Archiv der Kategorie: News

Neuigkeiten Veranstaltungstermine etc.

Felix FLEISCHNER (1893-1969): Vertrieben 1938 [145]

VERTRIEBEN 1938 [145] UPDATE

Fleischner, Felix (1893-1969)

    1. *29.07.1893 Wien
    1. gest. 1969 Boston, Massachusetts (USA)
    1. Vater: Moritz Fleischner
    1. Mutter: Adele Gans
    1. Privatdozent, Medizinische Radiologie
    1. 1938 Venia legendi widerrufen (rass.)
    1. Emigriert in die USA
    [Quelle: K. Mühlberger: Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938 (1993), S.20]

Felix FLEISCHNER (1893-1969): Vertrieben 1938 [145] weiterlesen

Karl FELLINGER (1904-2000): Vertrieben 1938 [144]

VERTRIEBEN 1938 [144] UPDATE

Fellinger, Karl (1904-2000)

    1. * 19.06.1904 Linz
    1. gest. 08.11.2000 Wien
    1. Privatdozent, Innere Medizin
    1. 1938 Venia legendi widerrufen
    1. 1945 wieder eingestellt
    1. 1974 Ehrensenator
    [Quelle: K. Mühlberger: Dokumentation Vertriebene Intelligenz 1938 (1993), S.20]

Karl FELLINGER (1904-2000): Vertrieben 1938 [144] weiterlesen

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [81]: Mediziner in der Revolution 1848: Joseph Seegen – Balneologe und Stoffwechselforscher

Mediziner in der Revolution 1848: Joseph Seegen – Balneologe und Stoffwechselforscher

Text: Dr. Walter Mentzel

Joseph Seegen wurde am 20. Mai 1822 als Sohn des jüdischen Kaufmannes Lion Daniel Seegen (1792-1847) und Anna Johanna, geborene Brod, in Polná in Böhmen (heute: Polná/Tschechien) geboren. 1856 heiratete er Hermine Böhm (*1836), die Tochter des Mediziners und Mitglieds der Medizinischen Fakultät Wien, Jakob Böhm (1802-1858). Er begann zunächst in Prag ein Studium der Philosophie und danach der Medizin, das er ab 1841 an der Universität Wien fortsetzte und noch im selben Jahr zum Doktor der Medizin[1] und 1843 zum Doktor der Chirurgie promovierte.[2] Im August 1847 wurde seine Dissertation an der Universität approbiert und befindet sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin: „[…] De Aquis Soteriis In Ratione Geologico-Chemica, […]. Wien: Typis Caroli Ueberreuter 1847.

Titelblatt: Seegen […] De Aquis sotoriis. Wien: 1847.

Ein Jahr nach seiner Promotion an der Universität Wien nahm Seegen in Wien als Mitglied der „Akademischen Legion“ an der Revolution von 1848 teil. Er gehörte zu den Mitbegründern des „Akademischen Rede- und Lesevereins in Wien“, der sich zum Ziel setzte Personal für die künftige parlamentarische Vertretung in Form einer politischen Bildungsanstalt auszubilden und zu rekrutieren,[3] und war Mitglied des unter dem Vorsitz von Adolf Fischhoff (1816-1893) bestehenden „Ausschuss der Bürger, Nationalgarde und Studenten zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Sicherheit und für die Wahrung der Volksrechte“.[4]

Von Seegen sind aus dem Jahr 1848 zwei schriftliche Quellen überliefert, die von seinem Engagement berichten und seine Intentionen in der Revolution von 1948 darlegen. 1848 gab er gemeinsam mit Heinrich Kern die an der Wienbibliothek sich befindende Flugschrift „An die Studenten Wiens!“ heraus, die mit den Worten begann: „Brüder! Der Kampf der Märztage war der Kampf der Gesinnung und des kräftig erwachten politischen Bewusstseins gegen das System der Knechtung und Entgeistigung, der Sieg war jener des Geistes […].

