Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Vermessen

Vermessen

wäre es die ‚Wirklichkeit‘ schlicht und einfach zu – ‚vermessen‘.

„Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind,

verstehe ich sie selbst nicht mehr.“                            Albert Einstein
Einstcart

Vermessen, berechnen und wissenschaftlich erfassen, will ‚die Welt‘ ihre Wirklichkeit. Und das Ganze in eine Formel gießen. Mathematisch, unanfechtbar, in die Weltformel.

Denn –

„Die Mathematik ist die Königin  der Wissenschaften“. Carl Friedrich Gauß.

Aber –

meinte A. Niklitschek: „Die Mathematik ist wie ein Spinnwebfaden im  All,

          in sich logisch und geschlossen  – aber nur ein Spinnwebfaden“.

einstKrR

Kurt Goedel, Einsteins ‚bester Freund‘, American“(?) mathematician (laut Encyclopedia Britannica)  fand nicht nur ein ‚Haar in der Suppe‘ der Mathematik, u.A.: „Jedes formale System mit endlich vielen Axiomen, das die Arithmetik der natürlichen Zahlen enthält, ist unvollständig. Dies gilt auch für Systeme mit unendlich vielen Axiomen“. Goedel K (1995) Collected Works, Volume III, Unpublished Essays and Lectures (Feferman, Ed) p 30 und – dass es in Systemen, wie der Arithmetik, Aussagen geben muss, die man weder formal beweisen noch widerlegen kann. Unvollständigkeitsatz.

Goedel übte überraschend strenge Kritik an der Naturwissenschaft:  „I don’t believe in natural science‘ (in:  Ed Regis: Who got Einstein’s office? Eccentricity and Genius at the Institute for Advanced Study. Simon & Schuster 1988. p. 58)

Berechnen. Vermessen. Verrechnen.. in der ‚Sprache der Mathematik‘, dem Nicht-Mathematiker ein Buch mit sieben Siegeln, versus der Sprache (der Laien) per se.

Das überforderte Vorstellungsvermögen verleitet zu Vereinfachung (oversimplification, deskill) bis der Eindruck entsteht, auch komplexe Vorgänge verstehen zu können – dies kann zu Fehlschlüssen samt Folgen führen.

Unter falschen (gefälschten) Voraussetzungen – aprioris* stimmt das ‚Veredictum‘ der Mathematik nicht. Logisch. Dazu kommt: Vor Rechenfehlern sind auch Genies nicht gefeit. (Einstein 1911:  zunächst falscher Wert für die ‚Lichtablenkung‘ – „nobody is perfect“ !)
EinstLOL

in summa: politische Entscheidungen, basierend auf oben zitierten, nicht zwangsläufig unfehlbaren naturwissenschaftlichen und mathematischen Erkenntnissen, bedürfen ständig kritischer Überprüfung (siehe K. Popper), des Umdenkens und umgehender Konsequenzen, ohne des üblich-ewigen Aufschubs auf die ‚lange Bank‘.

Beispiele:

Atom-Politik, Atom-Energie – sie ist nicht, wie ursprünglich hinausposaunt wurde, die SICHERSTE, SAUBERSTE und BILLIGSTE ENERGIE-FORM, Roundup (Glyphosat): harmlos und ungiftig (?). Antibiotika-Missbrauch (Masssentierhaltungen, Multiresistenzen, nosokomiale Keime), Abgas (Diesel)-Lügen, Umwelt- und Licht- ‚Verschmutzung‘, globale Erwärmung, Licht-am-Tag (daytime running light – DRL, dadurch immer mehr verletzte und getötete Kinder am „Schutz“weg), Plastic-Planet –  dies ist eine unvollständige Liste.

.An den Schalthebeln sitzen keine umsichtig vorausschauend (promethisch) planenden Staatsmänner. Unausgegoren-kurzsichtige ‚Erfolg‘-Versprechungen wechseln einander ab, von einer Wahlperiode zur nächsten. Grundlagen – und Basis – Forschung werden weg’rationalisiert‘ (siehe Medizin: Vorklinik-Fächer), sie bringen kein rasches Geld.

Seriöse Berater werden abgelöst. Lobbyisten rücken nach – und Populisten.

