Archiv der Kategorie: Medizinhistorische Bestände der Ub MedUni Wien

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [108]: Restitution: Bücher aus der Bibliothek „Akademischer Verein jüdischer Mediziner“

Restitution: Bücher aus der Bibliothek „Akademischer Verein jüdischer Mediziner“

Text: Dr. Walter Mentzel

An der Zweigbibliothek Geschichte der Medizin der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien konnten durch die systematisch durchgeführte Provenienzforschung zwei Bücher eruiert werden, die 1938 im Besitz des Akademischen Vereins jüdischer Mediziner und nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland von den Nationalsozialisten geraubt worden waren. Im November 2019 kam es nunmehr zur Restitution der beiden Bücher an die Rechtsnachfolger. Es handelt sich hierbei um folgende Titel:

Schaffer, Josef: Vorlesungen über Histologie und Histogenese nebst Bemerkungen über Histotechnik und das Mikroskop. Mit 589, zum Teil farbigen Abbildungen im Text und auf 12 lithograph. Tafeln. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann 1920.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 9539]

Tandler, Julius: Lehrbuch der systematischen Anatomie. 2. Band. Die Eingeweide. Mit 285 meist farbigen Abbildungen. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1923.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3672/2]

Die beiden als geraubt identifizierten Bücher enthalten auf den Titelblättern den Besitzstempel „AKADEMISCHER VEREIN JÜDISCHER MEDIZINER IN WIEN“.

Abb. 1    Besitzstempel aus: Schaffer: Vorlesungen über Histologie und Histogenese […]. Wien 1920.

Der Akademische Verein jüdischer Mediziner in Wien (AVJM) wurde am 14. Juli 1911 von den drei Medizinstudenten cand.med. Alfred Grünspan, cand.med. Siegfried Berl und Josef Krenberger bei der k. k. Statthalterei Niederösterreich angezeigt und nach Prüfung der Vereinsstatuten durch die Vereinsbehörde und der Polizeidirektion Wien am 31. August 1911 gebildet. Der Sitz Vereins wechselte bis 1938 mehrmals. Vor dem Ersten Weltkrieg befand sich sein Standort in Wien 9, Währinger Straße 13a, am anatomischen Institut, ab Juli 1913 in Wien 9, Garnisonsgasse 22 und danach in Wien 9, Währinger Straße 15, Alser Straße 26 und zuletzt bis 1938 in der Alser Straße 28.

Abb. 2    Anstecknadel für Vereinsmitglieder „AVJM“: Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), M.Abt. 119, A32 – gelöschte Vereine, Zl. 229/1921 Akademischer Verein jüdischer Mediziner.

Die Ziele dieses Studenten-Vereines waren laut Statuten aus dem Jahr 1911:

„Förderung des Studiums während der Universitätszeiten durch Arbeitsvermittlung, Stipendiennachweis und Eintreten bei Bewerbungen um diese, eine eigene Bibliothek, ein eigenes Studierzimmer, Benefizien beim Einkauf von Büchern, Instrumenten und Utensilien, bei Bädern, Theatern und Konzerten wie Vorträgen, eigene Vorträge und Kurse: das ist unser wissenschaftliches, unser Arbeitsprogramm“

Der Verein begann schon mit seiner Gründung – wie es auch bereits in den Vereinsstatuten aus dem Jahr 1911 vorgesehen war – mit dem Aufbau einer Bibliothek und betrieb eine eigene Bibliotheksverwaltung. 1921 kam es zur Eingliederung des Vereins als medizinische Sektion (Zweigverein) in den Gesamtverband jüdischer Hochschüler Österreichs Judäa, und 1924 änderte der Verein seinen Namen in Akademischer Verein jüdischer Mediziner – (Medizinische) Sektion des Gesamtverbandes jüdischer Hochschüler Judäa. Damit galt er als offizielle Vertretung der jüdischen MedizinerInnen gegenüber den Universitätsbehörden.

Abb. 3    Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), M.Abt. 119, A32 – gelöschte Vereine, Zl. 229/1921 Akademischer Verein jüdischer Mediziner.

Die Auflösung des Vereines ab dem März 1938

Der „Akademische Verein jüdischer Mediziner“ wurde am 13. September 1938 auf Antrag des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich bestellten Stillhaltekommissars für Vereine, Organisationen und Verbände gemäß § 3 des Gesetzes über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbände vom 17. Mai 1938 behördlich für aufgelöst erklärt und mit Bescheid des Wiener Magistrates (MA 2) vom 23. September 1939 aufgelöst und im Vereinskataster gelöscht.

Im August 1938 kam es durch den ehemaligen Obmann Emil Katz zur Anmeldung und durch die Gestapo zur Erfassung des Vereinsvermögens. Zum Vermögen gehörte neben der zirka 2.000 Bänder umfassenden Fachbibliothek, Lernmittel wie Mikroskope. Der Verein wurde aufgelöst und ihm durch die NS-Behörden das Vermögen entzogen. Im Jahr 1939 befanden sich am früheren Standort des Vereines bereits die Lokalitäten des Sturmheims der SA 3/3 und der NSDAP-Ortsgruppe Alservorstadt.

Die letzten gewählten Mitglieder der Vereinsorgane 1937/38

Die letzte vor dem „Anschluss“ im März 1938 abgehaltene Generalversammlung des „Akademischen Vereins jüdischer Mediziner“ – in der es auch zur Wahl der Vereinsorgane kam – fand am 16. November 1937 statt und wurde am 20. November 1937 durch das Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Wien bestätigt. Dieser letztmalig gewählte Vorstand setzte sich aus folgenden Personen zusammen, die gleichzeitig auch die Vereinsorgane bildeten.

Obmann: Dr. med. Emil Katz (*27.1.1912, Millic/Rumänien) war 1938 in Wien 2, Große Sperlgasse 18, wohnhaft. Er promovierte am 9.7.1937 zum Dr. der Medizin.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Promotionsprotokolle 1929-1941, Sign. 194, Zl. 3541, Katz Emil (Datum: 1937.7.9).

Erster Vize-Obmann: Dr. med. Heinrich (Hirsch) Heller (*6.10.1909 Solotnyky/Galizien) war 1938 in Wien 20, Klosterneuburgerstraße 67, wohnhaft. Er war zuvor von Mai bis November 1937 Obmann des Vereines.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134, Zl. 1.080, Heller Heinrich.

Zweiter Vize-Obmann: Isidor Ten(n)enbaum (*20.12.1914 Wien) war 1938 Student an der Medizinischen Fakultät im 6. Semester inskribiert und in Wien 20, Rauscherstraße 15/51, wohnhaft.

Tenenbaum gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938. Abgangszeugnis vom 8. Juni 1938.

Kassier: Dr. med. Fritz (Friedrich) Haberfeld (*1904 Wien) war 1938 in Wien 19, Sieveringerstraße 175, wohnhaft.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134, Zl. 1006.

Schriftführer: Harry Prinz (*16.9.1918 Wien) war im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert und 1938 in Wien 20, Wallensteintraße 49/11, wohnhaft. Ihm gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938.

Ferner waren im Ausschuss des Vereines die Studenten:

Martin Manfred Goldenberg (*30.7.1917 Wien) lebte 1938 in Wien 1, Schottenring 9/14 und war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Goldenberg Martin Manfred.

Dr. Artur Reinkraut

AUW, Med.Fak. Dekanat, Promotionsprotokoll 1929-1941, Sign. 194, Zl. 3.370, Reinkraut Artur (Datum: 1937.3.24).

 Jakób Limon (*2.8.1916 Rozana/Polen, ermordet, 1940 Lodz) lebte 1938 in Wien 8, Josefstädter Straße 43/23 und war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 21. Juli 1938). Er wurde 1940 im Ghetto Litzmannstadt ermordet.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Limon Jakob.

Zygmunt Himmel (*30.7.1914 Drohobycz/Galizien) lebte 1938 in Wien 9, Lackierergasse1/2 und war im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 8. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 6. Mai 1938). Seine Schwester Renate Himmel, die an der Philosophischen Fakultät studierte, wurde ebenfalls von der Universität Wien vertrieben.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Zygmunt Himmel.

Bruno Landesberg (*29.7.1918 Wien) lebte 1938 in Wien 14, Leyserstraße 1/15 und war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 4. Studiensemester inskribiert.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Landesberg Bruno.

