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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [40]: Zwei Aufsätze von Walter Mentzel und Harald Albrecht:

Walter Mentzel, Harald Albrecht: Zwei Aufsätze zur Blogserie Aus den medizinhistorischen Beständen der UB-MedUni Wien

Die beiden Autoren und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek an der Medizinischen Universität Wien, Dr. Walter Mentzel und Harald Albrecht BA, die seit Oktober 2016 im Van Swieten-Blog unter der Rubrik „Aus den medizinhistorischen Beständen der UB-MedUni Wien“ medizinhistorische Bücher und Sammlungen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin vorstellen, veröffentlichten im September 2017 in der Zeitschrift GMS Medizin — Bibliothek — Information der „Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen“ zwei Aufsätze, die die Ziele der Blogserie aus bibliothekarischer sowie medizin- und wissenschaftshistorischer Sicht thematisieren.

Abb. 1    Büchermagazin am Standort der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Davon ausgehend, dass die Universitätsbibliothek am Standort im Josephinum die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs darstellt, beschreibt Walter Mentzel anhand von fünf Fallbeispielen die aufwendige Spurensuche und Rekonstruktionsarbeit in den Bibliotheksbeständen, die sich zum Ziel setzt, jene über 200-Jahre hindurch übernommenen Sammlungen nach ihrer Provenienz, den früheren Eigentümern, ihrer ursprünglichen Standorte, Herkunfts- und Entstehungsgeschichte zu identifizieren. Die Ergebnisse der Rekonstruktionsarbeit – dieser durch frühere Inventarisierungsmaßnahmen heute zerstreuten Sammlungen – werden künftig als „virtuelle Bibliothek“ erfasst und digital über den Bibliothekskatalog zusammenzuführt.

Die durch Nachlässe, Schenkungen und aus der Übernahme von Instituten und Kliniken der Medizinischen Universität Wien übernommenen Buchbestände sowie deren wissenschafts- sozial- und kulturhistorische Diversität thematisiert Harald Albrecht an Hand von Fallbeispielen aus den einzelnen Teilbibliotheken der Zweigbibliothek. Albrecht unterstreicht damit am Beispiel wertvoller medizinhistorischer Bücher aus dem 16. bis 20. Jahrhundert den Stellenwert jenes aus den Teilbibliotheken sich zusammensetzenden Gesamtbestands der Zweigbibliothek und bekräftigt damit auch die Bedeutsamkeit des Standortes der Zweigbibliothek als Zentrum des „kulturellen Erbes“ der „Wiener Medizinischen Schulen“.

Beide Aufsätze sind abrufbar unter:

Walter Mentzel, Medizinhistorische Bestände der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Virtuelle Bibliotheken an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin: Eine Spurensuche, in: GMS Medizin — Bibliothek — Information. Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen, 2017;17 (1-2): Doc08.

http://www.egms.de/static/de/journals/mbi/2017-17/mbi000387.shtml

und als PDF unter:

http://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2017-17/mbi000387.pdf

Harald Albrecht, Medizinhistorische Bestände der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien: Die neun historischen Bibliotheken an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin mit Beispielen aus den Beständen in: GMS Medizin — Bibliothek — Information. Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen, 2017;17 (1-2): Doc07.

Unter: http://www.egms.de/static/de/journals/mbi/2017-17/mbi000386.shtml

und als PDF unter:

http://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2017-17/mbi000386.pdf

Text: Walter Mentzel, Harald Albrecht

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [43]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [43]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Elias Nicolaus Ammerbach komponierte das Werk „Occhi lucent „. Ammerbach
lebte von 1530 bis 1597 und war Organist und über 30 Jahre Thomaskantor in
Leipzig. Er bediente sich als erster ausschließlich der Buchstabennotation.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elias_Nikolaus_Ammerbach
https://www.youtube.com/

Ludovico Viadana (vulgo L. Grossi) lebte von 1564 bis 1645 in Italien. Er war
Geistlicher und Domkapellmeister in Mantua, Rom, Fano, Venedig. Seine
Concerti Ecclesiastici machten den Einzelgesang in Italien bekannt, wobei er
sich eines Instrumentalbasses (Bassus continuus oder generalis) bediente, der
anders als die menschliche Stimme das ganze Stück ununterbrochen begleitete.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lodovico_Grossi_da_Viadana
https://www.youtube.com/

Claudia Monteverdi (1567-1643) war Sohn eines Arztes und zuerst Sänger und
Madrigalspieler beim Herzog von Mantua. Er schuf das erste musikdramatische
Werk, das man als Oper im heutigen Sinne ansehen kann und verwendete als
erster das Orchester in der Kirchenmusik. Er gilt als großer Neuerer, als Bach
oder Beethoven des frühen 16. Jahrhunderts. Eine seiner Kompositionen heißt
„Illuminata oculos meos“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Claudio_Monteverdi
https://www.youtube.com

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [39]: Adolf Nichtenhauser – Ein in Österreich vergessener Pionier des medizinischen Films und Autor des unveröffentlichten Manuskripts: „A History of Motion Pictures in Medicine“

Adolf Nichtenhauser – Ein in Österreich vergessener Pionier des medizinischen Films und Autor des unveröffentlichten Manuskripts: „A History of Motion Pictures in Medicine“

Im Juli 1934 veröffentlichte der Mediziner und Mitarbeiter des Allgemeinen Krankenhaus in Wien, Adolf Nichtenhauser, in der Wiener Medizinischen Wochenschrift einen Artikel unter dem Titel: „Der Aufbau des medizinischen Filmwesens“.[1] Darin thematisierte Nichtenhauser fast 30 Jahre nach dem 1896 von Ludwig Braun (1867-1936) in Wien produzierten ersten wissenschaftlichen medizinischen Film die seitdem zugenommene internationale Bedeutung der technischen Visualisierung in der medizinischen Forschung und Lehre. Dabei kritisierte er auch die Planlosigkeit und die fehlende finanzielle und organisatorische Unterstützung durch die Medizinische Fakultät in Wien auf diesem Gebiet. Während noch in den 1920er Jahren an einigen Kliniken und Instituten der Medizinischen Fakultät innovative und international beachtete medizinische Filme entstanden [(u.a. von Lorenz Böhler (1885-1973), Friedrich Dimmer (1855-1926), Anton von Eiselsberg (1860-1939), Wilhelm Weibel (1876-1945) und Adolf Lorenz(1854-1946)], die zumeist durch Eigeninitiative hergestellt aber schon nach wenigen Jahren aus dem Forschungs- und Lehrbetrieb ausgeschieden wurden, nahm die Filmproduktion an den österreichischen medizinischen Einrichtungen ab den frühen 1930er Jahren rapide ab. Jene, in den Jahren zuvor hergestellten Produktionen, gerieten rasch in Vergessenheit und in Verlust und lassen sich heute nur mehr über schriftliche Quellen rekonstruieren. Nichtenhauser bewarb in seinem programmatischen Artikel die systematische Förderung der Produktion medizinischer Filme – vor allem in jenen bislang vernachlässigten Disziplinen wie der Pharmakologie – und den Aufbau eines institutionellen Rahmens an der Fakultät zur Beschäftigung mit visuellen Methoden in der Medizin, wozu er auch eine professionelle Archivierung und Katalogisierung der vorhandenen medizinischen Filme einforderte. Sein Anliegen wurde von der Fakultät abgewiesen und blieb ohne Folgen.

(Abbildung 1 zum Vergrößern anklicken)
Abb. 1    Wiener Medizinische Wochenschrift. (84/27) 1934. S. 784-785.

Adolf Nichtenhauser wurde am 1. August 1903 in Wien geboren. Nach dem Studium der Psychologie, Kunstgeschichte und Literatur an den Universitäten Berlin, Bonn und Heidelberg, begann er in Berlin mit dem Studium der Medizin, das er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien 1931 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er von Dezember 1931 bis Oktober 1933 im Allgemeinen Krankenhaus Wien an der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten bei Prof. Wilhelm Kerl (1880-1945) und an der Abteilung für Psychiatrie und Neurologie bei Prof. Emil Mattauschek (1870-1935).

Nichtenhausers Interesse am Film geht auf die frühen 1920er Jahre zurück. Zwischen 1923 und 1928 beschäftigte er sich mit der in den USA sich zu dieser Zeit etablierenden Filmindustrie, dem neu entstehenden Filmmarkt und erarbeitete Vorschläge zur Programmgestaltung und Organisation von Kinos, der Filmproduktion und dem Vertrieb in Wien, sowie mit jenen in Europa um sich greifenden staatlichen Filmzensurmaßnahmen. 1926/27 und 1931 belegte er Lehrgänge an der Technischen Universität Wien zu 35 mm und 16 mm Filmen und setzte sich mit den pädagogischen und ästhetischen Möglichkeiten des modernen Films, hier besonders dessen Anwendungsgebiete im Bereich des medizinischen Films, auseinander. Er produzierte erste Drehbücher zu wissenschaftlichen Lehrfilmen und für das „International Institut of Educational Cinematography“ (der League of Nations) ein Konzept zur Katalogisierung, Erhaltung und der Verbreitung von wissenschaftlichen Filmen für staatliche Filminstitute. In den Jahren 1936 und 1937 arbeitete er auch als Übersetzer medizinischer Publikationen vom Englischen ins Deutsche u.a. 1937 beim Symposium „Glandulärer Physiologie und Therapie“, veröffentlicht von der American Medical Assoziation, sowie von deutschsprachigen Zusammenfassungen aus amerikanischen Zeitschriften für die „Ars Medici“ in Wien.

Die Drüsen mit innerer Sekretion. Ihre physiologische und therapeutische Bedeutung. (= Autorisierte Übersetzung und Erweiterung des Werkes: Glandular physiology and therapy. A symposium prepared unter the auspices of the Council on Pharmacy and Chemistry of the American Medical Association.) Hrsg.: Wilhelm Raab. Wien und Leipzig: Aesculyp-Verlag 1937.

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8625144&pos=1&phys=

In den 1930er Jahren publizierte er zahlreiche Artikeln in nationalen wie internationalen Zeitschriften zu propädeutischen Fragen des wissenschaftlich-medizinischen Films und dessen Vertriebs- und Einsatzmöglichkeiten, daneben befasste er sich aber auch mit den Folgen des Aufstiegs des Nationalsozialismus und den daraus ausgehenden Gefahren für Österreich auch im Hinblick auf die Filmindustrie:

Progress in the evolution of cultural films. In: International review of educational cinematography. Rom: April 1933. P. 243-269.

Der Aufbau der Kulturarbeit am Film. In: Internationale Lehrfilmschau. Rom: April 1933. S. 259-289.

Ein Prophet des Dritten Reiches. In: Die neue Weltbühne. 25. Mai 1933. S. 657-658.

Naturfilme. In: Internationale Lehrfilmschau. Rom: Oktober 1933. S. 732-733.

Kulturarbeit am Film. In: Der Bücherwurm. Wien: Oktober 1933. S. 2-4.

Science and film. In: International review of educational cinematography. Rom: Oktober 1933. P. 682-683.

For the creation of an international film archive. In: International review of educational cinematography. Rom: April 1934. P. 248-251.

The present situation of the school film. In: International pedagogical information. Paris: November 1936. P. 66-72.

Ein internationales medizinisches Filmarchiv. In: Internationaler Lehrfilmschau. Rom: April 1934. S. 283-287.

Die heutige Situation des Schulfilms. In: Internationale pädagogische Information. Paris: November 1936. S. 64-69.

Der Weg in die Emigration (1933 bis 1937)

Adolf Nichtenhausers an das Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Wien gerichteter Vorschlag einen wissenschaftlichen Film über die Entwicklung der „Wiener medizinischen Schule“ herzustellen wurde ebenso abgelehnt wie seine Vorstellungen an der Fakultät die organisatorischen und technischen Grundlagen zu einer Institutionalisierung des medizinisch-wissenschaftlichen Films zu schaffen. Stattdessen bekam er 1933 von der Direktion des AKH Hausverbot, die ihn der „regierungsfeindlichen Propaganda im Ausland“ bezichtigte, und wurde 1934 vom Bundesministerium für soziale Verwaltung gemaßregelt. Die gegen ihn vorgebrachten Denunziationen dürften auch mit seinen Publikationen korrelieren, in denen er die autoritären Tendenzen auch in der österreichischen Kulturpolitik, die sich bereits in der Phase der Zerstörung der österreichischen Demokratie abzeichneten, kritisierte. Danach arbeitete er bis 1936 im St. Anna Kinderspital, in der Arbeiter-Unfallversicherungs-Klinik und von Mai 1936 bis zu seiner Emigration im Jahr 1937 als Arzt im „Cottage Sanatorium“ in Wien. In diesen Jahren war er auch als Filmkritiker tätig und publizierte zahlreiche Artikel in österreichischen und ausländischen Zeitungen u.a. als Korrespondent für den „Motion Picture Herald“. Seine Bemühungen in die USA zu emigrieren, in der Filmbranche Fuß zu fassen und seine in Wien bekämpften Vorstellungen zu verwirklichen, belegen  umfangreiche Korrespondenzen mit Kodak, Hollywood, der Carnegie Foundation, der Yale University oder der Rockefeller Foundation, die bis in das Jahr 1933 zurückverfolgt werden können. 1937 emigrierte er schließlich nach Frankreich und nach Erhalt eines Visum für die USA im Jahr 1938 nach New York, wo er an seine in Wien formulierten und ausgearbeiteten Pläne zur Produktion, Organisation, Vertrieb und der systematischen Erhaltung des medizinischen Films festhielt, sie hier aber auch umzusetzen konnte. 1939 arbeitete er als Assistent des Direktors der „Health Education, National Tuberculosis Association“ und später als Berater für zahlreiche private und öffentliche Organisationen. Darunter mit der „Armed Forces medical Library“ (später „National Library of Medicine), weiter für die „Division of Medical Science – Rockefeller Foundation“, „National Science Fund – National Academy of Science“, „Office of War Information – Bureau of Motion Pictures“ und dem US „Public Health Services“. Von 1947 bis 1950 war er für das „Navy Department – Bureau of Medicine and Surgery“ und 1950 bis 1952 für das „Medical Film Institute of the Association of American Medical Colleges (heute: Medical Audio-Visual Institute)“ in New York tätig. Seine Umtriebigkeit spiegelt sich auch in seiner Publikationstätigkeit dieser Jahre wieder. Dazu zählen:

Health film production. In: Film news,. (6) 1945. S. 3.

A program on health films. In: American journal of public health. (35) 1945. S. 343-346.

Training and educational films and related printed material available for distributation. In: US Public Health Service. Malaria control in war areas. September 1945, März 1946, April 1946.

Cultural film program outline. In: The New York Times. 7. April 1946. Section 2. S. 3.

The tasks of an international film institute. In: Hollywood quarterly. (2) 1946. S. 9-24.

The critical cataloging of medical films. In: Journal of medical education. (26) 1951 [Supplement].

Reviews of films in atomic medicine. Medical Film Institute. First series. Februar 1951.

Reviews of films in psychiatry, psychology and mental health. Medical Film Institute. April 1951.

Reviews of miscellaneous medical and related films. Medical Film Institute. April 1951.

1953 erschien seine letzte Monografie: Nichtenhauser, Adolf, Coleman, Marie L. und David S. Ruhe: Films in psychiatry, psychology and mental health“. New York: Health Education Council 1953.

„A History of Motion Pictures in Medicine“

Von der US-Marine (Abteilung: US-Navy Audio-Visual Training Section, Bureau of Medicine and Surgery) erhielt Nichtenhauser 1947 den Auftrag zur Herstellung einer Monografie über die Entwicklung des medizinischen Films. Dieses mehr als tausend typografische Seiten umfassende Manuskript mit dem Titel „A history of motion pictures in medicine“ wurde zirka 1950 fertiggestellt, blieb jedoch wegen des Todes von Nichtenhauser im November 1953 unveröffentlicht und befindet sich heute – wie zahlreiche weitere unveröffentlichte Texte – in seinem umfangreichen schriftlichen Nachlass an der United States National Library of Medicine – National Institutes of Health (NIH). Bethesda, Maryland.

https://oculus.nlm.nih.gov/cgi/f/findaid/findaid-idx?c=nlmfindaid;id=navbarbrowselink;cginame=findaid-idx;cc=nlmfindaid;view=reslist;subview=standard;didno=nichtenhauser277

Ein Projekt des Verein Netzwerk – AG freiberuflicher Historikerinnen

https://verein-netzwerk-historiker.blogspot.co.at/p/der-medizinische-film-in-osterreich.html

Text: Walter Mentzel

[1] Wiener Medizinischen Wochenschrift, 28, 7.7.1934, S. 784-787.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [38]: Frankl, Viktor E.: … trotzdem ja zum Leben sagen. Drei Vorträge gehalten an der Volkshochschule Ottakring. Wien

Frankl, Viktor E.: … trotzdem ja zum Leben sagen. Drei Vorträge gehalten an der Volkshochschule Ottakring. Wien: Franz Deuticke 1946.

http://search.obvsg.at/primo_library

Abb. 1    Viktor Emil Frankl

Viktor Emil Frankl (*26.03.1905 Wien, gest. 02.09.1997 Wien), dessen Todestag sich am 2. September 2017 zum 20. Mal jährte, war ein österreichischer Neurologe und Psychiater. Er gilt als Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse sowie der Dritten Wiener Schule der Psychotherapie. Sein Werk … trotzdem ja zum Leben sagen […] (engl.: Man’s search for meaning: An introduction to logotherapy), worin er seine Erfahrungen als Häftling mehrerer nationalsozialistischer Konzentrationslager verarbeitete und einer breiten Öffentlichkeit darlegte, wurde in 26 Sprachen übersetzt und verkaufte sich über 12 Millionen Mal.

Viktor E. Frankl wuchs mit seinen Geschwistern Walter und Stella in einer jüdischen Beamtenfamilie in der Wiener Leopoldstadt auf. Seine Mutter stammte aus Prag, sein Vater aus Südmähren. Schon seine Schulzeit war geprägt von seinem Interesse für Psychologie und Psychoanalyse. Bereits mit 15 Jahren korrespondierte er mit Sigmund Freud (1856-1939). So erschien auch seine erste Publikation 1924, ein Jahr nach seiner 1923 abgelegten Matura, in der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse auf ausdrückliche Empfehlung Freuds. Viktor E. Frankl studierte Medizin an der Universität Wien und promovierte 1930. Noch während seiner Studienzeit verkehrte er mit Individualpsychologen, wie Alfred Adler (1870-1937). Frankl publizierte 1925 in der Internationalen Zeitschrift für Individualpsychologie seine Arbeit Psychotherapie und Weltanschauung und gründete die Zeitschrift Der Mensch im Alltag, die er bis zum Bruch mit Alfred Adler 1927 leitete. Adler schloss Frankl wegen „Unorthodoxie“ aus dem Verein für Individualpsychologie aus. Frankl, der seit 1924 Obmann der Sozialistischen Mitschüler Österreichs war, gründete ab 1928 mehrere Jugendberatungsstellen und organisierte 1930 zur Zeit der Zeugnisvergabe eine besondere Beratungsinitiative, woraufhin sich in Wien die Zahl der Suizidversuche von SchülerInnen deutlich reduzierte. Dieser Erfolg machte auch die internationale Fachwelt auf ihn aufmerksam.

Abb. 2    Viktor Emil Frankl

Von 1933 bis 1937 leitete Viktor E. Frankl im Psychiatrischen Krankenhaus Wien am Rosenhügel den sogenannten „Selbstmörderinnenpavillon“, wo er als Oberarzt jährlich bis zu 3.000 selbstmordgefährdete Frauen betreute. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde ihm aufgrund seiner jüdischen Herkunft verboten „arische“ Patienten zu betreuen. 1940 übernahm er die Leitung der neurologischen Abteilung des Rothschild-Spitales, dem einzigen Krankenhaus in Wien, in dem Juden und Jüdinnen noch behandelt wurden. Obwohl ihm das US-Konsulat in Wien 1941 ein Visum für die Vereinigten Staaten in Aussicht stellte verzichtete er auf die Fluchtmöglichkeit, da er seine Eltern nicht in Wien zurücklassen wollte. Viktor E. Frankl wurde gemeinsam mit seiner Frau Tilly 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Sein Vater wurde hier 1943 ermordet. 1973 schrieb Frankl über seinen Vater im KZ: „Bevor er im Lager Theresienstadt Hungers starb, wurde der Herr Direktor einmal dabei angetroffen, wie er aus einer leeren Tonne den Rest von Kartoffelschalen herauskratzte.“[1] Die Nationalsozialisten ermordeten seine Mutter ebenso wie sein Bruder Walter in den Gaskammern von Ausschwitz. Frankls Ehefrau Tilly wurde im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet. Frankl selbst deportierten die Nazis am 19. Oktober 1944 von Theresienstadt nach Ausschwitz von wo er einige Tage später ins KZ-Außenlager Kaufering III und am 5. März 1945 ins KZ-Außenlager Kaufering VI, dem sogenannten Lager Türkheim, beides Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, verschleppt wurde. Am 27. April 1945 erlebte Frankl seine Befreiung im Lager Türkheim durch die US-Armee.

Abb. 3    Titelblatt: Frankl: … trotzdem ja zum Leben sagen […]. Wien 1946.

Viktor E. Frankl verarbeitete seine Eindrücke und Erfahrungen in dem Buch … trotzdem ja zum Leben sagen. Drei Vorträge gehalten an der Volkshochschule Ottakring. Wien: Franz Deuticke 1946. Er vertrat schon kurz nach Ende des Krieges die Ansicht, dass vor allem Versöhnung einen sinnvollen Ausweg aus der Katastrophe des Weltkrieges und des Holocaust weisen könne. Der Titel des Buches enthält das Zitat: „trotzdem Ja zum Leben sagen“ aus dem Refrain des Buchenwaldliedes des KZ-Häftlings Fritz Löhner-Beda (1883-1942), einem österreichischen Librettisten, Schlagertexters und Schriftstellers. Im Buch geht es zunächst um die Auswirkung der Lagerhaft in einem KZ auf die Häftlinge, aber auch um die Beziehungen zwischen den Häftlingen.

Die zentrale Erfahrung im Konzentrationslager war für Frankl, dass es möglich ist, auch noch unter inhumansten Bedingungen einen Sinn im Leben zu sehen. So beschreibt er, dass diejenigen Häftlinge eine bessere Chance hatten, zu überleben, die jemanden hatten, der auf sie wartet. Für Frankl selbst war es die Vorstellung, dass er in der Zukunft Vorlesungen über die Auswirkungen des Lagers auf die Psyche halten werde. Auch in späteren Jahren stand für Frankl die Sinnfrage stets im Zentrum seiner Arbeiten zur Suizidprävention. Darüber entspann sich auch ein längerer Dialog zwischen Frankl, der nach dem Krieg auch im Fach Philosophie promovierte, und dem Philosophen Martin Heidegger (1889-1976).

Viktor E. Frankl kehrte 1945 wieder zurück nach Wien. 1946 wurde er zum Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik berufen, die er bis 1971 leitete. Nach seiner Habilitierung 1949 erhielt er 1955 den ordentlichen Professorentitel der Universität Wien für Neurologie und Psychiatrie. Zahlreiche Gastprofessuren führten ihn unter anderem in die USA an die Universitäten Harvard und Stanford. Die U.S. International University in Kalifornien errichtete eigens für ihn eine Professur für Logotherapie, die von Frankl geschaffene Psychotherapierichtung. Frankl entwickelte verschiedene Methoden der Psychotherapie, die teils auch von anderen therapeutischen Richtungen übernommen wurden – die „paradoxe Intention“, die „Dereflexion“, die „Einstellungsänderung“, das „Logodrama“, die „existenzanalytische Traumdeutung“, den „sokratischen Dialog“ und andere.

Von 1947 bis zu seinem Tod war er in zweiter Ehe mit Eleonore Katharina Schwindt verheiratet, mit der er auch eine Tochter hatte. Viktor Emil Frankl verstarb 92-jährig am 2. September 1997 in Wien. Er galt als einer der größten Fachleute auf seinem Gebiet. Er verfasste 32 Bücher und erhielt weltweit 29 Ehrendoktorate. Sein wohl weltweit bekanntestes Buch – die amerikanische Ausgabe seines „…trotzdem ja zum Leben sagen […]“ ist laut Library of Congress „one of the ten most influential books in the USA“. 1992 wurde in Wien das Viktor Frankl Institut (http://logotherapy.univie.ac.at/d/institut_agenda.html) gegründet und seit 2015 gibt es in Wien auch ein Viktor Frankl Museum (https://www.franklzentrum.org/museum/das-museum.html).

Folgende weitere Erstausgaben wichtiger Werke Frankls aus der Nachkriegszeit befinden sich in den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin:

Frankl, Viktor E.: Ärztliche Seelsorge. Wien: Franz Deuticke 1946.

http://search.obvsg.at/primo_library/

Frankl, Viktor E.: Die Psychotherapie in der Praxis. Eine kasuistische Einführung für Ärzte. Wien: Franz Deuticke 1947.

http://search.obvsg.at/primo_library/

Text: Harald Albrecht

Quellen:

Kasper, Siegfried: Nachruf auf Prof. Viktor E. Frankl. In: Die Universität. (3) 1997. S. 11.

Doering, Dieter: Die Logotherapie Viktor Emil Frankls. (= Kölner medizinhistorische Beiträge, 19) Köln: Univ.-Diss. 1981

Univ.-Prof. Dr. Viktor Frankl. In: Österreicher, die der Welt gehören. Hrsg. von Mobil Oil Austria Aktiengesellschaft. Wien: Mobil Oil Austria AG 1979. S. [44]-53.

Asperger, Hans: Laudatio für Professor Dr. Viktor E. Frankl anläßlich der feierlichen Überreichung des Innitzer-Preises. In: Österreichische Ärztezeitung. (33/3) 1978. S. 146-147.

Frankl, Viktor E.: Viktor E. Frankl. In: Psychotherapie in Selbstdarstellungen. Hrsg. von Ludwig J. Pongratz. Bern, Stuttgart und Wien: Verlag Hans Huber 1973. S. 177-204.

Fabry, Joseph B.: Das Ringen um Sinn. Logotherapie für den Laien. Stuttgart: Paracelsus Verlag 1973.

[1] Frankl, Viktor E.: Viktor E. Frankl. In: Psychotherapie in Selbstdarstellungen. Hrsg. von Ludwig J. Pongratz. Bern, Stuttgart und Wien: Verlag Hans Huber 1973. S. 177.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [37]: Josef Preindlsb(p)erger (Chirurg, Militärarzt und Vorstand des AKH in Sarajewo) und Milena Preindlsberger-Mrazović (Schriftstellerin und Rot-Kreuz-Mitarbeiterin).

Josef Preindlsb(p)erger (Chirurg, Militärarzt und Vorstand des AKH in Sarajewo) und Milena Preindlsberger-Mrazović (Schriftstellerin und Rot-Kreuz-Mitarbeiterin). Wien – Sarajewo

Von der Schriftstellerin und Journalistin Milena Preindlsberger-Mrazović erschien 1904 in der Zeitschrift „Die Zeit“ ein bis heute weitgehend unbekannt gebliebener Artikel unter dem Titel „Der weibliche Arzt in Bosnien und Herzegowina“.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA 3016]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8627650&pos=9&phys=

Darin thematisiert sie die Schwierigkeiten, die mit der Durchsetzung der medizinischen Verwaltung Bosnien-Herzegowinas nach der Okkupation 1878 und im speziellen jene der weiblichen Ärzteschaft gegenüber der muslimischen Bevölkerung auftraten. Dabei kam den k.k. Amtsärztinnen eine bedeutende Rolle zu, die – auch im europäischen Vergleich – eine einzigartige institutionalisierte Stellung innerhalb der k.k. Sanitätsverwaltung in Bosnien-Herzegowina einnahmen. Der Grund für die Stärkung der Funktion von Amtsärztinnen in Bosnien-Herzegowina, lag in der ihnen zugewiesenen spezifischen Aufgabe die Gesundheitssituation der weiblichen muslimischen Bevölkerung zu verbessern, ihren Zugang zum Gesundheitssystem durchzusetzen und sie darin zu integrieren. Dazu wurden zwischen 1892 und 1918 insgesamt sieben österreichisch-ungarische Amtsärztinnen in die mehrheitlich von Muslimen bewohnten Gebiete berufen.

Milena Preindlsberger-Mrazović

Milena Preindlsberger-Mrazović war Journalistin, Schriftstellerin und Verlegerin (die erste in Bosnien-Herzegowina) und mit dem Wiener Chirurgen und Militärarzt Josef Preindlsberger verheiratet. Bis heute bekannt ist sie durch ihre seit den 1880er Jahren in deutscher Sprache publizierten Reiseberichte, Tagebücher und Romane, in denen sie sich mit dem sozialen und kulturellen Leben der Bevölkerung und der Landeskunde von Bosnien-Herzegowina befasste. Über ihr Geburtsdatum gibt es divergierende Angaben (zwischen 1863 und 1866) ebenso zu ihrem Geburtsort (Wien bzw. einem kroatischen Dorf im Nordwesten Bosniens). Gesichert ist, dass ihr Vater ein bosnischer Landesbeamte war und sie ihre Schulausbildung zunächst in Budapest erhielt. Nachdem ihr Vater nach der Okkupation Bosnien-Herzegowinas 1878 nach Sarajewo versetzt wurde, schloss sie hier ihren Schulbesuch ab. Milena begann ihre schriftstellerische Karriere 1884 als Mitarbeiterin der gerade in Sarajewo gegründeten einzigen deutschsprachigen Zeitung Bosniens, der „Bosnischen Post“, wo sie nach wenigen Jahren zur Chef-Redakteurin und schließlich 1889, nachdem ihr von der Regierung die Zeitung samt Druckerei übertragen worden war, zur Herausgeberin aufstieg. Daneben arbeitete sie als Sprachlehrerin für Französisch an einer Schule. Nach ihrer Heirat 1896 verkaufte sie das Verlagsunternehmen und widmete sich ausschließlich ihrer journalistischen Arbeit. Sie publizierte in zahlreichen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen, in denen sie den Lesern das multiethnische, vor allem aber das multikonfessionelle Bosnien-Herzegowina aus ethnografischer und anthropologischer Sicht näher zu bringen versuchte. Daneben hielt sie unter anderem Vorträge wie in Wien, wo sie auch durch ihre zahlreichen Artikeln in der Reichspost und der Neuen Freien Presse einen hohen Bekanntheitsgrad genoss und 1889 zum ersten weiblichen Mitglied der „Anthropologischen Gesellschaft in Wien“ ernannt wurde. Unter anderem verfasste sie auch einen Beitrag zu Bosnien-Herzegowina für das von Kronprinz Rudolf konzipierte Werk „Österreich-Ungarn in Wort und Bild“ (1899). Aus dieser Zeit resultierten Arbeiten wie „Selam, Skizzen und Novellen aus dem bosnischen Volksleben“, die 1893 (Berlin: Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft) erschien und frühe Texte von Milena enthält. Preindlsberger-Mrazović wurde durch eine Reihe weiterer Monografien im deutschsprachigen Raum bekannt. Dazu zählten: „Bosnische Volksmärchen“ (Innsbruck: Edlinger 1905), der Roman „Das Grabenfenster. Eine Sarajevoer Geschichte aus dem Beginn der Okkupation“ (Innsbruck: Edlinger 1906), der Reiseführer „Die bosnische Ostbahn. Illustrierter Führer auf den bosnisch-herzegowinischen Staatsbahnlinien Sarajevo-Uvac und Megjegje-Vardiste“ (Wien: Hartleben 1908), sowie die Tagebuchaufzeichnungen „Bosnisches Skizzenbuch, Landschafts- und Kulturbilder aus Bosnien und der Herzegowina“ (Dresden, Leipzig: E. Pierson’s Verlag 1900). In diesen Arbeiten deklarierte sie sich als Befürworterin der Okkupation Bosnien-Herzegowinas und zu den von Österreich-Ungarn getroffenen Verwaltungsmaßnahmen, von denen sie sich eine Modernisierung, vor allem aber eine friedliche Entwicklung des Landes erwartete.

Seit 1896 war Milena Preindlsberger-Mrazović mit dem Wiener Chirurgen, Militärarzt und Landessanitätsrat in Bosnien-Herzegowina Josef Preindlsberger verheiratet, der am Allgemeinen Krankenhaus in Sarajewo die chirurgische Abteilung leitete.

Josef Preindlsberger

Joseph Preindlsberger wurde am 6. März 1863 in Wien als Sohn eines Kaufmannes geboren. 1881 begann er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien mit dem Studium der Medizin, das er 1887 mit der Promotion abschloss. Im Jahr seiner Promotion trat er den Dienst als Militärarzt im Garnisons-Spital Nr. 1 in Wien an[1] und erhielt seine weitere Ausbildung bei Carl von Braun-Fernwald (1822-1891) an der gynäkologischen Klinik. Bis 1893 arbeitete er als Assistent von Prof. Josef Weinlechner (*3.3.1829 Altheim/Oberösterreich, gest. 30.9.1906 Bruck an der Leitha) an der I. chirurgischen und gynäkologischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Im Herbst 1893 kam es zur Eröffnung des „Allgemeinen Krankenhauses in Sarajewo“ und zu einer Reihe von Besetzungen ärztlicher Funktionen durch Wiener Mediziner – darunter Josef Preindlsberger, der zum Vorstand und Primarius der chirurgischen Abteilung ernannt wurde.[2] Über seine Tätigkeit in den ersten Jahren im Allgemeinen Krankenhaus in Sarajewo finden sich Hinweise in den: Mitteilungen aus der chirurgischen Abteilung des Bosnisch-Herzegovinischen Landespitals in Sarajevo für die Jahre 1894-1896, 1897-1900. Wien: Verlag Josef Safar 1898 und Sarajevo 1898/1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8766]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8627647

Weiters: Weiss Otto: Mittheilungen aus der geburtshilflich-gynäkologischen Abteilung des Bosnisch-Hercegovinischen Landesspitals in Sarajevo für die Jahre 1897-1900. Geordnet und ergänzt von Josef Preindlsberger. Sarajevo: ÖLandesdruckrei 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8669]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8662272&pos=3&phys=

1894 publizierte er: Die Behandlung der Gelenkstuberculose und ihre Endresultate aus der Klinik Albert. Mit einem Vorwort von Prof. E. Albert. Wien: Safar 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 5763]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8627642

Seine Arbeiten, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden, veröffentlichte er vor allem in medizinischen Fachzeitschriften wie „Internationale klinische Rundschau“, „Wiener medizinischen Wochenschrift“, „Wiener klinischen Wochenschrift“, „Wiener medizinischen Presse“ und in der „Wiener klinischen Rundschau“. Von Preindlsberger, der auch zum Landessanitätsrat von Bosnien-Herzegowina ernannt wurde, stammt auch eine Abhandlung zur „Volksmedizin“ Bosniens-Herzegovinas, die unter dem Titel Beiträge zur Volksmedizin in Bosnien, in: Wissenschaftliche Mittelungen aus Bosnien und der Herzegowina, H. 8, 1902, S. 215-229, erschien.

Josef Preindlsberger und Milena Preindlsberger-Mrazović im Ersten Weltkrieg

Am Ersten Weltkrieg nahm Josef Preindlsberger als Militärarzt teil. Im November 1914 wurde er zum Oberstabsarzt ernannt[3] und leitete in dieser Funktion ein chirurgisches Operationsteam an der Balkanfront in Serbien, Montenegro, Mazedonien und in Albanien, wo er das gesamte Sanitätswesen an der Front leitete, sowie ab 1916 an der Isonzofront in Italien. Seine Frau Milena Preindlsberger-Mrazović, die als Rot-Kreuz-Helferin ebenfalls an der Front zum Einsatz kam, wurde der Chirurgengruppe ihres Mannes zugeteilt[4] und 1916 erst als dritte Sanitäterin für ihren Einsatz in einer mobilen Chirurgengruppe mit der „Tapferkeitsmedaille“ ausgezeichnet.[5]

1919 kehrten beide, nachdem sie vom neuen SHS-Staat (Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen) aus Bosnien abgeschoben worden waren, nach Wien zurück, wo Josef Preindlsberger als Facharzt für Chirurgie zu arbeiten begann und in den 1920er Jahren als Vorsitzender des „Wiener medizinischen Doktorenkollegiums“ fungierte. Preindlsberger war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Milena Preindlsberger-Mrazović verstarb am 20. Jänner 1927 in Wien. Ihre Ehemann Josef Preindlsberger starb am 13. Dezember 1938 in Wien. Sein Nachlass befindet sich heute im Österreichischen Staatsarchiv, Abteilung Kriegsarchiv.

Literatur:

Dzambo, Jozo: Milena Preindlsberger-Mrazović – eine Publizistin zwischen Folklore und Modernität, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.), „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 173-214.

