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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [91]: Salomon Ehrmann (1854-1926)

Salomon Ehrmann (1854-1926)

Text: Dr. Walter Mentzel

Salomon Ehrmann wurde am 19. Dezember 1854 in Ostrowetz in Böhmen (heute: Ostrovec/Tschechien) als Sohn vom Marcus Ehrmann und Franziska Fanny Ehrmann, geborene Sachsel, geboren. Nachdem er 1874 sein in Prag begonnenes Studium der Kunstgeschichte abbrach, begann er im Semester 1874/75 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 31. Juli 1880 mit der Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde abschloss.[1]

Bereits während seines Studiums arbeitete er von 1879 bis 1883 an dem unter der Leitung von Carl Friedrich Claus (1835-1899) stehenden Zoologischen Institut in Wien. Hier wurde der Physiologe Ernst Brücke (1819-1892) auf ihn aufmerksam, der sein zeichnerisches Talent erkannte und ihn am Physiologischen Institut als Demonstrator engagierte.

Nach seinem Studienabschluss arbeitete er bis 1884 als Sekundararzt u.a. bei Moriz Kaposi (1837-1902) und von 1884 bis 1888 bei dem Dermatologen Isidor Neumann (1832-1906) als dessen Assistent. Als Assistent von Neumann beschäftigte er sich mit dem Studium über die „Wege des syphilitischen Virus“ und hielt zu diesem Thema in seinem Laboratorium in der Buchfeldgasse in Wien 8 Vorlesungen.

Abb. 1 Salomon Ehrmann. Josephinum, Ethik, Sammlungen, und Geschichte der Medizin, MedUni Wien, FO-IR-001506-0004.

Nach dem Austritt aus der Klinik von Prof. Neumann übernahm Ehrmann 1889 das Ambulatorium der Arbeiter- und Bezirkskrankenkasse. In diesen Jahren publizierte er 1887 seine Studie „Über die Hautentfärbung im Frühstadium der Syphilis“ und 1891 im Selbstverlag die Studie „Zur Physiologie der Pigmentzellen“, die im selben Jahr im „Zentralblatt für Physiologie“ erschien und ihm erstmals wissenschaftliche Geltung verschaffte und ihn in der wissenschaftlichen Community bekannt machte. Zahlreiche seiner Publikationen erschienen in der Zeitschrift „Internationale klinische Rundschau“. Nachdem er sich 1887 im Fach Dermatologie habilitiert hatte, erfolgte 1904 seine Berufung zum Vorstand der dermatologischen Abteilung im Wiedner Krankenhaus und 1900 seine Ernennung zum tit. a.o. Professor sowie 1908 zum a.o. Professor. Im selben Jahr kam es auch zu seiner Bestellung zum Primarius der dermatologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und 1917 schließlich zur Ernennung zum o. Professor für Dermatologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Zwischen 1889 bis 1904 publizierte er vor allem zu Thema der gewerblichen Berufsschädigungen der Haut, über medikamentöse und toxische Erytheme.

Von seinen zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten ist besonders folgende 1908 veröffentlichte Studie zu erwähnen:

Ehrmann, Salomon: Die Anwendung der Elektrizität in der Dermatologie. Ein Leitfaden für praktische Ärzte und Studierende. Mit 98 Figuren im Texte. Wien und Leipzig: Verlag von Joseph Šafář 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 56693]

Abb. 2 Titelblatt: Ehrmann: Die Anwendung der Elektrizität in der Dermatologie. Wien und Leipzig: 1908.

Abb. 3 Ehrmann: Die Anwendung der Elektrizität in der Dermatologie. Wien und Leipzig: 1908. S. 8.

Abb. 4  Ehrmann: Die Anwendung der Elektrizität in der Dermatologie. Wien und Leipzig: 1908. S. 153.

Abb. 5 Ehrmann: Die Anwendung der Elektrizität in der Dermatologie. Wien und Leipzig: 1908. S. 49.

Zu einem Standartwerk seiner Zeit wurde jene 1906 von ihm gemeinsam mit Johannes Fick veröffentlichte Arbeit:

Ehrmann, Salomon und Johann Fick: Kompendium der speziellen Histopathologie der Haut. Ein Leitfaden für Ärzte und Studierende. Wien: Alfred Hölder, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler, Buchhändler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 299]

Abb. 6  Titelblatt: Ehrmann und Fick: Kompendium der speziellen Histopathologie der Haut. Wien: 1906.

Abb. 7 Ehrmann und Fick: Kompendium der speziellen Histopathologie der Haut. Wien: 1906. S. 11.

1912 publizierte Ehrmann seinen Atlas:

Ehrmann, Salomon: Vergleichend-diagnostischer Atlas der Hautkrankheiten und der Syphilide, einschliessend die der Haut angrenzenden Schleimhäute. 312 farbige Figuren auf 91 Tafeln und 191 schwarze Abbildungen im Text; erklärender Text in 29 Vorlesungen: Jena: Verlag von Gustav Fischer 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Wolf Bibliothek, Sign.: WOB-849]

Abb. 8 Titelblatt: Ehrmann: Vergleichen-diagnostischer Atlas […]. Jena: 1912.

Abb. 9 Ehrmann: Vergleichen-diagnostischer Atlas […]. Jena: 1912. Tafel IX.

Abb. 10 Ehrmann: Vergleichen-diagnostischer Atlas […]. Jena: 1912. Tafel XIX.

Abb. 11 Ehrmann: Vergleichen-diagnostischer Atlas […]. Jena: 1912. Tafel LXIV.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt von Salomon Ehrmann eine umfangreiche Sammlung seiner Publikationen, darunter vor allem in der Separata Bibliothek.

Salomon Ehrmann war Mitglied der „Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten“, Vizepräsident der „Wiener dermatologischen Gesellschaft“ und Ehrenmitglied zahlreicher ausländischer dermatologischer Gesellschaften. Neben seiner wissenschaftlichen Karriere arbeitete er als praktischer Arzt und engagierte sich auf dem Gebiet der Sozialmedizin und war auf caritativem Gebiet tätig. Darunter im Ehrenkomitee des „Unterstützungsvereines jüdischer Hochschüler aus Galizien in Wien“.[2] Bereits als Student war er von Beginn an in dem im Juli 1879 gegründeten „Verein der Mediziner und Naturforscher in Wien“ in der Funktion des Kassier tätig.[3]

Neben seiner Tätigkeit als Mediziner war Ehrmann für die jüdische Gemeinde aktiv: Als Vorsteher der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, als Vizepräsident der „Österreichischen israelitischen Union“,[4] als Großpräsident des österreichischen Distriktes der B’nai B’rith und Präsident der 1924 gegründeten „Gesellschaft der Freunde des Palästina-Aufbaues“. Während des Ersten Weltkrieges engagierte er sich in der Flüchtlingshilfe. Im April 1916 war er Mitbegründer und Vizepräsidenten des „Verein zur Rettung verlassener jüdischer Kinder Galiziens und der Bukowina“ und bereits im März 1916 gehörte er dem vom Wiener Bankier und Herrenhausmitglied im österreichischen Reichsrat, Louis von Rothschild (1882-1955), gegründeten „Österreichischen Zentralkomitee zur Wahrung der staatsbürgerlichen Interessen der jüdischen Bevölkerung im nördlichen Kriegsgebiet“ an.[5]

Salomon Ehrmann verstarb am 24. Oktober 1926 in Wien. Seiner Tochter Edith Brünauer, geborene Ehrmann, war nach dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland im März 1938 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Ihr gelang die Flucht in die USA.

Literatur:

Flamm, Heinz: Die Geschichte der Staatsarzneikunde, Hygiene, Medizinischen Mikrobiologie, Sozialmedizin und Tierseuchenlehre in Österreich und ihrer Vertreter. (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Medizin/66) Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2012.

Quellen:

Wiener Medizinische Wochenschrift Nr. 45, 1926, S. 1346 (Nachruf).

Archiv der Universität Wien, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle 1874-1890, Zl. 186-1126; Nationalien/Studienkatalog Zl. 134-0092 und Zl. 134-0121; Rigorosenprotokoll 1872-1894, Zl. 177-71b Salomon Ehrhard.

[1] Archiv der Universität Wien, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle 1874-1890, Zl. 186-1126; Nationalien/Studienkatalog Zl. 134-0092 und Zl. 134-0121; Rigorosenprotokoll 1872-1894, Zl. 177-71b Salomon Ehrhard.

[2] Neue Freie Presse, 20.5.1915, S. 9.

[3] Epoche, 8.7.1879, S. 3.

[4] Die Neuzeit, 31.8.1900, S. 6.

[5] Monatsschrift der Österreichisch-Israelitischen Union, Jänner-März 1916, S. 16-17. Weiters: Jüdische Zeitung, Wien, 7.7.1916. S. 7.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [89]: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung (LÖP)

Lexikon der österreichischen Provenienzforschung (LÖP):

Text: Dr. Walter Mentzel

Ende 2018 ging das von der Kommission für Provenienzforschung beim Bundesskanzleramt geförderte Projekt „Lexikon der österreichischen Provenienzforschung (LÖP)“ online und ist unter: http://www.lexikon-provenienzforschung.org/ abrufbar.

