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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [158]: Josef Pollak – Professor für Ohrenheilkunde am Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Josef Pollak – Professor für Ohrenheilkunde am Allgemeinen Krankenhaus in Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Josef Pollak wurde am 30. März 1850 als Sohn von Bernhard Pollak und Julie, geborene Porges, in Baán in Ungarn geboren. Er war mit der in Wien geborenen Hermine (1869-1934), geborene Elias verheiratet. Pollak studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1873 mit seiner Promotion ab. Während des Studiums arbeitete er ab 1870 als Demonstrator am anatomischen Institut bei Prof. Joseph Hyrtl (1819-1894) und seit 1873 als Aspirant in den Abteilungen von Gustav Löbl (1816-1880) und Leopold von Dittl (1815-1898) sowie an der Augenklinik bei Prof. Eduard Jäger von Jaxtthal (1818-1884). 1875 wechselte er an die Klinik für Ohrenheilkunde zu Prof. Adam Politzer (1835-1920) und Prof. Josef Gruber (1827-1900), wo er zwischen 1876 und 1880 eine Assistentenstelle bekleidete. Daneben besaß Pollak eine private Arztpraxis. 1889 habilitierte er sich im Fach Otiatrie und bekam den Titel eines Privatdozenten für Ohrenheilkunde verliehen.[1] 1898 erfolgte seine Ernennung zum tit. Professor[2] und 1904 zum a.o. Professor.[3]

Mit Prof. Siegmund Exner (1849-1926) arbeitete er an dessen Institut für Physiologie zusammen, wo er 1903 unter dessen Leitung eine Untersuchung der Tonempfindungen und zur Theorie des Hörens unternahm,[4] und mit Exner gemeinsam die Studie „Beitrag zur Resonanztheorie der Tonempfindungen“ [Separata Bibliothek] in der Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane publizierte. Weitere seiner Studien sind „Die Beziehungen der Zähne zum Ohr“ [Separata Bibliothek] aus dem Jahr 1892, die im selben Jahr erschienene Arbeit „Zur Behandlung der subjectiven Gehörsempfindung“ [Separata Bibliothek], und die 1894 publizierte Studie „Beitrag zur Lehre vom otitischen Hirnabscess“ [Separata Bibliothek]. Weitere Publikationen von Josef Pollak befinden sich im Bestand der Neuburger Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, darunter Exemplare, die er im Selbstverlag publiziert hatte. Eine weitere bedeutende Arbeit publizierte er im Pflüger Archiv (Nr. 54. April 1893. S. 188-208) „Ueber den „galvanischen Schwindel“ bei Taubstummen und seine Beziehungen zur Function des Ohrenlabyrinthes“.

Neben seiner universitären Tätigkeit an der Medizinischen Fakultät in Wien wirkte er als Spezialarzt an der Wiener Allgemeinen Arbeiterkrankenkasse und in einer Bezirkskrankenkasse in Wien, sowie als Vertrauensarzt des Pensionsfonds des Journalisten- und Schriftstellervereines Concordia. 1883 übernahm er die Leitung der pneumatischen Heilanstalt für Bronchial-Asthma, Erkrankungen der Atmungsorgane und Ohrenkrankheiten im Sophien-Bad (Sophiensäle) in Wien.[5] Daneben engagierte er sich in der Bekämpfung des Armenwesens, darunter als Mitglied des Vorstandes der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, wo er sich neben den ärztlichen Agenden dem Armenwesen widmete.[6]