Fuchs, Brigitte: „Ärztinnen für Frauen“. Eine feministische Kampagne zwischen Wien, Prag und Sarajewo, in: Tutavac Vesela, Korotin Ilse (Hg.): „Wir wollen der Gerechtigkeit und Menschenliebe dienen …“. Frauenbildung und Emanzipation in der Habsburgermonarchie – der südslawische Raum und seine Wechselwirkung mit Wien, Prag und Budapest. Wien: 2016. S. 94-127.

Lindemann, Kristina: Explaining Bosnia – Milena Preindlsberger-Mrazović, and Austria’s own ‘Orient’, in: Zimmermann Tanja, Jakir Aleksandar (Hg.): Europe and the Balkans. Decades of „Europeanization“? Würzburg: 2015. S. 161-170.

Text: Walter Mentzel

[1] Neue Freie Presse, 7.5.1887, S. 3.

[2] Internationale klinische Rundschau, 6.8.1893, S. 1220.

[3] Der Militärarzt, 13.11.1914, S. 518.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 2.12.1914, S. 11.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 31.3.1916, S. 12. Österreichische Volks-Zeitung, 29.10.1916, S. 7.

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [42]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [42]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Von dem Komponisten und Musikverleger Andrea Antico stammt „Occi miei lassi „. Antico wurde zwischen 1470 und 1480 in lstrien geboren und arbeitete 1o Jahre lang für Papst Leo X. Neben Orgeltabulaturen ließ er das erste Buch mit gesondert notierten Stimmen erscheinen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Andrea_Antico
https://www.youtube.com/results?search_query=Andrea+Antico

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [36]: Rokitansky, Carl von: Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica.

Rokitansky, Carl von: Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica. Qaum Consensu et Auctoritate Excellentissimi Ac Illustrissimi Domini Praesidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, nec non Clarissimorum D.D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Rite Obtinenda in antiquissima ac celeberrima Universitate Vindobonensi publicae disquisitioni submittit Carolus Rokitansky, Bohemus Reginaehradecensis ad C.R. Musaeum pathologicum Practicans non stipendiatus. In Theses adnexas disputabitur in Universitatis aedibus die 1. Martii Anni MDCCCXXVIII. Wien: Typis Congregationis Mechitaristicae 1828.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D3749]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb

Abb. 1    Carl von Rokitansky

Carl von Rokitansky (*19.02.1804 Königgrätz/(heute Tschechien), gest. 23.07.1878 Wien) gilt neben Joseph Skoda und Ferdinand von Hebra als Begründer der II. Wiener Medizinischen Schule im 19. Jahrhundert. Er stammte aus Königgrätz/Böhmen, wo er seine fünfjährige Gymnasialzeit absolvierte. 1818 begann er in Prag mit dem dreijährigen Philosophiestudium, das damals zur Vorbereitung für ein weiterführendes Studium vorgeschrieben war. Schon während seines Medizinstudiums (1821-1824) in Prag, interessierte er sich vor allem für das Fach Anatomie. Im Herbst 1824 setzte er sein Medizinstudium an der Universität in Wien fort und arbeitete ab 1. November 1827 als unbesoldeter Praktikant in der Pathologisch-Anatomischen Lehranstalt. Rokitansky promovierte nach dem Abschluss seiner Dissertation Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica […] am 6. März 1828 zum Doktor der Medizin.

Abb. 2    Titelblatt: Rokitansky: Dissertatio inauguralis medica de Varioloide Vaccinica […]. Wien: 1828.

1830 wurde Rokitansky Assistent an der Pathologisch-Anatomischen Anstalt, wo er zwei Jahre später zum supplierenden ao. Professor und 1834 zum außerordentlichen Professor und Kustos des Pathologisch-Anatomischen Museums ernannt wurde. Im gleichen Jahr heiratete er Maria Anna Weiss, eine von Antonio Salieri (1750-1825) ausgebildeten Sängerin, mit der er vier Kinder hatte: Hans von Rokitansky (1835-1909) bekannter Sänger an der Wiener Hofoper; Viktor von Rokitansky (1836-1896) Opernsänger und Musikpädagoge; Karl von Rokitansky (1839-1898) Prof. für Gynäkologie an der Universität Graz; Prokop von Rokitanksy (1842-1928) Prof. für Innere Medizin an der Universität Innsbruck.

Carl von Rokitansky erkannte, dass die vor ihm wenig beachtete Disziplin der pathologischen Anatomie, den Ärzten am Krankenbett neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten eröffnen würde und löste damit eine wissenschaftliche Revolution aus. Gemeinsam mit dem Internisten Joseph Skoda und dem Dermatologen Ferdinand von Hebra leitete er damit einen Paradigmenwechsel von der noch weitgehend naturphilosophisch orientierten Medizin des 18. und frühen 19. Jahrhunderts hin zu einer modernen, naturwissenschaftlich orientierten Medizin ein. In seiner „Selbstbiographie“, die 1960 – gemeinsam mit seiner Antrittsrede – von Erna Lesky (1911-1986) ediert und mit Erläuterungen versehen wurde, schrieb Rokitansky: „Ich trat mein Amt mit der schon früher gewonnen Überzeugung an, dass die Leichensektionen eine Fundgrube von neuen oder doch vom diagnosticirenden Arzte am Krankenbette völlig unbeachteten Thatsachen sein müßten. Indem als palpable anatomische Veränderungen der Organe und Gewebe augenscheinlich die Ergebnisse von Processen vorlagen, so musste doch eine eingehende Kenntnis dieser Ergebnisse für die Gewinnung einer Einsicht in die Natur jener Processe unerlässlich und zugleich für die klinische Medicin von dem grössten Werthe seyn. Es stellten sich demnach zwey Aufgaben; erstens die Aufgabe, die Thatsachen vom rein anatomischen Standpunkte wissenschaftlich zu ordnen und dabey eine ihre Sonderungen und Zusammenfassungen fachgemäss rechtfertigende allgemeine path. Anatomie zu schaffen; zweytens, die Aufgabe zu zeigen, dass und wie die Thatsachen für die Diagnose am Lebenden zu verwehrten seyen, dass eine fortschrittliche Nosologie die anatomische Basis nicht entbehren könne.“[1]

Zu seinen Hauptwerken zählt:

Rokitansky, Carl von: Handbuch der pathologischen Anatomie. 3 Bde. Wien: Bei Braumüller und Seidel 1842-1846.

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?&vid=UMW&vl%28freeText0%29=AC00685909&fn=search&vl(D48333145UI5)=addsrcrid

Abb. 3    Titelblatt: Rokitansky: Handbuch der pathologischen Anatomie. Wien: 1842-1846.

Carl von Rokitansky zählte zu den Vertretern des „bürgerlichen Liberalismus“ in Österreich und trug wesentlich zu Reformen an der Universität sowie zur Verbesserung des Gesundheitswesens bei. Er war mehrmals Dekan der medizinischen Fakultät und 1852 Rektor der Universität Wien. Ab 1850 bis zu seinem Tod war er Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien. Er war ebenfalls Präsident des Obersten Santitätsrates. 1863 ernannte ihn Staatsminister Anton von Schmerling (1805-1893) zum medizinischen Studienreferenten im Innenministerium und am 25. November 1867 wurde er von Kaiser Franz Joseph (1830-1916) ins Herrenhaus des Reichsrats berufen. 1874 erhob der Kaiser Rokitansky in den Freiherrenstand.

Quellen:

Rumpler, Helmut und Helmut Denk: Carl Freiherr von Rokitansky (1804-1878). Pathologe – Politiker – Philosoph. Gründer der Wiener Medizinischen Schule des 19. Jahrhunderts. Gedenkschrift zum 200. Geburtstag. Wien: Böhlau 2005.

