Schlagwort-Archive: Botanik

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [180]: Moritz Rohrer – Arzt, Meteorologe und Botaniker

Moritz Rohrer – Arzt, Meteorologe und Botaniker

Text: Dr. Walter Mentzel

Moritz Rohrer war Arzt, Meteorologe und Botaniker. Geboren am 19. Juli 1804 in Krakau als Sohn des Kaufmannes Karl Rohrer, besuchte er das Benediktinergymnasium in Seitenstetten in Niederösterreich. Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, schloss das Studium im Juli 1829 mit seiner Promotion ab, und arbeitete danach im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Lemberg als klinisch-medizinischer Assistent und Sekundararzt. 1831 heiratete er in Wien die 1805 in Lemberg geborene Anna Rohrer.

1831 erfolgte durch die k.k vereinigte Hofkanzlei seine Ernennung zum Bezirksarzt in Radautz (heute: Radauti/Rumänien)[1] und darauf in Suczawa in der Bukowina (heute: Rumänien). Zwischen 1834 und 1838 war er als Bezirksarzt in Wadowice (heute: Polen)[2] und zwischen 1838 und 1854 in Stanislau (heute: Stanislawow/Ukraine) tätig. Nach seiner Rückkehr nach Lemberg im Jahr 1854 wurde er vom Ministerium des Inneren zum Kreisarzt ernannt.[3] Rohrer war seit 1862 Mitglied der k.k. Geographischen Gesellschaft in Wien[4] und seit 1865 Mitglied der Krakauer Wissenschaftlichen Gesellschaft.

Rohrer beschäftigte sich neben seiner ärztlichen Tätigkeit mit meteorologischen Forschungen und mit botanischen Fragen, die sich in den Berichten der Physiographischen Kommission der Wissenschaftlichen Gesellschaft von Krakau niederschlugen, sowie in seiner 1866 fertiggestellten Publikation „Beitrag zur Meteorologie und Klimatologie Galiziens“. (Mit 1 lithogr. Tafel. Mit Unterstützung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien 1866).

1831 veröffentlichte er seine während der Cholera-Epidemie in Lemberg gemachten Beobachtungen über deren Verlauf und seine Erfahrungen bei der Bekämpfung der Epidemie in Galizien in den Arbeiten „Die epidemische Brechruhr zu Lemberg, beobachtet und beschrieben. Brünn: Trassler 1831“ (Cholera Nr. 42) und ein Jahr später 1832 in der Publikation „Die Cholera in Galizien“.

Moritz Rohrer verstarb am 10. Oktober 1867 in Lemberg.

Quellen und Literatur:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-206a, Rohrer Moritz (Rigorosum Datum 1829).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 175-284, Rohrer Moritz (Promotion Datum 14.7.1829).

Trauungsbuch, Rk, Erzdiözese Wien, Wien 1, St. Augustin, Trauungsbuch Sign. 02-10, Folio 135, Rohrer Moritz.

https://pl.wikipedia.org/wiki/Maurycy_Rohrer

Literaturliste:

Rohrer, Moritz: Die epidemische Brechruhr zu Lemberg. Brünn: bei J.G. Trassler 1831.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/42]

Keywords:

Botanik, Cholera, Galizien, Lemberg, Meteorologie, Moritz Rohrer, Arzt

[1] Lemberger Zeitung. 16.11.1831. S. 1.

[2] Lemberger Zeitung. 25.8.1834. S. 1.

[3] Die Presse. 19.9.1854. S. 9.

[4] Mittheilungen der kaiserlich-königlichen Geographischen Gesellschaft. Wien: 1862. S. 88.

Normdaten (Person) Rohrer, Moritz: BBL: 39386GND: 137292945

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [99]: Franz Herbich: Militärarzt, Botaniker und Phytologe

Franz Herbich: Militärarzt, Botaniker und Phytologe

Text: Dr. Walter Mentzel

Franz (Franciszek) Herbich wurde am 9. Mai 1791 als Sohn des Chirurgen und Wundarztes Laurenz Herbich (*1757)[1] und dessen Frau Phillippina in der Alservorstadt in Wien geboren.[2]  Er diente seit 1809 als Militärarzt und seit 1814 als Oberarzt im österreichischen Militär und begann währenddessen mit dem Studium der Medizin am Josephinum in Wien, das er 1816 mit dem „Doctor medicinae“ abschloss.