 

Abb.: Startseite des Lexikon der Provenienzforschung (LÖP)

Dieses Projekt setzte und setzt sich zum Ziel die seit 1998 gesammelten Erkenntnisse der „Mitglieder der Kommission für Provenienzforschung und ProvenienzforscherInnen in anderen österreichischen Institutionen“, die im Zuge der Recherchen zum Entzug von Kunst- und Kulturgütern während des Nationalsozialismus sowie zu den Rückstellungen ermittelt worden sind, in Form kurzer Artikel, darzustellen.

Die zirka 200 Beiträge (Stand Dezember 2018) befassen sich mit jenen Personen und Institutionen, die zwischen „1930 und 1960 im musealen Bereich, in der Kulturpolitik, im Sammlungsbereich und im Kunsthandel tätig waren“. Das Lexikon der österreichischen Provenienzforschung ist kein statisches, abgeschlossenes Projekt, sondern wird laufend erweitert und ergänzt. Das Online-Lexikon enthält als Suchoptionen eine Beitragsliste sowie ein Autorenregister.

Das Lexikon der österreichischen Provenienzforschung enthält auch eine Reihe von Beiträgen, die von dem Leiter und Bearbeiter Dr. Walter Mentzel (unter der Mitarbeit von Harald Albrecht), der an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien durchgeführte Provenienzforschung, erstellt wurden. Sie dokumentieren die seit 2007 in den historischen Bibliotheksbeständen eruierten Fälle von während des NS-Regimes entzogenen und geraubten Büchern, die im NS-Raub involvierten Institutionen der ehemaligen Medizinischen Fakultät sowie außeruniversitäre medizinische Einrichtungen, die an den Raubprozessen beteiligten Personen, und nicht zuletzt die von der Medizinischen Universität Wien bisher durchgeführten Restitutionen.

Folgende von Dr. Walter Mentzel erstellten Beiträge wurden bislang (Stand: Oktober 2018) veröffentlicht:

  1. Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/universit%C3%A4tsbibliothek-der-medizinischen-universit%C3%A4t-wien-0

  1. Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/zweigbibliothek-f%C3%BCr-geschichte-der-medizin-der-universit%C3%A4tsbibliothek-der-medizinischen-universit%C3%A4t

  1. Zum Leiter des Institutes für Geschichte der Medizin in den Jahren 1940 bis 1945 Fritz Lejeune (1892-1966)

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/lejeune-fritz

  1. Restitutionsfall: Maximilian Weinberger

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/weinberger-maximilian

  1. Restitutionsfall: Brüder Suschitzky – Anzengruber Verlag (Wien-Leipzig), Buchhandlung-Antiquariat-Leihbibliothek

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/suschitzky-br%C3%BCder-%E2%80%93-anzengruber-verlag-wien-leipzig-buchhandlung-antiquariat-leihbibliothek

  1. Zum Gründer und Leiter des Institutes für Geschichte der Medizin Max Neuburger (1868-1955) zwischen 1919 und 1938.

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/neuburger-max

  1. Restitutionsfall: Raoul Fernand Jellinek-Mercedes

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/jellinek-mercedes-raoul-fernand

  1. Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte in Wien

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/bibliothek-der-gesellschaft-der-%C3%A4rzte-wien

  1. Restitutionsfall: Hans Peter Kraus

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/kraus-hans-peter

  1. Alfred Wolf. Reise- und Versandbuchhandlung, Antiquariat und Export

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/wolf-alfred-reise-und-versandbuchhandlung-antiquariat-und-export

  1. Restitutionsfall: Richard Löwi

http://www.lexikon-provenienzforschung.org/l%C3%B6wi-richard

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [88]: Brücke-Teleky, Dora: Tertoider Tumor der weiblichen Harnblase. Sonderabdruck aus: Archiv für klinische Chirurgie (97/2). Berlin. 1912.

Brücke-Teleky, Dora: Tertoider Tumor der weiblichen Harnblase. Sonderabdruck aus: Archiv für klinische Chirurgie (97/2). Berlin: Verlag von August Hirschwald 1912.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Sign.: Separata-Bibliothek-Teleky-001]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Dora Brücke-Teleky

Dora Brücke-Teleky (5.7.1879 Hinterbrühl/Niederösterreich, gest. 19.04.1963 Stäfa/Kanton Zürich) stammte aus der Wiener jüdischen Ärztefamilie Teleky. Ihr Vater war der Allgemeinmediziner Hermann Teleky (1837-1921), ihr Bruder, Ludwig Teleky (1872-1957), der aufgrund seiner jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten in die USA fliehen musste, gilt als Pionier der Arbeits- und Sozialmedizin. Nach dem Besuch eines privaten Mädchen-Gymnasiums legte sie 1899 „als externer Prüfling ihre Maturaprüfung am Akademischen Gymnasium in Wien ab […].“[1] Da Frauen in Österreich seit 1897 lediglich an den philosophischen Fakultäten studieren durften, inskribierte sie 1899 zunächst an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien, richtete ihren Stundenplan aber stark auf ein Medizinstudium aus, so belegte sie etwa „Kurse wie Allgemeine Chemie, Anatomie des Menschen und Demonstrationsübungen im Seziersaal“[2]. Sie gehörte zu den frühen AnhängerInnen Siegmund Freuds und zählte zu den ersten HörerInnen seiner Vorlesungen. Als mit Wintersemester 1900/1901 die medizinischen Fakultäten in Österreich auch für Frauen geöffnet wurden wechselte sie ihr Studienfach und studierte Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien sowie in Straßburg. Sie wurde am 21. Dezember 1904 in Wien im Fach Medizin promoviert.

Im Anschluss an ihr Medizinstudium setzte Dora Brücke-Teleky ihre medizinische Ausbildung im Pathologisch-Anatomischen Institut unter Anton Weichselbaum (1845-1920) des Wiener Allgemeinen Krankenhauses als Aspirantin und Sekundarärztin fort. Danach war sie bis 1907 unter Anton von Eiselsberg (1860-1939) Operationszögling an der I. Chirurgischen Universitätsklinik. Von 1907 bis 1911 ließ sie sich an der II. Frauenklinik von Rudolf Chrobak (1843-1910), Alfons von Rosthorn (1857-1909) und Ernst Wertheim (1864-1920) zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ausbilden. „Bis zum Anschluss Österreichs 1938, als die deutsche Reichsärzteverordnung übernommen wurde, gab es keine Verordnung zur Facharztausbildung. Jeder, der sich für qualifiziert hielt, konnte sich Facharzt nennen.“[3] Ihre urologische Ausbildung absolvierte Dora Brücke-Teleky von 1912 bis 1914 am Wiener Rothschild-Spital als Volontärin in der chirurgisch-urologischen Abteilung bei Otto Zuckerkandl (1861-1921), dem Bruder des Anatomen und Anthropologen Emil Zuckerkandl (1849-1910). Otto Zuckerkandl war Gründer der „Wiener Urologischen Gesellschaft“. Aus dieser Zeit stammen mehrere ihrer Publikationen zu urologischen Themen, darunter:

Brücke-Teleky, Dora: Tertoider Tumor der weiblichen Harnblase. Sonderabdruck aus: Archiv für klinische Chirurgie (97/2). Berlin: Verlag von August Hirschwald 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Sign.: Separata-Bibliothek-Teleky-001]

Abb. 2    Titelblatt: Brücke-Teleky: Teratoider Tumor der weiblichen Harnblase. Berlin: 1912.

Abb. 3    Tafeln: Brücke-Teleky: Teratoider Tumor der weiblichen Harnblase. Berlin: 1912.

Diesen 1912 publizierten Text stellte sie bereits auf dem 3. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Wien im September 1911 vor. „Das Thema ihres Vortrags spiegelt ihre urogynäkologische Ausrichtung wider.“[4] Am Umschlag dieses Exemplars der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich eine handschriftliche Widmung von Dora Brücke-Teleky an den österreichischen Pathologen Jakob Erdheim (1874-1937), den sie aus ihrer Zeit am Pathologisch-Anatomischen Institut bei Anton Weichselbaum kannte, mit folgendem Text: „Herrn Assist. Dr. J. Erdheim/mit vielmaligem Dank/und besten Grüßen/hochachtungsvoll überreicht/Wien, Februar 1912/d. Verf.“

Abb. 4    Widmung an Jakob Erdheim: Brücke-Teleky: Teratoider Tumor der weiblichen Harnblase. Berlin: 1912.