Ebenfalls 1848 publizierte er gemeinsam mit dem in Wien 1849 zum Dr. der Medizin promovierten Journalisten und Schriftsteller Max Schlesinger (1822-1881) ein dreibändiges „Populäres Staats-Lexikon“ mit dem Untertitel: „politisches ABC für’s Volk. Ein unentbehrlicher Führer im constitutionellen Staat“. Mit dieser – ursprünglich in Form von Einzelheften publizierten und wöchentlich erscheinenden Schriftenreihe – sollte der Bevölkerung die Grundbegriffe der Demokratie und der republikanischen Regierungsform nähergebracht werden.

Nach der Niederschlagung der Revolution flüchtete er, um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, aus Wien nach Paris, wo er an der Sorbonne bei dem französischen Physiologen Claude Bernard (1813-1878) studierte und sein Interesse an der Geologie und der Heilquellenkunde vertiefte. Nach seiner Rückkehr nach Wien im Jahr 1850 unternahm er eine mehrjährige Reisetätigkeit als ärztlicher Reisebegleiter eines Privatpatienten, die ihn nach Italien, Südfrankreich, England und Deutschland führte. Von 1853 bis 1884 lebte und arbeitete er in Karlsbad (Karlovy Vary) in Böhmen als Kurarzt und betrieb daneben seine wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiet der Balneologie weiter. In Karlsbad etablierte sich um ihn ein intellektueller Kreis, dem unter anderem der Schriftsteller Iwan Sergejewitsch Turgenew (1818-1883), der deutsche Historiker Georg Gottfried Gervinus (1805-1871), oder der Publizisten Moritz Hartmann (1821-1872) angehörten.

Joseph Seegen. Aus: Das interessante Blatt. 4/1904. S. 7.

1854 habilitierte sich Seegen an der Wiener Universität bei dem Internisten Johann Oppolzer (1808-1871), im selben Jahr erfolgte seine Berufung zum Privatdozenten für Balneologie. Die 1853 fertiggestellte Habilitationsschrift trug den Titel „Die naturhistorische Bedeutung der Mineralquellen. Eine Skizze vorgelegt dem k.k. Wiener medizinischen Professorenkollegium zum Behufe der Habilitation als Docent der Balneologie“. Mit Oppolzer und dem Dermatologen Carl Ludwig Sigmund (1810-1883) gründete er 1856 den „Verein für Heilquellenkunde in Österreich“ und wandte sich endgültig der Balneologie zu. 1859 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor für Balneologie an der Universität Wien, womit er der erste Vertreter dieses Fach in Wien wurde.

1857 und 1858 veröffentlichte Seegen sein zweibändiges Werk „Compendium der allgemeinen und speciellen Heilquellenlehre“. Ein weiteres Standartwerk von ihm erschien 1862 unter dem Titel „Handbuch der allgemeinen und speciellen Heilquellenlehre“. Seine Untersuchungen des Karlsbader Heilwassers und dessen physikalische und chemische Eigenschaften führten ihn zu klinischen Studien über den Stoffwechsel und zur Stoffwechselforschung, die in den folgenden Jahren seinen Arbeitsschwerpunkt bildeten. Bekannt wurden dabei seine Studien auf dem Gebiet der physiologischen Zersetzung der Eiweißkörper im tierischen Organismus, die damit zusammenhängende Stickstoffausscheidung und die Zuckerbildung im Tierkörper, insbesondere der Leber. Dazu zählt die 1887 erschienene und 606 Seiten umfassende „Studien über Stoffwechsel im Thierkörper“, oder die 1904 publizierten „Gesammelte Abhandlungen über Zuckerbildung in der Leber“. Seine zahlreichen Aufsätze und Abhandlungen, die seine zwischen 1860 und 1904 erfolgten Forschungen zur Balneologie, zum Stoffwechsel und der Diabetes dokumentieren, sind an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin erhalten.

Seegen engagierte sich darüber hinaus für die Etablierung des Faches Hygiene und befürwortete dafür eine eigene Lehrkanzel an der Universität Wien. Seine Vorstellungen publizierte er 1872 in der „Wiener medizinischen Wochenschrift“.[5] In diesem Kontext befasste er sich mit ernährungsphysiologischen Forschungen und trat für eine ausgewogene Ernährung breiter Bevölkerungsschichten ein, wozu er zur Umsetzung auch den Staat in seiner Pflicht sah. Aufgrund des Fehlens eines eigenen Laboratoriums für seine Experimente und Studien nahm Seegen einige Jahre am Josephinum Aufenthalt, später richtete er ein privates Laboratorium in einer angemieteten Wohnung und in seiner Villa in Bad Aussee ein.

Seegen war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Akademie der Wissenschaft in St. Petersburg und seit 1901 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien.

Seegen verstarb am 14. Jänner 1904 in Wien. 1910 hielt der Chemiker und Mediziner Ernst Ludwig (1842-1915), anlässlich der Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an Seegen an der Universität Wien (heute in den Arkaden der Universität Wien), einen Nachruf, der in der „Wiener medizinischen Wochenschrift“ abgedruckt ist.[6] Ein weiterer – von Rudolf Kolisch (1867-1922) verfasster Nachruf – wurde in der Wiener klinischen Wochenschrift (Nr. 4. 1904. S. 113-114) veröffentlicht.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokolle 1821-1871, Sign. 170-226a, Seegen Josef (Rigorosen Datum 1841).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokolle 1821-1871, Sign. 170-227a, Seegen Josef (Rigorosen Datum 1842).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-0093, Seegen Josef (Sponsion Datum 17.7.1842).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-126, Seegen Josef (Promotion Datum 6.8.1841).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-634, Seegen Josef (Promotion Datum 6.8.1847).

AUW, Sammlungen, Schriften-Sammlung zum Revolutionsjahr 1848, Sign. 148.43, Aufruf zur Gründung eines „Lese- und Redevereins“ (1848).

Trauungsbuch, Rk, Erzdiözese Wien, Bezirk 1, St. Stephan, Trauungsbuch 02-089, Folio 90, Seegen Joseph, Böhm Hermine.

Sterbebuch, Rk, Erzdiözese Wien, Bezirk 1, St. Stephan, Sterbebuch 03-48, Folio 132, Seegen Joseph.

Literaturliste:

Seegen, Joseph: Dissertatio Inauguralis Geologico-Chemica De Aquis Soteriis In Ratione Geologico-Chemica, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, Nec Non Clarissimorum Ac Celeberrimorum D. D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Summisque In Medicina Honoribus Et Privilegiis Rite Et Legitime Obtinendis in antiquissima et celeberrima Universitate Vindobonensi publicae disquisitioni submittit Josephus Seegen, Bohemus Polnaensis. In theses adnexas disputabitur in Universitatis aedibus die […] mensis Augusti 1847. Wien: Typis Caroli Ueberreuter 1847.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertationsbibliothek, Sign.: D-3955]

Seegen, Joseph: Compendium der allgemeinen und speciellen Heilquellenlehre. Erste Abtheilung: Allgemeine Balneologie. Zweite Abtheilung: Specielle Balneologie. Wien: Braumüller 1857-1858.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 28748/1-2]

Seegen, Joseph: Handbuch der allgemeinen und speciellen Heilquellenlehre. Zweite neu bearbeitete Auflage. Wien: Wilhelm Braumüller K.K. Hofbuchhändler 1862.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 26844]

Seegen, Joseph: Studien über Stoffwechsel im Thierkörper. Gesammelte Abhandlungen. Mit 2 lithographirten Tafeln. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 9929]

Seegen, Joseph: Gesammelte Abhandlungen über Zuckerbildung in der Leber. Berlin: Verlag von August Hirschwald 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53379]

Keywords:

1848, Adolf Fischhoff, Balneologie, Claude Bernard, Diabetes, Dissertation, Ernst Ludwig, Johann Oppolzer, Joseph Seegen, Josephinum, Karlovy Vary, Karlsbad, Max Schlesinger, Physiologie, Revolution, Stoffwechsel, Arzt

[1] Wiener Zeitung. 25.10.1841. S. 1.

[2] Wiener Zeitung. 19.1.1843. S. 1.