Epilog:

Noch bevor dieser Planet endgültig abgewohnt ist, gilt es neue Wege einzuschlagen:

„Hochrechnungen stimmen nicht. Dieser Gott ist ein Gott der Überraschungen“ – und  – „Es ist geradezu kindisch an ein mögliches Übel in der Zukunft die Maßstäbe von heute anzulegen“ L.Ungar

* Manch gefälschte Publikation, getürkte Statistik und „vergessene“ – das heißt unter den Teppich gekehrte unerwünschte Wirkung und (medikamentöse) Nebenwirkung kann irreversible Schäden anrichten und tat dies bereits über Gebühr (QED).

Spanner G (2016) Das Geheimnis der Gravitationswellen. Einsteins Vision wird Wirklichkeit. Kosmos, e-book p 10.

Martin Heidegger, Überlieferte Sprache und Technische Sprache (1962), Herausgegeben von Hermann Heidegger (St. Gallen, Erker, 1989).

http://www.weltderphysik.de/gebiet/astro/teleskope-und-satelliten/microscope/

Bild-Legenden:

Nicht revidiert werden muss z.B.: Einstein’s Perihel- (Apsiden-) Drehung – „Die exakte Vorhersage der Periheldrehung durch die Allgemeine Relativitätsheorie sei einer der glücklichsten Momente seines Lebens gewesen“.

Es kam auch bisher noch zu keiner „Aequivalenzprinzip-Verletzung“; Einstein-Ring, Einstein-Kreuz (Gravitationslinsen-Effekte) – ewig-gültig-kosmische Denkmäler.

Abgesehen vom Kosmischen – umwerfend komisch konnte Einstein sein. Kompliziertes mit Späßen würzen, Zunge zeigen, seine „Fuzzy Ball“-Frisur pflegen und – mit Freunden herzhaft-schallend lachen .

Gender: beyond

Interest: no

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DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen / DissertantInnen“- TERMIN: 20.05.2017

DiplDiss-Coaching  – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen/DissertantInnen“

Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien

Termin:  20.05.2017

Vortragende: Mag. Brigitte Wildner

  • Grundlagen der Literaturrecherche
  • Auswahl der Datenbanken
  • Suchstrategien
  • Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche

Samstag,  20.05.2017 von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni

Email-Anmeldung: brigitte.wildner@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)

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[Datenbanken]: DynaMed PLUS – die Ergänzung und Alternative zu Up-to-Date

Zwischenablage01

[Autor/Feedback: Helmut Dollfuß]

DynaMed Plus ist eine klinische Informationsplattform für evidenzbasierte Medizin, ähnlich dem bekannten Produkt Up-to-Date.

Ein aktuelles Paper über den Vergleich von klinischen Informationsplattformen, inklusive DynaMed Plus und Up-to-Date, gibt es frei zugänlich via Pubmed.

DynaMed Plus steht ab sofort im Computernetz der MedUni Wien und via Remote Access zur Verfügung und ersetzt die Vorgängerversion  DynaMed, welche in den nächsten Monaten abgeschaltet werden wird.

Der Zugriff ist auch über die kostenlos erhältliche App für Android und Apple IOS möglich. Instruktionen finden sie auf der Startseite von DynaMed Plus, unter dem Menüpunkt „Get the DynaMed Plus Mobile App„.

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [22]: Josef GRÜNFELD – Syphilidologe und Urologe

Josef GRÜNFELD – Syphilidologe und Urologe

Text: Dr. Walter Mentzel, Harald Albrecht, BA

Josef Jehuda Grünfeld wurde am 19. November 1840 als Sohn von Samuel Grünfeld und Rachel, geborene Roth, in Györke in Ungarn (heute: Durkov/Slowakei) geboren. Er war mit Sofie Schneider (1856-1946) verheiratet, eines seiner Kinder war sein Sohn Richard Leo Grünfeld (1874-1914), der ebenfalls die berufliche Laufbahn eines Mediziners einschlug.

