Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [49]: Die Sammlung „Chirurgische Gremien“

Die Sammlung „Chirurgische Gremien“ („Chyrurgisches Gremium Klosterneuburg“ u.a.) an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Text: Dr. Walter Mentzel

Die Einführung der sogenannten „chirurgischen Gremien“ im Erzherzogtum Österreich (mit Ausnahme von Dalmatien, Krain und dem Küstenland) erfolgte mit dem kaiserlichen Patent vom 10. April 1773. Damit sollte die regionale medizinische Versorgung der Bevölkerung „in jedem Kreis oder Viertel eines Landes“ gewährleistet und verbessert werden,[1] in deren Mittelpunkt die Gremien als institutionalisierte Sanitätseinrichtungen standen. In den folgenden Jahren kam es durch Erlässe und Verordnungen zur Standardisierung dieser regionalen Sanitätsorganisationseinheiten, zu einer Präzisierung und Systematisierung der Ausbildungs- und Prüfungsnormen inklusive ethischer Reglements für Wundärzte und der Abgrenzung der medizinischen Aufgabengebiete zwischen den „Wundärzten“ und den sogenannten Kreisärzten. Diese Gremien waren zunächst für Barbiere und Bader zusammen mit Chirurgen und Wundärzten in Form von Zwangsgenossenschaften organisiert. Beispielsweise konstituierten sich Gremien in Niederösterreich in Traiskirchen, Klosterneuburg, Bruck an der Leitha, Piesting, Aspang, St. Pölten, Melk, Waidhofen an der Ybbs, Seitenstetten, Tulln, Oberhollabrunn, Gaunersdorf, Enzersdorf, Sitzendorf, Krems, Pöggstall, Weitra, Waidhofen an der Thaya, Horn und Korneuburg.[2]

Diese Gremien waren auf Verordnungswege durch den Staat angehalten durch Ankauf medizinische Bibliotheken aufzubauen, um die Literaturversorgung an die Mitglieder zu organisieren, deren Ausbildungsstandard zu heben und sie zu einer kontinuierlichen Weiterbildung zu verpflichten. Die vorgesehenen Inventarisierungsmaßnahmen weisen auf einen durchwegs systematischen Bibliotheksaufbau hin. Dazu wurden Formulare gedruckt, um die jährlichen Bücherankäufe zu erfassen und zu dokumentieren. Die in der Sanitäts-„Ordnung für die Wundärzte auf dem Lande vom 20. August 1790“ festgeschriebenen Bestimmungen zur Organisation der „chirurgischen Gremien“ enthielten unter Punkt 6 folgende Anweisungen für die Bibliotheken:

Wenn die Gremien mit den nöthigen Instrumenten versehen sind, werden ihnen von Seiten der medicinischen Fakultät diejenigen Bücher und literarischen Journale angezeigt werden, welche zur weiteren Ausbildung der Landwundärzte dienen können, und die das Gremium sich allmählich anschaffen wird. Auch diese sollen den Mitgliedern des Gremiums zum Lesen mitgetheilt werden, damit ihnen die Verbesserung und neue Entdeckungen in ihrer Kunst nicht unbekannt bleiben.“

In der Verordnung Nr. 5.886 der Niederösterreichischen Regierung vom 15. Juni 1803 hieß es dazu präzisierend:

„Sechstens: da der Hauptzweck des Gremiums ist, durch das Zusammentragen einiger geringen Taxen die nötihgen Bücher zu kaufen, deren Anschaffung für jeden einzelnen Wundarzt zu kostspielig ist; so muss vorzüglich darauf gesehen werden, dass jährlich einige der neuesten Instrumente und Bücher aus dem Casse-Reste angeschafft werden“. […] „Achtens: Ebenso sollen die besten medicinischen Schriften angeschafft werden, und zum Lesen den Mitgliedern mit den obigen Vorsichten mitgetheilt werden.“ […] „Vierzehntens: Den Lehrlingen sind während der Lehrzeit auch aus der Büchersammlung des Gremiums Bücher zu geben, deswegen auch solche Bücher anzuschaffen sind, die ihren Begriffen und Fähigkeiten angemessen sind.“[3]

An der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sich heute Überreste dieser ehemaligen Bibliotheken der verschiedenen lokalen Gremien, wie dem chirurgischen Gremien Wiener Neustadt, Sitzendorf, Klosterneuburg oder Korneuburg. Sie gehören zu den ältesten überlieferten medizinischen Buchbeständen dieser Gremien.

Abb. 1   Exlibris „CHIRURGISCHES GREMIUM WR. NEUSTADT“ aus:

Summarium des Neuesten aus der gesammten Medicin, eine systematisch geordnete Uebersicht aller literarischen Erscheinungen in der ärztlichen Wissenschaft und Kunst, kritischen Zeitschriften, Literatur-Zeitungen, klinischen Jahrbüchern und ähnlichen periodischen Collectiv-Schriften. Dritter Band. Leipzig: bei C.H.F. Hartmann 1829.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB6073/2,3,2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6183010&pos=4&phys=#

Abb. 2   Exlibris „EIGENTHUM DES CHIR. GREMIUMS IN SITZENDORF“ aus:

Beobachtungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der gesammten praktischen Heilkunde von österreichischen Ärzten. Vierter Band. Wien: Gedruckt und im Verlage bei Carl Gerold 1824.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB6067/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6172422&pos=0&phys=

Abb. 3   Exlibris „Eigenthum des chirurgischen Gremium in Korneuburg“ aus:

