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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Phänomenologie des Vergessens

Phänomenologie des Vergessens

 „Niemand ist weiter von der Wahrheit entfernt als derjenige, der alle Antworten weiß“.  
Zhuangzi

Das ’normale Vergessen‘ ist physiologisch und kein besorgniserregendes Frühsymptom,  unerlässlich für abstraktes Denken, für das Lösen von Problemen und Unterscheiden des Relevanten vom Irrelevanten sowie von all dem, was sich nicht ändern lässt. Letzteres möge schlicht vergessen werden, heißt heutzutage ‚entsorgt‘. So hätte dieser illusionäre Euphemismus eine Daseinsberechtigung – auf unserem sorglos vermüllten Planeten.

Dynamische Prozesse erfordern dynamische Reaktionen: Sinneseindrücke bleiben kurz  im Gedächtnis – so lange, bis der nächste Eindruck gesehen und wahrgenommen wird. Das Vergessen muss Platz für Neues schaffen. ‚Überakzentuierte‘ Stimuli (Tagfahrlichter, Daytime-Running-Lights, DRL) können das sensible  Aequilibrium empfindlich stören und ein fatales Ungleichgewicht schaffen, somit eine ‚Distraction Blindness‘ verursachen: Der überzählige, scheinbar überflüssige Stimulus findet keinen Platz in dem System: das Boot ist voll. Dieser Reiz wird weder verdrängt noch ‚vergessen‘. Der schwächere Sinnesreiz kommt nicht mehr zur Geltung (‚overflow‘ ). Die scheinbaren ‚Erinnerungslücken‘, welche nicht selten den Unmut hoher Jurisprudenz hervorrufen, haben nichts gemein mit dem Erinnern, auch nicht mit dem Vergessen. Sie sind sozusagen ‚Wahrnehmungslücken‘: Distraction Blindness.

Werbung will gesehen werden, immer und überall, auch im Straßenverkehr. „Participants, who drove a simulated road repeatedly – soon became unaware of changes to signs and other objects placed along the roadside“. Die Erinnerung an Seheindrücke, ‚unvergessen‘  – unverändert  jedoch nur scheinbar, überlagerte die neuen unerwarteten Veränderungen.  Auch die aufdringlichste LED-Werbefläche an der Autobahn wird irgendwann ‚übersehen‘: Change Blindness.

Kinder am ‚Schutz‘weg oder ‚unmöglich‘ zu übersehende Linienzüge am unbeschrankten Bahnübergang wurden nicht wahrgenommen, nicht einmal von diesen Linien-Buslenkern, welche jeden Fahrplan kannten. Kein erweiterter Suizid waren diese tödlichen Unfälle, wie im März 2015 (‚German Wings-Katastrophe‘), wobei quälende Sehstörungen durch extrem trockene Augen (inadäquate Klimaanlage im Cockpit) eine unterschätzte Rolle spielten. Gesehene, aber nicht wahrgenommene Objekte sind in den Prozessen der visuellen Kurzzeitspeicher, der Arbeitsspeicher und vor Allem im Hippocampus nicht existent. Derartige Ausfälle fallen daher nicht in die Sparte ‚Vergessen‘.

Synapsen im Medial Temporal Lobe (MTL), Perirhinal Cortex (PER) und Postrhinal Cortex (POR) sind zuständig – sowohl für Prozesse des Lernens als auch für die des Vergessens, in den “..gateways, where sensory-perceptual information is transformed into mnemonic information before being fed to downstream regions, such as the entorhinal cortex and hippocampus“. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Amygdala (genauer – basolateral complex of the amygdala (BLA)): Durch Interaktionen mit dem Hippocampus moduliert sie die Stärke der verschiedenen Arten von Erinnerung. Emotional bewegende Ereignisse konsolidieren das In-Erinnerung-Behalten beim ‚Emotionalen Lernen‘. Stress und Angst, instrumentalisiert durch diverse Pädagogen-‚Rohrstaberl‘-Methoden – sind Geschichte.

