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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [269]: Müller, Rudolf – Dermatologe und Serologe am Sero-therapeutischen Institut am Allgemeinen Krankenhaus Wien

Müller, Rudolf – Dermatologe und Serologe am Sero-therapeutischen Institut am Allgemeinen Krankenhaus Wien

Autor: Walter Mentzel

Published online: 15.02.2024

Keywords: Serologe, Bakteriologe, Sero-therapeutische Versuchsanstalt, Allgemeines Krankenhaus Wien Medizingeschichte, Wien

Rudolf Müller wurde am 10. Oktober 1877 in Prag geboren. Nachdem er an den Universitäten in Prag, Königsberg, Graz und Wien, wo er am 27. März 1901 promovierte, studierte hatte, erhielt er seine bakteriologische Ausbildung am Pathologisch-anatomischen Institut bei Professor Anton Weichselbaum (1845-1920), am Sero-therapeutischen Institut beim Dozenten Richard Kretz (1865-1920) sowie bei dem damaligen Assistenten am Anatomisch-pathologischen Institut Karl Landsteiner (1868-1943). 1906 bekam er eine Assistentenstelle an der dermatologischen Klinik bei Professor Ernst Finger (1856-1939) und danach bei Wilhelm Kerl (1880-1945), wo er an der Sero-diagnostischen Station arbeitete. 1907 richtete er an der Klinik eine Sero-diagnostische Untersuchungsanstalt ein und wurde mit deren Leitung betraut.

1914 habilitierte sich Müller im Fach Haut- und Geschlechtskrankheiten zum Privatdozenten für Dermatologie und Syphilidologie und erhielt 1923 erhielt er den Titel eines a.o. Professors.[1] Während des Ersten Weltkrieges war Müller dem Reservespital Nr. 2 in Wien zugeteilt. Hier publizierte er 1916 „Fieberbehandlung gonorrhoischer Komplikationen“ und „Reinfektion und Residualsklerosen. Ein Beitrag zur Frage der Heilbarkeit luetischer Infektionen durch Salvarsan“ sowie 1917 „Die Nachbarwirkung des Eigenserums und deren therapeutische Verwertung.“

Rudolf Müller, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.8.1934, S. 24.

Mit dem Dermatologen Moritz Oppenheim (1876-1949) begründete er die Serodiagnostik der Gonorrhoe. Gemeinsam publizierten sie 1906 „Ueber den Nachweis von Antikörpern im Serum eines an Arthritis gonorrhoica Erkrankten mittels Komplementablenkung“ und 1926 „Zur Frage der Komplementbindungsreaktion bei Gonorrhöe“. Müller entwickelte die unspezifische Proteinkörpertherapie oder Reizkörpertherapie bei umschriebenen Entzündungen. Dazu veröffentlichte er 1916 „Ueber ein neues Anwendungsgebiet und das therapeutisch wirksame Prinzip parenteraler Proteinkörperzufuhr“ und 1917 „Über den Wirkungsmechanismus der parenteralen Proteinkörpertherapie bei lokalen Entzündungsherden, mit besonderer Berücksichtigung der v. Wagner´schen Paralyse-Behandlung“. Er beschäftigte sich u.a. mit der Syphilisbehandlung und fand mit Landsteiner und Otto Pötzl (1877-1962) das wirksame Prinzip der Wassermannschen Reaktion. Gemeinsam publizierten sie 1907 „Zur Frage der Komplementbindungsreaktionen bei Syphilis“ und „Ueber Komplementbindungsreaktionen mit dem Serum von Dourinetieren“. 1909 veröffentlichte er dazu „Ueber den technischen Ausbau der Wassermannschen Reaktion nebst klinischen Betrachtungen über deren Wert und Wesen“, 1916 „Einige Grundsätze bei der Bewertung der Wassermann`schen Reaktion in Fragen der Luesdiagnose und -Therapie. Nach Erfahrungen bei 150.000 untersuchten Fällen“,[2] und 1928 „Fortschritte in der Serodiagnostik der Syphilis“[3].

Zahlreiche weitere Arbeiten von Müller befinden sich in der Separata-Bibliothek sowie in der Neuburger-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Seine erfolgreichen Arbeiten förderten seine internationale Reputation und führten dazu, dass er nach dem Ersten Weltkrieg vom Hygienekomitee des Völkerbundes nach London eingeladen wurde, weiters nahm er an zahlreichen Konferenzen u.a. in Kopenhagen (1928) und Montevideo teil.

Rudolf Müller verstarb am 16. August 1934 in Wien.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-236b, Müller Rudolf (Rigorosum Datum: 18.3.1901).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 189-0725, Müller Rudolf (Promotion Datum: 27.3.1901).

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Akten Sonderreihe, Personalblätter, Senat S 304.865 Müller, Rudolf (10.10.1877-16.08.1934; Dermatologie und Syphilidologie).

Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 35, 1935, S. 950.

Medizinische Klinik, Nr. 39, 1934, S. 1316.

Literatur:

Müller, Rudolf und Artur Weiss: Fieberbehandlung gonorrhoischer Komplikationen. Aus dem k.u.k. Reservespital Nr. 2 in Wien. (Kommandant Reg.-Arzt Dr. G. Bayer, Spitalschefarzt: Stabsarzt Priv.-Doz. Dr. A. Brandweiner.) Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Müller, Rudolf: Reinfektion und Residualsklerosen. Ein Beitrag zur Frage der Heilbarkeit luetischer Infektionen durch Salvarsan. Aus dem k.u.k. Reservespital Nr. 2 in Wien. (Kommandant Dr. Beyer, Spitalchefarzt Stabsarzt Dozent Dr. Brandweiner.) Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Müller, Rudolf: Die Nachbarwirkung des Eigenserums und deren therapeutische Verwertung. Aus dem k.u.k. Reservespitale Nr. 2 (Spitalskommandant: Oberstabsarzt Dr. Leo Weißberg). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Müller, Rudolf und Moritz Oppenheim: Ueber den Nachweis von Antikörpern im Serum eines an Arthritis gonorrhoica Erkrankten mittels Komplementablenkung. Aus der k. k. Universitätsklinik für Syphilidologie und Dermatologie in Wien (Vorstand: Prof. Finger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Brünauer, Stefan Robert, Müller, Rudolf und Moritz Oppenheim: Zur Frage der Komplementbindungsreaktion bei Gonorrhöe. Sonderdruck aus: Archiv für Dermatologie und Syphilis. Berlin, Göttingen, Heidelberg: Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 12421]

Müller, Rudolf: Ueber ein neues Anwendungsgebiet und das therapeutisch wirksame Prinzip parenteraler Proteinkörperzufuhr. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Müller, Rudolf: Über den Wirkungsmechanismus der parenteralen Proteinkörpertherapie bei lokalen Entzündungsherden, mit besonderer Berücksichtigung der v. Wagner´schen Paralyse-Behandlung. Sonderdruck aus: Psychiatrisch-neurologische Wochenschrift. Halle a.d. Saale: Carl Marhold Verlagsbuchhandlung 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Landsteiner, Karl, Müller, Rudolf und Otto Pötzl: Zur Frage der Komplementbindungsreaktionen bei Syphilis. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut (Vorstand: Prof. Weichselbaum) und der Klinik für Syphilidologie und Dermatologie (Vorstand: Prof. Finger) in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Landsteiner, Karl, Müller, Rudolf und Otto Pötzl: Ueber Komplementbindungsreaktionen mit dem Serum von Dourinetieren. Aus dem pathologisch-anatomischen Institut in Wien (Vorstand: Prof. Weichselbaum) und der Klinik für Geschlechts- und Hautkrankheiten in Wien (Professor Finger). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhandlung 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Müller, Rudolf: Ueber den technischen Ausbau der Wassermannschen Reaktion nebst klinischen Betrachtungen über deren Wert und Wesen. Aus der serodiagnostischen Untersuchungsstation der Klinik für Geschlechts- und Hautkrankheiten in Wien (Vorstand: Prof. E. Finger.). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1909.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 34/35, 1923, Sp.1548.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 28, 1916, Sp. 1075-1081.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 8, 1928, S. 243-245; Nr. 9, S. 287-289.

Normdaten (Person): Müller, Rudolf : BBL: 42047; GND: 137857616;

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BBL: 42047 (15.02.2024)
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Letzte Aktualisierung: 20240215

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [268]: Silberstein, Fritz – Professor für Allgemeine und Experimentelle Pathologie, NS-Verfolgter

Silberstein, Fritz – Professor für Allgemeine und Experimentelle Pathologie, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 06.02.2004

Keywords: Serologe, Bakteriologe, Krebsforschung, Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie, Sero-therapeutisches Institut, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, Melbourne, Australien

Fritz Silberstein wurde am 20. November 1888 als Sohn von Jacques (Jakob) Silberstein (1849-1912) und Josefine, geborene Glesinger (1859-1923), in Teschen in Österreichisch-Schlesien (heute: Cieszyn/Polen) geboren. Seit 1917 war er mit der Apothekerin Marianne Matilda Lux (1880-1933) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte: den späteren Professor Josef Philipp Otto Silberstein (1920-2016), den späteren Kinderarzt und Neurologen Ernst Peter Jakob Silberstein (1920-2017) und die spätere Medizinerin Maria Margarete, verheiratete Fisher (1918-2014).

Silberstein studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 26. Jänner 1912.

Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologe

Silberstein war seit 1913 gemeinsam mit Georg Joannovics, Julius Rothberger (1871-1945) und Hans Zacherl Assistent des Gründers des Sero-therapeutischen Instituts und Leiters des Instituts für Allgemeine und Experimentelle Pathologe, Professor Richard Paltauf (1858-1924). Im selben Jahr, im April 1913, nahm er am 30. Deutschen Kongress für innere Medizin in Wiesbaden teil und publizierte darauf über „Wärmeregulation und Zuckerstoffwechsel“. Während des Ersten Weltkriegs war er als Landsturmassistenzarzt dem mobilen Epidemiespital-Laboratorium Nr. 2 in Ruma in Serbien zugeteilt.[1]

1920 habilitierte sich Silberstein und erhielt den Titel eines Privatdozenten für Allgemeine und Experimentelle Pathologie, 1926 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor.[2] Nach dem Tod von Paltauf übernahm Silberstein gemeinsam mit Professor Julius Rothberger die Leitung des Instituts, bis Rothberger die alleinige Leitung übernahm und Silberstein als Assistent am Institut verblieb.[3]

Aus seiner Tätigkeit am Institut erschienen 1925 folgende Arbeiten: „Experimentelle Encephalitisstudien. V. Mitteilung. Über die Verschiedenheit und die biologische Dignität der Encephalitiserreger“, „Beitrag zur Herstellung von Vakzinen“, „Experimentelle Encephalitisstudien. IV. Mitteilung. Über das Vorkommen von Encephalitisvirus im Nasenrachenraum gesunder Hunde“, gemeinsam mit Johann Freud (1901-?) und Tibor Révész (1902-1976) „Zur Biologie des Karzinoms“, und gemeinsam mit Grete Singer (1888-1962) die „Beiträge zur Pathogenese der akuten Ernährungsstörungen im Säuglingsalter“. 1928 publizierte er gemeinsam mit Louis Hauswirth aus New York die Arbeit „Experimentelle Beiträge zur Physiologie und Pathologie des Duodenums[4] und „Gasbrandtzoxine und Antitoxine“ sowie 1929 gemeinsam mit Friedrich Rappaport (1907-1972) die Studie „Untersuchungen des Gasstoffwechsels von Diphteriebazillen und Diphtheroiden“.[5] 1929 veröffentlichten Silberstein und Rappaport „Eine Methode zur Bestimmung der Atmung von Bakterien-, Gewebskulturen und überlebenden Zellen“ und 1933 „Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse“ sowie „Ueber das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen: V. Mitteilung; Einfluß der Kastration“.

Leiter des Laboratoriums am S. Canning-Childs-Spital

Am 1930 durch die S. Canning-Childs-Stiftung zur Erforschung und Behandlung innerer Krankheiten und des Krebses gegründeten Kinderspitals, fungierte Silberstein als Leiter des Laboratoriums und als Stellvertreter des Spitalsleiters Adolf Edelmann (1885-1939).[6] Hier publizierte er gemeinsam in den Jahren 1932 und 1933 mit Paul Engel (1907-1997) sowie dem Forschungsinstitut Wien die Arbeiten „Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen“, „Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse“ und „Über das Auftreten eines Brennstoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen: III. Mitteilung“, sowie mit seiner Assistentin Klara Molnar (1907-1957) und Engel die Studien „Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter Pathologischen Verhältnissen: VII. Mitteilung: Über Zerstörung von Menformon im Blut und in Organen“ und „Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen: VI. Mitteilung: Vergleich der im Blut und Organen nachweisbaren Brunststoffmengen“. 1932 verfasste er gemeinsam mit Friedrich Rappaport (1907-1971) „Versuche einer Differenzierung innerhalb der Coli-Gruppe

Sero-therapeutisches Institut

Im Februar 1936 wurde er nach dem Tod von Professor Bruno Busson (1890-1936) mit der Leitung einer Abteilung im Sero-therapeutischen Institut betraut.[7]

Weiters war er Mitglied im Vorstand des Vereins Mensa academica judaice, dem Moriz Laub (1869-1944) als Präsident vorstand,[8] und unterstützte als Mitglied den Keren Kajemeth (Jüdischer Nationalfonds). Darüber hinaus engagierte er sich als Referent in der Wiener Volksbildung mit dem Schwerpunktthema „Kampf gegen den Krebs“.

Silberstein und seine Familie wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Nachdem seine Venia legendi widerrufen und er am 22. April 1938 von der Universität Wien seines Amtes enthoben worden war, flüchtete er mit seinen drei Kindern Peter, Josef und Margarete nach Großbritannien, wo sie sich in Hampstead, London, niederließen. Zwischen 1942 und 1945 war er Vorsitzender der „Association of Austrian doctors in Great Britain“, die vertriebenen österreichischen Ärzt:innen organisierte, die der Free Austrian Movement angeschlossen war und u.a. die Mitarbeit österreichischer Ärzt:innen am Kriegseinsatz bezweckte.[9] Ein Versuch im Jahr 1939 gemeinsam mit dem deutschen Veterinärmediziner Hans Enoch in Neuseeland eine Tierserum-Anlage aufzubauen, scheiterte aufgrund der Ablehnung Neuseelands gegenüber deutschen und österreichischen Ärzten während des Krieges. Später gelang Silberstein durch seine Geschäftsbeziehungen mit seinen Kindern die Ausreise nach Australien, wo sie in Melbourne lebten.

Seine Tochter Maria Margarete Silberstein (1918-2014), die 1938 an der Medizinischen Fakultät in Wien studierte, musste ihr Studium im 4. Semester abbrechen und wurde ebenfalls aus rassistischen Gründen von der Universität Wien vertrieben. Josef Philipp Silberstein (1920-2016) begann in Australien mit dem Studium der Chemie an der University of Melbourne und erwarb einen Bachelor of Science. Zwischen 1947 und 1950 setzte er sein Studium in Cambridge fort und promovierte 1952. Ab 1960 lehrte er Mathematik an der University of Western Australia, Nedlands. 1966 erfolgte seine Ernennung zum Professor. Ernst Peter Jakob Silberstein (1920-2017) trat während des Krieges in die australische Armee ein, diente in Borneo und Neuguinea, und begann nach dem Krieg an der University of Melbourne mit dem Studium der Medizin, das er 1951 abschloss. Danach arbeitete er zunächst in England im Hospital for Sick Children in der Great Ormond Street und wurde Mitglied im Royal College of Physicians. Nach seiner Rückkehr nach Australien arbeitete er als leitender pädiatrischer Neurologe am Princess Margaret Hospital for Children in Subiaco in Westaustralien.

Friedrich Silberstein verstarb am 24. August 1975 in Perth, Australien.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1917, Silberstein Friedrich, Lux Marianne.

UAW, Dekanat, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0670, Silberstein Friedrich (Nationalien Datum: 1910/11).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0708, Silberstein Friedrich (Rigorosen Datum: 19.1.1912).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-1477, Silberstein Friedrich (Promotion Datum: 26.1.1912).

UAW, Rektoratsarchiv, Akademischer Senat, Sonderreihe, Senat S 304.1200 Silberstein, Friedrich (20.11.1888-1975; Allgemeine und experimentelle Pathologie) (Dokument (Einzelstück)

Weindling Paul, Restricted Refuge. Medical Refugees in New Zealand 1933-45, in: Grenville Anthony/Steinberg Swen, Yearbook of the Research Centre for German and Austrian Exile Studies, 2019.

Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938, Silberstein Friedrich.

JewishGen Online Worldwide Burial Registry, Silberstein Friedrich.