Pollak, der neben seiner ärztlichen Tätigkeit seinem Interesse an der klassischen Philologie nachging und eine reiche numismatische Sammlung besaß, war in den literarischen und künstlerischen Kreisen Wiens um die Jahrhundertwende vernetzt und in zahlreichen sozialen wie bildungspolitischen Vereinen engagiert: als Theaterarzt am Volkstheater in Wien,[7] als Mitglied im erweiterten Ausschuss des außeruniversitären Frauenbildungsvereins „Athenäum“, der die Abhaltung wissenschaftlicher Lehrkurse für Frauen und Mädchen anbot,[8] unterstützend in der „Lese- und Redehalle jüdischer Hochschüler in Wien“ und im „Jüdischen Kolonisationsverein“,[9] sowie in dem 1901 gegründeten „Hilfsverein für die notleidende jüdische Bevölkerung in Galizien“, wo er auch im Vorstand einer Wiener Ortsgruppe aktiv war.[10]

Pollak war Mitglied der otologischen Gesellschaft in Wien und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

Josef Pollak verstarb am 14. September 1916 in Wien.[11] Im Februar 1918 wurde eine nach ihm benannte und von ihm testamentarisch verfügte Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Mitglieder der Gesellschaft der Ärzte errichtet, die sich aus den Zinserträgen seines Nachlass finanzierte.

Quellen:

AUW, Rektoratsarchive, Akademischer Senat, Akten-Sonderreihe, Personaldatenblätter, Senat S 304.984, Pollak, Josef (30.03.1850-14.09.1916; Ohrenheilkunde).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-286a, Pollak Josef (Rigorosum 1873).

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 186-12, Pollak Josef (Promotion 20.11.1874).

Friedhofsdatenbank der Gemeinde Wien, Pollak Josef.

Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 39. 1916. Sp. 1504.

Literaturliste:

Exner, Sigmund und Josef Pollak: Beitrag zur Resonanztheorie der Tenempfindungen. Sonderdruck aus: Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Leipzig: Barth 1903.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef: Die Beziehungen der Zähne zum Ohre. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesammte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef: Zur Behandlung der subjectiven Gehörsempfindung. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesammte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles 1892.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef: Beitrag zur Lehre vom otitischen Hirnabscess. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien und Leipzig: Urban & Schwarzenberg 1894.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Pollak, Josef und Gustav Gaertner: Ueber die elektrische Erregbarkeit der Hörnerven. Experimentelle Studie von Dr. J. Pollak und Dr. G. Gärtner. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 6063]

Pollak, Josef: Ueber den Werth von Operationen, die den Schnitt des Paukenfells erheischen. Sonderdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. Wien: Verlag des Verfassers 1880.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 14947]

Pollak, Josef: Ueber den „galvanischen Schwindel“ bei Taubstummen und seine Beziehungen zur Function des Ohrenlabyrinthes. (Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität). Sonderdruck aus: Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Thiere. Bonn: Verlag von Emil Strauss 1893.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15774]

Pollak, Josef: Diagnostik und Therapie der acuten Mittelohrentzündung und der consecutiven Ostitis mastoidea acuta. Sonderdruck aus: Centralblatt für die gesammte Therapie. Wien: Verlag von Moritz Perles, Buchhandlung 1896.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15775]

Pollak, Josef: Große Gummigeschwülste am Warzenfortsatze und in der Schläfenstirngegend, complicirt mit eitriger Mittelohrentzündung. – Heilung. Sonderdruck aus: Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. Wien: Im Selbstverlage des Verfassers 1881.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15776]

Pollak, Josef: Ueber die Function des Musculus tensor tympani. (Aus dem Institute für allgem. und experim. Pathologie der Wiener Universität). Sonderdruck aus: Medizinische Jahrbücher. Wien: Alferd Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1886.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15777]

Bernhardt, Martin; Pollak, Josef und Gutstav Gaertner: Ueber die elektrische Erregbarkeit des Hörnerven. Bemerkungen zu den in der Wiener klinischen Wochenschrift, 1888, Nr. 31 bis 32 veröffentlichten Studie von Dr. J. Pollak und Dr. G. Gärtner. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien Verlag von Alfred Hölder, k.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1888.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 15779]

Keywords:
Josef Pollak, Ohrenheilkunde, HNO, Arzt, Hals-Nasen-Ohren-Arzt, Medizingeschichte, Wien, Separata Bibliothek, Neuburger Bibliothek

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 16.8.1889. S. 4.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 34. 1899. Sp. 1328.

