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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [229]: Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 31.07.2023

Keywords: Berthold Zins, Facharzt für Innere Medizin, Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft, S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter, Wien, Palästina, Arzt, Medizingeschichte

Berthold Zins wurde als Sohn von Israel Mayer Zins und Sprynce Awerbach am 13. Februar 1891 in Tarnów in Galizien (heute: Polen) geboren.

1910 begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 13. Februar 1915 mit seiner Promotion abschloss. Danach war er während des Ersten Weltkrieges als Militärarzt in Gaya in Mähren stationiert. 1916 heiratete er in Wien Leopoldstadt die ebenfalls aus Tarnów stammende Chana Lea Blitz (geb. 18.1.1889).

Nach dem Krieg arbeitete er bis zirka 1923 als Facharzt für Innere Krankheiten als Assistent von Primarius Prof. Julius Donath (1870-1950) an der II. medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft in Döbling. Hier publizierte er gemeinsam mit Alfred Vogl (1889-1973) die Studie „Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie“. 1923 eröffnete er in Wien 9, Kinderspitalgasse 10, eine private Ordination, die er zirka 1932 an den Standort Wien 1, Rathausstraße 13, verlegte. Daneben arbeitete er als Primarius-Stellvertreter an dem 1929 in Wien gegründeten S. Canning Childs-Spital sowie als Facharzt für Innere Erkrankungen an der Krankenkasse Wien. Weiters war Zins in den 1920er Jahren Mitglied und wie Alfred Götzl und Alfred Bass im Vollzugsausschuss der Landeszentrale Wien zur Bekämpfung der Tuberkulose,[1] sowie im Ausschuss der Wirtschaftsorganisation der Ärzte Wiens tätig.[2] Zins war mit seiner Ehefrau 1938 in Wien 9, Währinger Straße 16 wohnhaft.

Berthold und Chana Zins, die beide wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, flüchteten Ende 1938 aus Österreich. Zuvor gaben sie bei der Auswanderungsabteilung der IKG Wien als Auswanderungsziel Palästina an. Berthold und Chana Zins erreichten am 2. Jänner 1939 Haifa in Palästina und wurden im Februar 1941 eingebürgert. Sie lebten in Tel Aviv.

Berthold und Chana Zins: zirka 1938: Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Im Februar 1942 erhielt Zins die Lizenz zur Ausübung seines Arztberufes.[3] Berthold Zins verstarb am 21. März 1967 in Tel Aviv.

Grabstelle: Nahalat Yitshak Cemetery, Tel Aviv, Israel. Zins Berthold, Billion grave.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1916, Zins Berthold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0679, Zins Berthold (Nationalien Datum 1910/11).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0972, Zins Berthold (Rigorosum Datum: 11.2.1915).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-0824, Zins Berthold (Promotion Datum: 13.2.1915).

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Grabstelle: Zins Berthold, Billion grave.

Literatur:

Vogl, Alfred und Berthold Zins: Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie. Aus der II. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft (Primarius Priv.-Doz. Dr. Julius Donath). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 93, Wien 1927, S. 1296

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1930, S 1247.

[3] The Palestine Gazette, Nr. 1177, 19.3.1942, S. 344.

Normdaten (Person): Zins, Berthold: BBL: 41547; GND: 1297758757;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 41547 (31.07.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41547

Letzte Aktualisierung: 2023 07 31

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [223]: Aladár (Alfred) Békéss (Fried) – Bahn-Arzt, Leiter des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter

Aladár (Alfred) Békéss (Fried) – Bahn-Arzt, Leiter des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Aladár Alfred Békéss wurde am 13. Oktober 1868 in Raab (heute: Györ) in Ungarn unter dem Namen Alfred Franz Fried geboren. Nach seinem Austritt aus der IKG Wien im Jahr 1894 konvertierte er zum evangelischen Glauben (AB) und nahm den Namen Aladar Bekes an.

Békéss studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 14. Juli 1891. Danach besaß er eine Arztpraxis in Wien 2, Praterstraße 11[1] und arbeitete als Assistent bei dem Direktor-Stellvertreter der Poliklinik, Professor Ludwig Mauthner (1840-1894), an der ophthalmologischen Abteilung. Hier publizierte er 1895 die Arbeit „Ein Fall von Wunddiphterie der Conjunctiva“ und 1898 „Zum 80. Geburtstage Semmelweiss (1.Juli 1898)“ sowie „Blepharorrhagia im frühesten Kindesalter“.

Bahn-Arzt

Seit 1899 arbeitete er zunächst als Augen- und Bahn-Arzt, danach als Bahn-Oberarzt in der Nordwestbahndirektion in Wien, und danach als Chefarztstellvertreter in der Direktion für die Linien der Staatsbahngesellschaft.[2] Daneben war er seit spätestens 1901 Obmann des Vereines der Bahnärzte der k.k. priv. Nordwestbahnen und der k.k. priv. südnorddeutschen Verbindungsbahn. Zuletzt war er noch bis 1932 Obmann der Landesgruppe Wien und Burgenland des Verbandes österreichischer Bahnärzte (VöB), bevor der Verband während des austrofaschistischen Regimes 1935 gleichgeschalten und in die berufsständischen Strukturen integriert wurde.

1912 entwickelte er im Rahmen seiner Tätigkeit als Bahn-Arzt sogenannte Rettungskästen zur Mitnahme von medizinischen Rettungsutensilien in Eisenbahnzügen für Notfallsituationen und Eisenbahnunfällen.[3] 1913 nahm er am Internationalen Kongress für Rettungswesen und Unfallverhütung in Wien teil.[4]

Daneben war er in der Volksbildung tätig, wie 1908 als Teilnehmer und Referent an der Enquete zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten[5] und am Kongress der Alkoholgegner in Wien,[6] sowie 1911 als Vortragender vor dem Neuen Wiener Frauenclub zum Thema Gesundheitsfragen.[7] Er war Mitglied der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in Wien.[8]

Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch

Sein Engagement gegen die Folgen des Alkoholmissbrauchs – vor allem innerhalb der Berufsgruppe der Eisenbahnbediensteten – nahm er sowohl in seiner Funktion als Bahn-Arzt, wo er auch als Präsident des 1906 gegründeten Eisenbahn-Alkoholgegner-Verbandes fungierte,[9] als auch in seinem Tätigkeitsbereich als Funktionär der Sozialdemokratischen Partei und Gewerkschafter wahr. Innerhalb der Strukturen der Sozialdemokratischen Partei widmete er sich diesem Thema als Referent – beispielsweise 1906 in der Ortsgruppe Leopoldstadt[10] – sowie in den Bildungsveranstaltungen der Arbeiterkammer im Jahr 1923.[11] Darüber hinaus war er in den Antialkoholorganisationen wie dem Arbeiterabstinenzbund aktiv,[12] vor allem aber als Mitglied und Obmann der innerösterreichischen Organisation[13] der Guttempler, die er auch einem breiteren Publikum durch seine Referententätigkeit u.a. 1927 im Rahmen der Aktion „Schutz der Jugend vor den Volksseuchen“,[14] oder 1928 vor dem Arbeiterabstinenten-Bund, näher zu bringen versuchte.[15]

1905 nahm er am Internationalen Antialkoholkongress in Budapest,[16] und Ende 1905 in Berlin am Kongress der „enthaltsamen Eisenbahner“ teil.[17] 1906 referierte er vor dem Wissenschaftlichen Club über „Alkohol und Eisenbahn“,[18] 1913 vor dem Reichsverband der Hebammen zum Thema „Alkohol und Mutter“,[19] und im Juli 1914 am 4. Österreichischen Alkoholgegnertag in Brünn.[20] 1906 erschien von ihm die Studie „Alkohol und Eisenbahn im Verlag der Zeitschrift „Eisenbahnhygiene“,[21] und 1908 „Die Prüfung des Sehorgans beim Eisenbahn- und Dampfschiffpersonal“.[22]

Auch in der Ersten Republik führte er im Rahmen seiner weiteren Tätigkeit als Bahn-Arzt seine Aktivitäten gegen den Alkoholmissbrauch weiter. 1923 wurde er vom Stadtschulrat als Referent bei Elternversammlungen an Schulen zu der vom Stadtschulrat initiierten Aktion zur Bekämpfung des Alkoholismus durch die Schule eingesetzt.[23] 1920 organisierte er eine Ausstellung am Nordwestbahnhof zum Thema „Alkoholismus und Geschlechtskrankheiten“,[24] und 1935 nahm er am Internationalen Eisenbahner-Alkoholgegner-Kongress in Wien teil.[25] 1927 publizierte er eine Artikelserie zur „Begutachtung von Unfallschäden“ in den Eisenbahnberufen aber auch der Passagiere bei Eisenbahnunfällen und der Problematik der Haftpflichtversicherung im Unfallsfall.[26]

In den 1920er Jahren errichtete er am Nordwestbahnhof eine Behandlungsstelle mit Elektro- und Bestrahlungsbehandlung,[27] woraus das Ambulatorium des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie bei der Krankenkasse der Österreichischen Bundesbahnen, Nordostdirektion entstand und dessen Leitung er überantwortet bekam.[28]

Nachdem er schon im Juli 1914 den Titel eines Sanitäts-Konsulenten erhalten hatte, erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg seine Ernennung zum Sanitäts-Konsulenten der österreichischen Bundesbahnen. 1924 bekam er vom Bundespräsidenten den Titel eines Medizinalrates verliehen.[29] 1921 kandidierte er in der „Wirtschaftlichen Organisation“ der Ärzte Wiens.[30]

Wiener Gemeinderat

Auch sein politisches Engagement setzte er in der Ersten Republik fort, indem er 1919 bei den Gemeinderatswahlen für die Sozialdemokratische Partei im 20.Wiener Gemeindebezirk kandidierte. 1923 erhielt er als Ersatzmann für die Nachfolge des verstorbenen Rudolf Beer (1863-1923) ein Mandat für den Wiener Gemeinderat, das er bis 1924 behielt.[31] 1926 kandidierte er für die freien Gewerkschaften in der Arbeiterkammer Wien für die Sektion der Verkehrsangestellten,[32] 1929 war er innerhalb der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien in der Sektion der Verkehrsangestellten vertreten, ebenso vertrat er die Arbeiterkammer Wien im Abstinentenbund.[33]

Békéss war 1938 in Wien 20, Wasnergasse 41 wohnhaft. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, und am 22. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 3. August 1942 ermordet wurde. 1943 wurde sein gesamtes Vermögen gemäß §1 der Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens im Lande Österreich vom 18.11.1938 (RGBl. I, S. 1620) zugunsten des Deutschen Reiches an die Finanzverwaltung eingezogen.

An ihn erinnert heute sein Name auf der am 10. März 1988 beim Sitzungssaal des Gemeinderates enthüllten Gedenktafel für die von den Nationalsozialisten ermordeten Mitglieder des Wiener Landtags und Gemeinderats im Wiener Rathaus.

Quellen:

UAW, Dekanat, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-4247, Fried Alfred (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-35b, Bekes Alfred (Fried) (Rigorosum Datum 1889).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-324 Bekes (früher Fried) Alfred (Promotion Datum 14.7.1891).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, 35.054, Bekes Franz Alfred (Geburtsdatum13.10.1868).

Arolsen-Archiv:

Inhaftierungsdokumente, Deportationen und Transporte, Deportationen aus dem Gestapobereich Wien, Transport 33: Deportation von Wien nach Theresienstadt, 22.07.1942, Bekes Aladar Alfred.

Inhaftierungsdokumente, Lager und Ghettos, Ghetto Theresienstadt, Kartei Theresienstadt, Totenbuch, Bekes Alfred Aladar Franz.

Staudacher Anna L., «…meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben». 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868-1914: Namen – Quellen – Daten, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2009.

Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962, in: Handbuch der Stadt Wien, Wien 1953.

Literatur:

Békéss, Aladár: Ein Fall von Wunddiphterie der Conjunctiva. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Békéss, Aladár: Zum 80. Geburtstage Semmelweiss (1. Juli 1898). Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien, Berlin, Leipzig: Rothschild 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Békéss, Aladár: Blepharorrhagia im frühesten Kindesalter. Sonderdruck aus: Archiv für Kinderheilkunde. Stuttgart: Enke 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Bekess Aladar, Bahn-Arzt, bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1891, Sp. 1385.

[2] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 7.12.1901, S. 1269.

[3] Feuerwehr-Signal, 5.10.1912, S. 15.

[4] Neue Freie Presse, 11.9.1913, S. 7.

[5] Illustriertes Wiener Extrablatt, 28.3.1908, S. 4.

[6] Der Fremdenverkehr, 27.9.1908, S. 9.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 24.1.1911, S. 13.

[8] Medizinische Klinik, Wochenschrift für praktische Ärzte, Nr. 15, 1908, S. 547.

[9] Verkehrszeitung, 20.11.1906, S. 6; Arbeiter Zeitung, 15.10.1908, S. 7.

[10] Arbeiter Zeitung, 25.11.1906, S. 11.

[11] Arbeiter Zeitung, 18.9.1923, S. 5.

[12] Arbeiter Zeitung, 27.12.1924, S. 7.

[13] Neue Freie Presse, 6.6.1913, S. 9.

[14] Kleine Volks-Zeitung, 16.2.1927, S. 4.

[15] Arbeiter Zeitung, 24.2.1928, S. 12.

[16] Neue Freie Presse, 16.9.1905, S. 31.

[17] Die Zeit, 28.12.1905, S. 7.

[18] Arbeiter Zeitung, 2.3.1906, S. 9.

[19] Arbeiter Zeitung, 9.9.1927, S. 11.

[20] Arbeiter Zeitung, 7.6.1914, S. 8.

[21] Eisenbahn- und Industrie, H. 13, 1906, S. 246.

[22] Internationale klinische Rundschau, Nr. 33, 1909, S. 521.

[23] Verordnungsblatt des Stadtschulrates für Wien, Nr. 32, 1923, S. 38.

[24] Arbeiter Zeitung, 13.8.1920, S. 6.

[25] Neues Wiener Tagblatt (Tagesausgabe), 1.9.1935, S. 9.

[26] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1927, S. 1139-1142; Nr. 36, 1927, S. 1194-1195.

[27] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1927, S. 1158.

[28] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1928, S. 764.

[29] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 6.5.1924, S. 9.

[30] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1921, Sp. 1171.

[31] Arbeiter Zeitung, 18.9.1923, S. 1.

[32] Arbeiter Zeitung, 11.6.1926, S. 6.

[33] Arbeiter Zeitung, 27.12.1934, S. 7.

Normdaten (Person) : Békéss, Aladár: BBL: 41263; GND: 1168179130;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41263 (14.06.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 06 14
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [222]: Leopold Wertheim – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter

Leopold Wertheim – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Leopold Wertheim wurde am 28. Juli 1894 als Sohn von Max Wertheim (1852-1907) und Sofie Lederer (verwitwete Ehrenstein) (1853-1936) in Wien geboren. Er war seit 1918 mit Herma Steininger (1890) verheiratet, die Ehe wurde am 7.3.1939 geschieden. Sie hatten beide gemeinsam die Tochter Liane.

Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 2. Juli 1920. Danach arbeitete er bis 1938 als Dermatologe – zunächst als Assistent – am Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses Wien unter dem Vorstand Salomon Ehrmann (1854-1926).

1923 publizierte er hier „Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor“ sowie „Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie“. 1924 erschienen von ihm die Arbeiten „Ueber Behandlung des Lupus erythematodes“ und „Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander“.

1926 veröffentlichte er die an der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien unter Dozent Dr. Hans Königstein (1878-1960) unternommene Studie „Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie“.

In den 1920er Jahren schrieb er weiters Artikel in der Neuen Freien Presse zur Haarpflege,[1] und zur Kosmetik.[2]

Wertheim, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, flüchtete 1938 nach England. An der Universität Glasgow qualifizierte er sich 1941 zum L.R.C.P. (Licentiate of the Royal College of Physicians) und M.R.C.S. (Membership of the Royal College of Surgeons). Kurz danach praktizierte er in Ashton-under-Lyne, Lancashire, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seit 1945 arbeitete er als Dermatologe am Crumpsall Hospital und am Booth Hall Hospital in Manchester. Daneben setzte er seine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in Ashton fort. Im Jahr 1948 erhielt er eine unbefristete Anstellung, worauf seine Ernennung zum Senior Hospital Medical Officer (S.H.M.O.) erfolgte. Nachdem er 1959 in den Ruhestand trat, wurde er noch vom Manchester Regional Hospital Board eingeladen, als Facharzt für Dermatologie die Vertretung in den Städten Leigh und Crewe zu übernehmen. Seit 1951 war er Mitglied der North of England Dermatological Society.

Er verstarb am 23. Juli 1965 in Ashton-under-Lyne, Lancashire in England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1894, Wertheim Leopold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0719, Wertheim Leopold (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 196-0933, Wertheim Leopold (Rigorosum Datum 14.6.1920).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 192-0281, Wertheim Leopold (Promotion Datum 1914/15).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt. VA, Zl. 37.396, Wertheim Leopold.

Manchester Medical Collection: Biographical Files R-ZLeopold Wertheim 1894-1965.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Leopold Wertheim, 1965.

Obituary, L. Wertheim, von G. Aukland.

Jüdische Auswanderungsanträge, Wien, Österreich Auswanderungskartei der IKG Wien, Wertheim Hermine und Liane.

Literatur:

Wertheim, Leopold: Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor. Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Dermatologische Zeitschrift. Berlin: Karger 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ehrmann, Salomon und Leopold Wertheim: Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie. Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. Dr. S. Ehrmann) (Mit 3 Textabbildungen) Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Ueber Behandlung des Lupus erythematodes. Aus dem Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander. Aus dem Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie. Mit 5 Textabbildungen. Aus der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. – Dozent: Dr. Hans Königstein. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Wertheim Leopold, Dermatologie, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Neue Freie Presse, 5.10.1926, S. 18.

[2] Neue Freie Presse, 24.8.1926, S. 16.

Normdaten (Person) Wertheim, Leopold: BBL: 41217; GND: 1292589787;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41217 (09.06.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 06 09
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41217

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [221]: Robert Wertheimer – Mitarbeiter der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Facharzt für Atemorganerkrankungen – NS-Verfolgter

Robert Wertheimer – Mitarbeiter der Allgemeinen Poliklinik in Wien und Facharzt für Atemorganerkrankungen – NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Robert Wertheimer wurde am 26. April 1898 als Sohn des aus Bratislava stammenden Miksa Max Wertheimer und Sophie, geborene Pollak (gest. 14.8.1926 Wien), in Wien geboren.

Nach dem Studium der Medizin an der Universität Wien und der Promotion am 6. April 1922 arbeitete er zunächst an der I. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Professor Karel Frederik Wenckebach (1864-1940). 1924 erschien von ihm nach einem von ihm am 26. Oktober 1923 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien gehaltenen Vortrag die Arbeit „Pankreashormon und Zuckerverwertung“ und 1925 die Publikation „Krampfhusten, ein Symptom des Herzversagens“. Danach war er als Assistent an der Abteilung für innere Medizin an der Wiener Allgemeinen Poliklinik tätig. Nach seinem Ausscheiden aus der Klinik arbeitete er in seiner privaten Ordination – zuletzt von 1932 bis 1938 in Wien 2, Praterstraße 25 – und als Facharzt für Atemorganerkrankungen. Daneben publizierte er u.a. 1927 „Ueber Santonin[1] und 1935 „Zur Therapie funktioneller Obstipation“.[2]

Wertheimer war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien

Wertheim und sein Bruder Jacques (*1884), die beide jüdischer Herkunft waren, flüchteten nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor den Nationalsozialisten nach Shanghai in China, wo Robert Wertheimer 1939 verstarb. Sein Bruder Jacques verstarb im April 1945 an Unterernährung in der japanischen Internierungshaft.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1898, Wertheimer Robert.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0952, Wertheimer Robert (Rigorosum Datum: 3.4.1922).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-1058, Wertheimer Robert (Promotion Datum: 6.4.1922).

UAW

Arolsen-Archiv, Registrierungen und Akten von Displaced Persons, Kindern und Vermissten,  3.1 Aufenthalts- und Emigrationsnachweise, 3.1.1 Registrierung und Betreuung von DPs innerhalb und außerhalb von Lagern, 3.1.1.4 Erfassung von überwiegend nach dem Krieg verstorbenen ehemaligen Verfolgten an unterschiedlichen Orten (AL7-Listen): Listen über Juden, die im Zeitraum 1939-1948 in Shanghai verstarben und beerdigt wurden. Mit Angabe von Zuname, Vorname, Geburtsdatum, Sterbedatum und -ursache. Wertheimer Robert Dr.

Literatur:

Wertheimer, Robert: Pankreashormon und Zuckerverwertung. Diese Arbeit wurde am 26. Oktober 1923 in der Gesellschaft der Ärzte in Wien als Mitteilung vorgetragen. Aus der I. Medizinischen Klinik der Wiener Universität (Vorstand: Prof. K.F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Druck von L. Schumacher 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheimer, Robert: Krampfhusten, ein Symptom des Herzversagens. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Wertheimer Robert, Allgemeine Poliklinik Wien, Facharzt für Atmungsorganerkrankungen, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Pharmazeutische Rundschau, 10.4.1927

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 36, 1935, S. 981-982.

Normdaten (Person) Wertheimer, Robert: BBL: 41207; GND: 1292588152;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41207 (09.06.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 06 09
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41207

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [219]: Martin Jungmann – Facharzt für Röntgenologie an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien – Entwickler der Gravitationsbelastungspathologie – NS-Verfolgter

Martin Jungmann – Facharzt für Röntgenologie an der II. Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien – Entwickler der Gravitationsbelastungspathologie – NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Martin Jungmann wurde am 24. September 1895 in Teschen in österreichisch Schlesien (heute: Cieszyn/Polen) geboren. Nach der Matura am Gymnasium in Bielitz studierte er ab 1914 an der Universität Wien Medizin. 1916 musste Jungmann das Studium wegen seiner Einberufung zum Kriegsdienst unterbrechen, den er als Militärarzt an der Nordostfront in Galizien, später an der Südwestfront in den Dolomiten, leistete. 1919 nahm er das Studium wieder auf und schloss es am 22. März 1921 mit der Promotion ab.

Zunächst begann er seine Laufbahn als Mediziner am Zentral-Röntgeninstitut an der Universität Wien bei Professor Guido Holzknecht (1872-1831). Hier arbeitete er an der Beanspruchung der Muskel-Skelett-Struktur des Menschen, insbesondere des Beckenprofils, sowie an Behandlungsmethoden mit Röntgenbestrahlungen für Patient:innen mit hartnäckigen Rückenschmerzen, vor allem aber entwickelte die Gravitationsspannungs- und Belastungspathologie, die 1928 erstmals eingesetzt wurde. Danach wechselte er als Facharzt für Röntgenologie und als Röntgenassistent an der II. Frauenklinik zu Professor Fritz Kermauner (1872-1931), und wirkte daneben an der Röntgenabteilung des Kosmetik Institutes Dr. Ernst Eitner in Wien 1, Rotenturmstraße 12.[1] 1926 eröffnete er ein Röntgeninstitut in Wien 1, Franz Josefs-Kai 1.[2] Zwischen 1928 und 1938 hielt Jungmann zu seinem Forschungsgebiet fünfzehn Vorlesungen an der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1929 publizierte er eine Artikelserie über „Die Theorie der statisch-dynamischen Dekompensation Senkrumpf und Plattrumpf“, die als Sonderdruck erschien und sich in der Separata-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet. Weiters veröffentlichte er 1936 die Artikelserie „Die Bekämpfung der „statisch-dynamischen Dekompensation“ durch den „Beckenhebel“ (Scherenhebelprinzip)“ (Teil 1),[3] (Teil 2),[4] (Teil 3)[5] (Teil 4),[6] (Teil 5),[7] (Teil 6),[8] (Teil 7),[9] (Teil 8),[10] (Teil 10)[11].

Nach dem Tod von Kermauner verließ der die Universität und arbeitete als Facharzt in seiner privaten Praxis in Wien.

New York, U.S. District Court Naturalization Records

Jungmann war nach dem „Anschluss im März 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Ihm gelang zunächst die Flucht nach Paris, von wo er ein Jahr später im November 1939 mit der SS Noordam über Rotterdam in die USA emigrierte.

In New York eröffnete er 1940 eine private Arztpraxis und arbeitete auf seinem Forschungsgebiet weiter. 1957 gelang es ihm mit Unterstützung seiner Patienten die Gründung des Institute for Gravitational Strain Pathology Inc, wo er auch Kurse über seine Behandlungsmethoden anbot und seine Forschungen fortsetzte, die sich auch in einer Reihe von Publikationen niederschlugen. Ab 1966 begann er Mediziner:innen auf dem Gebiet der Osteopathie mit seinen Behandlungskonzepten vertraut zu machen und sie darin auszubilden.

In den USA heiratete er 1941 die in Berlin geborene und ebenfalls vor den Nationalsozialisten geflohene Gertrude Klein-Lehmann (1909-2000). Jungmann verstarb am 17. April 1973 in Pinellas, Florida. Seine Ehefrau gab 1995 in New York die „Papers of Martin Jungmann, M.D.“ heraus.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0696, Jungmann Martin (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0302, Jungmann Martin (Rigorosum Datum 15.3.1921).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-0526, Jungmann Martin (Promotion Datum 22.3.1921).

New York, U.S. District Court Naturalization Records, 1824-1991, Petitions for naturalization and petition evidence 1944 box 983, no 502601-502736 > image 28 of 496; NARA microfilm publication M1972, Southern District of New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685 – 2009, RG 21. National Archives at New York, Jungmann Martin.

Find a Grave: Jungmann Martin (1973).

Literatur:

Jungmann, Martin: Die Theorie der statisch-dynamischen Dekompensation Senkrumpf und Plattrumpf. Aus der II. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Prof. F. Kremauner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Papers of Martin Jungmann, M.D. Hg.: Gertrude Jungmann. New York, NY: 1995.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Sign.: 2708-N]

Keywords:

Jungmann Martin, Facharzt für Röntgenologie, Frauenklinik, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizin, Medizingeschichte

[1] Pharmaceutische Post, 2.2.1924, S. 39.

[2] Der Tag, 21.2.1926, S. 12.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 12, 1936, S 320-322.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 1936, S 350-352.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1936, S 378-379.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1936, S 406-407.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1936, S 434-436.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1936, S 464-466.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1936, S 485-488.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 19, 1936, S 514-517.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 20, 1936, S 546-548.

Normdaten (Person) Jungmann, Martin: BBL: 41095; GND: 129017380X;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [214]: Karl Natanson – Frauenarzt, NS-Verfolgter

Karl Natanson – Frauenarzt, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Karl (Carl) Natanson wurde am 11. Mai 1866 als Sohn von Josef Nathanson und Sofie, geborene Berle (1839-1888) in Warschau (Russland, heute: Polen) geboren. Seit 1897 war er mit Stefanie Levy (1876-1942) verheiratet, mit der er die Kinder Sophia (1896), Melanie (1897-1933), Irma (1899-1921), Arnold (1900) hatte.

Natanson studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 11. März 1893. Danach arbeitete er als Frauenarzt und führte eine Arztpraxis in Wien 9, Maximilianplatz 4-5. 1898 trat er als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien bei.[1]

1905 übernahm er die Leitung des Ammenheimes „Austria“ in Wien 1, Weihburggasse 11.[2]

Von Natanson sind eine Reihe wissenschaftlicher Publikationen erhalten, wie die 1906 im Anatomischen Anzeiger erschienene Arbeit „Zur Kenntnis des Ephithels im kindlichen Uterus“. Im März 1909 hielt er einen Vortrag im Kaiser Franz Josefs-Ambulatorium „Über Hypoplasie und Mißbildungen des inneren Genitales“, der im selben Jahr unter demselben Titel in der Wiener klinischen Rundschau erschien.[3] Ebenfalls 1909 publizierte er die Arbeit aus dem I. Anatomischen Institut Wien beim Vorstand Emil Zuckerkandl (1849-1910) „Über das morphologische Verhalten der Montgomeryschen Drüsen“ und zuvor schon 1903 an diesem Institut über „Knorpel in der Niere“.[4] 1910 erschien von ihm die Studie „Über das Verhalten der Spermatozoen im weiblichen Genitaltrakt bei Efluvion seminis“ aus der I. gynäkologischen Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums unter dem Vorstand Dr. Bela Reinitz (1850-1911) und der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten im Allgemeinen Krankenhause in Wien unter dem Vorstand von Professor Salomon Ehrmann (1854-1926). Zwei weitere Arbeiten erschienen in der Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie „Über das Vorkommen von Plattenepithel im Uterus von Kindern“ und „Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte des Uterus unicornis“. Die Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Natanson engagierte sich in medizinischen und ärztlichen Vereinigungen, darunter im Vorstand des 1913 vom Wiener Doktoren-Kollegium gegründeten Ärztlichen Zentral- Spar- und Kreditinstitut (Genossenschaft),[5] sowie als Mitglied und in den Vereinsgremien des Ärztlichen Vereines im 9. Bezirk.[6] 1907 wurde er in den wissenschaftlichen Ausschuss des Wiener Doktoren-Kollegiums gewählt.[7]

1924 wurde Natanson gemeinsam mit dem Arzt Julius Flesch (1871-1942) gem. § 144 wegen eines durchgeführten Schwangerschaftsabbruches vor dem Wiener Landesgericht zu je drei Monaten schweren Kerker verurteilt. Beide wurden nach einem Berufungsverfahren freigesprochen.[8]

Natanson, der wie seine Ehefrau jüdischer Herkunft war und nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, beging am 30. Juni 1942 mit seiner Ehefrau Stefanie in der gemeinsamen Wohnung in Wien 9, Ferstelgasse 5, Suizid.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0403, Natanson Karl (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-270a, Natanson Karl (Rigorosum Datum: 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-856, Natanson Karl (Promotion Datum: 11.3.1893).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 17.233, Natanson Karl.

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Natanson Karl und Stefanie.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes.

Literatur:

Natanson, Karl: Zur Kenntnis des Ephithels im kindlichen Uterus. Sonderdruck aus: Anatomischer Anzeiger. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl: Über Hypoplasie und Mißbildungen des inneren Genitales. Sonderdruck aus: Wiener klinische Rundschau. Wien: Verlag der „Wiener klinischen Rundschau“ 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl und Waldemar Goldschmidt: Über das morphologische Verhalten der Montgomeryschen Drüsen. Aus dem I. Anatomischen Institut Wien (Vorstand: Hofrat Zuckerkandl). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natason, Karl: Über das Verhalten der Spermatozoen im weiblichen Genitaltrakt bei Efluvion seminis. Aus der I. gynäkolog. Abteilung des Kaiser Franz Joseph-Ambulatoriums (Vorstand: Dr. Bela Reinitz) und der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten im Allgem. Krankenhause (Vorstand: Prof. E. Ehrmann). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl: Über das Vorkommen von Plattenepithel im Uterus von Kindern. (Hierzu Tafel IV). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Natanson, Karl: Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte des Uterus unicornis. Aus dem I. anatomischen Institut in Wien. (Hierzu Tafel XXI-XXII). Sonderdruck aus: Monatsschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie. Berlin: Verlag von S. Karger 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Natanson Karl, Frauenarzt, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Wiener klinische Wochenschrift, 7.4.1898, S. 355.

[2] Hebammen-Zeitung, 30.1.1905, S. 12.

[3] Wiener klinische Rundschau, 20.6.1909, S. 385-387; 27.6.1909, S. 404-406.

[4] Wiener klinische Rundschau, 16.7.1903, S. 857-858.

[5] Neue Freie Presse, 4.4.1914, S. 29.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1925, Sp. 569.

[7] Neue Freie Presse, 21.3.1907, S. 5.

[8] Der Tag, 26.9.1924, S. 8-9; Arbeiter Zeitung, 26.9.1924, S. 9.

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Normdaten (Person) Natanson, Karl: BBL: 40891; GND: 1284852539;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [213]: Paul Fasal – Dermatologe – Lepraforscher, NS-Verfolgter

Paul Fasal – Dermatologe – Lepraforscher, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Paul Fasal wurde am 9. Oktober 1904 als Sohn des Dermatologen Hugo Fasal (1873-1941) und Betti Pollak von Rudin in Wien geboren. Er war mit der in Kremsmünster in Oberösterreich geborenen Medizinerin Elfriede Hitzler (*30.8.1909) verheiratet. Nachdem er das Akademische Gymnasium in Wien besucht hatte, studierte er seit 1924 an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 4. März 1929 mit seiner Promotion ab. Danach arbeitete er als Hilfsarzt an der Universitätsklinik für Syphilidologie und Dermatologie unter dem Vorstand Professor Wilhelm Kerl (1880-1945). 1929 publizierte er gemeinsam mit Emmerich Farkas am Pathologischen Institut der Poliklinik in Wien unter dessen Vorstand Professor Carl Sternberg (1872-1935) die Studie „Über die körnchenförmigen Kalkeinlagerungen in der Arterienmedia“, 1932 erschien von ihm an der Universitätsklinik der Aufsatz „Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorportierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe“,[1] und 1934 die Arbeit „Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorporierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe“.

1933 wurde er zunächst zum Assistenten und danach im Juni 1935 zum interimistischen Leiter der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses Wieden ernannt.[2] Seine letzte Veröffentlichung in Österreich erschien 1938 als Sonderdruck der Zeitschrift „Der Chirurg“ aus der Dermatologischen Abteilung des Krankenhaus Wieden in Wien über die „Versorgung und Behandlung von Brandwunden“. Vor seiner Flucht aus Österreich entwickelte er die Brandsalbe „Tebege“, die während des Zweiten Weltkrieges in den Luftschutzapotheken des Deutschen Reiches Anwendung fand. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Paul Fasal, der jüdischer Herkunft war, flüchtete mit seiner Familie 1938 aus Österreich nach Britisch-Malaya, wo er im Auftrag der britischen Regierung am Institute for Medical Research in Kuala Lumpur arbeitete und zur Tropendermatologie forschte. Auf der Insel Penang studierte er die Filariose und in der Leprakolonie von Sungei Buloh die Lepra. 1941 emigrierte er mit seiner Familie in die USA und arbeitete zunächst als Assistenzarzt im Hahnemann Hospital. 1943 erhielt er sein State Board Examination, eröffnete ein Jahr darauf in San Francisco eine Privatpraxis und arbeitete von 1945 bis 1948 als Teilzeitarzt an der San Francisco City Clinic. 1948 wurde Fasal im Rang eines Diplomaten in das Board of Dermatology and Syphilology aufgenommen und 1949 zum Zivilberater für Pathologie und Dermatopathologie am Letterman Army Hospital ernannt. 1950 trat er der Abteilung für Dermatologie an der University of California Medical School in San Francisco als Clinical Instructor bei, danach wurde er zum Clinical Associate Professor of Dermatology an der Standford University, School of Medicine, ernannt. 1954 war er Berater für Lepra am Department of Public Health des Staates Kalifornien, und zwischen 1960 bis 1978 Leiter des Lepradienstes des United States Public Health Service Hospital in San Francisco.

Fasal war viele Jahre Mitglied des Gremiums für Dermatopathologie der American Academy of Dermatology und der Pacific Dermatological Association, 1954 Sekretär des medizinischen Personals am Marin General Hospital, Chief of Specialties am Ross General Hospital, 1957 Chief of Medicine am San Rafael General Hospital und zwischen 1954 und 1958 beratendes Mitglied des Marin County Tumor Board. Er gehörte zu den international renommiertesten Lepraforschern und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1969 die Outstanding Civilian Service Medal der US-Armee und 1972 vom Präsidenten Richard Nixon (1912-1994) den Distinguished Service Award des Ministeriums für Gesundheit, Bildung und Soziales der US-Regierung.

Sein schon in seiner frühen Kindheit gepflegtes Hobbie der Fotografie wandte er in seinem Fach der Dermatologie an. Seine Illustrationen wurden in zahlreichen Publikationen und Lehrbüchern verwendet.

Paul Fasal verstarb am 14. November 1991 in San Mateo, Kalifornien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1904, Fasal Paul.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0143, Fasal Paul (Rigorosum Datum: 5.2.1929)

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-2589 (Promotion Datum: 4.3.1929), Fasal Paul.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 761, Fasal Paul.

United States Social Security Death Index,  Paul Fasal, 14 Nov. 1991; U.S. Social Security Administration, Death Master File, (Alexandria, Virginia: National Technical Information Service).

California Death Index, 1940-1997, Paul Fasal, 14 Nov. 1991; Department of Public Health Services, Sacramento.

Literatur:

Farkas, Emmerich und Paul Fasal: Über die körnchenförmigen Kalkeinlagerungen in der Arterienmedia. Aus dem pathologischen Institut der Poliklinik Wien. (Vorstand: Prof. Carl Sternberg) (Mit 2 Abbildungen im Text) Sonderdruck aus: Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Paul: Experimentelle Untersuchungen über die Resorption salbeninkorporierten Schwefels und klinische Ergebnisse bei Verwendung einer neuen Schwefelsalbe. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Paul: Versorgung und Behandlung von Brandwunden. Aus der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses Wieden in Wien (Vorstand: Primararzt Dr. J. Konrad) Sonderdruck aus: Der Chirurg. Berlin: Verlag von Julius Springer 1938.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Fasal Paul, Dermatologie, Lepraforschung, Krankenhaus Wieden, San Francisco, Kalifornien, USA, Medizingeschichte, Wien,  Arzt

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1932, S. 191-193.

[2] Der Tag, 1.6.1935, S. 7.

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Normdaten (Person) Fasal, Paul: BBL: 40858; GND: 1284122093;

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Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“.

Hubert Kolling (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. „Who was who in nursing history“. Band 10, Hungen: Verlag hpsmedia 2022.

Mit dem von Hubert Kolling herausgegebenen und 2022 erschienen zehnten Band des Biografischen Lexikons zur Pflegegeschichte wird gleichzeitig auch das 25-jährige Jubiläum, der seit 1997 bestehenden Schriftenreihe, begangen. Bislang konnten mit diesem Projekt mehr als 1.400 Personen aus dem Bereich der Pflegeberufe und Institutionen sowie der Pflegewissenschaft portraitiert werden. Der vorliegende Band, an dem neben dem Herausgeber 20 Autor:innen aus dem In- und Ausland mitwirkten, enthält 60 biografisch-bibliographische Porträts – fünf davon in einer überarbeiteten Auflage – zu Personen aus dem Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Neben der üblichen Schwerpunktsetzung auf den deutschsprachigen Raum, finden sich wieder Beiträge zu Personen aus Belgien, Brasilien, Chile, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Kroatien, Polen, Saudi-Arabien, Slowenien, USA und Tschechien.

Die Artikel bestechen wie schon in den Bänden zuvor durch ihre umfangreichen biografischen Details und ihrer Informationsdichte, die weit über die gewohnt stichwortartigen Beiträge in einschlägigen Lexika hinausgehen und damit neben dem Gebrauchswert eines Nachschlagewerkes auch ein Lesevergnügen bereiten. Dazu zählen u.a. exemplarisch die kulturhistorischen Ausführungen im Beitrag von Kolling zur Krankenpflegerin im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Albine Pecher, der anlässlich ihres Todes vom Wiener Volksliedsänger Josef Hornig ein vierstrophiges Lied gewidmet wurde, das sich im Artikel auch abgedruckt findet. Die einzelnen Abhandlungen sind wie bisher durch zahlreiche Querverweise mit jenen in den anderen Bänden miteinander verbunden, sodass eine rasche Orientierung gewährleistet ist.

Die Beiträge insgesamt bieten mit diesem gewählten biografischen Zugang gleichsam einen breiten Überblick über die Geschichte und die Entwicklungslinien des Pflegeberufes, der auch die vielfältigen Problemfelder, die diesen Beruf über lange Zeiträume begleiten, thematisiert und damit die Sensibilisierung der heute wieder aktuellen Debatte zum Berufsbild, der Finanzierungthematik und der Wertschätzung des Pflegepersonals insgesamt ermöglicht.

Auch in diesem Band wird an den diese Reihe auszeichnenden und umfassend konzipierten Pflegebegriff fortgesetzt und die verschiedensten an der Pflege mitwirkenden Personengruppen vorgestellt. Dazu zählen Biografien von Menschen im Pflegeberich aus der Zeit des Mittelalters, Gewerkschafter:innen, Adelige, Direktor:innen von Pflegeeinrichtungen, Pflegehistoriker:innen, Gründer:innen von Hospitälern, Krankenpflegeorden oder Mutterhäuser, die allesamt in ihrem politischen und sozioökonomischen Kontext dargestellt werden. Aus dem unmittelbaren Pflegebereich werden anhand von Personen die vielfältigen Aufgabengebiete vorgestellt, wie Krankenfürsorgerin, Hebammen oder Personen, die im Bereich der Behindertenpflege, der Psychiatrie- und Neurologie (Georg Stutz), Kriegslazarette (Alicia Loyd Still), in Internierungslagern und in Flüchtlingshilfswerken, sowie in der Pflege von Lepra-Erkrankten (Anna Russ) arbeiteten. Daneben werden Pflegepersonen vorgestellt, die während des nationalsozialistischen Regimes als Täter („Euthanasie“) involviert waren, oder durch ihre Widerstandsbereitschaft hervorstachen. Hinzu kommen zahlreiche Personengruppen aus dem Umfeld der Pflegeeinrichtungen wie jene, die durch ihre Herausgeberschaft oder als Redakteure von Fachzeitschriften in Erscheinung traten, oder in Berufs- und Verbandsorganisationen wirkten.

Abgeschlossen werden die biografischen Beiträge durch umfangreiche Quellen- und Literaturangaben, die eine weitere Recherche und thematische Vertiefung erleichtern.

Neben dem gebührenden Platz in Forschung und Lehre ist auch diesem Band zu wünschen, dass damit ein kleiner Beitrag geleistet werden kann, um der geringen Wertschätzung des Pflegeberufs entgegenwirkt und – wie Kolling im Vorwort anmerkt – eine notwendige Identitätsstiftung unterstützt.

Gewidmet ist der Band durch den Herausgeber der 2020 verstorbenen Schweizer Krankenschwester, Ordensfrau und Dozentin Liliane Juchli (1933-2020), die wesentlich zur Professionalisierung des Pflegeberufes beitrug.

Hubert Kolling: Biographisches Lexikon zur Pflegegeschichte. Band 10, 2022.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [212]: Hugo Fasal – Dermatologe, Abteilungsleiter an der Allgemeinen Wiener Poliklinik, NS-Verfolgter

Hugo Fasal – Dermatologe, Abteilungsleiter an der Allgemeinen Wiener Poliklinik, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Hugo Fasal wurde am 10. November 1873 in Freiheitsau in Österreichisch-Schlesien (heute: Háj ve Slezsku/Tschechien) als Sohn von Ferdinand Fasal (1842-1906) und Fanni, geborene Noe (1848-1906), geboren. Seit 1903 war er mit der Tochter des Großindustriellen Alfred Pollak, Betty Pollak von Rudin, verheiratet (1882-1963), mit der er den Sohn Paul Fasal (1904-1991) hatte. Die Ehe wurde 1923 geschieden.

