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–>BÜCHERBÖRSE: Studierendenlesesaal AKH/Ebene 5C, Di. 16.10.2018 von 10.00 – 13.00 Uhr

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Di. 16.10.2018 von 10.00 – 13.00,
Di. 30.10.2018 von 10.00 – 12.00 und
Di. 13.11.2018 von 10.00 – 11.00 Uhr.

im Studierendenlesesaal der Universitätsbibliothek

Das Angebot umfasst alle
medizinischen Fachbereiche.

Studierendenlesesaal AKH/Ebene 5C

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Grafik–> Punkt 4, Studierendenlesesaal AKH/Ebene 5C

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [75]: Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Medizinier in der Revolution 1848: Ernst Krackowizer

Text: Dr. Walter Mentzel

Ernst Krackowizer arbeitete 1848 als Chirurg und Assistent am Allgemeinen Krankenhaus in Wien und gehörte zu jenen Medizinern, die wegen ihrer aktiven Beteiligung an der Revolution von 1848 nach deren Niederschlagung verfolgt wurden und das Kaisertum Österreich verlassen mussten.

Ernst Nepomuk Krackowizer wurde am 3. Dezember 1821 in Spital am Pyhrn in Oberösterreich als Sohn des kaiserlichen Richters Ferdinand Krackowizer (1777-1826) und Theresia Richter (1794-1866) als eines von acht Kindern geboren. Nach dem Besuch des Stiftsgymnasiums in Kremsmünster studierte er an den Universitäten in Wien und Pavia Medizin. 1845 schloss er sein Studium in Wien mit seiner Graduierung zum Doktor der Medizin und der Chirurgie, sowie 1846/47 mit dem Magister der Geburtshilfe ab. Zunächst ließ er sich 1847 in Steyr als Arzt nieder,[1] übernahm jedoch noch im selben Jahr eine Assistentenstelle bei dem Chirurgen Franz Schuh (1804-1865) an der chirurgischen Klinik am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien.[2]

Ernst Krackowizer

An der Revolution von 1848 nahm Krackowizer als Hauptmann der Akademischen Legion teil und beteiligte sich vor allem während des sogenannten „Wiener Oktoberaufstandes“ an den Straßenkämpfen gegen die aus Wien nach Ungarn zur Niederschlagung der Revolution ausziehenden kaiserlichen Truppen und an den darauf anschließenden Kämpfen um die Belagerung Wiens. Nach der Eroberung Wiens durch die kaiserliche Armee wurde er von den Polizeibehörden verfolgt und steckbrieflich gesucht. Nachdem ihm die Flucht aus Wien geglückt war, arbeitete er in Tübingen als Assistent des Chirurgen Victor von Bruns (1812-1883). Da er auch hier vor der Verfolgung aufgrund einer von den österreichischen Behörden verlangten Auslieferung nicht sicher war, flüchtete er zunächst nach Kiel, von wo er schließlich 1850 in die USA emigrierte. In New York heiratete er 1851, die aus der Steiermark stammende und ihm 1850 in die USA nachgefolgte Emilie Forster (1826-1919). Mit ihr hatte er eine Tochter, Maria, die 1887 den Ethnologen, Sprachwissenschafter und Physiker Franz Boas (1858-1942) heiratete. Von Ernst Krackowizer sind eine Reihe von Briefen erhalten, die er während und nach der Revolution von 1848 geschrieben hatte. Sie wurden im „Journal of the history of medicine and allied science“ (Voll III, Nr. 1, December 1948, S. 65-94) von seinem Enkel, Ernst von Boas (1891-1955), unter dem Titel „A Refugee Doctor of 1850“ veröffentlicht.

In den USA arbeitete Krackowizer nach seiner Ankunft zuerst als praktischer Arzt in Williamsburg und nach seiner 1857 erfolgten Übersiedlung nach New York als Chirurg am Brooklyn City Hospital, am German Dispensary und am German Hospital (Lenox Hill Hospital). Krackowizer avancierte in den USA zu einem renommierten Chirurgen und führenden Laryngologen, der hier auch angeblich den Kehlkopfspiegel bekannt gemacht haben soll. Er war Mitglied und Vorsitzender der „Pathological Society“ sowie der „Medical Society of the Country of New York“, Mitbegründer des „Deutsche Hospital“ und gründete 1852 gemeinsam mit Kollegen die „New Yorker medizinische Monatsschrift“. Ebenso engagierte er sich als Mitglied im 1871 gegründeten „Committee of Seventy“, einer Bürgerreformbewegung, die sich zur Kontrolle der Regierung konstituiert hatte.