Stress-Reaktionen setzen sich aus kognitiven und physiologischen Verhaltensweisen zusammen; diese entwickelten sich phylogenetisch und epigenetisch aus Überlebens-Strategien. Chronischer Stress beeinträchtigt die „working memory and the operational phases of explicit long-term memories“ dermaßen, dass sogar Depressionen und schwere Störungen des episodischen Gedächtnisses resultieren können: „Such impairments are usually due to biological changes underlying mnemonic processes.“ Emotionale Traumata können Kaskaden von neurobiologischen Veränderungen auslösen, mit lange anhaltenden Folgen – bis hin zu veränderten Gen-Expressionen.

Post-Traumatisches-Belastungs-Syndrom, PTBS (Post-traumatic stress disorder, PTSD)  wurde nicht nur nach dem Vietnamkrieg zum Problem. Alle Arten von psychischen und physischen Problemen samt Depressionen bis hin zu Alkoholismus, Drogen-Missbrauch und Suizidalität sowie vernichtendem ‚Nicht Vergessen Können‘, quälen und verfolgen  ‚Military Veterans‘ und andere bis in ihre Albträume. Unbehandelt breitet sich das PTBS nahezu schrankenlos wachsend aus: „If untreated, post-traumatic stress disorder can impair relationships of those affected and strain their families and society. Wie in Granit gemeißelt bleiben solche Los Desastres de la Guerra ‚mnemonisch‘ eingehämmert in die Langzeitgedächtnisse via Epigenetik, nicht selten bis in nachfolgende Generationen.

Die Therapie des PTBS (PTSD) wirkt umso erfolgreicher, je früher sie einsetzt: “PTSD- treatment should not be delayed“. Einigen militärischen Veteranen, welche bis zu acht Arten verschiedener Traumata ausgesetzt waren, konnte mit zeitgerechter konsequenter Behandlung geholfen werden. Erfolge wurden erstaunlicherweise auch mit Hydrocortison erzielt (relata refero). Induziertes Vergessen ist, entsprechende Motivation vorausgesetzt, durchaus möglich. „Hypnotic techniques may be efficacious for posttraumatic conditions“. Die Prävention hat jedoch immer Vorrang.

Vergeben und Vergessen: Angst, Ärger, Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht lassen sich nicht verdrängen – Dysphorien schlummern weiter in der Tiefe, in dunklen Winkeln und warten auf ihre Chance um sich zu manifestieren, autoaggressiv, psychisch aber auch physisch. Schwere Kränkungen, scheinbar „unverzeihliche“, können Betroffenen eine Märtyrer- oder Opferrolle vorgaukeln. Destruktive Energien lassen sich jedoch sublimieren und umpolen, das heißt umkehren in positives Potential – somit Opferrollen vergessen lassen.

Verblüffendes ‚Verschwinden-Lassen‘ funktioniert nicht nur auf den Bühnen der Magier sondern auch ständig im Alltag und mitten im Straßenverkehr: Der fraglos absolut ‚leere‘ Zebrastreifen ist im entscheidenden Augenblick scheinbare Realität (siehe Neuromagie: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=31003). Keine Fiktion ist die Kunst des Vergessens samt Abwerfen von Ballast. Sobald Bedrückendes und Belastendes wahrhaft vergessen wird, sind ‚Gipfel‘- und Höhen-Erlebnisse wieder möglich (s. Marcel Proust: ‚eine kleine Madeleine‘), vor Allem ein Neubeginn. Sogar das Immunsystem kann profitieren..

K.I.: Kann nicht vergessen – weiß aber alles.

Lit.

Thomas FMF et al (2020) Inattentional blindness and information relevance of variable message signs. Accid Anal;140:105511. Der Begriff ‚Inattentional‘ ist irreführend. Trotz höchster Aufmerksamkeit lassen sich manche Unfälle durch eine Überzahl von Ablenkungen nicht vermeiden, daher trifft die Bezeichnung ‚Distraction Blindness‘ eher zu.