Schmidt-Wyklicky, Gabriela: Rokitansky als Pato-Philosoph. In: Sudhoffs Archiv. (89/2) 2005. S. [170]-195.

Stefan, Hvězdoslav, Procházková, Olaga und Ivo Šteiner: Karel Rokitanský. Hrádec Králové: Vydala Lékařská fakulta UK 2005.

Sedivy, Roland: Carl Freiherr von Rokitansky. Wegbereiter der pathologischen Anatomie. Wien: Maudrich 2001.

Lesky, Erna: Carl von Rokitansky. Selbstbiographie und Antrittsrede. (= Beiträge zur Geschichte der Universität Wien/3). (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts/4). (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte/234, Bd.3). Wien: Böhlau 1960.

[1] Lesky, Erna: Carl von Rokitansky. Selbstbiographie und Antrittsrede. (= Beiträge zur Geschichte der Universität Wien/3). (= Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts/4). (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte/234, Bd.3). Wien: Böhlau 1960. S. 53-54.

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Joseph Skoda
Ferdinand von Hebra

EOD – eBooks on Demand:
Rokitansky, Carl von, 1804-1878: De varioloide vaccinica
Skoda, Joseph, 1805-1881: Dissertatio inaug. medica de morborum divisione
Hebra Ferdinand Ritter von: Dissertatio inauguralis medico-chirurgica historiam trepanationis cranii

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [41]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [41]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Der spanische Komponist Diego Ortiz schuf die Komposition „0 felici occhi miei „.
Ortiz lebte von 1525 bis ca. 1570 und war Maestro di Capella am Hofe des Herzogs von Alba und veröffentlichte, neben einigen geistlichen Kompositionen, ein Lehrbuch über das Gambenspiel, welches heute die wichtigste Quelle für die instrumentale Aufführungspraxis des 16. Jahrhunderts darstellt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Diego_Ortiz
https://www.youtube.com/watch?v=zIPyEDHgKNg

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [35]: Anton Drasche und die letzte Cholera-Epidemie in Wien im Jahr 1873

Anton Drasche und die letzte Cholera-Epidemie in Wien im Jahr 1873

Im Juli 1873 – im Jahr der am 1. Mai eröffneten Weltausstellung in Wien – kam es in Wien ein letztes Mal (mit Ausnahme während des Ersten Weltkrieges) zum Ausbruch einer über Ungarn und Galizien eingeschleppten Cholera-Epidemie. Die ersten Erkrankungen traten Ende Juni in Wien II., Nordbahnstraße 50 auf und breiteten sich von hier in die dichtbewohnten Elendsvierteln und vor allem in den dritten Wiener Gemeindebezirk aus, wo die meisten Todesopfer zu beklagen waren. Davon betroffen waren vor allem Personen aus den unteren sozialen Schichten, die konzentriert unter katastrophalen hygienischen Bedingungen in den Vorstädten auf engsten Raum lebten und unter der unzulänglichen Trinkwasserversorgung, der mangelhaften Wasserqualität und der fehlenden Abwasserbeseitigung litten. Die Epidemie erreichte im August 1873 ihren Höhepunkt und ebbte im September wieder ab. Von Juli bis Oktober 1873 starben 2.983 Menschen, während die Gesamtzahl der Cholera-Opfer in der Monarchie eine halbe Million Menschen betrug. Erste Gerüchte über den Ausbruch einer Cholera-Epidemie Anfang Juli 1873, die in der ausländischen Presse verbreitet wurden, wurden zunächst als Falschmeldungen dementiert, um einen reibungslosen und ungestörten Verlauf der Weltausstellung zu garantieren.

Zu dieser Zeit galt der in Wien an der Rudolfstiftung arbeitende Mediziner und Epidemiologe Anton Drasche als Experte auf dem Gebiet der Cholera, der er sich bereits in seiner 1853 fertiggestellten Dissertation und einer 1860 veröffentlichten Monografie gewidmet hatte. Seit 1856 beschäftigte er sich mit der Verbreiterung der Cholera-Epidemien und versuchte deren Wege nachzuzeichnen und statistisch zu erfassen.

Abbildung 1: Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.

Abbildung 2 und 3: Karte: Die Cholera im österreichischen Kaiserstaat und der Lombardei und in der Krain im Jahre 1855, in: Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.

Anton Drasche (*1.7.1826 Lobendau/Böhmen (heute: Šluknov, Tschechien), gest. 23.8.1904 Bad Vöslau/Niederösterreich) studierte Medizin in Prag, Wien und Leipzig, promivierte 1853 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und leitete danach 1854 im Auftrag der Regierung den Unterricht ägyptischer Mediziner in Wien. Nachdem er 1854 als Sekundararzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien seine medizinische Laufbahn begann wurde er bereits ein Jahr später Leiter der provisorischen Choleraabteilung.

Abbildung 4: Bildnis Anton Drasche. In: Drasche, Anton: Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40-jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.

1858 habilitierte er sich für spezielle Pathologie und Therapie und war bis 1866 als Sekundararzt der dritten medizinischen Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Ab 1867 bis 1877 wechselte er – zum Primararzt ernannt – in das sogenannte „städtische Choleraspital“, an die erste medizinische Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung, wo er die 1873 in Wien ausbrechende Choleraepidemie bekämpfte.

Über die Choleraepidemie in Wien 1873 verfasste er eine Studie:

Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934/Anhang]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561731&pos=7&phys=

Abbildung 5 und 6: Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

Ein Jahr später, 1874, wurde er dafür zum a. o. Prof. für Epidemiologie ernannt und war im selben Jahr offizieller Vertreter der österreichischen Regierung am Internationalen Sanitätskongress in Wien, der sich der Cholera widmete:

Anton, Drasche: Vorschlag und Begründung einer in Wien baldigst abzuhaltenden internationalen Cholera-Konferenz. Wien: Braumüller 1873.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 28716]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561742#

Ab 1877 war Drasche wieder als Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien tätig. Die Abteilung, die er bis 1897 leitete wurde als „therapeutische Klinik“ bezeichnet. Drasche war seit 1880 Mitglied des Obersten Sanitätsrates, von Juni 1875 bis März 1887 Mitglied des Wiener Gemeinderates (Mitglied der liberalen „fortschrittlichen Partei“) und hier in der öffentlichen Gesundheitspolitik aktiv.

Seine zahlreichen Arbeiten, die er bis 1893 veröffentlicht hatte, sind anlässlich seines akademischen 40-Jahrjubiläums in einem Sammelband veröffentlicht worden.

Drasche, Anton: Prof. Dr. Anton Drasche’s Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561725&pos=0&phys=#

Beachtet und gewürdigt wurden – neben seine Arbeiten zur Cholera – seinen Studien „Über den Einfluss der Hochquellenleitung auf die Salubrität der Bevölkerung in Wien“ (1883), über Strophanthus, und zur Tuberkulose. Seine medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse versuchte er einem breiten Publikum durch die Veröffentlichung von Artikel in der „Neuen Freien Presse“ zugänglich zu machen.

