Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [299]: Schiff, Eduard – Dermatologe, Gründer des Instituts für Radiographie und Radiotherapie

Schiff, Eduard – Dermatologe, Gründer des Instituts für Radiographie und Radiotherapie

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.08. 2024

Keywords: Dermatologe, Institut für Radiographie und Radiotherapie, Medizingeschichte, Wien

Eduard Liberius Schiff wurde am 4. März 1849 als Sohn des aus Mannheim in Baden-Württemberg stammenden Leopold Schiff (1797-1874) und der aus Posen in Preußen stammenden Johanna Wollheim (1811-1876) in Triest geboren. Nachdem er zunächst im wohlhabenden Elternhaus privat unterrichtet wurde, besuchte er ab 1861 das deutschsprachige Gymnasium in Triest, trat 1863 in die Gelehrtenschule des Johanneum in Hamburg ein und maturierte 1868 in Triest. Danach studierte er an der Universität Wien Medizin – mit einer Unterbrechung an der Universität Würzburg im Sommersemester 1870 – und promovierte am 14. Mai 1875 in Wien zum Doktor der gesamten Heilkunde. Darauf absolvierte er seinen Militärdienst im Garnisonspital Nr. 9 in Triest.[1]

Am Beginn seiner medizinischen Laufbahn beschäftigte sich Schiff mit der Neurologie, bevor er sich der Dermatologie zuwandte und als Assistent bei Professor Heinrich Auspitz (1835-1886) an der Abteilung für Hautkrankheiten an der Allgemeine Poliklinik in Wien und als dessen Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien arbeitete. Danach war er als Assistent bei Hans von Hebra (1847-1902) und Moritz Kaposi (1837-1902) tätig. Im Jahr 1882 nahm er als erster Arzt die Untersuchungen an den Opfern des Ringstraßentheaterbrandes in Wien vor.[2]

1884 habilitierte sich Schiff zum Privatdozenten im Fach Hautkrankheiten und Syphilis.[3][4] In den 1880er Jahren widmete er sich der Methoden der Untersuchung von Bakterien und der Säuglingspflege zu der er 1885 den populärwissenschaftlichen Artikel „Die Toilette des Säuglings“ publizierte.[5] 1885 erhielt er vom Handelsministerium das Privileg zur Herstellung einer Apparatur zum Desinfizieren „verseuchter Effecte“ erteilt.[6] 1887 nahm er am Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in Wien teil, wozu er auch in das Organisationskomitee gewählt worden war,[7] sowie 1897 am Lepra-Kongress in Berlin.[8]

Erstes Kinder-Krankeninstitut

Neben seiner Tätigkeit an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien gehörte er dem Personalstand des I. öffentlichen Kinder-Krankeninstituts in Wien an, wo er 1887 gemeinsam mit Carl Hochsinger (1860-1942) die Arbeit „Ueber Leukaemia cutis“ und 1889 „Zur Pathologie und Therapie des Ekzems im Kindesalter“ veröffentlichte. Seit 1896 fungierte er als Leiter der Hautabteilung am Institut, 1900 zählte er neben Max Kassowitz (1842-1913), Carl Hochsinger, Julius Drey (1858-1939), August Hock (1865-1932), Benjamin Gomperz (1861-1935), Oscar Rie (1863-1931), Julius Zappert (1867-1941), Rudolph Neurath (1869-1947), Isidor Frey, Theodor Ritter von Genser und Eduard Ronsburger (1838-1905) zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zur Unterstützung und Förderung der Anstalt.[9]

Institut für Radiographie und Radiotherapie (Röntgeninstitut)

Seit spätestens 1897 befasste sich Schiff mit der Verwendung von Röntgenstrahlen in der Dermatologie, – 1897 erschien von ihm „Ueber die Einführung und Verwendung der Röntgenstrahlen in der Dermatotherapie“ – und den von seinem Assistenten Leopold Freund (1868-1943) durchgeführten Experimente. Mit Freund publizierte er 1898 „Beiträge zur Radiotherapie“ und arbeitete in den darauffolgenden Jahren eng mit ihm zusammen. 1899 referierten beide vor der „British Medical Association“ in Portsmouth über die Entwicklung der Röntgen-Therapie und veröffentlichte die Studien „Neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Radiotherapie“ und „Über die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Medizin“.

1900 errichtete Schiff in Wien 1,Bauernmarkt 10,  aus eigenen Mitteln – ermöglicht durch seinen finanziellen Background – das Institut für Radiographie und Radiotherapie“.[10] Dort setzte er gemeinsam mit Leopold Freund erstmals in Wien die nach Niels Ryberg Finsen (1860-1904) benannte Finsen-Apparatur ein, schaffte in größeren Mengen Radium an, das er in den Behandlungen verwendete und untersuchte die Einwirkungen von Röntgenstrahlen auf Hautkrankheiten.

1900 publizierten Schiff und Freund in der Wiener klinischen Wochenschrift unter dem Titel „Der gegenwärtige Stand der Radiotherapie“ ihre auf dem 13. Internationalen Dermatologischen Kongress in Paris gehaltenen Vorträge, 1901 hielt Schiff am Deutschen Dermatologischen Kongress in Breslau ein Referat zur Röntgentherapie. An seinem Institut entstanden u.a. seine Arbeiten „Die Behandlung des Lupus erythematodes mit Röntgenstrahlen“ und „Welches ist das wirksame Agens in der Radiotherapie?“.