Paul Prager (*18.2.1917 Przemysl/Galizien) lebte 1938 in Wien 6, Kasernengasse 15 und war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 6. Studiensemester inskribiert.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Prager Paul.

Heinz Grünberger (*21.7.1919 Wien) lebte 1938 in Wien 9, Liechtensteinstraße 56/13 und war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 2. Studiensemester inskribiert. Es gelang ihm gemeinsam mit seinem Vater, dem Arzt Dr. Egon Grünberger, die Flucht nach Palästina.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Grünberger Heinz.

Adolf Arnold Fischer (*13.10.1916 Wien) begann im Semester 1930/31 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien. Er war 1938 in Wien 9, Sechsschimmelgasse 18 wohnhaft. Er war zuletzt im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 7. Studiensemester inskribiert.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Fischer Arnold. AUW, Nationale – Phil, 1937-1938, Rektorat GZ. 722/II/ 1937/38.

Viktor Sonnenschein (später: Victor G. Sonnen) (*8.5.1914 Wien) lebte 1938 in Wien 14, Mariahilfer Straße 223 und war im Sommersemester 1938 an der Medizinischen Fakultät im 10. Studiensemester inskribiert. Er flüchtete über die Schweiz nach Frankreich und kehrte wieder in die Schweiz zurück, wo er sein Studium an der Universität Basel abschloss. 1952 emigrierte er in die USA aus.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, 1934/35, Sign. 134, Zl. 1.063, Sonnenschein Viktor.

Als weitere Mitglieder des Vereines, die im Mai 1937 zu Vereinsorgane gewählt wurden und im November 1937 wieder ausschieden, konnten eruiert werden:

Salomon Strauber (*23.2.1912 Potok Zloty/Polen) war 1938 in Wien 16, Gaullachergasse 11/9 wohnhaft und zuletzt im Sommersemester 1937 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im 10. Studiensemester inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 3. November 1938). Strauber bereitete sich im Sommerstemester 1838 auf seine Abschlussprüfungen (Rigorosen) vor. Er konnte noch sein Studium abschließen und promovierte am 31. Oktober 1938 im Rahmen einer ‚Nichtarierpromotion‘. Gleichzeitig wurde ihm ein Berufsverbot ausgesprochen. Strauber wurde am 12. Oktober 1941 im Konzentrationslager Zasavica bei Šabac/Serbien ermordet.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Promotionsprotokolle 1929-1941, Sign. 194, Zl. 4.170, Strauber Salomon (Datum: 1938.10.31).

Marcel Kawalek (*23.2.1913 Zborow/Galizien kam im Alter von 12 Jahren mit seiner Familie nach Wien und lebte 1938 in Wien 8, Alser Straße 69/8. Nach der Ablegung der Reifeprüfung am Reformgymnasium in Wien 8 begann er im Wintersemester 1932/33 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien. Zuletzt war er im Wintersemester 1937/38 im 10. Studiensemester inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 3. November 1938) und konnte sein Studium am 31. Oktober 1938 noch im Rahmen einer ‚Nichtarierpromotion‘ abschließen. Sein Zwillingsbruder Roman Kawalek, der auch an der Medizinischen Fakultät studierte, konnte sein Studium an der Universität Wien ebenfalls im Rahmen einer ‚Nichtarierpromotion‘ abschließen. Marceli Kawalek arbeitete von 21.12.1938 bis 20.7.1939 unentgeltlich als Arzt im Rothschildspital. Gemeinsam mit seinem Bruder gelang ihm Ende Juli 1939 die Flucht nach London/Großbritannien. Seine Eltern wurden im Holocaust ermordet. Marceli Kawalek emigrierte später weiter in die USA und arbeitete als Kinderpsychiater in Kalifornien. Er starb am 12. März 1966 in San Diego, Kalifornien/USA.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Promotionsprotokolle 1929-1941, Sign. 194, Zl. 4.149, Kawalek Marcel (Datum: 1938.10.31).

Otto Kauder (*15.9.1913 Wien) war 1938 in Wien 8. Bennogasse 28 wohnhaft und zuletzt im 10. Semester an der Medizinischen Fakultät inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 3. November 1938). Er flüchtete 1939 in die USA. Er konnte sein Studium am 31. Oktober 1938 im Rahmen einer ‚Nichtarierpromotion‘ abschließen und erhielt gleichzeitig Berufsverbot. Er arbeitete bis zu seiner Flucht aus Österreich im Wiener Rothschildspital der Israelitischen Kultusgemeinde als Hospitant. 1939 gelang ihm die Flucht über Frankreich in die USA (New York/NY). Nach der Absolvierung eines Kurses in Allgemeinmedizin an der University of Wisconsin Kurse und eines Praktikum am St. Joseph’s Hospital in Wisconsin ließ er sich 1940 als Arzt in Illinois nieder und wurde 1941 praktischer Arzt in Shelbyville, Illinois/USA. Zwischen 1942 und 1946 diente er als Soldat der US Army im Zweiten Weltkrieg in Europa. Er war Mitglied der American Medical Association, der Illinois State Medical Society, der Shelby County Medical Association und Mitarbeiter am Shelby County Memorial Hospital. Otto Kauder starb im Dezember 2003.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Promotionsprotokolle 1929-1941, Sign. 194, Zl. 4.148, Kauder Otto (Datum: 1938.10.31).

Leopold Siberd (*3.4.1913 Wien) lebte 1938 in Wien 1, Kärntner Ring 2 und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 10. Studiensemester inskribiert (Absolutorium ausgestellt am 1. Juni 1938, Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 21. Mai 1938 als gültig angerechnet).

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, 1934/35, Sign. 134, Zl. 1.192, Siberd Leopold.

Jakob Chaim Szmuszkowicz. Szmuszkowicz (*25.12.1917 Lodz/Polen) Er lebte 1938 in Wien 9, Wasagasse 20/12 und war zuletzt im Wintersemester 1937/38 an der Medizinischen Fakultät im 3. Studiensemester inskribiert (Abgangszeugnis vom 20. Mai 1938, Wintersemester 1937/38 wurde ihm am 12. Februar 1938 als gültig angerechnet). Ihm gelang die Flucht vor den Nationalsozialisten.

AUW, Med.Fak. Dekanat, Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Szmuszkowicz Jakob Chaim.

Quellen:

Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA), Archiv der Republik (AdR), ZNsZ, Stillhaltekommissar Wien (Stiko Wien), 31-M3 Akademischer Verein jüdischer Mediziner.

Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA), M.Abt. 119, A32 – gelöschte Vereine, Zl. 229/1921 Akademischer Verein jüdischer Mediziner.

Archiv der Universität Wien (AUW) , Dekanat Med.Fak., Zl. 445/1938 Akademischen Verein jüdischer Mediziner – Bekanntgabe des neugewählten Ausschusses.

Archiv der Universität Wien (AUW), Akademischer Senat, Sonderreihe des Akademischen Senates: Vereine. Darin:

Senat S 164.120 Akademischer Verein jüdischer Mediziner, 1910-1927, SZ. 1.447/1910-1911

und S. Zl. 329/1913-1914.

Senat S 163.32 Akademischer Verein Jüdischer Mediziner, 1937.11.27.

AUW, Med.Fak. Dekanat, 1929-1941, Sign. 134 und 194 sowie Nationalien/Studienkataloge 1862-1938.

Die Stimme, 24.9.1937, S. 8.

Die Stimme, 1.10.1937, S. 6.

Namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien.

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [3]: Exlibris Victor v. Hacker

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [3]:

 » Exlibris Victor v. Hacker

Heraldisches Exlibris:

Ein Soldat kämpft in historischer Montur ausgestattet mit Helm, nierenförmigem Schild sowie überdimensioniert dargestellten chirurgischen Instrumenten gegen den Tod, der als Gerippe, mit einer Sense gegen diesen ausholt. Links fliegt eine weiße Taube hinter dem Knochenmann herbei, der bereits mit einem Bein auf einem sich noch zur Wehr setzenden auf dem Boden niedergestreckten Jüngling steht. Oben umgeben von den früchtetragenden Bäumen der Erkenntnis befindet sich ein Wappen: Schräg gevierter Schild, oben in Gold ein schwarzer Adler (frontal mit rechts gewendetem Kopf und gesenkten Schwungfedern), rechts und links in Rot ein silberner Balken belegt mit sechstrahligem roten Stern, unten in Gold zwei schräggekreuzte Barten. Die Stämme der beiden Apfelbäume links und rechts umrahmen dekorativ das Totentanzmotiv sowie darunter das Schriftfeld „Ex Libris“ und den Eignernamen „Victor v. Hacker„.