1920 eröffnete Dora Brücke-Teleky in Wien ihre eigene Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe. Daneben war sie von 1910 bis 1934 die erste Wiener Schulärztin für vier gewerbliche Fortbildungsschulen für Mädchen. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 1930er Jahre hinein hielt sie als Ärztin auch Vorträge in sozialdemokratischen Organisationen in Wien zu frauenspezifischen Themen wie der Organisation eines staatlichen Mutterschutzes,[5] der „Körperkultur der Frau“,[6] oder zu Fragen der Verhütung der Schwangerschaft.[7] Seit 1923 war sie auch Vortragende für Hygiene und Biologie in den staatlichen Lehrerbildungsanstalten in Wien. Dora Brücke-Teleky war auch äußerst aktiv in ärztlichen Standesvertretungen und Organisationen. Sie war das erste weibliche Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien (1911). Ebenfalls 1911 wurde sie das erste weibliche Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Der 1920 gegründeten Wiener Gesellschaft für Urologie trat sie ebenfalls als erste Frau bei. Sie war jedoch nicht nur im fachlich-medizinischen Bereich engagiert. Sie setzte sich auch für die Stellung der Ärztinnen in der stark von Männern dominierten Medizin ein. Brücke-Teleky, die seit 1919 die Leiterin der Wiener Schwangeren Fürsorgestelle war, war die Stärkung der Frau sowohl als Patientin als auch als Ärztin ein wichtiges Anliegen. „Im Jahr 1919 gründete sie die Organisation der ,Ärztinnen Wiens‘, deren Vorsitzende sie zehn Jahre lang war. Darüber hinaus war sie korrespondierende Sekretärin des Internationalen Ärztinnenverbandes und nahm am 5. und 6. Kongess der ,Medical Women’s International Association‘ teil.“[8] Über den fünften Kongress stammt folgender Bericht von ihr:

Brücke-Teleky, Dora: Der V. Internationale Ärztinnekongreß in Bologna. 11.-14. April 1928. Originalbericht der „W.M.W.“. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. (78/23) 1928. Wien: Verlag von Moritz Perles 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Sign.: Separata-Bibliothek-Teleky-002]

Abb. 5    Titelblatt: Brücke-Teleky: Der V. Internationale Ärztinnenkongreß […]. Wien: 1928.

1930 heirate sie den bekannten Physiologen Ernst Theodor von Brücke (1880-1941), bei dem Helene Wastl (1896-1948) – die erste Frau in Österreich, die sich im Fach Medizin habilitierte – ursprünglich in Innsbruck ausgebildet worden war. Ernst Theodor von Brücke war seit 1916 Ordinarius für Physiologie an der Universität Innsbruck und 1926/27 auch deren Rektor. Nach dem „Anschluss 1938“ sahen sich beide Ehepartner zur Emigration gezwungen. „Ernst von Brücke galt nach den nationalsozialistischen Gesetzten durch seine jüdische Mutter als Halbjude und wurde durch die Eheschließung, vom März 1930, zum Volljuden erklärt und war somit ebenfalls von den antijüdischen Gesetzen betroffen.“[9] Ernst Theodor von Brücke, dessen Venia legendi an der Universität entzogen worden war, entschied sich ein Lehrangebot der Harvard Medical School anzunehmen. Seine Frau folgte ihm im Herbst 1938 in die USA. Dora Brücke-Teleky bekam eine Zulassung als Gynäkologin in Massachusetts, wo sie auch nach dem Tod ihres Mannes bis 1950 in Boston als Ärztin tätig war. Nachdem sie sich zur Ruhe gesetzt hatte kehrte sie wieder nach Europa zurück und ließ sich im Schweizer Kanton Zürich in Stäfa in der Nähe ihrer Schwester nieder, wo sie 1963 verstarb.

„Dora Teleky hatte in mehrfacher Hinsicht eine Vorreiterrolle: Sie war eine der ersten österreichischen Ärztinnen, besuchte regelmäßig nationale und internationale Kongresse, publizierte wissenschaftliche Arbeiten, gilt als erstes weibliches Mitglied der DGfU [Deutschen Gesellschaft für Urologie, Anm.] und der Wiener Urologischen Gesellschaft. Aber auch die Position der Frau als Patientin zu stärken war ihr wichtig. Mit ihren zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten lenkte sie den Blick auf die Behandlung von Frauen in der Urologie. Trotz einschneidenden Veränderungen nach dem Anschluss Österreichs, der erzwungenen Emigration und des plötzlichen Tod ihres Mannes 1941 in Boston, war sie weiterhin als Fachärztin tätig. Dora Telekys Arbeiten in Bereich der Urogynäkologie und ihre Zugehörigkeit zur DGfU als erste Frau sichern ihr bis heute einen festen Platz in der Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Urologie und des Faches Urologie selbst.“[10]

Quellen:

Arbeiter Zeitung, Jg. 1914-1931.

Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 31-33.

Frank, Monika: Doctor for women – Dora Teleky’s commitment to gynaeco-urology. In: The journal of urology. (183/4 Supplement) 2010. S. e436.

Figdor, Peter Paul: Ärztinnen in der Urologie Teil 2. Dora Brücke-Teleky (1879-1963). In: Urologik (9/2) 2003. S. 32-33.

1340 Brücke-Teleky, Dora. In: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. Bis 20. Jahrhundert. Hrsg: Österreichische Nationalbibliothek. Band 1. A-I. 1-4541. München: K. G. Saur 2002. S. 178.

[1] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 31.

[2] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 31.

[3] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 32.

[4] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 32.

[5] Arbeiter Zeitung, 1.4.1914, S. 6.

[6] Arbeiter Zeitung, 23.1.1929, S. 9.

[7] Arbeiter Zeitung, 19.5.1929, S. 16.

[8] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 32.

[9] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 33.

[10] Bellmann, Julia: Dora Teleky – Ein frühes Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie. In: Aktuelle Urologie. (1/43) 2012. S. 33.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [67]: Leopold Glück – Dermatologe und Leiter des Landesspitals in Sarajewo-Bosnien-Herzegowina

Leopold Glück – Dermatologe und Leiter des Landesspitals in Sarajewo-Bosnien-Herzegowina

Text: Dr. Walter Mentzel

Leopold Glück war vor dem Ersten Weltkrieg ein international angesehener Dermatologe und Lepraforscher, Gründer des Zentrums für die Behandlung von Lepra und Leiter des Landeskrankenhauses in Sarajevo. Darüber hinaus arbeitete er in Bosnien-Herzegowina auf dem Gebiet der Ethnologie, der Anthropologie und der vergleichenden Philologie.

Leopold (Littmann) Glück wurde 1854 in Neu Sandec (heute: Nowy Sącz/Polen) in Galizien geboren, war jüdischer Herkunft und seit 1880 mit Paulina (geb. 1859, gest. nach 1941), geborene Fink, verheiratet. 1873 begann er mit dem Studium der Medizin an der Universität in Krakau (Promotion 1879) und setzte danach an der Medizinischen Fakultät in Wien seine Ausbildung bei Ferdinand von Hebra (1816-1880) im Fach Dermatologie fort. 1881 eröffnete er zunächst eine ärztliche Praxis, die er jedoch bald aufgab, um seine Karriere als Dermatologe in Bosnien-Herzegowina, das seit 1878 unter österreichischer Verwaltung stand, fortzusetzen. In den ersten zwei Jahren arbeitete er in Prnjavor, danach als Distriktarzt in Foca (um 1884), Travnik und Zenica (um 1890). Im April und Mai 1884 veröffentlichte er in der Wiener medicinischen Presse (Nr. 172 und 173) zwei Arbeiten Über die Sanitäts-Verhältnisse unseres „Occupations-Gebietes, insbebsondere über einige daselbst beobachtete Infections-Krankheiten“ und 1889 „Über das Alter, den Ursprung und die Benennung der Syphilis in Bosnien und der Hercegovna“. In: Archiv für Dermatologie und Syphilis. (21) 1889. S. 347-348.

1894 wurde er an das am 3. Juli desselben Jahres eröffnete Landespital in Sarajewo berufen, wo er zunächst als Primarius den Abteilungen für Dermatologie und Syphilis vorstand,[1]und danach bis zu seinem Tode 1907 die Leitung des größten Krankenhauses in Bosnien inne hatte. Auf seine Initiative gingen auch die hier eingerichtete Abteilung und das Heim für Leprakranke zurück. Daneben widmete er sich als Landessanitätsrat dem Aufbau und der Organisation der medizinischen Verwaltung in Bosnien-Herzegowina. Er publizierte zahlreiche medizinisch-wissenschaftliche Arbeiten in in- und ausländischen Zeitschriften. Neben Publikationen in bosnischen Zeitschriften erschienen zahlreiche seiner Arbeiten in der Wiener medizinischen Wochenschrift – darunter:

Weitere Arbeiten als Wissenschafter und Arzt am Landeskrankenhaus in Sarajevo finden sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien und zwar in der Neuburger-Bibliothek:

Glück, Leopold: Mitteilungen aus der Abtheilung für Syphilis- und Hautkranke des Bosnisch-Hercegovinischen Landesspitales in Sarajevo (1. Juli 1894-31. December 1896). Wien: Safar 1898.

In der Separata-Bibliothek befinden sich zwei weitere Arbeiten von ihm und zwar:

Ueber die Behandlung der Syphilis mit hochdosirten intramasculären Sublimatinjektionen.

Und: Ein Beitrag zur Contagienlehre der Syphilis im XVI. Jahrhundert.