[3] Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete. 26.7.1848. S. 8; Wiener Zeitschrift. 21.4.1848. S. 3; Allgemeine österreichische Zeitschrift für den Landwirth, Forstmann und Gärntner. Ein Centralblatt für die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und praktischer Erfahrung. 10.4.1848. S. 6-8.

[4] Der Humorist. 17.7.1848. S. 1.

[5] Seegen, Joseph: Die Bedeutung der Hygiene und ihre Stellung im medizinischen Unterricht. In: Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 4. 1872. S. 87-91 sowie Nr. 5. 1872. S. 111-115.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 10. 1910. S. 561-568.

Normdaten (Person) Seegen, Joseph : BBL: 31386; GND: 117443379

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 31386 (25.10.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 05 16
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=31386
Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-Diplomand*innen / Dissertant*innen“- TERMIN: 15.12.2018

DiplDiss-Coaching  – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-Diplomand*innen/Dissertant*innen“

Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien

Vortragende: Mag. Brigitte Wildner

  • Grundlagen der Literaturrecherche
  • Auswahl der Datenbanken
  • Suchstrategien
  • Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche

Samstag,
15.12.2018

von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni

Email-Anmeldung: brigitte.wildner@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)

DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-Diplomand*innen / Dissertant*innen“- TERMIN: 10.11.2018

Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien

Vortragende: Dr. Eva Chwala

  • Grundlagen der Literaturrecherche
  • Auswahl der Datenbanken
  • Suchstrategien
  • Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche

 Samstag, 10.11.2018

von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni

Email-Anmeldung: eva.chwala@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [80]: Mona Spiegel-Adolf (Anna Spiegel): Die Globuline. Mit 68 Abbildungen und 300 Tabellen. 1930.

Mona Spiegel-Adolf (Anna Spiegel): Die Globuline. Mit 68 Abbildungen und 300 Tabellen. (= Handbuch der Kolloidwissenschaften in Einzeldarstellungen/4). Dresden und Leipzig: Verlag von Theodor Steinkopff 1930

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 341/4]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Portrait: Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf

Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf (*23.02.1893 Wien, gest. 1983 Chicago/Illinois) wurde als Tochter des Juristen Jaques Adolf und dessen Frau Hedwig (geb. Spitzer) in Wien geboren. Sie war mit dem österreichischen Neurologen jüdischer Herkunft Ernst Adolf Spiegel (1895-1985) verheiratet. Nachdem sie 1913 die Matura abgelegt hatte, studierte sie ab dem Wintersemester 1913 an der Wiener Medizinischen Fakultät. Sie arbeitete während ihrer Studienzeit drei Jahre am Institut für Histologie und Bakteriologie, davon zwei Jahre als Demonstratorin. Auch am Institut für medizinische Chemie arbeitete sie noch während ihrer Studienzeit halbtägig – aus dieser Zeit stammt auch ihre erste wissenschaftliche Publikation. Am 23. Dezember 1918 wurde Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf zur Doktorin der gesamten Heilkunde an der Universität Wien promoviert.

Im Anschluss an ihre Promotion arbeitete sie erst bei Richard Paltauf (1858-1924) in der Prosektur der Wiener Rudolfstiftung, danach am Neurologischen Institut bei Otto Marburg (1874-1948). Parallel dazu absolvierte sie am Institut für Chemie Praktika. Ab 1919 war sie am Universitätslaboratorium für physikalisch-chemische Biologie tätig, dem sie ab 1923 als unbesoldete Assistentin angehörte. „In den folgenden Jahren beteiligte sie sich durch Abhaltung von Kursen auch am Unterrichtsbetrieb des Institutes und ab 1927 arbeitete sie auch im Laboratorium für Lichtbiologie und Lichtpathologie unter Hausmann [Walter Hausmann (1877-1938), Anm.] am physiologischen Institut der Universität Wien, um die Anwendungsmöglichkeiten der physikalischen Chemie und Kolloidchemie auf medizinische Fragestellungen hin zu studieren.“[1] Darüber hinaus war sie für zwei Jahre bei Rudolf Kraus (1868-1932) am serotherapeutischen Institut für die Moorkommission des Volksgesundheitsamtes tätig. 1930 unternahm sie eine dreimonatige Vortragsreise nach Nordamerika. Zwischen 1917 und 1930 publizierte Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf 43 wissenschaftliche Arbeiten. „Dementsprechend eindeutig fiel auch das Votum der letzten Sitzung des Professorenkollegiums auf ihr Ansuchen um Verleihung der Venia legendi hin aus: 22 Ja- standen 2 Nein-Stimmen gegenüber, so dass sie mit 4 Juli 1931 zum Privatdozenten für angewandte medizinische Chemie mit besonderer Berücksichtigung der biologisch-physikalischen Chemie und medizinischen Kolloidchemie ernannt wurde.“[2] Sie war die zweite Frau, die sich an der Universität Wien im Fach Medizin habilitierte.