Fasal studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 27. Mai 1898. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter beim Feldjäger Bataillon Nr. 10, danach gehörte er als Militärarzt dem Infanterieregiment Edler von Krieghammer Nr. 11 beim Garnisonsspital Nr. 10 an. Im Mai 1899 wurde er zum Oberarzt im Aktivstand ernannt.[1]

Seine ärztliche Karriere begann Fasal an der Allgemeinen Poliklinik in Wien an der Abteilung für Dermatologie als Assistenzarzt von Professor Eduard Spiegler (1860-1908). Nach dem Tod von Spiegler erfolgte seine Bestellung zum Leiter der Abteilung für Hautkrankheiten.[2] Bald danach wechselte er an das von Sigmund Fraenkel (1868-1939) geleitete und von Eduard Spiegler 1904 im Wege einer Stiftung gegründete und nach dessen Bruder und Vorstandsmitglied Ludwig Spiegler (1853-1924) benannte Ludwig Spiegler-Laboratorium in Wien. Hier publizierte er eine Reihe von Studien wie u.a. 1910 „Über carcinomatöse Hautmetastasen[3] und im selben Jahr die Studie „Serologische Untersuchungsergebnisse mit Rücksicht auf vorausgegangene Therapie und präventive Behandlung“, die in Zusammenarbeit mit dem pathologischen Institut und seinem Vorstand Professor Dr. H. Albrecht und der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten unter dem Vorstand des Dozenten Gabor Nobl (1864-1938) an der allgemeinen Poliklinik in Wien entstand. Nach einem Vortrag am Internationalen Kongress für Dermatologie in Rom im April 1912 publizierte er am Ludwig Spiegler Laboratorium die „Beiträge zur Chemie der Verhornung“,[4] sowie danach „Über die Ursachen der verschiedenen Haarfarben“.[5] Dieses Thema beschäftigte ihn auch 1913 in den „Studien über Pigment“ aber auch noch in den 1920er und 1930-er Jahren u.a. in den Arbeiten „Haarwuchs und seine Schädigungen,[6] oder 1932 „Zur Beeinflussung des Haarwuchses“. Weitere Arbeiten von Fasal befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Neben diesen Tätigkeiten führte Fasal als Facharzt für Dermatologie an seinem Wohnort in Wien 1, Tegetthoffstraße 1, seine Ordination.

Illustriertes Wiener Extrablatt, 10.12.1901, S. 5.

Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Landsturm-Oberarzt ernannt[7] und war dem Transport-Überwachungskommando in Oderberg in Böhmen zugeteilt.[8] 1916 erhielt er die preußische Rote Kreuzmedaille 3. Klasse.[9]

Fasal gehörte bis zu seinem Austritt im Jänner 1912 als Mitglied und Inspektionsarzt der Wiener Rettungsgesellschaft an. 1903 wurde er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[10], war Funktionär in der „Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens“ und nahm an den Ärztekammerwahlen teil. 1922 bekam er vom Bundespräsidenten der Republik Österreich den Titel eines Regierungsrates verliehen.[11] Fasal hielt in den Wiener Volksbildungsvereinen wie dem Verein Volksheim u.a. Vorträge über Geschlechtskrankheiten,[12] sowie in den 1920er Jahren im Radio Wien in der „Stunde der Frau“.

Frauenkrankeninstitut „Charite“

Seit Ende der 1920er Jahre arbeitete er wie Clara Kohn-Liebmann (1896-1994) und Koloman Freuder (1883-1946) ehrenamtlich als Dermatologe im Frauenkrankeninstitut „Charite“ in Wien Leopoldstadt.[13]

NS-Verfolgung

Hugo Fasal und sein Sohn Paul, der ebenfalls als Arzt in Wien lebte, waren jüdischer Herkunft und nach dem „Anschluss“ im März 1938 von der NS-Verfolgung betroffen. Fasal gelang 1940 die Flucht in die USA, von wo er im Dezember 1940 zu seinem zuvor aus Österreich nach Britisch-Malaysia geflohenen Sohn, der in Kuala Lumpur als Dermatologe arbeitete, reiste. Am 17. Jänner 1941 verstarb er bei dieser Fahrt auf dem Schiff. Pauls Mutter zog nach Peking und kehrte nach dem Krieg nach Wien zurück.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0451, Fasal Hugo (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-072b, Fasal Hugo (Rigorosum Datum: 24.5.1898).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 188-1156, Fasal Hugo (Promotion Datum: 27.5.1898).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt. VA, Zl. 9.831, Fasal Hugo.

New York, New York Passenger and Crew Lists, vol. 14035-13037, Jan 23, 1941; NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.).

Literatur:

Arzt, Leopold und Hugo Fasal: Serologische Untersuchungsergebnisse mit Rücksicht auf vorausgegangene Therapie und präventive Behandlung. Aus dem pathologischen Institut (Vorstand: Professor Dr. H. Albrecht) und der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Vorstand Vorstand Dozent Dr. G. Nobl) der allgemeinen Poliklinik in Wien. Sonderduck aus: Monatshefte für praktische Dermatologie. Hamburg, Leipzig: Verlag von Leopold Voss 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Hugo: Studien über Pigment. Über eine neue Darstellungsmethode des Pigments und den Vergleich verschiedenfarbigel Haarpigmente. Aus dem Laboratorium der Ludwig Spiegler-Stiftung in Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fasal, Hugo: Zur Beeinflussung des Haarwuchstums. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keyword:

Fasal Hugo, Dermatologie, Allgemeine Poliklinik Wien, Ludwig Spiegler Laboratorium, Frauenkrankeninstitut „Charite“, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener Zeitung, 17.5.1899, S. 2.; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 23.5.1899, S. 240.

[2] Internationale klinische Rundschau, Nr. 19, 1909, S. 302.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 25, 1911, S. 1612.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1912, Sp. 1488-1490.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1913, Sp. 2404-2407.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 19936, S. 654-654.

[7] Wiener Zeitung, 19.2.1915, S. 26.

[8] Wiener Zeitung, 6.7.1915, S. 5.

[9] Der Militärarzt, Nr. 26, 1916, S. 600.

[10] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1903, S. 459.

[11] Wiener Zeitung, 22.6.1922, S. 1.

[12] Die Zeit, 1.9.1908, S. 5.

[13] Der Tag, 12.4.1927, S. 5; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 20.3.1929, S. 21.

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [205]: Richard Volk – Dermatologe, Mitarbeiter am Sero-therapeutischen Institut und der Lupusheilstätte im Wilhelminenspital, NS-Verfolgter

Richard Volk – Dermatologe, Mitarbeiter am Sero-therapeutischen Institut und der Lupusheilstätte im Wilhelminenspital, NS-Verfolgter

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Volk wurde am 14. Oktober 1876 als Sohn von Alois Volk (1847-1927) und Rosa, geborene Spitzer (1854-1932), in Lundenburg in Mähren (heute: Břeclav/Tschechien) geboren. 1908 heiratete er die Medizinerin Else Friedland (1880-1953), die zwischen 1903 und 1907 als erste Universitätsangestellte und als erste weibliche Demonstratorin bei Heinrich Obersteiner jun. am Neurologischen Institut arbeitete.[1] Richard und Else Volk hatten gemeinsam die Kinder Georg Heinrich (geb. 1910-) und Eva Franziska (geb. 1912-)

Nachdem Richard Volk das Gymnasium in Znaim absolviert hatte, begann er 1894 an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 30. Juni 1900 mit seiner Promotion abschloss. Danach setzte er seine weitere Ausbildung als Aspirant und Operationszögling an der I. Medizinischen Klinik von Hermann Nothnagel (1841-1905) und an der II. Frauenklinik von Friedrich Schauta (1849-1919) u.a. fort. Nach einem darauffolgenden halben Jahr Aufenthalt an den dermatologischen Instituten in Bern und Paris wurde er im Mai 1901 zum Assistenzarzt in der Reserve des Garnisonsspitals Nr. 2 in Wien beim Infanterieregiment Ernst August von Cumberland, Herzog von Braunschweig und Lüneburg Nr. 42 ernannt.[2] Im selben Jahr trat er in den Dienst des staatlichen Sero-therapeutischen Instituts in Wien unter dem Vorstand Richard Paltauf (1858-1924) und publizierte hier gemeinsam mit Philipp Eisenberg die „Untersuchung über die Agglutination“,[3] 1902 „Ueber eine Kaninchenseuche“ und gemeinsam mit Henri de Waele (1876-1967) aus Gent „Ueber Hemmungserscheinungen bei frischen Immunseris[4] sowie 1903 „Zur Frage der Plazentarsyphilis[5] und „Ueber Bakteriohämolysin“.

