Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: DigiSick ZeitzerwürfeltKritisches

DigiSick
ZeitzerwürfeltKritisches

Die (globale) Entwicklung lässt zu wünschen übrig.
Die (digitalen) Ursachen dieser Fehl-Entwicklung geben Anlass zu Spekulationen.

Sogar Microsoft ’selbst‘ gibt sich dumpfen Grübeleien (Gedanken?) hin –
siehe Goldfisch-Aufmerksamkeitsspanne: Goldfische können sich länger konzentrieren als Opfer des ‚digitalen Hamsterrades‘. Goldfisch versus Wischling..(?)

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https://www.geneticliteracyproject.org/2016/07/25/another-modern-myth-shrinking-attention-spans/

Lembke G (2016) Im digitalen Hamsterrad. Ein Plädoyer für den gesunden Umgang mit Smartphone &
Co medhochzwei

Allerdings: Die merkwürdige Microsoft-Story vom Goldfisch (Carassius auratus) , dessen Aufmerksamkeitspanne die des homo sapiens sapiens (‚digitaliensis‘) überträfe, lässt sich zwar spektakulär verkaufen, hält aber einer kritischen Prüfung nicht stand.

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Dazu: Kritisch geprüft wird immer seltener – und –

„Je wackliger eine Argumentation, desto vehementer und humorloser wird sie vertreten.“
E. v. Hirschhausen.

Vielleicht: In der MultitaskingGeschäftigkeit moderner Wischlinge tun sich keine Nischen für ‚Denk-Pausen‘ auf – falls doch – werden sie wegge’wischt‘, umgehend, reflexartig.
Gedanken zu Ende denken – war einmal.

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Lembke G, Leipner I (2015) Die Lüge der digitalen Bildung. Warum unsere Kinder das Lernen
verlernen. Redline

Warum sie das Lernen verlernen – und das Denken – scheinbar. .

Endlich NichtDenker Handbuch für den überforderten Intellektuellen: Stein H, (2004) Eichborn)

„Es ist so bequem unmündig zu sein. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen.“
Emmanuel Kant

rattenfaengerh

Denk-Fehler, Fehl-Denken, NichtDenken und Gedanken-Lose

Schwaches Denken „il pensiero debole“ (Umberto Eco – et al.), Phantasie-loses -, zB.:
(fracking: https://wissenschaft3000.wordpress.com/tag/zerstorung/page/2/)w störerisch (zerstörterplanet)

Böses Denken, Unethisches Denken (Geld als WAFFE); Schrankenloses Wachstum (Randers J,
MaxtonG (2016) Ein Prozent ist genug. Oekom) Bettina Stangneth (2016): Böses Denken. ePUB,
Rowohlt E-Book Hamburg
„Awfulizing”: Die innere Programmierung des Negativen (Horx M (2017) Das postfaktische Zeitalter

NachDenkliche, Promethisch (Voraus-) Denkende

Horx M (2013) Zukunft wagen DVA, eBook
http://www.horx-future-blog.at/der-megatrend-achtsamkeit/
Bertell R „Kriegswaffe Planet Erde“(2016) Gegen die Zerstörung von Mutter Erde,
BrennanJ (2017) Gegen Demokratie.
Warum wir die Politik nicht den Unvernünftigen überlassen dürfen. Ullstein
Felber C (2016) Gemeinwohl-Oekonomie (GWO) Ethischer Welthandel.
Alternativen zu TTIP, WTO & Co. Deuticke,
http://www.christian-felber.at/schaetze/gemeinwohl.pdf
Michio Kaku (2013)
https://www.welt.de/wissenschaft/article112447946/Die-Zukunft-der-Menschheit-wird-fantastisch.html
——
Epilog: „Wem Gott ein Amt gibt, raubt er den Verstand.“
Hymnus an die Zeit (mit einer Kindertrompete zu singen)
Erich Kästner

und-er-sah,-dass-es-nicht-gut-war

„Er erinnert an eine Laus auf der Glatze. Ringsherum eitel Glanz –
und in der Mitte: nichts als eine Laus.“
Stanislaw Jerzy Lec

„Herr, vergib ihnen, denn sie wissen, was sie tun“
Karl Kraus
—-
Die Handlungen und Personen sind erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig.