[3] Wiener klinische Rundschau. Nr. 41. 1904. S. 753.

[4] Wiener klinische Rundschau. Nr. 5. 1904. S. 80-81.

[5] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 26.8.1883. S. 6.

[6] Fremden-Blatt, 15.9.1916. S. 2. Neue Freie Presse. 15.9.1916. S. 11.

[7] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 14.9.1899. S. 5.

[8] Bericht des Vereins für Abhaltung von wissenschaftlichen Lehrkursen für Frauen und Mädchen ATHENÄUM in Wien. 1911. S. 34.

[9] Neue Freie Presse. 6.10.1906. S. 7.

[10] Die Neuzeit. 1.3.1901. S. 7; 18.4.1902. S. 9.

[11] Fremdenblatt. 15.9.1916. S. 2; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 39. 1916. Sp. 1504.

Normdaten (Person) Pollak, Josef BBL: 38356; GND: 1252643039

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 38429 (21.02.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 02 21
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=38429

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [157]: Richard Leo Grünfeld – Röntgenologe und Arzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich und der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskassen

Richard Leo Grünfeld – Röntgenologe und Arzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich und der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskassen

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Leo Grünfeld wurde am 1. Oktober 1875 als Sohn des Mediziners Josef Jehuda Grünfeld und Sofie, geborene Schneider, in Wien geboren. Er war mit Hedwig (1885-1939), geborene Schweinburg, verheiratet (1885-1939).

Grünfeld begann nach seiner Matura 1894 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er 1899 mit seiner Promotion abschloss. Wie sein Vater trat er schon als Medizinstudent karitativ an der Universität Wien in Erscheinung, als Mitbegründer des Medizinischen Unterstützungsvereines und des Vereins zur Pflege kranker Studierender. Ebenso engagierte er sich schon als Student auf dem Gebiet des Sportes. Er war Mitglied und zeitweise zweiter Obmann des Wiener Radfahrclubs „Fraternitas 1895“, vor allem aber war er dem Wiener Fußballsport zugeneigt, wo er aktiv und als Mitglied den Wiener Associations-Football-Club (W.A.F.) (heute: WAF Vorwärts Brigittenau) unterstützte und auch während dessen Sportveranstaltungen als Arzt tätig war, sowie als Vertreter des Vereins im Vorstand des Niederösterreichischen Fußballverbandes (N.Ö.F.V.).[1] Daneben trat er als Förderer zahlreicher humanitärer Vereine auf,[2] darunter als ärztlicher Beirat in dem von seiner Mutter Sofie ins Leben gerufenen „Verein Kaiser Franz-Josefs-Ferienheim“.[3] Grünfeld war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, hielt Vorträge in Arbeiterbildungsvereinen[4] und schrieb Buchrezensionen in der von der Partei herausgegebenen „Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen“.[5]

Grünfeld begann seine ärztliche Laufbahn an der Wiener Poliklinik, und setzte sich danach an der II. chirurgischen Abteilung bei Professor Albert v. Mosetig (1838-1907) im Allgemeinen Krankenhaus Wien, und darauf bei Prof. Guido Holzknecht (1872-1931) am Zentral-Röntgeninstitut im Allgemeinen Krankenhaus in Wien fort. Daneben war er als Arzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs und der Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse in Wien tätig.

