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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [250]: Grünwald, Hermann Friedrich – Internist, NS-Verfolgter

Grünwald, Hermann Friedrich – Internist, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 06.11.2023

Keywords: Hermann Friedrich Grünwald, Internist, Allgemeine Poliklinik Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

Hermann Friedrich Grünwald wurde als Sohn des aus Kaschau in Ungarn (heute: Kosice/Slowakei) stammenden Rechtsanwalts Dr. Ludwig Grünwald (-1910), und Regine, geborene Weinberg, am 29. Jänner 1880 in Wien geboren. Seit 1911 war er mit Benita Liss (*24.10.1879 Wien) verheiratet.

Grünwald studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 21. Dezember 1904. Danach arbeitete er an der der II. Medizinischen Klinik bei Professor Edmund Neusser (1852-1912) und bei Dietrich Gerhardt (1866-1921) in Basel. Zuletzt gehörte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Assistent des Professors und Vorstandes der neurologischen Abteilung, Lothar von Frankl-Hochwart (1862-1914), dem Personalstand der Allgemeinen Poliklinik in Wien an.

Grünwald publizierte bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges, beginnend 1903 mit der Arbeit „Zur vergleichenden Anatomie der Kleinhirnarme“ aus dem Institut für Anatomie und Physiologie des Centralnervensystems in der Zeitschrift „Arbeiten aus dem Neurologischen Institut an der Universität Wien“. In derselben Schriftenreihe erschien von ihm 1907 „Zur Frage des Bromgehaltes im Epiletikergehirne“.

Am Pharmakologischen Institut der Universität Wien publizierte er 1908 „Über die Lebenswichtigkeit der Chloride für den Organismus“, 1909 „Beiträge zur Physiologie und Pharmakologie der Niere“ und  „Zur Kenntnis des Pikrotoxins und seiner Beziehungen zum autonomen Nervensystem“, 1912 „Zur Frage der Digitalisspeicherung im Herzen“ und o.J. „Über Scillaren. Nach Versuchen am isolierten Froschherzen

Aus seiner Tätigkeit am Chemischen Laboratorium der Allgemeinen Poliklinik in Wien erschien von ihm 1907 „Zur Frage des Blutnachweises in den Fäces“.

An der II. Medizinischen Klinik veröffentlichte er 1905 die Arbeit „Zur Frage der medikamentösen Beeinflussung nephritischer Albuminurien“, 1906 „Beiträge zu funktionellen Nierendiagnostik“, 1909 gemeinsam mit Karl Stejskal (1872-1945) „Ueber die Abhängigkeit der Kampfer-Glukuronsäurepaarung von der normalen Funktion der Leber“ und 1910 „Über die Abhängigkeit des Glykogengehaltes der Leber von der Nierenfunktion“. An der Medizinischen Klinik in Basel verfasste er die Studie „Zur Kenntnis der Thrombose der Arteria profundus/a cerebri

Im Ersten Weltkrieg war Grünwald in Przemysl als Landsturmarzt stationiert und geriet nach der Belagerung und Eroberung der Festungsstadt im April 1915 in russische Kriegsgefangenschaft,[1] aus der er 1920 nach Wien zurückkehrte.[2] Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er bis 1938 als Facharzt für Innere Medizin in Wien 8, Piaristengasse 56.

Hermann Friedrich und Benita Grünwald waren wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Hermann Friedrich Grünwald verstarb am 10. Mai 1942 und seine Ehefrau Benita am 6. April 1942 in einer sogenannten Sammelwohnung in Wien 2, Praterstraße 13/26 vor ihrer Deportation.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1880, Grünwald Hermann Friedrich.

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1879, Liss Benita.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1911, Grünwald Hermann Friedrich, Liss Benita.

UAW, Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0561, Grünwald Hermann Friedrich (Nationalien Datum: 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign., 190-0126, Grünwald Hermann Friedrich (Promotion Datum: 21.12.1904).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 19.283, Grünwald Hermann Friedrich.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Grünwald Hermann Friedrich und Benita

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Grünwald Hermann Friedrich , Benita.

Literatur:

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur vergleichenden Anatomie der Kleinhirnarme. Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Neurologischen Institut an der Wiener Universität. Leipzig, Wien: Deuticke 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 22965]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage des Bromgehaltes im Epileptikergehirne. Festschrift. Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Neurologischen Institute. Wien, Leipzig: Franz Deuticke 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Über die Lebenswichtigkeit der Chloride für den Organismus. Aus dem pharmakologischen Institut in Wien. Sonderdruck aus: Zentralblatt für die Physiologie. Wien: k.u.k. Hofdruckerei Carl Fromm 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Beiträge zur Physiologie und Pharmakologie der Niere. Aus dem pharmakologischen Institut zu Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Kenntnis des Pikrotoxins und seiner Beziehungen zum autonomen Nervensystem. Aus dem pharmakologischen Institut zu Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Verlag von Leipzig: F.C.W. Vogel 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage der Digitalisspeicherung im Herzen. Aus dem pharmakologischen Institut in Wien. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Über Scillaren. Nach Versuchen am isolierten Froschherzen. Ausgeführt mit Unterstützung der Fürst Liechtenstein-Spende. Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität Wien. (Mit 7 Kurven). Sondredruck: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage des Blutnachweises in den Fäces. Aus dem chemischen Laboratorium der Wiener Allgemeinen Poliklinik. Vorstand Prof. Dr. J. Mauthner. Sonderdruck aus: Zentralblatt für innere Medizin. Leipzig: Verlag von Breitkopf & Härtel 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Frage der medikamentösen Beeinflussung nephritischer Albuminurien. Aus der II. medizinischen Klinik der Universität Wien. Vorstand: Hofrat Prof. v. Neusser). Sonderdruck aus: Zentralblatt für innere Medizin. [Leipzig]: 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Beiträge zur funktionellen Nierendiagnostik. Aus der II. medizinischen Klinik der Universität Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Neußer). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medizin. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Stejskal, Karl und Hermann Friedrich Grünwald: Ueber die Abhängigkeit der Kampfer-Glukuronsäurepaarung von der normalen Funktion der Leber. Aus der II. medizinischen Klinik in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich : Über die Abhängigkeit des Glykogengehaltes der Leber on der Nierenfunktion. Sonderdruck aus: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Grünwald, Hermann Friedrich: Zur Kenntnis der Thrombose der Arteria profundus/a cerebri. Aus der medizinischen Klinik in Basel. (Mit 2 Abbildungen). Sonderdruck aus: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Neue Freie Presse, 13.5.1915, S. 6.

[2] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.11.1920, S. 11.

Normdaten (Person): Grünwald, Hermann Friedrich: BBL: 42429; GND: 1308366825;

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Letzte Aktualisierung: 2023 11 06

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [249]: Baar, Heinrich – Kinderarzt im St. Anna Kinderspital, Pathologe, NS-Verfolgter: Wien, Birmingham, Maine

Baar, Heinrich – Kinderarzt im St. Anna Kinderspital, Pathologe, NS-Verfolgter: Wien, Birmingham, Maine

Autor: Walter Mentzel

Published online: 19.10. 2023

Keywords: Heinrich Siegfried Baar, Kinderarzt, Pathologe, NS-Verfolgter, St. Anna Kinderspital, Medizingeschichte, Wien, Birmingham, Maine

Heinrich Siegfried Baar wurde am 15. Februar 1892 in Jagielnica bei Tarnopol in Galizien (heute: Yahilnytsya/Ternopil/Ukraine) als Sohn von Julius Baar (1869-?) und Henriette Ohrenstein (1870-?) geboren. Seit 1921 war er mit der Medizinerin Ida Türkl (23.12.1894 Troppau, gest. 1975 Birmingham/England) verheiratet, mit der er die Tochter Stella Baar (1921-2004) hatte.

Baar studierte, nachdem er die Schule in Tarnopol absolviert hatte, an der Universität Wien Philosophie (Promotion 1914), und arbeitete daneben an der biologischen Station in Lunz am See und an der zoologischen Station Triest. Ab dem Wintersemester 1914/15 studierte er – mit Unterbrechungen wegen seines Militärdienstes – an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 30. Juli 1919 mit seiner Promotion ab.

Danach begann er als Assistent des Kinderarztes und Primarius Romeo Monti (1877-1933) am St. Anna Kinderspital in Wien, und leitete zwischen 1928 und 1938 hier als Vorstand die Ambulanz. Seine wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte lagen auf dem Gebiet der Hämatologie, Infektionskrankheiten und Tetanus.

Oglinda Lumii 1929, S. 558.

