Das Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ / PARDUBICE in Böhmen 1914 – 1918
Folge 8.3.1 – Ärztinnen und Ärzte
Die Ärzte im Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 (1915-1918)
D – F (1.Teil)
DEUTSCH, Robert
Geboren 1889; er war heimatzuständig in Aussig https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Ast%C3%AD_nad_Labem.
Nach Beendigung des Medizinstudiums fand er eine Stelle im Allgemeinen Krankenhaus in Aussig als Dermatologe.
Im Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz war er seit 5. Juni 1915 in der „Zentralabteilung für Geschlechtskrankheiten“ als Dermatologe und „Syphilitologe“ tätig.
Nach dem Kriege in Aussig als „Fürsorgearzt“ (=Arzt, der in der Gesundheitsfürsorge im Rahmen der öffentlichen Sozialhilfe tätig ist) eingeteilt, wurde er nach dem Einmarsch der Deutschen im November/Dezember 1938 im Konzentrationslager Sachsenhausen https://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Sachsenhausen wegen seiner jüdischen Herkunft festgehalten. Er konnte allerdings nach England flüchten, wo er 1947 die englische Staatsbürgerschaft erwarb (siehe: Tomáš Fedorovič, Vladimír Kaiser: Historie židovské komunity v Ústí nad Labem 2005).
In der „Dermatologische Wochenschrift“ vom 15. November 1919 (Seite 731-732) erschien ein Artikel von ihm mit dem Titel:
Abortivbehandlung der Syphilis mittels Silbersalvarsan https://de.wikipedia.org/wiki/Arsphenamin
EISELT, Rudolf
Geboren am 28. März 1881 in Prag, gestorben 1950.
Er studierte an der böhmischen Universität in Prag Medizin, wo er im Jahr 1905 promovierte. In der Folge war er Assistent an der I. internen Klinik von Professor Maixner in Prag http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_M/Maixner_Emerich_1847_1920.xml und habilitierte sich schließlich 1912 als Privatdozent für Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten.
Er stand dem Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz seit 13. November 1914 bis Mitte März 1916 zur Verfügung. In diesem Monat übernahm er die Leitung der kurz zuvor eröffneten Lungenheilanstalt für Soldaten auf dem Berge Ples bei Prag.
Zu seiner Biographie siehe:
- April 1912 Als Privatdozent für Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten an der böhmischen Universität in Prag wurde bestätigt
- Februar 1916 Eröffnung einer Lungenheilstätte für Soldaten in PLES bei Prag Eiselt als Erster Direktor
- Juni 1916 Bestellung zum Lehrer der Krankenpflegeschule des k. k. Allgemeinen öffentlichen Krankenhauses mit deutscher Unterrichtssprache in Prag
- Mai 1932 Radioübertragung aus Prag; Populär-ärztliche Funkreihe des Radiojournals
Publikationen vor dem Ersten Weltkrieg (in Auswahl):
1910 – Beitrag zu Stoffwechseluntersuchungen bei Morbus Addisonii. IN: Zeitschrift für klinische Medizin, Band 69, Seite 393
1912 – Ein Beitrag zu den biochemischen und chemischen Eigenschaften des tuberkulösen Sputums. IN: Zeitschrift für klinische Medizin, Band 75, Seite 71
Publikation während seiner Tätigkeit im Reservespital Nr. 2:
1916 – Über abnorme Verlaufsarten einiger Infektionskrankheiten (in tschechischer Sprache: Abnormni průběh některých infekčních chorob) IN: Časopis lékařů českých; R. 55, c. 5. Pril.
Publikationen nach dem Ersten Weltkrieg (in Auswahl):
1921 – Specifická therapie tuberkulosy : (tuberkuliny, sera, vakciny), Prag; gedrucktes Buch
1926 – Das Problem der Anaphylaxie (in tschechischer Sprache: Problém anafylaxe). IN: Časopis lékařů českých; R. 65, c. 8. Pril.
ENDERLIN, Nino
Arzt aus der Schweiz.
Er war nach seinem medizinischen Staatsexamen 1916 an der Universität Zürich ein Jahr Assistenzarzt in der chirurgischen Klinik von Dr. Hans Brun im Bergli in Luzern. Brun (1874-1946) hatte 1916 auch die Leitung der Schweizer Armeesanitätsanstalt in Luzern https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rsanit%C3%A4tsanstalt inklusive des integrierten Spitals für die von der Schweiz aufgenommenen schwerverletzten ausländischen Militärinternierten (Entente/Mittelmächte) übernommen. Hier hatte Enderlin erstmals Gelegenheit, sich mit der Kriegschirurgie vertraut zu machen.