Anm.: Analoges Denken ist nicht als ‚Antipode‘ des Digitalen zu verstehen.
http://www.cogsys.wiai.uni-bamberg.de/teaching/ws0708/sem_b/tudoseAusarb.pdf
http://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2012/11/Redemanuskript_Bonn_Nov2012_DHV.pdf

Interest: no
Gender: beyond

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Univ Prof. Dr. Klaus Markstaller im Gespräch mit PEOPLE: Menschen und Medizin im Wiener AKH


Univ Prof. Dr. Klaus Markstaller im Gespräch mit PEOPLE: Menschen und Medizin im Wiener AKH 2/2017:

Zur kompletten Ausgabe –>LINK

PEOPLE: MENSCHEN und Medizin im Wiener AKH, herausgegeben von der B & K Bettschart und Kofler Medien- und Kommunikationsberatung GmbH, steht unter der Schirmherrschaft des Vereins zur Förderung von Wissenschaft und Forschung in den Neuen Universitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.
PEOPLE ist ein Gratis-Magazin und berichtet viermal im Jahr über die beeindruckenden Leistungen der Spitzenmedizin ebenso wie über die neuesten Einsichten zur Gesundheitsvorsorge und zur Lebensstil-Medizin. Die redaktionellen Beiträge werden von erfahrenen Medizinjournalisten unter der fachlichen Beratung der wissenschaftlich tätigen Mediziner des Wiener Allgemeinen Krankenhauses in einem allgemein verständlichen Stil geschrieben.
PEOPLE wird in einer Auflage von 70.000 Exemplaren gedruckt und flächendeckend an zentralen Punkten des AKH, im Hanusch-Krankenhaus und in den Kassenambulatorien der Wiener GKK verteilt und an alle niedergelassenen Ärzte in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland versendet.

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Facts & Figures

Facts & Figures 2017*

7 914 MedUni Wien Studierende (inkl. Mitbelegende)
3 280 MedUni Wien WissenschaftlerInnen/Lehrende

698 490 Bibliotheksbesuche
8 297 Entlehnende
720 658 Kataloganfragen

5 248 eJournals
1 673 850 Volltextzugriffe

26 lizenzierte Datenbanken
184 125 Zugriffe

6 131 eBooks
1 673 850 Aufrufe

230 717 Buchbestand (Aleph)
178 022 Entlehnungen

135 Bibliothekskurse
2489 Teilnehmende

Factbox
*Berichtsjahr 2016

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [30]: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers, 1861.

Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers. Pest, Wien und Leipzig: C. A. Hartleben’s Verlags-Expedition 1861.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 1185]

http://search.obvsg.at/

ABB-01_Ignaz_Semmelweis

Abb. 1    Iganz Philipp Semmelweis

Ignaz Philipp Semmelweis (*01.07.1818 Ofen (Budapest), gest. 13.08.1865 Wien) stammte aus einer Budapester Kaufmannsfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums begann er auf Wunsch des Vaters ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, wechselte aber bald zur Medizin. Nachdem er das erste Studienjahr in Wien beendet hatte, verbrachte er das zweite und dritte Studienjahr an der Universität in Budapest, bevor er die beiden letzten Studienjahre wieder in Wien absolvierte. Nach seiner Promotion zum Doctor medicinae 1844, zum Magister der Geburtshilfe 1844 und zum Doctor chirurgiae 1845 begann er 1846 als Assistent bei Johann Klein (1788-1856) in der Ersten Wiener Gebärklinik zu arbeiten.