1909 hielt er einen Vortrag im Wiener akademischen Verein für Sexualhygiene zum Thema „Soziale Bedeutung der Geschlechtskrankheiten“.[6] In der Allgemeine Wiener medizinische Zeitung publizierte er ebenfalls 1909 eine Artikelserie über die „Soziale Bedeutung der Geschlechtskrankheiten“.[7] Daneben war er Mitglied der „Oesterreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums“[8] und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1904 veröffentlichte er im Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei eine Broschüre „Zur Abhaltung populärer-medizinischer Vorträge.“

[Neuburger-Bibliothek, Sign. 55654]

Im Ersten Weltkrieg war er dem Landwehr-Infanterieregiment Nr. 16 in Krakau als Oberarzt zugeteilt. Er verstarb am 20. September 1914 auf der Rückreise nach Wien vom Kriegsschauplatz in Göding in Mähren (heute Hodonin/Tschechien).

Das Wien Museum ist im Besitz seines von ihm erhaltenen Erinnerungsbuches.

Neue Freie Presse, 23.9.1914, S. 14.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1875, Grünfeld Richard Leo.

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0460, Grünfeld Richard Leo (Nationalien Datum: 1894/95).

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0519, Grünfeld Richard Leo (Nationalien Datum: 1898/99).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-095br, Grünfeld Richard Leo (Rigorosen Datum 28.6.1899).

Friedhofs-Datenbank der IKG Wien, Grünfeld Richard Leo.

Literaturliste:

Grünfeld, Richard Leo: Zur Abhaltung populär-wissenschaftlicher Vorträge. Wien: Genossenschafts-Buchdruckerei 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53654]

Von Richard Leo Grünfeld besitzt die Zweigbibliothekbibliothek für Geschichte der Medizin noch eine Reihe seiner Arbeiten im Bestand der Separata-Bibliothek, darunter aus seiner Tätigkeit am Zentral-Röntgeninstitut im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Krankenkassen, Richard Leo Grünfeld, Röntgenologe, Wien

[1] Illustriertes (Österreichisches) Sportblatt. 2.4.1915. S. 6.

[2] Neue Freie Presse. 23.9.1914. S. 8.

[3] Die Zeit. 25.9.1914. S. 4.

[4] Arbeiter Zeitung. 10.6.1909. S. 12; 24.9.1914. S. 6.

[5] Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen. Nr. 7. 1911. S. -71

[6] Neues Wiener Journal. 15.5.1909. S. 7.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 28.9.1909, S. 427-428 und 5.10.1909, S. 434-435.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie. 9.5.1908. S. 265.

Normdaten (Person) Grünfeld, Richard Leo: BBL: 38356; GND: 1252276028

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 38356 (16.02.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 02 16
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=38356

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [156]: Benno Grossmann – Rhino-Laryngologe, Assistent und Vorstand des Laboratorium an der Universitätsklinik von Markus Hajek

Benno Grossmann – Rhino-Laryngologe, Assistent und Vorstand des Laboratorium an der Universitätsklinik von Markus Hajek