Franz Herbich, 1865

Als Militärarzt beteiligte er sich 1815/16 am Feldzug gegen Frankreich und leitete ein Feldspital in Hagenau im Elsass. Danach war er bis 1818 in Wien und darauf in Preßburg stationiert. 1820 nahm er als Oberarzt bei dem Infanterieregiment Alexander Nr. 2 an der Niederschlagung der italienischen Aufstandsbewegungen in Süditalien teil und blieb zwischen 1821 und 1824 in Neapel. Nach seiner Rückkehr nach Wien kam er 1825 nach Galizien, wo er zwischen Mai 1825 und September 1832 als Regiments- und Chefarzt in Tarnow, 1832 bis 1834 in Stanislawow und ab 1834 in Czernowitz als Regimentsarzt beim Linien-Infanterieregiment Nr. 24 Herzog von Lucca seinen Dienst versah.

Während seines Aufenthaltes in Italien, vor allem aber in Galizien und der Bukowina, beschäftigte sich Herbich mit botanischen und phytologischen Fragen, woraus eine reiche Sammlung konservierter Pflanzen und Pflanzenteile entstand. Ebenso schlug sich seine Arbeit in zahlreichen Veröffentlichungen nieder. 1823 erschien von ihm über seinen „Botanischen Ausflug nach dem Agano-See der Solfatara Pozzuoli und dem Monte nuovo“ ein Reisebericht,[3] nachdem er in der Region um Neapel botanische Studien durchgeführt und im Kloster St. Catherina a Formella einen botanischen Garten angelegt hatte. Hier baute er eine weitere umfassende Pflanzen-Sammlung auf und erstellte ein dazugehöriges Verzeichnis.[4] Ein weiterer Reisebericht von ihm erschien 1824 nach einem Ausflug nach Capri,[5] ein verspätet abgedruckter Bericht im Jahr 1833 über seine Exkursion über den Vesuv nach Ollazano[6] und ein weiterer über die „Straßen-Flora von Neapel bis Villach“ im Jahr 1834.[7] Die Arbeiten aus seiner Zeit in Italien veröffentlichte er für die königlich bayrische Botanische Gesellschaft in der Zeitschrift „Flora oder Botanische Zeitung“.

Nach seiner Versetzung nach Galizien schloss er hier an seine Tätigkeit in Italien an und unternahm zahlreiche ausgedehnten Reisen, die ihn in bis dahin aus botanischer Sicht unbekannte Gebiete führten. Darunter in die nordöstlichsten Teile der Karpatengebirge, wie u.a. nach Czerna Góra, wo er erstmals Pflanzenarten identifizierte, sie bestimmte und deren genauen Standort beschrieb. Auch hier dokumentierte er seine Arbeit in der Zeitung „Flora oder Botanische Zeitung“ (auch: Allgemeine botanische Zeitung). Dazu zählen die Berichte aus den Jahren 1834 über seinen „botanischen Ausflug in die Galizisch-carpatischen Alpen des Sandezer Kreis“[8], 1836 über seine Exkursion in das Hochgebirge der Bukowina,[9] oder 1862 „Über die Verbreitung der in Galizien und der Bukowina wildwachsenden Pflanzen“.[10] Bei seinen Forschungsreisen wurde er auch vom Botaniker und Professor an der Universität in Lemberg Alexander Johann Anton Zawadzki (1798-1868) begleitet.

Aus seiner Zeit in Galizien und der Bukowina stammen auch seine Monografien:

Herbich Franz: Nachricht über die in Gallizien im Sandecer Kreis befindlichen Szczawnicer Gesundbrunnen. Gedruckt bei Ferdinand Ullrich: Wien 1831.

Titelblatt: Herbich: Nachricht über die in Gallizien […]. Wien: 1831.

Frontispiz: Herbich: Nachricht über die in Galizien […]. Wien: 1831.

Herbich Franz: Additamentum Ad Floram Galiciae. Leopoli, Stanislavoviae et Tarnoviae: Apud Kuhn Et Millkowski/Przemysliae: Apud C. Wenzel 1831.

Herbich: Additamentum ad floram Galiciae. Leopoli […]: 1831.