Zu dieser Zeit war das Wochenbettfieber eine sehr häufige Todesursache in der Gebärklinik. Etwa 15% der Wöchnerinnen der Klinik starben damals im Wochenbett. Bekannt war auch, dass die Sterblichkeitsrate in der I. Klinik, in der Mediziner arbeiteten, wesentlich höher war, als in der II. Klinik, in der die Wöchnerinnen von Hebammen betreut wurden. Semmelweis kam aufgrund seiner Beobachtungen und pathologisch-anatomischen Untersuchungen zum Schluss, dass ein „zersetzter tierisch-organischer Stoff“[1] an den Händen der Geburtshelfer ursächlich für die hohe Mortalität der Wöchnerinnen sei. Ab Mai 1847 wies Semmelweis seine Studenten in der Klinik an sich ihre Hände in einer Chlorkalklösung zu reinigen. Alle Instrumente, Schüsseln und die Wäsche der Wöchnerinnen wurden auf ähnliche Weise desinfiziert. Der Erfolg der getroffen Maßnahmen stellte sich umgehend ein: 1847 starben nur noch 5,04% und 1848 nur noch 1,1% der Entbundenen in der Ersten Gebärklinik. Semmelweis erkannte bereits 1847 den Zusammenhang zwischen Kindbettfieber und Wundinfektionen. In seinem Hauptwerk von 1861 Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers schrieb er: „Der Träger der zersetzten thierisch-organischen Stoffe ist der untersuchende Finger, die operierende Hand, Instrumente, Bettwäsche, die atmosphärische Luft, Schwämme, welche mit decomprimirten Excrementen schwer erkrankter Wöchnerinnen oder anderer Kranken und hierauf wieder mit Kreissenden und Neuentbundenen in Berührung kommen, Leibschüsseln, mit einem Worte Träger des zersetzten thierisch-organischen Stoffes ist alles das, was mit einem zersetzten thierisch-organischen Stoffe verunreinigt ist, und mit den Genitalien der Individuen in Berührung kommt.“[2]

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Abb. 2    Titelblatt: Semmelweis: Die Aetiologie […]. Pest: Hartleben 1861.

Trotz dieses Erfolges wurden die Arbeiten von Iganz Semmelweis lange Zeit nicht anerkannt. Viele Ärzte wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst die Verursacher des Kindbettfiebers waren. Aufgrund von Anfeindungen und Intrigen seiner Kollegen wurde seine Assistenzstelle 1849 nicht verlängert. Semmelweis verließ daraufhin 1850 Wien und wurde 1851 Leiter der Geburtshilfeabteilung in Budapest und ab 1855 Professor für Geburtshilfe. Seinem 1861 erschienen Hauptwerk „Die Aetiologie […]“ blieb ebenfalls der Erfolg verwehrt. Nur wenige Ärzte, darunter die Wiener Mediziner Ferdinand von Hebra (1816-1880), Joseph Skoda (1805-1881) und Carl von Rokitansky (1804-1878) setzten sich für Semmelweis ein. Semmelweis ging nun dazu über die Ärzteschaft in offenen Briefen anzugreifen. Er wurde von drei Ärztekollegen im Juli 1865 ohne Diagnose in die Landesirrenanstalt Döbling eingeliefert. Einigen Quellen zufolge soll Semmelweis‘ Einlieferung auf eine Intrige zurückzuführen sein. Er hatte zuvor wiederholt versucht, seine Kollegen von der Richtigkeit seiner Erkenntnisse zu überzeugen, dennoch war ihm wiederum fast nur Ablehnung entgegengebracht worden.