Text: Dr. Walter Mentzel

Benno (Beno) Grossmann wurde am 20. August 1884 als Sohn des aus Kladno in Böhmen (heute Tschechien) stammenden Ignaz Grossmann und Johanna, geborene Epstein, in Wien Währing geboren. Nach seiner Matura im Jahr 1903 am Staatsgymnasium in Wien 6, studierte er an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium im Dezember 1908 mit seiner Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde ab. Danach begann er seine medizinische Laufbahn an der rhino-laryngologischen Abteilung der Allgemeinen Poliklinik unter dem damaligen Dozenten und späteren Univ. Professor Hans Koschier (1868-1918) und danach als Sekundararzt an der Krankenanstalt der Rudolfs-Stiftung. Vor dem Ersten Weltkrieg publizierte er 1910 an der rhino-laryngologischen Abteilung „Zur Frage der Bedeutung der Wassermannschen Reaktion in der Rhini-Laryngologie“ und 1911 mit Karl von Müllern „XIII. Beiträge zur Kenntnis der Primärerkrankungen der hämatopoetischen Organe. Aus der Prosektur des k. k. Kaiser-Franz-Josef-Spitals in Wien und dem pathologischen Institut der Wiener allgemeinen Poliklinik. (Vorstand: Prof. Dr. H. Albrecht)“. Diese Arbeit befindet sich heute in der Separata Bibliothek an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Am Ersten Weltkrieg nahm er als Landsturmassistenzarzt im mobilen Reservespital Nr. 2/13 und zugeteilt als Arzt im Epidemiespital in Oleszow (heute: Oleshiv/Ukraine) teil.[1] Nach dem Ersten Weltkrieg war er bis zum Studienjahr 1926/27 als Assistent an der Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenkrankheiten unter dem Vorstand Prof. Markus Hajek (1861-1941) tätig. Hier publizierte er 1922 „Ein bemerkenswerter Fall von echter Lymohogranulomatose der Haut, der Hypopharynxschleimhaut und des Magens“ und gemeinsam mit dem Assistenten an der Klinik, Fritz Schlemmer (1884-1923), im Wiener Archiv für innere Medizin „Ein bemerkenswerter Fall von echter Lymphogranulomatose der Haut, der Hypopharynxschleimhaut und des Magens im „Wiener Archiv für innere Krankheiten“.[2] 1925 erschien von ihm in der Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie gemeinsam mit Richard Waldapfel die „Neue Untersuchung bei der Angina lacunaris“ und 1927 in derselben Zeitschrift „Zur Kenntnis der Knorpelgeschwülste des Kehlkopfes“.

Nach seiner Emeritierung als Assistent im Jahr 1927 arbeitete er als Vorstand des Laboratoriums an der Universitätsklinik für Hals- Nasen- und Ohrenkrankheiten unter Markus Hajek und daneben als Facharzt für Hals- Nasen- und Ohrenkrankheiten in Wien 9, Alserbachstraße 1. 1932 publizierte er in dieser Funktion in der Monatsschrift für Ohrenheilkunde „Über das Vorkommen von Flimmerephitel in den Gaumenmandeln des Menschen“. Grossmann war bis 1938 Mitglied der Wiener Laryngo-rhinologischen Gesellschaft.

Die Familie Grossmann war jüdischer Herkunft. Benno Grossmann gelang 1939 mit seiner Ehefrau Maria Auguste Emma (*18.1.1901 Wien), geborene Ivanissevich, und seinen beiden Töchtern die Flucht vor den Nationalsozialisten in die USA. Er verstarb am 5. Juli 1967 in Cairo, Alexander Country in Illinois.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbücher 1884, Grossmann Benno.

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0698, Großmann Benno (Nationalien Datum: 1906/07).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 196-0175, Großmann Benno (Rigorosen Datum: 16.12.1908).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 190-0827, Großmann Benno (Promotions-Sponsions-Datum: 22.12.1908).

UAW, Rektorat, Akten-Sonderreihe des Akademischen Senats, S 304 Personalblätter, Senat S 304.391 Grossmann, Benno.

Find a Grave: https://de.findagrave.com/memorial/106899512/benno-grossman (Grossmann Benno Dr.).

Literaturliste:

Müllern, Karl von und Benno Großmann: XIII. Beiträge zur Kenntnis der Primärerkennungen der hämatopoetischen Organe. Aus der Prosektur des k.k. Kaiser-Franz-Josef-Spitals in Wien und dem pathologischen Institut der Wiener allgemeinen Poliklinik. (Vorstand: Prof. Dr. H. Albrecht) Sonderdruck aus: Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Jena: Verlag von Gustav Fischer 1911.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Biblitohek]

Keywords:
Benno Grossmann, Markus Hajek, Laryngologe, Separata Bibliothek, Arzt, Medizingeschichte, Wien

[1] Wiener Zeitung. 14.7.1916. S. 5.

[2] Wiener Archiv für innere Krankheiten. Teil 2. 1922. S. 573-594.