Medicinische Jahrbücher des kais. königl. österreichischen Staates. Unter Mitwirkung mehrerer Ärzte und Naturforscher. Neun u. vierzigster u. fünfzigster Band, oder neueste Folge XL. und XLI. Band. Wien: Bei Braumüller und Seidel 1844.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB6060/49-50]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177472#

Abb. 4   Exlibris: „Dem Chyrurgischen Gremio im Bezirk von Closterneuburg zugehörig 1806“ aus:

Neues Journal der ausländischen medizinisch-chirurgischen Literatur. Vierten Bandes erstes Stück. Nürnberg und Sulzbach: in der I E. Seidelschen Kunst- und Buchhandlung 1805.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek Sign.: JB6057/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6177645&pos=3&phys=#

Das „chirurgischen Gremium Klosterneuburg“

Vom „chirurgischen Gremium Klosterneuburg“ – dem im 19. Jahrhundert größten existierenden „chirurgischen Gremium“ – ist eine umfangreiche, sieben Bände umfassende handschriftliche Sammlung, erhalten, die detaillierte Informationen und Aufzeichnungen über dessen Tätigkeit im Zeitraum von 1803 bis 1868, die Namen der ausgebildeten Ärzte, Hinweise zur Organisation des Gremiums anhand der Rechnungsunterlagen und dessen personelle Zusammensetzung in Form von Mitgliederverzeichnisse enthalten.

Gremial-Buch des Chyrurgischen Gremii zu Klosterneuburg No. 1-2. Klosterneuburg: 1803-1843.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB5850/1-2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6176116&pos=0&phys=

Protocole Nro. 2, deren Herren Wundärzte, welche seit dem Jahr 1830 dem Chyrurgischen Gremium zu Klosterneuburg einverleibt wurden, so wie deren seit dem Jahre 1834 aufgedungenen und freigesprochenen Lehrjungen. Klosterneuburg: 1830-1843.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB5850/2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6180925&pos=4&phys=

Gestions-Protokoll für das chirurgische Gremium Klosterneuburg. Klosterneuburg: 1840-1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB5850/3]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6175850&pos=1&phys=

Rechnungshauptbuch für das chirurgische Gremium des Klosterneuburger Physicats vom Jahr 1840. Klosterneuburg: 1840-1865.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB5850/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6181096&pos=1&phys=

Nahmentliches Verzeichnis der Mitglieder des chirurgischen Gremiums zu Klosterneuburg. Klosterneuburg: 1840-1868.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB5850/5]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6183789&pos=4&phys=

Namen-Verzeichnis deren bey dem chirurgischen Gremio des Klosterneuburger Districts aufgedungenen und freygesprochenen Lehrjungen: Klosterneuburg: 1840-1866.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB5850/6]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6179917&pos=0&phys=

Kranken-Aufnahms-Protokoll des Klosterneuburger Chirurgischen Gremium, angefangen vom 10. Juny 1833. Klosterneuburg: 1844-1867.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek Sign.: JB5850/7]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6178014&pos=3&phys=

Mit der Gewerbeordnung 1859 wurde die ärztliche und wundärztliche Tätigkeit von der Anwendung gewerblicher Bestimmungen ausgenommen. 1871 erfolgte die Aufhebung der chirurgischen Lehranstalten – stattdessen wurde das medizinische Studium 1872 verpflichtend eingeführt – und 1876 wurde das Verbot der Vornahme innerlicher Kuren durch Wundärzte aufgehoben und Wundärzte mit Ärzten gleichgestellt. Mit der Errichtung der Ärztekammern durch das Gesetz vom 22.12.1891 entfiel der Zweck der „chirurgischen Gremien“.[4] Schon ab den 1860er Jahren befanden sich die „chirurgischen Gremien“ in Auflösung. 1860 existierten offiziell noch 60 Gremien in der cisleithanischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie, Ende des 19. Jahrhunderts bestanden noch formal 53 mit 866 Mitgliedern. Im Juli 1895 wurde durch das Ministerium des Inneren die Aufhebung der chirurgischen Gremien beschlossen und im April 1896 ein entsprechender Antrag dem Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichsrates zugewiesen. Mit der am 12. Mai 1896 in das Abgeordnetenhaus eingebrachten Regierungsvorlage wurden die vermögensrechtlichen Angelegenheiten geregelt, indem das Vermögen der Gremien an die Ärztekammern überging. Die Auflösung der Gremien wurde schließlich im November 1899 durch den Reichsrat beschlossen.

Quellen:

Dr. Macher’s Handbuch der kaiserlichen königlichen Sanitätsgesetze und Verordnungen mit besonderer Beziehung auf die innerösterreichischen Provinzen. Band 1. Graz-Laibach-Klagenfurt: 1846.

Sammlung der Sanitäts-Verordnungen für das Erzherzogthum Österreich unter der Enns als Fortsetzung der v. Ferro’schen Sammlung. 5. Teil, enthalten die Verordnungen vom Jahre 1818 bis Ende 1824. Herausgegeben von Eduard Vincenz Guldener Edlen von Lobes. Wien: Carl Gerold 1825.

Sammlung der Gesetze welche der glorreichsten Regierung des Kaisers Franz des Zweyten in den sämmtlichen k.k. Erblanden erscheinen sind in einer chronologischen Ordnung von Joseph Kropatschek. Band 18. Wien: 1804.

[1] Gesundheitsordnung vom 10.4.1773. Dr. Macher’s Handbuch der kaiserlichen königlichen Sanitätsgesetze und Verordnungen mit besonderer Beziehung auf die innerösterreichischen Provinzen. Band 1. Graz-Laibach-Klagenfurt: 1846.