Semmelweis starb in der Anstalt am 13. August 1865 – dem damaligen Obduktionsbericht zufolge – an einer durch eine kleine Schnittverletzung hervorgerufenen Blutvergiftung. Laut anderen Berichten sei er bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal zu Tode gekommen. Bei einer Exhumierung der sterblichen Überreste Semmelweis‘ 1963 wurden multiple Frakturen an Händen, Armen und am linken Brustkorb festgestellt. Ignaz Philipp Semmelweis hinterließ eine Frau und drei Kinder. Erst eine Ärztegeneration später setzte sich die Umsetzung von Semmelweis‘ Hygienemaßnahmen bei Frauen im Kindbett durch.

Text: Harald Albrecht

Quellen:

Durnová, Anna: In den Händen der Ärzte. Ignaz Philipp Semmelweis. Pionier der Hygiene. St. Pölten, Salzburg und Wien: Residenz Verlag 2015.

Semmelweis, Karl: Dr. Ignaz Philipp Semmelweis. Der Retter der Mütter. Eisenstadt: Eigenverlag 2015.

Nuland, Sherwin B.: The doctor’s plague. Germs, childbed fever, and the strange story of Ignác Semmelweis. New York und London: W.W. Norton & Company 2003.

Wyklicky, Helmut und Manfred Skopec: Iganz Philipp Semmelweis (1818-1865) als Prophet der Bakteriologie. Sonderdruck aus: Hygiene + Medizin. Wiesbaden: mph-Verlag 1983.

[1] Wyklicky, Helmut und Manfred Skopec: Iganz Philipp Semmelweis (1818-1865) als Prophet der Bakteriologie. Sonderdruck aus: Hygiene + Medizin. Wiesbaden: mph-Verlag 1983. S. 396.

[2] Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers. Pest, Wien und Leipzig: C. A. Hartleben’s Verlags-Expedition 1861. S. 103-104.

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Weitere Van Swieten Blog Beiträge:
Ferdinand von Hebra (1816-1880)
Joseph Skoda (1805-1881)
Med. histor. Dissertation von Carl von Rokitansky (1804-1878)
Med. histor. Dissertation von Joseph Skoda (1805-1881)

Med. histor. Dissertation von Ferdinand von Hebra (1816-1880)

Neuerwerbungen im Juni`17:

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert.

Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.

Alle Neuerwerbungen finden Sie im Katalog–>LINK

Beispiele:

Endspurt Vorklinik : [die Skripten fürs Physikum]. Anatomie 2 : Brusteingeweide, Baucheingeweide, Beckeneingeweide
2017

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Endspurt Vorklinik : [die Skripten fürs Physikum]. Anatomie 3 : Kopf, Hals, ZNS, Sinnesorgane
2017

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Handbuch der Echokardiografie
Wilkenshoff, Ursula [VerfasserIn] Kruck, Irmtraut Mühr-Wilkenshoff, Felix [MitwirkendeR]
2017
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Fallkonzeption und Therapieplanung in der Suchtbehandlung : interdisziplinäres Fallverstehen als Grundlage einer erfolgreichen Suchtbehandlung
Funke, Wilma, 1955- [VerfasserIn]
2017
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A dictionary of science
Law, Jonathan [HerausgeberIn]
2017

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FRESH eBooks 2017

Mit der laufenden Erweiterung

des eBooks-Bestandes

gewährleistet  die

Universitätsbibliothek

ständig verfügbare Literatur .

Alle eBooks können über die Suche – Ubmed findit im Volltext abgerufen werden.

Die kürzlich lizenzierten eBooks finden Sie hier–>LINK

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Remote Access zum LOG-IN –>LINK
Nach dem Log-in –>
Suche – Ubmed findit

Achtung: Der Remote Access funktioniert nur für lizenzierte elektronische Ressourcen der Universitätsbibliothek und nur „off-campus“.

