Franz Herbich: Militärarzt, Botaniker und Phytologe
Text: Dr. Walter Mentzel
Franz (Franciszek) Herbich wurde am 9. Mai 1791 als Sohn des Chirurgen und Wundarztes Laurenz Herbich (*1757)[1] und dessen Frau Phillippina in der Alservorstadt in Wien geboren.[2] Er diente seit 1809 als Militärarzt und seit 1814 als Oberarzt im österreichischen Militär und begann währenddessen mit dem Studium der Medizin am Josephinum in Wien, das er 1816 mit dem „Doctor medicinae“ abschloss.
Franz Herbich, 1865
Als Militärarzt beteiligte er sich 1815/16 am Feldzug gegen Frankreich und leitete ein Feldspital in Hagenau im Elsass. Danach war er bis 1818 in Wien und darauf in Preßburg stationiert. 1820 nahm er als Oberarzt bei dem Infanterieregiment Alexander Nr. 2 an der Niederschlagung der italienischen Aufstandsbewegungen in Süditalien teil und blieb zwischen 1821 und 1824 in Neapel. Nach seiner Rückkehr nach Wien kam er 1825 nach Galizien, wo er zwischen Mai 1825 und September 1832 als Regiments- und Chefarzt in Tarnow, 1832 bis 1834 in Stanislawow und ab 1834 in Czernowitz als Regimentsarzt beim Linien-Infanterieregiment Nr. 24 Herzog von Lucca seinen Dienst versah.
Während seines Aufenthaltes in Italien, vor allem aber in Galizien und der Bukowina, beschäftigte sich Herbich mit botanischen und phytologischen Fragen, woraus eine reiche Sammlung konservierter Pflanzen und Pflanzenteile entstand. Ebenso schlug sich seine Arbeit in zahlreichen Veröffentlichungen nieder. 1823 erschien von ihm über seinen „Botanischen Ausflug nach dem Agano-See der Solfatara Pozzuoli und dem Monte nuovo“ ein Reisebericht,[3] nachdem er in der Region um Neapel botanische Studien durchgeführt und im Kloster St. Catherina a Formella einen botanischen Garten angelegt hatte. Hier baute er eine weitere umfassende Pflanzen-Sammlung auf und erstellte ein dazugehöriges Verzeichnis.[4] Ein weiterer Reisebericht von ihm erschien 1824 nach einem Ausflug nach Capri,[5] ein verspätet abgedruckter Bericht im Jahr 1833 über seine Exkursion über den Vesuv nach Ollazano[6] und ein weiterer über die „Straßen-Flora von Neapel bis Villach“ im Jahr 1834.[7] Die Arbeiten aus seiner Zeit in Italien veröffentlichte er für die königlich bayrische Botanische Gesellschaft in der Zeitschrift „Flora oder Botanische Zeitung“.
Nach seiner Versetzung nach Galizien schloss er hier an seine Tätigkeit in Italien an und unternahm zahlreiche ausgedehnten Reisen, die ihn in bis dahin aus botanischer Sicht unbekannte Gebiete führten. Darunter in die nordöstlichsten Teile der Karpatengebirge, wie u.a. nach Czerna Góra, wo er erstmals Pflanzenarten identifizierte, sie bestimmte und deren genauen Standort beschrieb. Auch hier dokumentierte er seine Arbeit in der Zeitung „Flora oder Botanische Zeitung“ (auch: Allgemeine botanische Zeitung). Dazu zählen die Berichte aus den Jahren 1834 über seinen „botanischen Ausflug in die Galizisch-carpatischen Alpen des Sandezer Kreis“[8], 1836 über seine Exkursion in das Hochgebirge der Bukowina,[9] oder 1862 „Über die Verbreitung der in Galizien und der Bukowina wildwachsenden Pflanzen“.[10] Bei seinen Forschungsreisen wurde er auch vom Botaniker und Professor an der Universität in Lemberg Alexander Johann Anton Zawadzki (1798-1868) begleitet.