[2] Sammlung der Sanitäts-Verordnungen für das Erzherzogthum Österreich unter der Enns als Fortsetzung der v. Ferro’schen Sammlung. 5. Teil, enthalten die Verordnungen vom Jahre 1818 bis Ende 1824. Herausgegeben von Eduard Vincenz Guldener Edlen von Lobes. Wien: Carl Gerold 1825.

[3] Sammlung der Gesetze welche der glorreichsten Regierung des Kaisers Franz des Zweyten in den sämmtlichen k.k. Erblanden erscheinen sind in einer chronologischen Ordnung von Joseph Kropatschek. Band 18. Wien: 1804.

[4] Wiener Medizinische Wochenschrift, 1896, S. 927-928, Wiener Zeitung, 11.11.1899, S. 2.

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Van Swieten Blog: MMag. Margrit Hartl

Dr. Maria Luise Öhl: Der frische Wind im Österreichischen Ärztekunstverein

Dr. Maria Luise Öhl: Der frische Wind im Österreichischen Ärztekunstverein

Seit dem Jahr 2016 hat der Österreichische Ärztekunstverein eine neue Obfrau: Dr. Maria Luise Öhl. Seit 20 Jahren ist sie Mitglied, jetzt hat sie die Leitung übernommen und ist dabei äußerst erfolgreich. Die Mitgliederanzahl ist mittlerweile auf 66 gestiegen und die gemeinsamen Ausstellungen – etwa die jährliche Herbstausstellung im AKH Wien oder die Ausstellung am Kongress für Allgemeinmedizin in Graz – ziehen immer mehr Publikum an.

Dabei ist die Allgemeinmedizinerin mit Psychotherapieausbildung auch selbst künstlerisch tätig, und das seit der Volksschule. Sie maturierte u.a. auch in bildnerischer Erziehung. Dr. Öhl arbeitet mit verschiedensten Techniken, vom Buntstift bis zum Öl-Öhl-Bild und nebenbei fertigt die Stammbesucherin der Biennale in Venedig auch Plastiken aus Holz und Stein und gestaltet Fotos und Filme.

Dr. Maria Luise Öhl

Zu ihrem Bild „Waldweg“ meint die Künstlerin: „Ein Waldweg ist für mich eine unerschöpfliche Quelle von Energie, Meditation und Ruhe.“ Sie hat daher mittlerweile auch ihren Lebensmittelpunkt von Wien in die Steiermark verlegt, wo sie sehr viel mehr Möglichkeiten sieht, Kunst in der Natur zu erleben und zu schaffen.

Das zweite Bild, „Träume von einer schönen Kindheit“, enthält Erinnerungen an Eltern, Spiele, Liebe und Familie.

Dr. Maria Luise Öhl

Gerade diese beiden Bilder zeigen die Vielseitigkeit und den breiten Schaffensrahmen einer Künstlerin, die auch hohe Management-Fähigkeiten besitzt und – was vielleicht noch wichtiger ist – immer wieder auch in der Ausstellungsvorbereitung kräftig zupacken kann!

Dr. Maria Luise Öhl
Kontakt: 1120, Khleslplatz 9 und 7423, Sinnersdorf 30
mobil: 069912042309
E-Mail: mloe@aon.at, www.droehl.at

NEU im Regal: Lehrbücher

Silbernagl, Stefan, 1939-: Taschenatlas Pathophysiologie / Stefan Silbernagl, Florian Lang ; Illustrationen von Rüdiger Gay und Astried Rothenburger. – 5., unveränderte Auflage . – Stuttgart ; New York : Georg Thieme Verlag, [2018], 2018 . – ISBN 978-3-13-241889-9
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Basislehrbuch Innere Medizin / Jörg Braun, Dirk Müller-Wieland (Hrsg.) ; Herausgeber der Vorauflagen: Herbert Renz-Polster, Steffen Krautzig ; mit Beiträgen von: Dr. med. Ertunc Altiok [und 26 weiteren]. – 6. Auflage . – München : Elsevier, 2018, 2018 . – ISBN 978-3-437-41115-1 : circa EUR 69.99 (DE), circa EUR 72.00 (AT)
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TOP-JOURNAL des Monats: JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY (Impact Factor: 19.896 )

Die Universitätsbibliothek stellt DIE medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:
JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY

 

Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR (geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.

Mit dem Impact Factor 19.896 zählt JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY zu den Top-Journalen in der Kategorie:

CARDIAC & CARDIOVASCULAR SYSTEMS – SCIE

Languages

ENGLISH

50 Issues/Year;

Alle eJournals finden Sie hier–>Link

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [45]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [45, letzter Beitrag]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Hans Sachs hat schon 1554 einen Schwank mit dem Titel geschrieben: „Eulenspiegels Disputation mit einem Bischof ob dem Brillenmachen“. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Sachs

Als letztes Beispiel soll der Schriftsteller Ivan Klima angeführt sein, der in seinem Buch „Liebende für eine Nacht, Liebende für einen Tag“ eine Kurzgeschichte über Brillen aufnahm.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ivan_Kl%C3%ADma

Gerade die letztbehandelten Bereiche Malerei, Musik und Literatur lassen sich viel weiter ausdehnen als es hier geschah. Die angeführten Beispiele sind exemplarisch zu verstehen.

Brillenbehaelter
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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [48]: Schnitzler, Johann: Klinischer Atlas der Laryngologie nebst Anleitung zur Diagnose und Therapie der Krankheiten des Kehlkopfes und der Luftröhre. 1895

Schnitzler, Johann: Klinischer Atlas der Laryngologie nebst Anleitung zur Diagnose und Therapie der Krankheiten des Kehlkopfes und der Luftröhre. Mit 186 Abbildungen auf 28 chromolith. Tafeln und 56 Holzschnitten im Texte. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller 1895.