Ein ausführlicher Nachruf findet sich in der „Neuen Freien Presse“ vom 24.8.1904, S. 6-7.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nfp&datum=19040824&seite=6&zoom=33&query=%22drasche%22&ref=anno-search

Anton Drasche publizierte zur Cholera-Epidemie folgende Arbeiten, die sich an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden:

Drasche, Anton: Die epidemische Cholera. Eine monographische Arbeit. Wien: Gerold 1860.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3273]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561729&pos=6&phys=

Drasche, Anton: Über die Unwahrscheinlichkeit einer diesjährigen Choleraepidemie in Wien, unter Rücksichtnahme auf die Verbreitung der Seuche im letzten Decennium (1855-1865). In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (15) 1865. Sp. 1061-1064/1081-1085.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Z 10.002/15]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561741#

Drasche, Anton: Der Pilzfund [Robert] Koch’s bei der Cholera. In: Neue Freie Presse. 1884.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 51630]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561737#

Drasche, Anton: Über die Bedeutung der Commabacillen für die Cholera-Prophylaxe. Sonderabdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1885.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 25471]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561726#

Drasche, Anton: Statistisch-graphische Darstellung der Cholera-Epidemie in Wien während des Jahres 1873. Wien: Safar 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 21934/Anhang]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561731&pos=7&phys=

Weitere Publikationen von Anton Drasche an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin:

Drasche, Anton: Prof. Dr. Anton Drasche’s Gesammelte Abhandlungen. Herausgegeben von seinen Schülern zu dessen 40jährigem Doctor-Jubiläum. Wien: Safar 1893.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/NeuburgerBibliothek, Sign.: 21934]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561725&pos=0&phys=#

Drasche, Anton: Über das Heilserum bei der Diphtherie. Abschrift aus: Wiener medizinische Wochenschrift. 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: Abschr. 168]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561733&pos=8&phys=

Drasche, Anton: Über Pasteurs Schutzimpfung gegen Tollwut. Sonderabdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31373]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561738#

Drasche, Anton: Über die Wirkung des Strophanthus auf das Herz. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46869]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561743#

Drasche, Anton: Über die Infektionsfähigkeit der Hadern. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Blätter. 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 46873]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561734&pos=9&phys=

Drasche, Anton: Influenza. Sonderabdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 47068]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8561735#

Drasche, Anton: Flecktyphus. Erfahrungen aus vier eigens beobachteten Flecktyphus-Epidemien in Wien. Sonderabdruck aus: Österreichisches Sanitätswesen. 1900.


[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8429538&pos=0&phys=

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Senat S. 304.187 (Personalbogen).

Text: Walter Mentzel

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [34]: Bibliothek „Hermann Nothnagel“ – Exlibris: „Nothnagel-Bibliothek“

Bibliothek „Hermann Nothnagel“ – Exlibris: „Nothnagel-Bibliothek“

An der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich die Bibliothek „Hermann Nothnagel“ (eigentlich: Carl Wilhelm Hermann Nothnagel), des ehemalige Leiters der I. medizinische Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Notnagel war ein wesentlichster Förderer des medizinischen Bibliothekswesens in Wien. Unmittelbar nachdem Erna Lesky (1911-1986) im Jahr 1960 mit der Leitung des Institutes für Geschichte der Medizin betraut wurde, gelang es ihr die Bibliothek der I. medizinischen Klinik und damit die Bücherbestände der sogenannten „Bibliothek-Nothnagel“ in den Bibliothekskorpus der heutigen Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin zu übernehmen.

Nothnagel Carl Wilhelm Hermann, Prof. (*28. September 1841, Alt-Lietzegöricke/Brandenburg/Deutschland [heute: Stare Łysogórki/Polen], gest. 7. Juli 1905, Wien), Innere Medizin.

Nothnagel studierte von 1858 bis 1863 (Promotion) am Friedrich-Wilhelm-Institut der Universität Berlin Medizin. Zwischen 1863 und 1865 arbeitete er an der Charité in Berlin bei Ludwig Traube (1818-1876) und Rudolf Virchow (1821-1902) und danach bis 1868 als Assistent bei Ernst Viktor von Leyden (1832–1910) in Königsberg. (1866 habilitierte er sich im Fach Innere Medizin bei Leyden). Von 1866 (österreichisch-preußischer Krieg) bis 1870 (deutsch-französischer Krieg) war er als Militärarzt und gleichzeitig Dozent an der Universität Berlin und zwischen 1870 bis 1872 an der Universität Breslau tätig.

Ab 1872 arbeitete er als Professor der Arzneimittellehre und der medizinischen Poliklinik an der Universität Freiburg/Breisgau und ab 1874 als ordentlicher Professor für spezielle Pathologie und Therapie an der medizinischen Klinik in Jena. 1882 erfolgte seine Berufung zum Vorstand an die I. medizinische Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Er zählte zu den bedeutendsten und gefragtesten Internisten seiner Zeit. Seine Bedeutung lag vor allem auf dem Gebiet der physikalischen Krankenuntersuchung, der Diagnostik, der Pathologie, der Physiologie und der Neurologie. Er führte neue Untersuchungsmethoden auf der Basis pathologisch-anatomischer Befunde und experimentelle Methoden in die klinische Forschung ein. Weiter erforschte Nothnagel die Anatomie, Physiologie und Pathologie der Verdauungsorgane – speziell des Darmes und der Gefäße. Zu seinen Schülern zählten u.a. der Psychiater und Neurologe Constantin Economo, Freiherr von San Serff (1876–1931), Eugen Bamberger (1858-1921) und Heinrich Lorenz (1859-1945).

Nothnagel war seit 1879 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und gründete 1901 die Gesellschaft für Innere Medizin in Wien. Weiters war er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Akademie der Wissenschaften in Wien. 1896 kam es zur Gründung der „Nothnagel-Stiftung“ aus der notleidende und bedürftige Studenten der Medizinischen Fakultät in Wien unterstützt wurden. Hermann Nothnagel verstarb am 7. Juli 1905 in Wien.

Zu seinen Hauptwerken zählen u.a. das Handbuch der Arzneimittellehre (Berlin 1870), Tophische Diagnostik der Gehirnkrankheiten. Eine klinische Studie (Berlin 1879), Vorträge über die Diagnose bei den Gehirnkrankheiten (Wien, 1887) und die von ihm mitherausgegebene 24 Bände umfassende Reihe Specielle Pathologie und Therapie (1894-1905).

Quellen:

Archiv der Universität Wien, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat/Sonderreihe, Artistische Kommission, Senat S 95.13, Nothnagel Hermann – Denkmal im Arkadenhof (1909-1911) Errichtung und Aufstellung des Hermann Nothnagel-Denkmals.

Archiv der Universität Wien, Medizinische Fakultät der Universität Wien, Sonderreihe, S 17.22 Lehrkanzelbesetzung I. medizinische Lehrkanzel und Klinik (Kommissionssitzungen, Protokolle und Besetzungsvorschläge mit Lebensläufen und Publikationslisten).

Archiv der Universität Wien, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat/Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.898 – Nothnagel Hermann

Literatur:

Tragl, Karl-Heinz: Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien seit 1838. Wien 2011.

Klebel, Burkhard: Bibliothek des Institutes für Geschichte der Medizin. In: Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich. Band I. Wien Teil I. Hildesheim 1994. S. 209-218.

Westermann, Stefan: Hermann Nothnagel (1841-1905) – Fluch über den Krieg, Zorn über die Seelenpest des Antisemitismus. In: Ruprecht Thomas M/Jenssen Christian (Hrsg.). Äskulap oder Mars? Bremen 1991. S. 107ff.

Lesk, Erna: Die Wiener Medizinische Schule im 19. Jahrhundert. (= Studien zur Geschichte der Universität Wien. Bd. VI). Wien 1965.

Petry, Helfried: Personalbibliographien von Professoren und Dozenten der Inneren Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Wien im ungefähren Zeitraum von 1850-1925. Mit kurzen biographischen Angaben und Überblick über die Sachgebiete. Univ.-Diss. Erlangen 1972. S. 47-68.

Neuburger, Max: Hermann Nothnagel. Leben und Wirken eines deutschen Klinikers. Wien-Berlin-Leipzig-München 1922.

Text: Walter Mentzel

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