Buzsáki G et al (2022) Neurophysiology of Remembering. Annu Rev Psychol;73:187-215.

Suzuki A et al (2022) A cortical cell ensemble in the posterior parietal cortex controls past experience-dependent memory updating. Nat Commun;13(1):41.

Teeuwen RRM et al (2021) A neuronal basis of iconic memory in macaque primary visual cortex. Curr Biol;31(24):5401-5414.e4.

Roesler R et al (2021) Amygdala-hippocampal interactions in synaptic plasticity and memory formation. Neurobiol Lear07490.

Giotakos O. (2020) Neurobiology of emotional trauma. Psychiatriki 31(2):162-171. Unfavorable early social experiences, such as emotional abuse or institutionalization can affect the structure and function of the prefrontal cortex.

Inoue C et al (2022) Veteran and Military Mental Health Issues. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing.

Back SE et al (2019) Concurrent Treatment of Substance Use Disorders and PTSD using Prolonged Exposure: A Randomized Clinical Trial in Military VeteransAddict Behav; 90: 369–377.

Hennessy VE et al (2022) Accelerated forgetting of a trauma-like event in healthy men and women after a single dose of hydrocortisone. Transl Psychiatry;12(1):354.

Lindbergh CA et al (2022) Hillblom Aging Network. Wisdom and fluid intelligence are dissociable in healthy older adults. Int Psychogeriatr;34(3):229-239.

Liu P et al (2021) Task compliance predicts suppression-induced forgetting in a large sample. Sci Rep; 11(1):20166. K.I 

Vitzthum K et al (2009) Psychotrauma and effective treatment of post-traumatic stress disorder in soldiers and peacekeepers. J Occup Med Toxicol;4:21.

Lynn SJ et al (2012) Post-traumatic stress disorder: cognitive hypnotherapy, mindfulness, and acceptance-based treatment approaches. Am J Clin Hypn;54(4):311-30.

Marcel Proust: À la recherche du temps perdu. (‚Eine kleine Madeleine‘..) Paris Bernard Grasset, 1914  

https://www.spektrum.de/news/gedaechtnis-warum-wir-vergessen/1580324

https://www.dasgehirn.info/denken/gedaechtnis/der-segen-des-vergessens

/plato.stanford.edu/entries/zhuangzi/

Gender: beyond

Interessenskonflikt: nein

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Katharina und Peter Heilig
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2022-12: FRESH eBOOKS: BWL im Krankenhaus für Ärztinnen und Ärzte; Hepatocellular Carcinoma; Von der Idee zum Text : eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben…

Alle aktuellen eBooks der Universitätsbibliothek können im Volltext  am Campus der MedUni Wien oder via Remote Access (OFF Campus) abgerufen werden.
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Kürzlich lizenzierte eBooks:

 
1
E-Book

Die erste Hausarbeit : FAQ

Esselborn-Krumbiegel, Helga, 1947- [VerfasserIn]
2021
 
2
 
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Praxishandbuch Schreiben in der Hochschulbibliothek

Sühl-Strohmenger, Wilfried [HerausgeberIn]Tschander, Ladina [HerausgeberIn]Straub, Martina [MitwirkendeR]
2019

3
 
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Wissenschaftliche Bibliotheken als Orte des Schreibens : Infrastrukturen, Ressourcen, Services

Sühl-Strohmenger, Wilfried, 1950-, (orcid)0000-0003-3883-9365 [VerfasserIn] Straub, Martina [MitwirkendeR]
2021
 
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Wissenschaftlich schreiben und denken

Reinicke, Katja [VerfasserIn]
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Practical Clinical Andrology

Bettocchi, Carlo [HerausgeberIn]Busetto, Gian Maria [HerausgeberIn]Carrieri, Giuseppe [HerausgeberIn]Cormio, Luigi [HerausgeberIn]
2023 
 
8
 
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How Can we Use Simulation to Improve Competencies in Nursing?