Zwischen 1920 und 1937 publizierte er: 1920 gemeinsam mit Matija Ambrozic „Ein Fall von Makrogenitosomia praecox und Nebennierentumor bei einem 3 jährigen Mädchen“, 1921 „Ueber den diagnostischen Wert der Globulinvermehrung im Liquor cerebrospinalis bei Erkrankung des Kindesalters“, 1922 „Zur Kenntnis der lymphatischen Reaktion“, 1924 „Untersuchungen über die pressorische Adrenalinwirkung im Kindesalter“ und „Xanthomatose ohne Hypercholesterinämie bei einem 2 1/4 Jahre alten Knaben“, 1925 „Über den Einfluß von Proteinkörperinjektionen auf den Stoffwechsel des Alkaptonurikers“, 1926 „Adrenalinleukocytose und Asrenalinhypertonie in ihren Wechselbeziehungen“, 1928 veröffentlichte er mit Eugen Stransky (1891-1975 gemeinsam die Arbeit „Die klinische Hämatologie des Kindesalters“, 1932 mit Hans Benedict „Über Scharlach und Masern, sowie Masernproohylaxe auf Scharlachabteilungen“,[1] und 1937 „Über die Feitüchtigkeit bei maligner Diphterie (Zugleich ein Beitrag zur Frage der Alauntoxoid-Immunisierung)“. Weiters o.J. „Über akute aleukozytämische Leukämie im Kindesalter

Baar, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und im August 1938 aus dem St. Anna Kinderspital entlassen wurde, flüchtete im Dezember 1938 nach England, wo er bis 1957 am Department für Pathologie am Children’s Hospital Birmingham, M.D. Birmingham arbeitete. 1963 erschien in den USA seine Arbeit „Disorders of the blood and blood-forming organs in childhood“.Danach übersiedelte er in die USA, wo er von 1958 bis 1965 am Pineland Hospital und Training Center in Pownal, Maine für die pathologische und klinische Forschung tätig war. 1964 wurde er Founder Fellow am College of Pathologists in London, weiters war er Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Royal Society of Medicine in London.

Baar verstarb am 21. Februar 1967 in Birmingham, England.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0681, Baar Heinrich (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-1606, Baar Heinrich Siegfried (Promotion Datum: 30.7.1919).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 84 und 85, Baar Heinrich Siegfried.

ÖStA, AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 2.147, Baar Heinrich.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD 19.909, Baar Heinrich.

WStLA, VEAV, 1.3.2.119.A41, C 336, Bezirk: 7, Baar Heinrich.

Journal of the Main Medical Association, 1967, S. 90.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Ida Baar, 1975.

Find a grave: Baar Heinrich und Ida (Quinton Cemetery, Halesowen, Metropolitan Borough of Dudley, West Midlands, England).

Literatur:

Baar, Heinrich und Matija Ambrozic: Ein Fall von Makrogenitosomia praecox und Nebennierentumor bei einem 3 jährigen Mädchen. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien und dem path.-anatom. Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von Julius Springer 1920.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Ueber den diagnostischen Wert der Globulinvermehrung im Liquor cerebrospinalis bei Erkrankung des Kindesalters. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien (Vorstand: Prim. Dr. Romeo Monti). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Zur Kenntnis der lymphatischen Reaktion. Aus dem St. Anna-Kinderspitale, Direktor: Prim. Dr. Romeo Monti. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Rikola Verlag 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Untersuchungen über die pressorische Adrenalinwirkung im Kindesalter. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien – Primarius: Dr. Romeo Monti. (Mit 2 Abbildungen im Text). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Wien: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Xanthomatose ohne Hypercholesterinämie bei einem 2 1/4 Jahre alten Knaben. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien – Primarius: Dr. Romeo Monti. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Wien: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Über den Einfluß von Proteinkörperinjektionen auf den Stoffwechsel des Alkaptonurikers. Aus dem St. Anna-Kinderspital in Wien (Direktor: Prim. Dr. Romeo Monti). Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Adrenalinleukocytose und Asrenalinhypertonie in ihren Wechselbeziehungen. Aus dem St. Anna-Kinderspitale in Wien (dirigierender Primararzt Dr. Romeo Monti). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich und Eugen Stransky: Die klinische Hämatologie des Kindesalters. Leipzig u.a.: Deuticke 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte, Sign.: GÄ-21939]

Baar, Heinrich: Über die Feitüchtigkeit bei maligner Diphterie (Zugleich ein Beitrag zur Frage der Alauntoxoid-Immunisierung). Aus dem St. Anna-Kinderspitale (Direktor: Doz. Dr. H. Orel) und dem Staatlichen seotherapeutischen Institute in Wien, Abteilung für Serumsgewinnung (Vorstand: Dr. N. Kovács). Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer, München: J.F. Bergmann 1937.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Über akute aleukozytämische Leukämie im Kindesalter. Aus dem St.-Anna Kinderspitale (Primarius Dr. Romeo Monti) und dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität Wien. Sonderdruck aus: Jahrbuch für Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von S. Karger o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Baar, Heinrich: Disorders of blood and blood-forming organs in childhood. With 135 tables. Basel u.a.: Karger 1963.

[Universitätsbibliothek AKH/Magazin, Sign.: 2017-01769]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 39, 1932, S. 1221-1225.

Normdaten (Person): Baar, Heinrich: BBL: 42315; GND: 1042688907;

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Letzte Aktualisierung: 2023 10 19

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [248]: Berliner, Max – Chefarzt im Sanatorium Purkersdorf, Hietzing und Perchtoldsdorf, NS-Verfolgter

Berliner, Max – Chefarzt im Sanatorium Purkersdorf, Hietzing und Perchtoldsdorf, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 06.10.2023

Keywords: Max Berliner, Internist, Physikalische Medizin, Sanatorium Purkersdorf (Westend), Parksanatorium Hietzing, Waldsanatorium Perchtoldsdorf, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Max Berliner, geboren am 24. September 1883 in Sereth in der Bukowina (heute: Siret/Rumänien) als Sohn von Adolf Berliner (zirka 1849-1928) und Anette (1855-1930), lebte seit 1903 in Wien, wo er an der Universität Medizin studierte. Er war während des Studiums als Aspirant und Hospitant an der Internen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik in Wien bei Professor Emil Ritter Stofella d’Alta Rupe (1935-1912)[1] und danach als Aspirant an der Universitäts-Kinderklinik bei Professor Theodor Escherich (1857-1911) tätig. Während dieser Jahre hielt er 1908 einen Vortrag vor der Gesellschaft für physikalische Medizin,[2] sowie 1909 vor der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.[3] 1909 publizierte er an der Kinderklinik „Ein Fall von Agenesie des Ober- und Mittelohrlappens der rechten Lunge mit Dextroversio cordis“ sowie im selben Jahr „Zur Prognose der Poliomyelitis anterior acuta“. Danach arbeitete er als Demonstrator an der Universitäts-Kinderklinik und im April 1910 erfolgte seine Ernennung zum Sekundararzt am Wilhelminenspital. Zuvor hatte er im Jänner 1910 sein letztes Rigorosum abgelegt und erhielt am 2. September 1910 seine Promotion. Neben seiner Facharztausbildung für Innere Medizin und physikalische Heilmethoden begann er als Assistenzarzt am Parksanatorium in Purkersdorf zu arbeiten, wo er 1912 zum Chefarzt bestellt wurde.[4] Im selben Jahr übernahm er die Geschäftsführung des Parksanatoriums Hütteldorf-Hacking.[5]

1913 erfolgte gemeinsam mit Gertrude Bien (1881-1940) seine Wahl zum Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien,[6] sowie seine Aufnahme in die Gesellschaft der Ärzte in Wien.[7]

Während des Ersten Weltkrieges überließ er zunächst einen Teil des Parksanatoriums für die Betreuung von Kriegsverletzten,[8] danach kam das Sanatorium als Evakuationsanstalt angegliedert an das Militärkommando Wien. Er selbst nahm zunächst als Landsturm-Assistenzarzt und ab 1916 als Landsturm-Oberarzt am Ersten Weltkrieg im Reservespital Nr. 16 in Wien 17 teil.[9] 1915 erhielt er das Ehrenzeichen zweiter Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration als Auszeichnung.[10]

Nach dem Krieg führte er als Gesellschafter und Chefarzt das Parksanatorium in Hütteldorf-Hacking weiter. 1925 kam es zunächst zur Auflösung und zur Liquidation der Gesellschaft,[11] und danach zur Weiterführung als Betriebsgesellschaft unter einer neuen Geschäftsführung. Berliner behielt die Funktion eines Chefarztes bis 1927. In diesem Jahr übernahm er gemeinsam mit Karl Feiler (1874-1941) die Leitung des Sanatoriums Purkersdorf (Westend).[12]

1928 publizierte Berliner als Funktionär des Zentralverbandes der Heilstätten Österreichs den Artikel „Die Sanatorien Österreichs“.[13] 1932 erhielt er den Titel eines Medizinalrates verliehen.[14]

Im Dezember 1936 übernahm er wieder nach einer Änderung des Gesellschaftsvertrages neben seiner Funktion als Chefarzt die Geschäftsführung und Leitung des Parksanatoriums Hütteldorf-Hacking,[15] die er bis zum „Anschluss“ im März 1938 behielt. Danach kam es zur „Arisierung“ des Sanatoriums.

Weiters hatte er noch bis 1936 die Funktion eines Chefarztes in dem sich im Besitz von Oskar Mautner (1883-1944) befindenden Waldsanatoriums Perchtoldsdorf. Oskar Mautner war jüdischer Herkunft und wurde 1942 ins KZ Brünn-Theresienstadt/Terezin deportiert und 1944 im KZ-Dachau ermordet.[16]

Berliner war Mitglied der Freimaurer B’nai Brith, Loge Wahrheit.

Max und seine Ehefrau Gertrud, geborene Wendriner, mit der er seit 1920 verheiratet war, und sein in Wien am 3. April 1921 geborener Sohn Walter, waren wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Max Berliner wurde nach dem „Anschluss“ von den Nationalsozialisten verhaftet. Seine rasche Freilassung erfolgte nur wegen des Einsatzes eines hohen Wiener Polizeioffiziers, dessen Sohn bei Berliner vor dem „Anschluss“  in ärztlich Behandlung stand. Unmittelbar danach gelang es ihm mit Unterstützung des Königs von Jugoslawien, Peter II Karađorđević (1923-1970), mit seiner Ehefrau und seinem Sohn die Ausreise nach Jugoslawien. Nach einigen Monaten übersiedelte die Familie nach Menton in Südfrankreich und ein Jahr später nach England, wo Max seine Tätigkeit als Arzt aufnahm.

 Er verstarb am 29. März 1947 in Surrey in England.[17]

Seine Ehefrau Gertrud emigrierte 1948 in die USA. Walter Berliner wurde nach Kriegsausbruch zunächst als „enemy alien“ auf der Isle of Man und danach in Bombay in Indien interniert. Nach seiner Freilassung emigrierte er im August 1941 mit der SS President Grant nach New York, wo er nach dem Krieg die das KZ Auschwitz und Bergen Belsen überlebende und 1947 in die USA emigrierte Lillian (10.12.1928 Cluj/Rumänien) heiratete. Die Geschichte der Familie Berliner und die Umstände ihrer Flucht hielt Lillian Berliner in ihrem 2009 erschienenen Buch „And The Month Was May. A Memoir“ fest.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, Max Berliner.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0590, Berliner Max (Nationalien Datum: 1906-07).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0023, Berliner Max (Rigorosen Datum: 18.1.1910).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-1021, Berliner Max (Promotion Datum: 9.2.1910).

Arolsen-Archiv, Arolsen-Archiv, Inhaftierungsdokumente, Deportationen und Transporte, AJDC Berlin Kartei (Deportationen): Berliner Max.

Arolsen-Archiv, Arolsen-Archiv: Inhaftierungsdokumente, Deportationen und Transporte, AJDC Berlin Kartei (Deportationen): Berliner Gertrud.

Arolsen Archiv, Registrierungen und Akten von Displaced Persons, Kindern und Vermissten, Aufenthalts- und Emigrationsnachweise, Emigrationen, Passagierlisten und sonstige Zusammenstellungen über emigrierte Personen, DE Registrierungen und Emigration überwiegend aus Deutschland,DE I Zeitraum 1946-1952 (hauptsächlich IRO-Unterstützung) Berliner Walter.

Auswanderungskartei der IKG Wien, Berliner Max

Auswanderungskartei der IKG Wien, Berliner Walter.

National Archive (GB), Home Office: Aliens Department: Internees Index, 1939-1947, Internees at Liberty in the UK, Prisoners of War, 1715-1947, Max Berliner, 1939-1942.

New York Book Indexes to Passenger Lists, 1906-1942, NARA microfilm publication T612 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), Berliner Walter.

New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1957, NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), Berliner Walter.

New York, U.S. District and Circuit Court Naturalization Records, 1824-1991, Petitions for naturalization and petition evidence 1943 box 826, no 452901-453250, NARA microfilm publication M1972, Southern District of New York Petitions for Naturalization, 1897-1944. Records of District Courts of the United States, 1685-2009, RG 21. National Archives at New York, Berliner Walter.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Max Berliner.

Find a grave: Walter Berliner gestorben 17.8.1989 in New York.

Berliner Lillian, And The Month Was May. A Memoir, Bloomington 2009.

Literatur:

Berliner, Max: Ein Fall von Agenesie des Ober- und Mittelohrlappens der rechten Lunge mit Dextroversio cordis. Aus der k.k. Universitäts-Kinderklinik (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Th. Escherich). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Berliner, Max: Zur Prognose der Poliomyelitis anterior acuta. Aus der k.k. Universitäts-Kinderklinik (Vorstand: Hofrat Prof. Escherich). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.8.1906, S. 8.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 9, 1908, Sp. 474.

[3] Wiener klinische Rundschau, Nr. 17, 1909, S. 263.

[4] Czernowitzer Tagblatt, 24.12.1912, S. 4.

[5] Wiener Zeitung, 25.12.1912, S. 788.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 32, 1913, S. 1995.

[7] Die Zeit, 16.4.1913, S. 5.

[8] Wiener Stadt- und Vorstadt-Zeitung, 27.7.1914, S. 4.

[9] Der Militärarzt, Nr. 14, 1916, Sp. 270; Wiener Zeitung, 27.8.1918, S. 2.

[10] Neue Freie Presse, 30.10.1915, S. 10.

[11] Wiener Zeitung, 18.7.1925, S. 447.

[12] Neues Wiener Journal, 15.6.1927, S. 9.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 1928, S. 414-416.

[14] Wiener Zeitung, 6.3.1932, S. 1.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 42, 1936, S. 1184.

[16] https://www.holocaust.cz/en/database-of-victims/victim/108984-oskar-mautner/ Stand: 03.10.2023; https://www.lettertothestars.at/himmelsbriefe8edd.html?s=1&opfer__id=48552 Stand: 03.10.2023

[17] Wiener klinische Wochenschrift, 1947, S. 551.

Normdaten (Person): Berliner, Max : BBL: 42165; GND: 1304990052;

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BBL: 42075 (06.10.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42165

Letzte Aktualisierung: 2023 10 06

Logo Margrit Hartl

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [247]: Feiler, Karl – Besitzer, Chefarzt der Sanatorien: Wasserheilanstalt Judendorf bei Graz, Purkersdorf (Westend), Parksanatorium Hietzing, Barockschlössel „Berghof“ in Perchtoldsdorf, NS-Verfolgter

Feiler, Karl – Besitzer, Chefarzt der Sanatorien: Wasserheilanstalt Judendorf bei Graz, Purkersdorf (Westend), Parksanatorium Hietzing, Barockschlössel „Berghof“ in Perchtoldsdorf, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 02.10.2023

Keywords: Karl Feiler, Wasserheilanstalt Judendorf bei Graz, Westend in Purkersdorf, Parksanatorium Hietzing, Barockschlössel „Berghof“ in Perchtoldsdorf, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Karl Victor Feiler geboren am 8. Oktober 1874 in Prossnitz in Mähren (heute: Prostějov/Tschechien), studierte seit 1894 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 8. November 1901.

Wasserheilanstalt Judendorf bei Graz

Danach trat er in leitender Funktion in das von dem Mediziner Josef Lippa (1865-1934) im Jahr 1900 erworbene und unter dessen Leitung stehende erste Kurhaus und Wasserheilanstalt in Judendorf bei Graz ein, das zuvor 1899 als Seniorenheim errichtet worden war. Ab 1901 führte Lippa die Anstalt gemeinsam mit Karl Feiler. 1902 heiratete Karl die Tochter von Josef Lippa, Etel Adele Lippa (*22.10.1881 Budapest), und führte ab diesem Jahr die Heilanstalt bis 1924 als Alleininhaber. 1910 ließ er das Sanatorium neu errichten und modernisieren,[1] 1914 wurde er zum Präsidenten des neu gegründeten Fremdenverkehrsvereins der Region gewählt.[2] 1905 publizierte er „Ein Plessimeter zur Unterscheidung feinerer Schalldifferenzen“ und 1906 „Über zwei instruktive Fälle von Sympathicusneurose und über ein bei denselben aufgetretenes auffalendes Symptom“.[3]

Während des Ersten Weltkrieges stellte Feiler sein Sanatorium dem Roten Kreuz als Rekonvaleszentenhaus zur Verfügung[4] und wirkte hier als Chefarzt des Roten Kreuzes. In dieser Funktion publizierte er 1915 „Die Vorzüge des Saccharins vor dem Zucker im Kriege“.[5]

Nach dem Krieg führte er das Sanatorium weiter und engagierte sich in der 1923 gegründeten „Bürgerlich-demokratischen Arbeitspartei für Steiermark“,[6] kurz darauf wechselte er zur Christlichsozialen Partei. 1924/25 kaufte die Krankenkasse der österreichischen Bundesbahn das Sanatorium.

Sanatorium Purkersdorf (Westend)

Im Juli 1927 übernahm Feiler gemeinsam mit Max Berliner (1883- ermordet nach 1941) nach dem Tod von Victor Zuckerkandl (1851-1927) – dem Bruder von Emil (1849-1910) und Otto Zuckerkandl (1861-1921) – als Chefarzt die Leitung des von Zuckerkandl 1904/05 errichteten Sanatoriums Purkersdorf in der Wienerstraße 62-90,[7] das nunmehr den Beinamen „Westend“ bekam. Die Geschäftsführung bestand aus drei Personen, darunter Fritz Zuckerkandl (1895-1983). 1938 wurde das sich noch im Besitz der Familie Zuckerkandl befindende Sanatorium „arisiert“.