Exlibris in situ:

Grundriss der klinischen Diagnostik

Klemperer, Georg [VerfasserIn]
 
 

Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

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Österreich liest – Treffpunkt Bilbiothek: #SHOWCASE UB: Buchausstellung „Exlibris in situ“ aus medizinhistorischen Büchern

Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek

#SHOWCASE UB №2: Buchausstellung „Exlibris in situ“

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Ub MedUni Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin gibt es acht historisch sehr wertvolle Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.).

Im Lesesaal der Universitätsbibliothek werden exemplarisch 11 Exlibris in medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“  im Schaukasten präsentiert.

Besuch zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek

Recherche im Bibliothekskatalog


Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt (Exlibris in situ) oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

Exlibris Ernst Loewenstein
Exlibris in situ
Illusions : a psychological study
Sully, James [Verfasser]
1895

@Ernst Löwenstein:
Ernst LÖWENSTEIN (1878-1950): Vertrieben 1938 [72]

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Exlibris Carl Sternberg
Exlibris in situ
Lehrbuch der pathologischen Anatomie :
1 : Allgemeine pathologische Anatomie
und Anomalien des Blutes

Rokitansky, Carl von, 1804-1878 [Verfasser]
1855

@Carl Sternberg in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie:
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Sternberg (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Frida Bacher
Exlibris in situ
Was im Grund der Seele ruht …
Stekel, Wilhelm, 1868-1940 [Verfasser]
1920

@Exlibris-Grafiker: Ranzenhofer, Emil (1864-1930) 
URL: http://ranzenhofer.info/etcherandpainter/etchingsofplaces.html (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Max Rubner
Exlibris in situ
Deutsche Vierteljahrsschrift für
öffentliche Gesundheitspflege :
Organ des Deutschen Vereins
für öffentliche Gesundheitspflege
Deutscher Verein für Öffentliche
Gesundheitspflege
1869 – 1915 [Erscheinungsverlauf:
1.1869 – 47.1915]

@Max Rubner in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Rubner  (Stand: 15.09.2019)

@Exlibris-Grafiker: Katsch, Hermann (1853-1924) in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Katsch (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Victor v. Hacker
Exlibris in situ
Grundriss der klinischen Diagnostik
Klemperer, Georg [VerfasserIn]

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Exlibris Otto Rudl
Exlibris Max Neuburger
Exlibris in situ
Südtiroler Ärzteblatt
1922 – 1923 [Erscheinungsverlauf:
1.1922 – 2.1923,16]

Max Neuburger (1868-1955), Begründer des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Wien, war jüdischer Herkunft und wurde nach 1938 von den Nationalsozialisten vertrieben. Er floh 1939 nach England, übersiedelte 1948 nach Buffalo, NY und kehrte 1952 aus dem Exil zurück nach Wien.

@Max Neuburger:
Max NEUBURGER (1868-1955): Vertrieben 1938 [80]

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Exlibris Severin Schmidt
Exlibris in situ
Lehrbuch der Kirchengeschichte
Knöpfler, Alois, 1847-1921 [Verfasser]
1910

@Exlibris-Grafikerin: Alberdingk, Clementine (1880-1966) in:
URL: http://www.kultur-klosterneuburg.at/Bereiche/Dokumentation/ONLINE/BEDEUTENDE_KLBGer/ALBERDINGK/Index.html (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Karl Klammer
Exlibris in situ
Häuser und Menschen von Wien
Cloeter, Hermine, 1879-1970 [Verfasser]
1920

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Exlibris Lorenz Böhler
Exlibris in situ
Seuchenbekämpfung im Kriege
zehn Vorträge ; mit 16 Abbildungen im Text

Zentralkomitee für das Ärztliche Fortbildungswesen in
Preußen [VerfasserIn] Adam, Curt, 1875-1941
Flügge, Carl, 1847-1923Friedberger, Ernst, 1875-1932
Jochmann, Georg, 1874-1915Kirchner, Martin, 1854-1925
Lentz, Otto, 1873-1952Neufeld, Fred, 1869-1945
Wassermann, August von, 1866-1925
1915

Lorenz Böhler (1885-1973) gilt als Begründer der modernen Unfallchirurgie. Er war ab Februar 1938 Mitglied der NSDAP sowie mehrerer NS-Organisationen und ab Juni 1938 förderndes Mitglied der SS. Zwischen 1945 und 1947 wurde ihm seine Lehrbefugnis an der Universität Wien entzogen.

@Lorenz Böhler:
Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [16]: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. 1929.

@Exlibris-Grafiker: Hubert Lanzinger (1880-1959) in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Lanzinger (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Alexander Pichler
Exlibris in situ
Lehrbuch der Augenheilkunde
Fuchs, Ernst, 1851-1930 [Verfasser]

Alexander Pichler (1906-1962) war seit 1932 Mitglied der NSDAP und Obersturmführer der SS. Er war an der Entstehung des sogenannten „Pernkopf-Atlas“ beteiligt, für dessen Erstellung Leichen von NS-Opfern als Vorlage für Bilder dienten. Seine Anstellung als a.o. Prof. für Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien wurde 1948 widerrufen und er wurde bis 1950 mit einem Berufsverbot belegt.

@Exlibris-Grafiker: Erich Lepier genannt in
URL: https://www.hdgoe.at/pernkopf-affaere (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Adam Politzer
Exlibris in situ
Original-Abhandlungen aus dem
Gebiete der Kinderheilkunde :
Separatabdrücke der grösstentheils
im „Jahrbuch für Kinderheilkunde“
von demselben erschienenen Arbeiten

Politzer, Leopold Maximilian, 1814-1888 [Verfasser]
1919

@Adam Politzer in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie:
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Politzer (Stand: 15.09.2019)

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Ausstellungsprojekt:
#SHOWCASE UB by
Mag. Bruno Bauer
Harald Albrecht, BA
MMag. Margrit Hartl

Logo: MMag.Margrit Hartl

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [2]: Exlibris Dr. Ernst Loewenstein

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [2]:

 » Exlibris Dr. Ernst Loewenstein

 

Redendes Exlibris:

Ein bärtiger Mann (Kniestück im Profil nach links) sitzend auf einem Armlehnstuhl bekleidet mit Talar und Doktorhut liest neben einem Bücherregal, gestützt auf einen Schreibtisch mit Federkiel im Tintenfass aus Horn, ein Buch. Hinter dem Gelehrten steht eine weibliche Figur (vmtl. Psyche) mit Schmetterlingsflügel, hellem Kleid und Blumenschmuck im langen Haar, die ihm ihre Hand auf die Schulter legt. Unten weisen mehrere liegende teils aufgeschlagene Bücher den Blick durch ein mit Weinreben geschmücktes Holzportal mit der Aufschrift „Ex Libris“ zur allegorischen Szenerie im Studierzimmer hin. Mittig im Vordergrund liegt ein offenes Buch mit heraldischem Exlibris am Vorsatz. Das Wappentier ist ein Löwe mit Menhir.
Auf der rechten Seite: Initialen O.S.;
Unten Schriftfeld „Ernst Loewenstein“

Exlibris in situ:

Illusions : a psychological study

Sully, James [VerfasserIn]
1895
 
 

Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [2]: Exlibris Dr. Ernst Loewenstein weiterlesen

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [107]: Die erste wissenschaftliche Büchersammlung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien im Vormärz: die „Chirurgische Lesegesellschaften“ am Operations-Institut

Die erste wissenschaftliche Büchersammlung im Allgemeinen Krankenhaus in Wien im Vormärz: die „Chirurgische Lesegesellschaften“ am Operations-Institut

Text: Dr. Walter Mentzel

An der Josephinische Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befinden sich die Überreste einer im Jahr 1807 am chirurgischen Operations-Institut im Allgemeinen Krankenhaus in Wien aufgebauten Bibliothek sowie der Bücher jener im Rahmen des Kursangebotes des Institutes etablierten chirurgischen Lesegesellschaften. Sie ist die erste nachweisbare medizinische Fachbibliothek im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

Das Operateur- (Operations-)-Institut an der Universität Wien

Das Operations-Institut wurde nach der Genehmigung durch den Wiener Stadtphysikus und k.k. Hof- und Leibarzt Andreas Joseph Freiherr von Stifft (1760-1836), sowie mit dem kaiserlicher Erlass vom 7. Februar 1807, an der Universität Wien zur Ausbildung von künftigen Chirurgen gegründet. Die Idee dazu kam vom Chirurgen Vincenz Ritter von Kern (*20.1.1760 Graz; gest. 16.4.1829 Wien), der diese Gründung forciert hatte, dem Institut bis 1824 als Leiter vorstand und hier 1807 den ersten chirurgischen Ausbildungskurs für Chirurgen etablierte,[1] der von seinem Nachfolger und Schüler, Joseph Edlen von Wattmann (1789-1866), weiter geführt wurde.