Akselbo, Iben [HerausgeberIn]Aune, Ingvild [HerausgeberIn]
2023
 
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Konzeption eines Medical Need Canvas

Köhr, Franziska [VerfasserIn]
2022
  
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Wirkung ohne Wirksamkeit : Unspezifische therapeutische Wirkungen in der Medizin

Köbberling, Johannes [VerfasserIn]
2022
 
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Hepatocellular Carcinoma

Ettorre, Giuseppe Maria [HerausgeberIn]
2023
 
12
 
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Anal Incontinence : Clinical Management and Surgical Techniques

Docimo, Ludovico [HerausgeberIn]Brusciano, Luigi [HerausgeberIn]
2023
 
13
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Von der Idee zum Text : eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben

Esselborn-Krumbiegel, Helga, 1947- [VerfasserIn]
2021
 
14
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Löffler/Petrides Biochemie und Pathobiochemie

Heinrich, Peter C [HerausgeberIn]Müller, Matthias [HerausgeberIn]Graeve, Lutz [HerausgeberIn]Koch, Hans-Georg [HerausgeberIn]
2022
 
15
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BWL im Krankenhaus für Ärztinnen und Ärzte

Schmitz, Frank [VerfasserIn]Halfmann, Marion [VerfasserIn]
2022

Zugang zur Bibliothek über AKH / Zugang 5E für AKH- und MedUni-Angehörige

Liebe Bibliotheksbenutzer:innen!

Der Zugang zur Universitätsbibliothek über den AKH-internen Zugang 5E für AKH-Bedienstete sowie MedUni Wien-Angehörige (Studierende und Bedienstete) ist wieder möglich!

Externe Benutzer:innengruppen (alle außer AKH & MedUni-Angehörige) dürfen die Bibliothek weiterhin ausschließlich über den aktuellen externen Zugang an der Nordseite des AKH betreten und verlassen!

In der Universitätsbibliothek besteht eine FFP2-Maskenempfehlung.

Bitte beachten Sie dennoch die FFP2-Maskenpflicht im AKH / auf den Gängen außerhalb der Bibliothek!

Wir freuen uns, mit dieser Lockerung einen weiteren Schritt in Richtung Normalität gehen zu können und freuen uns auf Ihren Besuch in der Universitätsbibliothek!

Leseplatz-Buchung ab 19.12.2022 nicht mehr notwendig

Liebe Bibliothekbenutzer:innen!

Für geraume Zeit war es notwendig, für die Benutzung eines Lern- und Leseplatzes in der Universitätsbiliothek einen Timeslot über das Buchungstool auf der Homepage der Universitätsbibliothek zu reservieren.

Mit Montag, 19.12.2022, wird dieses Timeslot-Buchungssystem bis auf weiteres ausgesetzt.

Man muss also ab 19.12. keinen Leseplatz mehr im Vorhinein buchen und am Schalter aktivieren lassen!

Die aktuell 75 Plätze in der Bibliothek stehen während der Öffnungszeiten selbstverständlich weiterhin zur Verfügung – einfach in die Bibliothek kommen und sich an einen freien Platz setzen!

Die Leitung der Universitätsbibliothek behält es sich vor, das Timeslot-System bei Bedarf wieder zu aktivieren.

Viel Erfolg beim – nun etwas zugänglicheren – Lernen!

 

Buchausstellung: „Wissenschaftliches Schreiben“

Buchausstellung: „Wissenschaftliches Schreiben“

Wir  präsentieren im Lesesaal eine Auswahl des Buchbestandes zum Thema „Wissenschaftliches Schreiben“.

Ort: Lesesaal der Universitätsbibliothek

Dauer der Ausstellung: 14.12.2022 bis 14.01.2022

zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek

Wir laden Sie ein, in den Büchern zu schmökern und diese zu entlehnen.

Folgende eBooks zum Thema können Angehörige der MedUni Wien am Campus oder via Remote Access downloaden. Externe Benutzer:innen können auf diese im Lesesaal der Universitätsbibliothek via WLAN MUW-Bibliothek zugreifen:

1
 
E-Book

Die erste Hausarbeit : FAQ

Esselborn-Krumbiegel, Helga, 1947- [VerfasserIn]
2021
 
  
2
 
 
E-Book

Fachtexte lesen – verstehen – wiedergeben

Lange, Ulrike, 1966-, (uri)http://d-nb.info/gnd/144048582 [VerfasserIn]
2018
 
3
 
 
 
E-Book

Wissenschaftliche Bibliotheken als Orte des Schreibens : Infrastrukturen, Ressourcen, Services

Sühl-Strohmenger, Wilfried, 1950-, (orcid)0000-0003-3883-9365 [VerfasserIn] Straub, Martina [MitwirkendeR]
2021
 
4
 
 
 
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Praxishandbuch Schreiben in der Hochschulbibliothek

Sühl-Strohmenger, Wilfried [HerausgeberIn]Tschander, Ladina [HerausgeberIn]Straub, Martina [MitwirkendeR]
2019
 
5
 
 
E-Book

Von der Idee zum Text : eine Anleitung zum wissenschaftlichen Schreiben

Esselborn-Krumbiegel, Helga, 1947- [VerfasserIn]
2021
 
6
 
 
 
E-Book

Wissenschaftlich schreiben und denken

Reinicke, Katja [VerfasserIn]
2019
 

Die Bücher zum Thema  werden gem. der Basisklassifikation erschlossen, die im Bibliothekskatalog suchbar ist.

z.B. Notation: „ BK-02.13“ (Wissenschaftspraxis)

–>im Bibliothekskatalog

Veranstaltungstipp passend zum Thema: Hybridveranstaltung: Best Practices: Academic Integrity – Guidelines for Writing Theses at MedUni Vienna

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Anschaffungsvorschlag: Buch–>

Falls Sie in unserem Katalog ein Buch nicht gefunden haben, und der Meinung sind, dass dieses Buch in der Universitätsbibliothek der MedUni Wien vorhanden sein sollte, können Sie hier einen Anschaffungsvorschlag machen. Bitte geben Sie uns so viele Informationen wie möglich (Autor, Titel, Erscheinungsjahr, Verlag, ISBN). In der Regel können wir Bücher, die innerhalb der letzten 5 Jahre erschienen sind, beschaffen.

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Covid-19 Regeln

  • Eigene FFP2 Schutzmaske (während des gesamten Aufenthalts in der Bibliothek ist eine FFP2- Maske zu tragen.)

Logo: MMag.Margrit Hartl

[PubMed]: Schneller zum Volltext mit dem neuen „Bibliotheks-Helferlein“

Das neue „Bibliotheks-Helferlein“ mit dem Namen „LibKey Nomad“ zeigt Ihnen in PubMed die verfügbaren Volltexte an, und zwar bereits in der Trefferliste einer Recherche:

Zusätzlich wird noch das Cover der entsprechenden Zeitschrift eingeblendet und mit „View Complete Issue“ kommt man zur aktuellen Ausgabe des Journals.

Installieren Sie dieses sehr praktische „Bibliotheks-Helferlein“ als Add-On in Ihrem Internet-Browser und wählen Sie danach, bei den Einstellungen im Add-On LibKey Nomad, als Organisation die Medizinische Universität Wien aus:

Hybridveranstaltung: Best Practices: Academic Integrity – Guidelines for Writing Theses at MedUni Vienna

Veranstaltung: Best Practices: Academic Integrity – Guidelines for Writing Theses at MedUni Vienna