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kaschau (heute: Košice/Slowakei) und der Matura 1861, studierte er zuerst an der Universität in Budapest und danach an der Universität Wien Medizin. Aufgrund seiner schlechten finanziellen Situation, die ihn zwang nebenbei als Lehrer zu arbeiten, verzögerte sich sein Studium, das er schließlich 1867 mit seiner Promotion zum Doktor der Medizin und im selben Jahr mit dem Magister der Geburtshilfe abschloss. 1869 promovierte er noch zum Doktor der Chirurgie. Nachdem er einige Zeit im Wiener Allgemeinen Krankenhaus zuerst an einer chirurgischen, danach an einer internen Abteilung gearbeitet hatte, trat er als Assistent in die Abteilung von Carl Ludwig Sigmunds (1810-1883), der späteren Klinik für Syphilidologie und Dermatologie, ein. Grünfeld initiierte im Oktober 1869 die Gründung des „Ärztlichen Lesezimmers im allgemeinen Krankenhause in Wien“, der Vorgängerinstitution der heutigen Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Neben seiner Tätigkeit am AKH führte er ab 1873 in Wien eine Arztpraxis.

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Abb. 1    Josef Grünfeld. Josephinum – Medizinische Sammlungen, MedUni Wien. Sign.: MUW-FO-IR-001869-0001

Grünfeld war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien, des Wiener Medizinischen Doctoren-Collegiums sowie korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Warschau. Weiters war er Vorstand der österreichisch-israelitischen Union in Wien und Mitglied des Vorstandes der israelitischen Kultusgemeinde in Wien. Grünfeld und seine Ehefrau Sofie, die auch in der österreichischen Frauenbewegung aktiv war und 1939 wie ihre Kinder wegen ihrer jüdischen Herkunft in die USA flüchteten musste, wo sie 1946 verstarb, engagierten sich in zahlreichen Initiativen zur Bekämpfung der Armut, der Kinderfürsorge und in jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen. Als Mediziner unterstützten er an der Universität den „Verein zur Unterstützung mitteloser israelitischer Studierender“ als dessen Präsident und als Ehrenpräsident und Mitbegründer den „Arbeitsvermittlungsverein für jüdische Hochschüler“.

1900 publizierte er im Israelitischen Kalender für 5661 (1900/1902) „Die Geschichte des jüdischen Spitals in Wien und dessen Wandlungen seit dem Mittelalter“. [Neuburger-Bibliothek, Sign. 2901] und 1902 in der Monatsschrift der Österreichisch-israelitischen Union die Arbeit „Antiseptik und Judenthum“

[Neuburger-Bibliothek, Sign. 12446]

Bereits als Student beschäftigte er sich mit der Augenheilkunde und verfasste mit dem Privat-Dozenten an der Augenklinik in Wien, Max Tetzer (*1834, gest. 28.4.1866 Wien), ein „Compendium zur Augenheilkunde“ [Neuburger Bibliothek, Sign. 3953], das erst nach dem Tode von Tetzer erschien.

Josef Grünfeld zählt zu den Pionieren der Endoskopie und Begründer der modernen Harnspiegelung. Noch vor der Einführung der elektrischen Lichtquelle in die Endoskopie durch Max Nitze (1848-1906) konstruierte er ein Zystoskop, das vorne trichterförmig ausgestaltet war und einen Konduktor zur Erleichterung der Einführung in die Harnblase besaß. Ab 1872 entwickelte Grünfeld, inspiriert von Benjamin Tarnowski (1838-1906), einen eigenen Harnröhrenspiegel als reine Lufturethroskopie mit Lichteinspiegelung und demonstrierte seine Methode erstmals am 13. Februar 1874 in der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien. 1876 sah er mit seinem Urethroskop erstmals – allerdings nur bei Frauen – die Uretermündung (Harnleitermündung), 1885 entfernte er als erster kleine Blasentumore durch einen offenen Tubus unter Sicht.

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und dem an der Medizinischen Fakultät zusehends wachsenden Antisemitismus blieb Grünfeld lange Zeit die Habilitierung verwehrt. Erst durch die Intervention Theodor Billroths (1829-1894) konnte er sich 1881 für Dermatologie und Syphilidologie habilitieren.[1] 1885 wurde er zum Abteilungs-Vorstand an der für ihn geschaffenen II. Dermatologischen Abteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik berufen, der er bis zu seiner Emeritierung 1907 vorstand und wo er auch Patienten mit urologischen Erkrankungen betreute.

1881 erschien von ihm die Arbeit „Die Endoskopie der Harnröhre und Blase“


[Neuburger-Bibliothek, Sign. LS-32380/51].

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Abb. 2    Endoskopische Untersuchung: Grünfeld: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Stuttgart: 1881. S. 68.

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Abb. 3    Instrumente: Grünfeld: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Stuttgart: 1881. S. 189.

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Abb. 4    Endoskopische Bilder: Grünfeld: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Stuttgart: 1881. Tafel III.

Grünfeld verstarb am 14. Mai 1910 in Wien.
 

Abb. 5    Neue Freie Presse 15.5.1910, S. 98.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Sterbebuch 1910, Grünfeld Josef.

AUW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.399 Grünfeld Josef.

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-79r, Grünfeld Josef (Rigorosen Datum 1866).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-128, Grünfeld Josef (Promotions- Sponsionsdatum, 12.2.1867).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-288, Grünfeld Josef (Sponsionsdatum Chirurgie, 21.5.1869).

Homepage: European Museum of Urology. Stand: 27.03.2017.
http://history.uroweb.org/biographies/gruenfeld-josef/

Reuter, Matthias A.: Geschichte der Endoskopie. Handbuch und Atlas Band 1-4. Stuttgart und Zürich: Karl Krämer Verlag 1998.

Klein-Bäringer, Salomon: Privatdozent Dr. Josef Grünfeld. 1840-1910. Separatabdruck von: Medicinische Blätter. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde. (26) 1910. Wien: Verlag der „Medicinischen Blätter“ 1910.

Klein-Bäringer, Salomon: Privatdozent Dr. Josef Grünfeld. 1840-1910. Separatabdruck von: Medicinische Blätte. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde. (26) 1910. Wien: Verlag der „Medicinischen Blätter“ 1910. S. 3.

Reuter, Matthias A.: Geschichte der Endoskopie. Handbuch und Atlas Band 1-4. Stuttgart und Zürich: Karl Krämer Verlag 1998. S. 63.

Homepage: European Museum of Urology. Stand: 27.03.2017 http://history.uroweb.org/biographies/gruenfeld-josef/

Literaturliste:

Von Josef Grünfeld besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin im Bestand der Separata-Bibliothek eine Reihe von Arbeiten.

Grünfeld, Josef: Die Geschichte des jüdischen Spitales in Wien und dessen Wandlungen seit dem Mittelalter. Sonderdruck aus: Kalender für Israeliten. Wien: Druck und Verlag von Moritz Waizner & Sohn 1900.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 2901]

Grünfeld, Josef: Antiseptik und Judenthum. Vortrag, gehalten in der Plenarversammlung der „Oesterreichisch-Israelitischen Union“ am 25. Jänner 1902. Sonderdruck aus: Monatsschrift der Oesterreichisch-Israelitischen Union. Wien: Buchdruckerei „Indurstrie“ 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12446]

Tetzer, Max und Josef Grünfeld: Compendium der Augenheilkunde. Nach weil. Dr. Max Tetzer’s systematischen Vorträgen. Mit 3 lithographirten Tafeln. Wien: Verlag von Sallmayer & Comp. 1870.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3953]

Grünfeld Josef: Die Endoskopie der Harnröhre und Blase. Mit 22 Holzschnitten und 3 Tafeln in Farbendruck. Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: LS-32.380/51]

[1] Klein-Bäringer, Salomon: Privatdozent Dr. Josef Grünfeld. 1840-1910. Separatabdruck von: Medicinische Blätter. Wochenschrift für die gesamte Heilkunde. (26) 1910. Wien: Verlag der „Medicinischen Blätter“ 1910. S. 3.

Keywords:
Augenheilkunde, Josef Grünfeld, Syphilidologie, Urologie, Wien, Dermatologe, Syphilis, Medizingeschichte, Arzt

Normdaten (Person) Grünfeld, Josef:  GND134060628; BBL: 27489

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Josef Grünfeld in: Wikipedia – Die Freie Enzyklopädie: URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Grünfeld (Stand: 16.02.2022)

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 27489 (30.03.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 02 16
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=27489

Logo Margrit Hartl

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [36]: Augenamulette, Augenvotive, Augenvotivbilder und alte Brillen

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [36]: Augenamulette, Augenvotive, Augenvotivbilder und alte Brillen