Mit der Institutsgründung und der damit einhergehenden Einrichtung eines Ausbildungskurses in der „theoretischen und praktischen“ Chirurgie, verfolgte die Sanitätsverwaltung das Ziel, dem Mangel an Chirurgen in den Kronländern der Monarchie Abhilfe zu schaffen und die ärztliche Versorgung durch eine gezielte Stellenbesetzung sicher zu stellen. Dazu mussten sich die Kursteilnehmer auch verpflichten nach Abschluss ihrer Ausbildung in den habsburgischen Erblanden als Chirurgen tätig zu werden.[2] Dafür wurde ihnen durch einer Reihe von kaiserlichen Verordnungen[3] und Hofkanzleidekreten[4] Vergünstigungen und berufliche Bevorzugungen zuerkannt. Sie kamen in den Genuss, bei den öffentlichen Stellenvergaben vorgereiht zu werden und erhielten rascher einen höheren Offiziersrang als Militärärzte. Die Dauer des Kurses war mit zwei Jahren festgesetzt und die Zahl der Teilnehmer auf anfangs sechs Studenten beschränkt. Bis 1848 konnten Studenten der Medizin ohne Abschluss eines Studiums der Medizin an den Kursen teilnehmen, erst ab 1848[5] war die Aufnahme an ein abgeschlossenes Studium (Magisters der Chirurgie) gebunden und ab 1853 konnten nur mehr graduierte Doktoren der Medizin am Kurs teilhaben. Mit der Aufnahme am Kurs bekamen die Studenten Zugang zu einem Stipendium (300 Gulden) und (bis 1850) eine Wohnunterkunft im Allgemeinen Krankenhaus zugewiesen. Die Teilnehmer setzten sich zumeist aus mittellosen Wundärzten zusammen, und wurden überwiegend persönlich von Joseph Freiherr von Stifft ausgesucht. Hinzu kamen ausgewählte Personen aus jenen Teilen der Habsburgermonarchie in denen die Besetzung von Chirurgen vorgesehen war. Bis 1841 absolvierten 174 Studenten in 17 Lehrkursen ihre chirurgische Ausbildung. Davon fanden 60 Chirurgen in Wien und Niederösterreich Verwendung, neun in Oberösterreich, 17 in der Steiermark, 13 in Böhmen, vier in Mähren, einer in Kärnten, ein weiterer in der Krain, vier in Illyrien und dem Küstenland, fünf in Tirol und Vorarlberg, acht in Galizien, 17 im Königreich Venedig, ebenso 17 im Königreich Lombardei, acht in Ungarn und sieben in Siebenbürgen. Zwei Chirurgen arbeiteten nach Abschluss des Kurses in Russland.[6]

Bibliothek und Lesegesellschaften des Ausbildungskurses am Operateur-Institut zwischen 1807 und 1841.

In jedem Kurs kam es zur Einrichtung einer „Lesegesellschaft“, die jeweils den Namen eines teilnehmenden Studenten trug. Lesegesellschaften entstanden im Vormärz in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen als spezialisierte Fachgemeinschaften. Sie waren begünstigt durch den rasanten Anstieg der Buchproduktion und der Technisierung des Buchmarkts. Sie waren Ausdruck fachlicher Exklusivität aber auch einer modernen pädagogischen Fortbildungs- und Lernmethode, die sich durch eine selbstorganisierte Literaturauswahl auszeichnete und einen individuellen Freiraum in der Lehre und Forschung herzustellen beabsichtigte, um sich damit den verordneten Ausbildungsdiskursen zu entziehen. Von den siebzehn bis 1841 abgehaltenen Ausbildungskursen sind von sieben die jeweiligen Lesegesellschaften durch einen Besitzstempel des Studenten, der als Namensgeber der Lesegesellschaft auftrat, erhalten. Sie sind in der folgenden Auflistung kursiv gekennzeichnet. Daneben enthalten die Bücher die handschriftliche Eintragung über die „Lesedauer“ der betreffenden Bücher, die von den Namensgebern der Lesegesellschaften stammen.

  1. Kurs: 1807-1809: Johann Seibert; 2. Kurs: 1809-1811: Johann Gassner; 3. Kurs: 1811-1813; 4. Kurs: 1813-1815; 5. Kurs: 1815-1817: Leopold Nathan; 6. Kurs: 1817-1819: Anton Föhling; 7. Kurs: 1819-1821; 8. Kurs: 1821-1823; 9. Kurs: 1823-1825: Franz Hauser; 10. Kurs: 1825-1827; 11. Kurs: 1827-1829; Georg Mojsisovics; 12. Kurs: 1829-1831; 13. Kurs: 1831-1833; Franz Schuh; 14. Kurs: 1833-1835; 15. Kurs: 1835-1837; 16. Kurs: 1837-1839; 17. Kurs: 1839-1841.

Die Errichtung der „chirurgische Lese-Bibliothek“ am Operateur-Institut erfolgte schon im Gründungsjahr des Institutes 1807 und wurde zunächst als sogenannte „medicinische Zeitungs-Lesegesellschaft“ durch den damaligen Assistenten von Vincenz Kern und späteren Professor der Chirurgie und Primarchirurgen im Allgemeinen Krankenhaus in Prag, Professor Fritz (1778-1841)[7] initiiert. In den folgenden Jahren kam es durch Schenkungen von Zeitschriften und Büchern zu einer beträchtlichen Erweiterung der Bibliothek, die 1827 bereits mehrere tausend Bände umfasste,[8] und sowohl Ärzten am Allgemeinen Krankenhaus für die Lehre und Weiterbildung als auch den Kursteilnehmern als Unterrichtsmittel zur Verfügung stand und gegen die Entrichtung einer geringen Gebühr benutzt werden konnte.[9] Die erste Lesegesellschaft existierte bereits im ersten Lehrgang der Jahre 1807 bis 1809 und trug den Namen des Kursteilnehmers Johann Seibert.

1. Chirurgische Lesegesellschaft Seibert. Kurs: 1807-1809

Johann Seibert wurde am 7.(2.) Juni 1782 in Kunewald in Mähren geboren. Nach Absolvierung des Ausbildungskurses arbeitete er ab 1809 als Assistent von Vincenz Kern an der chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, wo 1816 seine Beförderung zum Primar-Chirurgen erfolgte.[10] Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien[11] und erhielt 1838 das Ehren-Diplom als Doktor der Chirurgie.[12] Seibert verstarb am 16. Mai 1846 in Wien.[13]

Wichmann, Johann Ernst: Aetiologie der Krätze. Hannover: Helwing 1786.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-4612]

2. Chirurgische Lesegesellschaft Gassner. Kurs: 1809-1811

Johann Gassner wurde am 8. Jänner 1783 in Lipteigen im Bergischen Land/Nordrhein-Westfalen] geboren. Er nahm zwischen 1809 und 1811 am zweiten Ausbildungskurs teil.[14] Während des Kurses schloss er sein Medizinstudiums ab und arbeitete ab 1817 als Primararzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.[15] Gassner verstarb am 16.September 1831 in Wien.[16]

Ilg, Johann Georg: Grundlinien der Zergliederungskunde des Menschenkörpers. Bd.1-2. Prag: Widtmann 1811-1812.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-714]