Das Verfassen von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten stellt eine Herausforderung in vielerlei Aspekten dar. Die Betreuung von Abschlussarbeiten ist ein wesentlicher Faktor, um Studierende in den Werten der akademischen Integrität zu unterstützen.
Im Rahmen der Veranstaltung werden Leitfäden für die Erstellung von Hochschulschriften präsentiert. Betreuende und Studierende können sich essentielle Kenntnisse rund um das Thema „Academic Integrity“ verschaffen, wie z.B. Wissenschaftliches Schreiben, Zitierstile, von der Anmeldung zur Approbation der Hochschulschrift, Bildrecht, Urheberrecht, Erstveröffentlichungsrecht, Rechercheangebote der Universitätsbibliothek und Medizinhistorisches zum Thema Plagiarismus.

Termin: Mittwoch, 14.12.2022, 17:00-18:30 Uhr

Ort: Hörsaal 1, Hörsaalzentrum, AKH Wien.

Für die Teilnahme an der Veranstaltung  in Präsenz als auch Online ist eine Anmeldung über Moodle notwendig.

https://moodle.meduniwien.ac.at/course/view.php?id=962

Studierende:  Login via MUW-StudID
Betreuende:  Login via MUW-UserID

Einladung zur Hybridveranstaltung Leitfaden für Betreuende am 14.12.2022
Einladung zur Hybridveranstaltung Leitfaden für Studierende am 14.12.2022

Programm:

Begrüßung, Einleitung und Vorstellung der Leitfäden

Prof.in Dr.in  Anita Rieder, Vizerektorin für Lehre der Medizinischen Universität Wien

Impulsreferate

Judith Spiegl: Rund ums Plagiat sowie Zitierstile, Handbücher & Checkliste

Daniela Dunkler: Wissenschaftliches Schreiben

Harald Jäger: Von Anmeldung der Abschlussarbeit bis zur Approbation

Katharina Fuchs: Bildrecht, Urheberrecht, Erstveröffentlichungsrecht

Helmut Dollfuß: Rechercheangebote der Universitätsbibliothek

Harald Albrecht: Medizinhistorisches zum Thema Plagiarismus

Q&A

Wir empfehlen, während der Präsenz-Veranstaltung eine FFP2-Maske zu tragen. Covid-positive Personen dürfen nicht an der Präsenz-Veranstaltung teilnehmen.

 Logo Margrit Hartl

[eBooks]: Testzugang zu 150+ Lehrbüchern via ClinicalKey bis 31. 1. 2023

Der Verlag Elsevier stellt über die Online-Lernplattform „ClinicalKey-Student“ mehr als 150 deutschsprachige  Lehrbücher im Testzugang zur Verfügung, bis Ende Jänner 2023:

  • 150+ medizinische Fachbücher über 40 Fachgebiete hinweg, u.a. mit Sobotta Atlas, Aktories Pharmakologie, Zeeck Chemie für Mediziner, Trepel Neuroanatomie, Macloads klinische Diagnose, ausgewählten Klinikleitfäden oder dem Herold.
  • 40.000+ Abbildungen mit buchübergreifender Suche und Fachgebietsfiltern
  • Zahlreiche Videos aus den Bereichen Anatomie, Psychiatrie und Chemie

Kurzanleitung

  1. Auf einem PC im Computernetz der der MedUni Wien http://www.clinicalkey.com/student aufrufen, oder auch via Remote Access von zu Hause aus auf ClinicalKey-Student RA
  2. Sich persönlich mit Name und Universitäts-Email registrieren
  3. Auf „weiter“ klicken
  4. Buch auswählen
  5. Auf ein Kapitel klicken
  6. Die Schaltfläche „Bookshelf starten“ anklicken
  7. Das Buch wird nun im Bookshelf geladen und kann dort gelesen und annotiert werden.