Am 24. September 1917 kam er nach Österreich, um weitere Studien für seine Dissertation direkt an der Front zu machen. Die Militärbehörden Österreichs schickten ihn zunächst nach Leitmeritz und von hier aus ins Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 nach Pardubitz.
Seinem Ansuchen im Jänner 1918 in einem Feldspital an der Südfront/Italien eingesetzt zu werden, wurde schließlich stattgegeben und er trat seinen Weg am 15. Februar 1918 zur Personalsammelstelle nach Udine an. Aufgrund Ablaufens seines Auslandsurlaubes musste er Ende Februar 1918 in die Schweiz zurückkehren.
Hier beendete er seine Dissertation in Zürich mit dem Titel: Über 17 Spätfälle von Kriegsaneurysmen (Dissertation in Zürich 1918 In: Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte, Band 49, S. 902).
Zu Hans Brun siehe
FALK, Emil
Stammte aus Teplitz? https://de.wikipedia.org/wiki/Teplice
Er war vor der Jahrhundertwende Assistent an der deutschen dermatologischen Klinik von Professor Philipp Josef Pick in Prag. https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Josef_Pick
Ende 1916 dürfte er an das Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz gekommen sein, wo er bis Mai 1918 in der 2. Abteilung/Sektion tätig war. Er kehrte dann nach Teplitz zurück, um hier wieder in seiner Ordination zu arbeiten.
Siehe auch:
- Jänner 1899 Anzeige der Ordinationseröffnung
Ordinationsanzeige
- Jänner 1916 Lichtbildervorträge über Geschlechtskrankheiten
- Jänner 1916 Die Lichtbildervorträge der Bezirkskrankenkasse in Teplitz-Schönau mit dem Thema : Die Geschlechtskrankheiten, deren Bekämpfung und Verhütung
Am 1. Juni 1918 hat er seine Praxis in Teplitz-Schönau wieder eröffnet
FEIGENBAUM, Dorian (auch Isidor)
Geboren am 19. Mai 1887 in Lemberg/gestorben am 3. Jänner 1937 in New York.
Er studierte Medizin an der Universität in Wien, wo er auch am 23. Oktober 1914 promovierte.
Nach Ausbruch des Krieges meldete er sich freiwillig zum Dienst.
Seine Dienstverwendungen während des Krieges waren (1914-1918):
– Vereins-Reserve-Spital Nr. 1 des Roten Kreuzes in der Radetzky-Kaserne in Wien:
- September 1914 bis 5. November 1914
– Epidemie- und Barackenspital in Ungvar https://de.wikipedia.org/wiki/Uschhorod als „Epidemiearzt“ und Chefarzt der Typhusabteilung:
- November 1914 bis 26. August 1915
– Feldspital 3/4 (Typhusabteilung):
- August 1915 bis 5. September 1915
– K. u. k. Feldmarodenhaus 1/5 (Ikra-Front am russischen Kriegsschauplatz):
- September 1915 bis 26. Jänner 1917
– K. u. k. Reservespital Nr. 1 in Lemberg, als Nervenarzt eingeteilt:
- Jänner 1917 bis 25. Juli 1917
– Im k. u. k. Infanterieregiment Nr. 83 „Freiherr von Schikofsky“ (33. Division, 14. Isonzoarmee) als Bataillonschefarzt; er nahm an der 12. Isonzoschlacht beim Durchbruch und Vormarsch in Italien teil https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lfte_Isonzoschlacht:
– 25. Juli 1917 bis Anfang Jänner 1918
Ende Dezember 1917 ersuchte das Kriegsministerium in Wien um seine Ablöse, da er als Nervenarzt in Spitälern des „Hinterlandes“ dringend gebraucht wurde.
Anlässlich eines Erholungsurlaubs im Dezember 1917 in Wien erkrankte er, wurde im Vereins-Reserve-Spital Nr. 3 (Rotes Kreuz Spital Rudolfinerhaus) wegen Mastdarmbeschwerden einer Operation unterzogen, und nach seiner Genesung am 24. April 1918 dem Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz im „Range eines Landsturmoberarztes“ zugeteilt.
Nach dem Krieg:
Vom 7. Dezember 1918 bis zum 18. Juni 1919 war er noch in Wien gemeldet. Dann absolvierte er ein psychiatrisches Praktikum in der Schweiz, wo er Mitglied der Schweizer Psychoanalytischen Vereinigung wurde.