3. Chirurgische Lesegesellschaft Nathan. Kurs: 1815-1817

Leopold Nathan wurde am 13. November 1790 in Troppau in Österreichisch-Schlesien geboren. Er studierte in Wien Medizin und besuchte von 1815 bis Ende 1816 den fünften Kurs bei Vinzenz Kern, dessen Assistent er nach seiner Ausbildung wurde. Am 6.12.1816 erhielt er die Sponsion zum Mag. Chir.[17] und 1823 wurde er a zum Professor für theoretische und praktische Chirurgie am Ljubljana Medico Lyceum bestellt,[18] wo er bis zur Auflösung des Institutes im Jahr 1849 in der Lehre tätig war. Am 26.10.1841 erhielt er an der Universität Wien das Ehrendiplom als Doktor der Chirurgie.[19] 1850 wurde er zum Primararzt an der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses in Ljubljana ernannt. Er gehörte zu den Initiatoren, die in Ljubljana eine vollwertige medizinische Fakultät errichten wollten. Nathan verstarb am 18. Oktober 1860 in Ljubljana.[20]

Albinus, Bernhard Siegfried: Bernardi Siegfried Albini De Ossibvs Corporis Hvmani Ad Avditores Svos. Iuxta Exemplar Leidae Batavorum. [Wien]: Impensis Ioannis Pavli Kravs Bibliopolae Vindobonensis 1746.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-590]

 

4. Chirurgische Lesegesellschaft Föhling. Kurs: 1817-1819

Anton Föhling wurde am 13. März 1794 in Roudwiditz in Mähren geboren. Er besuchte den sechsten Ausbildungskurs und schloss das Studium der Medizin an der Medizinischen Fakultät in Wien als Doktor der Medizin und der Chirurgie ab.[21] Er arbeitete zunächst ab 1825 als k.k. Berg-Cameralphysikus in Neuberg in der Steiermark,[22] danach ab 1841 als Berg- und Eisenwerksphysikus in Weier in Oberösterreich und zuletzt als Arzt in Brünn.

Meckel, Johann F.: Anatomisch-Physiologische Beobachtungen und Untersuchungen. Halle: in der Buchhandlung des Waisenhauses 1822.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-719]

5. Chirurgische Lesegesellschaft Haus(s)er. Kurs: 1827-1829

Franz Xaver Hauser (*21.3.1799 Wien, gest. 26.7.1857 Olmütz) nahm am neunten Ausbildungskurs teil.[23] Hauser studierte in Wien Medizin und erwarb zunächst den Magister der Geburtshilfe (1820.12.18), danach den Doktor der Medizin und der Chirurgie und der Augenheilkunde. Nach dem Besuch des Ausbildungskurses war er vier Jahre lang Assistent an der chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien. Danach arbeitete er als Hausarzt an der Irrenanstalt in Hall. Nach seiner 1831 erfolgten Ernennung zum Professor wurde er an die k.k. medizinisch-chirurgische Lehranstalt in Olmütz berufen, wo er 1839 zum Rektor der Olmützer Franzens-Universität gewählt wurde. In Olmütz wirkte er nicht nur als Professor an der Universität sondern auch als Hausarzt.[24]

Barth, Christian Heinrich Wilhelm: Mehrjährige sorgfältig angestellte Beobachtungen über den Gesichtsschmerz. Leipzig: Herbig 1825.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-4522]

6. Chirurgische Lesegesellschaft Dr. Mojsisovics.    Kurs: 1827-1829

Georg Mojsisovics von Mojsvár (*20.4.1799 Ivánka (heute: Ivančiná, Slowakei), gest. 10.3.1861 Wien) nahm am elften Ausbildungskurs teil. Nachdem er in Pest 1820 mit dem Studium der Medizin begonnen hatte, setzte er sein Studium in Wien (1823-1826) fort und schloss es 1826 mit dem Dr. med. ab. Nach einer zweijährigen Praxis in Pest begann er 1828 den Ausbildungskurs und wurde zunächst Assistent beim Chirurgen Wattmann und 1832 zum Oberarzt an der chirurgischen und ophthalmologischen Klinik am Wiener Allgemeinen Krankenhaus bestellt.[25]

Blumenbach, Johann Friedrich: D. Joh. Friedr. Blumenbachs der Med. Prof. ord. zu Göttingen Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. Göttingen: bey Johann Christian Dieterich 1786.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-619]

7. Chirurgische Lesegesellschaft Dr. Schuh. Kurs: 1831-1833

Franz Schuh wurde am 17. Oktober 1804 in Scheibs in Niederösterreich geboren. Nachdem er 1832 das Doktorat der Medizin erworben hatte,[26] absolvierte er den dreizehnten Ausbildungskurs, und wurde im selben Jahr Assistent von Wattmann an der chirurgischen Klinik. 1836 erfolgte seine Bestellung zum Primarwundarzt im Allgemeinen Krankenhaus in Wien und 1841 seine Ernennung zum a.o. und 1842 zum o. Professor für Chirurgie. Ihm wurde damit auch eine chirurgische Klinik im AKH übertragen. Schuh verstarb am 22. Oktober 1865 in Wien.[27]

Amussat, Jean Zulima: Vorträge über die Verengerungen der männlichen Harnröhre, mit einem Anhange über die Krankheiten der Vorsteherdrüse. Mainz: Rauch 1833.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB-3778]

Literatur und Quellen:

Das k.k. chirurgische Operations-Institut in Wien. Darstellung der Geschichte, sowie der inneren Einrichtungen des Institutes, und Übersicht aller darin bisher gebildeten Operateurs, der hinsichtlich derselben erflossenen Verordnungen und der Vorfälle in der chirurgischen Klinik der Wiener Hochschule während des Operations-Lehrcurses. Von Carl Ludwig Sigmund. Bei Braumüller und Seidel: Wien 1841.

Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1907

Wiener Zeitung.

Die Neue Zeit. Olmützer politische Zeitung.

Steyermärkisches Amtsblatt zur Grätzer Zeitung.

AUW, Med. Fakultät, Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Med. 9,1 1751 – 1822.

AUW, Med. Fakultät, Rigorosen-Bände des Dekanats für Chirurgen, Sign. Med. 9.1.

AUW, Dekanat, Med. Fak., Rigorosenprotokoll 1821-1871

[1] Das k.k. chirurgische Operations-Institut in Wien. Darstellung der Geschichte, sowie der inneren Einrichtungen des Institutes, und Übersicht aller darin bisher gebildeten Operateurs, der hinsichtlich derselben erflossenen Verordnungen und der Vorfälle in der chirurgischen Klinik der Wiener Hochschule während des Operations-Lehrcurses. Von Carl Ludwig Sigmund. Bei Braumüller und Seidel: Wien 1841.

[2] Wiener klinische Rundschau, Nr. 1, 1.1.1899, S. 15; Nr. 19, 7.5.1899, S. 317.

[3] kaiserlicher Erlass vom 10.12.1810; kaiserliche Verordnung vom 23.12.1810

[4] Hofkanzleidekret vom 3.12.1812, 21.1.1813, 23.2.1815, 20.7.1818, 10.6.1819 und 2.7.1828

[5] Studien-Hofkommissions-Dekret vom 23.1.1848, Zl. 79, (Sammlung 474, Nr. 318).

[6] Das k.k. chirurgische Operations-Institut in Wien, S. 16. Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1907, S. 39.

[7] Fritz Ignaz Franz (*1778-1841) studierte an der Medizinischen Fakultät in Wien (1808 Promotion zum Doktor der Chirurgie), wo er bereits seit 1806 als Assistent an der chirurgischen Klinik arbeitete. Ende 1808 wurde er nach Prag an die Medizinische Fakultät berufen. Hier baute Fritz, wie schon zuvor in Wien, eine chirurgischen Bibliothek samt Lesesaal im Allgemeinen Krankenhauses in Prag auf.

[8] Das k.k. chirurgische Operations-Institut in Wien, S. 16. Weiters: Vincenz v. Kern. Ein Gedenkblatt anlässlich des 100. Todestages, in: Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 25.5.1929, S. 703-704.

[9] Das k.k. chirurgische Operations-Institut in Wien, S. 16. Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 22, 1907, S. 704. S. 15-16

[10] Wiener Zeitung, 15.6.1816, S. 120.

[11] Wiener Zuschauer. Zeitschrift für Gebildete, 27.5.1846, S. 1.

[12] Archiv der Universität Wien (AUW), Dekanat, Med. Fak., Rigorosenprotokoll 1818-1840, Sign. 175, Zl. 99, Seibert Johann.

(Promotions- Sponsions-Datum 1838.07.09). Wiener Zeitung, 24.9.1838, S. 1.

[13] Ein umfangreicher Nachruf findet sich in: Wiener Zeitung vom 21. Juli 1846, S. 1607-1608.

[14] AUW, Med. Fakultät, Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Med. 9,1 1751 – 1822, Zl. 256, Gassner Johann (Rigorosen Datum: 1810.08.29).

[15] Wiener Zeitung, 28.9.1831, S. 4.

[16] Vaterländische Blätter, 12.7.1817, S. 8.

[17] AUW, Med. Fakultät, Rigorosen-Bände des Dekanats für Chirurgen, Sign. Med. 9.1, Zl. 256/1816, Nathan Leopold.

[18] Wiener Zeitung, 29.11.1823, S. 1.

[19] Wiener Zeitung, 19.1.1843, S. 1. Weiters: AUW, Med. Fakultät, Sign. 176 – Promotionsprotokoll, 1840-1854, Zl. 53/1841, Nathan Leopold.

[20] Vereinigte Laibacher Zeitung, 31.10.1860, S. 3 (Nekrolog).

[21] AUW, Dekanat, Med. Fak., Rigorosenprotokoll 1821-1871, 1822, Sign. 170, Zl. 56a, Anton Föhling.

[22] Steyermärkisches Amtsblatt zur Grätzer Zeitung, 25.9.1841, S. 1.

[23] AUW, Med. Fakultät, Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Med. 9.1, 1751 – 1822, Zl. 256, Franz Hausser. AUW, Rigorosenbände des Dekanats für Chirurgen, Med. 9,2 1822 – 1890, Zl. 256, Hauser Franz (Rigorosen Datum: 24.7.1829; Ergänzung: ophtal, approb.23.7.1829).

[24] Die Neue Zeit. Olmützer politische Zeitung, 29.7.1857, S. 2.

[25] Gruber, Josef: Georg Mojsisovics Edler von Mojsvár. In: Wiener Medizinischen Wochenschrift, Nr. 11, 1861. Sp. 187-189.

[26] AUW, Dekanat, Med. Fak., Rigorosenprotokoll 1821-1871, 1830, Sign. 170, Zl. 220 und Zl. 221a, Franz Schuh.

[27] Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 84, 1865, Sp. 1339-1340. Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 26.12.1865, S. 424.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [106]: Vertriebene Mediziner: Friedrich Necker (1877-1948): Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre und andere Irrtümer…1940

Vertriebene Mediziner: Friedrich Necker (1877-1948)

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien:

Necker, Friedrich und Wolfgang Wieser: Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre und andere Irrtümer bei der intravenösen Pyelographie, sowie Bemerkungen zur Indikationsstellung und Untersuchungstechnik. Sonderabdruck aus: Radiologia clinica (Vol. IX). Basel und New York: S. Karger 1940.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Sign.: Separata-Necker-001]

Text: Dr. Walter Mentzel

Friedrich Necker war Urologe, Schüler von Otto Zuckerkandl (1861-1921) und zuletzt Arzt am Rothschild-Spital. Er flüchtete 1939 wegen seiner jüdischen Herkunft vor den Nationalsozialisten aus Wien.

Necker wurde als Sohn von Ignatz (Ignaz) Necheles und Amalia, geborene Schönwald, am 2. Februar 1877 in Wien geboren.[1] Nach der Matura 1895 studierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und schloss das Studium 1901 mit der Promotion ab.[2] 1921 heiratete[3] er die 1916 ebenfalls an der Medizinischen Fakultät promovierte Medizinerin Maria Rachel Flecker (*Lemberg/Galizien).[4] Necker begann seine medizinische Laufbahn als Demonstrator bei Prof. Richard Paltauf (1858-1924) am Rudolfsspital, von wo er an das pathologisch-chemische Laboratorium der k.k. Krankenanstalt Rudolfsstiftung zu Prof. Ernst Freund (1876-1942) wechselte und dessen erster Assistent wurde. Kurze Zeit (bis 1904) war er als Assistent bei dem Urologen und Mitbegründer der „Deutschen Urologischen Gesellschaft“, Prof. Leopold Casper (1859-1959), an der „Dr. Max Josephs Poliklinik für Hautkrankheiten in Berlin“ tätig. Nach seiner Rückkehr nach Wien begann er 1904 als Assistent an der chirurgischen Abteilung bei Prof. Otto Zuckerkandl im Rothschild-Spital, wo er nach dem Tod von Zuckerkandl im Jahr 1921 kurze Zeit die Leitung der Abteilung übernahm. Daneben führte er seit spätestens 1905 eine Privatordination für Urologie an seinem Wohnort in Wien 9, Kolingasse. Während des Ersten Weltkrieges diente er als Militärarzt zunächst im Reservespital Nr. 8 (Rothschild-Spital) sowie im Spital 2/16 und ab 1915 an der Südwestfront in einem Feldspital in Görz als Oberarzt der chirurgischen Abteilung.[5]

Abb. 1; Wiener Bilder. Illustriertes Familienblatt. 31.1.1915. S. 7 (Handschriftlich markierte Nummerierungen: Nr. 1 – Otto Zuckerkandl, Nr. 3 – Friedrich Necker).

1924 übernahm der als Vorstand die Leitung des urologischen Ambulatoriums im Rudolfinerhaus, die er bis März 1938 Inne hatte. Necker publizierte gemeinsam mit dem ebenfalls von den Nationalsozialisten vertriebenen Wiener Urologen Viktor Blum (1877-1954) zwischen 1928 und 1932 die Fachzeitschrift „Ikonographia urologica“. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Österreichischen und der Wiener urologischen Gesellschaft und wurde 1932 zum korrespondierenden Mitglied der Deutschen urologischen Gesellschaft ernannt.[6] Ebenso war er Mitglied in der französischen und italienischen urologischen Gesellschaft. In die Internationale urologische Gesellschaft wurde er 1935 als Delegierter für Österreich gewählt.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland wurde er im Rudolfinerhaus entlassen und arbeitete bis zu seiner Flucht aus Österreich – wie die ebenfalls von den Nationalsozialisten verfolgten Mediziner Richard Glas (29.4.1890) und Oskar Stricker-Barolin (1886-1972) – als Arzt am Rotschild-Spital.[7] Es gelang ihm und seiner Ehefrau am 9. Mai 1939 die Ausreise aus Österreich nach Großbritannien, wo er sich in London niederließ und auf dem Gebiet der Hämatologie am South London Blood Transfusion Depot Sutton arbeitete. 1940 publizierte er mit dem ebenfalls von den Nationalsozialisten wegen seiner politischen Funktionen im Austrofaschismus vertriebenen Angehörigen der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, dem Radiologen Wolfgang Wieser (1887-1945), einen Aufsatz in der in der Schweiz herausgegebenen Zeitschrift „Radiologia clinica“ über „Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre und andere Irrtümer bei der intravenösen Pyelographie, sowie Bemerkungen zur Indikationsstellung und Untersuchungstechnik“.

Abb. 2: Titelblatt: Necker und Wieser: Die Fehldeutung der Ausscheidungssperre […]. Basel, New York: 1940.

Die Zweigbibliothek der Geschichte der Medizin besitzt von Friedrich Necker in der Separata Bibliothek eine Reihe von dessen Arbeiten, die er in den Jahren 1905 und 1938 publizierte.

1947 wurde Necker von der Gesellschaft der Ärzte in Wien zum korrespondierenden Mitglied gewählt. Friedrich Neckar verstarb am 8. März 1948 in London in Folge eines Straßenunfalles. Einen Nachruf verfasste Joseph Victor Mandel im Juli 1948 in der Zeitschrift Wiener klinische Wochenschrift.[8]

Quellen:

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 40.338, Necker Friedrich.

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 6.425, Necker Friedrich.

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 195, Rigorosenprotokoll – 1894-1910, Zl. 263a, Neckar Fridrich (Rigorosen Datum 1901.3.14).

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 189, Promotionsprotokoll – 1898-1904, Zl. 726, Necker Friedrich (Promotion/Sponsion: 1901.3.27).

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 191, Promotionsprotokoll – 1912-1919, Zl. 1030, Flecker Maria Rachel (Promotion/Sponsion: 1916.2.29).

Matriken der IKG-Wien.

Literatur:

Hubenstorf, Michael: Urology and national socialism in Austria. In: Schultheiss, Dirk und Moll Friedrich H. (Hg.): Urology under the swastika. S. 18-49.

Wiener klinische Wochenschrift. 30.7.1948. S. 489.