 

Sommeröffnungszeiten

Sommeröffnungszeiten

01.07.-09.07.2017:
Mo-Fr: 8 – 20 h
Sa, So GESCHLOSSEN

10.07.-11.08.2017:
Mo, Mi, Fr 8 – 16 h
Di, Do 8 – 20 h
Sa, So, GESCHLOSSEN

12.08.-20.08.2017 GESCHLOSSEN

21.08.-17.09.2017:
Mo, Mi, Fr 8 – 16 h
Di, Do 8 – 20 h
Sa, So, GESCHLOSSEN

18.09-01.10.2017:
Mo-Fr: 8 – 20 h
Sa, So GESCHLOSSEN

Ab 02.10.2017: reguläre Öffnungszeiten–>

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Öffnungszeiten Zweigbibliotheken

» Zweigbibliothek für Zahnmedizin

» Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Sommeroeffnungszeiten

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [29]: Restitution: Prof. Carl Julius Rothberger

Restitution: Prof. Carl Julius Rothberger

Im Februar 2017 konnte die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im Rahmen der NS-Provenienzforschung aus den Beständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin ein Buch aus der Provenienz, Prof. Carl Julius Rothberger, an die in New Jersey lebende Erbin und Tochter von C. J. Rothberger, restituieren. Damit erfolgte ein drittes Mal eine Restitution in diesem Fall, nachdem bereits am 30. September 2010 der Tochter des ehemals an der Medizinischen Fakultät Wien tätigen Univ.-Prof. Carl Julius Rothberger im Rahmen eines Restitutionsaktes 39 Bücher aus der Hand des damaligen Rektors der Medizinischen Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz, im historischen Lesesaal des Josephinums und im Juli 2011 in New Jersey ein weiteres Buch übergeben werden konnten.

https://ub.meduniwien.ac.at/ueber-uns/provenienzforschung/durchgefuehrte-restitutionen/prof-carl-julius-rothberger-1871-1945-mediziner-an-der-medizinischen-fakultaet/

https://www.youtube.com/watch?v=nIP684L9Yrs

Bei dem nunmehr restituierten Buch handelte es sich um ein medizinisches Lehrbuch:

Budge Julius: Lehrbuch der speciellen Physiologie des Menschen. Für Vorlesungen und zum Selbststudium. 8. umgearb. Aufl. Leipzig: Voigt & Günther 1862.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: (803) Restitution 2017,02]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb/action/search.do?fn=search&ct=search&initialSearch=true&mode=Basic&tab=default_tab&indx=1&dum=true&srt=rank&vid=UMW&frbg=&tb=t&vl%28freeText0%29=Budge+Lehrbuch+der+speciellen+Physiologie+&scp.scps=scope%3A%28ACC_acc05_M900%29%2Cscope%3A%28UMW_aleph_acc%29%2Cscope%3A%28UMW_O_SFX%29

Das Buch enthält eine handschriftliche Signierung von Rothberger, die die Provenienz „Rothberger“ stichhaltig belegt.

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Abbildung 1 Autograf: Carl Julius Rothberger

Weiters kann aus der handschriftlichen Anmerkung entnommen werden, dass das Buch im November 1886 von Rothberger, der zu diesem Zeitpunkt ein 15-jähriger Gymnasiast war, in Besitz genommen wurde.

Carl Julius Rothberger wurde am 14. Oktober 1871 in Wien geboren und stammte aus einer bekannten Wiener jüdischen Familie. Er begann 1891 in Wien mit dem Studium der Medizin. Nach seiner Promotion 1897 arbeitete er im Bakteriologischen Laboratorium des k.k. Militär-Sanitäts-Comités, danach im Bakteriologischen Laboratorium der Krankenanstalt Rudolfsstiftung unter dem damaligen Vorstand Richard Paltauf (1858-1924) und 1898 an der I. Medizinischen Universitätsklinik bei Hermann Nothnagel (1841-1905). Am 1. Oktober 1899 trat er in das Institut für allgemeine und experimentelle Pathologie ein, das damals noch unter der Leitung von Philipp Knoll (1841-1900) stand.