1903 trat er als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien bei,[6] und wechselte im selben Jahr als Assistent an die II. Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten von Professor Eduard Lang (1841-1916) ins Allgemeine Krankenhaus Wien, wo er 1904 den Aufsatz „Darf man während der Gravidität am äusseren Genitale oprieren?“ und 1905 „Die therapeutische Verwendbarkeit des Jothions“ publizierte.[7]

Am 1.1.1908 übernahm er, als Nachfolger von Lang, die Leitung der II. Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten im AKH bis 1.1.1909. 1912 habilitierte er sich an der Universität Wien zum Privatdozenten für Dermatologie und Syphilidologie.[8] Seinen „Probevortrag“ gehalten zur Erlangung der Venia legendi im Mai 1912 veröffentlichte er im September 1912 unter dem Titel „Die Vakzinetherapie bei Haut- und Geschlechtskrankheiten in der Wiener medizinischen Wochenschrift in zwei Teilen (Teil 1, Teil 2).[9]

In dieser Zeit engagierte sich Volk als Referent vor allem zum Thema der Geschlechtskrankheiten im Wiener Volksbildungsverein, sowie in sozialdemokratischen Ortsorganisationen.[10] Neben seiner Funktion im AKH Wien führte er eine private Ordination und arbeitete für den Verband der Genossenschafts-Krankenkasse Wiens der Allgemeinen Arbeiter-Krankenkasse- und Unterstützungskasse in Wien. In den späten 1920er Jahren hielt er Vorträge in der Reihe „Stunde der Volksgesundheit“ im Radio Wien, in den 1930er Jahren trat er als Referent bei den Veranstaltungen der „Arbeitsgemeinschaft für gesundheitliche Volksbildung“ auf.[11]

Sammlungen der Medizinischen Universität Wien – Josephinum

Nachdem er im Oktober 1914 vom Oberarzt im Offizierskorps in der Reserve zum Regimentsarzt ernannt wurde,[12] diente er während des Ersten Weltkrieges im Garnisonsspital des Festungskommandos in Przemyśl als Primarius der dermatologischen Abteilung und erhielt im Dezember 1914 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille.[13] Hier publizierte er 1915 mit Georg Stiefler (1876-1939) „Über Störung der Harnentleerung infolge Erkältung“.[14] Nach dem Fall der Festung Przemysl im März 1915 geriet Volk in russische Kriegsgefangenschaft,[15] aus der er erst 1917 freigelassen wurde. 1918 erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens mit der Kriegsdekoration und den Schwertern.[16] Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde er zunächst als Nachfolger des 1916 verstorbenen Eduard Lang zum Leiter der „Heilstätte für Lupuskranke“ ernannt, 1918 erfolgte seine Berufung zum Vorstand der Anstalt und seine Ernennung zum Primararzt 2. Klasse im Stande der Abteilungsvorstände in den Wiener Krankenanstalten.[17] 1919 wirkte er gemeinsam mit Paul Gerber, Ernst Löwenstein (1878-1950) und Moriz Weiß an der Gründung der Wiener Gesellschaft für Tuberkuloseforschung mit.[18] 1921 erhielt er den Titel außerordentlicher Professor verliehen.[19]

Zu seinen Hauptwerken zählt noch das 1927 erschienene und von ihm gemeinsam mit Walter Hausmann herausgegebene „Handbuch der Lichttherapie“, sowie die 1907mit Rudolf Kraus publizierte „Studien über Immunität gegen Veriolavaccine. Experimentelle Begründung einer subkutanen Schutzimpfung mittels verdünnter Vaccine“ und die 1906 erschienene Arbeit „Weitere Studien über Immunität bei Syphilis und bei der Vakzination gegen Variola“.

Volk war Mitglied der Wiener dermatologischen Gesellschaft, 1923 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Dänischen dermatologischen Gesellschaft gewählt.[20]

Seine letzte Arbeit in Österreich erschien am 12. Februar 1938 in der Wiener medizinischen Wochenschrift unter dem Titel „Das Rubrophen in der Behandlung der extrapulmonalen Tuberkulose“.[21]

Richard Volk und seine Ehefrau Elsa waren wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Richard Volk verlor seine Lehrberechtigung und wurde am 22. April 1938 seines Amtes enthoben. Er arbeitete kurzzeitig als „Krankenbehandler“ im Rothschild-Spital, bis ihm und seiner Familie 1939 die Flucht nach Mexiko gelang, wo er gemeinsam mit seiner Ehefrau Else eine Arztpraxis betrieb. Richard Volk verstarb am 14. September 1943 in Mexiko City.

An Richard Volk erinnert eine am 9. September 1953 errichtete Büste an seinem langjährigen Arbeitsort beim Lupuspavillon im Wilhelminenspital in Wien 16.

 

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0548, Volk Richard, (Nationalien Datum: 1898/99).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0500, Volk Richard, (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-431b, Volk Richard (Rigorosum Datum: 13.6.1900).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0546, Volk Richard (Promotion Datum: 30.6.1900).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, S 304 Personalblätter, Senat S 304.1324 Volk, Richard (14.10.1876-14.09.1943).

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1908, Volk Richard Dr., Friedland Else Dr.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 35.149, Volk Richard.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien: Richard Volk.

Literatur:

Handbuch der Lichttherapie. Hrsg. von Walter Hausmann und Richard Volk. Wien: Springer 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 503]

Kraus, Rudolf und Richard Volk: Weitere Studien über Immunität bei Syphilis und bei der Vakzination gegen Variola. [Photokopie] Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 42764]

Keywords:

Volk Richard, Dermatologe, Lupusheilstätte, Wilhelminenspital, NS-Verfolgter, Mexiko,  Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Blatt der Hausfrau, H. 25, 1904-1905, S. 658.

[2] Wiener Zeitung, 30.5.1901, S. 1.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 50, 1901, S. 1221-1222.

[4] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 49, 1902, S. 1305-1306.

[5] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 28, 1903, S. 822-827.

[6] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 15, 1903, S. 459.

[7] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medizin, H. 7, 1905, S. 289-295.

[8] Wiener klinische Rundschau, Nr. 31, 1912, S. 494.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1912, Sp. 2541-2546; Nr. 40, 1912, Sp. 2617-2621.

[10] Arbeiter Zeitung, 21.1.1910, S. 10.

[11] Neues Wiener Tagblatt, 25.2.1937, S. 3.

[12] Die Zeit, 25.10.1914, S. 4.

[13] Wiener Zeitung, 10.12.1914, S. 16.

[14] Wiener klinische Rundschau, Nr. 45/46, 1915, S. 263.

[15] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 4.5.1915, S. 14.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1918, Sp. 1117.

[17] Wiener Zeitung, 3.3.1918, S. 5.

[18] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1919, Sp. 2126.

[19] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34, 1921, Sp. 1512.

[20] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52, 1923, Sp. 2353.

[21] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1938, S. 173-176.

Normdaten (Person) Volk, Richard: BBL: 40469; GND: 1055427651;

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Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 40469 (06.02.2023); Letzte Aktualisierung: 2023 0207
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