Ethnologische – Anthropologische Arbeiten

Neben seiner medizinisch-wissenschaftlichen und ärztlichen Tätigkeit beschäftigte er sich in Bosnien-Herzegowina mit anthropologischen und ethnologischen Themen, unternahm archäologische Ausgrabungen und stellte philologische Studien an. In diesem Zusammenhang forschte er zur sogenannten „Volksmedizin“ in Bosnien vor der Okkupation Österreich-Ungarns. 1898 erschien von ihm dazu in Sarajevo, die von der Landesregierung Bosnien und Herzegowina herausgegebene Arbeit: „Medcinische Volksterminologie in Bosnien und der Hercegovina, unter Berücksichtigung der Nachbarländer“, die eine Sammlung medizinischer Benennungen enthält, die er auf seinen Reisen durch Bosnien zusammenstellte.[2] Weitere Publikationen waren:

  • Die Tätowierung der Haut bei Katholiken Bosniens und der Herzegowina. In: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Herzegowina. (2) 1894. S. 400-461.
  • Physische Beschaffenheit der Bevölkerung Bosniens. In: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild. Bosnien-Hercegowina. Wien: k.k. Hofstaatsdruckerei 1901. S. 284.
  • Albanien und Macedonien. Eine Reiseskizze. Würzburg 1892.
  • Die volksthümliche Behandlung der Syphilis in Bosnien und der Herzegowina. In: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8 1890, Sp. 300-303, (Fortsetzung), 9 1890, S. 350-353.

Eine seiner bekanntesten Arbeiten veröffentlichte er 1894 unter dem Titel:

Glück, Leopold. Skizzen aus der Volksmedicin und dem medicinischen Aberglauben in Bosnien und der Hercegovina. Sonderabdruck aus: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. Wien: In Commission bei Carl Gerold’s Sohn 1894.

Titelblatt: Glück, Leopold: Skizzen aus der Volksmedicin […]. Wien: 1894.

1895 wurde Leopold Glück von der Münchner anthropologischen Gesellschaft zum Ehrenmitglied ernannt.[3] In Sarajewo arbeitete er auch mit dem hier als Sanitätschef des 15. Armeekorps stationierten Anthropologen Augustin Weisbach (1837-1914) zusammen, der seine Ausbildung an der medizinisch-chirurgischen Josephsakademie in Wien erhalten hatte. Weisbach hatte seine Karriere als Assistent beim Pathologen und Anatomen Josef Engel (1816-1899) am Josephinum begonnen und unternahm seit 1891 am Landesmuseum in Sarajevo anthropologische Studien.

Ein Brief (ein Blatt) von Asaf Sarac über Dr. Josef Glück (Sarajevo) adressiert an das ehemalige Institut für Geschichte der Medizin aus dem Jahr 1957 findet sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Eine frühe Darstellung zu Leopold Glück stammt vom Dermatologen Dr. Josip Fleger (1896-1966): Leopold Glück. In: Lijecnicki Vjesnik. (4) 1931. S. 419-429. Hier findet sich auch eine Publikationsliste der von Glück in bosnischen Zeitschriften verfassten Aufsätze und Artikel.

Leopold Glück verstarb am 9. Oktober 1907 in Sarajewo und hinterließ neben seiner Ehefrau die drei Söhne Henryk (1881-1929), Aleksander (1884-1925), der nach dem Studium an der Medizinischen Fakultät in Wien wie sein Vater als Dermatologe und Venerologe arbeitete und nach beruflichen Stationen in Krakau und Wien in Sarajevo die Forschungen seines Vaters zur Syphilis fortsetzte, und Władysław (1886-1942), der in Wien Rechtswissenschaften studierte und ab 1919 in Polen lebte, wo er sich für die polnisch-jugoslawischen Beziehungen engagierte und jugoslawische Literatur ins Polnische übersetzte.

Literaturliste:

Glück, Leopold: Mitteilungen aus der Abteilung für Syphilis- und Hautkranke des Bosn.-Herceg. Landesspitles in Sarajevo (1. Juli 1894-31. December 1896). Wien: Safar 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I-1939]

Glück, Leopold: Über die Behandlung der Syphilis mit hochdosirten intramusculären Sublimatinjectionen. Sonderdruck aus: Therapeutische Wochenschrift. Wien: 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Glück, Leopold: Ein Beitrag zur Contagienlehre der Syphilis im XVI. Jahrhundert. Sonderdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. Wien: 1879.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Glück, Leopold: Skizzen aus der Volksmedicin und dem medicinischen Aberglauben in Bosnien und der Hercegovina. Sonderdruck aus: Wissenschaftliche Mittheilungen aus Bosnien und der Hercegovina. Wien: Gerold 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 7644]

Glück, Leopold: Traitement des formes ulcéreuses de la syphilis par les bains a l’iode et a l’iodure de potassium. Avec deux figures dans le texte. Paris: Imprimerie de la Cour d’Appel 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Aleksander Glück, Augustin Weisbach, Bosnien, Dermatologie, Ethnologie, Ferdinand von Hebra, Herzegowina, Josef Engel, Josip Fleger, Landesspital, Leopold Glück, Sarajevo, Spitalswesen, Syphilis, Volksmedizin, Władysław Glück, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Welt-Neuigkeits-Blatt. 13.7.1894. S. 2.

[2] Agramer Zeitung. 2.5.1898. S. 5.

[3] Agramer-Zeitung. 15.2.1895. S. 6.

Normdaten (Person) Glück, Leopold : BBL: 30448;  GND: 1110991088

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30149 (19.04.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 29
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=30448

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [54]: Landsteiner, Karl: Ueber Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes. Separat-Abdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift.

Landsteiner, Karl: Ueber Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes. Separat-Abdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Sign.: Separata GdÄW]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8444356#

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Karl Landsteiner, 1930

Karl Landsteiner (*14.10.1868 Baden bei Wien, gest. 26.06.1943 New York), dessen Geburts- und Todestage sich heuer zum 150. Mal, bzw. zum 75. Mal jähren, war ein österreichisch-US-amerikanischer Nobelpreisträger für Medizin. Er war jüdischer Herkunft – sein Vater war Leopold Landsteiner (1817-1875), ein bekannter Wiener Journalist und erster Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse. Karl Landsteiner konvertierte 1890, ein Jahr bevor er sein 1885 begonnenes Medizinstudium an der Universität Wien mit seiner Promotion abschloss, zum Katholizismus. Nach seinem Medizinstudium verbrachte er mehrere Jahre im Ausland, wo er bei Eugen Bamberger (1857-1932) in München, beim Nobelpreisträger für Chemie (1902) Emil Fischer (1852-1919) in Würzburg und bei Arthur Hantzsch (1857-1935) in Zürich Chemie studierte. Ab 1894 arbeitete er in Wien an der I. Chirurgischen Universitätsklinik, 1896/97 war er Assistent bei Max von Gruber (1853-1927), dem ersten Österreichischen Ordinarius für Hygiene und danach arbeitete er bis 1908 als Prosektor bei Anton Weichselbaum (1845-1920) am Pathologisch-Anatomischen Institut.

Karl Landsteiner entdeckte 1901 die klassischen Blutgruppen. In seiner 1901 in der Wiener klinischen Wochenschrift erschienen Publikation „Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes“ teilte er erstmals das Blut in drei Gruppen A, B und C ein – später wurde daraus das AB0-System der Blutgruppen. Für diese Entdeckung erhielt er 1930 den Nobelpreis für Medizin.

Abb. 2    Titelblatt: Landsteiner: […] Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes. Wien: 1901.

Gemeinsam mit dem Gerichtsmediziner Max Richter (1867-1932) fand Landsteiner 1902 eine Methode zur Bestimmung der Blutgruppen aus Blutflecken. Sowohl Operationen als auch Bluttransfusionen wurden durch diese Entdeckungen Landsteiners wesentlich sicherer, da erst jetzt geeignete Spender identifiziert werden konnten. Auch für die Vaterschaftsfeststellung und in der Forensik waren sie von großer Relevanz für die medizinische Praxis. 1903 habilitierte er sich für pathologische Anatomie und 1908 wurde Landsteiner Prosektor am Wiener Wilhelminenspital. Diese Stelle behielt er bis 1920. 1911 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt.

Karl Landsteiner, der nach dem Ersten Weltkrieg keine berufliche Perspektive für sich in Wien sah, ging 1919 mit seiner Frau und seinem Sohn in die Niederlande, wo er am R. K. Ziekenhuis in Den Haag als Prosektor arbeitete. 1922 übersiedelte er nach New York, wo er dem Rockefeller Institute for Medical Research, auch nach seiner Emeritierung 1939, bis zu seinem Tod angehörte. 1940 entdeckte Landsteiner gemeinsam mit seinen Schülern Alexander Wiener (1907-1976) und Philip Levine (1900-1987) den Rhesusfaktor, zu dessen Bestimmung sie 1941 ein Testsystem entwickelten. In seinen Jahren in New York verfasse Karl Landsteiner etwa 160 wissenschaftliche Publikationen. Eine seiner zentralen Schriften aus dem Jahr 1933 zählt noch heute zu den Klassikern der immunologischen Fachliteratur:

Landsteiner, Karl: Die Spezifität der serologischen Reaktionen. Berlin: Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger  Bibliothek, Sign.: 301]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8602672&pos=0&phys=#

Die letzte, am 20. Oktober 1997 von der Österreichischen Nationalbank herausgegebene 1.000-Schilling-Banknote ziert auf der Vorderseite ein Portrait Karl Landsteiners und auf der Rückseite zeigt sie ihn in seinem Labor im Pathologisch-Anatomischen Institut der Universität Wien.