Hier arbeitete er zunächst als Demonstrator und ab 1901 als unbesoldeter Assistent. 1904 habilitierte er sich für allgemeine und experimentelle Pathologie. Vom Jahre 1908 an stand für Rothberger die Elektrokardiographie im Mittelpunkt seiner Forschungen. Im April 1912 wurde Rothberger zum ao. Prof. für allgemeine und experimentelle Pathologie ernannt. Nach dem Tod Paltaufs 1924 ging die Leitung des Institutes auf Rothberger über, ohne, dass er jemals zum Vorstand ernannt wurde.

Im Jahr 1936 wurde Rothberger im Alter von 65 Jahren frühzeitig pensioniert und das Extraordinariat aus dem Dienstpostenplan der Universität Wien ausgeschieden. Als Grund für seine Pensionierung führte das zuständige Bundesministerium für Unterricht Sparzwänge an. Auf seinen Wunsch hin erlaubte ihm das Ministerium bis 1941 (sein gesetzlich vorgesehener Pensionsantrittstermin) unentgeltlich als Honorar Professor am Institut weiter zu arbeiten.

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Abbildung 2 C.J. Rothberger, 1916; Pathologie, Verwundeten-Spital der Universität Wien. Mit eigenhändiger Unterschrift (Archiv der Universität Wien).

Carl Julius Rothberger wurde am 13. März 1938 wegen seiner jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verhaftet, interniert und über Intervention des damaligen Dekans der Medizinischen Fakultät Eduard Pernkopf (188-1955) wieder frei gelassen. Laut seiner am 30. Juni 1938 vorgenommenen Vermögensanmeldung bei der Vermögensverkehrsstelle beim Ministerium für Arbeit und Wirtschaft, die die Zwangsenteignungen („Arisierungen“) des jüdischen Privatvermögens organisierte, war er im Besitz einer medizinischen Bibliothek, die sich nach seinen Angaben an seinem früheren Arbeitsplatz am „Universitätsinstitut“ befand. In seinem nach dem November 1938 angegebenen Nachtrag an die Vermögenverkehrsstelle über die Veränderungen zu seiner am 30. Juni 1938 abgegebenen Vermögensanmeldung präzisierte Carl Julis Rothberger: „Der Vollständigkeit halber gebe ich noch bekannt, dass meine oben ad III c) angegebenen Bücher im Wert von RM 1.000.- sich noch im Universitätsinstitut befinden und mir tatsächlich nicht zur Verfügung stehen …“.

Carl Julius Rothberger starb zusammen mit seiner Frau bei einem der letzten Bombenangriffe auf die Wiener Innenstadt am 13. März 1945 im Philipphof.

Nunmehr konnte das Buch 133 Jahre, nachdem Rothberger in den Besitz des Buches kam und 79 Jahre nach seiner Beraubung durch die Nationalsozialisten, seiner Tochter restituiert werden.

Text: Walter Mentzel

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [39]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [39]: Das Auge in Malerei, Musik und Literatur

Ludwig van Beethoven schuf zwischen 1795 und 1798 in Wien ein Duett in Es-Dur für Viola und Violoncello mit zwei obligaten Augengläsern. Es war wahrscheinlich für zwei befreundete, kurzsichtige Spieler bestimmt. Der Cellist war vermutlich Nikolaus von Zmeskall, dem Beethoven schon früher ein Streichquartett in F-Moll , op. 95, gewidmet hatte. Das Duo ist ohne Opuszahl und konnte nur aufgrund seines ungewöhnlichen Namens eruiert werden.

Beethoven
Ludwig van Beethoven, Duett „mit zwei obligaten Augengläsern“ für Viola und Cello in Es-Dur, entstanden
1795-98. Erstveröffen tlichung 1971.

https://www.youtube.com/results?search_query=Beethoven+Duett+Mit+Zwei+Obligaten+Augengl%C3%A4sern
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_van_Beethoven
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Zmeskall

Alle Beiträge–>Augenheilkunde

Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling