber auch bereits den über die Forschung hinausgehenden Wert, der sich mit der Möglichkeit mit der künftigen Produktion von wissenschaftlichen Filmen im medizinischen Unterricht an Universitäten aber auch – und hier erwies er sich als Vordenker – zur Popularisierung der wissenschaftlichen Forschung eröffnete: Wissenschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Der Film gilt heute als Verschollen. Verschollen, wie zahlreiche Filme aus der Zeit der „Zweiten Medizinischen Schule“, die einer jahrzehntelang unnachgiebig praktizierten und von Unbedarftheit getriebenen Räumungs-, Auslagerungs- und Entsorgungswut unwiederbringlich zum Opfer gefallen sind. Heute sind nur mehr die an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin überlieferten Schriften von Ludwig Braun, und vor allem seine Habilitationsschrift, Zeugen jener Tage und damit die einzig erhalten wahren „Denkmäler“.

Medizinische Laufbahn und Lehrtätigkeit

Im Jahre 1910 erfolgte die Ernennung von Ludwig Braun zum a.o. Professor. Neben seiner Lehrtätigkeit an der Medizinischen Fakultät arbeitete er Chefarzt der Krankenkasse „Einigkeit“ sowie seit 1910 als Primararzt und – neben Robert Breuer (1869-1936) – als Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung im Spital der „Israelitischen Kultusgemeinde, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1936 tätig war. Darüber hinaus war er Mitglied der „k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien“, der „Gesellschaft für innere Medizin“, der „Morphologisch-physiologischen Gesellschaft in Wien“ und des „Vereins für Psychiatrie und Neurologie in Wien“.

Sein weiterer Karriereweg als Wissenschafter verlief brüchig. Während des Ersten Weltkrieges musste er sich in einem gegen ihn angestrengten Prozess vor dem Senat des Heeresdivisionsgerichtes wegen des „Verbrechens des Missbrauches der Amts- und Dienstgewalt durch Geschenkannahmen in Amtssachen“ und wegen Vergehens des Wehrgesetzes verantworten. Er wurde beschuldigt als Konstatierungsarzt des Garnisonsspitals Nr. 2 niedrige Tauglichkeitsbescheinigungen erstellt bzw. die Entziehung der Wehrplicht ermöglicht zu haben. Er verbrachte drei Monate in Untersuchungshaft. Der Prozess begann im August 1917 und endete im September 1917 mit einem Freispruch in allen Anklagepunkten. Nichts desto trotz war der Prozess von öffentlichen Anschuldigungen begleitet und Ludwig Braun von einer durch öffentliche Stigmatisierung verursachten Rufschädigung betroffen. Die Folgewirkung dieser Kampagne ereilte Braun aber erst Jahre später. Nach seinem Freispruch stellte Braun im Oktober 1917 den Antrag an die Medizinische Fakultät eine Disziplinaruntersuchung über sein Verhalten in dieser Angelegenheit vorzunehmen, um damit endgültig seine Rehabilitation wieder zu erreichen. Die Kommission des akademischen Senats kam erst im Juni 1920 zu einem Ergebnis, konstatierte eine „Verletzung der Standespflicht“ und entzog Ludwig Braun die Lehrberechtigung, womit er von einer weiteren universitären Laufbahn abgeschnitten wurde. Braun dürfte hier den antisemitisch motivierten Säuberungsbestrebungen zum Opfer gefallen sein, die seit den frühen 1920er Jahren an der Wiener Universität auf der Ebene der Personalpolitik praktiziert wurde. Während seiner Tätigkeit im Garnisonsspital Nr. 2 publizierte er gemeinsam mit Gustav Alexander (1873-1932) „Über neurotischen Labyrinthschwindel“. Diese Arbeit erschien in der Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie und befindet sich heute in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Braun arbeitete in den folgenden Jahren weiter auf dem Gebiet der Herzpathologie, publizierte zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu Herzerkrankungen, darunter das 1903 veröffentlichte Lehrbuch „Therapie der Herzkrankheiten“, das 1913 nochmals unter dem Titel „Diagnose und Therapie der Herzkrankheiten“aufgelegt wurde.