Ein medizinhistorisch interessantes  Exemplar ist eine feuchte Kammer. Mit Hilfe eines kleinen Trichters konnte das Auge buchstäblich unter Wasser gesetzt werden. Diese Brille musste in Einzelanfertigung hergestellt werden, was nur ein sehr geschickter Optiker zuwege bringen konnte, im Gegensatz zu den heutigen feuchten Kammern, die in Serienerzeugung hergestellt werden. Im allgemeinen trugen Manner ihre Brillen stets ohne Bedenken, denn ihnen sagte man höchstens nach, dass sie damit besonders intelligent aussähen. Im Gegensatz dazu verwendeten Frauen früher ihre Brillen nur zögernd und trachteten stets, sie nur dann aufzusetzen, wenn es nicht anders ging. Hier bot sich das Lorgnon an, welches wegen seiner Kleinheit im Handtäschchen leicht Platz fand und aufgeklappt eine möglichst attraktive Fassung hatte.

feuchte-Kammer

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Datenbank – AMED (Testzugang bis 21. 4. 2017)

AMED ist eine Literaturdatenbank in englischer Sprache für Naturheilverfahren, besondere Therapierichtungen und Physiotherapie, mit bibliographischen Angaben, inhaltsbeschreibenden Schlüsselwörtern und englischsprachigen Zusammenfassungen.

Die Datenbank enthält Angaben aus verschiedenen Ländern mit Schwerpunkt Europa und entspricht inhaltlich den folgenden, gedruckten Bibliographien: Complementary Medicine Index, Occupational Therapy Index, Physiotherapy Index, Rehabilitation Index und Podiatry Index.

Die MedUni Wien bietet einen Testzugang bis 21. April 2017!

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [21]: Berres Joseph (Christian)

Berres Joseph (Christian)

Joseph Berres (ab 1842 Edler von Perez) (*18.3.1796 in Göding/Mähren, gest. 24.12.1844 Wien) war ein österreichischer Arzt und Anatom. Berres1Berres war der Sohn eines Wundarztes und begann in Wien mit dem Studium der Chirurgie, das er 1816 mit der Promotion zum Magister chirurgiae und der Geburtshilfe abschloss. Während des Studiums und danach als Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Wien beschäftigte er sich mit der Anfertigung von Präparaten, die er als Sammlung dem Museum im Allgemeinen Krankenhaus übergab.

Berres und die Cholera in Lemberg

1817, erst 21 Jahre alt, wurde er mit Entschließung des Kaisers, zum Professor der Anatomie an die k.k. Franzens-Universität in Lemberg ernannt, wo er zunächst ein anatomisches Museum aufbaute und begann sich intensiv mit der mikroskopischen Anatomie zu beschäftigen.[1] Hier verfasste er seine ersten Arbeiten:

Berres, Joseph: Anthropotomie oder Lehre von dem Baue des menschlichen Körpers. Als Leitfaden zu seinen anatomischen Vorlesungen. Bd. 1: Wien: Heubner 1821. Bd. 2-4: Lemberg: typ. Piller 1826-1828.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB723]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6172523&pos=1&phys=#

(2. Auflage 1835 gänzlich umgearbeitet aufgrund seiner mikroskopischen Forschungen) und:

Berres, Joseph: Über die Holzsäure und ihren Werth. Zum Gebrauche für Arzte, Wundärzte, Chemiker, Ökonomen und Technologen. Wien: typ. Wallishausser 1823.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17.221]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8544792&pos=1&phys#

Berres zeichnete sich bei der 1829 in Indien ausgebrochenen Choleraepidemie, die sich 1831 über Russland nach Mittel- und Osteuropa ausbreitete, als Arzt und Organisator eines Cholera-Spitales aus. Auch bei der Bekämpfung der Epidemie sowie durch seine Aktivitäten bei der Spendensammlung für die Hinterbliebenen der Epidemie-Opfer in Lemberg spielte er eine wesentliche Rolle. Darüber verfasste er noch im selben Jahr in Lemberg eine Arbeit unter dem Titel: Berres, Joseph: Praktische Erfahrungen über die Natur der Cholera in Lemberg und Behandlungsart derselben. In: Cholera. (43) 1831.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/43]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8544791&pos=0&phys#

Im Oktober 1831 wurde er durch Entschließung des Kaisers zum Professor der Anatomie in Wien berufen und 1834 ihm von der Universität Wien der Titel Dr. h.c. verliehen.