Normdaten (Person) Grossmann, Benno: BBL: 38317; GND: 1252420188

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 38317 (28.01.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 01 28
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=38317

„Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“: Highlights aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni, Mi 17.10.2018

Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek:

Highlights aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin befinden sich neun historisch abgeschlossene Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.) am Standort dieser Bibliothek im Josephinum. Im Rahmen von ÖSTERREICH LIEST Treffpunkt Bibliothek werden Highlights dieser Bibliotheken präsentiert.

Ort: Josephinum, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Währinger Straße 25, 1090 Wien, linker Eingang/1. Stock

Zeit:                      Mi, 17.10.2018, 17:00-18:00

Anmeldung:      harald.albrecht@meduniwien.ac.at

Eintritt:                frei

 
Josephinische Bibliothek

Nominalkatalog der Josephinischen Bibliothek

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Neuburger Bibliothek

Nominalkatalog Medizinhistorische Literatur 1850-1989

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Gesellschaft der Ärzte Bibliothek

Zettelkatalog der Gesellschaft der Ärzte Bibliothek

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Separata Bibliothek

Nominalkatalog Separata Medizingeschichte 1860-1935

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Rara Bibliothek

Zettelkatalog

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Historische Dissertations-Bibliothek

Nominalkatalog Medizinhistorische Dissertationen 1700-1850

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Wolf Bibliothek
Bibliothekskatalog

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Reuter Bibliothek

Bibliothekskatalog

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Obersteiner Bibliothek

Zettelkatalog

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 Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

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Buchausstellung zum Thema „Vertrieben 1938“

Wir  präsentieren im Lesesaal in einer Vitrine eine kleine Auswahl des Buchbestandes zum Thema „Vertrieben 1938“.

Ort: Lesesaal der Universitätsbibliothek

Dauer der Ausstellung: 17.10.2018 bis 30.11.2017

zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek;

Buchausstellungsliste „Vertrieben 1938“

Arzt, Leopold: Allgemeine Dermatologie. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1934.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Fischer, Isidor: Geschichte der Gesellschaft der Ärzte in Wien 1837-1937. Mit 14 Abbildungen im Text. Wien: Springer 1938.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Freund, Leopold: Grundriss der gesamten Radiotherapie. Für praktische Ärzte. Berlin: Urban & Schwarzenberg 1903.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Hoff, Hans: Hirnchirurgie. Erfahrungen und Resultate. Leipzig: Deuticke 1933.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Jellinek, Stefan: Elektroschutz. In 132 Bildern. Wien, Leizig: Deutscher Verl. für Jugend und Volk 1931.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Marburg, Otto: Mikroskopisch-topographischer Atlas des menschlichen Zentralnervensystems. Mit begleitendem Texte. Mit einem Geleitwort von Prof. H. Obersteiner. Leipzig, Wien: Deuticke 1910.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Neuburger, Max: Die Entwicklung der Medizin in Österreich. Wien: Fromme 1918.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Neumann, Heinrich: Die conservative Radikaloperation der chorn. Mittelohrentzündung. Sonderabdruck aus: [keine Angabe]. [Wien]: 1927.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Paschkis, Rudolf: Zur Kenntnis der Anomalien der Harnblase. Mit 6 Abbildungen und 2 Tafeln. Berlin: Springer 1919.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Porges, Otto: Die Behandlung der Zuckerkrankheit mit fettarmer Kost. Berlin, Wien: Urban & Schwarzenberg 1929.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Rothberger, Carl Julius: Zur Kenntnis der Erregungsausbreitung vom Sinusknoten auf den Vorhof. Berlin: Springer 1929.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Spiegel-Adolf, Anna Simona: Die Globuline. (Handbuch der Kolloidwissenschaften in Einzeldarstellungen/4). Dresden: Steinkopff 1930.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

Weinberger, Maximilian: Atlas der Radiographie der Brustorgane. Aus der III. medicinischen Universitätsklinik des Hofrathes Professor L. v. Schröter in Wien. Wien und Leipzig: Verlag der k.u.k. Hof- Verlagsbuchhandlung Emil M. Engel 1901.