Eine ausführlichere Anleitung finden sie im folgenden PDF:

ClinicalKeyStudent MedUni Wien Testzugang Anleitung

 

 

Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: ipRGC und Myopie

ipRGC und Myopie

Heilig P: ipRGC und Myopie. Concept Ophthalmologie
9/2022 X16
   Intrinsisch-photosensitive-Melanopsin-Retinale-Ganglienzellen (ipRGC), physiologisch und morphologisch heterogen, haben erstaunlich viel Einfluss auf: Pupille, Biorhythmus,  Vigilanz, Stimmungslage, Lernen, Körpertemperatur, Migräne, Kontrast-, Farbensehen und ‚Myopiegenese‘. Ihre Projektionen erreichen etwa fünfzig kortikale Regionen.

Die  ipRGCs sind über ON-Pathway-Systeme mit dopaminergen Amacrinen verschaltet und steuern das Bulbus-Längenwachstum. Vermehrtes retinales Dopamin verringert Myopie-Inzidenzraten, reduzierte retinale Dopaminspiegel erhöhen hingegen die Anfälligkeit für (auch experimentelle) Myopien. Dabei wurden in Abhängigkeit von Bulbus-Achsenlängen signifikant veränderte b-Wellen-Amplituden und ‚Implicit-times‘ des Elektroretinogramms (ERG) registriert. Das ERG widerspiegelt ‚On-Pathway – Aktivitäten‘; es kann solche funktionellen Störungen früh dokumentieren. Erhöhte Affinität von Dopamin-Rezeptoren wirkt sich ungünstig auf Bulbus-Achsenlängen und als Störfaktor auf die Chronobiologie aus: „positive association between morning melatonin concentration and the magnitude of myopia, with myopes demonstrating up to three times greater melatonin concentration than non-myopes“ (Chakraborty et al. 2022). In den ipRGCs, den retinalen Schlüssel- und Schaltzellen, laufen die Fäden zusammen,.

Unphysiologisches‘ Kunstlicht beeinflusst ipRGCs als ‚Chronodisruptive Factor‘ und in Folge die Master Clocks der SuprachiasmatischenNuclei (SCN). Deren ‚Zeitgeber‘ senden ihre Impulse weiter an die ‚Molecular Clocks‘ in nahezu allen Geweben und Zellen des Körpers. Experimentelle Schädigung der SCNs results in behavioural and molecular circadian arrhythmicity“ (Kimberley et al 2020). Es wäre aufschlussreich zu erfahren, wie sich dies im Detail auf molekularbiologischer Basis manifestiert, als – potential association between retinal circadian clocks and myopia“ (Chakraborty et al. 2022). Die Myopie-Progression lässt sich möglicherweise verhindern – störungsfreie ipRGCs und intakte dopaminerge Systeme vorausgesetzt. Kurzwelliges Licht rückte als möglicher Faktor zu sehr in den Vordergrund, jedoch: „It is likely that a broad range of ambient light exposure during development, including both dim and bright light, is necessary for healthy ocular growth“ (Landis et al. 2021).

Unphysiologische Kunstlichtbelastungen der Netzhaut erfolgen durch Displays, Monitore, (Smartphone, TV, PC, Tablets etc.) und fehlentwickelte Lichtquellen der KFZ-, E-Scooter-, Rad-Scheinwerfer, Daytime Running Lights (DRL), Sportplatz- und Pistenbeleuchtungen etc. (Liste unvollständig). Spektren, Intensitäten und Wirkdauer vieler Kunstlichtquellen bedürfen der Revision, im Sinne der Augengesundheit, des Kontrast-Sehens, der Straßen-Verkehrsicherheit, der Chronobiologie und nicht zuletzt der Myopie-Prophylaxe. Das zunehmende ‚Myopie-Dilemma‘ ist auch mit ‚Chronodisruptionen‘ verknüpft, mit Hyposomnien, Agnypien und Dysphorien*. Smartphone-Licht bis in die Nacht, PC, TV, Tablets etc. im Dauereinsatz, Lichtbombardements im Straßenverkehr, blendende Tagfahrlichter belasten Rezeptoren, ipRGCs, Interneurone, Mitochondrien, Mikroglia:‚Müller glia-derived PRss56‘ (https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=30977) und Interaktionen mit retinalem Pigmentepithel/Bruchscher Membran.