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Joahnn Schnitzler

Johann Schnitzler (*10.04.1835 Nagybajom/Ungarn, gest. 02.05.1893 Wien) gilt als Wegbereiter der modernen Laryngologie. Heute ist er vor allem als Vater des Arztes und Schriftstellers Arthur Schnitzler (1862-1931) bekannt. Er war jüdischen Glaubens und wuchs in Nagykanizsa/Großkanizsa (Ungarn) als Sohn eines Tischlermeisters auf, wo er das Untergymnasium besuchte. Ab 1851 wurde er in Pest (Budapest) in einem Obergymnasium unterrichtet. 1855 begann er mit dem Studium der Medizin in Budapest, das er ab 1858 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien fortsetzte und 1860 mit seiner Promotion abschloss. Im Anschluss daran bildete er sich in interner Medizin, zuerst bei Joseph Skoda (1805-1881) und dann bei Johann von Oppolzer (1808-1871), dessen Zweiter Assistent er 1863 wurde, weiter aus. Auf Anregung von Johann von Oppolzer wandte sich Schnitzler der Laryngologie zu. Er habilitierte sich 1864 für Perkussion und Auskultation sowie für die Krankheiten der Atmungs- und Kreislauforgane. 1878 wurde er zum a.o. Titularprofessor und 1880 zum a.o. Professor an der Universität Wien ernannt. Daneben lehrte er von 1874-1878 Physiologie und Pathologie der Stimme am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde (heute: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien).

Abb. 2    Schnitzler: Klinischer Atlas der Laryngologie […]. Wien: 1895. Tafel VIII.

1872 gehörte Johann Schnitzler zu den Mitbegründern der Allgemeinen Poliklinik Wien. Hier leitete er die laryngologische Abteilung und war ab 1884 ärztlicher Direktor der Anstalt. Er zeichnete auch für die Übersiedlung der Allgemeinen Poliklinik 1892 verantwortlich, die damals nach modernsten Prinzipien in einem neu errichteten Gebäude nach den Plänen von Andreas Streit (1840-1916) in Wien 9., Mariannengasse 10, eingerichtet wurde. Schnitzler entfaltete in der Poliklinik eine umfangreiche Lehr- und Forschungstätigkeit, die dem Kehlkopfspezialisten internationale Anerkennung eintrug. Er verfasste mehr als 150 fachwissenschaftliche Publikationen und war an der Gründung und Herausgabe mehrerer medizinischer Zeitschriften beteiligt. Er wandte als einer der ersten die Inhalationstherapie an, führte die pneumatische Therapie und die Hypnose in der Laryngologie ein, konstruierte einen Respirationsapparat, zählte zu den Pionieren der Galvanokaustik, befasste sich ab 1873 mit den Neurosen des Kehlkopfs und hielt ab 1884 propädeutische Vorlesungen über Laryngo- und Rhinoskopie. Besonders sein von seinem Schwiegersohn und Assistenten Markus Hajek (1861-1941) mithilfe seines Sohnes Arthur Schnitzler 1895 postum veröffentlichtes Werk „Klinischer Atlas der Laryngologie“ stellte ein Standardwerk und wichtigen Behelf für das junge Fach dar. – Markus Hajek war mit Schnitzlers Tochter Gisela (1867-1953) verheiratet. Er habilitierte sich 1897 in Laryngologie, wurde 1919 o. Prof. an der Universität Wien und leitete bis 1933 die Laryngo-rhinologische Universitäts-Klinik im AKH. Markus Hajek wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1938 aus Österreich vertrieben und starb 1941 in London.

Abb. 3    Schnitzler: Klinischer Atlas der Laryngologie […]. Wien: 1895. Titelblatt.

Johann Schnitzler war auch in Theaterkreisen ein gefragter Arzt. Adolf von Sonnenthal (1834-1909) sowie Charlotte Wolter (1834-1897) und viele weitere Sänger der Hofoper konsultierten ihn. Dadurch kam auch sein Sohn Arthur früh in Kontakt mit der Theaterwelt. Dieser verwendete Einzelnes aus Johann Schnitzlers Leben als Anregung für sein Ärztedrama „Professor Bernardi“ (1912).

Quellen:

Schnitzler Johann. In: Österreichisches biographisches Lexikon. X. Band Savinšek Slavko – Schober Ernst. Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1994. S. 410-411.

Prof. Dr. Johann Schnitzler. In: Die feierliche Inauguration des Rectors der Wiener Universität für das Studienjahr 1893/94 am 26. October 1893. Wien: Selbstverlag der k.k. Universität 1893. S. 11-12.

Johann Schnitzler +. In: Wiener klinische Wochenschrift. (6/19) 1893. S. 357.

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Van Swieten Blog: MMag. Margrit Hartl

Videos für den Unterricht in der Zahnmedizin (Testzugang bis Jahresende 2017)

[Autor/Feedback: Helmut Dollfuß]

Bis Jahresende 2017 steht die Video-Platform „Dental Education in Video“ im Computernetz der MedUni Wien und über Remote Access zur Verfügung.