[1] Matriken der IKG-Wien, Geburtsbuch 1877, Necheles (Necker) Friedrich.

[2] AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 195, Rigorosenprotokoll – 1894-1910, Zl. 263a, Neckar Fridrich (Rigorosen Datum 1901.3.14).

AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 189, Promotionsprotokoll – 1898-1904, Zl. 726, Necker Friedrich (Promotion/Sponsion: 1901.3.27).

[3] Matriken der IKG-Wien, Trauungsbücher 1921, Necker Friedrich, Dr., Flecker Marya R., Dr.

[4] AUW, Med. Fak., Dekanat, Sign. 191, Promotionsprotokoll – 1912-1919, Zl. 1030, Flecker Maria Rachel (Promotion/Sponsion: 1916.2.29).

[5] Neue Freie Presse. 26.11.1915. S. 9.

[6] Neue Freie Presse. 17.4.1932. S. 10.

[7] Bestallungsentzug der jüdischen Ärzte und Zahnärzte. In: Ärzteblatt für die deutsche Ostmark I. 1938. S. 229.

[8] Wiener klinische Wochenschrift. 30.7.1948. S. 489.

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„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [8]: Exlibris Frida Bacher

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin [1], präsentiert, die im  »Bibliothekskatalog recherchierbar sind.
 „Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [8]:

Exlibris Frida Bacher

Im Schatten einer Baumgruppe betrachten zwei Buben in Matrosenanzügen und ein Mädchen im Kleid mit Schleife auf einer Wiese sitzend ein Bild. Vorne rechts liegen aufgeschlagene Bilderbücher herum. Vorne links blüht eine Strauchpäonie, die mit einer Blüte den Weg über eine Treppe zu der im hinteren, sonnigen Teil der Parklandschaft befindlichen Villa weist. Das Sujet ist mit floraler Rankenornamentik umrahmt. In der Kartusche oben befindet sich die Inschrift „Ex Libris“ sowie unten im Schriftfeld der Eignerinname „Frida Bacher“ verziert mit Festons aus Rosen und allerlei Blüten.

Exlibris in situ:

Was im Grund der Seele ruht …
Stekel, Wilhelm, 1868-1940 [VerfasserIn] 1920


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Psychologische Beobachtungen an griechischen Philosophen : [Parmenides – Sokrates]
Gomperz, Heinrich, 1873-1942 [VerfasserIn] 1924

@Exlibris-Grafiker: EMIL RANZENHOFER (1864 – 1930) in: ranzenhofer.info  URL: http://ranzenhofer.info/ (Stand: 15.09.2019)
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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

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Österreich liest – Treffpunkt Bibliothek: Buchausstellung „Exlibris in situ“ aus medizinhistorischen Büchern

#SHOWCASE UB №2: Buchausstellung „Exlibris in situ“

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Ub MedUni Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin gibt es acht historisch sehr wertvolle Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.).

Im Lesesaal der Universitätsbibliothek werden exemplarisch Exlibris in medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“  im Schaukasten präsentiert.

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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt (Exlibris in situ) oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

Exlibris Ernst Loewenstein
Exlibris in situ
Illusions : a psychological study
Sully, James [Verfasser]
1895

@Ernst Löwenstein:
Ernst LÖWENSTEIN (1878-1950): Vertrieben 1938 [72]

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Exlibris Carl Sternberg
Exlibris in situ
Lehrbuch der pathologischen Anatomie :
1 : Allgemeine pathologische Anatomie
und Anomalien des Blutes

Rokitansky, Carl von, 1804-1878 [Verfasser]
1855

@Carl Sternberg in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie:
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Sternberg (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Frida Bacher
Exlibris in situ
Was im Grund der Seele ruht …
Stekel, Wilhelm, 1868-1940 [Verfasser]
1920

@Exlibris-Grafiker: Ranzenhofer, Emil (1864-1930) 
URL: http://ranzenhofer.info/etcherandpainter/etchingsofplaces.html (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Max Rubner
Exlibris in situ
Deutsche Vierteljahrsschrift für
öffentliche Gesundheitspflege :
Organ des Deutschen Vereins
für öffentliche Gesundheitspflege
Deutscher Verein für Öffentliche
Gesundheitspflege
1869 – 1915 [Erscheinungsverlauf:
1.1869 – 47.1915]

@Max Rubner in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Rubner  (Stand: 15.09.2019)

@Exlibris-Grafiker: Katsch, Hermann (1853-1924) in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Katsch (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Victor v. Hacker
Exlibris in situ
Grundriss der klinischen Diagnostik
Klemperer, Georg [VerfasserIn]

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Exlibris Otto Rudl
Exlibris Max Neuburger
Exlibris in situ
Südtiroler Ärzteblatt
1922 – 1923 [Erscheinungsverlauf:
1.1922 – 2.1923,16]

Max Neuburger (1868-1955), Begründer des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Wien, war jüdischer Herkunft und wurde nach 1938 von den Nationalsozialisten vertrieben. Er floh 1939 nach England, übersiedelte 1948 nach Buffalo, NY und kehrte 1952 aus dem Exil zurück nach Wien.

@Max Neuburger:
Max NEUBURGER (1868-1955): Vertrieben 1938 [80]

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Exlibris Severin Schmidt
Exlibris in situ
Lehrbuch der Kirchengeschichte
Knöpfler, Alois, 1847-1921 [Verfasser]
1910

@Exlibris-Grafikerin: Alberdingk, Clementine (1880-1966) in:
URL: http://www.kultur-klosterneuburg.at/Bereiche/Dokumentation/ONLINE/BEDEUTENDE_KLBGer/ALBERDINGK/Index.html (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Karl Klammer
Exlibris in situ
Häuser und Menschen von Wien
Cloeter, Hermine, 1879-1970 [Verfasser]
1920

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Exlibris Lorenz Böhler
Exlibris in situ
Seuchenbekämpfung im Kriege
zehn Vorträge ; mit 16 Abbildungen im Text

Zentralkomitee für das Ärztliche Fortbildungswesen in
Preußen [VerfasserIn] Adam, Curt, 1875-1941
Flügge, Carl, 1847-1923Friedberger, Ernst, 1875-1932
Jochmann, Georg, 1874-1915Kirchner, Martin, 1854-1925
Lentz, Otto, 1873-1952Neufeld, Fred, 1869-1945
Wassermann, August von, 1866-1925
1915

Lorenz Böhler (1885-1973) gilt als Begründer der modernen Unfallchirurgie. Er war ab Februar 1938 Mitglied der NSDAP sowie mehrerer NS-Organisationen und ab Juni 1938 förderndes Mitglied der SS. Zwischen 1945 und 1947 wurde ihm seine Lehrbefugnis an der Universität Wien entzogen.

@Lorenz Böhler:
Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [16]: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. 1929.

@Exlibris-Grafiker: Hubert Lanzinger (1880-1959) in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert_Lanzinger (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Alexander Pichler
Exlibris in situ
Lehrbuch der Augenheilkunde
Fuchs, Ernst, 1851-1930 [Verfasser]

Alexander Pichler (1906-1962) war seit 1932 Mitglied der NSDAP und Obersturmführer der SS. Er war an der Entstehung des sogenannten „Pernkopf-Atlas“ beteiligt, für dessen Erstellung Leichen von NS-Opfern als Vorlage für Bilder dienten. Seine Anstellung als a.o. Prof. für Anatomie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien wurde 1948 widerrufen und er wurde bis 1950 mit einem Berufsverbot belegt.

@Exlibris-Grafiker: Erich Lepier genannt in
URL: https://www.hdgoe.at/pernkopf-affaere (Stand: 15.09.2019)

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Exlibris Adam Politzer
Exlibris in situ
Original-Abhandlungen aus dem
Gebiete der Kinderheilkunde :
Separatabdrücke der grösstentheils
im „Jahrbuch für Kinderheilkunde“
von demselben erschienenen Arbeiten

Politzer, Leopold Maximilian, 1814-1888 [Verfasser]
1919

@Adam Politzer in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie:
URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Politzer (Stand: 15.09.2019)

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Ausstellungsprojekt:
#SHOWCASE UB by
Mag. Bruno Bauer
Harald Albrecht, BA
MMag. Margrit Hartl

Logo: MMag.Margrit Hartl

„Aus den Büchern“ der medizinhistorischen Bibliotheken der Ub MedUni Wien [22]: Exlibris Dr. Adalbert Heinrich

Im Van Swieten Blog werden exemplarisch digitalisierte Exlibris aus medizinhistorischen Büchern „Exlibris in situ“, der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, präsentiert, die im  Bibliothekskatalog recherchierbar sind.