Einem breiteren Publikum bekannt machten ihn die Publikationen zweier weiterer Monografien: die 1920 in Wien erschienene Arbeit „Herz und Psyche“ und die 1932 veröffentlichte Studie „Herz und Angst. Eine ärztliche psychologische Studie“. 1928 hielt er noch einen Vortrag im Akademischen Verein für medizinische Psychologie zum Thema „Die Psyche der Herzkrankheiten“ und 1929 ebenfalls vor dem Verein einen Vortrag über „Die ärztliche Anamnese“. Beide Vorträge wurden von ihm publiziert und befinden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Darüber hinaus war Braun in der Tuberkulosebekämpfung aktiv. Seine Vortragstätigkeit an der Fakultät blieb jedoch nur mehr auf der Ebene von Fortbildungskursen beschränkt.

Präsident der „Vereinigung jüdischer Ärzte“

Von 1926 an bis zu seinem Tod im Jahr 1936 war er Präsident der „Vereinigung jüdischer Ärzte“, über deren und seine Tätigkeit die Zeitschrift „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ Auskunft gibt.

Seit spätestens Ende der 1920er Jahre näherte sich Braun dem Feld der Euthanasie an, wobei er sich auf den deutschen Rechtswissenschaftler und Strafrechtsexperten Karl Binding (1841-1920) berief, der mit seinen Publikationen die spätere NS-Euthanasie legitimierte. Braun sprach sich für die Tötung unrettbarer Kranker und Verwundeter sowie unheilbar „Verblödeter“ aus, worüber er unter dem Titel „Euthanasie“ vor dem Akademischen Verein für medizinische Psychologie 1929 einen Vortrag hielt, den er in zwei Teilen in der Wiener medizinischen Wochenschrift abdruckte. (Nr. 6. 02.02.1929. S. 171-173 und Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 7. 09.02.1929. S. 208-214). Der Titel findet sich auch in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Ludwig Braun verstarb am 8. Mai 1936. Einen seiner Nachrufe verfasste sein langjähriger Freund aus Studienzeiten, Siegmund Freud, für das „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ (Nr. 29. 1936, S. 6). Seine Ehefrau Gabrielle Ella Braun (*22.2.1877 Wien), geborene Pollak, die seit 1900 mit Ludwig verehelicht war, wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und aus ihrer Wohnung nach Wien II., Böcklinstraße 35 – eine sogenannte Sammelunterkunft für Juden – deportiert. Sie verstarb am 28. Juli 1942 im Spital der Israelitischen Kultusgemeinde, einen Tag vor ihrer festgesetzten Deportation in das KZ Theresienstadt.

Literatur und Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0229, Braun Ludwig (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-32a, Braun Ludwig (Rigorosum Datum 1888).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 187-133, Braun Ludwig (Promotion Datum 21.3.1891).

UAW, Med. Fak. Senat, S 792, Personalblatt Ludwig Braun.

UAW, Med. Dekanat, Zl. 1.621/1920 Disziplinarkommission gegen Ludwig Braun.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Braun Gabriele (*22.7.1877).

Stricker, Salomon: 30 Jahre experimentelle Pathologie. Herrn Prof. Dr. S. Stricker zur Feier seines 25jährigen Jubiläums als ordentlicher Professor der allgemeinen und experimentellen Pathologie und zur Erinnerung an den 30jährigen Bestand des Institutes für experimentelle Pathologie in Wien gewidmet von Freunden und Schülern. Leipzig u. Wien: Deuticke 1898.