Literatur:

Silberstein, Fritz: Wärmeregulation und Zuckerstoffwechsel. XXX. Kongress, Wiesbaden 1913. (Mit 4 Kurven und 4 Tabellen auf Tafel I/II). Sonderdruck aus: Verhandlungen des Deutschen Kongresses für innere Medizin. Wiesbaden: Verlag von J.F. Bergmann 1913.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz: Experimentelle Encephalitisstudien. V. Mitteilung. Über die Verschiedenheit und die biologische Dignität der Encephalitiserreger. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Univerrsität in Wien (Vorstand: weiland Hofrat Prof. Dr. Richard Paltauf). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Popper, Hugo und Fritz Silberstein: Beitrag zur Herstellung von Vakzinen. Aus dem Universitätsinstitut für allgemeine experimentelle Pathologie in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Orel, Herbert und Fritz Silberstein: Experimentelle Encephalitisstudien. IV. Mitteilung. Über das Vorkommen von Encephalitisvirus im Nasenrachenraum gesunder Hunde. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität in Wien (Vorstand: weiland Hofrat Prof. Dr. R. Paltauf). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz, Freud, Johann und Tibor Révész: Zur Biologie des Karzinoms. Aus dem Institut für allgem. und experimentelle Pathologie in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Grete Singer: Beiträge zur Pathogenese der akuten Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität [Vorstand: weil. Hofrat Prof. Dr. Rich. Paltauf] und der Säuglingsstation der Allgemeinen Poliklinik in Wien [Vorstand: Prof. Dr. A. Reuß J.]. (Hierzu 10 Abbildungen). Sonderdruck aus: Jahrbuch für Kinderheilkunde. Berlin: Verlag von S. Karger 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz: Gasbrandtzoxine und Antitoxine. Aus dem k.k. serotherapeutischen Institut in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Rich. Paltauf). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universität-Buchhändler 1928.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Friedrich Rappaport: Eine Methode zur Bestimmung der Atmung von Bakterien-, Gewebskulturen und überlebenden Zellen. Aus dem Institut für allgemine und experimentelle Pathologie der Universität Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Ueber das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. V. Mitteilung; Einfluß der Kastration. Aus dem Institut für allgemeine u. experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Ueber das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. V. Mitteilung; Einfluß der Kastration. Aus dem Institut für allgemeine u. experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Über das Auftreten eines Brennstoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. III. Mitteilung. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Krebsforschung. Berlin: Verlag von Julius Springer 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz, Engel, Paul und Klara Molnar: Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter Pathologischen Verhältnissen. VII. Mitteilung: Über Zerstörung von Menformon im Blut und in Organen. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning-Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer, München: J.F. Bergmann 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz, Engel, Paul und Klara Molnar: Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. VI. Mitteilung: Vergleich der im Blut und Organen nachweisbaren Brunststoffmengen. Aus dem Insitut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Cannings-Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer, München: J.F. Bergmann 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz, Rappaport, Friedrich und E. Kolmer: Versuche einer Differenzierung innerhalb der Coli-Gruppe. Aus dem Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Neue Freie Presse, 20.2.1916, S. 32.

[2] Neue Freie Presse, 14.11.1926, S. 17.

[3] Übersicht der akademischen Behörden, Professoren, Privatdozenten, Lehrer, Beamte etc. an der k.k. Universität zu Wien, Jg. 1910-1938.

[4] Medizinische Klinik, Nr. 46, S. 1725-1727.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1929, S. 460-461.

[6] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 25.6.1930, S. 6.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 1.2.1936, S. 9.

[8] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 12.5.1935, S. 12.

[9] The journal of the American Medical Association, Nr. 9, 1942, S. 241

Normdaten (Person): Silberstein, Fritz: BBL: 43045; GND: 1318560411;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [267]: Engel, Paul – Endokrinologe, Schriftsteller, NS-Verfolgter

Engel, Paul – Endokrinologe, Schriftsteller, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 31.01.2024

Keywords: Endokrinologe, Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie, Schriftsteller, NS-Verfolgter, Medizingeschichte, Wien, Uruguay, Kolumbien, Ecuador

Paul Engel wurde als Sohn des aus Libomysl in Böhmen stammenden Landwirtes und späteren Textilfabrikanten Julius Engel (1866-1955) und der aus Pilsen stammenden Klara (1885-?), geborene Rosenfeld, am 7. Juni 1907 in Wien geboren.

Engel studierte seit dem Wintersemester 1926/27 an der Universität Wien Medizin und promovierte am 24. Februar 1933. Während des Studiums trat er dem Sozialistischen Studentenbund bei, sowie kurzfristig der Akademischen Legion des Republikanischen Schutzbundes.

Schon während seines Studiums arbeitete und forschte er schwerpunktmäßig am Institut für Medizinische Chemie und am Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität Wien. An dem unter der Leitung von Professor Otto von Fürth (1867-1938) stehenden Institut für Medizinische Chemie, zu dessen persönlichen Mitarbeiter er rasch aufstieg, erschien von ihm 1931 seine erste Studie „Über die Verwertung der Pentosane im tierischen Organismus“. 1933 kam seine bereits 1930 fertiggestellte Arbeit „Über die Assimilierbarkeit und Toxizität razemischer Milchsäure“ in der Biochemischen Zeitschrift (Bd. 229, H. 4-6) heraus.

Etwa zu selben Zeit führte er auch Forschungsarbeiten am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie, dem S. Canning-Childs-Spital und dem Forschungsinstitut in Wien durch. Bereits 1931 erschien seine Arbeit „Ueber das Auftreten von Menformon im Blute männlicher Hunde nach Radium-Bestrahlung“. Unter der Leitung des am Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie lehrenden Professors Fritz Silberstein (1888-1974) verfasste er mit diesem zwischen 1932 und 1933 gemeinsam mit dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien mehrere Arbeiten unter den Titeln „Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen“, „Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse“ und „Über das Auftreten eines Brennstoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen: III. Mitteilung“. Zwei weitere Studien publizierte er gemeinsam mit Silberstein und dessen Assistentin, der Bakteriologin Klara Molnar (1907-1957): „Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter Pathologischen Verhältnissen: VII. Mitteilung: Über Zerstörung von Menformon im Blut und in Organen“ und „Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen: VI. Mitteilung: Vergleich der im Blut und Organen nachweisbaren Brunststoffmengen“. Zuvor veröffentlichte er mit Molnar die Arbeit „Das Auftreten und Verschwinden einer östrogenen Substanz der Bakterienkulturen“ in den IV. Mitteilungen der Wiener klinischen Wochenschrift.

Nach dem Studium begann er an der II. Chirurgischen Universitätsklinik ein Praktikum als Hilfsarzt, widmete sich hier der Hormonforschung und publizierte in den Jahren 1934 und 1935 unter dem Vorstand Professor Wolfgang Denk (1882-1970) die Arbeiten „Zirbeldrüse und Hypophysäres Wachstum“, „Zirbeldrüse und gonadotropes Hormon“, „Sexualhormone und Hypophysenwachstum“, „Ueber das Vorkommen einer wasserlöslichen, Allen-Doisy-Test gebender Substanz im menschlichen Blute“, „Über den Einfluß von Hypophysenvorderlappenhormonen und Epiphysenhormon auf das Wachstum von Impftumoren“, „Untersuchungen über die Wirkung der Zirbeldrüse“, und „Antigonadotropes Hormon in Zirbeldrüse, Blut und Organen“ und „Wachstumsbeeinflussende Hormone und Tumorwachstum“.

Emigration und Beginn der schriftstellerischen Laufbahn

Aufgrund der demokratiezerstörenden Tendenzen in Österreich und seiner Erlebnisse als Arzt im Bürgerkrieg im Februar 1934 sowie des zunehmend grassierenden Antisemitismus wuchs in ihm immer mehr der Wunsch Europa zu verlassen und auszuwandern. Seit 1934 bewarb er sich um verschiedene Stellen im Ausland – wozu er seine Publikationen in Form von Sonderdrucken den in Betracht kommenden Arbeitgebern und Wissenschaftlern in Kanada und den USA u.a. zukommen ließ, darunter auch einem Endokrinologen aus Uruguay. Auf Einladung des Gründers der Lehrkanzel für Endokrinologie in Montevideo, Juan Cesar Mussio Fournier (1890-1961), emigrierte er im Frühjahr 1935 nach Uruguay und nahm die ihm angebotene Stelle als Labormitarbeiter im Krankenhaus Pasteur in Montevideo an. In Montevideo heiratete er per Ferntrauung seine langjährige Lebensgefährtin in Wien, Josefine Monath (1909-1993). Bereits im Februar 1936 kehrte er aus familiären Gründen – seine Ehefrau konnte, seine Eltern wollten Wien nicht verlassen – nach Wien zurück und arbeitete als Hilfsarzt für Gynäkologie an der I. Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, wo er seine Hormonforschungen fortsetzte und seine erste Monografie „Die physiologische und pathologische Bedeutung der Zirbeldrüse“ publizierte. Bereits Anfang 1938 bemühte er sich wiederum um ein Visum für Kolumbien und emigrierte kurz nach dem „Anschluss“ im März 1938 mit Unterstützung des wissenschaftlichen Leiters einer Pharmafirma von Wien über Hamburg nach Kolumbien, wo er als Vertreter der Pharmafirma seinen Unterhalt verdiente. Seine Bekanntschaft mit dem Politiker und Rektor einer Privatuniversität, Jorge Elicer Gaitan (1903-1948), ermöglichte ihm zunächst einen Kurs für Endokrinologie zu halten. Nachdem er im Juli 1938 den Titel eines a.o. Professors erhalten hatte, verhalf ihm seine Lehrtätigkeit zu Visa für seine Ehefrau, seinen Eltern und seinem Bruder Walter Engel (1908-2005), die damit Ende 1938 aus Wien nach Kolumbien ausreisen konnten.

1939 bekam er einen Lehrstuhl für das Fach Biologie, danach auch für Anthropologie, an der Universidad Libre in Bogota. Da er diese Lehrtätigkeit unentgeltlich ausübte, behielt er seine Stelle als Pharmavertreter, später arbeitete er als Vertreter der US-Firma Mead Johnson & Co. Während dieser Jahre publizierte er 1939 die in Paris erschienene Arbeit „Untersuchungen über den Hahnenkammtest zum Nachweise des Männlichen Hormons“, weiters veröffentlichte er während des Krieges noch in der Zeitschrift „Internationaal Tijdschrift voor Pharmacodynamie en Therapie“ die Studie „Cancerogenic agents. Irradiation and chemical cancerogenic substances“.

Ab 1942 engagierte er sich im Comité de los Austriacos Libres, der Vereinigung der österreichischen Exilierten. Nach dem Krieg arbeitete er bei der Firma Hormona, einer Tochterfirmer jenes Unternehmens, das ihm 1938 die Ausreise nach Kolumbien ermöglichte, und konnte hier seine wissenschaftliche Arbeit in deren Laboratorium fortsetzen. Weiters erhielt er eine ordentliche Professur für Pharmakologie an der Pharmazeutischen Fakultät der Universidad Nacional. 1948 publizierte er hier für die Wiener klinische Wochenschrift „Myosarkom in der Bauchhöhle einer mit Benzopyren an der Haut gepinselten Ratte“.

Im Oktober 1950 nahm Engel die Stelle eines wissenschaftlichen Beraters eines ecuadorianischen Pharmazie-Unternehmens an und arbeitete bis 1955 in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito, später übersiedelte seine gesamte Familie nach Ecuador. Nachdem er von der Firma gekündigt worden war, unterrichtete er ab 1958 Philosophie des 20. Jahrhunderts an der Staatsuniversität von Ecuador, zeitgleich wurde er zum Professor für Biologie und Allgemeine Pathologie an der Zahnärztlichen Fakultät der Universidad Central in Quito, und danach zum Ordinarius für Klinische Endokrinologie bestellt. Ab 1961 führte er noch eine Facharztpraxis zur Behandlung von Drüsenerkrankungen mit Sekretionen, die er jedoch mangels zahlungsfähiger Patienten wieder einstellen musste.

Während er in den 1960er und 1970er Jahren noch zahlreiche Fachkongresse in Europa und den USA besuchte, verlagerte sich sein Arbeitsschwerpunkt zunehmend auf seine schriftstellerische Tätigkeit. Da seine deutschsprachigen Manuskripte von österreichischen und westdeutschen Verlagen rundum auf Ablehnung stießen, erschienen sie ausschließlich in der DDR. In den 1960er Jahren bekam Engel mehrere Literaturpreise in Ecuador, 1972 und 1977 erhielt er von der DDR die Auszeichnung der Ehrennadel der Liga für Völkerfreundschaft überreicht. Insgesamt sind von Engel drei Erzählungen, siebzehn Romane, ein Theaterstück und elf Sachbücher erhalten. 2022 gab der österreichische Schriftsteller Erich Hackl seine Autobiografie im Verlag Atelier heraus und versah es mit einem Vorwort.

Viga Diego, Die Unpolitischen, (Hrsg. v. Erich Hackl), Edition Atelier Wien, Wien 2022.

Sein Nachlass befindet sich heute im Deutschen Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main.

Engel verstarb am 27. August 1997 in Quito in Ecuador.

Quellen:

Felden Dietmar, Diego Viga. Arzt und Schriftsteller, Leipzig 1987.

Maurer Paul Pinchas, Paul Engel (alias Diego Viga), Österreichischer Exilschriftsteller und Arzt, Zeuge der Verfolgung, Emigrant, Jerusalem 2019.

Viga Diego, Die Unpolitischen, (Hrsg. v. Erich Hackl), Edition Atelier Wien, Wien 2022.

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1907, Engel Paul.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch, 1935, Engel Paul, Josefine Monath (2.10.1935).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0997, Engel Paul (Nationalien Datum: 1926/27).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0116, Engel Paul (Rigorosum Datum: 22.2.1933).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 194-1001, Engel Paul (Promotion Datum: 24.2.1933).

Literatur:

Fürth, Otto von und Paul Engel: Über die Verwertung der Pentosane im tierischen Organismus. Aus dem Institut für medizinische Chemie der Wiener Universität. Ausgeführt mit Unterstützung der Seegen-Stiftung der Akademie der Wissenschaften in Wien. Sonderdruck aus: Biochemische Zeitschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Paul: Ueber das Auftreten von Menformon im Blute männlicher Hund nach Radium-Bestrahlung. Aus dem Institut für Allgeine und Experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1931.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Ueber das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. V. Mitteilung; Einfluß der Kastration. Aus dem Institut für Allgemeine u. Experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Über das Vorkommen einer östrogenen Substanz in der Epiphyse. Aus dem Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning Childs-Spital und Forschungsinstitut Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz und Paul Engel: Über das Auftreten eines Brennstoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. III. Mitteilung. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Krebsforschung. Berlin: Verlag von Julius Springer 1932.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz, Engel Paul und K. Molnar: Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter Pathologischen Verhältnissen. VII. Mitteilung: Über Zerstörung von Menformon im Blut und in Organen. Aus dem Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Canning-Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer, München: J.F. Bergmann 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Silberstein, Fritz, Engel, Paul und K. Molnar: Über das Auftreten eines Brunststoffes in Blut und Geweben unter pathologischen Verhältnissen. VI. Mitteilung: Vergleich der im Blut und Organen nachweisbaren Brunststoffmengen. Aus dem Institut für Allgemeine und Experimentelle Pathologie der Universität und dem S. Cannings-Childs-Spital und Forschungsinstitut in Wien. Berlin: Verlag von Julius Springer, München: J.F. Bergmann 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Paul: Zirbeldrüse und Hypophysäres Wachstum. Aus der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. W. Denk). Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Paul: Zirbeldrüse und gonadotropes Hormon. Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Paul: Sexualhormone und Hypophysenwachstum. Sonderdruck aus: Klinische Wochenschrift. Berlin: Verlag von Julius Springer 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Paul: Ueber das Vorkommen einer wasserlöslichen, Allen-Doisy-Test gebender Substanz im menschlichen Blute. Aus der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. W. Denk). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift 1934.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Paul: Über den Einfluß von Hypiphysenvorderlappenhormonen und Epiphysenhormon auf das Wachstum von Impftumoren. Aus der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien. Vorstand: Professor Dr. W. Denk. Sonderuck aus: Zeitschrift für Krebsforschung. Berlin: Verlag von Julius Springer 1934.

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Engel, Paul: Untersuchungen über die Wirkung der Zirbeldrüse. Aus der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. W. Denk). (Mit 1 Textabbildung). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1934.

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Engel, Paul: Antigonadotropes Hormon in Zirbeldrüse, Blut und Organen. Aus der II. Chirurgischen Universitätsklinik in Wien (Vorstand: Prof. Dr. W. Denk). Sonderdruck aus: Zeitschrift für die gesamte experimentelle Medizin. Berlin: Verlag von Julius Springer 1935.

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Engel, Paul: Wachstumsbeeinflussende Hormone und Tumorwachstum. Aus der II.Chirurgischen Universitätsklinik in Wien. (Vorstand: Professor Dr. W. Wenk). Sonderdruck aus Zeitschrift für Krebsforschung. Berlin: Verlag von Julius Springer 1935.

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Engel, Paul: Untersuchungen über den Hahnenkammtest zum Nachweise des Männlichen Hormons. Aus der Veterinaermedizinischen Fakultaet (Direktor Dr. J. Verlasquez) der Universidad Nacional und der Endokrinolog. Lehrkanzel im „Curso de Extension Universitaria“ der Universidad Libre (Prof. Dr. Paul Engel) in Bogota, Colombia. Sonderdruck aus: Archiv internationales de pharmacodynamie et de therapie. Paris: 1939.

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Engel, Paul: Cancerogenic agents. Irradiation and chemical cancerogenic substances. Sonderdruck aus: Internationaal Tijdschrift voor Pharmacodynamie en Therapie. Brugge: Sinte Catharina Drukkerij 1941.

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Engel, Paul: Myosarkom in der Bauchhöhle einer mit Benzopyren an der Haut gepinselten Ratte. Aus der Lehrkanzel für Biologie (Prof. Dr. P. Engel) der Universidad Libre de Colombia, und der Lehrkanzel für Pharmakodynamie der Pharmazeutischen Fakultät (Prof. Encargrado: Dr. P. Engel) der Universidad Nacional, Bogota, Kolumbien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Springer Verlag 1948.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [266]: Hermann, Josef – Primararzt am Krankenhaus Wieden, Betriebsarzt der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, Schriftsteller

Hermann, Josef – Primararzt am Krankenhaus Wieden, Betriebsarzt der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, Schriftsteller

Autor: Walter Mentzel

Published online: 25.01. 2024

Keywords: Primararzt Krankenhaus Wieden, Betriebsarzt Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, Schriftsteller, Medizingeschichte, Wien

Josef Hermann wurde als Sohn des Weinhändlers Franz Hermann (1777-1825) und Josepha Buchta (1796-1870), als ältester von fünf Geschwistern, am 20. August 1817 in Golassowitz in Österreichisch-Schlesien (heute: Golasowice/Polen) geboren. In erster Ehe war er mit Susanne Peyer (1823-1843) und seit 1854 mit Anna von Gaugusch (1833-1911) verheiratet. Sein Sohn war der k.k. Hofapothekerbeamte Albert Hermann (1867-1947).