Während des Sezessionskrieges (1861-1865) diente Krackowizer, der ein deklarierter Gegner der Sklaverei und ein Anhänger des republikanischen Präsidenten Abraham Lincoln war, auf der Seite der Nordstaaten sowohl als Generalinspekteur der Militärspitäler und beratender Chirurg der Unionsarmee, als auch in zwei Schlachten als Chirurg in Feldspitälern.

Krackowizer starb am 23. September 1875 an Typhusfieber auf seinem Landgut Greenmount in Sing-Sing (Ossining) in der Nähe von New York City. 1876 gaben seine Freunde und Kollegen in New York zu seinem Andenken ein Gedenkbuch („In Memory of Ernst Krackowizer“) heraus. [3]

Von Ernst Krackowizer besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin seine 1845 an der Universität Wien approbierte Dissertation mit dem Titel „De Nexu Functionum Organicarum“.

Krackowizer: De Nexu Functionum Organicarum […]. Wien: 1845.

Weiters findet sich an der Zweigbibliothek zu Ernst Krackowizer der von Abraham Jacobi verfasste Nachruf:

Jacobi, Abraham: Biographical Sketch of Ernst Krackowizer. Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr.589]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8590092&pos=1&phys=#

sowie Althof, H.: Rede [über Ernst Krackowizer] Abschrift aus: In memory of Ernst Krackowizer. New York: Putnam 1875.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 619]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8536569&pos=0&phys=#

und: Obituary Dr. Ernst Krackowizer. New York: 1875. Abschrift aus: New Yorker Staats-Zeitung, Jg. 41. Nr. 229.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Abschr. 618]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8599586#

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-435, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 18.3.1845).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Promotionsprotokolle, Sign. 176-0320, Krackowitzer Ernest (Promotion Datum 21.2.1847).

Literaturliste:

Krackowizer, Ernst: Dissertatio Inauguralis Chemico-Physiologica De Nexu Functionum Organicarum, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Præsidis Et Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, nec non Clarissimorum Et Celeberrimorum D. D. Professorum pro Doctoris Medicinae Laurea Rite Obtinenda in antiquissima ac celeberrima Universitate Vindobonensi. In theses disputabitur in aedibus Universitatis die […] mensis Martii anni 1845. Wien: Typis Carolis Ueberreuter 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-3058]

Keywords:

1848, Allgemeines Krankenhaus Wien, Chirurgie, Dissertation, Ernst von Boas, Ernst Krackowizer, Franz Boas, Franz Schuh, Kehlkopfspiegel, Laryngologie, Medical Society of the Country of New York, New York, New Yorker medizinische Monatsschrift, Pathological Society, Revolution, USA, Victor von Bruns, Medizingeschichte, Wien, Arzt

[1] Linzer Zeitung. 17.5.1847. S. 14.

[2] Wiener Zeitung. 10.1.1848. S. 1.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1876. Sp. 950.

Normdaten (Person) Krackowizer, Ernst: BBL: 30943; GND: 1017307725

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 30943 (13.09.2018); Letzte Aktualisierung: 2022 08 29
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=30943

Van Swieten Blog Logo Margrit Hartl

Blogserie Vertrieben 1938 – UPDATE: Leopold FREUND (1868-1943), Hugo FREY (1873-1951), Alfred FRIEDRICH (1896-1942), Emil FRÖSCHELS (1884-1972), Otto FÜRTH (1867-1938), Josef GERSTMANN (1887-1969), Karl GLAESSNER (1876-1944), Karl GLAS (1877-1958), Alfred GÖTZL (1873-1946), Bernhard GOTTLIEB (1885-1950)

UPDATE:

Von März bis bis November 2008 haben wir in der Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ die 1938 entlassenen Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vorgestellt und wichtige Informationsquellen zu deren Person bzw. wissenschaftlicher Bedeutung, überwiegend frei zugänglich, zusammengetragen.

Die enorm hohe Nutzung der einzelnen Blogbeiträge in den vergangenen zehn Jahren hat uns bestärkt, im Hinblick auf das aktuelle Gedenkjahr die Beiträge zu aktualisieren und insbesondere Links zu neuen frei verfügbaren Online-Quellen zu ergänzen.
Ab 12. März 2018 werden deshalb in Erinnerung an die von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien 1938 vertriebenen Professoren und Dozenten im Van Swieten Blog die Beiträge sowie Links zu weiterführenden Informationsquellen gepostet.

Projekt „Vertrieben 1938 – Biographien entlassener Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien“ im Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Logo: MMag.Margrit Hartl

Sonderblog-Serie Vertrieben 1938 – Biografien entlassener Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien UPDATE

https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=772

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [74]: Chiari, Ottokar: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Mit 244 Textabbildungen, 1916.

Chiari, Ottokar: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Mit 244 Textabbildungen. (= Neue deutsche Chirurgie/Bd. 19). Stuttgart: Verlag von Ferdinand Enke 1916.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 55916/19]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8554571&pos=2&phys=

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Titelblatt: Chiari: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart: 1916.

Ottokar von Chiari (*01.02.1853 Prag, gest. 12.05.1918 Puchberg am Schneeberg/Niederösterreich), dessen Todestag sich im Mai 2018 zum 100. Mal jährte, war der erste Ordinarius für Laryngologie in Österreich. Er stammte aus einer österreichisch-italienischen Familie die zahlreiche Juristen, Mediziner und Politiker hervorbrachte. Sein Vater Johann Baptist Chiari (1817-1854) war Gynäkologe – er war ursprünglich Professor in Prag, lehrte aber ab 1854 bis zu seinem Tod an der medizinisch-chirurgischen Josephs Akademie im Josephinum in Wien. Sein Bruder Hans Chiari (1851-1916) war Professor für Pathologie. Er war 1874/75 Assistent von Carl von Rokitanksy (1804-1878).

Ottokar von Chiari absolvierte in Wien das Schottengymnasium und studierte anschließend an der medizinischen Fakultät in Wien Medizin, wo er 1877 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert wurde. Seine Lehrer waren: Joseph Hyrtl (1810-1894), Joseph Skoda (1805-1881), Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892), Carl von Rokitansky und Ferdinand von Hebra (1816-1880). Nach einer zusätzlichen chirurgischen Ausbildung in der Klinik von Johann von Dumreicher (1815-1880) wurde er 1879 Assistent an der laryngologischen Klinik von Leopold von Schrötter (1837-1908).

Abb. 2    Chiari: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart: 1916. S. 163.

Ottokar von Chiari habilitierte sich 1882 im Fach Laryngo-Rhinologie und leitete vorerst ein Ambulatorium für Hals- und Nasenkranke an der Klinik von Hermann Nothnagel (1841-1905), später bekam er ein eigenes Ambulatorium im Direktionsgebäude des Allgemeinen Krankenhauses, wo er auch gut besuchte Kurse über Laryngo-Rhinoskopie abhielt. Chiari wurde 1891 zum außerordentlichen Professor ernannt und 1893 wurde ihm eine eigene Abteilung an der Wiener Poliklinik übertragen. 1899 wurde Chiari Leiter der laryngologischen Universitätsklinik und 1900 zu deren Vorstand ernannt. „1907 erhielt er Titel und Charakter eines o. Professors, 1912 wurde er – als erster Vertreter seines Faches in Österreich – o[rdentlicher, Anm.]. Professor.“[1] Chiari publizierte zahlreiche grundlegende laryngo-rhinologische Untersuchungen und führte die bis dahin von Chirurgen vorgenommenen laryngologischen Operationmethoden in sein neues Fachgebiet ein. 1916 wurde er, der auch die Bronchitis von Kaiser Franz Joseph (1830-1916) behandelt hatte, in den Freiherrenstand erhoben.

Hermann Marschik (1878-1969) schrieb 1919 über seinen Lehrer Chiari: „O. v. Chiaris überragende Bedeutung liegt darin, daß er frühzeitig bemüht war, der Laryngologie, die einst nur ein Nebenfach der internen Medizin war, zur Selbständigkeit zu verhelfen, die Rhinologie, ehedem ein Teilfach der Otologie, anzugliedern und das Ganze zu einem Teilfach der Chirurgie zu gestalten, wo es seinem Wesen nach auch hingehört. An dem Aufschwung, den die Laryngo-Rhinologie während seines Lebens genommen hat, hat er hervorragenden Anteil.“[2]

Abb. 3    Chiari: Chirurgie des Kehlkopfes und der Luftröhre. Stuttgart: 1916. S. 178.

Quellen:

Chiari, Ottokar Frh. von. In: Biographische Enzyklopädie deutschsprachiger Mediziner. Hrsg. von Dietrich von Engelhardt. Bd. 1. A-Q. München: K. G. Saur 2002. S. 104-105.

Chiari, Ottokar Freiherr von. In: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Hrsg. von Isidor Fischer. Zweite und dritte unveränderte Auflage. Erster Band Aaser-Komoto. München und Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1962. S. 242.