„Dental Education in Video is a video encyclopedia of dentistry and dental technique, delivering instant online access to hundreds of high-definition videos featuring world-renowned clinicians and educators. It provides hundreds of hours of demonstrations from American Dental Association-approved content partners, together with interviews and lectures, for students and faculty in dental surgery, medicine, oral hygiene, assisting, and nursing.“

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [42]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [42]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Von dem Komponisten und Musikverleger Andrea Antico stammt „Occi miei lassi „. Antico wurde zwischen 1470 und 1480 in lstrien geboren und arbeitete 1o Jahre lang für Papst Leo X. Neben Orgeltabulaturen ließ er das erste Buch mit gesondert notierten Stimmen erscheinen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Andrea_Antico
https://www.youtube.com/results?search_query=Andrea+Antico

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

„1. Weltkrieg & Medizin“ [46]: Das Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ / PARDUBICE in Böhmen 1914 – 1918, Folge 8.3.1 – Ärztinnen und Ärzte

Das Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ / PARDUBICE  in Böhmen 1914 – 1918

Folge 8.3.1 – Ärztinnen und Ärzte

Die Ärzte im Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 (1915-1918)

D – F (1.Teil)

DEUTSCH, Robert

Geboren 1889; er war heimatzuständig in Aussig https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Ast%C3%AD_nad_Labem.

Nach Beendigung des Medizinstudiums fand er eine Stelle im Allgemeinen Krankenhaus in Aussig als Dermatologe.

Im Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz war er seit 5. Juni 1915 in der „Zentralabteilung für Geschlechtskrankheiten“ als Dermatologe und „Syphilitologe“ tätig.

Nach dem Kriege in Aussig als „Fürsorgearzt“ (=Arzt, der in der Gesundheitsfürsorge im Rahmen der öffentlichen Sozialhilfe tätig ist) eingeteilt, wurde er nach dem Einmarsch der Deutschen im November/Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Sachsenhausen  wegen seiner jüdischen Herkunft festgehalten. Er konnte allerdings nach England flüchten, wo er 1947 die englische Staatsbürgerschaft erwarb (siehe: Tomáš Fedorovič, Vladimír Kaiser: Historie židovské komunity v Ústí nad Labem 2005).

In der „Dermatologische Wochenschrift“ vom 15. November 1919 (Seite 731-732) erschien ein Artikel von ihm mit dem Titel:

Abortivbehandlung der Syphilis mittels Silbersalvarsan  https://de.wikipedia.org/wiki/Arsphenamin

EISELT, Rudolf

Geboren am 28. März 1881 in Prag, gestorben 1950.

Er studierte an der böhmischen Universität in Prag Medizin, wo er im Jahr 1905 promovierte. In der Folge war er Assistent an der I. internen Klinik von Professor Maixner in Prag http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_M/Maixner_Emerich_1847_1920.xml und habilitierte sich schließlich 1912 als Privatdozent für Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten.

Er stand dem Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz seit 13. November 1914 bis Mitte März 1916 zur Verfügung. In diesem Monat übernahm er die Leitung der kurz zuvor eröffneten Lungenheilanstalt für Soldaten auf dem Berge Ples bei Prag.

Zu seiner Biographie siehe:

  1. April 1912 Als Privatdozent für Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten an der böhmischen Universität in Prag wurde bestätigt

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ptb&datum=19120407&seite=5&zoom=33&query=%22rudolf%2Beiselt%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. Februar 1916 Eröffnung einer Lungenheilstätte für Soldaten in PLES bei Prag Eiselt als Erster Direktor

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=fdb&datum=19160204&seite=8&zoom=33&query=%22ples%22%2B%22lungenheilst%C3%A4tte%22&ref=anno-search

  1. Juni 1916 Bestellung zum Lehrer der Krankenpflegeschule des k. k. Allgemeinen öffentlichen Krankenhauses mit deutscher Unterrichtssprache in Prag

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ptb&datum=19160603&seite=13&zoom=33&query=%22rudolf%2Beiselt%22&provider=P02&ref=anno-search

  1. Mai 1932 Radioübertragung aus Prag; Populär-ärztliche Funkreihe des Radiojournals

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=raw&datum=19320520&seite=70&zoom=87&query=%22dr%2Br%2Beiselt%22&ref=anno-search

Publikationen vor dem Ersten Weltkrieg (in Auswahl):

1910 – Beitrag zu Stoffwechseluntersuchungen bei Morbus Addisonii. IN: Zeitschrift für klinische Medizin, Band 69, Seite 393

1912 – Ein Beitrag zu den biochemischen und chemischen Eigenschaften des tuberkulösen Sputums. IN: Zeitschrift für klinische Medizin, Band 75, Seite 71

Publikation während seiner Tätigkeit im Reservespital Nr. 2:

1916 – Über abnorme Verlaufsarten einiger Infektionskrankheiten (in tschechischer Sprache: Abnormni průběh některých infekčních chorob) IN: Časopis lékařů českých; R. 55, c. 5. Pril.

Publikationen nach dem Ersten Weltkrieg (in Auswahl):

1921 – Specifická therapie tuberkulosy : (tuberkuliny, sera, vakciny), Prag; gedrucktes Buch

1926 – Das Problem der Anaphylaxie (in tschechischer Sprache:  Problém anafylaxe). IN: Časopis lékařů českých; R. 65, c. 8. Pril. 

ENDERLIN, Nino

Arzt aus der Schweiz.

Er war nach seinem medizinischen Staatsexamen 1916 an der Universität Zürich ein Jahr Assistenzarzt in der chirurgischen Klinik von Dr. Hans Brun im Bergli in Luzern. Brun (1874-1946) hatte 1916 auch die Leitung der Schweizer Armeesanitätsanstalt in Luzern https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rsanit%C3%A4tsanstalt inklusive des integrierten Spitals für die von der Schweiz aufgenommenen schwerverletzten ausländischen Militärinternierten (Entente/Mittelmächte) übernommen. Hier hatte Enderlin erstmals Gelegenheit, sich mit der Kriegschirurgie vertraut zu machen.

Am 24. September 1917 kam er nach Österreich, um weitere Studien für seine Dissertation direkt an der Front zu machen. Die Militärbehörden Österreichs schickten ihn zunächst nach Leitmeritz und von hier aus ins Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 nach Pardubitz.

Seinem Ansuchen im Jänner 1918 in einem Feldspital an der Südfront/Italien eingesetzt zu werden, wurde schließlich stattgegeben und er trat seinen Weg am 15. Februar 1918 zur Personalsammelstelle nach Udine an. Aufgrund Ablaufens seines Auslandsurlaubes musste er Ende Februar 1918 in die Schweiz zurückkehren.

Hier beendete er seine Dissertation in Zürich mit dem Titel: Über 17 Spätfälle von Kriegsaneurysmen (Dissertation in Zürich 1918 In: Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte, Band 49, S. 902).

Zu Hans Brun siehe

BRUN Hans.PDF

FALK, Emil

Stammte aus Teplitz? https://de.wikipedia.org/wiki/Teplice

Er war vor der Jahrhundertwende Assistent an der deutschen dermatologischen Klinik von Professor Philipp Josef Pick in Prag. https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Josef_Pick

Ende 1916 dürfte er an das Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz gekommen sein, wo er bis Mai 1918 in der 2. Abteilung/Sektion tätig war. Er kehrte dann nach Teplitz zurück, um hier wieder in seiner Ordination zu arbeiten.

Siehe auch:

  1. Jänner 1899 Anzeige der Ordinationseröffnung

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=18990111&seite=11&zoom=33&query=%22dr%2Bemil%2Bfalk%22&provider=P02&ref=anno-search

Ordinationsanzeige

  1. Jänner 1916 Lichtbildervorträge über Geschlechtskrankheiten

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=19160104&seite=3&zoom=33&query=%22dr%2Bemil%2Bfalk%22&provider=P02&ref=anno-search

  1. Jänner 1916 Die Lichtbildervorträge der Bezirkskrankenkasse in Teplitz-Schönau mit dem Thema : Die Geschlechtskrankheiten, deren Bekämpfung und Verhütung

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=19160111&seite=3&zoom=33&query=%22dr%2Bemil%2Bfalk%22&provider=P02&ref=anno-search

Am 1. Juni 1918 hat er seine Praxis in Teplitz-Schönau wieder eröffnet

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=19180525&seite=4&zoom=33&query=%22dr%2Bemil%2Bfalk%22&provider=P02&ref=anno-search

FEIGENBAUM, Dorian (auch Isidor)

Geboren am 19. Mai 1887 in Lemberg/gestorben am 3. Jänner 1937 in New York.

Er studierte Medizin an der Universität in Wien, wo er auch am 23. Oktober 1914 promovierte.

Nach Ausbruch des Krieges meldete er sich freiwillig zum Dienst.

Seine Dienstverwendungen während des Krieges waren (1914-1918):

Vereins-Reserve-Spital Nr. 1 des Roten Kreuzes in der Radetzky-Kaserne in Wien:

  1. September 1914 bis 5. November 1914

Epidemie- und Barackenspital in Ungvar https://de.wikipedia.org/wiki/Uschhorod als „Epidemiearzt“ und Chefarzt der Typhusabteilung:

  1. November 1914 bis 26. August 1915

Feldspital 3/4 (Typhusabteilung):

  1. August 1915 bis 5. September 1915

K. u. k. Feldmarodenhaus 1/5 (Ikra-Front am russischen Kriegsschauplatz):

  1. September 1915 bis 26. Jänner 1917

K. u. k. Reservespital Nr. 1 in Lemberg, als Nervenarzt eingeteilt:

  1. Jänner 1917 bis 25. Juli 1917

– Im k. u. k. Infanterieregiment Nr. 83 „Freiherr von Schikofsky“ (33. Division, 14. Isonzoarmee) als Bataillonschefarzt; er nahm an der 12. Isonzoschlacht beim Durchbruch und Vormarsch in Italien teil https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lfte_Isonzoschlacht:

– 25. Juli 1917 bis Anfang Jänner 1918

Ende Dezember 1917 ersuchte das Kriegsministerium in Wien um seine Ablöse, da er als Nervenarzt in Spitälern des „Hinterlandes“ dringend gebraucht wurde.

Anlässlich eines Erholungsurlaubs im Dezember 1917 in Wien erkrankte er, wurde im Vereins-Reserve-Spital Nr. 3 (Rotes Kreuz Spital Rudolfinerhaus) wegen Mastdarmbeschwerden einer Operation unterzogen, und nach seiner Genesung am 24. April 1918 dem Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz im „Range eines Landsturmoberarztes“ zugeteilt.

Nach dem Krieg:

Vom 7. Dezember 1918 bis zum 18. Juni 1919 war er noch in Wien gemeldet. Dann absolvierte er ein psychiatrisches Praktikum in der Schweiz, wo er Mitglied der Schweizer Psychoanalytischen Vereinigung wurde.

Er ging 1920 nach Palästina, wo er im selben Jahr die ärztliche Leitung der Irrenanstalt „Ezrat Nashim“ in Jerusalem übernahm. Daneben war er von 1921 bis 1923 als „psychiatric consultant of the Government of Palestine“ tätig.

Von Jänner 1924 bis Juni 1924 nochmals kurz in Wien emigrierte er in die USA.

Hier arbeitete er als Psychoanalytiker bis zu seinem Tod am „Neurological Institute“ in New York, am „College of Physicians and Surgeons of Columbia University“ und als „lecturer at the New York Psychoanalytic Institute“.

Im April 1932 wurde er Chefredakteur der Zeitschrift „Psychoanalytic Quarterly“.

Mehr über ihn:

Nachruf in Psychoanalytic Quarterly aus dem Jahr 1937

http://pep.gvpi.net/document.php?id=paq.006.0001a&type=hitlist&num=2&query=zone1%2Cparagraphs%7Czone2%2Cparagraphs%7Cwhocitedthis%2Cpsar.017.0159a

  1. Dezember 1921 Aburteilung des Mörders von Israel Fallhändler und seinem Sohne

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=jpr&datum=19211216&query=%22dr+feigenbaum%22&ref=anno-search&seite=4

Werke (Auswahl):

1929: Critique of Bekhterev’s reflexology. New York

1929: Paranoia and magic. Ohne Jahr

1929: The locomotive God. Albany/New York

1931: Die Psychoanalyse und der praktische Arzt. Vortrag gehalten zu Ehren von Prof. Sigm. Freuds 75. Geburtstag in der Deutschen Medizinischen Gesellschaft der Stadt New York am 4. Mai 1931. Leipzig

OHNE Jahr: The legacy of Karl Abraham: 1877-1925

FIALA, Kamil/Camil

Geboren am 31. Juli 1880 in Prag/gest. am 23. November 1930 in Kaschau  https://de.wikipedia.org/wiki/Ko%C5%A1ice.

Nach dem Studium der Medizin an der böhmischen Universität in Prag und seiner Promotion im Jahre 1906 war er Assistent an der ophthalmologischen Klinik in Prag (Leitung: Prof. Dr. Jindrich Chaloupecky; 1864-1918).

Noch 1906 heuerte er als Schiffsarzt beim österreichischen Lloyd an. Im Februar 1907 lief er mit dem 1888 gebauten Passagierdampfer „Imperatrix“ von Triest nach Bombay aus. Auf der Fahrt geriet das Schiff in einen schweren Sturm und sank vor der Küste Kretas https://de.wikipedia.org/wiki/Imperatrix_(Schiff).

Kamil Fiala konnte sich – nach eigenen Angaben – schwimmend ans Ufer retten.

Nach Prag zurückgekehrt arbeitete er als Haut- und Geschlechtsarzt auf der hiesigen Poliklinik. Er hatte auch eine eigene Ordination.

Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs publizierte er auch einige Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften (z.B. in Časopis lékařů českých 1910 über „die Anwendung der Kohlensäure in der Therapie von Hautkrankheiten“; eine Zusammenfassung in deutscher Sprache siehe http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=19110003&query=((text:%22dr+k+fiala%22))&ref=anno-search&seite=912).

Zu Kriegsbeginn 1914 rückte er ein und befand sich „im Felde“ vom 25. Juli 1914 bis zum 15. November 1914.

Krankheitshalber länger beurlaubt wurde er nach seiner Genesung Mitte 1915 als „nicht felddiensttauglich“ ins Garnisonsspital Nr. 13 Theresienstadt  https://de.wikipedia.org/wiki/Terez%C3%ADn, dann in die Beobachtungsstation Kolin    https://de.wikipedia.org/wiki/Kol%C3%ADn und schließlich in das Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 nach Pardubitz versetzt.

Hier übernahm er als „Konsiliararzt für Geschlechtskrankheiten“ als Kommandant die Leitung der 2. Abteilung/Sektion.

Biographisches und weitere Quellen:

  1. April 1906 Kamill Fiala zu dieser Zeit dem Garnisonsspital Nr. 11 in Prag zugeteilt, war mit 1. April 1906 zum Assistenzarzt-Stellvertreter ernannt worden

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ptb&datum=19060410&seite=6&zoom=33&query=%22kamill%2Bfiala%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. Februar 1907 Die Katastrophe eines österreichischen Lloyd-Dampfers – Ein Prager Arzt gerettet

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ptb&datum=19070225&seite=6&zoom=33&query=%22dr%2Bfiala%22%2B%22geschlechtskrankheiten%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. Februar 1907 Die Katastrophe der „Imperatrix“ – Der gerettete Dr. Fiala

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ptb&datum=19070225&seite=14&zoom=33&query=%22dr%2Bfiala%22%2B%22geschlechtskrankheiten%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. März 1907 Die Schreckensnacht auf der „Imperatrix“

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwg&datum=19070306&seite=6&zoom=33&query=%22kamill%2Bfiala%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. März 1907 Der Schiffsarzt Dr. Kamill Fiala

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwb&datum=19070307&seite=13&zoom=33&query=%22kamill%2Bfiala%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. Juni 1907 Assistenzarzt der Reserve ernannt

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=19070629&seite=3&zoom=33&query=%22kamill%2Bfiala%22&provider=P03&ref=anno-search

  1. Juli 1913 Unglücksfall bei den Pionierübungen in Aschach/Oberösterreich

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tpt&datum=19130718&seite=5&zoom=33&query=%22dr%2Bfiala%22%2B%22regimentsarzt%22&provider=P03&ref=anno-search

Kurzbiografie (in tschechischer Sprache)

https://cs.wikipedia.org/wiki/Kamil_Fiala

Text: Reinhard Mundschütz

–>Folge 8.3.2 – Ärztinnen und Ärzte (2.Teil) –> 4.12.2017

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [47]: Lindenmayr, Emerich P.: „Serbien, dessen Entwicklung und Fortschritt im Sanitætswesen, mit Andeutungen über die gesammten Sanitäts-Verhältnisse im Orient“. 1876

Lindenmayr, Emerich P.: „Serbien, dessen Entwicklung und Fortschritt im Sanitætswesen, mit Andeutungen über die gesammten Sanitäts-Verhältnisse im Orient“. Timişoara: Druck und Verlag der Csanáder Dioecesan-Buchdruckerei 1876.