Exlibris Dr. Adalbert Heinrich

Stillleben-Exlibris, Landschaft-Exlibris, Ärzt*innen-Exlibris:

Die typografische Umrahmung ist in drei Bereiche geteilt. Im mittleren, zentralen Bereich fällt der Blick auf zwei Hände, deren Unterarme von der unteren rechten Bildseite angeschnitten dargestellt sind. Die linke hält eine Öllampe – die rechte Hand schützt die Flamme vor dem bedrohlichen Unwetter. Am Horizont neigen sich links und rechts zwei Laubbäume im Wind. Der starke Hell-Dunkel-Kontrast, der durch die dunklen Gewitterwolken, den Blitz im Hintergrund und den hellen Lichtschein im Vordergrund erzeugt wird, und die gewählte Subjektive unterstreichen die Dramatik der Szenerie.
Der schmälere Bereich oben zeigt eine Landschaft mit einer Blumenwiese im Vordergrund.
Im Bereich unten steht mittig im Schriftfeld „Ex libris“ und der Eignername „Dr Adalbert Heinrich“ in Schreibschrift sowie links unten außerhalb der Umrahmung die Signatur des Exlibriskünstlers mit der Angabe der Jahreszahl „K. Mader 28“.

Exlibris in situ:

Erschaffung, Entstehung, Entwicklung und über die Grenzen der Berechtigung des Entwicklungsgedankens

Wiesner, Julius von, 1838-1916 [VerfasserIn]
1916
 

@Exlibris-Eigner, Dr. Adalbert Heinrich  [1863-1930] im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek : URL:  http://d-nb.info/gnd/1203138105 (Stand: 10.08.2021)

@ Exlibris-Künstler: Karl Mader [1884 Fürstenfeld – 1952 Graz] in der Sammlung online: URL: https://sammlung.belvedere.at/people/1326/karl-mader (Stand: 10.08.2021)
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Ein Exlibris ist ein grafisch gestalteter Eigentumsvermerk, der entweder in Zettelform auf die Innenseite von Bucheinbänden geklebt oder eingestempelt wird. Bucheignerzeichen gibt es bereits seit dem Ende des 15. Jahrhunderts. Sie stellen neben ihrer kunst- und kulturhistorischen Bedeutung auch ein wichtiges Provenienzmerkmal dar, da der Weg eines Buches nachvollzogen werden kann. Aufgrund vielfältigster Exlibris von künstlerischem Wert sind diese auch begehrte Objekte von Sammlungen und buchkünstlerischer Betätigung „Exlibris-Kunst“ geworden.

 

Normdaten:

Person/Exlibriseigner: Loewenstein, Ernst: GND: 136161758
Person/Verfasser: Wiesner, Julius von: GND: 117369705
Person/Exlibriskünstler: Mader, Karl: GND: 1077745974
Person/Gründer: Neuburger, Max: GND: 117551058

Keywords: Exlibris Dr. Adalbert Heinrich, Exlibris-Künstler Karl Mader, Eigentumsvermerk, Stillleben-Exlibris, Landschaftsexlibris, Ärzt:innen-Exlibris, Provenienzmerkmal, Exlibriskunst, Medizingeschichte, Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=37276

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [105]: Zum 100. Geburtstagtag der ersten Gesundheitsministerin Österreichs: Ingrid Leodolter

Zum 100. Geburtstagtag der ersten Gesundheitsministerin Österreichs:
Leodolter, Ingrid: 5 Jahre Gesundheitsministerium.
Separatum aus: Mitteilungen der österreichischen Sanitätsverwaltung. Offizielles Organ des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz. (78/2) 1977. S. [25] – 26.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: SA-6520]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1       Ingrid Leodolter

Ingrid Leodolter (*14.08.1919 Wien, gest. 17.11.1986 Wien), deren Geburtstag sich im August 2019 zum 100. Mal jährt, wurde als Tochter des Lehrers Leopold Zechner (1884-1968) und dessen Frau Elsa geboren. Ihr Vater war ein Anhänger der Schulreformen Otto Glöckels (1874-1935) und wurde nach der Errichtung des austrofaschistischen „Ständestaates“ zwangspensionier. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er von 1945 bis 1956 Abgeordneter zum Nationalrat sowie von 1945 bis 1960 geschäftsführender Wiener Stadtschulratspräsident. Ingrid Leodolter besuchte in Hietzing das Gymnasium in der Wenzgasse und maturierte 1937 mit Auszeichnung. 1938 heiratete sie ihren Jugendfreund Josef Leodolter. Aus der Ehe mit dem Volkswirtschaftler, der ab 1949 für die Verwaltung der Wiener Spitäler verantwortlich war, ging unter anderen ein Sohn hervor – Sepp Leodolter (*1943) wurde Gynäkologe und war von 2001 bis 2007 Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Ingrid Leodolter begann ein Studium der Medizin an der Universität Wien – hier war sie vom „Wintersemester 1937/38 bis zuletzt im Wintersemester 1941/42 an der Medizinischen Fakultät inskribiert. Sie galt als ‚Mischling 2. Grades‘ und konnte ihr Studium – bei jederzeitigem Widerruf – fortsetzen und am 2. November 1943 mit der Promotion abschließen.“[1] Ab 1944 arbeitete Leodolter bei Reinhold Boller (1901-1968) in der vierten medizinischen Abteilung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. 1950 wurde sie Fachärztin für innere Medizin und 1951 zur Oberärztin an ihrer Abteilung ernannt. 1958 wechselte sie an das Wiener Sophienspital, dem sie von 1962 bis 1971 und von 1979 bis zur ihrer Pensionierung im Februar 1986 als ärztliche Leiterin vorstand.

Ingrid Leodolter war, ebenso wie ihr Vater, 1946 in die wiedergegründete SPÖ eingetreten. 1971 holte Bruno Kreisky (1911-1990) die erfahrene Internistin die Bundesregierung, wo sie von Bundespräsident Franz Jonas (1899-1974) zunächst als Bundesministerin ohne Portefeuille angelobt wurde. Nachdem die Gesundheitsagenden aus dem Sozialministerium von der Regierung Kreisky II herausgelöst worden waren und 1972 erstmals in der österreichischen Geschichte ein eigenständiges Gesundheitsministerium geschaffen worden war, wurde Ingrid Leodolter am 02.02.1972 die erste Gesundheitsministerin Österreichs. Sie behielt die Funktion der Bundesministerin für Gesundheit und Umweltschutz, wie das neue Ministerium offiziell hieß, bis zum 08.10.1979. Trotz anfangs massiver Angriffe durch die konservative Presse konnte Leodolter wichtige Neuerungen im Gesundheitsbereich durchsetzen. „Ingrid Leodolter führte den Mutter-Kind-Pass in Österreich ein und erzielte damit eine deutliche Senkung der perinatalen Mortalität und Kindersterblichkeit. Ihr ist auch die Einführung der Vorsorgeuntersuchung als Instrument der Präventivmedizin zu verdanken.“[2] In ihrer Zeit als Ministerin wurde weiters die Spitalsreform eingeleitet, die Krankenpflegeausbildung modifiziert und ein neues Bäder- und Lebensmittelhygienegesetz eingeführt…

Abb. 2    Titelblatt: Leodolter: 5 Jahre Gesundheitsministerium. […] 1977.

Nach starker Kritik des Rechnungshofes über die Auftragsvergabepraktiken im Gesundheitsministerium trat Ingrid Leodolter am 10. Oktober 1979 als Bundesministerin zurück und wandte sich wieder der Leitung des Sophienspitals zu. Sie verstarb nur wenige Monate nach ihrer Pensionierung am 17. November 1986 in Wien.

Quellen:

Homepage: Österreichisches Parlament. Stand: 30.07.2019.

Homepage: Gedenkbuch Universität Wien. Stand: 30.07.2019.

Homepage: Das Rote Wien. Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. Stand: 30.07.2019.

Tragl, Karl Heinz: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2007.

[1] Homepage: Gedenkbuch Universität Wien. Stand: 30.07.2019.

[2] Tragl, Karl Heinz: Chronik der Wiener Krankenanstalten. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2007. S. 347.

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