Schönbauer, Leopold: Chiari, Ottokar Frhr. v. [seit 1916]. In: Neue deutsche Biographie. Bd. 3. Bürklein-Ditmar. München: Duncker und Humblot 1957. S. 203.

Marschik, Hermann: Den Manen O. v. Chiaris. Sonderabdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie (53/2). Wien und Berlin: Urban & Schwarzenberg: 1919.

[1] Schönbauer, Leopold: Chiari, Ottokar Frhr. v. [seit 1916]. In: Neue deutsche Biographie. Bd. 3. Bürklein-Ditmar. München: Duncker und Humblot 1957. S. 203.

[2] Marschik, Hermann: Den Manen O. v. Chiaris. Sonderabdruck aus: Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie (53/2). Wien und Berlin: Urban & Schwarzenberg: 1919. S. 82.

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TOP-JOURNAL des Monats: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE (Impact Factor 79.258)

Die Universitätsbibliothek stellt DIE medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE

Zu den Volltexten: Jg. 322, H. 1 (1990) –

Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR
(geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.

Mit dem Impact Factor 79.258 (2017) zählt NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE zu den Top-Journalen in der Kategorie: Medicine, General & Internal – SCIE

ISSN: 0028-4793
eISSN: 0028-4793
52 issues/year

Logo Margrit Hartl

–>BÜCHERBÖRSE: Studierendenlesesaal AKH/Ebene 5C, Di. 16.10.2018 von 10.00 – 13.00 Uhr

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Di. 16.10.2018 von 10.00 – 13.00,
Di. 30.10.2018 von 10.00 – 12.00 und
Di. 13.11.2018 von 10.00 – 11.00 Uhr.

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Studierendenlesesaal AKH/Ebene 5C

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Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Myopie und die Müller’sche ‚Stützzelle‘.

Myopie und die Müller’sche ‚Stützzelle‘.

P. Heilig

Concept Ophthalmologie 6/2018, 30-31

Die triviale „Stützfunktion“ retinaler Müllerglia wird übertroffen durch manch raffiniertere Eigenschaft und Fähigkeit – eine soll hier erwähnt werden: Die optische Lichtleiterfunktion der Müllerzelle und ihr Bildtransfer durch die höchst komplex aufgebaute invertierte Vertebraten-Retina mit minimaler Verzerrung, reduzierter Streuung und kaum nennenswerten Verlusten.

Die Retina spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung und Entstehung emmetroper Achsenlängen des Auges. Die Feinabstimmung des Bulbuswachstums durch spezifische retinale Zelltypen und molekulare Prozesse konnte bisher noch nicht mit ausreichender Sicherheit definiert werden. Die retinale ON-Delayed-Retinal-Ganglienzelle (OND-RGC) lieferte erstmals eine Erklärung für Zusammenhänge zwischen Lichtstimulus-Spektren, retinalen Elementen und Myopisierungs-Tendenzen.

Auch eine Gliazelle – „Müller glia-derived PRss56“ (eine Serine Protease) beeinflusst als bisher unbekannter Faktor die sensiblen, fein aufeinander abgestimmten prae- und postnatalen Emmetropisierungs-Prozesse. Genetische Inaktivierung von PRss56 verursacht myopisierende Zunahme der Bulbus-Achsenlänge im Mäuse-Modell. Versuchstiere mit einer Null-Mutation des Transkriptionsfaktors Egr1 und  Bulbusachsen-Elongation i.e. Achsen-Myopie lieferten recht „brauchbare“ Resultate. Die Autoren prophezeien infolgedessen eine  prophylaktische oder möglicherweise therapeutische Anwendung ihrer Erkenntnisse bei der weltweit grassierenden  Myopisierung, eine Entwicklung mit endemischen Ausmaßen.

Besonders lässt eine Randbemerkung bezüglich der Heterogenität von Müller Zell-Populationen aufhorchen. Eine Subgruppe, lokalisiert vor allem in peripheren retinalen Arealen (“enriched in the peripheral region of the retina“) liefert Hinweise auf unterschiedliche retinale Funktionen der glialen Müllerzellen-Subspecies (“diverse retinal functions“). Dies erinnert an die Subpopulationen und Heterogenität intrinsic photosensitiver Melanopsin-exprimierender retinaler Ganglienzellen (MRGC) sowie Unterschiede hinsichtlich spektraler Sensitivität und Funktion. Beide oben erwähnten Zelltypen wurden jedoch traditionellerweise schlicht und vereinfachend als homogene Gruppen  eingestuft (“..traditionally been viewed as a homogeneous cell population“).