Aus seiner Zeit in Galizien und der Bukowina stammen auch seine Monografien:
Titelblatt: Herbich: Nachricht über die in Gallizien […]. Wien: 1831.
Frontispiz: Herbich: Nachricht über die in Galizien […]. Wien: 1831.
Herbich: Additamentum ad floram Galiciae. Leopoli […]: 1831.
Herbich: Selectus Plantarum […]. Czernovicii: 1836.
Weiters seine handschriftliche Arbeit:
Titelblatt der Handschrift: Herbich: Beobachtungen über die im Militär Spitale […]. Czernowitz: 1840.
1841 erschien von ihm eine weitere handschriftlich verfasste Arbeit:
Herbich, Franz: Denkwürdige medizinisch-practische Wahrnehmungen. o.O.: 1841.
Titelblatt der Handschrift: Herbich: Denkwürdige medizinisch-practische Wahrnehmungen […]. o.O. 1841.
Herbich war seit 1833 Mitglied der physikalischen Gesellschaft zu Zürich,[11] der königlich-bayerischen botanischen Gesellschaft zu Regensburg, der wissenschaftlichen Gesellschaften in Halle, Hanau, Altenburg, seit 1836 der Wetterauischen Gesellschaft der Naturforscher[12] und seit 1840 der Naturforscher-Gesellschaft zu Iassy.[13] 1838 erhielt er ein Diplom der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Erlangen.[14] Nach seiner Pensionierung als Regimentsarzt 1. Klasse im Jahr 1845 lebte Herbich zunächst in Czernowitz und zuletzt seit 1856 in Krakau, wo er am 29. September 1865 verstarb. Sein Sohn Franz Herbich (1821-1887) war ein österreichischer Geologe und Paläontologe.
Quellen:
Taufbuch, Matriken, Rk Erzdiözese Wien, Bez. 8, Alservorstadtpfarre, 1791, Sign. 01-03, Folio 181, Herbich Franz.
Wiener Zeitung, 28.10.1865, S. 20 (Convocationen der Gläubigen und Erben nachbekannter Verstorbenen).
Literaturliste:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-2803]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 29376]
[Zweigbiblitohek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14515]
Keywords:
Bukowina, Botanik, Franz Herbich, Galizien, Italien, Josephinum, Wien Arzt Medizingeschichte, Militärarzt, Botaniker, Phytologe
[1] UAW, Med. Fak. Med. Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Pharmazeuten und Hebammen, Sign. 9,1-256.
[2] Wiener Zeitung. 14.6.1823. S. 1.
[3] Flora oder Botanische Zeitung. 21.2.1823. S. 98-110. Flora oder Botanische Zeitung. 28.12.1823. S. 136.
[4] Flora oder Botanische Zeitung. 21.2.1823. S. 106-108.
[5] Flora oder Botanische Zeitung. 21.8.1824. S. 481-488.
[6] Weiters Allgemeine botanische Zeitung. 21.12.1833. S. 737-749.
[7] Flora oder Botanische Zeitung. 28.12.1834. S. 186.
[8] Flora oder Botanische Zeitung. 28.9.1834. S. 561-575 und 7.10.1843. S. 577-587.
[9] Flora oder Botanische Zeitung. 28.10.1836, S. 625-640 und 7.11.1836. S. 641-653.
[10] Verhandlungen. der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien. 11. 1861. S. 33-70.
[11] Wiener Zeitung. 25.4.1833. S. 1.
[12] Lemberger Zeitung. 23.9.1836. S. 4.
[13] Wiener Zeitung. 11.4.1840. S. 1.
[14] Medizinisch chirurgische Zeitung. 20.8.1838. S. 240.
Normdaten (Person) Herbich, Franz : BBL: 32871; GND:102637148
Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 32871 (14.03.2019); Letzte Aktualisierung: 2022 07 04
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=32871