Rückkehr nach Wien – Berres und die Mikroskopie und Daguerreotypie

Nach seiner Rückkehr nach Wien modernisierte er als Direktor des anatomischen „Museums und Theaters“ den Sezier-Saal und beschäftigte sich weiter intensiv mit der anatomischen Mikroskopie (er führte das Mikroskop in die anatomische Forschung ein), die ihn erstmals einem weiteren Kreis bekanntmachten. Zusätzlich widmete er sich der Herstellung aufwendiger Tafeln zu Unterrichtszwecken. Diese Arbeiten schlugen sich in seiner 1837 erschienen Veröffentlichung nieder: Berres, Joseph: Anatomie der mikroskopischen Gebilde des menschlichen Körpers/Anatomia partium microscopicarum corporis humani. Wien: Gerold 1837.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB6274]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6172522&pos=0&phys#
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Berres wandte als einer der ersten künstliches Licht (Hydro-Oxygengas-Mikroskop) zur Herstellung von Mikrofotografien an, wobei er sich dabei dem sogenannten Plössl‘schen Mikroskop bediente (erstmalige Mikroaufnahme in Österreich). Dies führte ihn zu dem im August 1839 in Paris erstmals veröffentlichten Verfahren der Daguerreotypie, das einen Durchbruch in der Fototechnik brachte und zwischen 1839 und 1853 seinen Höhepunkt erlebte. Mit der Daguerreotypie gelang es Berres, die von ihm fotografierten mikroskopischen Gegenstände (Mikrofotografie) bildhaft zu fixieren und sie druckfähig zu reproduzieren („Phototypie“). Berres zählt damit zu den bedeutenden Pionieren der Geschichte der wissenschaftlichen Fotografie. Seit Ende 1839/Anfang 1840 unternahm er Versuche, diese neue Methode der Daguerreotypie für die medizinische Forschung nutzbar zu machen. Es gelang ihm die Daguerreotypien (auf Silberplatten) durch galvanische Ätzungen und durch Kupferabdrucke – womit er eine Verbesserung der Bildqualität der zu druckenden Fotoplatten erreichte – festzuhalten und sie vervielfältigbar zu machen. Unterstützt wurde er dabei vom österreichischen Kupferstecher Josef Axmann (*7.3.1793 Brünn, gest. 9.11.1873 Salzburg), der ihn dabei 1843 unterstütze und die Retuschierungen vornahm. Berres machte seine neue Methode am 5. März 1840 und am 30. April 1840 in den Sitzungen der Gesellschaft der Ärzte in Wien bekannt.[2] Im Dezember 1841 stellte Berres seine Arbeiten, die er mit der Daguerreotypie schuf, in der Pariser Akademie der Wissenschaft vor.[3]

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18420318&seite=3&zoom=33&query=%22berres%22&ref=anno-search

Polytechnisches Journal, Dezember 1841, S. 149. „Neue Aufschlüsse über das Daguerreotyp. Von Professor Dr. Berres“,

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ptj&datum=1841&page=1137&size=45&qid=HCYQM22W4EMYRIHMQSS4FAMIMZYYLO

Polytechnisches Journal, 1842, S. 274.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ptj&qid=I311MR2HXXC9DPZ7D3KTLK8QJZI1LY&datum=1842&page=323&size=45

Ein weiterer zeitgenössischer Artikel zu den Versuchen Berres findet sich in der Wiener Zeitung: 16.3.1842, S. 3-5 und 18.3.1842, S. 3-4.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=18420316&seite=3&zoom=33

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=ptj&qid=I311MR2HXXC9DPZ7D3KTLK8QJZI1LY&datum=1842&page=323&size=45

Die Wertschätzung und Bedeutung, die Joseph Berres in der wissenschaftlichen Fotografie-Historiografie wiederfuhr, widerspiegeln die Einhundertjahre später veröffentlichten Aufsätze des Fotochemikers und ehemaligen Leiters der Portraitsammlung an der Preußischen Staatsbibliothek, Erich Stenger: „Joseph von Berres und die Frühgeschichte der Photographie in Wien 1840-1841“ In: „Photographischen Korrespondenz“ (April 1932, S. 68-75) und „Frühgeschichte der Daguerreotypie in Wien“ (ebenda, Oktober 1933, S. 149-153).