Abb. 3    Karl Landsteiner, Portrait-1000-Schilling-Note, 01.01.1997-28.02.2002.

Quellen:

Landsteiner, Karl. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. 1 A-Q. München: K.G. Saur 2002. S. 360-361.

Landsteiner, Karl: In: Österreichisches biographisches Lexikon 1815-1950. IV. Band (Knolz-Lan). Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien, Köln und Graz: Hermann Böhlaus Nachf. 1969. S. 433-434.

Speiser, Paul: Karl Landsteiner. Entdecker der Blutgruppen. Biographie eines Nobelpreisträgers aus der Wiener Medizinischen Schule. Wien: Verlag Brüder Hollinek 1961.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [51]: Zum 100. Todestag von Prof. Julius Mauthner

Zum 100. Todestag von Prof. Julius Mauthner (26.09.1852-28.12.1917)

Text: Dr. Walter Mentzel

Julius Mauthner wurde in Wien als Sohn von Max Mauthner (etwa 1816-1893) und Marie Mauthner (etwa 1821-1890) geboren und studierte nach der Absolvierung eines Gymnasiums in Wien ab 1870 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien Medizin (Promotion 1879). Danach studierte er am Laboratorium von Prof. Ernst Ludwig (*9.1.1842 Freudenthal/Österreichisch-Schlesien heute: Tschechische Republik, gest. 14.10.1915 Wien) an der Handelshochschule (heute Handelsakademie) Chemie, wo Ludwig zu dieser Zeit unterrichtete.

Nachdem Ernst Ludwig an die Medizinische Fakultät berufen worden war, arbeitete Mauthner bei ihm als dessen Assistent am Chemischen Institut, wo er sich zunächst mit mineral-chemischen Untersuchungen und zunehmend mit der Physiologie und Pathologie des Stoffwechsels beschäftigte. Nach seiner Habilitation 1881 wurde er zum Privatdozenten für medizinische Chemie am Institut für angewandte medizinische Chemie, 1885 zum tit. Professor, 1913 zum tit. ordentlichen Professor und 1917 zum ordentlichen Professor und Vorstand des Institutes für medizinische Chemie ernannt.[1]

Abb. 1    Josephinum, Bildersammlung – Sign.: MUW-FO-IIR-E-000670-0030-002

Am Beginn seiner universitären Laufbahn errichtete er an der Wiener Poliklinik ein kleines chemisches Laboratorium und wurde Abteilungsvorstand an der Klinik, der er auch während seiner Professur an der Medizinischen Fakultät und nach der Übersiedlung der Klinik an den neuen Standort in Wien (1892) bis zu seinem Tod Vorstand blieb.[2] Zu seinen Forschungsarbeiten zählten verschiedene Aminosäuren, Indol, Neurin und vor allem die Erforschung des Cholesterins. Weiters sind seine Arbeiten zur „Chemie der Mundhöhle“ und Harnuntersuchungen zu nennen. Daneben widmete er sich der Gerichtsmedizin, arbeitete als Gerichtschemiker und wurde 1913 schließlich zum Professor für Gerichtliche Medizin ernannt. Er war Mitglied und Gutachter des niederösterreichischen Landessanitätsrates und danach des Obersten Sanitätsrates. 1898 wurde er zum Regierungsrat ernannt.[3]

Abb. 2    Josephinum, Bildersammlung – Sign.: MUW-FO-IR-00428-0002

Seine Arbeiten, darunter einige, die er gemeinsam mit dem österreichischen Chemiker Wilhelm Suida (*10.9.1853 Wekelsdorf/Böhmen, gest. 31.3.1922 Mödling/Niederösterreich) schuf, wurden unter anderem in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften veröffentlicht. Im Juni 1916 wurde er in die wissenschaftliche Kommission und als Herausgeber des seit 1891 bestehenden „Codex Alimentarius Austriacus“ (Österreichisches Lebensmittelbuch) gewählt.[4] Während des Ersten Weltkrieges unterstützte er die „Flüchtlingshilfsaktion“ von Anitta Müller. Julius Mauthner war seit 1888 Mitglied der Akademie der Naturforscher, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle.

Wenig bekannt ist, dass Julius Mauthner seit 1901 auch Mitglied der „Photographischen Gesellschaft in Wien“ war, hier Vorträge hielt, sich intensiv mit dem Autochromverfahren zur Fertigung farbiger Fotografien (als Diapositivs) beschäftigte und als Amateurfotograf für seine künstlerischen fotografischen Ergebnisse unter Fachfotografen bekannt war.

An der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sich folgende Arbeiten von Julius Mauthner:

Mauthner, Julius: Beiträge zur Kenntnis des Cholesterins von J. Mauthner und W. Suida. Abhandlung 1, 2, 4, 5. Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1894-1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447990&pos=0&phys=

Mauthner, Julius: Über die Darstellung von Glycocoll und einiger seiner Derivate von von J. Mauthner und W. Suida. Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447991&pos=1&phys=

Mauthner, Julius: Über Phenylglycin-ortho-carbonsäure, sowie über die Gewinnung von Glycocoll und seinen Derivaten von J. Mauthner und W. Suida. Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447995&pos=2&phys=

Mauthner, Julius: Über die Gewinnung von Indol aus Phenylglycoll von J. Mauthner und W. Suida. Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447996&pos=3&phys=

Ludwig, Ernst: Über das Vorkommen von Arsen in Friedhof-Erden, von Ludwig E. und J. Mauthner 6 S. Wien: Sonderabdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Hölder 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8446722&pos=1&phys=

Ludwig, Ernst: Vortäuschung einer Arsenvergiftung, bedingt durch einen Kranz aus künstlichen arsenhaltigen Blumen, von E. Ludwig und J. Mauthner. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. Wien: Schönberger 1884.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8446723&pos=11&phys=

Mauthner, Julius: Beiträge zur Kenntnis des Cystins. Sonderabdruck aus: Zeitschrift für Biologie. München: Oldenbourg o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8448027&pos=10&phys=

Mauthner, Julius: Über das optische Drehungsvermögen des Tyrosins und Cystins. Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1882.

 [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447992

Mauthner, Julius: Über den mütterlichen Kreislauf in der Kaninchenplacenta mit Rücksicht auf die in der Menschenplacenta bis jetzt vorgefundenen anatomischen Verhältnisse. Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1873.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447993&pos=0&phys=

Mauthner, Julius: Notiz über das optische Drehungsvermögen des Leucins und Cystins. Sonderabdruck aus: Zeitschrift für physiologische Chemie. Straßburg 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447994&pos=1&phys=

Mauthner, Julius: Über gebromte Propionsäuren und Acrylsäuren von von Julius Mauthner und W. Suida. Wien: Sonderabdruck aus: Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften. Wien 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447997&pos=2&phys=

Mauthner, Julius: Über das Verhalten des β-Naphtols im Organismus nach Application auf die Haut. Sonderabdruck aus: Medizinische Jahrbücher. O.O. 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8447998&pos=3&phys=

Nachrufe zu Julius Mauthner:

Fürth, Otto: Julius Mauthner. Sonderabdruck aus: Wiener Klinischen Wochenschrift. Wien 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31437]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8572009&pos=0&phys=

Paschkis, Heinrich: Julius Mauthner. Sonderabdruck aus: Wiener Medizinischen Wochenschrift. Wien: Perles 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31450]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8623055&pos=0&phys=#

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1918&page=84&qid=DRPMU4Y978NPSBKQNTCKYTYO5RLP7M&size=45

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Senat S 304.799 Mauthner Julius.

Photographische Korrespondenz, 1918, Nr. 688, S. 32

[1] Archiv der Universität Wien, Senat S 304.799 Mauthner Julius.

[2] Wiener Zeitung 7.12.1892, S. 2. Die Presse, 29.12.1892, S. 10.

[3] Wiener Medizinische Wochenschrift, 1918, Nr. 2, S. 115.

[4] Wiener Zeitung, 8.7.1916, S. 4; Internationale Klinische Rundschau, Nr. 31/32, S. 182.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [45]: Der „Steinach-Film“ (Wien-Berlin) 1922

Der „Steinach-Film“ (Wien-Berlin) 1922

Text: Dr. Walter Mentzel

Der Physiologe und Sexualforscher Eugen Steinach (*27.01.1861 Hohenems/Vorarlberg., gest. 14.05.1944 Montreux/Waadt) beschäftigte sich seit den 1890er Jahren mit der Analyse und dem Einsatz von Sexualhormonen und mit Experimenten zur Geschlechtsumwandlung, die er ab 1912 publizierte und damit weltweit öffentliches Interesse erregte. Vor allem sorgte er mit seinen „Verjüngungsoperationen“ aber auch mit seinen Thesen zur „Behandlung“ der Homosexualität nach dem Ersten Weltkrieg zusehends für Aufsehen, die ihm auch massive Anfeindungen einbrachten. Seit 1912 (bis 1938) arbeitete er als Leiter an der physiologischen Abteilung der 1903 gegründeten „Biologischen Versuchsanstalt“, die sich seit 1914 sich im Besitz der Akademie der Wissenschaften befand, im „Vivarium“ im Wiener Prater, wo er zur Sexualphysiologie forschte.