1901 bekam Schiff den Titel eines a.o. Professors verliehen,[11] seit diesem Jahr hielt er regelmäßig an der Universität Wien Vorlesungen zur Radiographie und Radiotherapie.[12]

Schönheitspflege und Kosmetik

Schiff gilt auch als Mitbegründer der wissenschaftlichen Kosmetik und der Haut- und Haarpflege. 1898 veröffentlichte er die am Institut für angewandte medicinische Chemie in Wien erstellte Studie „Ueber die Ablagerung von Arsen in den Haaren“, 1892 „Die Krankheit der behaarten Kopfhaut“, „Kosmetik und Dermatologie“, und 1900 „The therapeutical value of the x raxs in medicine“. 1909 hielt er zu den Grundlagen der Kosmetik einen Vortrag am Naturforschertag in Frankfurt am Main, sowie im selben Jahr am Budapester Ärztekongress ein Referat zur „Kosmetik und Dermatologie“.[13]

Schiff war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Vereins der Ärzte im I. Bezirk in Wien, korrespondierendes Mitglied der Sociéte francaise de Dermatologie et de Syphiligraphie und der Sociéte de médicine publique in Paris, der Berliner dermatologischen Gesellschaft,[14] seit 1885 der Sociéte Royale de médicine publique de Belgique in Brüssel,[15] und 1909 der Societá Italiana di Dermatologia e Sifiligrafia.[16] Weiters war er Mitarbeiter der Vierteljahreschrift für Dermatologie und Syphilis, der Monatshefte für praktische Dermatologie, der Annales de dermatologie et de syphiligraphie und des British jounal of Dermatology. 1892 erhielt er das Ritterkreuz der Französischen Ehrenlegion.[17]

Politisches Engagement

1897 gehörte er für die kommenden Reichsratswahlen dem Wahlkomitee der Sozialpolitiker der Inneren Stadt in Wien für die 1896 von der Wiener Fabier-Gesellschaft gegründeten „Sozialpolitischen Partei“ an.[18]

Foto: Wiener Bilder, 9.3.1913, S. 9

Wiener Volksbildungsverein, Bildungsreformer und die Künstlergenossenschaft im Künstlerhaus in Wien

Schiff war Arzt der 1861 gegründeten „Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens“ und gehörte auch dem Fonds zum Ankauf von Kunstwerken an.[19] Er verkehrte in Künstler- und Schriftstellerkreisen Wiens und Europas, förderte die Musik und deren Popularisierung, besaß eine reichliche Kunstsammlung sowie eine große Privatbibliothek und widmete sich den Fragen der Beziehung zwischen Medizin und Kunst, wozu er 1909 im Künstlerhaus einen Vortrag über die „Verwertung medizinischer Sujets in der bildenden Kunst mit Vorführung“ hielt.[20] Weiters war er Mitglied des Wiener Photo-Clubs, an dessen siebenten Ausstellung für künstlerische und wissenschaftliche Fotografie er 1905 mit Röntgen-Aufnahmen und Aufnahmen mit Radium teilnahm.[21]

Er zählte in Wien zu den prominenten Förderern und Initiatoren der Volksbildung, insbesondere 1887 als Mitbegründer des Wiener Volksbildungsvereins, in dessen Vorstand er später auch wirkte und in dessen Vortragsprogramm er Kurse zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten anbot und Vorträge zur Hygiene und Volksbildung hielt.[22] Neben seinen volkstümlichen Vorlesungen zu sanitären und hygienischen Themen nahm er zu Fragen der öffentlichen Hygiene Stellung und verfasste populärwissenschaftliche Artikel, die er in der Neuen Freien Presse unter der Rubrik Natur- und Völkerkunde publizierte, darunter 1905 „Ein Jubiläum der Röntgenstrahlen“.[23] 1904 nahm er auch an der vom Volksbildungsverein unternommenen Initiative zur Errichtung einer Volkslesehalle in Wien teil.[24] Weiters war er Mitglied des Exekutivkomitees des „Vereins zur Abhaltung akademischer Vorträge für Damen“,[25] des Komitees der Wohltätigkeitsaktion für hungernde Kinder,[26] und als Vereinsarzt im Presseklub Concordia tätig.[27]

1898 arbeitete Schiff anlässlich der Mittelschul-Enquete gemeinsam mit dem Zoologen Berthold Hatschek (1854-1941), dem Philosophen Friedrich Jodl (1849-1914), dem Physiker Anton Lampa (1868-1938), dem Techniker Arthur Oelwein (1837-1917), dem evangelischen Theologen Carl Alphons Witz-Oberlin (1845-1918) sowie den beiden Medizinern Max Herz (1865-1956) und Isidor Schnabel (1842-1908) an einer Gymnasialreform und erstellte dazu ein Gutachten mit dem Titel „Was leistet die Mittelschule?“.

Zentrales Gesundheitsamt

Als Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gesundheitspflege forderte Schiff 1883 in einem Vortrag die Schaffung eines „Österreichischen Central-Gesundheitsamtes“[28], was er hinsichtlich der in Deutschland gemachten Erfahrungen bei Desinfektionen und der Choleraepidemie in Frankreich 1884 erneuerte.[29] Seine Ideen, die er an die Erfahrungen von Robert Koch (1843-1910) und dem deutschen Gesundheitsamt anlehnte, veröffentlichte er zunächst 1883 im Selbstverlag unter dem Titel „Ein österreichisches Zentral-Gesundheitsamt. Vorschläge“. Im Rahmen seiner Tätigkeit in der Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten[30] versuchte er 1907 breitere Bevölkerungsschichten für Reformen der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu erreichen.[31] Ebenso trat er immer wieder öffentlich für den Bau von Kurheimen für Lupuskranke im Hochgebirge ein.