Literaturliste:

Braun, Ludwig: Zur Methodik der graphischen Darstellung der Herzbewegung. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25276]

Braun, Ludwig: Über Herzbewegung und Herzstoss. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 10431]

Braun, Ludwig: Therapie der Herzkrankheiten. Berlin und Wien: Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 3970]

Braun, Ludwig: Über Pulsdruckmessung. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25277]

Biedl, Arthur und Ludwig Braun: Zur Pathogenese der experimentellen Arteriosklerose. Demonstration in der Sitzung der k.k. Gesellschaft der Aerzte am 14. Mai 1909. Aus dem Institute für allgemeine und experimentelle Pathologie der Wiener Universität (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. R. Paltauf.) Sonderduck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 25261]

Braun, Ludwig: Diagnose und Therapie der Herzkrankheiten. 2., vollst. umgearb. Aufl. Wien: Urban & Schwarzenberg 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. GÄ-17678]

Alexander, Gustav und Ludwig Braun: Über neurotischen Labyrinthschwindel. Aus dem k.u.k. Garnisonspital Nr. 2 in Wien (Spitalskommandant: Oberstabsarztbl. Kl. Dr. Bruno Drastich). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryongo-Rhinologie. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Braun, Ludwig: Angst und Eurhythmie, zwei Grundlagen der Herzpsychologie. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 13048]

Braun, Ludwig: Ueber Angina pectoris. (Eine historisch-kritische Betrachtung) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 5521]

Braun, Ludwig: Die Psyche des Herzkranken. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Leipzig: Verlag von Johann Ambrosius Barth 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-24]

Braun, Ludwig: Euthanasie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-12]

Braun, Ludwig: Die ärztliche Anamnese. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-6487-11]

Braun, Ludwig: Herz und Angst. Eine ärztlich psychologische Studie. Wien: Franz Deuticke 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. SA-2108]

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign. GÄ-22218]

Keywords:

Ludwig Braun, Medizinischer Film, Wissenschaftlicher Film, Arzt, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 50. 5.12.1896. S. 2177.

[2] Neue Freie Presse. 26.1.1897. S. 5

Normdaten (Person) Braun, Ludwig: BBL: 27019GND: 133507831;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [1]: Die private Ärztebibliothek der Familie Lederer

Die private Ärztebibliothek der Familie Lederer

Text: Dr. Walter Mentzel

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien besitzt eine mehrere hundert Bücher umfassenden Bibliothek aus der Provenienz der Wiener Ärztefamilie Lederer. Diese medizinische Bibliothek wurde vom Kinder- und Frauenarzt Thomas Lederer jun. (1791-1874) Anfang des 19. Jahrhunderts aufgebaut und von seinem Sohn, dem Homöopathen, Magister der Geburtenhilfe und praktischen Arzt Camill (Kamillo) Lederer (1830-1912) übernommen und bis zu seinem Tode im Jahr 1912 erweitert. Die ältesten Werke stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Bibliothek stellt eine der größten und ältesten zusammenhängenden privaten Wiener Ärztebibliotheken dar.

Die Bücher wurden von Camill Lederer einheitlich gebunden und enthalten in den meisten Fällen den Exlibris-Stempel: „Camill Lederer Marxergasse 15“, wo Lederer in Wien 3 bis 1889 wohnhaft war. Andere Exemplare besitzen den Stempel mit seiner letzten Wohnadresse: „Wien III, Ungargasse 58“. Die Bibliothek kam durch die Verlassenschaftsabhandlung nach Camill Lederer beim Landesgericht Landstraße in Wien an die Erben aus der Familie Lederer und in den 1960er Jahren durch eine Schenkung der Familie Maresch-Heissenberger an die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

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Abbildung: Stempel Camill Lederer

Keywords:Thomas Lederer, Camill (Kamillo) Lederer, Private Bibliothek, Medizinische Bibliothek, Wiener Ärztebibliothek, Privatbibliothek, Private Ärztebibliothek, Arzt, Medizingeschichte, Wien, Exlibris

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