Hermann studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 28. März 1843 zum Doktor der Medizin. Am 11. Februar 1844 erhielt er die Sponsion zum Magister der Chirurgie und Magister der Geburtshilfe. Danach arbeitete er als Arzt in der Gemeinde Inzersdorf bei Wien sowie im Bürgerspital in der Cäciliengasse 6 in Wien 1 (heute: Lobkowitzplatz).

Zwischen 1845 und 1846 gehörte er als Assistent der Lehrkanzel für Staatsarzneikunde und als Mitglied der Medizinischen Fakultät der Universität Wien an.

Chefarzt der Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft

Seine erste selbständige berufliche Tätigkeit übte er seit spätestens 1846 als Arzt, Chirurg, Geburtshelfer und Zahnarzt in der von Alois Miesbach (1791-1857) 1820 erworbenen ersten staatlichen Ziegelei am Wienerberg mit zirka 4.000 Mitarbeitern aus. Später war er hier als Chefarzt des Krankenhauses „am Wienerberg“ der „Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft“ tätig.

Primarius im Krankenhaus Wieden und seine Syphilisbehandlung

Im Juli 1855 veröffentlichte Hermann eine 75-seitige Arbeit unter dem Titel „Medicinische Studien“, in der er die Gründe für seine Ablehnung des Quecksilbers als Heilmittel gegen Syphilis formulierte. Im Oktober 1855 trat Hermann in das Bezirkskrankenhaus Wieden ein, wo er, nachdem ihm durch einen Minister-Erlass von 25. Oktober 1855 die Bewilligung erteilt worden war, „unter commissioneller Kontrolle von Fachgenossen“ Syphilis zu behandeln, um den Beweis anzutreten, dass Mercur kein Heilmittel sei, bzw. selbst schwere Krankheiten verursacht.[1] Ein Jahr später publizierte er die Ergebnisse seiner Arbeit unter dem Titel „Die Behandlung der Syphilis ohne Mercur. Wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse der unter commisssioneller Controlle von Fachgenossen der k.k. Bezirkskrankenhause Wieden im Jahr 1856 stattgefundenen Behandlung syphilitischer Erkrankter“. Darin wandte er sich gegen die zu dieser Zeit übliche Quecksilbertherapie und betrachtete die sekundäre konstitutionelle Syphilis als Wirkung des Quecksilbers. Seine Ansichten riefen u.a. von Ärzten wie Mathias Singer (1829-1912) von der Abteilung für Syphilis im Allgemeinen Krankenhaus Wien[2] heftigen Widerspruch hervor und stießen eine Debatte an, die er mit seinen Kritikern in Fachzeitschriften ausfocht.[3]

Mit Friedrich Lorinser (1817-1895), der ebenfalls zum Personalstand des Wiedner Spitals gehörte, und mit dem er 1845 die schädigende Wirkung von Phosphordämpfen bei der Zündholzherstellung auf die Knochen untersucht hatte, begründete er damit die „antimercurale Schule“. Am 27. Juli 1858 trat er mit Bestellung durch einen Ministerialerlass die provisorische Leitung der neu gegründeten Abteilung für Syphilis und Hautkrankheiten in das Bezirkskrankenhaus Wieden an,[4] und konnte nun Syphilis nach seinen Heilmethoden ohne Mercur und ohne Jod behandeln.[5]

In den nächsten Jahren publizierte er eine Reihe von Arbeiten, in denen er seine Theorien weiter vehement vertrat. 1859 veröffentlichte er dazu in der Wiener medizinischen Wochenschrift den Aufsatz „Zur Frage der Syphilisation“,[6] 1861 „Der constitutionelle Jodismus“, 1862 „Studien über Syphilis“, 1865 „Die Mercurial-Krankheiten und deren Verhältnisse zur Lustseuche“, 1868 schrieb er das Vorwort zu der von Robert Charles Drysdale (1824-1907) veröffentlichten Arbeit „Ueber die Behandlung der Syphilis und anderer Krankheiten ohne Quecksilber. Eine Sammlung von Beweisen, dass das Quecksilber eine Krankheitsursache, aber kein Heilmittel ist“. 1869 veröffentlichte er den Artikel „Die Syphilis und deren Behandlung vom Standpunkte der öffentlichen Administration,“[7] 1872 „Die Behandlung Syphilitischer in den öffentlichen in den öffentlichen Krankenhäusern Wiens mit besonderer Rücksicht auf die öffentlichen Fonde“,[8] 1875 „Über die Natur und Wesenheit der Syphilis und deren Behandlung ohne Mercus“,[9] 1889 „Es gibt keine constitutionelle Syphilis: ein Trostwort für die gesammte Menschheit“. Weiters publizierte er 1862 „Die Prostitution und die Syphilis“ und 1890 eine Artikelserie zur „Sanitätspolizei und Prostitution“.[10] Er sprach sich darüber hinaus auch gegen die Impfung bei Tollwut und Pocken aus.[11]

Im Herbst 1858 erschienen von ihm die „Studien über Krankheitsformen in Idria“ (1. Teil,[12] 2, Teil,[13] 3. Teil[14]), nachdem er im Oktober 1857 das Quecksilberwerk in der Krain besucht hatte, um die Auswirkungen des Quecksilbers auf die Gesundheit der Bergarbeiter zu untersuchen, 53 Jahre bevor 1910 Ludwig Teleky (1872-1957) hier seine Untersuchungen zu quecksilberbedingten Krankheiten anstellte. 1873 publizierte er dazu „Die Wirkungen des Quecksilbers auf den menschlichen Organismus“.

Am 15. September 1862 erfolgte seine Ernennung zum Primararzt an der Abteilung für Syphilis im Krankenhaus Wieden,[15] 1863 bekam er als Assistent Eduard Lewy (1838-1905) zugeteilt.

Im Jänner 1889 erfolgte seine Pensionierung am Bezirkskrankenhaus Wieden,[16] bis 1893 führte er noch seine private Arztpraxis zuletzt in Wien 9, Spitalgasse 5.

Hermann verfasste in seinen späteren Lebensjahren zwei Monografien 1886 die „Glückseligkeitslehre“, die als Gebrauchsanweisung zu einer bewussten Lebensführung als auch als Bauanleitung zur Entwicklung einer organisch aufgebauten Gesellschafts- und Staatsphilosophie gelesen werden kann, sowie 1902 „Die Lebensführung im hohen Alter“, die 1910 in der 5. Auflage erschien und neben Diätvorschlägen zahlreiche autobiografische Skizzen enthält.

Exlibris Josef Hermann, aus: Die Lebensführung im hohen Alter, Leipzig 1910.

Hermann war seit 1888 Träger des Franz-Joseph-Ordens, den er für bürgerliche Verdienste verliehen bekam.[17] Er lebte bis zu seinem Tod auf einem von ihm 1850 erworbenen Grundstück in Inzersdorf Parzelle 26, und war zwischen 1879 und 1882 gewählter Mandatar im Gemeinderat von Inzersdorf.[18]

Josef Hermann verstarb am 12. Oktober 1902 in Inzersdorf bei Wien.

Quellen:

Trauungsbuch, Rk Erzdiözese Wien 23 Inzersdorf, 1854, Sign. 02-03; Folio 151, Hermann Josef.

Sterbebuch, Rk Erzdiözese Wien, Wien 23, Inzersdorf, 1902, Sign. 03-11, Folio 274, Hermann Josef.

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-91r, Hermann Josef (Rigorosum Datum 1842).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 176-265, Hermann Josef (Promotion Datum 28.3.1843).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 176-0170, Hermann Josef (Sponsion Datum 11.2.1844).

Freund Georg, Inzersdorf am Wienerberge. Historisch-topografische Darstellung des Ortes und seiner Bestandtheile vom Ursprunge bis in die neuste Zeit, 1882.