Inserat: Parksanatorium Westend, Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1929, S. 154

Parksanatorium Hietzing Dr. Feiler & Co (auch Parksanatorium Hütteldorf-Hacking, vorher Sanatorium und Wasserheilanstalt Bellevue für Nervenkranke)

1930 erwarb Feiler aus der Verlassenschaft von Viktor Zuckerkandl, das 1905 eröffnete und 1913 von Viktor und seiner Frau Paula Zuckerkandl erworbene Parksanatorium Hütteldorf-Hacking, wo bereits seit 1911/1912 der Arzt Max Berliner als Mitgesellschafter und Geschäftsführer wirkte.[8] Seine Ehefrau Adele war Mitgesellschafterin des nunmehrigen Parksanatoriums Hietzing Dr. Feiler & Co. Nachdem das Sanatorium 1932 in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und noch im selben Jahr ein Ausgleich gelang, kam es schließlich 1936 zur Versteigerung des Betriebes. 1933 publizierte Feiler „Ein Fall von jahrelang symptomlos verlaufender Pachymeningitis haemorrhagica interna mit tödlichem Ausgang“.[9]

Neue Freie Presse, 2.9.1933, S. 9.

Im September 1936 eröffnete Feiler eine Arztpraxis für Innere, Stoffwechsel- und Nervenkrankheiten an seinem Wohnort in Wien 6, Rahlgasse 1.[10]

Sanatorium Barockschlössel in Perchtoldsdorf

1937 übernahm Feiler die Position eines Chefarztes im sogenannten Barockschlössel „Berghof in Perchtoldsdorf.[11]

Inserat: Kuranstalt Berghof, Neue Freie Presse, 18.3.1937, S. 6.

Feiler war seit 1909 Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.[12]

Karl und Adele Feiler waren jüdischer Herkunft und wurden nach dem „Anschluss“ von den Nationalsozialisten verfolgt, und am 15. Oktober 1941 von Wien nach Łódź deportiert und ermordet.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0513, Feiler Karl (Nationalien Datum: 1898/99).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0452, Feiler Karl (Nationalien Datum: 1894/95).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-078a, Feiler Karl (Rigorosum Datum: 5.11.1901).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0863, Feiler Karl (Promotion Datum: 08.11.1901).

OeStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 43.455, Feiler Karl.

OeStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 27.694, Feiler Adele.

WStLA, Magistratsabteilung 213, Sonderfaszikel, Krankenanstalten, 1.3.2.213.A3.1.1, Mappe 1, Teil 1-3: Nr. 69: Sanatorium Purkersdorf, 14., Wienerstraße.

WStLA, Magistratsabteilung 212, Ausgeschiedene Krankenanstalten, 1.3.2.212.A23.19/4 – Parksanatorium Hietzing, 1934-1951.

Literatur:

Feiler, Karl: Ein Plessimeter zur Unterscheidung feinerer Schalldifferenzen. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Feiler, Karl: Über zwei instruktive Fälle Sympathicusneurose und über ein bei denselben aufgetretenes auffallendes Symptom. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Österreichische Monatsschrift für den öffentlichen Baudienst, Nr. 45, 1910, S. 673.

[2] Grazer Volksblatt, 21.1.1914, S. 5.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1906, Sp. 1129-1136.

[4] Grazer Tagblatt, 19.9.1914, S. 18.

[5] Der Militärarzt, Nr. 16, 1915, Sp. 263-266.

[6] Neues Wiener Journal, 28.1.1923, S. 4.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 27, 1927, S. 921.

[8] Neue Freie Presse, 18.5.1930, S. 10.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1932, S. 664-666.

[10] Der Tag, 20.9.1936, S. 10.

[11] Österreichische Kunst, H. 5, 1937, S. 37.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1909, Sp. 107.

Normdaten (Person): Feiler, Karl: BBL: 42075; GND: 1304700151;

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Letzte Aktualisierung: 2023 10 02

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [244]: Pollatschek, Robert – Arzt am Kaiser Franz-Joseph-Spital, NS-Verfolgter

Pollatschek, Robert – Arzt am Kaiser Franz-Joseph-Spital, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 28.09.2023

Keywords: Robert Pollatschek, Internist, Kaiser Franz-Joseph-Spital, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Robert Pollatschek wurde am 20. Jänner 1878 als Sohn von Alois Pollatschek (1846-1908) und Cäcilie, geborene Epstein (1849-1898), in Trebitsch in Mähren (heute: Trebic/Tschechien), geboren. Sein Bruder war der bekannte Redakteur der Arbeiter-Zeitung Gustav Pollatschek. Er war seit 1909 mit der Konzertpianistin Marianne Leitner (geb. 2.6.1886 Baden bei Wien, gest. 1.5.1940 Wien) verheiratet.

Pollatschek studierte an der Universität Wien Medizin, promovierte am 7. Februar 1902 und arbeitete danach als Sekundararzt am Kaiser Franz-Joseph-Spital in Wien bei dem Dozenten und Vorstand der chirurgischen Abteilung Georg Lotheissen (1868-1941). Hier publizierte er 1903 „Neuere therapeutische Versuche beim Erysipel“ und 1905 „Ein Fall von subcutaner Zerreisung des Musculus adductor longus“.[1]

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Landsturmarzt teil, und publizierte 1916 „Leitpunkte zur ärztlichen Beurteilung der Wachdiensttauglichkeit.[2] 1917 erfolgte seine Ernennung zum Landsturmoberarzt.[3]

Nach dem Krieg führte er eine Praxis als praktischer Arzt in Wien 2, Pazmanitengasse 10/Heinestraße 17, wo er auch wohnhaft war. 1927 erhielt er vom Bundespräsidenten der Republik Österreich den Titel eines Medizinalrates verliehen.[4]

Pollatschek war seit 1909 Mitglied der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde,[5] weiters war er Mitglied der Wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens. Schon vor dem Ersten Weltkrieg gehörte er als unterstützendes Mitglied der „Vereinigung der arbeitenden Frauen“ an.[6]

Robert Pollatschek und seine Familie waren nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Robert und Marianne Pollatschek begingen am 1. Mai 1940 in ihrer Wohnung in Wien Suizid. Ihrem gemeinsamen Sohn Georg (1910-1997) gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten aus Österreich in die USA, wo er den Namen George Porter annahm.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-286b, Pollatschek Robert (Rigorosum Datum: 15.1.1902).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0896, Pollatschek Robert (Rigorosum Datum: 7.2.1902).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 41.335, Pollatschek Robert.

Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes: Pollatschek Robert, Marianne

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Pollatschek Robert und Marianne.

Literatur:

Pollatschek, Robert: Neuere therapeutische Versuche beim Eryspiel. Aus der II. med. Abteilung des k.k. Franz-Joseph-Spitals in Wien (Vorstand: Professor Schlesinger). Sonderdruck aus: Therapie der Gegenwart. Berlin, Wien: Verlag Urban & Schwarzenberg 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 1905, Sp. 317-320.

[2] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 38, 1916, S. 1221.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1917, Sp. 797.

[4] Wiener Zeitung, 19.7.1927, S. 1.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1909, Sp. 107.

[6] Österreichische Frauenrundschau/Mitteilungen der Vereinigung der arbeitenden Frauen, H. 1, 1909, S.27.

Normdaten (Person): Pollatschek, Robert: BBL: 42059; GND: 1304249840;

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Letzte Aktualisierung: 2023 09 28

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [234]: Fürth, Otto – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Fürth, Otto – Pharmakologe, Biochemiker und Physiologe, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 17.08.2023

Keywords: Otto von Fürth, Pharmakologe, Physiologie, Biochemie, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte

Otto von Fürth wurde am 18. November 1867 als Sohn des Fabrikbesitzers, Hoflieferanten, Reichsratsabgeordneten und Abgeordneten zum böhmischen Landtag Josef Ritter von Fürth (1822–1892) und Wilhelmine (1832–1904), geborene Forchheimer, in Strakonice in Böhmen (heute: Tschechien) geboren. 1887 übersiedelte die Familie Fürth von Strakonice nach Wien. 1900 heiratete er Margarethe von Grünbaum (1876-1942), mit der er die beiden Kinder Josef Egon Fürth (1901-1939) und Wilhelmine Elisabeth Fürth (1904-1942) hatte. Wilhelmine publizierte 1925 als Chemiestudentin an der Chemischen Abteilung des Physiologischen Institutes, wo ihr Vater tätig war, eine Studie „Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxydation durch Jod“.

Otto von Fürth studierte zunächst an der Universität in Wien, danach in Prag, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Medizin, und zuletzt wieder in Wien, wo er am 16. März 1894 zum Doktor der Medizin promovierte. Danach arbeitete er bis 1896 als Assistent am Pharmakologischen Institut in Prag bei Franz Hofmeister (1850-1922), dem er 1896 als Assistent an das Physiologisch-Chemische Institut der Universität in Straßburg folgte. Hier habilitierte sich Fürth 1899 im Fach Angewandte Physiologische Chemie. Daneben leistete er ab 1894 seinen Militärdienst als Reserve-Assistenzarzt beim Infanterieregiment Nr. 91 im Garnisonsspital Nr. 11 in Prag ab.[1] 1905 kehrte er mit seiner Familie nach Wien zurück und trat als Privatdozent in die Abteilung für Physiologische Chemie am Physiologischen Institut der Universität Wien ein. 1906 erfolgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor für angewandte medizinische Chemie, im Mai 1917 erhielt er den Titel und Charakter eines ordentlichen Professors verliehen, und 1929 wurde er zum ordentlichen Professor und zum Vorstand des Medizinisch-Chemischen Institutes ernannt.[2] Während des Ersten Weltkrieges war Fürth als Chefarzt der Inneren Abteilung im Reservespital l in der Stiftskaserne in Wien-Neubau tätig.

 
Der Tag, 18.11.1937, S. 4.

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt einen umfangreichen Bestand seiner wissenschaftlichen Arbeiten, einen Großteil davon in der Separata-Bibliothek. Darunter das mehrbändige Werk „Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung“ und sein 1925 erschienenes „Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie in 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker“.

Otto von Fürth und seine Familie waren aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Nachdem er nach dem „Anschluss“ am 18. März 1938 seines Amtes an der Universität Wien enthoben und Ende Mai 1938 zwangsweise in den dauernden Ruhestand versetzt worden war, verstarb Fürth am 7. Juni 1938 in Wien. Sein Sohn Josef Egon Fürth wurde am 16. November 1938 aus einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 32 in das KZ Dachau verschleppt und dort am 15. März 1939 ermordet. Seine Ehefrau Margarethe und seine Tochter Wilhelmine Fürth lebten bis zu ihrer Deportation in einer Sammelwohnung in Wien 2, Herminengasse 16/7 und wurden gemeinsam am 9. Juni 1942 mit dem Transport 26 von Wien nach Minsk und Blagovshchina bei Maly Trostinec deportiert und dort am 15. Juni 1942 ermordet. Von Otto von Fürth konnten im Zuge der systematischen Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im ehemaligen Bibliotheksbestand der I. chirurgischen Klinik 68 Bücher und Separata ermittelt werden, die seine Exlibris, handschriftliche Eigentumsvermerke oder an ihn gerichtete Widmungen enthalten. Zwei Separata waren erst 1937, ein ihm zuordenbares Buch im Jahr 1938 erschienen. Derzeit erfolgt die Suche nach den Erb:innen von Otto von Fürth zur Durchführung der Restitution.


Exlibris Otto von Füth.

1948 erschien von seinem früheren Schüler und ebenfalls NS-Verfolgten und 1938 von der Universität Wien vertriebenen Professor für Physiologische Chemie Fritz Lieben (1890-1966) in der Wiener klinischen Wochenschrift ein umfassender Nachruf als Sonderdruck.[3] Nach Otto von Fürth wurde 1966 der Fürthweg in Wien Hietzing benannt.

Quellen:

Archiv der IKG Wien, Matriken, Trauungsbuch 1900, Otto Ritter von Fürth/Margarethe von Grünbaum.

Arolson-Archiv, Inhaftierungsdokumente/Lager und Ghettos, Konzentrationslager Dachau, Individuelle Häftlings-Unterlagen – KL Dachau: Egon Fürth.

Arolsen-Archiv, Transport 26: Deportation von Wien nach Minsk und Blagovshchina (bei Maly Trostenets), 09.06.1942, Fürth Wilhelm und Margarete.

DÖW, Datenbank österreichischer Shoah-Opfer und Todesopfer politischer Verfolgung 1938 bis 1945 sowie von der Gestapo Wien erkennungsdienstlich erfasster Männer und Frauen (www.doew.at), Margarethe und Wilhelmine Fürth.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 9.583, Otto Fürth.

UAW, Akten Sonderreihe des Akademischen Senats des Rektorats der Universitätsdirektion, S 304 Personalblätter, Senat S 304.327 Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187, Zl. 1230, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177, Zl. 100a, Otto Fürth.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134, Zl. 0374, Otto Fürth.

UAW, Med. Fak., Zl. 1019/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Rektorat, Zl. 19/1937-38, Zl. 677/1937-38, Otto Fürth.

UAW, Senat S 305.22, Otto Fürth, Nekrolog verfasst von Fritz Lieben.

WStLA, Bundespolizeidirektion Wien, Historische Meldeunterlagen, Prominentensammlung Otto Fürth.

Erhard Glaser, Professor Dr. Otto Fürth – ein Siebziger, in: Wiener Medizinische Wochenschrift 87 (13.11.1937) 46, 1185-1186.

Fritz Lieben, Otto von Fürth. Ein Gedenkblatt, in: Wiener klinische Wochenschrift, 18.6.1948, 376-378.

N., Tagesnachrichten und Notizen, in: Internationale klinische Rundschau, Nr. 48, 1899, S. 859.

N., Tagesnachrichten und Notizen, Internationale klinische Rundschau, Nr. 11, 1905, S. 196.

Mentzel Walter: Otto (von) Fürth, in: Lexikon der österreichischen Provenienzforschung.

Literatur:

Fürth, Wilhelmine Elisabeth: Zur Kenntnis des Ablaufs der Harnsäureoxidation durch Jod. Aus der chemischen Abteilung der Wiener physiologischen Universitätsinstituts. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Fürth, Otto von: Probleme der physiologischen und pathologischen Chemie. Fünfzig Vorlesungen über neuere Ergebnisse und Richtungslinien der Forschung. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1912-1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 57814]

Fürth, Otto von: Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie. In 75 Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Biologen und Chemiker. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. 2 Bände. Leipzig: Vogel 1927-1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-21341]

Referenzen:

[1] Die Presse, 21.11.1894, S. 3.

[2] Pharmaceutische Rundschau, 10.2.1929, S. 16.

[3] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 24, 1948, S.

Normdaten (Person): Fürth, Otto von: BBL: 41678; GND: 117540277;

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Letzte Aktualisierung: 2023 08 17

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [231]: Elias, Herbert – Professor für Innere Medizin an der I. medizinischen Klinik, Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter

Elias, Herbert – Professor für Innere Medizin an der I. medizinischen Klinik, Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 07.08.2023

Keywords: Herbert Elias, Internist, I. medizinische Klinik, Verein jüdischer Ärzte, NS-Verfolgter, Arzt, Wien, Medizingeschichte

Herbert Elias wurde am 30. April 1885 als Sohn des Gerichtsadvokaten Salomon Elias (geb. 4.10.1841 Waag Neustadt, heute: Nové Mesto Nad Váhom/Slowakei, gest. 21.2.1935 Wien) und Helene Kauders (geb. 28.10.1854 Eisenstadt, gest. 15.7.1921 Wien) in Wien geboren. Seine Schwester Melita (geb. 28.10.1878 Wien, gest. 18.3.1938 Wien) war mit dem Mediziner Gabor Gabriel Nobl (geb. 12.10.1864 Steinamanger Ungarn, gest. 18.3.1938 Wien) verheiratet. Seine erste Ehe schloss er 1916 mit Ilse von Arnim, mit der er den Sohn und späteren Mediziner Kurt Elias (geb. 3.9.1918 Wien, gest. 1.3.2010 New York/USA) und die spätere Psychologin Hanna hatte. Seit 1936 war er mit der Medizinerin Ada Hirsch verheiratet.

Elias studierte an der Universität Wien Medizin, arbeitete schon während des Studiums am anatomischen Institut bei Emil Zuckerkandl (1849-1910) und beim Professor für physiologische Chemie Franz Hofmeister (1850-1922) in Straßburg und promovierte am 10. Mai 1909 in Wien. Danach begann er seine wissenschaftliche Laufbahn als Arzt und Mediziner an der I. medizinischen Klinik beim Internisten Carl von Noorden (1858-1944), wo er schon 1908 gemeinsam mit Otto Porges (1879-1967) und Hugo Salomon (1872-1954) die Arbeit „Theoretisches über Serumreaktion auf Syphilis“ publiziert hatte. Hier publizierte er noch vor dem Ersten Weltkrieg als Assistent eine Reihe von Arbeiten wie „Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel: Über Säurediabetes“, „Wärmestich und Nebenniere“, oder eine Studie aus dem Physiologisch-chemischen Institut in Straßburg „Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel“. 1910 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt der Reserve beim Infanterieregiment Graf Daun Nr. 56,[1] und 1913 zum Oberarzt.[2]

Seinen Militärdienst während des Ersten Weltkrieges leistete er als Kommandant des Epidemiespitales in Strzemieszyce[3] in Galizien, danach in Jedrzejow,[4] und in Beresteczke[5] ab. Dafür wurde er mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens am Bande des Militärverdienstkreuzes und dem Silbernen Signum laudis. 1918 publizierte er wieder in Wien an der I. medizinischen Klinik „Alkalitherapie bei komatöser Cholera: aus k. u. k. Epidemiespitälern des I. A. E. K. und aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien“, „Zur Theorie der serologischen Reaktionen auf Fleckfieber. Bemerkungen zur Mitteilung von Dr. A. Felix: Ueber die angeblichen polyagglutinatorischen Eigenschaften des Serums Fleckfieberkranker“ und „Kriegskost und Diabetes. Eine therapeutische Studie“.

Nach dem Krieg nahm er seine Tätigkeit als Assistent von Professor Karl Wenckebach (1864-1940) an der I. medizinischen Klinik wieder auf. 1919 publizierte er hier „Zur Klinik und Pathologie der Grippe“.[6] Im selben Jahr wurde er nach seiner Habilitation zum Privatdozenten für innere Medizin ernannt,[7] 1929 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor.[8] Neben seiner Tätigkeit an der I. medizinischen Klinik arbeitete er noch seit 1936 als Primararzt und Leiter der inneren Abteilung im Spital der Wiener Kaufmannschaft,[9] und ebenfalls seit 1936 neben Leo Hess (1879-1963) als Leiter der internen Abteilung im Spital der Kultusgemeinde Wien, dem Rothschild-Spital.[10] In den 1920er und 1930er Jahren erschienen von ihm zahlreiche Arbeiten, die sich heute in der Separata- und in der Neuburger-Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden. Darunter „Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel“, „Insulinschock und Zentralnervensystem“, „Insulinbehandlung“ oder „Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande“. Mit Nikolaus Jagič (1875-1956) und Alfred Luger (1886-1938) war er 1922 Mitherausgeber und Mitverfasser des „Leitfaden der klinischen Krankenuntersuchung“.

Schon früh, seit spätestens 1911 war Elias in den volksbildnerischen Institutionen Wiens u.a. durch Vorträge im Volksbildungshaus Stöbergasse in Wien tätig. Weiters wirkte er als Vortragender in den internationalen Fortbildungskursen der Medizinischen Fakultät in Wien mit. Neben seinem Engagement im Wiederaufbaufonds Palästina,[11] gehörte er als Vorstandsmitglied dem Verein Mensa academica judaice an,[12] und unterstützte den Bund für Mutterschutz.[13] 1925 trat er der Freimaurerloge „Wahrheit“ der B’nai Brith in Wien bei. Im November 1936 erfolgte seine Wahl zum Obmann des Vereins jüdischer Ärzte, als Nachfolger von Ludwig Braun (1867-1936),[14] dessen Obmannschaft er bis März 1938 ausübte.

Elias war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Virchow und Pirquet Gesellschaft, der er auch als Präsident vorstand, sowie der Gesellschaft für innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien, wo er auch als Mitherausgeber dessen Organs, „Wiener Archiv für Innere Medizin“ auftrat.

Elias und seine Ehefrau Ada wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Elias wurde am 22. April 1938 seines Amtes enthoben, seine Venia legendi widerrufen und von der Universität Wien vertrieben.

Elias und seine Ehefrau Ada gelang, so wie seinen beiden Kindern aus erster Ehe, die Flucht in die USA. In New York stand Elias als Präsident dem „American Council of Jews from Austria“ vor.[15] Seine Tochter Johanna Elias (1917-2011), verehelichte Kapit, die 1935/36 in Wien die Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingspflege besucht und zuletzt an der Philosophischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und Psychologie und Kunstgeschichte studiert hatte, arbeitete in New York als Psychologin und Psychoanalytikerin. Sie verstarb am 9. Juni 2011. Sein Sohn Kurt Elias hatte im Wintersemester 1937/38 im 2. Semester an der Medizinischen Fakultät in Wien studiert und setzte ab 1941 am New York Medical College sein Studium fort. Er promovierte 1944 und arbeitete als Arzt in den USA, unter anderem für die österreichische Botschaft in New York. Er verstarb am 1. März 2010 in New York.

Herbert Elias verstarb am 29. Juli 1975 In New York.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1885, Elias Herbert.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0594, Elias Herbert (Nationalien Datum: 1906/07).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0102, Elias Herbert (Rigorosum Datum: 29.4.1909).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0898, Elias Herbert (Promotion Datum: 10.5.1909).

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten Sonderreihe, S. 304 Personalblätter, Senat S 304.218 Elias, Herbert (30.04.1885-1975; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVST, VA, Zl. 10.616, Herbert Elias.

Gedenkbuch der Universität Wien: Elias Herbert, Johanna Elias, Kurt Elias.

Literatur:

Elias, Herbert, Salomon, Hugo und Otto Proges: Theoretisches über die Serumreaktion auf Syphilis. Aus der I. medizinischen Klinik in Wien (Vorstand: Prof. C. v. Noorden). Sonderdruck. Wien: 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Über die Rolle der Säure im Kohlehydratstoffwechsel. Über Säurediabetes. Aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Wärmestich und Nebenniere. Aus der I. medizinischen Klinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. v. Noorden). Sonderdruck aus: Zentralblatt für Physiologie. Wien: 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Über die Kohlensäurebildung im überlebenden blutdurchströmten Muskel. Aus dem Physiologisch-chemischen Institut zu Straßburg. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Alkalitherapie bei komatöser Cholera. Aus k.u.k. Epidemiespitälern der I.A.E.K. und aus der I. medizinischen Universitätsklinik in Wien. Sonderdruck aus: Therapeutische Monatshefte. Berlin: Verlag von Julius Springer 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Zur Theorie der serologischen Reaktionen auf Fleckfieber. Bemerkungen zur Mitteilung von Dr. A. Felix: Ueber die angeblichen polyagglutinatorischen Eigenschaften des Serums Fleckfieberkranker. Aus der ersten medizinischen Klinik in Wien. (Vorstand: Prof. K. F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und Richard Singer: Kriegskunst und Diabetes. Eine therapeutische Studie. Aus der I. medizinischen Klinik Wien (Vorstand Prof. Dr. K.F. Wenckebach). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller 1918.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und U. Sammartino: Über die Rolle der Säure im Kohlenhydratstoffwechsel. IV. Mitteilung. Die Beziehungen von Säure und Alkali zur Adrenalinglykosurie. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien. (Mit 9 Abbildungen im Text) Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1921.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und J. Goldstein: Insulinschock und Zentralnervensystem (Insulin ein Diagnostikum zur Herddiagnose bei zerebromedullären Prozessen) Aus der I. Medizinischen Klinik in Wien (Prov. Leiter: Prof. Dr. O. Porges). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert: Insulinbehandlung. Sonderduck aus: Wiener klinische Zeitschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert und Rudolf Laub: Die Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes bei Kranken mit Aorteninsuffizienz und mit Mitralstenose im kompensierten Zustande. Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. H. Eppinger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1935.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elias, Herbert, Jagič, Nikolaus von und Alfred Luger: Leitfaden der klinischen Krankenuntersuchung. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 66903]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 19.6.1910, S. 2.

[2] Neue Freie Presse, 4.5.1913, S. 57.

[3] Wiener Zeitung, 2.5.1915, S. 2.

[4] Wiener Zeitung, 11.9.1915, S. 1.

[5] Neue Freie Presse, 21.10.1915, S. 9.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1919, Sp. 393-400.

[7] Neue Freie Presse, 27.6.1919, S. 8.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 23, 1929, S. 763.

[9] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16, 1936, S. 451; Der Tag, 1.4.1936, S. 4.

[10] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 27-6.1936, S. 9.

[11] Der Tag, 5.11.1936, S. 8.

[12] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.5.1935, S. 12.

[13] Mitteilungen des Österreichischen Bundes für Mutterschutz, H. 3, 1914, S. 8.

[14] Der Tag, 25.11.1936, S. 7.

[15] Wiener Kurier, 14.8.1947, S. 2.

Normdaten (Person): Elias, Herbert : BBL: 41629; GND: 1132202329;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [229]: Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Berthold Zins – Facharzt für Innere Medizin, Primarius-Stellvertreter am S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Affiliation: Medizinische Universität Wien, Universitätsbibliothek, Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien, Österreich

Published online: 31.07.2023

Keywords: Berthold Zins, Facharzt für Innere Medizin, Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft, S. Canning Childs-Spital, NS-Verfolgter, Wien, Palästina, Arzt, Medizingeschichte

Berthold Zins wurde als Sohn von Israel Mayer Zins und Sprynce Awerbach am 13. Februar 1891 in Tarnów in Galizien (heute: Polen) geboren.

1910 begann er an der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er am 13. Februar 1915 mit seiner Promotion abschloss. Danach war er während des Ersten Weltkrieges als Militärarzt in Gaya in Mähren stationiert. 1916 heiratete er in Wien Leopoldstadt die ebenfalls aus Tarnów stammende Chana Lea Blitz (geb. 18.1.1889).

Nach dem Krieg arbeitete er bis zirka 1923 als Facharzt für Innere Krankheiten als Assistent von Primarius Prof. Julius Donath (1870-1950) an der II. medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft in Döbling. Hier publizierte er gemeinsam mit Alfred Vogl (1889-1973) die Studie „Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie“. 1923 eröffnete er in Wien 9, Kinderspitalgasse 10, eine private Ordination, die er zirka 1932 an den Standort Wien 1, Rathausstraße 13, verlegte. Daneben arbeitete er als Primarius-Stellvertreter an dem 1929 in Wien gegründeten S. Canning Childs-Spital sowie als Facharzt für Innere Erkrankungen an der Krankenkasse Wien. Weiters war Zins in den 1920er Jahren Mitglied und wie Alfred Götzl und Alfred Bass im Vollzugsausschuss der Landeszentrale Wien zur Bekämpfung der Tuberkulose,[1] sowie im Ausschuss der Wirtschaftsorganisation der Ärzte Wiens tätig.[2] Zins war mit seiner Ehefrau 1938 in Wien 9, Währinger Straße 16 wohnhaft.