https://ubsearch.meduniwien.ac.at/

» SONDERBLOG-SERIE „Vertrieben 1938“

1938 – nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland – wurden mehr als 143 Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien entlassen bzw. vertrieben. Deshalb wurde an der Medizinischen Universität Wien am 13. März 2008 ein Mahnmal für Opfer des Nationalsozialismus enthüllt;

Die Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ sieht sich in Ergänzung als Bibliotheksbeitrag, der aus einer bibliotheksspezifischen Perspektive die „Erinnerungsarbeit“ an der Medizinischen Universität Wien unterstützen will. Der Fokus der Blogserie liegt dabei auf der Bereitstellung bzw. Vermittlung von Informationen

Logo: MMag.Margrit Hartl

„Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek“: Highlights aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni

Österreich liest. Treffpunkt Bibliothek:

Highlights aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni

Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin der Medizinischen Universität Wien ist mit über einer halben Million Bände die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs. Neben rezenter Literatur zur Geschichte der Medizin befinden sich neun historisch abgeschlossene Bibliotheken mit Beständen aus 6 Jahrhunderten (15.-20. Jhdt.) am Standort dieser Bibliothek im Josephinum. Im Rahmen von ÖSTERREICH LIEST Treffpunkt Bibliothek werden Highlights dieser Bibliotheken präsentiert.

Ort: Josephinum, Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Währinger Straße 25, 1090 Wien, linker Eingang/1. Stock

Zeit:                      Mi, 17.10.2018, 17:00-18:00

Anmeldung:      harald.albrecht@meduniwien.ac.at

Eintritt:                frei

 
Josephinische Bibliothek

Nominalkatalog der Josephinischen Bibliothek

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Neuburger Bibliothek

Nominalkatalog Medizinhistorische Literatur 1850-1989

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Gesellschaft der Ärzte Bibliothek

Zettelkatalog der Gesellschaft der Ärzte Bibliothek

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Separata Bibliothek

Nominalkatalog Separata Medizingeschichte 1860-1935

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Rara Bibliothek

Zettelkatalog

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Historische Dissertations-Bibliothek

Nominalkatalog Medizinhistorische Dissertationen 1700-1850

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Wolf Bibliothek
Bibliothekskatalog

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Reuter Bibliothek

Bibliothekskatalog

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Obersteiner Bibliothek

Zettelkatalog

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 Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [40]: Zwei Aufsätze von Walter Mentzel und Harald Albrecht:

Walter Mentzel, Harald Albrecht: Zwei Aufsätze zur Blogserie Aus den medizinhistorischen Beständen der UB-MedUni Wien

Die beiden Autoren und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek an der Medizinischen Universität Wien, Dr. Walter Mentzel und Harald Albrecht BA, die seit Oktober 2016 im Van Swieten-Blog unter der Rubrik „Aus den medizinhistorischen Beständen der UB-MedUni Wien“ medizinhistorische Bücher und Sammlungen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin vorstellen, veröffentlichten im September 2017 in der Zeitschrift GMS Medizin — Bibliothek — Information der „Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen“ zwei Aufsätze, die die Ziele der Blogserie aus bibliothekarischer sowie medizin- und wissenschaftshistorischer Sicht thematisieren.

Abb. 1    Büchermagazin am Standort der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Davon ausgehend, dass die Universitätsbibliothek am Standort im Josephinum die größte medizinhistorische Bibliothek Österreichs darstellt, beschreibt Walter Mentzel anhand von fünf Fallbeispielen die aufwendige Spurensuche und Rekonstruktionsarbeit in den Bibliotheksbeständen, die sich zum Ziel setzt, jene über 200-Jahre hindurch übernommenen Sammlungen nach ihrer Provenienz, den früheren Eigentümern, ihrer ursprünglichen Standorte, Herkunfts- und Entstehungsgeschichte zu identifizieren. Die Ergebnisse der Rekonstruktionsarbeit – dieser durch frühere Inventarisierungsmaßnahmen heute zerstreuten Sammlungen – werden künftig als „virtuelle Bibliothek“ erfasst und digital über den Bibliothekskatalog zusammenzuführt.