 

Eduard Schiff verstarb am 5. März 1913 in Wien. Er hinterließ eine reiche wissenschaftliche Bibliothek, die er dem Volksbildungsverein „Zentralbibliothek“ in Wien testamentarisch vermachte.[32]

Todesanzeige Eduard Schiff, Neue Freie Presse, 15.3.1913, S. 8.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-352a, Schiff Eduard (Rigorosum Datum: 1874).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-285, Schiff Eduard (Promotion Datum: 14.5.1875).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Senat S 304.1107 Schiff, Eduard Liberius (4.3.1849-5.3.1913; Dermatologe und Syphilis).

UAW, Med. Fakultät, Personalakt, MED PA 957 Schiff, Eduard Liberius, (1870-5.2.1901).

WStLA, Magistratsdepartments und Magistratsabteilungen, M.Abt. 212, Statuten 1745-1936, 1.3.2.212.A26.5/33 – Institut für Radiographie und Radiotherapie, 1900.

Literatur:

Hochsinger, Carl und Eduard Schiff: Ueber Leukaemia cutis (hierzu Tafel XVII). Aus dem ersten öffentlichen Kinder-Krankeninstitute in Wien. Sonderdruck aus: Vierteljahresschrift für Dermatologie und Syphilis. Wien: Wilhelm Braumüller K.U.K. Hof- und Universitätsbuchhändler 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Zur Pathologie und Therapie des Ekzems im Kindesalter. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1889.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Ueber die Einführung und Verwendung der Röntgenstrahlen in der Dermatotherapie. (Hierzu Tafel I-III). Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard und Leopold Freund. Beiträge zur Radiotherapie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Neuere Erfahrungen auf dem Gebiete der Radiotherapie. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Über die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Medizin. Sonderdruck aus: Deutsche Medizinal-Zeitung. Berlin: Druck von Leonhard Simion 1899.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff Eduard und Leopold Freund: Der gegenwärtige Stand der Radiotherapie. Nach einem auf dem XIII. internationalen dermatologischen Congresse in Paris gehaltenen Vortrage. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Die Behandlung des Lupus erythematodes mit Röntgenstrahlen. Aus dem Institute für Radiographie und Radiotherapie in Wien. (Hierzu Tafel XIII). Sonderdruck aus: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen. Hamburg: Verlag von Lucas Gräfe & Sillem o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Welches ist das wirksame Agens in der Radiotherapie? Aus Dr. Ed. Schiff´s Institut für Radiographie und Radiotherapie in Wien. Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: Buchdruckerei „Industrie“ 1901.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Ueber die Ablagerung von Arsen in den Haaren. Aus dem Institute für angewandte medicinische Chemie in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Wilhelm Braumüller 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Die Krankheiten der behaarten Kopfhaut. In: Klinische Zeit- und Streitfragen (6/7) 1892. S. 267-297.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: K-13492/6,7]

Schiff, Eduard: Kosmetik und Dermatologie. Sonderdruck aus: Österreichische Rundschau. Wien, Leipzig: Fromme o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15800]

Schiff, Eduard: The therapeutical value of the x raxs in medicine. Sonderdruck aus: British medical journal. 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Eduard: Ein österreichisches Zentral-Gesundheitsamt. Vorschläge. Wien: Selbstverlag 1883.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 13116]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 21.8.1875, S. 1.

[2] Wiener Allgemeine Zeitung, 9.5.1882, S. 2.

[3] Wiener Allgemeine Zeitung, 17.5.1884, S. 3.

[4] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 37, 1901, S. 879.

[5] Neue illustrierte Zeitung, 8.11.1885, S. 10-11.

[6] Wiener Zeitung, 5.12.1885, S. 15.

[7] Internationale klinische Rundschau, Nr. 1, 1887, Sp. 29.

[8] Neue Freie Presse, 13.10.1897, S. 3.

[9] Illustriertes Wiener Extrablatt, 22.3.1900, S. 9.

[10] Wiener klinische Rundschau, Nr. 9, 1900, S. 180.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 37, 1901, Sp. 1733.

[12] Wiener klinische Rundschau, Nr. 33, 1901, S. 589.

[13] Neues Wiener Journal, 19.9.1909, S. 4.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 42, 1911, Sp. 2734.

[15] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 29, 1885, Sp. 929.

[16] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 4, 1909, Sp. 234.

[17] Neue Freie Presse, 16.4.1892, S. 4.

[18] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 18.3.1897, S. 5.

[19] Die Presse, 29.12.1883, S. 10.

[20] Die Zeit, 22.4.1909, S. 5.

[21] Photographische Notizen, April 1905, S. 33-35.

[22] Wiener Zeitung, 17.3.1912, S. 5.

[23] Neue Freie Presse, 27.4.1905, S. 20-22.

[24] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 6.12.1904, S. 11.

[25] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 16.10.1895, S. 4.

[26] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.12.1911, S. 10.

[27] Neues Wiener Journal, 23.6.1906, S. 7.

[28] Neue Freie Presse, 24.1883, S. 17.

[29] Neue Freie Presse, 27.7.1884, S. 8.

[30] Neues Wiener Journal, 23.3.1904, S. 7.

[31] Illustriertes Wiener Tagblatt, 21.4.1907, S. 17.

[32] Arbeiter Zeitung, 15.3.1913, S. 6.

Normdaten (Person): Schiff, Eduard : BBL: 44505; GND: 117231754;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 44505 (26.08.2024)
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Letzte Aktualisierung: 2024 08 26

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [298]: Schiff, Arthur – Internist, Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter

Schiff, Arthur – Internist, Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 26.08.2024

Keywords: Internist, Allgemeine Arbeiterkrankenkasse, Verband der Genossenschaftskrankenkasse, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien

Arthur (Artur) Schiff, Sohn des Kaufmannes und Mitbegründers des Wiener Musikvereins Max Marcus Schiff (1829-1903) und Lina Caroline (1839-1908), geborene Schlesinger, wurde am 13. Mai 1871 in Wien geboren. Im Mai 1900 heiratete er die Schwester des Internisten am Rothschild-Spital Robert Leopold Breuer (1869-1936), Margarethe Breuer (1872-1942). Er war der Onkel des Philosophen Sir Karl Popper.

Schiff studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 7. Juli 1894. 1892 gehörte er als Student zu den Gründungsmitgliedern des Medicinischen Unterstützungsvereins und wurde als Kandidat der Fortschrittlichen Partei im Mai 1892 bei der unter antisemitischen Protesten durchgeführten Wahl in den Ausschuss gewählt.[1] Im September 1894 erfolgte nach seinem Einjährig-Freiwilligendienst seine Ernennung zum Assistenzarzt-Stellvertreter und seine Zuteilung zum Garnisonsspital Nr. 1 in Wien, 1895 seine Beförderung zum Assistenzarzt der Reserve. Im Garnisonsspital tätigte er als Stabsarzt während des Ersten Weltkrieges seinen Dienst, und erhielt 1916 das Offiziersehrenzeichen vom Roten Kreutz.[2] 1917 bekam er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen.[3]

Nach dem Militärdienst arbeitete er als Sekundararzt an der III. Medizinische Klinik im Allgemeinen Krankenhaus bei Professor Leopold Schrötter von Kristelli (1837-1908), wo er eine Reihe von Arbeiten veröffentlichte wie „Ueber zwei Fälle von intramedullären Rückenmarkstumoren“, „Zur diagnostischen Bedeutung der Lumbalpunktion“, oder „Myelitis haemorrhagica acutissima transversalis bei Typhus abdominalis“. 1895 übersetzte er in der Wiener klinischen Rundschau den von Sigmund Freud (1856-1939) in französischer Sprache verfassten Artikel „Zwangsvorstellungen und Phobien“ aus der Revue Neurologique.[4]

Seit 1900 führte er als emeritierter Assistent eine Arztpraxis in Wien 9, Wasagasse 4, später an seinem Wohnort in Wien 8, Skodagasse 19. 1901 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin an der Universität Wien und gehörte dem Lehrkörper der Medizinischen Fakultät an.[5] In den 1920er Jahren hielt er Vorträge im Rahmen der ärztlichen Fortbildungskurse der Wiener Medizinischen Fakultät,[6] wo er sich u.a. auch sozialversicherungstechnischen Fragen bei der Krankheitsbekämpfung widmete.[7] 1926 nahm er am 8. Internationalen ärztlichen Fortbildungskurs in Karlsbad teil.[8] Er gehörte als Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Dermatologischen Gesellschaft in Wien, dem Wiener medizinischen Club, sowie der Gesellschaft für Innere Medizin an.

Allgemeine Arbeiterkranken- und Unterstützungskasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse

Nach seiner Emeritierung als Assistent an der III. Medizinischen Klinik fungierte Schiff als Chefarzt der Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und des Verbandes der Genossenschaftskrankenkasse (später Arbeiter-Krankenversicherungskasse für Wien, Niederösterreich und das Burgenland). In dieser Funktion widmete er sich zunehmend sozialmedizinischen Themen. 1907 nahm er am Internationalen Kongress für Hygiene und Demographie in Berlin teil, wo er über Krankenkassenstatistik referierte,[9] und 1908 an der von der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten abgehaltenen Enquete zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.[10] 1909 war er gemeinsam u.a. mit Ludwig Teleky (1872-197) an der vom arbeitsstatistischen Amt im Handelsministerium organisierten Enquete über die Arbeitszeit in den Bäckereibetrieben vertreten, indem er auch in der vom Verband der Bäckerarbeiter herausgegebenen Denkschrift „Gutachten von ärztlichen Fachmännern über den Gesundheitsschutz im Bäckergewerbe“ einen Beitrag schrieb.[11] Im selben Jahr gehörte er am II. Internationalen Kongress für Unfallmedizin gemeinsam mit u.a. Ludwig Teleky, Alexander Fränkel (1857-1941) und Maximilian Sternberg (1863-1934) dem dafür zusammengestellten österreichischen Reichskomitee an.[12] 1915 publizierte er die Monografie „Klinische und sozialmedizinische Arbeiten der Ärzte des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs“, 1917 „Zur Pathologie der Ödemkrankheit

1919 erfolgte seine Berufung zum a.o. Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien,[13] 1931 seine Wahl zum Vorsitzenden-Stellvertreter der im selben Jahr gegründeten Gesellschaft für Sozialversicherungsmedizin.[14]

Zahlreiche seiner Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Wiener Volksbildung und Freie Schule

Schiff war über viele Jahre in der Wiener Volksbildung aktiv, wo er zu medizinischen Themen wie „Über Tuberkulose“[15] oder den „Wert und Nutzen der Schutzimpfung“[16] referierte. 1906 wurde er neben Viktor Hammerschlag (1870-1975) in der im Wiener Gemeindebezirk Alsergrund gegründeten Ortsgruppe der Freien Schule, in den Vereinsausschuss gewählt.[17] Daneben überstützte er auch als Mitglied den Verein für realgymnasialen Mädchenunterricht.

Arthur Schiff und seine Ehefrau Margarethe wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Nach seiner Vertreibung von der Universität Wien und der Widerufung seiner Venia legendi, beging er am 12. Juni 1939 in seiner Wohnung in Wien 8, Skodagasse 19 Suizid. Seine Ehefrau Margarethe wurde am 9. September 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet. Seinem Sohn, den späteren Nationalökonom Erich Schiff (1901-1992) und seiner Tochter Elisabeth gelang die Flucht in die USA, die Tochter Hanna Elisabeth (1902-1942) wurde nach 1942 im Holocaust ermordet.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Taufbuch 1871, Schiff Arthur.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, Schiff Arthur, Breuer Margarethe.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0419, Schiff Arthur (Nationalien Datum: 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-389b, Schiff Arthur (Rigorosum Datum: 1891).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-1355, Schiff Arthur (Promotion Datum: 7.7.1894).