Berthold und Chana Zins, die beide wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, flüchteten Ende 1938 aus Österreich. Zuvor gaben sie bei der Auswanderungsabteilung der IKG Wien als Auswanderungsziel Palästina an. Berthold und Chana Zins erreichten am 2. Jänner 1939 Haifa in Palästina und wurden im Februar 1941 eingebürgert. Sie lebten in Tel Aviv.

Berthold und Chana Zins: zirka 1938: Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Im Februar 1942 erhielt Zins die Lizenz zur Ausübung seines Arztberufes.[3] Berthold Zins verstarb am 21. März 1967 in Tel Aviv.

Grabstelle: Nahalat Yitshak Cemetery, Tel Aviv, Israel. Zins Berthold, Billion grave.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1916, Zins Berthold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0679, Zins Berthold (Nationalien Datum 1910/11).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0972, Zins Berthold (Rigorosum Datum: 11.2.1915).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 191-0824, Zins Berthold (Promotion Datum: 13.2.1915).

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947, Zins Berthold, Chana.

Grabstelle: Zins Berthold, Billion grave.

Literatur:

Vogl, Alfred und Berthold Zins: Eine einfache Methode zum Nachweise pathologischer Bilirubinämie. Aus der II. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses der Wiener Kaufmannschaft (Primarius Priv.-Doz. Dr. Julius Donath). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1922.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Amtsblatt der Stadt Wien, Nr. 93, Wien 1927, S. 1296

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1930, S 1247.

[3] The Palestine Gazette, Nr. 1177, 19.3.1942, S. 344.

Normdaten (Person): Zins, Berthold: BBL: 41547; GND: 1297758757;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [223]: Békéss (Fried), Aladár (Alfred) – Bahn-Arzt, Leiter des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter

Békéss (Fried), Aladár (Alfred) – Bahn-Arzt, Leiter des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Aladár Alfred Békéss wurde am 13. Oktober 1868 in Raab (heute: Györ) in Ungarn unter dem Namen Alfred Franz Fried geboren. Nach seinem Austritt aus der IKG Wien im Jahr 1894 konvertierte er zum evangelischen Glauben (AB) und nahm den Namen Aladar Bekes an.

Békéss studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 14. Juli 1891. Danach besaß er eine Arztpraxis in Wien 2, Praterstraße 11[1] und arbeitete als Assistent bei dem Direktor-Stellvertreter der Poliklinik, Professor Ludwig Mauthner (1840-1894), an der ophthalmologischen Abteilung. Hier publizierte er 1895 die Arbeit „Ein Fall von Wunddiphterie der Conjunctiva“ und 1898 „Zum 80. Geburtstage Semmelweiss (1.Juli 1898)“ sowie „Blepharorrhagia im frühesten Kindesalter“.

Bahn-Arzt

Seit 1899 arbeitete er zunächst als Augen- und Bahn-Arzt, danach als Bahn-Oberarzt in der Nordwestbahndirektion in Wien, und danach als Chefarztstellvertreter in der Direktion für die Linien der Staatsbahngesellschaft.[2] Daneben war er seit spätestens 1901 Obmann des Vereines der Bahnärzte der k.k. priv. Nordwestbahnen und der k.k. priv. südnorddeutschen Verbindungsbahn. Zuletzt war er noch bis 1932 Obmann der Landesgruppe Wien und Burgenland des Verbandes österreichischer Bahnärzte (VöB), bevor der Verband während des austrofaschistischen Regimes 1935 gleichgeschalten und in die berufsständischen Strukturen integriert wurde.

1912 entwickelte er im Rahmen seiner Tätigkeit als Bahn-Arzt sogenannte Rettungskästen zur Mitnahme von medizinischen Rettungsutensilien in Eisenbahnzügen für Notfallsituationen und Eisenbahnunfällen.[3] 1913 nahm er am Internationalen Kongress für Rettungswesen und Unfallverhütung in Wien teil.[4]

Daneben war er in der Volksbildung tätig, wie 1908 als Teilnehmer und Referent an der Enquete zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten[5] und am Kongress der Alkoholgegner in Wien,[6] sowie 1911 als Vortragender vor dem Neuen Wiener Frauenclub zum Thema Gesundheitsfragen.[7] Er war Mitglied der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in Wien.[8]

Vorkämpfer gegen den Alkoholmissbrauch

Sein Engagement gegen die Folgen des Alkoholmissbrauchs – vor allem innerhalb der Berufsgruppe der Eisenbahnbediensteten – nahm er sowohl in seiner Funktion als Bahn-Arzt, wo er auch als Präsident des 1906 gegründeten Eisenbahn-Alkoholgegner-Verbandes fungierte,[9] als auch in seinem Tätigkeitsbereich als Funktionär der Sozialdemokratischen Partei und Gewerkschafter wahr. Innerhalb der Strukturen der Sozialdemokratischen Partei widmete er sich diesem Thema als Referent – beispielsweise 1906 in der Ortsgruppe Leopoldstadt[10] – sowie in den Bildungsveranstaltungen der Arbeiterkammer im Jahr 1923.[11] Darüber hinaus war er in den Antialkoholorganisationen wie dem Arbeiterabstinenzbund aktiv,[12] vor allem aber als Mitglied und Obmann der innerösterreichischen Organisation[13] der Guttempler, die er auch einem breiteren Publikum durch seine Referententätigkeit u.a. 1927 im Rahmen der Aktion „Schutz der Jugend vor den Volksseuchen“,[14] oder 1928 vor dem Arbeiterabstinenten-Bund, näher zu bringen versuchte.[15]

1905 nahm er am Internationalen Antialkoholkongress in Budapest,[16] und Ende 1905 in Berlin am Kongress der „enthaltsamen Eisenbahner“ teil.[17] 1906 referierte er vor dem Wissenschaftlichen Club über „Alkohol und Eisenbahn“,[18] 1913 vor dem Reichsverband der Hebammen zum Thema „Alkohol und Mutter“,[19] und im Juli 1914 am 4. Österreichischen Alkoholgegnertag in Brünn.[20] 1906 erschien von ihm die Studie „Alkohol und Eisenbahn im Verlag der Zeitschrift „Eisenbahnhygiene“,[21] und 1908 „Die Prüfung des Sehorgans beim Eisenbahn- und Dampfschiffpersonal“.[22]

Auch in der Ersten Republik führte er im Rahmen seiner weiteren Tätigkeit als Bahn-Arzt seine Aktivitäten gegen den Alkoholmissbrauch weiter. 1923 wurde er vom Stadtschulrat als Referent bei Elternversammlungen an Schulen zu der vom Stadtschulrat initiierten Aktion zur Bekämpfung des Alkoholismus durch die Schule eingesetzt.[23] 1920 organisierte er eine Ausstellung am Nordwestbahnhof zum Thema „Alkoholismus und Geschlechtskrankheiten“,[24] und 1935 nahm er am Internationalen Eisenbahner-Alkoholgegner-Kongress in Wien teil.[25] 1927 publizierte er eine Artikelserie zur „Begutachtung von Unfallschäden“ in den Eisenbahnberufen aber auch der Passagiere bei Eisenbahnunfällen und der Problematik der Haftpflichtversicherung im Unfallsfall.[26]

In den 1920er Jahren errichtete er am Nordwestbahnhof eine Behandlungsstelle mit Elektro- und Bestrahlungsbehandlung,[27] woraus das Ambulatorium des bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie bei der Krankenkasse der Österreichischen Bundesbahnen, Nordostdirektion entstand und dessen Leitung er überantwortet bekam.[28]

Nachdem er schon im Juli 1914 den Titel eines Sanitäts-Konsulenten erhalten hatte, erfolgte nach dem Ersten Weltkrieg seine Ernennung zum Sanitäts-Konsulenten der österreichischen Bundesbahnen. 1924 bekam er vom Bundespräsidenten den Titel eines Medizinalrates verliehen.[29] 1921 kandidierte er in der „Wirtschaftlichen Organisation“ der Ärzte Wiens.[30]

Wiener Gemeinderat

Auch sein politisches Engagement setzte er in der Ersten Republik fort, indem er 1919 bei den Gemeinderatswahlen für die Sozialdemokratische Partei im 20.Wiener Gemeindebezirk kandidierte. 1923 erhielt er als Ersatzmann für die Nachfolge des verstorbenen Rudolf Beer (1863-1923) ein Mandat für den Wiener Gemeinderat, das er bis 1924 behielt.[31] 1926 kandidierte er für die freien Gewerkschaften in der Arbeiterkammer Wien für die Sektion der Verkehrsangestellten,[32] 1929 war er innerhalb der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien in der Sektion der Verkehrsangestellten vertreten, ebenso vertrat er die Arbeiterkammer Wien im Abstinentenbund.[33]

Békéss war 1938 in Wien 20, Wasnergasse 41 wohnhaft. Nach dem „Anschluss“ im März 1938 wurde er wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt, und am 22. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 3. August 1942 ermordet wurde. 1943 wurde sein gesamtes Vermögen gemäß §1 der Verordnung über die Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens im Lande Österreich vom 18.11.1938 (RGBl. I, S. 1620) zugunsten des Deutschen Reiches an die Finanzverwaltung eingezogen.