Abb. 1    Josephinum, Bildersammlung – Sign.: MUW-FI-IIR-003922-0001

Am Höhepunkt seiner öffentlichen Aufmerksamkeit, als er in seiner Arztpraxis in Wien II. seine umstrittenen Verjüngungsoperationen betrieb („Steinach-Operation“), trat im Oktober 1920 die Österreichische „Filmhauptstelle“ an ihn mit der Absicht heran seine Forschungsarbeiten zu verfilmen. Diese im Jänner 1919 (offiziell Juni 1919) auf Betreiben der Sozialdemokratischen Partei in der ersten Koalitionsregierung und der Initiative vom Staatskanzler Karl Renner eingerichtete Institution sollte die staatliche Filmproduktion und vor allem wissenschaftliche Lehrfilme für Unterrichtszwecke sowie Filme zur Förderung der „Volksbildung und Volkswohlfahrt“ im In- und Auslande fördern. Steinach willigte ein und stellte der Filmhauptstelle sein gesamtes Forschungsmaterial sowie sein Forschungsinstitut zur Verfügung.[1] Im Jahr darauf wurde in Kooperation mit der Kulturabteilung der Ufa-Film mit der Herstellung des Filmes begonnen. Bei der fünfzehn Monate dauernden Produktion des Filmes wurden die bisher von Steinach durchgeführten Tierexperimente nachgestellt, die zu einer massiven Herausforderung der bislang üblichen Produktionstechniken in diesem Genre führte. Für die Produktion zeichneten jene im deutschsprachigen Raum zu dieser Zeit auf dem Gebiet des wissenschaftlich-medizinischen Films federführenden Filmproduzenten verantwortlich. Die Aufnahmeleitung teilten sich Curt Thomalla (1890-1939) und Nicholas Kaufmann (1892-1970) sowie Leopold Niernberger und Karl Imelski (1887-1938). Curt Thomalla war Drehbuchautor, Neurologe und Sozialmediziner und wesentlich an der Institutionalisierung und Propagierung des wissenschaftlich-medizinischen Lehrfilms in Deutschland beteiligt und wirkte an der Herstellung zahlreicher wissenschaftlicher Lehr- und Vortragsfilme mit. Von 1918 bis 1925 war er Leiter des „Medizinischen Filmarchivs“ der Ufa. Er führte im „Steinach-Film“ die Regie. Nicholas Kaufmann war Arzt und Regisseur medizinischer Filme, u.a. stellte er 1900 an der Charité in Berlin einen medizinischen Film zur Unterschenkelamputation her, und wurde 1927 zum Leiter der Kulturabteilung der UFA bestellt. Kaufmann ebenso wie Thomalla war später im NS-System verstrickt und stand der NS-Ideologie nahe. Karl Imelski war seit 1919 Filmproduzent und Leiter der österreichischen „Filmhauptstelle“ und Leopold Niernberger Filmregisseur bei derselben – er führte bei dem 1922 in Wien produzierten „Tuberkulose-Film“ und bei dem 1923 entstandenen Film „Das Einküchenhaus“ die Regie. Das Filmmanuskript erstellten neben Eugen Steinach und Leopold Niernberger der österreichische Biologe Paul Kammerer (1880-1926), der gemeinsam mit Steinach an der „Biologischen Versuchsanstalt“ arbeitete und sich mit Fragen der Vererbungslehre beschäftigte.

Der erste Teil des Filmes beschäftigte sich mit den anatomischen und physiologischen Grundlagen der Steinach‘schen Theorie, im zweiten Teil wurde mit Zeichnungen und mit Patientenmaterialien die Problem der inneren Sekretion dargestellt, im dritten Teil Versuche der Maskulinisierung und Feminisierung behandelt und im vierten und letzten Teil die Altersbekämpfung thematisiert. Der Film wurde – erstmals in diesem Genre – in zwei Fassungen hergestellt, einem wissenschaftlichen Lehrfilm und einer populärwissenschaftlichen Fassung.[2] Drehort war die Biologische Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaften im Wiener Prater.

Die im Film thematisierten Forschungsarbeiten Steinachs finden sich unter anderem in der Zeitschrift „Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaft, Physiologische Abteilung“, wo Steinach und Paul Kammerer über Jahre ihre Arbeiten publizierten. Darunter:

Steinach, Eugen: Experimentell erzeugte Zwitterbildung beim Säugetier. (=Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Physiologische Abteilung, E. Steinach. Nr. 19.) Sonderabdruck aus: Akademischer Anzeiger. Wien: In Kommission bei Alfred Hölder 1916.

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648703&pos=1&phys=#

Abb. 2    Titelblatt: Steinach: Experimentell erzeugte Zwitterbildung […]. Wien. 1916.

Weitere zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze von Eugen Steinach finden sich in der Separata-Bibliothek

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/cardsoverview.jsp?id=5221408 und in der Neuburger Lesky Bibliothek

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/cardsoverview.jsp?id=5235626 an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Abb. 3    Steinach, Eugen: Verjüngung durch experimentelle Neubelebung der alternden Pubertätsdrüsen. Mit 7 Textabbildungen und 9 Tafeln. Berlin: Verlag von Julius Springer 1920. Tafel II.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Lesky Bibliothek, Sign.: 13854a]

http://search.obvsg.at/primo_library/

Abb. 4    Steinach, Eugen: Verjüngung durch experimentelle Neubelebung der alternden Pubertätsdrüsen. Mit 7 Textabbildungen und 9 Tafeln. Berlin: Verlag von Julius Springer 1920. Tafel V.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Lesky Bibliothek, Sign.: 13854a]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb

Zensur, Verbot und Hetz-Kampagnen.

Nach der Fertigstellung des Films im Jahr 1922 kam er am 13. Jänner 1923, nachdem die Widerstände der Zensurbehörden gebrochen und der Film zur öffentlichen Vorführung freigegeben worden war, im UFA-Filmpalast in Berlin zur Uraufführung und in Folge in weiteren Städten Deutschlands zur Präsentation. Im Oktober 1923 wurde er in New York und 1924 über Vermittlung des „Filmamtes der Internationalen Arbeiterhilfe“ in der Sowjetunion gezeigt. Bereits Anfang 1922 hatte Steinach ein Aufführungsverbot des Filmes für Österreich verfügt, nachdem der Film von behördlicher Seite kritisiert und seine Aufführung von den vom konservativen Geist getragenen Zensurbestimmungen bedroht war.[3] In Wien durfte der Film nur in einer von der Zensurbehörde gekürzten Fassung gezeigt werden. Zeitgleich war Eugen Steinach antisemitischen und homophoben Anfeindungen ausgesetzt. Federführend bei dieser Kampagne waren jene der seit 1920 aus der Christlichsozialen und deutschnationalen Partei gebildeten Regierungskoalition nahestehenden Presse. Ebenso kam es in der Tschechoslowakei (Prag) zu einem Verbot der Vorführung durch die Zensurbehörden.[4]

Der Film in seiner „wissenschaftlichen“ Form existiert heute, nachdem er lange als Verschollen galt, in einer dänischen Fassung mit dänischen Zwischentiteln im Filmarchiv Austria.

Technische Daten:

Filmtitel:                                          
Steinachs Forschungen (Forskniger) [dänische Fassung mit Untertitel].

Herstellungsorte:                          
Biologische Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaften, Wien (Prater) und Berlin (Ufa).

Auftraggeber:                                
Österreichische Filmhauptstelle.

Technische Durchführung:        
Österreichische Filmhauptstelle (Bundes-Film-Hauptstelle), Ufa-Film.

Ausführende/Mitwirkende:      
Steinach Eugen, Mitwirkende, Kammerer Paul (Wien), Thomalla Curt (Berlin), Niernberger Leopold (Wien), Kaufmann Nicholas (Berlin).

Herstellungsdatum:                     
1921/22.

Filmlänge (Zeit/Länge):               
ca. 58 min./ca. 2200 m. Populäre Fassung: 2124 m

Farbe:                                              
s/w.

Stummfilm        

1924 entstand der Film „Steinach-Operation“, der ohne jegliche Mitwirkung von Steinach in Berlin von der „Humboldt-Film“ hergestellt und vom deutschen Arzt und Sexualreformer Ludwig Levy-Lenz (1892-1966) ausgeführt wurde.[5]

Ein Projekt des Vereins „Netzwerk-Arge freiberuflicher HistorikerInen“

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 29.10.1920, S. 5.

[2] Kino-Journal, 7.10.1922, S. 14.

[3] Neues Wiener Tagblatt, Tages-Ausgabe, 21.4.1922, S. 12.

[4] Prager Tagblatt, 23.3.1923, S. 6.