1931 wurde Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf als Professorin an die Temple-University in Philadelphia berufen, wo sie das Fach physikalische und Kolloidchemie einrichtete und auch Vorständin des neu errichteten Instituts wurde. „Um ihre Assistentenstelle in Wien behalten zu können, musste sie sich immer wieder von ihren Vorlesungsverpflichtungen beurlauben lassen […]. Zuletzt suchte sich am 3. September 1936 mit der Begründung an, dass sie in Wien derzeit keine Erwerbsmöglichkeit sähe. Sie bot jedoch an, ihrer Vorlesungsverpflichtung in Form von mehrwöchigen Kursen nachzukommen. Obwohl sich Prof. Pauli [Wolfgang Pauli (1869-1955), Anm.] für sie einsetzte mit dem Hinweis, ihre in Amerika gemachten Studien seine von allgemeinem Interesse für die Fakultät, wurde ihr Ansuchen abgelehnt.“[3] Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihre Venia legendi – ihre Lehrbefugnis – entzogen. Da sie jedoch seit 1934 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, blieb sie in den USA und leitete bis 1966 an der Temple-University in Philadelphia das Institut für physikalische und Kolloidchemie. Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf starb 1983 in Chicago.

Im Juni 2010 wurde das neu errichtete Anna Spiegel Forschungsgebäude der Medizinischen Universität Wien nach ihr benannt.

Abb. 2    Titelblatt: Spiegel-Adolf: Die Globuline. Dresden […]: 1930.

Quellen:

9915 Spiegel-Adolf, Anna Simona (Mona Spiegel-Adolf). In: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. Bis 20. Jahrhundert. Hrsg: Österreichische Nationalbibliothek. Band 3. S-Z. 8923-11742. Register. München: K. G. Saur 2002.

Horn, Sonia: Spiegel-Adolf, Anna Simona. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 699-701.

Horn, Sonia und Gabriele Dorffner: „… männliches Geschlecht ist für die Habilitation nicht vorgesehen“. Die ersten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien habilitierten Frauen. In: Töchter des Hippokrates. 100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich. Hrsg.: Birgit Bolognese-Leuchtenmüller und Sonia Horn. Wien: Verlag der Österreichischen Ärztekammer 2000. S. 117-138.

Spiegel-Adolf, Mona (Anna Simona; 1893-). In: Encyclopedia Judaica. Volume 5. C-DH. Jerusalem: Keter Publishing House Jerusalem Ltd. 1972. S. 397.

[1] Horn, Sonia und Gabriele Dorffner: „… männliches Geschlecht ist für die Habilitation nicht vorgesehen“. Die ersten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien habilitierten Frauen. In: Töchter des Hippokrates. 100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich. Hrsg.: Birgit Bolognese-Leuchtenmüller und Sonia Horn. Wien: Verlag der Österreichischen Ärztekammer 2000. S. 132.

[2] Horn, Sonia: Spiegel-Adolf, Anna Simona. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 700.

[3] Horn, Sonia: Spiegel-Adolf, Anna Simona. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 700.

