Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [192]: Stepler, Abraham – Militärarzt, NS-Verfolgter

Stepler, Abraham – Militärarzt, NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Abraham Stepler, Sohn von Isak Stepler und Rachel Schweitzer, wurde am 8. März 1867 in Lemberg in Galizien (heute: Lviv/Ukraine) geboren. 1904 heiratete er die in Tarnopol (heute: Tarnopil/Ukraine) geborene Josefine Reisberg (*31.7.1885)

Stepler studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1893 mit seiner Promotion ab. Im selben Jahr erfolgte durch Verordnung des Kriegsministeriums seine Ernennung vom Reserve-Assistenzarzt-Stellvertreter zum Oberarzt beim Garnisonsspital 13 in Theresienstadt heute: Terezín/Tschechien),[1] im Oktober 1895 wurde er zum Regimentsarzt 2. Klasse,[2] und im Oktober 1898 zum Regimentsarzt 1. Klasse beim Divisionsfeldartillerie-Regiment Nr. 15 ernannt.[3] Danach wurde er dem Ulanen-Regiment Erzherzog Franz Ferdinand Nr. 7 in Stockerau zugeteilt, 1911 erfolgte seine Beförderung zum Stabsarzt.[4]  

1900 publizierte er in der Wiener klinischen Wochenschrift die an der medizinischen Klinik in Lemberg bei Prof. Anton Gluzinski entstandene Arbeit „Ein Beitrag zur Frage der Entstehung einer acuten Nephritis bei Secundärsyphilis (Nephritis syphilitica praecox)“ als Sonderdruck in der Wiener klinischen Wochenschrift.

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Oberstabsarzt und Sanitätschef der 3. Kavallerietruppendivision teil[5] und wurde 1915 mit den Ritterkreuz des Franz Josephs Ordens des Militärverdienstkreuzes ausgezeichnet.[6] Zuletzt wurde er zum Generalstabsarzt befördert.

Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte Stepler nach Österreich zurück, ließ sich mit seiner Familie in Stockerau in Niederösterreich nieder und arbeitete hier ab spätestens 1928 als provisorischer Stadtarzt.[7] Ab 1934 lebte er mit seiner Familie in Wien. Seine Tochter Thea Stepler, die 1937 ihr Medizinstudium an der Universität Wien abgeschlossen hatte, führte ab Februar 1937 ihre Arztpraxis in der elterlichen Wohnung in Wien 6, Mariahilferstraße 99[8] und arbeitete 1938 als Heilpädagogin.

Die Familie Stepler wurde nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Thea Stepler gelang im Dezember 1938 von Belgrad aus über Le Havre die Flucht in die USA, wo sie sich in New York niederließ und später als Psychiaterin an der psychiatrischen Klinik des städtischen Strafgerichtshofs arbeitete. Sie verstarb im Juni 1982 in New York. Über den Verbleib von Abraham und seiner Frau zwischen 1938 und 1945 ist nichts bekannt. 1946 emigrierten Abraham und seine Ehefrau Josefine von Belgrad über Frankreich in die USA. Sie lebten bis zu ihrem Tode in New York.

Abraham Stepler verstarb am 12.07.1949 in New York.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, 134-0430, Stepler Abraham (Nationalien Datum 1890/91).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 177-384a, Stepler Abraham (Rigorosum Datum 1890).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 187-0826, Stepler Abraham (Promotion Datum 28.1.1893).

OeStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 13.044, Stepler Abraham (8.3.1867).

OeStA, AdR, E-uReang, FLD Zl. 9.959, Stepler Abraham (8.3.1867).

Auswanderungskartei der IKG Wien: Thea Stepler (*4.3.1912 Stockerau).

Immigration, New York City, New York, United States, NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), Stepler Abraham.

New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1957, Abraham Stepler, 1947. (Immigration, New York City, New York, United States, NARA microfilm publication T715, Washington, D.C.: National Archives and Records Administration).

New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1957, Thea Stepler, 1938. (Immigration, New York, New York, United States, NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration).

United States Social Security Death Index, Thea Stepler, Jun 1982. (U.S. Social Security Administration).

The New York Times, 6.9.1974 by Tom Goldstein.

Ferncliff Cemetery, Hartsdale, Westchester County, New York, Stepler Abraham, Josefine, Thea.

Literaturliste:

Stepler, Abraham: Ein Beitrag zur Frage der Entstehung einer acuten Nephritis bei Secundärsyphilis (Nephritis syphilitica praecox). Aus der medicinischen Klinik des Prof. Anton Gluzinski in Lemberg. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien und Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Stepler Abraham, Militärarzt, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Der Militärarzt, Nr. 22, 1893, Sp. 176; Neue Freie Presse, 20.11.1893, S. 5.

[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 5.11.1895, S. 10.

[3] Wiener Klinische Wochenschrift, Nr. 45, 1898, S. 1033; Pester Loyd, 31.10.1898, S. 4.

[4] Wiener klinische Rundschau, Nr. 19, 1911, S. 306.

[5] Neue Freie Presse, 3.10.1915, S. 32.

[6] Der Militärarzt, Nr. 18, 1915, Sp. 301-302.

[7] Volksbote, 12.5.1928, S. 8.

[8] Pharmazeutische Post, 20.3.1937, S. 137.

Normdaten (Person) Stepler, Abraham : BBL: 39906; GND: 1270727990;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [191]: Myrdacz, Paul – Militärarzt, Sanitätsstatistiker, Autor, Leiter der Josephinischen Sammlungen und Bibliothekar der Militärärztlich-chirurgischen Bibliothek im Josephinum in Wien

Myrdacz, Paul – Militärarzt, Sanitätsstatistiker, Autor, Leiter der Josephinischen Sammlungen und Bibliothekar der Militärärztlich-chirurgischen Bibliothek im Josephinum in Wien

Text: Walter Mentzel

Paul (Pawel) Myrdacz wurde am 4. Mai 1847 als Sohn von Jerzy Myrdacz (1821-1876) und Zusanna Krzemien in Konská in Österreichisch-Schlesien geboren. Er war mit Emma Zettl verheiratet.

Paul Myrdacz absolvierte 1872 als letzter Jahrgang vor ihrer Schließung die militärärztlich-chirurgischen Josephinische Akademie in Wien mit dem Titel Doktor der gesamten Heilkunde (6.1.1872),[1] und begann unmittelbar darauf seine Karriere als Oberarzt im Infanterieregiment Freiherr von Heß, Nr. 49.[2] 1874 wechselte er zum Infanterieregiment Nr. 39[3] und 1875 zum Garnisonspital Nr. 2.[4] 1878 wurde er als Regimentsarzt dem Chef des militärischen Offizierskorps und dem Generalstab zugeteilt.[5] Zwischen 1879 bis 1888 fungierte er Sekretär des „Unterstützungsvereins der k. k. Militärärzte“. 1885 erfolgte seine Ernennung zum Regimentsarzt 1. Klasse, seinen Dienst versah er in diesen Jahren bei den Infanterieregimentern Nr. 31 und Nr. 55, bis er ab November 1888 wieder dem Garnisonsspital Nr. 2 und ab Mai 1895 dem Garnisonspital Nr. 1 als Stabsarzt zugeteilt wurde.