Er ging 1920 nach Palästina, wo er im selben Jahr die ärztliche Leitung der Irrenanstalt „Ezrat Nashim“ in Jerusalem übernahm. Daneben war er von 1921 bis 1923 als „psychiatric consultant of the Government of Palestine“ tätig.
Von Jänner 1924 bis Juni 1924 nochmals kurz in Wien emigrierte er in die USA.
Hier arbeitete er als Psychoanalytiker bis zu seinem Tod am „Neurological Institute“ in New York, am „College of Physicians and Surgeons of Columbia University“ und als „lecturer at the New York Psychoanalytic Institute“.
Im April 1932 wurde er Chefredakteur der Zeitschrift „Psychoanalytic Quarterly“.
Mehr über ihn:
Nachruf in Psychoanalytic Quarterly aus dem Jahr 1937
- Dezember 1921 Aburteilung des Mörders von Israel Fallhändler und seinem Sohne
Werke (Auswahl):
1929: Critique of Bekhterev’s reflexology. New York
1929: Paranoia and magic. Ohne Jahr
1929: The locomotive God. Albany/New York
1931: Die Psychoanalyse und der praktische Arzt. Vortrag gehalten zu Ehren von Prof. Sigm. Freuds 75. Geburtstag in der Deutschen Medizinischen Gesellschaft der Stadt New York am 4. Mai 1931. Leipzig
OHNE Jahr: The legacy of Karl Abraham: 1877-1925
FIALA, Kamil/Camil
Geboren am 31. Juli 1880 in Prag/gest. am 23. November 1930 in Kaschau https://de.wikipedia.org/wiki/Ko%C5%A1ice.
Nach dem Studium der Medizin an der böhmischen Universität in Prag und seiner Promotion im Jahre 1906 war er Assistent an der ophthalmologischen Klinik in Prag (Leitung: Prof. Dr. Jindrich Chaloupecky; 1864-1918).
Noch 1906 heuerte er als Schiffsarzt beim österreichischen Lloyd an. Im Februar 1907 lief er mit dem 1888 gebauten Passagierdampfer „Imperatrix“ von Triest nach Bombay aus. Auf der Fahrt geriet das Schiff in einen schweren Sturm und sank vor der Küste Kretas https://de.wikipedia.org/wiki/Imperatrix_(Schiff).
Kamil Fiala konnte sich – nach eigenen Angaben – schwimmend ans Ufer retten.
Nach Prag zurückgekehrt arbeitete er als Haut- und Geschlechtsarzt auf der hiesigen Poliklinik. Er hatte auch eine eigene Ordination.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs publizierte er auch einige Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften (z.B. in Časopis lékařů českých 1910 über „die Anwendung der Kohlensäure in der Therapie von Hautkrankheiten“; eine Zusammenfassung in deutscher Sprache siehe http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=19110003&query=((text:%22dr+k+fiala%22))&ref=anno-search&seite=912).
Zu Kriegsbeginn 1914 rückte er ein und befand sich „im Felde“ vom 25. Juli 1914 bis zum 15. November 1914.
Krankheitshalber länger beurlaubt wurde er nach seiner Genesung Mitte 1915 als „nicht felddiensttauglich“ ins Garnisonsspital Nr. 13 Theresienstadt https://de.wikipedia.org/wiki/Terez%C3%ADn, dann in die Beobachtungsstation Kolin https://de.wikipedia.org/wiki/Kol%C3%ADn und schließlich in das Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 nach Pardubitz versetzt.
Hier übernahm er als „Konsiliararzt für Geschlechtskrankheiten“ als Kommandant die Leitung der 2. Abteilung/Sektion.
Biographisches und weitere Quellen:
- April 1906 Kamill Fiala zu dieser Zeit dem Garnisonsspital Nr. 11 in Prag zugeteilt, war mit 1. April 1906 zum Assistenzarzt-Stellvertreter ernannt worden
- Februar 1907 Die Katastrophe eines österreichischen Lloyd-Dampfers – Ein Prager Arzt gerettet
- Februar 1907 Die Katastrophe der „Imperatrix“ – Der gerettete Dr. Fiala
- März 1907 Die Schreckensnacht auf der „Imperatrix“
- März 1907 Der Schiffsarzt Dr. Kamill Fiala
- Juni 1907 Assistenzarzt der Reserve ernannt
- Juli 1913 Unglücksfall bei den Pionierübungen in Aschach/Oberösterreich
Kurzbiografie (in tschechischer Sprache)
https://cs.wikipedia.org/wiki/Kamil_Fiala
Text: Reinhard Mundschütz