Herbich Franz: Selectus Plantarum Rariorum Galiciae et Bucovinae. Czernovicii: Typis Petri Et Joannis Eckhardt 1836.

Herbich: Selectus Plantarum […]. Czernovicii: 1836.

Weiters seine handschriftliche Arbeit:

Herbich Franz: Beobachtungen über die im Militär Spitale zu Czernowitz vom 1. September 1837 bis 1. September 1841 angewendeten modificirten englischen Kraetzen-Behandlungs-Methode. Czernowitz: 1840.

Titelblatt der Handschrift: Herbich: Beobachtungen über die im Militär Spitale […]. Czernowitz: 1840.

1841 erschien von ihm eine weitere handschriftlich verfasste Arbeit:

Herbich, Franz: Denkwürdige medizinisch-practische Wahrnehmungen. o.O.: 1841.

Titelblatt der Handschrift: Herbich: Denkwürdige medizinisch-practische Wahrnehmungen […]. o.O. 1841.

Herbich war seit 1833 Mitglied der physikalischen Gesellschaft zu Zürich,[11] der königlich-bayerischen botanischen Gesellschaft zu Regensburg, der wissenschaftlichen Gesellschaften in Halle, Hanau, Altenburg, seit 1836 der Wetterauischen Gesellschaft der Naturforscher[12] und seit 1840 der Naturforscher-Gesellschaft zu Iassy.[13] 1838 erhielt er ein Diplom der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Erlangen.[14] Nach seiner Pensionierung als Regimentsarzt 1. Klasse im Jahr 1845 lebte Herbich zunächst in Czernowitz und zuletzt seit 1856 in Krakau, wo er am 29. September 1865 verstarb. Sein Sohn Franz Herbich (1821-1887) war ein österreichischer Geologe und Paläontologe.

Quellen:

Taufbuch, Matriken, Rk Erzdiözese Wien, Bez. 8, Alservorstadtpfarre, 1791, Sign. 01-03, Folio 181, Herbich Franz.

Wiener Zeitung, 28.10.1865, S. 20 (Convocationen der Gläubigen und Erben nachbekannter Verstorbenen).

Literaturliste:

Herbich, Franz: Nachricht über die in Galizien im Sandecer Kreise befindlichen Szczawnicer Gesundbrunnen. Wien: Gedruckt bei Ferdinand Ullrich 1831.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-2803]

Herbich, Franz: Additamentum Ad Floram Galiciae. Leopoli, Stanislavoviae et Tarnoviae: Apud Kuhn Et Millkowski/Przemysliae: Apud C. Wenzel 1831.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29376]

Herbich, Franz: Selectus Plantarum Rariorum Galiciae et Bucovinae. Czernovicii: Typis Petri Et Joannis Eckardt 1836.

[Zweigbiblitohek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14515]

Keywords:
Bukowina, Botanik, Franz Herbich, Galizien, Italien, Josephinum, Wien Arzt Medizingeschichte, Militärarzt, Botaniker, Phytologe

[1] UAW, Med. Fak. Med. Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Pharmazeuten und Hebammen, Sign. 9,1-256.

[2] Wiener Zeitung. 14.6.1823. S. 1.

[3] Flora oder Botanische Zeitung. 21.2.1823. S. 98-110. Flora oder Botanische Zeitung. 28.12.1823. S. 136.

[4] Flora oder Botanische Zeitung. 21.2.1823. S. 106-108.

[5] Flora oder Botanische Zeitung. 21.8.1824. S. 481-488.

[6] Weiters Allgemeine botanische Zeitung. 21.12.1833. S. 737-749.

[7] Flora oder Botanische Zeitung. 28.12.1834. S. 186.

[8] Flora oder Botanische Zeitung. 28.9.1834. S. 561-575 und 7.10.1843. S. 577-587.

[9] Flora oder Botanische Zeitung. 28.10.1836, S. 625-640 und 7.11.1836. S. 641-653.

[10] Verhandlungen. der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 11. 1861. S. 33-70.

[11] Wiener Zeitung. 25.4.1833. S. 1.

[12] Lemberger Zeitung. 23.9.1836. S. 4.

[13] Wiener Zeitung. 11.4.1840. S. 1.

[14] Medizinisch chirurgische Zeitung. 20.8.1838. S. 240.