An ihn erinnert heute sein Name auf der am 10. März 1988 beim Sitzungssaal des Gemeinderates enthüllten Gedenktafel für die von den Nationalsozialisten ermordeten Mitglieder des Wiener Landtags und Gemeinderats im Wiener Rathaus.

Quellen:

UAW, Dekanat, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-4247, Fried Alfred (Nationalien Datum 1886/87).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-35b, Bekes Alfred (Fried) (Rigorosum Datum 1889).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-324 Bekes (früher Fried) Alfred (Promotion Datum 14.7.1891).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, 35.054, Bekes Franz Alfred (Geburtsdatum13.10.1868).

Arolsen-Archiv:

Inhaftierungsdokumente, Deportationen und Transporte, Deportationen aus dem Gestapobereich Wien, Transport 33: Deportation von Wien nach Theresienstadt, 22.07.1942, Bekes Aladar Alfred.

Inhaftierungsdokumente, Lager und Ghettos, Ghetto Theresienstadt, Kartei Theresienstadt, Totenbuch, Bekes Alfred Aladar Franz.

Staudacher Anna L., «…meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben». 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868-1914: Namen – Quellen – Daten, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2009.

Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962, in: Handbuch der Stadt Wien, Wien 1953.

Literatur:

Békéss, Aladár: Ein Fall von Wunddiphterie der Conjunctiva. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Békéss, Aladár: Zum 80. Geburtstage Semmelweiss (1. Juli 1898). Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien, Berlin, Leipzig: Rothschild 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Békéss, Aladár: Blepharorrhagia im frühesten Kindesalter. Sonderdruck aus: Archiv für Kinderheilkunde. Stuttgart: Enke 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Bekess Aladar, Bahn-Arzt, bahnärztlichen Instituts für Elektro- und Heliotherapie in Wien, Alkoholmissbrauch, Wiener Gemeinderat, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 33, 1891, Sp. 1385.

[2] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie, 7.12.1901, S. 1269.

[3] Feuerwehr-Signal, 5.10.1912, S. 15.

[4] Neue Freie Presse, 11.9.1913, S. 7.

[5] Illustriertes Wiener Extrablatt, 28.3.1908, S. 4.

[6] Der Fremdenverkehr, 27.9.1908, S. 9.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 24.1.1911, S. 13.

[8] Medizinische Klinik, Wochenschrift für praktische Ärzte, Nr. 15, 1908, S. 547.

[9] Verkehrszeitung, 20.11.1906, S. 6; Arbeiter Zeitung, 15.10.1908, S. 7.

[10] Arbeiter Zeitung, 25.11.1906, S. 11.

[11] Arbeiter Zeitung, 18.9.1923, S. 5.

[12] Arbeiter Zeitung, 27.12.1924, S. 7.

[13] Neue Freie Presse, 6.6.1913, S. 9.

[14] Kleine Volks-Zeitung, 16.2.1927, S. 4.

[15] Arbeiter Zeitung, 24.2.1928, S. 12.

[16] Neue Freie Presse, 16.9.1905, S. 31.

[17] Die Zeit, 28.12.1905, S. 7.

[18] Arbeiter Zeitung, 2.3.1906, S. 9.

[19] Arbeiter Zeitung, 9.9.1927, S. 11.

[20] Arbeiter Zeitung, 7.6.1914, S. 8.

[21] Eisenbahn- und Industrie, H. 13, 1906, S. 246.

[22] Internationale klinische Rundschau, Nr. 33, 1909, S. 521.

[23] Verordnungsblatt des Stadtschulrates für Wien, Nr. 32, 1923, S. 38.

[24] Arbeiter Zeitung, 13.8.1920, S. 6.

[25] Neues Wiener Tagblatt (Tagesausgabe), 1.9.1935, S. 9.

[26] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1927, S. 1139-1142; Nr. 36, 1927, S. 1194-1195.

[27] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1927, S. 1158.

[28] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 1928, S. 764.

[29] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 6.5.1924, S. 9.

[30] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 18, 1921, Sp. 1171.

[31] Arbeiter Zeitung, 18.9.1923, S. 1.

[32] Arbeiter Zeitung, 11.6.1926, S. 6.

[33] Arbeiter Zeitung, 27.12.1934, S. 7.

Normdaten (Person) : Békéss, Aladár: BBL: 41263; GND: 1168179130;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41263 (14.06.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 06 14
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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [222]: Wertheim, Leopold – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter

Wertheim, Leopold – Dermatologe am Allgemeinen Krankenhaus Wien – NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Leopold Wertheim wurde am 28. Juli 1894 als Sohn von Max Wertheim (1852-1907) und Sofie Lederer (verwitwete Ehrenstein) (1853-1936) in Wien geboren. Er war seit 1918 mit Herma Steininger (1890) verheiratet, die Ehe wurde am 7.3.1939 geschieden. Sie hatten beide gemeinsam die Tochter Liane.

Wertheim studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 2. Juli 1920. Danach arbeitete er bis 1938 als Dermatologe – zunächst als Assistent – am Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses Wien unter dem Vorstand Salomon Ehrmann (1854-1926).

1923 publizierte er hier „Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor“ sowie „Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie“. 1924 erschienen von ihm die Arbeiten „Ueber Behandlung des Lupus erythematodes“ und „Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander“.

1926 veröffentlichte er die an der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien unter Dozent Dr. Hans Königstein (1878-1960) unternommene Studie „Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie“.

In den 1920er Jahren schrieb er weiters Artikel in der Neuen Freien Presse zur Haarpflege,[1] und zur Kosmetik.[2]

Wertheim, der wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, flüchtete 1938 nach England. An der Universität Glasgow qualifizierte er sich 1941 zum L.R.C.P. (Licentiate of the Royal College of Physicians) und M.R.C.S. (Membership of the Royal College of Surgeons). Kurz danach praktizierte er in Ashton-under-Lyne, Lancashire, wo er bis zu seinem Tod lebte. Seit 1945 arbeitete er als Dermatologe am Crumpsall Hospital und am Booth Hall Hospital in Manchester. Daneben setzte er seine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in Ashton fort. Im Jahr 1948 erhielt er eine unbefristete Anstellung, worauf seine Ernennung zum Senior Hospital Medical Officer (S.H.M.O.) erfolgte. Nachdem er 1959 in den Ruhestand trat, wurde er noch vom Manchester Regional Hospital Board eingeladen, als Facharzt für Dermatologie die Vertretung in den Städten Leigh und Crewe zu übernehmen. Seit 1951 war er Mitglied der North of England Dermatological Society.

Er verstarb am 23. Juli 1965 in Ashton-under-Lyne, Lancashire in England.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1894, Wertheim Leopold.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0719, Wertheim Leopold (Nationalien Datum 1914/15).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 196-0933, Wertheim Leopold (Rigorosum Datum 14.6.1920).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 192-0281, Wertheim Leopold (Promotion Datum 1914/15).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt. VA, Zl. 37.396, Wertheim Leopold.

Manchester Medical Collection: Biographical Files R-ZLeopold Wertheim 1894-1965.

England and Wales Death Registration Index 1837-2007, Leopold Wertheim, 1965.

Obituary, L. Wertheim, von G. Aukland.

Jüdische Auswanderungsanträge, Wien, Österreich Auswanderungskartei der IKG Wien, Wertheim Hermine und Liane.

Literatur:

Wertheim, Leopold: Über Lichtwirkung und Leukoderma bei Pityriasis versicolor. Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Dermatologische Zeitschrift. Berlin: Karger 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Ehrmann, Salomon und Leopold Wertheim: Zur Frage des Leukoderma syphiliticum. Eine klinisch-experimentelle Studie. Aus der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand: Prof. Dr. S. Ehrmann) (Mit 3 Textabbildungen) Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Ueber Behandlung des Lupus erythematodes. Aus dem Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Wertheim, Leopold: Zur Kenntnis der verrukösen Hämangiome der Haut und des Angiokeratoma Mibelli sowie ihrer Beziehungen zueinander. Aus dem Ambulatorium und Laboratorium der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten des Allgemeinen Krankenhauses in Wien. Vorstand: Prof. S. Ehrmann. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1924.

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Wertheim, Leopold: Artrophie der Hypophysis cerebri bei einem der Poikilodermia atrophican vascularis (Jacobi) nahestehenden Fall von Hautatrophie. Mit 5 Textabbildungen. Aus der dermatologischen Station des Spitals der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. – Dozent: Dr. Hans Königstein. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

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Keywords:

Wertheim Leopold, Dermatologie, AKH Wien, NS-Verfolgter, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Neue Freie Presse, 5.10.1926, S. 18.

[2] Neue Freie Presse, 24.8.1926, S. 16.

Normdaten (Person) Wertheim, Leopold: BBL: 41217; GND: 1292589787;

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 41217 (09.06.2023);  Letzte Aktualisierung: 2023 06 09
Online unter der URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41217

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