[5] Neue Freie Presse, 26.2.1924, S. 16.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [35]: Anton Drasche und die letzte Cholera-Epidemie in Wien im Jahr 1873

Anton Drasche und die letzte Cholera-Epidemie in Wien im Jahr 1873

Im Juli 1873 – im Jahr der am 1. Mai eröffneten Weltausstellung in Wien – kam es in Wien ein letztes Mal (mit Ausnahme während des Ersten Weltkrieges) zum Ausbruch einer über Ungarn und Galizien eingeschleppten Cholera-Epidemie. Die ersten Erkrankungen traten Ende Juni in Wien II., Nordbahnstraße 50 auf und breiteten sich von hier in die dichtbewohnten Elendsvierteln und vor allem in den dritten Wiener Gemeindebezirk aus, wo die meisten Todesopfer zu beklagen waren. Davon betroffen waren vor allem Personen aus den unteren sozialen Schichten, die konzentriert unter katastrophalen hygienischen Bedingungen in den Vorstädten auf engsten Raum lebten und unter der unzulänglichen Trinkwasserversorgung, der mangelhaften Wasserqualität und der fehlenden Abwasserbeseitigung litten. Die Epidemie erreichte im August 1873 ihren Höhepunkt und ebbte im September wieder ab. Von Juli bis Oktober 1873 starben 2.983 Menschen, während die Gesamtzahl der Cholera-Opfer in der Monarchie eine halbe Million Menschen betrug. Erste Gerüchte über den Ausbruch einer Cholera-Epidemie Anfang Juli 1873, die in der ausländischen Presse verbreitet wurden, wurden zunächst als Falschmeldungen dementiert, um einen reibungslosen und ungestörten Verlauf der Weltausstellung zu garantieren.

Zu dieser Zeit galt der in Wien an der Rudolfstiftung arbeitende Mediziner und Epidemiologe Anton Drasche als Experte auf dem Gebiet der Cholera, der er sich bereits in seiner 1853 fertiggestellten Dissertation und einer 1860 veröffentlichten Monografie gewidmet hatte. Seit 1856 beschäftigte er sich mit der Verbreiterung der Cholera-Epidemien und versuchte deren Wege nachzuzeichnen und statistisch zu erfassen.

Abbildung 1: Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.

Abbildung 2 und 3: Karte: Die Cholera im österreichischen Kaiserstaat und der Lombardei und in der Krain im Jahre 1855, in: Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.

Anton Drasche (*1.7.1826 Lobendau/Böhmen (heute: Šluknov, Tschechien), gest. 23.8.1904 Bad Vöslau/Niederösterreich) studierte Medizin in Prag, Wien und Leipzig, promivierte 1853 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und leitete danach 1854 im Auftrag der Regierung den Unterricht ägyptischer Mediziner in Wien. Nachdem er 1854 als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien seine medizinische Laufbahn begann wurde er bereits ein Jahr später Leiter der provisorischen Choleraabteilung.

Abbildung 4: Bildnis Anton Drasche. In: Drasche, Anton: Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40-jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.

1858 habilitierte er sich für spezielle Pathologie und Therapie und war bis 1866 als Sekundararzt der dritten medizinischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Ab 1867 bis 1877 wechselte er – zum Primararzt ernannt – in das sogenannte „städtische Choleraspital“, an die erste medizinische Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung, wo er die 1873 in Wien ausbrechende Choleraepidemie bekämpfte.

Über die Choleraepidemie in Wien 1873 verfasste er eine Studie:

Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934/Anhang]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561731&pos=7&phys=

Abbildung 5 und 6: Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

Ein Jahr später, 1874, wurde er dafür zum a. o. Prof. für Epidemiologie ernannt und war im selben Jahr offizieller Vertreter der österreichischen Regierung am Internationalen Sanitätskongress in Wien, der sich der Cholera widmete:

Anton, Drasche: Vorschlag und Begründung einer in Wien baldigst abzuhaltenden internationalen Cholera-Konferenz. Wien: Braumüller 1873.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 28716]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561742#

Ab 1877 war Drasche wieder als Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Die Abteilung, die er bis 1897 leitete wurde als „therapeutische Klinik“ bezeichnet. Drasche war seit 1880 Mitglied des Obersten Sanitätsrates, von Juni 1875 bis März 1887 Mitglied des Wiener Gemeinderates (Mitglied der liberalen „fortschrittlichen Partei“) und hier in der öffentlichen Gesundheitspolitik aktiv.

Seine zahlreichen Arbeiten, die er bis 1893 veröffentlicht hatte, sind anlässlich seines akademischen 40-Jahrjubiläums in einem Sammelband veröffentlicht worden.

Drasche, Anton: Prof. Dr. Anton Drasche’s Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561725&pos=0&phys=#

Beachtet und gewürdigt wurden – neben seine Arbeiten zur Cholera – seinen Studien „Über den Einfluss der Hochquellenleitung auf die Salubrität der Bevölkerung in Wien“ (1883), über Strophanthus, und zur Tuberkulose. Seine medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse versuchte er einem breiten Publikum durch die Veröffentlichung von Artikel in der „Neuen Freien Presse“ zugänglich zu machen.

Ein ausführlicher Nachruf findet sich in der „Neuen Freien Presse“ vom 24.8.1904, S. 6-7.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19040824&seite=6&zoom=33&query=%22drasche%22&ref=anno-search

Anton Drasche publizierte zur Cholera-Epidemie folgende Arbeiten, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden:

Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3273]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561729&pos=6&phys=

Drasche, Anton: Über die Unwahrscheinlichkeit einer diesjährigen Choleraepidemie in Wien, unter Rücksichtnahme auf die Verbreitung der Seuche im letzten Decennium (1855-1865). In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (15) 1865. Sp. 1061-1064/1081-1085.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z 10.002/15]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561741#

Drasche, Anton: Der Pilzfund [Robert] Koch’s bei der Cholera. In: Neue Freie Presse. 1884.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 51630]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561737#

Drasche, Anton: Über die Bedeutung der Commabacillen für die Cholera-Prophylaxe. Sonderabdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25471]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561726#

Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934/Anhang]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561731&pos=7&phys=

Weitere Publikationen von Anton Drasche an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin:

Drasche, Anton: Prof. Dr. Anton Drasche’s Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/NeuburgerBibliothek, Sign.: 21934]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561725&pos=0&phys=#

Drasche, Anton: Über das Heilserum bei der Diphtherie. Abschrift aus: Wiener medizinische Wochenschrift. 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Abschr. 168]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561733&pos=8&phys=

Drasche, Anton: Über Pasteurs Schutzimpfung gegen Tollwut. Sonderabdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31373]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561738#

Drasche, Anton: Über die Wirkung des Strophanthus auf das Herz. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46869]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561743#

Drasche, Anton: Über die Infektionsfähigkeit der Hadern. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46873]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561734&pos=9&phys=

Drasche, Anton: Influenza. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 47068]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561735#

Drasche, Anton: Flecktyphus. Erfahrungen aus vier eigens beobachteten Flecktyphus-Epidemien in Wien. Sonderabdruck aus: Österreichisches Sanitätswesen. 1900.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8429538&pos=0&phys=

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Senat S. 304.187 (Personalbogen).

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [34]: Bibliothek „Hermann Nothnagel“ – Exlibris: „Nothnagel-Bibliothek“

Bibliothek „Hermann Nothnagel“ – Exlibris: „Nothnagel-Bibliothek“

An der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich die Bibliothek „Hermann Nothnagel“ (eigentlich: Carl Wilhelm Hermann Nothnagel), des ehemalige Leiters der I. medizinische Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Notnagel war ein wesentlichster Förderer des medizinischen Bibliothekswesens in Wien. Unmittelbar nachdem Erna Lesky (1911-1986) im Jahr 1960 mit der Leitung des Institutes für Geschichte der Medizin betraut wurde, gelang es ihr die Bibliothek der I. medizinischen Klinik und damit die Bücherbestände der sogenannten „Bibliothek-Nothnagel“ in den Bibliothekskorpus der heutigen Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin zu übernehmen.

Nothnagel Carl Wilhelm Hermann, Prof. (*28. September 1841, Alt-Lietzegöricke/Brandenburg/Deutschland [heute: Stare Łysogórki/Polen], gest. 7. Juli 1905, Wien), Innere Medizin.

Nothnagel studierte von 1858 bis 1863 (Promotion) am Friedrich-Wilhelm-Institut der Universität Berlin Medizin. Zwischen 1863 und 1865 arbeitete er an der Charité in Berlin bei Ludwig Traube (1818-1876) und Rudolf Virchow (1821-1902) und danach bis 1868 als Assistent bei Ernst Viktor von Leyden (1832–1910) in Königsberg. (1866 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin bei Leyden). Von 1866 (österreichisch-preußischer Krieg) bis 1870 (deutsch-französischer Krieg) war er als Militärarzt und gleichzeitig Dozent an der Universität Berlin und zwischen 1870 bis 1872 an der Universität Breslau tätig.