Normdaten (Person) Herbich, Franz : BBL: 32871; GND:102637148

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [93]: Plenck, Joseph Jacob von: Josephi Jacobi Plenck Consiliari Cæsareo-Regii, Chirurgiæ Atque Botanices…Supremi Icones Plantarum Medicinalium…1788-1803.

Plenck, Joseph Jacob von: Josephi Jacobi Plenck Consiliari Cæsareo-Regii, Chirurgiæ Atque Botanices Professoris Publici, Ordinarii In Academia Medico-Chirurgica Josephina, Ejusdemque Academiæ Secretarii Perpetui, Nec Non Directoris Pharmacopoearum Militarum Atque Chirurgi Status Militaris Supremi Icones Plantarum Medicinalium Secundum Systema Linnæi Digestarum, Cum Enumeratione Virium Et Usus Medici, Chirurgici Atque Diætetici. Centuria I-V. Viennæ: Apud Rudolphum Græffer Et Soc./Centuria VI. Viennæ Apud A. Blumauer/Centuria VII. Viennæ: Sumptibus Librariae Camesinianae. Typis Jos. Degen. 1788-1803.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-6357]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1     Joseph Jacob von Plenck. Josephinum, Ethik, Sammlungen, und Geschichte der Medizin, MedUni Wien, FO-IR-003312-0001

Joseph Jacob von Plenck (*28.11. 1735 Wien, gest. 24.8.1807 Wien) gilt als Mitbegründer der modernen europäischen Dermatologie. Er war aber auch ein sehr bekannter Chirurg, Geburtshelfer, Chemiker und Botaniker. Plenck wurde als Sohn des Wiener Buchbinders Franz Plenck (auch: Plenckhl) und dessen Frau Maria Anna (auch: Anna Maria), geborene Pochtl, am 28. November 1735 in Wien geboren. Von Plenck besuchte die Lateinschule der Jesuiten und wurde ab 1753 in die Lehre zu dem bekannten Chirurgen Dr. Johann Christian Retter geschickt, die er 1756 erfolgreich beendete. – Zu diesem Zeitpunkt war die Chirurgie noch kein akademisches Fach und wurde bei Badern und Scherern erlernt. – Danach nahm er an den Vorlesungen von Anton de Haen (1704-1776), Ferdinand Joseph von Leber (1727-1808) und Valentin von Lebmacher (1726-1797) an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien teil.

Joseph Jacob von Plenck trat 1758 in die kaiserliche Armee ein, wo er bis zum Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 als Regimentschirurg diente. Im Anschluss daran ging er zurück an die Medizinische Fakultät der Universität Wien. „[…] according to data reported by [Ferdinand Joseph, Anm.] Zimmermann [(1775-nach 1837), Anm.] he became Magister Chirurgiae et Obstetriciae (but not Medicinae Doctor). The indices of doctorands of Vienna University do not list his name. […] In order to obtain a license for practicing surgery, Plenck had to sell his parental house and buy a surgeons’s office. In 1766 Plenck’s first paper (on a venereologic topic) appeared and, remarkably, was translated into English and French, the English translation going through three editions.“[1] In dieser, seiner ersten Wiener Praxis, betrieb er eine Barbierstube in der er auch kleinere chirurgische Operationen durchführte. 1770 folgte er dem Ruf Kaiserin Maria Theresias (1717-1780) an die 1769 neu gegründete medizinische Fakultät der Universität Tyrnau (damals: Nagyszombat/Königreich Ungarn, heute: Trnava/Slowakei), wo er einen Lehrstuhl für Chirurgie und Geburtshilfe bekleidete. 1777 wurde die Universität zunächst nach Buda, dann nach Pest verlegt.