Literatur:

Hermann, Josef: Die Behandlung der Syphilis ohne Mercur. Wissenschaftlicher Bericht über die Ergebnisse der unter comissioneller Controlle von Fachgenossen im k.k. Bezirkskrankenhause Wieden im Jahre 1856 stattgefundenen Behandlung syphilitisch Erkrankter. Wien: Sallmayer & Comp. 1857.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 3436]

Hermann, Josef: Der constitutionelle Jodismus. Sonderdruck aus: Österreichischer Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: Druck von Anton Schweiger 1861.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Hermann, Josef: Studien über Syphilis. Sonderdruck aus: Österreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde. Wien: Druck und Papier von Leopold Sommer 1862.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Drysdale, Charles Robert und Josef Hermann: Ueber die Behandlung der Syphilis und anderer Krankheiten ohne Quecksilber. Eine Sammlung von Beweisen, dass das Quecksilber eine Krankheitsursache, aber kein Heilmittel ist. Wien: Sallmayer 1868.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-17715]

Hermann, Josef: Es gibt keine constitutionelle Syphilis. Ein Trostwort für die gesammte Menschheit. Hagen i.W.: Risel 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-18264]

Hermann, Josef: Die Glücklichkeitslehre. Wien, Leipzig: Verlag von A. Pichlldf’s Witwe und Sohn 1861.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 61332]

Hermann, Josef und Peter Simon Ziegelroth: Die Lebensführung im hohen Alter. Mit einem Bildnis des Verfassers. 5. Auflage. Leipzig: Verlag von Hand Hedwig’s Nachfolger Curt Ronninger 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 64038]

Referenzen:

[1] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Nr. 17, 1857, S. 273-182.

[2] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte in Wien, Nr. 11, 1857, S. 177-182; 23.3.1857, S. 193-199.

[3] Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Nr. 11, 1857, S. 177-182; Nr. 17, 1857, S. 273-276.

[4] Die Presse, 8.8.1858, S. 3.

[5] Ärztlicher Bericht des k. k. Bezirks-Krankenhauses Wieden, 1858, S. 88.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 1859, Sp. 67-71; Nr. 6, Sp. 84-86; Nr. 7, Sp. 101-104.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 1.6.1869, S. 179-180.

[8] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 26.11.1872, S. 589-590; 3.12.1872, S. 606-607; 17.12.1872, S. 638-639.

[9] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 30.11.1875, S. 429-431.

[10] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 2.9.1890, S. 417-418; 9.9.1890, S. 429; 16.9.1890, S. 442-443; 23.9.1890, S. 453-454; 14.10.1890, S. 489-490; 21.10.1890, S. 500; 28.10.1890, S. 511-512.

[11] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1864, Sp. 737-741. Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 12.12.1871, S. 409-410.

[12] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 40, 1858, Sp. 697-700.

[13] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1858, Sp. 713-717.

[14] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 43, 1858, Sp. 750-751.

[15] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 49, 1891, S. 931.

[16] Die Presse, 19.2.1889, S. 3.

[17] Wiener medizinische Wochenschrift Nr. 11, 1888, Sp. 378.

[18] Inzersdorf am Wienerberge. Historisch-topografische Darstellung des Ortes und seiner Bestandtheile vom Ursprunge bis in die neueste Zeit (Georg Freund, Bearbeiter), Inzersdorf am Wienerberge 1882, S. 74 und 142.

Normdaten (Person): Hermann, Josef: BBL: 43041; GND: 139899812;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [265]: Engel, Richard – Internist an der Mährischen Landeskrankenanstalt Brünn

Engel, Richard – Internist an der Mährischen Landeskrankenanstalt Brünn

Autor: Walter Mentzel

Published online: 25.01.2023

Keywords: Internist, Landeskrankenhaus in Brünn, Medizingeschichte, Prag, Brünn

Richard Edler von Engel wurde als Sohn des Bürgermeisters von Olmütz in Böhmen (heute: Olomouc/Tschechien), Josef Edler von Engel (1830-1900) und Emilie (1838-1898), geborene Mandelblüh, am 2. Juli 1863 in Olmütz geboren. Er war seit 1893 mit Ida Pohl verheiratet.[1]

Nachdem er das Gymnasium in Sternberg absolviert hatte, studierte er zunächst in Prag und Wien Medizin, wo er das Studium am 28. Juni 1889 mit seiner Promotion abschloss. Danach arbeitete er ab Juni 1890 als Assistent bei dem Professor und Internisten Rudolf von Jaksch (1855-1947)[2] an der Universität in Prag. Jaksch war 1882 Assistent von Hermann Nothnagel (1841-1905) an der Universität Wien und ab 1989 an der Medizinischen Fakultät der Karl-Ferdinands-Universität in Prag als Internist tätig war. Hier publizierte er Richard Engel 1890 „Zwei Fälle von primärer infectiöser Nephritis“, „Ueber die Mengenverhältnisse des Acetons unter physiologischen und pathologischen Verhältnissen“, und 1891 „Ein Fall von Typhus abdominalis und Diabetes mellitus“.

Danach erfolgte seine Ernennung zum Bezirksarzt von Eger (heute: Cheb/Tschechien) und 1893 jene zum Primarius an der internen Abteilung der Mährischen Landeskrankenanstalt Brünn.[3] Hier veröffentlichte er 1894 „Über Polyneuritis mercurialis“ und 1895 „Bericht über die Serumtherapie nach Behring gegen Diphterie.

1896 wurde er als Kandidat der liberalen deutsch-fortschrittlichen Partei in die Gemeindevertretung der Stadt Brünn gewählt.[4] In Olmütz gehörte er der Sektion des Centralvereines deutscher Ärzte an.[5]

1898 erschien von ihm die Studie „Ueber die Prognose bei Typhus  abdominalis[6] und zuletzt 1899 publizierte er in der Prager Medizinischen Wochenschrift Nr. 14 die Arbeit „Ueber das Auftreten von Nierenelementen bei schweren inneren Darmstenosen und bei eitriger Peritonitis“.[7] Im selben Jahr wurde Engel zunächst in ein Sanatorium und danach in die Landesirrenanstalt nach Sternberg überwiesen, wo er am 1. Februar 1904 verstarb.[8]

Quelle:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-73b, Engel Richard (Rigorosum Datum: 1886).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2596, Engel Richard (Promotion Datum: 1886).

Mährisches Tagblatt, 3.2.1904, S. 3.

Literatur:

Engel, Richard von: Zwei Fälle von primärer infectiöser Nephritis. Aus der medicinischen Klinik des Professors R. v. Jaksch. Sonderdruck aus: Prager medizinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Ueber die Mengenverhältnisse des Acetons unter physiologischen und pathologischen Verhältnissen. Aus der medicinischen Klinik von Prof. R. v. Jaksch in Prag. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medicin. Prag: 1890.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Ein Fall von Typhus abdominalis und Diabetes mellitus. Aus der medicinischen Klinik des Herrn Prof. v. Jaksch zu Prag. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1891.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Über Polyneurits mercuralis. Aus der Mährischen Landeskrankenanstalt zu Brünn. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: im Selbstverlag des Verfassers 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Engel, Richard von: Bericht über die Serumtherapie nach Behring gegen Diphterie. Aus der Mährischen Landeskrankenanstalt zu Brünn. Sonderdruck aus: Prager medicinische Wochenschrift. Prag: Selbstverlag 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Prager Tagblatt, 23.11.1893, S. 6.

[2] Mährisches Tagblatt, 28.6.1890, S. 4.

[3] Mährisches Tagblatt, 19.5.1893, S. 5.

[4] Neue Freie Presse, 22.12.1896, S. 3.

[5] Mährisches Tagblatt, 22.11.1897, S. 3.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 15, 1898, Sp. 687-691; Nr. 16, 1898, Sp. 744-750; Nr. 17, 1898, S, 795-798; Nr. 18, Sp. 847-852.

[7] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 14, 1900, Sp. 653.

[8] Mährisches Tagblatt, 3.2.1904, S. 3.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [264]: Armin Seidl – Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dermatologe, NS-Verfolgter

Armin Seidl (Seidel) – Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dermatologe, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 18.01.2024

Keywords: Dermatologe, Haut- und Geschlechtskrankheiten, Ambulatorium des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Armin Seidl wurde als Sohn des aus Budapest stammenden Jakab David Seidl (Anton) (1869-1934) und Katharina (Katalin), geborene Hoffennreich (*1869 Budapest), am 16. März 1888 in Budapest geboren. Nachdem er das Maximiliansgymnasium in Wien absolviert hatte, begann er 1910 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien und promovierte am 24. März 1920.

Während des Ersten Weltkrieges publizierte er 1917 an der II. Abteilung für Geschlechts- und Hautkrankheiten im AKH Wien bei Professor Salomon Ehrmann (1854-1926) „Über extragenitale Syphilisinfektionen zur Kriegszeit“.[1]

Nach seiner Promotion führte er als Facharzt für Geschlechts- und Hautkrankheiten eine private Arztpraxis in Wien 7, Stiftgasse 15 und später ab 1932 in Wien 6, Gumpendorferstraße 5. Weiters arbeitete er am Ambulatorium des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich in der Ordination für Haut- und Geschlechtskrankheiten bei dem Dozenten Alfred Perutz (1885-1934), einem ehemaligen Schüler von Salomon Ehrmann, wo er 1922 den Aufsatz „Pellogon, ein neues Balsamikum für die interne Gonorrhöebehandlung“ veröffentlichte.[2] Daneben war er als Sportmediziner im Wiener Fußballverband tätig, in den 1920er Jahren als Vizepräsident des Sportklub Rudolfshügel, als Präsident des Straf- und Meldeausschuss (Struma), einem Sportgericht der Wiener Amateur-Fußballliga, sowie als Vorstandsmitglied im Wiener Fußball-Verband. 1926 veröffentlichte er den Artikel „Die Disziplin der Berufsspieler“.[3]

Seidl, der jüdischer Herkunft war, flüchtete nach dem „Anschluss“ im März 1938 wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten nach England, wo er zunächst bis 1940 als „enemy alien“ interniert wurde, und am 15. Februar 1942 in London verstarb. Seine Mutter Katharina wurde in das Ghetto Theresienstadt deportiert, und am 28. September 1942 ermordet. Seinem Bruder Wilhelm (*1896) und seinen Schwestern Elisabeth (*1891) und Margarete (*1894) gelang die Flucht aus Österreich.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0669, Seidl Armin (Nationalien Datum: 1910/11).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0723, Seidl Armin (Rigorosum Datum: 20.3.1920).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 192-0196, Seidl Armin (Promotion Datum: 24.3.1920).

AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 33.783, Seidl Armin.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Seidl Katharina.

Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, Auswanderungskartei der IKG Wien, Wilhelm, Elisabeth, Margarethe Seidl.

Find A Grave Index, Armin Seidl (Wiener Zentralfriedhof).

Literatur:

Seidel, Armin: Über extragenitale Syphilisinfektionen zur Kriegszeit. Aus der II. Abteilung für Geschleschts- und Hautkrankheiten des k.k. Allgemeinen Krankenhauses in Wien (Vorstand Prof. Dr. S. Ehrmann). Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1917.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 50, 1917, Sp. 2223-2231.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 19, 1922, Sp. 834-835.

[3] Neues Wiener Journal, 4.4.1926, S. 36-37.

Normdaten (Person): Seidl, Armin: BBL: 42789; GND: 1316336921;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [263]: Feitler, Alfred – Frauenarzt in Wien, NS-Verfolgter

Feitler, Alfred – Frauenarzt in Wien, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 15.01.2024

Keywords: Frauenarzt, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Alfred Georg Feitler wurde am 12. September 1880 als Sohn von Josef Feitler (1848-1921) und Eleonore, geborene Weiss (1853-1934) in Oponoschitz (heute Tschechien) geboren. Seit 1926 war er mit Leonie Wechsler (1900-?) verheiratet, mit der er die Tochter Anneliese (1929-?) hatte.

Er besuchte in Wien das Josefstädter Gymnasium[1] und begann danach mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er am 2. Juni 1905 mit seiner Promotion abschloss. Seinen Militärdienst absolvierte er danach beim Infanterieregiment Oskar II Friedrich König von Schweden und von Norwegen Nr. 10, wo er 1906 zum Assistenzarzt [2]und 1911 zum Oberarzt ernannt wurde.[3] Am Ersten Weltkrieg nahm Feitler als Regimentsarzt der Reserve teil.

Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitete er an der I. Universitäts-Frauenklinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien, wo er 1908 bei Professor Friedrich Schauta (1849-1919) die Arbeit „Ueber Nabelversorgung“ publizierte. Daneben führte er als Frauenarzt bis 1938 eine private Arztpraxis in Wien 7, Mariahilferstraße 106.

Feitler, Alfred: zirka 1944. New York, U.S. District and Circuit Court Naturalization Records, 1824-1991, Alfred George Feitler, 11 Jan 1944.

Feitler und seine Familie, die wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozilisten verfolgt wurden, gelang die Flucht nach London/England, von wo Alfred, Leonie und seine Tochter Anneliese im November 1938 mit der SS Hansa von Southampton in die USA emigrierten, wo sie sich in New York niederließen und er als Arzt arbeitete.

Feitler verstarb am 6. Juni 1956 in New York.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0557, Feitler Alfred (Nationalien Datum 1902/03).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-079b, Feitler Alfred (Rigorosum Datum 29.5.1905).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0220, Feitler Alfred (Promotion Datum 2.6.1905).

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1926, Feitler Alfred, Wechsler Leonie.

ÖStA, VVSt., VA, Zl. 12.338, Feitler Alfred.

New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925-1957, 6251 – vol. 13457-13458, Nov 17, 1939; NARA microfilm publication T715 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), Feitler Alfred, Leonie, Anneliese.

New York, U.S. District and Circuit Court Naturalization Records, 1824-1991, Alfred George Feitler, 11 Jan 1944.

United States 1950 Census, Alfred Futler and Leonie Futler, 11 April 1950.

Find a grave: Feitler Alfred.

Literatur:

Feitler, Alfred: Ueber Nabelversorgung. Aus der I. Universitäts-Frauenklinik in Wien (Vorstand: Hofrat Prof. Schauta). Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Jahresbericht des Josefstädter Obergymnasium, Wien 1897, S. 62.

[2] Die Zeit, 29.5.1906, S. 3.

[3] Neue Freie Presse, 9.2.1911, S. 25.

Normdaten (Person): Feitler, Alfred: BBL: 42787; GND: 1315937034;

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [262]: Türkel, Rudolf– Assistent am Physiologischen Institut der Universität Wien, Arzt an der Fango- und Wasserheilanstalt in Wien

Türkel, Rudolf– Assistent am Physiologischen Institut der Universität Wien, Arzt an der Fango- und Wasserheilanstalt in Wien

Autor: Walter Mentzel

Published online: 15.01.2024

Keywords: Physiologe, Fango- und Wasserheilanstalt, Medizingeschichte, Wien

Rudolf Türkel wurde als Sohn des Kaufmannes Johann Türkel (1833-1909) und Emilie (1849-1907), geborene Rosenberg, am 8. April 1878 in Wien geboren. Seit 1905 war er mit Flora Deutsch (1885-1942 KZ Majdanek) verheiratet.

Türkel studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 22. Juli 1903. Danach arbeitete er am Physiologischen Institut der Universität Wien, wo er unter der Leitung des Dozenten Otto von Fürth 1904 „Die Bedeutung der Leukocytose für die Diagnose intraabdomineller Eiterungen“, und 1906 „Zur Frage des Vorkommens zuckerabspaltender Substanzen in der Leber“ publizierte.[1] Weiters erschien von ihm 1905 „Toxin und Antitoxin“.[2] 1909 publizierte er wieder am Physiologischen Institut „Über Milchsäurebildung im Organismus“.[3] 1906 veröffentlichte er unter der Leitung des Dozenten Otto von Fürth die Arbeit „Zur Frage des Vorkommens zuckerabspaltender Substanzen in der Leber“.

Daneben arbeitete er seit spätestens 1904 als Hausarzt an der Fango- und Wasserheilanstalt in Wien und führte eine private Arztpraxis zunächst in Wien 8, Wickenburggasse 2 und zuletzt in Wien 9, Alserstraße 25.

Er verstarb am 21. Juni 1912 in Wien.

Rudolf Türkel, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 21.6.1912, S. 28.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1878, Türkel Rudolf.

UAW, Sign. 134-0548, Türkel Rudolf (Nationalien Datum: 1898/99).

UAW, Sign. 195-411a, Türkel Rudolf (Rigorosum Datum: 17.7.1903).

UAW, Sign. 189-1359, Türkel Rudolf (Promotion Datum: 22.7.1903).

Literatur:

Türkel, Rudolf: Die Bedeutung der Leukocytose für die Diagnose intraabdomineller Eiterungen. Sonderdruck aus: Centralblatt für die Grenzgebiete der Medicin und Chirurgie. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Türkel, Rudolf: Zur Frage des Vorkommens zuckerabspaltender Substanzen in der Leber. Ausgeführt unter Leitung des Privatdozenten Dr. Otto v. Fürth, Assistenten am k. k. physiologischen Institut der Universität in Wien. Sonderdruck aus: Beiträge zur chemische Physiologie und Pathologie. Braunschweig: 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Beiträge zur Chemischen Physiologie und Pathologie. Zeitschrift für die gesamte Biochemie, H. 1 und 2, 1906, S. 89-90.

[2] Die Heilkunde. Monatsschrift für praktische Medicin, Nr. 2, 1905, S. 59-62.

[3] Biochemische Zeitschrift, 1909, S. 431-444.

Normdaten (Person): Türkel, Rudolf: BBL: 42785; GND: 1123156220;

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Letzte Aktualisierung: 20241501

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [261]: Seidmann, Simon – Arzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien, NS-Verfolgter

Seidmann, Simon – Arzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien, NS-Verfolgter

Autor: Walter Mentzel

Published online: 11.01.2024

Keywords: Allgemeines Krankenhaus Wien, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Simon Seidmann, Sohn des aus Zaleszczyki in Galizien stammenden Kaufmannes Moses Seidmann (1875-?) und Chaje (1874-?) wurde am 21. Dezember 1906 in Laszkowka im Bezirk Kotzmann in der Bukowina (heute: Laschkowka/Kitsman/Ukraine) geboren. Er kam 1908 mit seinen Eltern und seinen Brüdern Robert und Leon nach Wien. 1936 heiratete er in der Leopoldgasse in Wien 2 die Ärztin Dr. phil. Pepi Klein (*2.8.1902 Boryslaw/Galizien).

Seit 1926 studierte er an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 3. Februar 1932 mit seiner Promotion ab. Während des Studiums nahm er den Namen Erwin an. Nach dem Studium arbeitete er am Allgemeinen Krankenhaus an der III. Medizinischen Abteilung unter dem Vorstand Professor Hermann Schlesinger (1866-1934), wo er 1933 seine Arbeit „Über das Fehlen von arteriellen Pulsen an den unteren Extremitäten“ veröffentlichte, und danach an der IV. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien unter dem Vorstand Professor Maximilian Weinberger (1875-1954). Hier publizierte er 1936 „Über Fieber- und Schmerzbekämpfung durch Pyrasulf“.[1] Daneben führte er seit 1932 eine Arztpraxis in Wien 2, Vorgartenstraße 186, und danach ab 1933 in Wien 9, Türkenstraße 25.

Neben seiner Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus Wien veröffentlichte er Artikel in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“, 1937 „Über Kleiderhygiene, Leitsätze für das Übergangswetter[2] und die „Ernährung des heranwachsenden Kindes“.[3] In der Märznummer des Jahres 1938 erschien von ihm sein letzter Artikel unter dem Titel „Das Kind im Frühling“.[4] In der selben Zeitschrift erschien auch von seiner Ehefrau Pepi Seidmann im Februar 1938 der Aufsatz „Die Pubertät“.[5]

Erwin und Pepi Seidmann lebten 1938 in Wien 11, Hauffgasse 14/19. Beide wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Sie wurden nach Riga deportiert und ermordet, und beide 1947 vom Landesgericht für Zivilrechtsachen für tot erklärt.[6] Seinen Eltern sowie seinen Geschwistern Robert, Leon und Emilie (1916-?) gelang im November 1939 die Flucht über Göteborg in Schweden in die USA.

Quellen:

IKG Wien, Trauungsbuch, 1936, Seidmann Erwin, Klein Pepi (2.8.1936).

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-1038, Seidmann Simon (Nationalien Datum: 1926/27).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0738, Seidmann Simon (Rigorosum Datum: 23.1.1932).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 194-0686, Seidmann Simon (Promotion Datum: 1926/27).

Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, Auswanderungskartei der IKG Wien, Seidmann Moses, Chaje, Emilie.

Liste der Namen jüdischer Einwohner Lettlands, das Ergebnis einer Forschung des Zentrums für Judaistik der Universität Lettland unter der Leitung von Prof. Ruvin Ferber und in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Historischen Archiv Lettlands, 2002.

DÖW, Seidmann Erwin, Pepi.

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 12.331, Seidmann Erwin

ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 16.413, Seidmann Erwin Dr.

Yad Vashem, Seidmann Erwin, Pepi.

Literatur:

Seidmann, Simon: Über das Fehlen von arteriellen Pulsen an den unteren Extremitäten. Aus der III. med. Abteilung des Wiener allgemeinen Krankenhauses (Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Hermann Schlesinger). Sonderdruck aus: Archiv für innere Medizin. Wien: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1933.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1936, S. 165-166.

[2] Die Frau und Mutter, H. 9, 1937, S. 20

[3] Die Frau und Mutter, H. 11, 1937, S. 18.

[4] Die Frau und Mutter, H. 3, 1938, S. 20.

[5] Die Frau und Mutter, H. 2, 1938, S. 20.

[6] Wiener Zeitung, 26.10.1947, S. 6.

Normdaten (Person): Seidmann, Simon: BBL: 42783; GND: 1315527340;

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Letzte Aktualisierung: 20241101

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [260]: Ludwig Waelsch – Dermatologe an der Deutschen Universität Prag

Ludwig Waelsch – Dermatologe an der Deutschen Universität Prag

Autor: Walter Mentzel

Published online: 09.01.2024

Keywords: Dermatologe, Medizingeschichte, Prag

Ludwig Waelsch wurde als Sohn des Hopfenhändlers Benedict Waelsch (1830-1898) und Karoline, geborene Basch, am 20. November 1867 in Prag geboren. Sein Bruder Emil Walsch (1863-1927) war Professor an der Technischen Hochschule. Sein Vater war im Kreuzerverein zur Unterstützung armer israelitischer Waisenmädchen im Königreich Böhmen aktiv.[1]

Nachdem er 1886 das Gymnasium absolviert hatte, studierte er an der Deutschen Universität in Prag Medizin und promovierte 1893. Im selben Jahr erfolgte zur Ableistung seines Militärdienstes seine Zuteilung zum Garnisonsspital Nr. 11 in Prag,[2] wo er 1895 zum Assistenzarzt-Stellvertreter im Infanterieregiment Nr. 28 ernannt wurde.[3]

Waelsch begann seine berufliche Laufbahn an einer internen Klinik, 1894 kam er als externer Arzt an die II. Klinik für Dermatologie und Venerologie des ehemaligen Assistenten von Ferdinand von Hebra (1816-1880) Philipp Josef Pick (1834-1910) und nahm hier 1895 eine Assistentenstelle an. Seit diesem Jahr führte er auch eine rasch wachsende Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Daneben errichtete er eine Ambulanz in einem Prager jüdischen Krankenhaus und fungierte als Konsiliararzt im Spital des Prager Handelsgremiums,[4] sowie als Chefarzt im 1914 errichteten Krankenhaus des Roten Kreuzes in Prag.[5]

1898 erfolgte seine Habilitation im Fach Dermatologie, 1907 seine Ernennung zum a.o. Prof. für Dermatologie und Syphilidologie.[6] Nachdem 1908 seine Bewerbung um eine Chefarztstelle in Wien scheiterte, erhielt er 1916 den Titel a.o. Prof. für Dermatologie und Venerologie an der Medizinischen Fakultät an der Deutschen Universität Prag.[7]

Waelsch befasste sich u.a. mit Pilzerkrankungen der Haut, der Lehre von der Ansteckungsfähigkeit der Warzen und ähnlicher Hauterkrankungen, sowie mit Geschlechtskrankheiten. Zahlreiche seiner Arbeiten publizierte er in der „Prager medizinischen Wochenschrift“ und vor allem im „Archiv für Dermatologie und Syphilis“. Zwanzig seiner Arbeiten befinden sich in der Separata-Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Zwischen 1903 und 1905 redigierte er die „Prager medizinische Wochenschrift“, weiters war er Mitglied der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Prag, seit spätestens 1895 Mitglied und später auch Vizepräsident des Vereins Deutscher Ärzte in Prag, wo er 1895 einen Vortrag „Zur Anatomie des Favus“ hielt, sowie der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten. Im Israelitischen Spitalbauverein in Prag gehörte er dem Vorstand, u.a. als 2. Obmannstellvertreter, an.[8] Er engagierte sich im Krankenunterstützungsverein deutscher Ärzte, als Ausschussmitglied der Bezirksvertretung deutscher. Ärzte und als Stellvertreter des Ärztekammerausschusses in Böhmen.

Neben seiner Leidenschaft als Sammler von Büchern, Gemälden, Porzellan und Glas, war er noch als Schriftsteller tätig. U.a. publizierte er unter den Pseudonym „Franz Rainer“ das Stück „Das heiße Herz“, das 1919 am Prager Theater uraufgeführt wurde.[9]

Ludwig Waelsch verstarb am 5. April 1924 in Prag. Nach seinem Tod wurde ihm zu Ehren in Prag die Ludwig Waelsch-Stiftung ins Leben gerufen.

Quellen:

Hlaváčková Ludmila/Svobodný Petr, Biographischer Lexikon der deutschen medizinischen Fakultät in Prag 1883–1945, Prag, 1998.

Literatur:

Waelsch, Ludwig: Zur Anatomie des Favus. Vortrag gehalten in der Sitzung des Vereines deutscher Aerzte in Prag am 8. März 1895. Sonderabdruck aus: Prager medizinische Wochenschrift. Prag: 1895.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-20102]

[1] Prager Tagblatt, 24.3.1883, S. 6.

[2] Prager Tagblatt, 16.11.1893, S. 4.

[3] Prager Tagblatt, 17.1.1895, S. 5.

[4] Prager Tagblatt, 8.5.1913, S. 3.

[5] Prager Abendblatt, 19.2.1915, S. 3.

[6] Wiener Allgemeine Zeitung, 18.10.1907, S. 2.

[7] Neue Freie Presse, 9.10.1916, S. 7.

[8] Prager Tagblatt, 28.11.1910, S. 3.

[9] Prager Tagblatt, 6.4.1924, S. 4.

Normdaten (Person): Waelsch , Ludwig: BBL: 42740; GND: 140809368;

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Letzte Aktualisierung: 20240901

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