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phc&datum=1932&size=45&page=74

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phc&qid=GAE1QZKETJ5S311XBC4BFK949U2NZY&datum=1933&page=257&size=45

Berres war Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Vereine und Akademien, darunter der: k. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, der Gesellschaft des böhmischen Museums, Ehrenmitglied des Atheneums in Venedig, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und schönen Künste in Padua, Ehrenmitglied der kaiserlichen russisch-medizinischen-chirurgischen Akademie in St. Petersburg und der Gesellschaft Russischer Ärzte in St. Petersburg. Weiters korrespondierendes Mitglied des ärztlichen Vereins in München, der Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg und der physikalisch-medizinischen Gesellschaft in Erlangen, der Gesellschaft zur Beförderung nützlicher Künste und Hilfswissenschaften in Frankfurt am Main, korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften in Freiburg und der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Bonn. Weiters war er Ehrenbürger der Stadt Lemberg.[4]

In einem Nekrolog über Joseph Berres hieß es 1845: „Berres war einer jener Charakter, die mitten unter einem kriechenden Geschlechte aufrechtstehen“.[5]

Literatur von Joseph Berres:

Berres, Joseph: Anthropotomie oder Lehre von dem Baue des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Wien: Gerold 1835-1841.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB724]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6172524&pos=2&phys#

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[Zweigbibilothek für Geschichte der Medizin, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-18700/1-2]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do;jsessionid=40066D34473B42F3DB2E0EF2D55BCF01?fn=search&ct=search&initialSearch=true&mode=Basic&tab=default_tab&indx=1&dum=true&srt=rank&vid=UMW&frbg=&tb=t&vl%28freeText0%29=G%C3%84-18700*&scp.scps=scope%3A%28ACC_acc05_M900%29%2Cscope%3A%28UMW_aleph_acc%29%2Cscope%3A%28UMW_O_SFX%29

Berres, Joseph: Anatomie der mikroskopischen Gebilde des menschlichen Körpers/Anatomia partium microscopicarum corporis humani. Wien: Gerold 1837.

Joseph_MHartl

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB6274]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6172522&pos=0&phys#

Berres, Joseph: Praktische Erfahrungen über die Natur der Cholera in Lemberg und Behandlungsart derselben. In: Cholera. (43) 1831.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3285/43]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8544791&pos=0&phys#

Berres, Joseph: Anthropotomie oder Lehre von dem Baue des menschlichen Körpers. Als Leitfaden zu seinen anatomischen Vorlesungen. Bd. 1: Wien: Heubner 1821. Bd. 2-4: Lemberg: typ. Piller 1826-1828.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB723]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6172523&pos=1&phys=#

Berres, Joseph: Über die Holzsäure und ihren Werth. Zum Gebrauche für Arzte, Wundärzte, Chemiker, Ökonomen und Technologen. Wien: typ. Wallishausser 1823.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17.221]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8544792&pos=1&phys#

Literatur zu Joseph Berres:

Goldinger, Walter: Zur Wissenschaftsförderung im österreichischen Vormärz. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. (71) 1963. S. 408-419.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 32675]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8576060#

Text: Walter Mentzel

[1] Lemberger Zeitung, 7.4.1817, S. 1; Wiener Zeitung, 31.1.1845, S. 5

[2] Wiener Zeitung, 9.3.1840, S. 3 und 3.5.1840, S. 3.

[3] Morgenblatt für gebildete Stände, 10.2.1842, S. 8.

[4] Wiener Zeitung, 31.12.1844, S. 4.

[5] Österreichisches Morgenblatt – Zeitschrift für Vaterland, Natur und Leben, 4.1.1845, S. 2.

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DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen / DissertantInnen“- 01.04. 2017

DiplDiss-Coaching  – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen/DissertantInnen“

Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien
Termin: 01.04. 2017

Vortragende: Dr. Eva Chwala

Grundlagen der Literaturrecherche

  • Auswahl der Datenbanken
  • Suchstrategien
  • Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche

Samstag, 01.04. 2017 von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni

Email-Anmeldung: eva.chwala@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)

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