Emerich P. Lindenmayr – ein Grenzgänger zwischen Wien, Budapest, dem Banat und Serbien

Text: Dr. Walter Mentzel

An der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich eine vom österreichischen Mediziner Emerich P. Lindenmayr (1806-1883) herausgebrachte Monografie, die dessen Wirken als Militärarzt im Dienst des serbischen Fürstentums und als Modernisierer des militärischen wie zivilen Sanitätswesens in Serbien zur Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Dieses Buch stellt nicht nur eine seltene Rarität dar, sondern ist bis heute eine einzigartige Quelle zur Entwicklung und der Geschichte der Medizin in Serbien. Nicht zuletzt bezieht diese Studie auch ihre Geltung aus dem Umstand, dass Lindenmayr in der österreichischen Medizingeschichte rasch in „Vergessenheit“ geriet, während seine Bedeutung von der serbischen Historiografie in den letzten Jahren zunehmend gewürdigt wird.[1] Das Buch erschien 1876 in Timișoara/Temeswar/Temesvár/Темишвар in deutscher Sprache.

                                                            

Abb. 1 Titelblatt: Lindemayr: Serbien […].Timișoara: 1876

Emerich P. Lindenmayr wurde 1806 in Oravița/Orawitz/Oravica/Оравица, im damals zum ungarischen Teil der Habsburgermonarchie gehörenden Banat, geboren und wuchs in Ciacova/Tschakowa/Csák/Чаково im Banat auf. Sein Vater, Dr. Johann Bernhard Lindenmayr, war Bezirksarzt in Chevereșu Mare/Großkeweresch/Nagykövéres im Kreis Timiș (heute Rumänien) und Arzt in Buziaș/(Bad) Busiasch/Buziásfürdő im Banat und errichtete hier, nachdem er zwischen 1805 und 1811 den Kohlensäuregehalt in den Mineralquellen nachgewiesen hatte, eine Badeanstalt, die 1874 mit der Eröffnung der Kuranstalt zum ersten „Mineralwasser-Freibad“ Europas avancierte.

Sein Sohn Emerich Lindenmayr studierte in Wien und Budapest Medizin, wo er 1832 mit seiner Dissertation zum Thema „Hippocrates, homo, philosophus, medicus“ (Lindenmayr Emericus. Buda: Typis Univ. 1832), promovierte und danach in Budapest als Arzt praktizierte. (Der Volltext der Dissertation ist online über die Homepage der Österreichischen Nationalbibliothek zugänglich.)[2] 1835 emigrierte Lindenmayr nach Šabac/Шабац in Serbien. Am 30. Juli 1839 wurde er als erster Mediziner per Dekret zum Leiter des medizinischen Korps der serbischen Armee ernannt und begann mit der Modernisierung des militärischen Spitals- und Sanitätswesens. Dieser Tag ist bis heute Gedächtnistag des militärärztlichen Dienstes in Serbien. Von Juni 1845 bis 1. April 1859 leitete er im Fürstentum Serbien die medizinische Abteilung beim Ministerium des Inneren, die für zivile und militärische Belange zuständig war und erneuerte während dieser Zeit das Sanitäts- und Spitalwesen. Er schuf u.a. eine neue Sanitätsverwaltung und versuchte sie auf gesetzliche Grundlagen zu stellen, er führte die Organisation der Kreisärzte ein, war in der Seuchenbekämpfung aktiv und erhöhte die Zahl des ärztlichen Personals. Seit 1846 beschäftigte er sich darüber hinaus mit den Heilquellen und Kurorten in Serbien. 1856 erschien von ihm anhand von überlieferten schriftlichen Materialien seines Vaters die Arbeit „Die Mineralquellen in Busiás in der serbischen Woiwodschaft mit dem Temeser Banate. Timișoara: 1856.“[3]

Seine Erfolge beim Aufbau und der Organisation des Sanitätswesens fanden an der Medizinischen Fakultät in Wien Beachtung und führten im März 1854 zu seiner Aufnahme als „korrespondierendes Mitglied im Auslande“ in die Gesellschaft der Ärzte in Wien,[4] wo er mindestens einmal – im Februar 1856 – zum organisatorischen Aufbau des Medizinalwesens in Serbien referierte.[5] Nachdem er 1859 von seiner exponierten Stellung als Militärarzt abberufen wurde, trat er nochmals 1862 während der Unruhen zwischen der türkischen und serbischen Bevölkerung Belgrads kurzzeitig als Militärarzt in den Dienst. Emerich P. Lindenmayr verstarb am 24.12.1883 in Belgrad (Београд/Beograd).

[1] 173. Anniversary of the military medical academy (30.7.2015): http://www.vma.mod.gov.rs/eng/news/Day-of-the-Military-Medical-Service-Marked

[2] http://digital.onb.ac.at/OnbViewer/viewer.faces?doc=ABO_%2BZ155762908

[3] Eine Rezension findet sich in: Wiener Medizinische Wochenschrift, 1856, S. 565-566. Die Arbeit ist online abrufbar unter: https://books.google.at/books?id=K9tZAAAAcAAJ&printsec=frontcover&dq=inauthor:%22Emerich+P.+Lindenmayr%22&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiMw7ys0K_XAhWIqKQKHXU5AiMQuwUINDAC#v=onepage&q&f=false

[4] Wiener Zeitung, 29.3.1854, S. 5.

[5] Wiener Zeitung, 19.4.1856, S. 3.

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