1783 bewarb sich Joseph Jacob von Plenck bei Kaiser Joseph II. (1741-1790) als Direktor der Feldapotheken in der kaiserlichen Armee, da dieser Posten zu diesem Zeitpunkt unbesetzt war. Dem Ansuchen wurde stattgegeben und von Plenck übersiedelte nach Wien. 1786 wurde Plenck als Professor für Chemie und Botanik an das Josephinum berufen. – Das Josephinum wurde als k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie 1784 von Kaiser Joseph II. auf Betreiben seines Leibchirurgen Giovanni Alessandro Brambilla (1728-1800) gegründet und im November 1785 feierlich eröffnet. Brambilla, der seit 1779 als Leiter des gesamten österreichischen Militärsanitätswesens mit dessen Reformierung betraut war, fungierte bis 1795 als Direktor der Akademie. 1786 erhielt die Akademie im Josephinum das Recht Magister und Doktoren der Medizin und Wundarznei zu graduieren. Ziel war eine längst überfällige Akademisierung des Faches Chirurgie. Das neue Gebäude, das die k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie 1785 bezog wurde nach Plänen des Architekten Isidor Marcellus Amandus Canevale, von dem unter anderem auch das Lusthaus im Wiener Prater sowie das Eingangstor zum Augarten stammen, im Stil des Barockklassizismus erbaut.

Joseph Jacob von Plenck blieb bis zu seiner Pensionierung 1805 Professor an der k.k. medizinisch-chirurgische Josephs-Akademie, dessen Sekretär er zuletzt auch war. 1797 wurde er von Kaiser Franz II./I. (1768-1835) in den Adelsstand erhoben. Er starb nach langer schwerer Krankheit am 24. August 1807 in seinem Haus in Wien.

Joseph Jacob von Plenck gilt als einer der wichtigsten wissenschaftlichen Autoren seiner Zeit, der in den unterschiedlichsten Disziplinen eine Vielzahl von Werken publizierte. Vielleicht sein prachtvollstes Werk sind seine sieben Bände umfassenden Icones plantarum medicinalium, die er ab 1788 herausgab. Die zweisprachigen (Latein und Deutsch) Prachtbände, die nach dem damals neuen botanischen Ordnungssystem von Carl von Linné (1707-1778) systematisiert sind, enthalten 758 handkolorierte Kupfertafeln mit Pflanzenabbildungen, deren medizinischen Gebrauch von Plenck darin beschrieb:

Abb. 2   Titelblatt: Plenck: […] Icones Plantarum Medicinalium […]. Wien: 1788.

Plenck, Joseph Jacob von: Josephi Jacobi Plenck Consiliari Cæsareo-Regii, Chirurgiæ Atque Botanices Professoris Publici, Ordinarii In Academia Medico-Chirurgica Josephina, Ejusdemque Academiæ Secretarii Perpetui, Nec Non Directoris Pharmacopoearum Militarum Atque Chirurgi Status Militaris Supremi Icones Plantarum Medicinalium Secundum Systema Linnæi Digestarum, Cum Enumeratione Virium Et Usus Medici, Chirurgici Atque Diætetici. Centuria I-V. Viennæ: Apud Rudolphum Græffer Et Soc./Centuria VI. Viennæ Apud A. Blumauer/Centuria VII. Viennæ: Sumptibus Librariae Camesinianae. Typis Jos. Degen. 1788-1803.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-6357]

Abb. 3    Plenck: […] Icones Plantarum Medicinalium […]. Wien: 1788. Tafel 23.

Abb. 4    Plenck: […] Icones Plantarum Medicinalium […]. Wien: 1788. Tafel 31.

Abb. 5    Plenck: […] Icones Plantarum Medicinalium […]. Wien: 1788. Tafel 34.

Abb. 6    Plenck: […] Icones Plantarum Medicinalium […]. Wien: 1788. Tafel 36.

Quellen:

Plenck, Joseph Jakob Edler von, öster. Chirurg, *28.11.1733, +24.8.1807 Wien. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 2. R-Z Register. München: K. G. Saur 2002. S. 471-472.

Aliotta, Giovanni u.a.: Joseph Jacob Plenck (1735-1807). In: American Journal of nephrology. (14) 1994. S. 377-382.

Wyklicky, Helmut: Über vier Professoren der Josephinischen medizinisch-chirurgischen Akademie als Ahnherren des Pharmakognostischen Instituts der Universität Wien. In: Österreichische Apotheker-Zeitung. (40/22) 1986. S 516-518.

Holubar, Karl und Joseph Frankl: Joseph Plenck (1735-1807). A forerunner of modern European dermatology. In: Journal of the American Academy of Dermatology. (10/2-Part I) 1984. S. 326-332.

[1] Holubar, Karl und Joseph Frankl: Joseph Plenck (1735-1807). A forerunner of modern European dermatology. In: Journal of the American Academy of Dermatology. (10/2-Part I) 1984. S. 329.

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