UAW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Senat S 304.1106 Schiff, Arthur (13.05.1871; Innere Medizin).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VVSt, VA, Zl. 27.067, Schiff Arthur.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: Schiff Arthur.

Literatur:

Schiff, Arthur: Ueber zwei Fälle von intramedullären Rückenmarkstumoren. (Hierzu Tafel VI.). Sonderdruck aus: Arbeiten aus dem Institut für Anatomie und Physiologie des Centralnervensystems an der Wiener Universität. Wien, Leipzig: Franz Deuticke 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Zur diagnostischen Bedeutung der Lumbalpunktion. Aus der III. medicinischen Klinik des Hofrathes Prof. Dr. v. Schrötter in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1898.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Myelitis haemorrhagica acutissima transversalis bei Typhus abdominalis (Exitus in 18 Stunden). Aus der III. medicin. Univ.-Klinik von Hofr. Prof. v. Schrötter in Wien. (Mit Tafel XI.). Sonderdruck aus: Deutsches Archiv für klinische Medizin. O.O. O.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Schiff, Arthur: Klinische und sozialmedizinische Arbeiten der Ärzte des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs. Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Hölder 1915.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2873]

Schiff, Arthur: Zur Pathologie der Ödemkrankheit. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Perles 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14609]

Referenzen:

[1] Neue Freie Presse, 6.5.1892, S. 19; 25. Mai 1892, S. 5.

[2] Die Presse, 30.9.1894, S. 4; Wiener Zeitung, 30.5.1895, S. 2; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 11.6.1895, S. 10; Die Zeit, 3.7.1916, S. 4.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 21, 1917, Sp. 953.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 17, 1895m S. 262-263; Nr. 18, 1895, S. 276-278.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 38, 1901, Sp. 1794.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52/53, 1920, Sp. 2229.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 10, 1927, S. 335.

[8] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1926, Sp. 1279.

[9] Wiener Zeitung, 5.9.1907, S. 4.

[10] Medizinische Klinik, Nr. 12, 1908, S. 419.

[11] Arbeiter Zeitung, 5.6.1910, S. 13.

[12] Medizinische Klinik, Nr. 8, 1909, S. 38.

[13] Neue Freie Presse, 31.12.1919, S. 14.

[14] Neues Wiener Journal, 31.3.1931, S. 10.

[15] Volksbote, 12.2.1909, S. 4.

[16] Arbeiter Zeitung, 31.1.1915, S. 10.

[17] Arbeiter Zeitung, 14.11.1906, S. 7.

Normdaten (Person): Schiff, Arthur: BBL: 44503; GND: 1340146339;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [297]: Bergel, Artur – Facharzt für Innere Krankheiten, NS-Verfolgter

Bergel, Artur – Facharzt für Innere Krankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 22.08.2024

Keywords: Internist, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Artur Bergel wurde am 30. Jänner 1903 als Sohn von Arnold (1875-1941) und Jenny Bergel (1876-1944) in Olmütz in Mähren (heute: Olomouc/Tschechien) geboren und kam 1907 mit seinen Eltern nach Wien. Im Juli 1938 heiratete er im jüdischen Stadttempel in Wien Sali Lineal (11.6.1903 Wien, ermordet nach dem 28.10.1944 im KZ Auschwitz).

Bergel studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 23. März 1928. Danach führte er eine private Arztpraxis in Wien 9, Althanstraße 47. Daneben war er wissenschaftlich tätig und veröffentlichte an der II. Medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien eine Reihe von Arbeiten, darunter: „Untersuchungen über die Funktion der fetalen Milz bei entmilzten trächtigen Ratten“, „Vergleichende serologische Untersuchungen mit der vereinfachten Müllerschen Ballungsreaktion (M. B. R. II.)“, „Ein Fall von Encephalitis nach Vaccination bei einer Erwachsenen“, und „Lipurie und Lipoidnephrose“. 1929 publizierte er am Embryologischen Institut der Wiener Universität die Arbeit „Der Dotterstiel als Ursache einer menschlichen Fehlbildung

Wiener Volksbildung

Seit 1929 war Bergel in der Wiener Volksbildung tätig und referierte an den Zweigstellen der Volkshochschule in Ottakring, in Simmering, in der Brigittenau und in der Leopoldstadt zu medizinischen Themen, wie „Großstadthygiene“, „Blut, Blutkreislauf, Bluterkrankungen“,[1] „Hygiene der Kleidung“,[2] „Aufgaben der gerichtlichen Medizin“,[3] oder zu „Goethe und die Naturwissenschaften“[4].

Die Familie Bergel war wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Nachdem ihre Bemühungen nach Palästina, bzw. in die Türkei oder Ägypten zu flüchten, scheiterten, wurde Artur Bergel gemeinsam mit seiner Ehefrau Sali, seiner Mutter Jenny, und seinem Bruder Alfred und dessen Ehefrau Sophie am 9. Oktober 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 28. Oktober 1944 in das KZ Auschwitz überstellt und ermordet. Ihr letzter Wohnort in Wien war eine Sammelwohnung in Wien 2, Glockengasse 8a/9.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0990, Bergel Artur (Nationalien Datum: 1926/27).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0026, Bergel Artur (Rigorosum Datum: 15.3.1928).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-2329, Bergel Artur (Promotion Datum: 23.3.1928).

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1938, Bergel Artur, Lineal Sali.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VVSt, VA, 34.524, Bergel Artur.

Fürsorge-Zentrale der IKG Wien, Auswanderungsabteilung, Bergel Alfred, Arnold, Jenny, Sophie. Artur.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Bergel Artur.

Literatur:

Bergel, Artur und Ernst Flaum: Untersuchungen über die Funktion der fetalen Milz bei entmilzten trächtigen Ratten. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Professor N. Jagic). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Vergleichende serologische Untersuchungen mit der vereinfachten Müllerschen Ballungsreaktion (M. B. R. II.). Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. N. Ortner). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Ein Fall von Encephalitis nach Vaccination bei einer Erwachsenen. Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Lipurie und Lipoidnephrose. Aus der II. Medizinische Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. N. Ortner). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1930.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Bergel, Artur: Der Dotterstiel als Ursache einer menschlichen Fehlbildung. Aus dem Embryologischen Institute der Wiener Universität – Vorstand: A. Fischel), (Mit 6 Textabbildungen). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Berlin: Verlag von Julius Springer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Arbeiter Zeitung, 15.12.1929, S. 16.

[2] Kleine Volks-Zeitung, 23.4.1930, S.7.

[3] Arbeiter Zeitung, 3.5.1933, S. 10.

[4] Das Kleine Blatt, 20.2.1932, S. 9.

Normdaten (Person):  Bergel, Artur: BBL: 44501; GND: 1339836769;

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Letzte Aktualisierung: 2024 08 22

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Studierendenlesesaal 5C vom 2.-4. September 2024 für Grundreinigung geschlossen!

Liebe Bibliotheksbenutzer:innen!

Aufgrund der jährlich stattfindenden Grundreinigung wird der Studierendenlesesaal (Zugang 5C) von Montag, 2.9., bis Mittwoch, 4.9. geschlossen haben!

Zusätzlich kommt es aktuell aufgrund der Grundreinigung in der Bibliothek (Zugang 5E) zu vorübergehenden Sperren einzelner Bereiche sowie zu erhöhtem Lärmaufkommen.

Wir bitten, diese Unannehmlichkeiten zu entschuldigen!

Wir bitten um Ihr Verständnis!

Die Bibliotheksleitung

Most Wanted Books: Facharztprüfung Radiologie : 1700 kommentierte Prüfungsfragen

Unter den am meisten vorgemerkten Büchern der letzten Buchausstellung ist:

Facharztprüfung Radiologie : 1700 kommentierte Prüfungsfragen

Albes, Guido, 1966- [VerfasserIn]
2024
Buchstandort/Signatur: WN-18-24 /<5>

 

  • 1700 Originalfragen aus realen Facharztprüfungen
  • Selbsttests
  • Lerntipps
  • perfekten Antworten trainieren
  • praxisorientierten Fallbeispiele
  • weiterführende neue Untersuchungstechniken
  • Interventionelle Radiologie
  • unter Berücksichtigung der aktuellen Leit- und Richtlinien
    uvm.

***

Weitere Infos:

Scientific Writing Hacks: Living guidelines on the responsible use of generative AI in research

Hack #34:

Publikation der Europäischen Kommission zu Künstlicher Intelligenz und Akademischer Integrität:

Living guidelines on the responsible use of generative AI in research

English
(566.81 KB – PDF)

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Das European Research Area Forum hat Guidelines für den Einsatz generativer KI in der Forschung entwickelt, welche Empfehlungen für Forschende sowie Forschungseinrichtungen enthalten, die auf den Grundsätzen bereits bestehender Rahmenbedingungen basieren:

The European Code of Conduct for Research Integrity

The work and guidelines on trustworthy AI

 

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [296]: Kreidl, Alois – Vorstand des Instituts für Allgemeine und Vergleichende Physiologie

Kreidl, Alois – Vorstand des Instituts für Allgemeine und Vergleichende Physiologie

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 12.08.2024

Keywords: Physiologe, Institut für Allgemeine und Vergleichende Physiologie, Medizingeschichte, Wien

Alois Kreidl wurde am 18. Jänner 1864 als Sohn des Kaufmannes Joachim Kreidl (1827-1902) und Eva, geborene Schüller (1834-1902), in Gratzen in Böhmen (heute: Nové Hrady/Tschechien) geboren. Die ersten sechs Schulstufen am Gymnasium absolvierte er in Prag und nach der weiteren Übersiedlung seiner Eltern nach Wien im Jahr 1880, maturierte er hier und begann im Wintersemester 1882 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er am 25. Februar 1888 mit seiner Promotion abschloss.

Nach dem Abschluss des Studiums absolvierte er seinen Einjährigen-Freiwilligendienst in der k.u.k. Armee. Im Oktober 1888 erfolgte seine Ernennung zum Assistenzarzt und 1895 zum Oberarzt.[1] Nachdem er schon während seines Studiums als Demonstrator am Physiologischen Institut bei Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892) gearbeitet hatte, wurde er 1890 dessen Assistent am Institut, sowie nach dem Tod von Brücke von dessen Nachfolger Siegmund Exner (1846-1926). 1897 habilitierte er sich im Fach Physiologie zum Privatdozenten an der Universität Wien,[2] 1900 erhielt er den Titel eines a.o.[3] und 1906 eines ordentlichen Professors.[4]

Foto: Kreidl Alois, Österreichische illustrierte Zeitung, 25.11.1906, S. 15.

Institut für Allgemeine und Vergleichende Physiologie

1917 erfolgte seine Ernennung zum supplierenden Vorstand[5] und nach dem Tode Exners 1918 seine Bestellung zum Leiter des Institut für Allgemeine und Vergleichende Physiologie.[6] Diese Funktion behielt er bis zu seinem Tod.

Kreidl unternahm zoologische Studien in Neapel und Triest, war im Verein zur wissenschaftlichen Erforschung der Adria aktiv und gehörte dem Kuratorium der Biologischen Station in Lunz an. 1919 führte er eine Studie an Wiener Kindern zu deren Träumen durch.[7]

Alois Kreidl war Redakteur des Zentralblattes für Physiologie, sowie seit 1899 Mitarbeiter der Wiener klinischen Rundschau.[8] Weiters war er Mitglied des Physiologischen Clubs zu Wien, der Gesellschaft der Ärzte in Wien, seit 1908 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, der Gesellschaft zur Förderung von Kunst und Wissenschaft in Böhmen und der Leopoldina Carolina-Akademie der Naturforscher in Halle. 1911 wurde ihm der Titel eines Regierungsrates verliehen. In dem im Jahr 1900 von Ludo Hartmann (1865-1924) gegründeten Verein für Abhaltung wissenschaftlicher Lehrkurse für Frauen und Mädchen (Athenäum) hielt er Vorträge zu physiologischen Themen.[9]

Kreisel gilt als ein bedeutender Forscher auf dem Gebiet der Physiologie des zentralen Nervensystems, zu dem er u.a. gemeinsam mit Johann Paul Karplus (1866-1936) 1910 „Ein Sympathicuszentrum im Zwischenhirn“, 1911 „Sympathicusleitung im Gehirn und Halsmark“, 1912 „Eine neue Methode zur Totalexstirpation des Grosshirns und Freilegung des Hirnstammes“ publizierte, sowie 1925 die Monografie „Zur Kenntnis der Schmerzleitung im Rückenmark“ herausgab. Wesentlich sind seine Untersuchungen zur Physiologie des Hörens, des Ohrlabyrinths an Taubstummen sowie an Fischen und Krebsen, seine Arbeiten über den galvanischen Schwindel und über den Nystagmus. Dazu verfasste er „Ein weiterer Versuch über das angebliche Hören eines Glockenzeichens durch die Fische“, „Ueber die Schallperception der Fische“, „Ueber die Beziehungen der galvanischen Reaction zur angeborenen und erworbenen Taubstummheit“, „Über das zeitliche Verhalten der Phänomene nach passiver Drehung beim Menschen“ oder „Der Schlaf des Menschen bei Fernbleiben von Gesichts- und Gehörseindrücken. Über den Schlaf der Mindersinnigen“. Weitere seiner zahlreichen Arbeiten finden sich in den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Kreidl verstarb am 6. Dezember 1928 in Wien. Seinen Nachruf mit einer ausführlichen Besprechung der wissenschaftlichen Forschungen von Kreidl verfasste Arnold Durig (1872-1961) in der Wiener medizinischen Wochenschrift.[10] Ein Verzeichnis seiner Arbeiten findet sich in einem weiteren Nachruf in der Monatsschrift für Ohrenheilkunde.[11]

Todesanzeige: Kreidl Alois, Neue Freie Presse, 8.12.1928, S. 47.

Quellen:

UAW, UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0178, Kreidl Alois (Nationalien Datum: 1882/83).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 177-192a, Kreidl Alois (Rigorosum Datum: 1885).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 186-2168, Kreidl Alois (Promotion Datum: 25.2.1888).

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten-Sonder-Reihe, S Personalblätter, Senat S 304.676 Kreidl, Alois (18.01.1864-06.12.1928; Physiologie).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Kreidl Alois.

Literatur:

Karplus, Johann Paul und Alois Kreidl: Ein Sympathicuszentrum im Zwischenhirn. (= Gehirn und Sympathicus/Mitteilung 2). Sonderdruck aus: Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie. Bonn: Hager, Berlin: Springer 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17322/2]

Karplus, Johann Paul und Alois Kreidl: Symphaticusleitung im Gehirn und Halsmark. (= Gehirn und Sypmpathicus/Mitteilung 3). Sonderdruck aus: Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie. Bonn: Hager, Berlin: Springer 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17322/3]

Karplus, Johann Paul und Alois Kreidl: Eine neue Methode zur Totalexstirpation des Grosshirns und Freilegung des Hirnstammes. Sonderdruck aus: Zeitschrift für biologische Technik und Methodik. Leipzig: Barth 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25913]

Karplus, Johann Paul und Alois Kreidl: Zur Kenntnis der Schmerzleitung im Rückenmark. Mitteilung 2. Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte Physiologie. Berlin: Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12416]

Kreidl, Alois: Ein weiterer Versuch über das angebliche Hören eines Glockenzeichens durch die Fische. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie. Bonn: Verlag von Emil Strauss 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kreidl, Alois: Ueber die Schallperception der Fische. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie. Bonn: Verlag von Emil Strauss 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Alexander, Gustav und Alois Kreid: Ueber die Beziehungen der galvanischen Reaction zur angeborenen und erworbenen Taubstummheit. Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie. Bonn: Verlag von Emil Strauss 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kreidl, Alois und S. Gatscher: Über das zeitliche Verhalten der Phänomene nach passiver Drehung beim Menschen. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1927.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Kreidl, Alois und Franz Herz: Der Schlaf des Menschen bei Fernbleiben von Gesichts- und Gehörseindrücken. Über den Schlaf der Mindersinnigen. Sonderdruck aus: Pflüger´s Archiv für die Gesamte Physiologie. Berlin: Verlag von Julius Springer 1924.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener allgemeine Zeitung, 13.10.1888, S. 8; Die Presse, 14.11.1895, S. 4.

[2] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 40, 1897, S. 802.

[3] Wiener klinische Rundschau, Nr. 30, 1900, S. 608.

[4] Die Heilkunde, Nr. 5, 1906, S. 233.

[5] Neue Freie Presse, 4.11.1917, S. 8.

[6] Die Zeit, 18.9.1918, S. 5.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 8.6.1919, S. 21.

[8] Wiener klinische Rundschau, Nr. 15, 1899, S. 243.

[9] Österreichische Lehrerinnen-Zeitung, 15.6.1900, S. 10.

[10] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 2, 1929, S. 68-70.

[11] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 7, 1929, S.727-730.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [295]: Bustin, Ernst – Zahnarzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, NS-Verfolgter

Bustin, Ernst – Zahnarzt und Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 12.08.2024

Keywords: Zahnarzt, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren, Allgemeine Poliklinik Wien, Universitäts-Kinderklinik, Allgemeines Krankenhaus Wien, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, Canada, Saskatchewan

Ernst Bustin wurde am 19. August 1900 als Sohn des aus Ungarn stammenden Kaufmanns Mark Bustin (1866-1942) und Karoline, geborene Kollmann (1869-1919), in Wien geboren.

Bustin studierte seit dem Wintersemester 1918/19 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 26. Juli 1924.

Bustin arbeitete nach dem Studium an derLaryngologischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik bei Hermann Marschik (1878-1969) an der Allgemeinen Poliklinik in Wien, wo er 1927 den Aufsatz „Die Beeinflussung der Zähne durch faziale Kieferhöhlenoperation[1] publizierte.

Danach war er seit zirka 1929 an der zahnärztlichen Station der Universitäts-Kinderklinik in Wien tätig, dessen Leitung er übernahm. Hier publizierte er 1929 gemeinsam mit Moritz Leist „Röntgenbilder des kindlichen Gebisses bei Stellungsanomalien“. An der Zweigbibliothek für Zahnmedizin findet sich von ihm die 1936 gemeinsam mit Moritz Leist verfasste Monografie „Orthodontie des praktischen Zahnarztes“.

Bustin war Mitglied der Zahnärztlichen Gesellschaft in Wien,[2] der Wiener Laryngologisch-Rhinologischen Gesellschaft, der Österreichischen Otologischen Gesellschaft, der Gesellschaft für Kinderheilkunde und seit 1925 Mitglied des Wirtschaftsverbandes der Zahnärzte Österreichs.[3]

Volksbildung

In den 1920er und 1930er Jahren war Bustin in der Wiener Volksbildung aktiv, wo er u.a. im Volksheim Landstraße über „Hygiene der Zähne“ (1926)[4] oder an der Volkshochschule Leopoldstadt über „Gesundheitspflege der Zähne“[5] referierte. Eine weitere Funktion nahm er als Zahnarzt in der Bundeserziehungsanstalt für Knaben ein.

Bustin wurde wegen seiner jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von seinen Funktionen enthoben. Im Mai 1938 suchte er bei der Auswanderungsabteilung der Fürsorge-Zentrale bei der IKG Wien um eine Ausreisemöglichkeit nach England oder Brasilien an. Im März 1939 gelang ihm schließlich die Flucht nach England, wo er zu Kriegsbeginn zunächst als „enemy alien“ interniert wurde. Nachdem er zur Internierung nach Canada überführt und dort bis 1942 interniert blieb, wurde er 1944 in das Manitoba Medical Register aufgenommen und erhielt nach dem Krieg die Zulassung zur Ausübung des Zahnarztberufes.[6] Er arbeitete in Canada zunächst in Pine Falls und danach in Bienfait, Saskatchewan.[7] Er war in Canada mit Marilyn Heron (1926-2022) verheiratet.

Ernst Bustin verstarb am 8. Februar 1958 in Regina, Saskatchewan, Canada.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1900, Bustin Ernst.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0736, Bustin Ernst (Nationalien Datum 1918/19).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0883, Bustin Ernst (Nationalien Datum 1922/23).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0611, Bustin Ernst (Rigorosen Datum 23.7.1924).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 193-0753, Bustin Ernst (Promotion Datum 26.7.1924).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 47.266, Bustin Ernst.

Auswanderungsabteilung der IKG Wien, Bustin Ernst.

Prisoners of War, 1715-1947, Ernst Bustin, 1939-1942.

https://de.findagrave.com/memorial/143668259/ernest-bustin

Carr Gilly, Pistol Rachel, British Internment and the Internment of Britons. Second World War Camps, History and Heritage, Bloomsbury Academic 2003.

Literatur:

Bustin, Ernst und Moritz Leist: Röntgenbilder des kindlichen Gebisses bei Stellungsanomalien. Aus der orthodontischen Abteilung (Leiter Prof. Dr. A. Oppenheim) des zahnärztlichen Universitätsinstitutes Wien (derzeit Vorstand Prof. Dr. H. Pichler). Sonderdruck aus: Zeitschrift für Stomatologie. Wien: R. Spies & Co. 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Leist, Moritz und Ernst Bustin: Orthodontie des praktischen Zahnarztes. Wien: Aesculap-Verl. 1936.

[Zweigbibliothek für Zahnmedizin/Sign.: ARC I-3468]

Referenzen:

[1] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 5, 1927, S. 663-665.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 16m 1931, S. 556.

[3] Zeitschrift für Stomatologie, H. 4, 1925, S.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 27.11.1926, S. 9.

[5] Arbeiter Zeitung, 19.2.1927, S. 11.

[6] Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 4, 1945, S. 171; Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 2, 1946, S. 100.

[7] Manitoba Mmedical Rreview, Nr. 12, 1945, S. 563.

Normdaten (Person): Bustin, Ernst: BBL: 43987; GND: 126548897;

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BBL: 4387 (12.08.2024)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=43987

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