Die humane Lens Cristallina färbt sich allmählich gelb, eine nahezu ‚teleologische‘ Reaktion in Zeiten aus dem Ruder gelaufener Kunstlicht-Managements. Die evolutionär entstandene retinale Anpassung an Tageslicht- und ‚Incandescent‘-Spektren fordert logischerweise industrielle Anpassung, nicht umgekehrt. Das ‚physiologische blaue Zentralskotom‘, ein besonders überzeugendes Beispiel stellt unreflektiert grell-blaulastige Licht-Inszenierungen in Frage. Blaue Schrift (vor dunklem Hintergrund) führt sich ad absurdum (https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=31486). Gelbe Intraokularlinsen können überdosiert kurzwellige Licht-Einflüsse und Blendungen mitigieren. Das ‚Blau‘ wird mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit niemals fehlen in unseren Kunstlicht-Spektren und -Szenarios. Dafür garantiert die Beratungsresistenz von Entscheidungsträgern. (QED).

Epilog: Kunstlicht-Installationen ohne Blue-Peak-‚ haben Vorrang, jetzt und in Zukunft. Gelbe Straßenbeleuchtungen und gelbliche KFZ-Scheinwerfer waren kein Irrweg – zum Unterschied von ‚Licht am Tag‘ (DRL). (http://www.lightmare.org/Expert_opinion.htm).

Lit.:

Chakraborty R et al (2022) Melanopsin modulates refractive development and myopia. Exp Eye Res 214:108866.

Liu AL et al (2022) The role of ipRGCs in ocular growth and myopia development. Sci Adv. 2022 Jun 10;8(23):eabm9027.

Aranda ML et al (2021) Diversity of intrinsically photosensitive retinal ganglion cells: circuits and functions. Cell Mol Life Sci. 78(3):889-907.

Schilling T et al (2022) Increase in b-wave amplitude after light stimulation of the blind spot is positively correlated with the axial length of myopic individuals. Sci Rep.21;12(1):4785.

 Kinder L  et al (2022) Intrinsisch photosensitive retinale Ganglienzellen. Ophthalmologe  119(4): 358–366.

Landis EG et al (2021) Ambient Light Regulates Retinal Dopamine Signaling and Myopia Susceptibility Invest Ophthalmol Vis Sci.  62(1): 28.Schilling1,

Prigge CL et al (2016) M1 ipRGCs Influence Visual Function through Retrograde Signaling in the Retina. J Neurosci. 6;36(27):7184-97.

Begemann K et al (2020) Regulation and function of extra-SCN circadian oscillators in the brain. Acta Physiologica 229:e13446.

Núñez-Álvarez C et al  (2019) Blue light negatively affects the survival of ARPE19 cells through an action on their mitochondria and blunted by red light. Acta Ophthalmol. 97(1):e103-e115

Koli S et al (2021) Identification of MFRP and the secreted serine proteases PRSS56 and ADAMTS19 as part of a molecular network involved in ocular growth regulation. PLoS Genet. 17(3):e1009458.

Suizid: zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen“. Einer der mitschuldigen Faktoren ‚falsches Licht zur falschen Zeit‘ läßt sich einfacher korrigieren als manch andere potentiell sowohl Gesundheit als auch Psyche gefährdenden Noxen.   https://www.gesundheit.gv.at/aktuelles/welttag-der-psychischen-gesundheit.

incandescent: glühend-leuchtend (wie Fackeln, Kerzen, Glühbirnen etc.)

isotropes – in alle Richtungen strahlendes Licht

beyond Gender, Interessenkonflikt: nein.

Englische Version: IPRGC and Myopia (en. vers. PDF)

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Katharina und Peter Heilig
VIDEO ON DEMAND: KUNSTLICHT IN UNSEREN AUGEN:

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