Das Nachdenken über mögliche Einflüsse peripherer retinaler Areale auf Myopisierungs-Prozesse hat noch keine konkreten oder sogar verwertbaren Ergebnisse gebracht. Vielleicht spielen die einzigartigen Lebend-Lichtleiter-Eigenschaften der in peripheren Netzhautarealen lokalisierten Müllerzellen (s. oben) eine gewisse Rolle. Apropos Licht: Erhöhte Lichtintensität rückt mehr und mehr in den Vordergrund bei der verzweifelt bemühten ‚Myopie-Prophylaxe‘. Die  häufig vom Sonnenlicht- abweichende Kunstlicht-Spektren werden jedoch allgemein zu wenig berücksichtigt. Während der Epoche kontinuierlicher (incandescent -) Glühbirnen-Kunstlicht-Spektren hielt sich die Myopie-Entstehung und deren Zunahme in Grenzen. Parallel mit der Entwicklung kurzwellig dominierten Kunstlichts (‚blue enriched white light‘) wurden und werden Trends rapider Zunahme axialer Bulbusachsen-Elongationen beobachtet. 

Die Licht-Industrie wird schon sehr lange und immer wieder über die Fehlentwicklung „Bläulich dominiertes Kunstlicht“ informiert – Brindley (S-cones: 1954): „..liefern keinen wesentlichen Beitrag zu Sehschärfe oder Formensehen“. Diverse Monitore und (HI-)LEDs etc. projizieren vornehmlich kurzwellig dominierte Spektren – nicht zuletzt in Kinder(!)-Augen. Die Entwicklung  hat sich in eine Sackgasse mit überdosiert grell-bläulichweiß dominierten Scheinwerfern und Tagfahrlichtern verirrt und findet offenbar nur sehr schwer wieder heraus. Tagfahrlichter (DRL) verursachen (‚worst case – since the advent of DRL‘) ‚Inattentional Blindness‘ und verschulden dadurch immer mehr Verkehrsunfälle mit Kindern, der seit DRL-Einsatz am stärksten gefährdeten Gruppe im Straßenverkehr.

Ad „Barrierefreiheit“: Blaue Schrift (s. Brindley) wird weltweit von nicht ausreichend informierten Web-Designern oder Programmierern für besonders wichtige Texte und Überschriften eingesetzt. Nicht nur Sehbehinderten wird damit ein Bärendienst erwiesen. Dunkler Hintergrund mit heller Schrift (reduzierte integrale Helligkeit, geringere und spätere ‚Office-Eye-Syndrome Symptomatik), Software, Apps, Filter, Brillen zur Blaulichtreduktion etc. können Abhilfe schaffen. Blaue Schrift verschwimmt oder verschwindet (Sehstörungen, trockenes Auge etc) geradezu am dunklen Hintergrund.

Funktionsausfälle bis zu ‚legal blindness‘ (retinale Lichtschäden, Myopie, AMD etc.) nehmen zu; Aufgabe einer prophylaktischen Ophthalmologie (siehe Lichthygiene) wäre es zu informieren und kontraproduktive Trends zu verhindern. Als Desideratum ist eine Rückkehr zu physiologischen Bedingungen zu fordern – ein Zurück zu natürlichen Kunstlicht-Spektren und -Intensitäten, ein Vermeiden der untragbaren ‚Light-Pollution‘, das Verbot von Tagfahrlicht und suffiziente Förderungen der Myopie-Grundlagenforschung. 

Epilog: Alle retinalen Funktionen konnten noch immer nicht erforscht und entschlüsselt werden; eine Synopsis mit Denk- und Lösungsansätzen lässt noch auf sich warten – ein wenig?

Franze K et al (2007) Müller cells are living optical fibers in the vertebrate retina. PNAS104 (20): 8287-8292

Mani A, Schwartz GW ( 2017)  Circuit Mechanisms of a Retinal Ganglion Cell with Stimulus-Dependent Response Latency and Activation Beyond Its Dendrites. Curr Biol.  20;27(4):471- 482.

Detwiler PB (2018)  Phototransduction in Retinal Ganglion Cells. Yale J Biol Med.  91(1): 49–52.

Paylakhi S et al (2018) Müller glia-derived PRSS56 is required to sustain ocular axial growth and prevent refractive error. PLOS. https://doi.org/10.1371/journal.pgen.1007244

Heilig P (2017) Mini-Traumata, diverse. ConceptOphthalmologie 8, 28-29..

Heilig P Kunstlicht in unseren Augen https://www.youtube.com/watch?v=k9k_wG5lacA

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Einladung zu „VERSTRICKTES VERWIRRTES ENTWIRRTES ENTWICKELTES“