Paul Mydracz wissenschaftliche Laufbahn

Neben seinem Beruf als Militärarzt schlug Myrdacz schon früh eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Zunächst im „Wissenschaftlichen Verein der Militärärzte in Wien“,[6] in dem er zwischen 1874 und 1887 auch als Schriftführer wirkte,[7] sowie als Herausgeber des vom Unterstützungsverein der k.k. Militär-Ärzte geführten „Jahrbuches für Militärärzte“. Im wissenschaftlichen Verein hielt er regelmäßig Vorträge, die sich in der Zeitschrift „Der Militärarzt“ abgedruckt finden, wie u.a. seine „Reiseerinnerungen aus Russland“ aus dem Jahr 1897,[8] oder zur Internationalen Militär-Sanitätsstatistik im Jahr 1898.[9] Ebenso war er viele Jahre lang Mitarbeiter bei der von Wilhelm August Roth (1833-1892) in Berlin herausgegebenen Schriftenreihe: „Jahresberichte über die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete des Militärsanitätswesens“. 1875 publizierte er bereits zum preußischen Krankentransportwesen und über die militär-hygienischen Mitteilungen aus der nordamerikanischen Union. Beide Arbeiten erschienen in der „Wiener medizinischen Presse“.[10] Seit 1888 war er auch Mitarbeiter der „Wiener klinischen Wochenschrift“.[11] Regelmäßig schrieb er für die Zeitschrift „Der Militärarzt“.

Sanitätsstatistik und Sanitätsgeschichte

Einen besonderen Arbeitsschwerpunkt legte Myrdacz schon früh auf das Gebiet der Sanitätsstatistik, der Sanitätsgeschichte und dem internationalen Militärsanitätswesen. Seine ersten Arbeiten widmeten sich – 1880 veröffentlicht – der Tätigkeit der Schiffsambulanzen und Eisenbahnsanitätszüge.

Erstmals größere Aufmerksamkeit erhielt er mit seiner 1882 vorgelegten Schrift „Sanitätsgeschichte und Statistik der Occupation Bosniens und der Hercegovina im Jahre 1878“, die die – nach den Beschlüssen des Berliner Kongresses 1878 – von Österreich-Ungarn durchgeführten Okkupationen von Bosnien und Herzegowina und der damit verbundenen Eingliederung in die österreichische Verwaltung thematisierte. 1885 erschien von ihm als Fortsetzung die Sanitäts-Geschichte über die Niederschlagung des Aufstandes in der Herzegowina, in Südbosnien und in Süddalmatien, dem sogenannten „Ostherzgowinischen Aufstand“ im Jahre 1882, der mit einer massiven Brutalität durch die k.u.k. Armee gegen die serbische und muslimische Bevölkerung von statten ging und sich im Ersten Weltkrieg an denselben Schauplätzen wiederholen sollte. Myrdacz verarbeitete in diesen beiden Monografien zeitnah militärhistorisch relevante Quellen, darunter sehr früh schon die sogenannten „Feld-Akten“ aus dem Bestand des Kriegsarchivs im heutigen Österreichischen Staatsarchiv, deren Einsichtnahme ihm durch das Kriegsministerium gewährt worden war. Neben zahlreichen Monografien publizierte er seine historischen Arbeiten regelmäßig in der Zeitschrift „Der Militärarzt“. Darunter: „Der Ileotyphus in den Garnisonen Wien und Budapest in den Jahren 1877-1899, in: Der Militärarzt, 29.7.1892, Nr. 14 und 12.8.1892, Nr. 15“, weiters „Die Malariakrankheit im k.u.k. Heere, in: Der Militärarzt, 17.1.1902, Nr. 1 und 2 und „Die chirurgisch-operative Tätigkeit der k.u.k. Militärheilanstalten in den Jahren 1894-1904, in: Der Militärarzt, 20.7.1906, Nr. 13-14“.

Sanitäts-Geschichte über die Niederschlagung des Aufstandes in der Herzegowina, in Südbosnien und in Süddalmatien

Diese Arbeiten zählten in Österreich-Ungarn zu den ersten Versuchen eine zusammenfassende Geschichte eines Krieges aus dem Blickwinkel des Militärsanitätswesens zu schreiben. Zu seinen Vorbildern gehörten die Arbeiten des britischen Militärarztes, Professor an der Army Medical School und Mitbegründer des Genfer Konvention im Jahr 1864, Thomas Longmore (1816-1895), der auch eine wesentliche Rolle im internationalen Roten Kreuz einnahm. Ebenso beeinflusste ihn der Zoologe und Militärchirurg Jean-Charles Chenu (1808-1879) und der US-amerikanische Militärarzt George Alexander Otis (1830-1888), der die Reihe „The medical and surgical history of the War of the Rebellion“ (1861-1865) mitverfasste und mitherausgab, sowie die späteren Arbeiten des sächsischen Oberstabsarztes Hermann Frölich (1839-1900) und dessen Publikationen zum deutsch-französischen Krieg 1870/71.

Zwischen 1895 bis 1898 verfasste Myrdacz zahlreiche weitere militärärztlich-historische Arbeiten. Dazu zählt das von ihm ab 1898 herausgegebene „Handbuch für k.u.k. Militärärzte“ , die „Sanitäts-Geschichte des deutsch-französischen Krieges 1870-71“, die 1895 veröffentlichte Monografie „Das französische Militär-Sanitätswesen. Geschichte und gegenwärtige Gestaltung“, sowie weitere Arbeiten wie die „Sanitätsgeschichte des Krimkrieges 1854 bis 1856. 1896 erschienen die „Sanitätsgeschichte des Feldzuges 1859 in Italien“, „Das russische Militärsanitätswesen. Geschichte und gegenwärtige Gestaltung“, 1897 die „Sanitätsgeschichte der Feldzüge 1864 und 1866 in Dänemark, Böhmen und Italien“, und „Das italienische Militär-Sanitätswesen. Geschichte und gegenwärtige Gestaltung“, und 1898 die „Sanitätsgeschichte des russisch-türkischen Krieges 1877 bis 1878 in Bulgarien und Armenien“, sowie „Der englische Sanitätsdienst in Egypten“.

Im März 1883 wurde Myrdacz der statistischen Abteilung des Technischen Militärkomitees zugeteilt,[12] die die seit 1869 in der Abteilung 14 des k.k. Kriegsministerium existierende „Armee-Sanitäts-Statistik“ abgelöst hatte. Im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Mitglied des Militärsanitätskomitees. In dieser Funktion wirkte er an der Modernisierung der Sanitätsstatistik mit und publizierte regelmäßig umfangreiche statistische Arbeiten über die Gesundheits- und Krankenverhältnisse im österreichisch-ungarischen Militär (rückwirkend bis 1870). 1891 formulierte er in einer zwölfteiligen Artikelserie in der Zeitschrift der Militärarzt seine Vorstellungen zur Militärstatistik.[13]

Auf diesem Arbeitsfeld entstanden von ihm eine Reihe von Publikationen, die sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden, darunter seine Sanitätsstatistiken „Ergebnisse der Sanitäts-Statistik des k.k. Heeres in den Jahren 1870-1882, die „Die Sanitäts-Verhältnisse des k.k. Heeres in den Jahren 1880-1885“, die „Ergebnisse der Sanitäts-Statistik des k.k. Heeres in den Jahren 1883-1887“, die „Die neueren Fortschritte der Militärstatistik in Österreich-Ungarn“, die „Ärztliche Rekrutierungsstatistik von Österreich-Ungarn in den Jahren 1894-1905“, und die 1899 veröffentlichten „Ergebnisse der Sanitäts-Statistik des k.k. Heeres in den Jahren 1883-1896“, sowie die „Sanitätsverhältnisse der Mannschaft des k.u.k. Heeres in den Jahren 1894-1898“, und eine 1906 publizierte Arbeit zur „Epidemiologie der Garnisonen des k.u.k. Heeres in den Jahren 1894-1904“.

Zu einem Standardwerk wurde sein von ihm zusammengestelltes „Handbuch für k.u.k. Militärärzte“ Bd. 1-2. Wien: 1890-1914.

Die Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt als Sonderdruck aus den „Arbeiten der Demographischen Section am VI. Internationalen Congress für Hygiene und Demographie in Wien (1887) seine Studie „Die Verbreitung der zu Kriegsdiensten untauglich machenden Gebrechen der Wehrpflichtigen in Oesterreich-Ungarn“, sowie seine 1894 erschienene Arbeit „Études expérimentales sur l’action du projectile curassé“.

„Internationale Commission für einheitliche Militär-Sanitätsstatistik“

Gleichzeitig zu dem 1894 in Budapest tagenden VIII. Kongress für Hygiene und Demografie, trat auch eine internationale militärärztliche Kommission zusammen, an der Paul Mydracz als offizieller Vertreter Österreich-Ungarns und des Kriegsministeriums teilnahm. Hier kam es, nachdem die Errichtung einer „Internationalen Commission für einheitliche Militärsanitätsstatistik“ zur Vorbereitung der Zusammenführung und Vereinheitlichung statistischer Normen und des Datenaustausches der nationalen Militärstatistiken beschlossen worden war, zu seiner Bestellung zum „ständigen Sekretär“ der Kommission. Über diese seine Tätigkeit sowie seine Versuche auf diesem Gebiet die internationale Staatenwelt zur Zusammenarbeit zu gewinnen, berichtete er in zwei Teilen (Teil 1 und Teil 2) in der Zeitschrift Der Militärarzt 1898 (Nr. 11-14), in denen er seinen zu diesem Thema am 12. März 1898 gehaltenen Vortrag im Wissenschaftlichen Vereine der Militärärzte bei der Garnison Wien, zusammenfasste. Diese Arbeit befindet sich ebenfalls im Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Weiters nahm er als Delegierter der österreichisch-ungarischen Regierung, sowie des Kriegsministeriums an zahlreichen medizinischen vor allem aber an Kongressen zur Militär- und Sanitätsstatistik teil, wie u.a. im Jahr 1900 am Internationalen medizinischen Kongress in Paris,[14] oder an den internationalen Kongressen zur Hygiene und Demografie, wie dem im September/Oktober 1887 in Wien stattfindenden VI. Kongress, bei dem er im Organisationskomitee vertreten war.[15] 1912 publizierte er dazu „Zur Frage der internationalen Spezialkongresse für Militär- und Marine-Sanitätswesen“.

Myrdacz Versuche der Organisation der „militärärztlich-chirurgischen Bibliothek“ und der Sammlungen im Josephinum:

Bereits 1884 gehörte Myrdacz jener militärischen Kommission an, die sich für die Reaktivierung der seit 1869 aufgehobenen Joseps-Akademie aussprach.[16] Im Mai 1897 erfolgte schließlich seine Ernennung zum ständigen Mitglied des Militär-Sanitäts-Comités[17] und im Dezember 1897 zum Kustos der militärärztlich-chirurgischen Bibliothek und der Sammlung des Sanitätsausrüstungsmaterials am Standort der Josephs-Akademie. Myrdacz wirkte hier durch die Berufung des k.u.k. Militär-Sanitäts-Comités auch als Leiter der heutigen Josephinischen Sammlungen. Die Militärärztliche Bibliothek ging auf die Initiative von Kaiser Joseph II zurück zu deren Erhalt eine Stiftung errichtet wurde, die jährlich den Stiftungsgenuss zur Vermehrung und Instandhaltung der Büchersammlung auszahlte. Die Stiftung war ursprünglich für das 1781 im Gumpendorfer Militärspital errichtete feldärztliche Institut und seit 1785 für die Josephs-Akademie gewidmet worden. Nach Auflassung des feldärztlichen Institutes (1784), wurde die dort eingerichtete Bibliothek dem k.u.k. Militär-Sanitäts-Comité zugewiesen. Seitdem führte die Bibliothek, die heute als eine Sammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besteht, die Bezeichnung „K.u.k. militärärztliche Bibliothek des Militär-Sanitäts-Comités“. 1900 umfasste der Bestand 12.000 Werke in 24.000 Bänden und einen Katalog.[18]

Myrdacz versuchte die Bibliothek neu zu organisieren, zu erweitern und insgesamt für einen größeren Benutzerkreis wiederzubeleben. Dazu begann er mit einer Neukatalogisierung und Neuaufstellung der Bibliothek. In dem von ihm geschaffenen alphabetisch geordnete Zettelkatalog führte er noch ein System von 86 Gruppen ein, innerhalb dieser er noch einen chronologisch geordneten Materien-Katalog erstellte. Die Benutzung der Bibliothek stand für Interessierte Montag, Mittwoch und Freitag von 5-8 Uhr abends offen, weiters wurde ein Entlehndienst für Militärärzte außerhalb Wiens eingerichtet und dafür der gedruckte Katalog samt der Bibliotheks-Ordnung den Garnisonen in der Habsburgermonarchie Vorort zur Verfügung gestellt.[19] Darüber hinaus hielt er am Josephinum Vorträge im Hörsaal 1 u.a. über „Sanitäts-Feldausrüstungs-Material.[20]

Exlibris von Paul Myrdacz

Er selbst bezeichnete sich 1899 als Bibliothekar. Heute finden sich noch an der Zweigbibliothek die Spuren seiner Tätigkeit in Form seiner der Bibliothek überlassenen Büchersammlungen, die sein Exlibris tragen.


Handschriftliches Exlibris von Paul Myrdacz

Während seiner Tätigkeit an dieser Institution verfasste er 1899 die heute noch als Handschrift an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin existierenden „Instruktionen zur Verwaltung der k.u.k. militärärztlichen Bibliothek des Militär-Sanitäts-Comité“.

Instruktionen der Verwaltung der k.u.k. militärärztlichen Bibliothek des Militär-Sanitäts-Comité

Diese in handschriftlicher Form vorliegenden gebundenen Archivalien bestehen aus einer von ihm verfassten Beschreibung der Bibliothek, seiner Vorstellung zur Organisation und Verwaltung der Bibliotheksbestände bis hin zu einer neuen Bibliotheks-Ordnung. Dazu findet sich darin ergänzend eine Sammlung von schriftlichen Quellen zur Bibliotheksgeschichte aus den 1890er Jahre.

Ab 1900 war er darüber hinaus noch Lehrer an der neugeschaffenen militärärztlichen Applikationsschule. Seine Tätigkeit am Josephinum endete im August 1902, nachdem er zum Kommandant des Garnisonsspitals Nr. 2 in Mostar in Bosnien und zum Oberstabsarzt 1. Klasse ernannt wurde.[21] Hier verfasste er im Oktober 1904 im Der Militärarzt den Aufsatz „Sanitätsstatistische Streiflichter“.[22] Im Mai 1905 erfolgte schließlich seine Ernennung zum Sanitätschef des 13. Korps und danach des 4. Korps in Budapest[23] und letztlich im Mai 1908 zum Generalstabsarzt.[24] In Budapest schrieb er 1905 im Der Militärarzt die Studie „Die Alkoholfrage in der Armee“,[25] 1907 den „Sanitätsstatistischen Bericht des k.u.k. Heeres für das Jahr 1905,[26] und 1909 die „Ergebnisse der internationalen Militär-Sanitätsstatistik.[27]

Im April 1911 trat Myrdacz in den Ruhestand und lebte bis zu seinem Tod in Graz. In den folgenden Jahren publizierte er weiterhin die sanitätsstatistischen Berichte in der Zeitschrift der Militärarzt wie u.a. 1912 die Sanitätsstatistischen Berichte des k.u.k. Heeres für 1910 und der Statistische Bericht der k.u.k. Kriegsmarine für die Jahre 1910 und 1911.[28] 1917 wurde ihm der Adelstand verliehen.

Erster Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs wirkte Paul Myrdacz als Sanitätsreferent beim steirischen Roten Kreuz und in der Bundesleitung des Roten Kreuzes in Wien. Daraus resultierte sein 1917 verfasster „Bericht über die Tätigkeit des steirischen Roten Kreuzes auf dem Gebiet des Sanitätswesens in den Jahren 1914-1916“, der 1917 im Bericht der Generalversammlung des Landes- Frauen- Hilfsvereins Rotes Kreuz Steiermark abgedruckt wurde, und auch einen von ihm verfassten Beitrag zu der Arbeit der innerhalb des Roten Kreuzes in Österreich-Ungarn eingerichteten Organisationseinheit, dem „Gemeinsamen Zentralnachweisbüro“ enthält, das während des Krieges auch nachrichtendienstliche Tätigkeiten sowie Zensuraufgaben erfüllte. Schon ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte er in der Zeitschrift Der Militärarzt einen Aufsatz zur Arbeit des Rotes Kreuzes „Militärsanität und Rotes Kreuz“ publiziert.

Myrdacz verstarb am 7. Juli 1930 in Graz. Der ehemalige Generalstabsarzt und Sanitätschef des k.k. Armeeoberkommandos, Johann Steiner (1866-1945), mit dem Myrdacz auch gemeinsam publiziert hatte, verfasste 1930 in der Wiener medizinischen Wochenpresse einen Nachruf.[29]

Von Myrdacz besitzt die Zweigbibliothek noch eine Sammlung von handschriftlichen Abschriften aus verschiedenen Zeitschriften für Paul Myrdacz zum Militärsanitätswesen und als Manuskript, die von ihm 1923 in Graz verfassten Arbeit „Die vollendete Einheitslehre (Monismus absolutus). Bausteine zu einer zeitgemäss geläuterten Welt- und Lebensansicht“. Weiters befindet sich in diesem Bestand auch eine von ihm im Jahr 1900 handschriftlich verfasste und nicht gedruckte Arbeit mit dem Titel „Tabellarische Übersicht der Ergebnisse der interna-tionalen Militär-Sanitäts-Statistik für Österreich-Ungarn, Italien, Russland, England, Niederlande, Vereinigte Staaten von N.A. in den Jahren 1894-1898“.

Literaturliste:

Myrdacz, Paul: Die Verbreitung der zu Kriegsdiensten untauglich machenden Gebrechen der Wehrpflichtigen in Oesterreich-Ungarn. Mit III graphischen Beilagen. Sonderdruck aus: Arbeiten der Demographischen Section. (IV. Demographischer Congress) = VI. Internationaler Congress für Hygiene und Demographie zu Wien 1887/Travaux de la Section de Démographie. (IVème Congrès de Démographie) Wien: Verlag der Organisations-Commission des Congresses 1887.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Myrdacz, Paul: Études expérimentales sur l‘auction du projectile curassé. Bukarest: 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Myrdacz, Paul: Bericht über die Tätigkeit des steirischen Roten Kreuzes auf dem Gebiet des Sanitätswesens in den Jahren 1914-1916. Sonderdruck aus: Bericht der General-Versammlung des unter dem Protektorate Ihrer kaiserl. und königl. Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Blanka stehenden Landes- und Frauen-Hilfsvereines vom Roten Kreuze für Steiermark. Graz: Landes- und Frauen-Hilfsverein vom Roten Kreuze für Steiermark 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Paul Myrdacz, Militärarzt, Militärärztlichen Bibliothek, Josephinum, Militärsanitätsgeschichte, Militärsanitätsstatistik, Medizingeschichte, Arzt, Wien

[1] Neue Freie Presse. 2.7.1873. S.5.

[2] Wiener Zeitung. 30.1.1872. S. 7.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 40. 1874. Sp. 885.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1875. Sp. 854.

[5] Der Militärarzt. Nr. 18. 1878. Sp.168.

[6] Der Militärarzt. Nr. 5 1874. Sp. 36.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 4. 1874. Sp. 77.

[8] Der Militärarzt. Nr. 5 und 6. 1897. Sp. 49-52; Nr. 7 und 8. 1897. Sp. 65-68; Nr. 9. 1897. Sp. 84-86; Nr. 10. 1897. Sp. 103-105; Nr. 11. 1897. Sp. 118-120.

[9] Der Militärarzt. Nr. 11 und 12. 1898. Sp. 89-94; Nr. 13 und 14. 1898. Sp. 106-110.

[10] Jahrbücher der in- und ausländischen gesamten Medizin. Bd. 171. 1876. S. 343.

[11] Wiener klinische Wochenschrift. Nr. 1. 1888, S. 2.

[12] Der Militärarzt. Nr. 5. 1883. Sp. 40.

[13] Der Militärarzt. Nr. 10. 1891. S. 73-77; Nr. 11. 1891. Sp. 83-86; Nr. 12. 1891. Sp. 91-93; Nr. 15. 1891. Sp. 113-115; Nr. 16. 1891. Sp. 121-123; Nr. 17. 1891. Sp. 129-131; Nr. 18. 1891. Sp. 139-140; Nr. 19. 1891 Sp. 148-149; Nr. 20. 1891. Sp. 153-155; Nr. 21. 1891. Sp. 163-164; Nr. 22. 1891. Sp. 170-172; Nr. 23 und 24. 1891. Sp. 185-192.

[14] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.6.1900. S. 9.

[15] Internationale klinische Rundschau. Nr. 1. 1887. Sp. 29.

[16] Wiener Allgemeine Zeitung. 25.5.1884. S. 5; Der Militärarzt. Nr. 8. 1885. S. 1.

[17] Wiener Allgemeine Zeitung. 2.11.1897. S. 505.

[18] Wiener Zeitung. 23.1.1900. S. 6.

[19] Wiener Zeitung. 23.1.1900. S. 6.

[20] Wiener Zeitung. 30.1.1899. S. 3.

[21] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 12.8.1902. S. 6.

[22] Der Militärarzt. Nr. 19. 1904. Sp. 161-164.

[23] Die Zeit. 2.5.1905. S. 3.

[24] Die Zeit. 29.4.1908. S. 2

[25] Der Militärarzt. Nr. 21. 1905. Sp. 193-196.

[26] Der Militärarzt. Nr. 15 und 16. 1907. Sp. 209-211.

[27] Der Militärarzt. Nr. 20. 1909. Sp. 305-313; Nr. 21. 1909. Sp. 321-325; Nr. 22. 1909. Sp. 337-344; Nr. 23. 1909. Sp. 353-359.

[28] Der Militärarzt. Nr. 14. 1912. Sp. 201-203.

[29] Wiener medizinische Wochenpresse. Nr. 31. 1930. S. 1038-1039.

Normdaten (Person) Mydracz, Paul: BBL: 39848; GND: 133715183

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UpToDate Webinar 19.10.2022 15.00 Uhr

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [190]: Sterk, Julius – Balneologie und Kurarzt in Marienbad

Sterk, Julius – Balneologie und Kurarzt in Marienbad

Text: Walter Mentzel

Julius Sterk wurde am 7. August 1835 als Sohn von Dr. Hermann Armin Sterk und Eleonore Leonora Wolf in Pest in Ungarn geboren. 1875 heiratete er die in Wien geborene Jenny Eugenie Bettelheim.

Ab 1854 studierte er zunächst in Pest und danach an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1859 mit dem Magister der Gynäkologie und am 16. März 1860 mit dem Doktor der Chirurgie ab. Danach arbeitete er als praktischer Arzt u.a. in Wien 9, Berggasse 4, danach in Wien Neubau, Feldgasse 3.[1] Daneben beschäftigte er sich mit der Balneologie und nahm 1873 eine Stelle als Badearzt in Marienbad in Böhmen an, die er in den Sommermonaten ausübte und ihm von prominenten Kurgästen eine Reihe Ordensverleihungen einbrachte. Unter anderen erhielt er 1878 den Ritter des königl. Ordens des Sterns von Rumänien[2] und 1885 von König Milan von Serbien den Commandeur des königl. Serbischen Takovaorden[3].

Sterk war ständiger Mitarbeiter der „Medizinisch-chirurgischen Rundschau“ und der „Zeitschrift für die gesammte praktische Heilkunde“. 1881 erschien von ihm die Arbeit „Ueber den schädlichen Einfluss der chronischen Stuhlverhaltung auf den Gesammtorganismus“ als Sonderdruck der Wiener medizinischen Presse. Sein Hauptwerk, das auch rasch in mehrere Sprachen übersetzt wurde, war die 1876 im Selbstverlag publizierte die Badeschrift „Marienbad. Handbuch für Kurgäste“.

Sterk verstarb am 14. Jänner 1900 in Budapest.

Neue Freie Presse. 16.1.1900. S. 17

Quellen:

UAW, Medizinische Fakultät, Rigorosenprotokolle, Sign. 170-243r, Sterk Julius.

UAW, Rektorat, Medizinische Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 181-404, Sterk Julius.

Literaturliste:

Sterk, Julius: Ueber den schädlichen Einfluss der chronischen Stuhlverhaltung auf den Gesammtorganismus. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Badearzt, Balneologie, Julius Gyula Sterk, Kurarzt, Marienbad, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Frommes Wiener Auskunftskalender. Handbuch des öffentlichen und geschäftlichen Verkehrs. Wien: 1894.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 48. 1878. Sp. 1283.

[3] Teplitz-Schönauer Anzeiger. 8.8.1885. S. 6.

Normdaten (Person) Sterk, Julius Gyula: BBL: 39815; GND: 117496642

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

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Open Access Publikationen von Angehörigen der MedUni Wien [109]: Verlag Wiley

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Managing surgery in hemophilia with recombinant factor VIII Fc and factor IX Fc: Data on safety and effectiveness from phase 3 pivotal studies

Pratima Chowdary, Margareta Holmström, Johnny N. Mahlangu, Margaret C. Ozelo, Ingrid Pabinger, K. John Pasi, Margaret V. Ragni, Amy Shapiro, Chris Barnowski, Stefan Lethagen

Res Pract Thromb Haemost. 2022 Jul; 6(5): e12760. Published online 2022 Jul 26. doi: 10.1002/rth2.12760

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Illustrated State‐of‐the‐Art Capsules of the ISTH 2022 Congress

Robert A. Ariëns, Beverley J. Hunt, Ejaife O. Agbani, Josefin Ahnström, Robert Ahrends, Raza Alikhan, Alice Assinger, Zsuzsa Bagoly, Alessandra Balduini, Elena Barbon, Christopher D. Barrett, Paul Batty, Jorge David Aivazoglou Carneiro, Wee Shian Chan, Moniek de Maat, Kerstin de Wit, Cécile Denis, Martin H. Ellis, Renee Eslick, Hongxia Fu, Catherine P. M. Hayward, Benoit Ho‐Tin‐Noé, Frederikus A. Klok, Riten Kumar, Karin Leiderman, Rustem I. Litvinov, Nigel Mackman, Zoe McQuilten, Matthew D. Neal, William A. E. Parker, Roger J. S. Preston, Julie Rayes, Alireza R. Rezaie, Lara N. Roberts, Bianca Rocca, Susan Shapiro, Deborah M. Siegal, Lirlândia P. Sousa, Katsue Suzuki‐Inoue, Tahira Zafar, Jiaxi Zhou

Res Pract Thromb Haemost. 2022 Jul; 6(5): e12747. Published online 2022 Jul 6. doi: 10.1002/rth2.12747

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Complex IgE sensitization patterns in ragweed allergic patients: Implications for diagnosis and specific immunotherapy

Maria‐Roxana Buzan, Lauriana‐Eunice Zbîrcea, Pia Gattinger, Elijahu Babaev, Frank Stolz, Rudolf Valenta, Virgil Păunescu, Carmen Panaitescu, Kuan‐Wei Chen

Clin Transl Allergy. 2022 Jul; 12(7): e12179. Published online 2022 Jul 5. doi: 10.1002/clt2.12179

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Commentary on “Elevated plasma levels of plasminogen activator inhibitor‐1 are associated with risk of future incident venous thromboembolism”: A new role for plasminogen activator inhibitor‐1—An inhibitor of fibrinolysis predicts future venous thromboembolic events and links them to obesity

Johann Wojta

J Thromb Haemost. 2022 Jul; 20(7): 1559–1561. Published online 2022 Jun 26. doi: 10.1111/jth.15728

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Understorey light quality affects leaf pigments and leaf phenology in different plant functional types

Craig C. Brelsford, Marieke Trasser, Tom Paris, Saara M. Hartikainen, T. Matthew Robson

Physiol Plant. 2022 May-Jun; 174(3): e13723. Published online 2022 Jun 14. doi: 10.1111/ppl.13723

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Inducible and tissue‐specific cell labeling in Cre‐ERT2 transgenic Xenopus lines

Tzi‐Yang Lin, Yuka Taniguchi‐Sugiura, Prayag Murawala, Sarah Hermann, Elly M. Tanaka

Dev Growth Differ. 2022 Jun; 64(5): 243–253. Published online 2022 Jun 5. doi: 10.1111/dgd.12791

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Relationship of diabetes, heart failure, and N‐terminal pro‐B‐type natriuretic peptide with cardiovascular outcomes in patients with atrial fibrillation

Felix Hofer, Ulrike Pailer, Patrick Sulzgruber, Christian Gerges, Max‐Paul Winter, Robert P. Giugliano, Michael Gottsauner‐Wolf, Martin Hülsmann, Niema Kazem, Lorenz Koller, Robert Schönbauer, Alexander Niessner, Christian Hengstenberg, Thomas A. Zelniker

ESC Heart Fail. 2022 Aug; 9(4): 2367–2377. Published online 2022 May 20. doi: 10.1002/ehf2.13930

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PMC9288777

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Triptans and vascular comorbidity in persons over fifty: Findings from a nationwide insurance database – A cohort study

Karin Zebenholzer, Walter Gall, Andreas Gleiss, Antun R. Pavelic, Christian Wöber

Headache. 2022 May; 62(5): 604–612. Published online 2022 May 20. doi: 10.1111/head.14304

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PMC9321590

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Complex effects of environment and Wolbachia infections on the life history of Drosophila melanogaster hosts

Anton Strunov, Sina Lerch, Wolf U. Blanckenhorn, Wolfgang J. Miller, Martin Kapun

J Evol Biol. 2022 Jun; 35(6): 788–802. Published online 2022 May 9. doi: 10.1111/jeb.14016

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PMC9321091

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Response‐guided long‐term treatment of chronic hepatitis D patients with bulevirtide—results of a “real world” study

Mathias Jachs, Caroline Schwarz, Marlene Panzer, Teresa Binter, Stephan W. Aberle, Lukas Hartl, Kristina Dax, Elmar Aigner, Albert F. Stättermayer, Petra Munda, Ivo Graziadei, Heidemarie Holzmann, Michael Trauner, Heinz Zoller, Michael Gschwantler, Mattias Mandorfer, Thomas Reiberger, Peter Ferenci

Aliment Pharmacol Ther. 2022 Jul; 56(1): 144–154. Published online 2022 May 5. doi: 10.1111/apt.16945

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PMC9321570

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Evaluation of a Radiolabeled Macrocyclic Peptide as Potential PET Imaging Probe for PD−L1

MSc. Nedra Jouini, Dr. Jens Cardinale, Prof. Dr. Thomas L. Mindt

ChemMedChem. 2022 Jun 20; 17(12): e202200091. Published online 2022 Apr 28. doi: 10.1002/cmdc.202200091

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PMC9320808

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Combining three‐dimensional histopathology with bread loafing and orientation without artificial coloring

Nina Zila, Philipp Tschandl

J Cutan Pathol. 2022 Jul; 49(7): 671–675. Published online 2022 Apr 27. doi: 10.1111/cup.14239

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PMC9324150

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Technical note: Impact of beamline‐specific particle energy spectra on clinical plans in carbon ion beam therapy

Andreas Franz Resch, Mansure Schafasand, Niklas Lackner, Tom Niessen, Staffan Beck, Alessio Elia, David Boersma, Loïc Grevillot, Piero Fossati, Lars Glimelius, Markus Stock, Dietmar Georg, Antonio Carlino

Med Phys. 2022 Jun; 49(6): 4092–4098. Published online 2022 Apr 27. doi: 10.1002/mp.15652

PMCID:

PMC9321194

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Ultrasound‐guided caudal blockade and sedation for paediatric surgery: a retrospective cohort study

  1. Opfermann, F. Kraft, M. Obradovic, M. Zadrazil, W. Schmid, P. Marhofer

Anaesthesia. 2022 Jul; 77(7): 785–794. Published online 2022 Apr 22. doi: 10.1111/anae.15738

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PMC9322320

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Characteristics, treatment and outcomes of 589 melanoma patients documented by 27 general practitioners on the Skin Cancer Audit Research Database

Jeremy Hay, Jeff Keir, Clara Jimenez Balcells, Nikita Rosendahl, Martelle Coetzer‐Botha, Tobias Wilson, Simon Clark, Astrid Baade, Cath Becker, Luke Bookallil, Chris Clifopoulos, Tony Dicker, Martin Paul Denby, Douglas Duthie, Charles Elliott, Paul Fishburn, Mark Foley, Mark Franck, Irene Giam, Patricio Gordillo, Alister Lilleyman, Roger Macauley, James Maher, Ewen McPhee, Michael Reid, Bob Shirlaw, Graeme Siggs, Robert Spark, John Stretch, Keith van Den Heever, Thinus van Rensburg, Chris Watson, Harald Kittler, Cliff Rosendahl

Australas J Dermatol. 2022 May; 63(2): 204–212. Published online 2022 Apr 19. doi: 10.1111/ajd.13843

PMCID:

PMC9320831

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Brain morphometry and connectivity differs between adolescent‐ and adult‐onset major depressive disorder

Thomas S. Blank, Bernhard M. Meyer, Marie‐Kathrin Wieser, Ulrich Rabl, Paul Schögl, Lukas Pezawas

Depress Anxiety. 2022 May; 39(5): 387–396. Published online 2022 Apr 14. doi: 10.1002/da.23254

PMCID:

PMC9323432

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Contemporary seminal vesicle invasion rates in NCCN high‐risk prostate cancer patients

Rocco S. Flammia, Benedikt Hoeh, Gabriele Sorce, Francesco Chierigo, Lukas Hohenhorst, Zhen Tian, Jordan A. Goyal, Costantino Leonardo, Alberto Briganti, Markus Graefen, Carlo Terrone, Fred Saad, Shahrokh F. Shariat, Francesco Montorsi, Felix K. H. Chun, Michele Gallucci, Pierre I. Karakiewicz

Prostate. 2022 Jul 1; 82(10): 1051–1059. Published online 2022 Apr 11. doi: 10.1002/pros.24350

PMCID:

PMC9325368

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Ticagrelor monotherapy after CABG—Probably not at all and definitely not forever

Sigrid Sandner, Björn Redfors

J Card Surg. 2022 Jul; 37(7): 1978–1979. Published online 2022 Apr 8. doi: 10.1111/jocs.16503

PMCID:

PMC9322319

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Observed versus predicted mortality after isolated tricuspid valve surgery

Marco Russo, Guglielmo Saitto, Antonio Lio, Michele Di Mauro, Paolo Berretta, Maurizio Taramasso, Roberto Scrofani, Alessandro Della Corte, Sandro Sponga, Ernesto Greco, Matteo Saccocci, Antonio Calafiore, Giacomo Bianchi, Andrea Biondi, Irene Binaco, Ester Della Ratta, Ugolino Livi, Paul Werner, Carlo De Vincentiis, Federico Ranocchi, Marco Di Eusanio, Alfred Kocher, Carlo Antona, Fabio Miraldi, Giovanni Troise, Marco Solinas, Francesco Maisano, Guenther Laufer, Francesco Musumeci, Martin Andreas

J Card Surg. 2022 Jul; 37(7): 1959–1966. Published online 2022 Apr 6. doi: 10.1111/jocs.16483

PMCID:

PMC9325428

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Persistent Lyme disease with cutaneous Borrelia biofilm formation

Anna Gindl, Anna‐Margarita Schötta, Sara Berent, Mateusz Markowicz, Hannes Stockinger, Florian Thalhammer, Georg Stary, Johanna Strobl

Br J Dermatol. 2022 Jun; 186(6): 1041–1043. Published online 2022 Apr 3. doi: 10.1111/bjd.20977

PMCID:

PMC9324940

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [189]: Freuder, Koloman – Dermatologe, Bezirksrat und NS-Verfolgter

Freuder, Koloman – Dermatologe, Bezirksrat und NS-Verfolgter

Text: Walter Mentzel

Koloman (Kalman) Freuder wurde am 28. April 1883 als Sohn von Gyula Julius Freuder (1855-1927) und Katharina Rosenbaum (1862-?) in Pressburg (heute: Bratislava) geboren. Er war seit 1910 mit Anna Pollatschek (1889-1971) verheiratet.

Freuder studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1909 mit der Promotion und dem Rigorosum ab. Im selben Jahr war er bereits als Inspektionsarzt der Filiale Mariahilf der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft tätig,[1] dessen Mitglied er auch bis zu seinem Austritt im Jahre 1912 war.

Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete er an der Spezialstation zur Behandlung von Unterschenkelgeschwüren des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien und Niederösterreich und der Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskassen in Wien bei Richard Leo Grünfeld (1875-1914), wo er 1912 den Aufsatz „Zur Lokalisation des Ulcus cruris varicosum“ publizierte. 1913 war er Assistent am Ambulatorium für Haut- und Geschlechtskrankheiten des Prof. Dr. Heinrich Paschkis (1849-1923) und veröffentlichte hier den Aufsatz „Erythema exusdativum multiforme der Mundschleimhaut“. Daneben führte er bis 1938 eine Arztpraxis in Wien 1, Wollzeile 25, wo er mit seiner Familie auch wohnhaft war.

Am Ersten Weltkrieg nahm er als landsturmpflichtiger Zivilarzt am nordöstlichen Kriegsschauplatz in Galizien teil. Im November 1916 hielt er im Rahmen der wissenschaftlichen Zusammenkünfte der Militärärzte der Garnison Jaroslau einen Vortrag über „Therapie der venerischen Krankheiten im Kriege“,[2] und im September 1917 erhielt er auf Entschließung des Kaisers das Zivilverdienstkreuz dritter Klasse verliehen.[3] Freuder war Mitglied der Dermatologischen Gesellschaft.

California, Northern U.S. District Court Naturalization Index, 1852-1989, Koloman Freuder, 1940.

Volksbildung und Politiker

Freuder war in zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen involviert und aktiv. Er engagierte sich für das akademische Gymnasium in Wien, war im Jüdischen Mittelschulverein aktiv,[4] sowie als Mitglied des Ausschusses im Wohlfahrtsverein „Austria“[5] und als Vorstandsmitglied im Frauenkrankeninstitut „Charite“ in Wien 2, Zirkusgasse 5a.[6] Freuder, der als Freimaurer der Goethe-Loge angehörte, zählte weiters zum Personenkreis um den Verein „Die Bereitschaft“, der sich die Modernisierung der Sozialarbeit und dem Ausbau der Wohlfahrtspflege sowie der Pflege der Erwachsenenbildung zum Ziel setzte. Hier hielt er u.a. 1929 einen Vortrag zum „Jubiläum des Reichsvolksschulgesetzes“[7] und zur Eugenik und Vererbung.[8] Freuder war darüber hinaus als Vortragender in den verschiedensten Zweigen der Volksbildung tätig. Im März 1914 hielt er vor dem Jüdischen Handlungsgehilfenverband Wien einen Vortrag über Berufshygiene,[9] im Dezember 1914 im Verein der Fortschrittsfreunde zu Kriegsseuchen und deren Bekämpfung,[10] als Funktionär und Mitglied im Leitungskomitee des 1912 gegründeten Fußballvereines Sportklub Unitas sprach er zum Thema „Sexualleben und Alkohol in Beziehung zum Sport,[11] und 1935 referierte er vor der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs zur „Pflege des Fusses“.[12]

Als Politiker engagierte er sich zunächst bis zirka 1912 in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, wo er als Referent in Frauen- und Bezirksorganisationen[13] zu Themen wie Naturheilkunde und Volksgesundung“,[14] zur Ersten Hilfe,[15] oder zu Geschlechtskrankheiten Vorträge hielt.[16] 1913 kandidierte er bei den Gemeinderatswahlen für die deutschfreiheitliche Partei in Wien Innere Stadt und wurde zum Bezirksrat gewählt.[17] Bei den ersten Wiener Gemeinderatswahlen nach dem Ersten Weltkrieg im Mai 1919 trat er auf der von Julius Ofner (1845-1924) 1919 gegründeten Liste „Vereinigte demokratischen Parteien“ an, und wurde wiederum zum Bezirksrat gewählt.[18] 1927 gelang ihm die Wiederwahl. 1926 hielt er eine Rede bei der Gedenkfeier des Demokratischen Jugendbundes in Wien anlässlich des Jahrestages des durch Rechtsradikale ermordeten deutschen Außenministers Walther Rathenau (1867-1922).[19] Ab 1928 war er in der aus dem Zusammenschluss der bürgerlich demokratischen Partei und der mittelständischen Volkspartei entstandenen „Demokratischen Mittelpartei“ aktiv, widmete sich u.a. „Schulhygienischen Fragen“,[20] und übte das Amt des Bezirksrates weiter aus.

NS-Verfolgung und

Die Familie Freuder, die jüdischer Herkunft war, flüchtete nach dem „Anschluss“ im März 1938 vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach Italien und von hier über Genua im Dezember 1939 mit der SS Saturnia in die USA[21] In Wien ließ er seinen gesamten Besitz darunter eine 3000 antiquarische Bücher umfassende Bibliothek zurück. Er lebte in den USA mit seiner Familie zunächst in New York und danach in Berkeley, Alameda County, Kalifornien, wo er ein Sanatorium für Rekonvaleszente Patienten eröffnete. Eine Arztpraxis blieb ihm wegen der fehlenden medizinischen Zulassungsprüfung verwehrt.

Freuder verstarb am 24. Jänner 1946 in Irvin, Orange County, CA, USA.[22]

Sein Sohn Edgar, geboren am 9. April 1912 in Wien, war ebenfalls Mediziner und übte nach seiner Promotion im Juli 1936 seinen Beruf als praktischer Arzt in der Praxis seines Vaters in der Wollzeile 25 aus. Er floh, nachdem er von den Nationalsozialisten verhaftet und in ein Konzentrationslager deportiert worden war, nach seiner Freilassung im November 1938 über England im Dezember 1938 in die USA. Hier arbeitete am Mount Zion Hospital in San Francisco. Er verstarb 2002 in San Francisco in Kalifornien.

Quellen:

Baptism, Slovensko, Czechoslovakia, Odbor Archivnictva (The Archives of the Republic), Slovakia, Freuder Koloman.

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, 134-0595, Freuder Koloman (Nationalien Datum 1906/07).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 190-0869, Freuder Koloman (Promotion Datum 20.2.1909).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, 196-0136, Freuder Koloman (Rigorosum Datum 30.3.1909).

Trauungsbuch der IKG Wien, 1910, Freuder Koloman, Pollatschek Anna.

Geburtsbuch der IKG Wien, 1912, Freuder Edgar.

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6428); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85, Freuder Koloman.

Immigration, New York, United States, citing ship, New York Passenger Lists, 1906-1942 NARA microfilm publication T612. Records of the Immigration and Naturalization Service, RG 85 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), roll 783; FHL microfilm, Freuder Koloman.

Immigration, New York, New York, United States, NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), Freuder Koloman.

California, Northern U.S. District Court Naturalization Index, 1852-1989, Koloman Freuder, 1940.

California Death Index, 1940-1997, Koloman Freuder, 24 Jan 1946; Department of Public Health Services, Sacramento.

Find a grave: Freuder Koloman.

United Kingdom, Outgoing Passenger Lists, 1890-1960, Edgar Freuder, 1938.

Literaturliste:

Freuder, Koloman: Zur Lokalisation des Ulcus cruris varicosum. Aus der Spezialstation zur Behandlung von Unterschenkelgeschwüren in Wien (Dr. Richard L. Grünfeld). Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Wochenschrift für praktische Aerzte. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1912.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Freuder, Koloman: Erythema exusdativum multiforme der Mundschleimhaut. Aus dem Ambulatorium für Haut- und Geschlechtskrankheiten des Prof. Dr. Heinrich Paschkis in Wien. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Dermatologe, NS-Verfolgter, Wien, Medizingeschichte, Arzt

[1] Neues Wiener Journal, 11.7.1909, S. 10.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 17, 1917, S. 784.

[3] Wiener Zeitung, 10.10.1917, S. 3.

[4] Jüdische Volkstimme. 21.2.1912. S. 3.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 19.6.1924. S. 9.

[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 28.5.1937. S. 6.

[7] Arbeiter Zeitung. 25.10.1929. S. 9.

[8] Kleine Volks-Zeitung. 12.2.1932. S. 6.

[9] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 31.3.1914. S. 15.

[10] Neue Freie Presse. 1.12.1914. S. 14.

[11] Wiener Morgenzeitung. 11.9.1920, S. 6.

[12] Die Hausfrau. Offizielles Organ der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs. Jänner 1935. S. 2.

[13] Arbeiterinnen-Zeitung. H. 21. 1911. S. 10

[14] Arbeiter Zeitung. 5.2.1911. S. 12

[15] Arbeiter Zeitung. 2532.1911. S. 10.

[16] Arbeiter Zeitung. 25.6.1911. S. 12.

[17] Neue Freie Presse. 10.12.1913. S. 12.

[18] Neues 8 Uhr Blatt. S. 2.

[19] Der Tag. 20.6.1926. S. 12.

[20] Die Stunde. 12.12.1928. S. 6.

[21] Berkeley Daily Gazette. 28.11.1940. S. 4.

[22] Berkeley Daily Gazette. 30.1.1946.

Normdaten (Person) Freuder, Koloman (Kalman) : BBL: 39631; GND: 1268643793;

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 39631 (15.09.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 09 15
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=39631

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TOP-JOURNAL des Monats: NATURE MEDICINE (Impact Factor: 87.241)

Die Universitätsbibliothek stellt die medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

NATURE MEDICINE

Zu den Volltexten: Jg. 1, H. 1 (1995) – 

Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR (geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.

Mit dem Impact Factor 87.241 (2021) ist NATURE MEDICINE ein Top-Journal in den Kategorien:
CELL BIOLOGY — SCIE
BIOCHEMISTRY & MOLECULAR BIOLOGY — SCIE
MEDICINE, RESEARCH & EXPERIMENTAL — SCIE

ISSN: 1078-8956
12 issues/year

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vom 15.9.2022