Ab 1872 arbeitete er als Professor der Arzneimittellehre und der medizinischen Poliklinik an der Universität Freiburg/Breisgau und ab 1874 als ordentlicher Professor für spezielle Pathologie und Therapie an der medizinischen Klinik in Jena. 1882 erfolgte seine Berufung zum Vorstand an die I. medizinische Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Er zählte zu den bedeutendsten und gefragtesten Internisten seiner Zeit. Seine Bedeutung lag vor allem auf dem Gebiet der physikalischen Krankenuntersuchung, der Diagnostik, der Pathologie, der Physiologie und der Neurologie. Er führte neue Untersuchungsmethoden auf der Basis pathologisch-anatomischer Befunde und experimentelle Methoden in die klinische Forschung ein. Weiter erforschte Nothnagel die Anatomie, Physiologie und Pathologie der Verdauungsorgane – speziell des Darmes und der Gefäße. Zu seinen Schülern zählten u.a. der Psychiater und Neurologe Constantin Economo, Freiherr von San Serff (1876–1931), Eugen Bamberger (1858-1921) und Heinrich Lorenz (1859-1945).

Nothnagel war seit 1879 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und gründete 1901 die Gesellschaft für Innere Medizin in Wien. Weiters war er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Akademie der Wissenschaften in Wien. 1896 kam es zur Gründung der „Nothnagel-Stiftung“ aus der notleidende und bedürftige Studenten der Medizinischen Fakultät in Wien unterstützt wurden. Hermann Nothnagel verstarb am 7. Juli 1905 in Wien.

Zu seinen Hauptwerken zählen u.a. das Handbuch der Arzneimittellehre (Berlin 1870), Tophische Diagnostik der Gehirnkrankheiten. Eine klinische Studie (Berlin 1879), Vorträge über die Diagnose bei den Gehirnkrankheiten (Wien, 1887) und die von ihm mitherausgegebene 24 Bände umfassende Reihe Specielle Pathologie und Therapie (1894-1905).

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat/Sonderreihe, Artistische Kommission, Senat S 95.13, Nothnagel Hermann – Denkmal im Arkadenhof (1909-1911) Errichtung und Aufstellung des Hermann Nothnagel-Denkmals.

Archiv der Universität Wien, Medizinische Fakultät der Universität Wien, Sonderreihe, S 17.22 Lehrkanzelbesetzung I. medizinische Lehrkanzel und Klinik (Kommissionssitzungen, Protokolle und Besetzungsvorschläge mit Lebensläufen und Publikationslisten).

Archiv der Universität Wien, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat/Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.898 – Nothnagel Hermann

Literatur:

Tragl, Karl-Heinz: Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien seit 1838. Wien 2011.

Klebel, Burkhard: Bibliothek des Institutes für Geschichte der Medizin. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich. Band I. Wien Teil I. Hildesheim 1994. S. 209-218.

Westermann, Stefan: Hermann Nothnagel (1841-1905) – Fluch über den Krieg, Zorn über die Seelenpest des Antisemitismus. In: Ruprecht Thomas M/Jenssen Christian (Hrsg.). Äskulap oder Mars? Bremen 1991. S. 107ff.

Lesk, Erna: Die Wiener Medizinische Schule im 19. Jahrhundert. (= Studien zur Geschichte der Universität Wien. Bd. VI). Wien 1965.

Petry, Helfried: Personalbibliographien von Professoren und Dozenten der Inneren Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Wien im ungefähren Zeitraum von 1850-1925. Mit kurzen biographischen Angaben und Überblick über die Sachgebiete. Univ.-Diss. Erlangen 1972. S. 47-68.

Neuburger, Max: Hermann Nothnagel. Leben und Wirken eines deutschen Klinikers. Wien-Berlin-Leipzig-München 1922.

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [33]: Zuckerkandl, Emil: Atlas der topographischen Anatomie des Menschen. In 636 Figuren mit erläuterndem Texte.

Zuckerkandl, Emil: Atlas der topographischen Anatomie des Menschen. In 636 Figuren mit erläuterndem Texte. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller [1899]-1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3077]

http://search.obvsg.at/

Abb. 1    Emil Zuckerkandl

Emil Zuckerkandl (*01.09.1849 Győr/Ungarn, gest. 28.05.1910 Wien) war Anatom und Anthropologe. Er studierte ab 1867 Medizin in Wien, wo ihn Joseph Hyrtl (1810-1894), der die Begabung seines Schülers und späteren Freundes früh bemerkte, schon 1869 zum Demonstrator machte. Auf Empfehlung Hyrtls ging er 1870 für acht Monate als Prosektor an das Athäneum in Amsterdam. Aus dieser Zeit stammen auch seine ersten wissenschaftlichen Publikationen, in denen er unter anderem erstmals die Vagusäste des Herzbeutels beschrieb. Ab 1873 arbeitete er, nach seiner Rückkehr nach Wien, als Assistent an der pathologisch-anatomischen Anstalt bei Carl von Rokitansky (1804-1878) und nach seiner Promotion zum Dr. der Medizin ab 1874 wieder als Assistent am Anatomischen Institut bei Carl von Langer (1819-1887). 1880 schlug ihn die Fakultät ohne Habilitation zum a.o. Professor vor. Zuckerkandl hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 58 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, unter anderem „Zur Morphologie des Gesichtsschädels“ (1877), „Über das Riechzentrum“ (1877) und „Über eine bisher noch nicht beschriebene Drüse in der regio suprahyoidea“ (1879), welche heute noch seinen Namen trägt. „Der große wissenschaftliche Wurf gelang ihm 1882 mit der Monographie über die ,Normale und pathologische Anatomie der Nasenhöhle und ihrer pneumatischen Anhänge‘. Zuckerkandl kann als Gründer dieser Disziplin bezeichnet werden und hat die Entwicklung der modernen Rhinologie damit überhaupt erst ermöglicht: auf jeder Seite dieses Buches finden sich Beobachtungen von großer Tragweite, was noch eine Generation später als eine ,schier unglaubliche Tatsache‘ gewertet wurde.“[1] 1882 wurde Zuckerkandl zum ordentlichen Professor für Anatomie an der Universität Graz und 1888 schließlich an der Universität Wien ernannt.


Abb. 2    Berta Zuckerkandl-Szeps

Am 15. April 1886 heiratete er Berta Szeps (*13.04.1864 Wien, gest. 16.10.1945 Paris), die Tochter des Zeitungsverlegers und Mediziners Moritz Szeps (1835-1902). Berta Zuckerkandl führte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1938 einen literarischen Salon, in dem in dem viele berühmte Künstler und Wissenschaftler verkehrten, darunter: Johann Strauss (1825-1899), Gustav Klimt (1862-1918), Arthur Schnitzler (1862-1931), Max Reinhardt (1873-1943), Franz Theodor Csokor (1885-1969), Alma Mahler-Werfel (1879-1964), Anton Kolig (1886-1950), Sebastian Isepp (1884-1954),… Besonders verbunden war sie mit der Secession und der Wiener Werkstätte. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste Berta Zuckerkandl nach dem „Anschluss“ 1938 aus Österreich fliehen. Über Paris gelangte sie 1940 zu ihrem Sohn Fritz nach Algier, wo sie bei einem Rundfunksender der Alliierten mitarbeitete und die Österreicher zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief. Sie kehrte 1945 nach Paris zurück, wo sie, schwer erkrankt, starb.


Abb. 3    Umschlag: Zuckerkandl: Atlas der topographischen Anatomie […]. Wien 1904.

Emil Zuckerkandls Forschungsschwerpunkt lag auf der topographischen Anatomie. Seine klare räumliche Vorstellungsgabe und seine Begabung in der Zergliederungskunst waren ihm auf diesem Gebiet eine große Hilfe. Für ihn war die Anatomie kein Selbstzweck, sondern dazu da, die praktischen Fragen der Medizin zu lösen. Dies brachte ihm auch große Anerkennung unter den damaligen Chirurgen ein. Als sein Hauptwerk gilt der mehrbändige „Atlas der topographischen Anatomie des Menschen“. Nach ihm sind das Zuckerkandl-Organ, die Zuckerkandl-Faszie (Bindegewebshülle der Niere) und auch die retrotrachealen Schilddrüsenanteile, das Zuckerkandl’sche Tuberculum benannt. Zu seinen bekanntesten Schülern zählt Julius Tandler (1869-1936), der ab 1907 auch die Vorlesungen für seinen, aufgrund eines Herzleidens geschwächten, Lehrer übernahm. Emil Zuckerkandl starb am 28. Mai 1910 nach 22-jähriger Arbeit als Inhaber des II. Anatomischen Lehrstuhls der Wiener Medizinischen Fakultät.

Abb. 4    Zuckerkandl: Atlas der topographischen Anatomie […]. Wien 1904. S. 5.

Quellen:

Schnell, Ingrid Izabela: Der Einfluss der Medizin und Anatomie auf die Kunst in Wien im 19. Jahrhundert (1850-1914). Wien: Dipl.-Arb. 2013.

Sablik, Karl: Richard von Krafft-Ebing (1849-1910). In: Arzt, Presse, Medizin. (28) 1977. S. 7-9.

Tandler, Julius: Emil Zuckerkandl. In: Wiener klinische Wochenschrift. (23/22) 1910. S. 798-800.

[1] Sablik, Karl: Richard von Krafft-Ebing (1849-1910). In: Arzt, Presse, Medizin. (28) 1977. S. 8.

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