Normdaten (Person): Spiegel-Adolf, Mona: BBL: 31332; GND: 127944494;

 Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

Most Wanted Book

Unter den am meisten vorgemerkten Büchern der letzten Buchausstellung ist:

Sexualität und Trauma : Grundlagen und Therapie traumaassoziierter sexueller Störungen

Büttner, Melanie [HerausgeberIn]. [VerfasserIn]
Anderson-Schmidt, Heike [VerfasserIn]
Clement, Ulrich, 1950- [VerfasserIn eines Geleitwortes]
Sack, Martin,, 1961- [VerfasserIn eines Geleitwortes]
Schattauer GmbH [VerlegerIn]
2018
 
Signatur: WM-611-8
 

Blogserie Vertrieben 1938 – UPDATE: Karl GROSS (1879-) Viktor HAMMERSCHLAG (1870-1942) Walther HAUSMANN (1877-1938) Adolf Franz HECHT (1876-1938) Hans HEIDLER (1889-1955) Albert HERZ (1876-1950) Leo HESS (1879-1963) Oskar HIRSCH (1877-1965) Karl HITZENBERGER (1893-1941)

UPDATE:

Von März bis bis November 2008 haben wir in der Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ die 1938 entlassenen Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vorgestellt und wichtige Informationsquellen zu deren Person bzw. wissenschaftlicher Bedeutung, überwiegend frei zugänglich, zusammengetragen.

Die enorm hohe Nutzung der einzelnen Blogbeiträge in den vergangenen zehn Jahren hat uns bestärkt, im Hinblick auf das aktuelle Gedenkjahr die Beiträge zu aktualisieren und insbesondere Links zu neuen frei verfügbaren Online-Quellen zu ergänzen.
Ab 12. März 2018 werden deshalb in Erinnerung an die von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien 1938 vertriebenen Professoren und Dozenten im Van Swieten Blog die Beiträge sowie Links zu weiterführenden Informationsquellen gepostet.

Projekt „Vertrieben 1938 – Biographien entlassener Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien“ im Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Logo: MMag.Margrit Hartl

Sonderblog-Serie Vertrieben 1938 – Biografien entlassener Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien UPDATE

https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=772

Open Access Publikationen von Angehörigen der MedUni Wien [29]: Springer-Verlag

Open Access-Publizieren ohne Zusatzkosten für AutorInnen der MedUni Wien

Die Medizinische Universität Wien hat mit dem Springer-Verlag ein neues Lizenzmodell „Springer Compact“ vereinbart. Publiziert kann in über 1.600 Subskriptionszeitschriften von Springer Open Access ohne zusätzliche AutorInnengebühren werden.  Mehr Infos–>

Im Van Swieten Blog können Sie  kontinuierlich die Open Access Publikationen von Angehörigen der MedUni Wien nachlesen:

Influence of training level on cervical cone size and resection margin status at conization: a retrospective study

Eliana Montanari, Christoph Grimm, Richard Schwameis, Lorenz Kuessel, Stephan Polterauer, Chiara Paternostro, Heinrich Husslein

Arch Gynecol Obstet. 2018; 297(6): 1517–1523. Published online 2018 Mar 30. doi: 10.1007/s00404-018-4761-1

PMCID:

PMC5945722

Article

PubReader

PDF–741K

Citation

************

Reliability of sonographic fetal weight estimation in triplet pregnancies: a retrospective cohort study

Sophie Pils, Stephanie Springer, Rudolf Seemann, Verena Wehrmann, Christof Worda, Johannes Ott

Arch Gynecol Obstet. 2018; 297(6): 1441–1447. Published online 2018 Mar 17. doi: 10.1007/s00404-018-4746-0

PMCID:

PMC5945739

Article

PubReader

PDF–748K

Citation

************************************************

How accurate are prenatal tractography results? A postnatal in vivo follow-up study using diffusion tensor imaging

Jae W. Song, Gerlinde M. Gruber, Janina M. Patsch, Rainer Seidl, Daniela Prayer, Gregor Kasprian

Pediatr Radiol. 2018; 48(4): 486–498. Published online 2018 Mar 17. doi: 10.1007/s00247-017-3982-y

PMCID:

PMC5857276

Article
PubReader

PDF–11M

Citation

************************************************

Alle Beiträge zu Open Access–>