Die durch Nachlässe, Schenkungen und aus der Übernahme von Instituten und Kliniken der Medizinischen Universität Wien übernommenen Buchbestände sowie deren wissenschafts- sozial- und kulturhistorische Diversität thematisiert Harald Albrecht an Hand von Fallbeispielen aus den einzelnen Teilbibliotheken der Zweigbibliothek. Albrecht unterstreicht damit am Beispiel wertvoller medizinhistorischer Bücher aus dem 16. bis 20. Jahrhundert den Stellenwert jenes aus den Teilbibliotheken sich zusammensetzenden Gesamtbestands der Zweigbibliothek und bekräftigt damit auch die Bedeutsamkeit des Standortes der Zweigbibliothek als Zentrum des „kulturellen Erbes“ der „Wiener Medizinischen Schulen“.

Beide Aufsätze sind abrufbar unter:

Walter Mentzel, Medizinhistorische Bestände der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Virtuelle Bibliotheken an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin: Eine Spurensuche, in: GMS Medizin — Bibliothek — Information. Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen, 2017;17 (1-2): Doc08.

http://www.egms.de/static/de/journals/mbi/2017-17/mbi000387.shtml

und als PDF unter:

http://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2017-17/mbi000387.pdf

Harald Albrecht, Medizinhistorische Bestände der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien: Die neun historischen Bibliotheken an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin mit Beispielen aus den Beständen in: GMS Medizin — Bibliothek — Information. Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen, 2017;17 (1-2): Doc07.

Unter: http://www.egms.de/static/de/journals/mbi/2017-17/mbi000386.shtml

und als PDF unter:

http://www.egms.de/static/pdf/journals/mbi/2017-17/mbi000386.pdf

Text: Walter Mentzel, Harald Albrecht

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [9]: Die Entwicklung der Gastrofotografie in Wien in den 1920er Jahren: Die Mediziner Josef (Leopold) Heilpern, Otto Porges und der Fotograf Franz Gerhard Back.

Die Entwicklung der Gastrofotografie in Wien in den 1920er Jahren: Die Mediziner Josef (Leopold) Heilpern, Otto Porges und der Fotograf Franz Gerhard Back. – Atlas der Gastrophotographie

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22582]

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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+porges+atlas&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

In den 1920er und 1930er Jahren forschten Wiener Mediziner an der Medizinischen Fakultät Wien an Methoden zur Diagnose für Magenerkrankungen, wofür bislang das Verfahren der Gastroskopie üblich war. Federführend bei der Suche nach neuen Methoden waren seit 1926 die beiden Mediziner Josef Heilpern (*1899) und Otto Porges (1.4.1879-19.11.1967), unter dem Chefarzt Helmuth Husserl. Dabei entwickelten sie gemeinsam mit dem Fotografen und Fototechniker Franz Gerhard Back (25.8.1902-6.7.1983), der wesentlich für die Herstellung und Umsetzung der technischen Apparaturen verantwortlich war, bis 1928 an der II. Medizinischen Abteilung das Verfahren der Gastrofotografie zur Fotografie der Mageninnenwände, womit erstmals eine Ansicht des Mageninneren an einem lebenden Menschen gelang. 1931 wurden diese technischen Apparaturen von Franz Gerhard Back und Josef Heilpern patentiert.

Die Ergebnisse und Tradierungen dieser Forschungsleistungen und Entwicklungen, aber auch Hinweise zu den Biografien der damit involvierten Personen, finden sich heute in den Teilbeständen der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin. Und zwar in der Separata Bibliothek, der Neuburger Bibliothek und Gesellschaft der Ärzte Bibliothek.

Diese technisch neu entwickelte Diagnose, die erstmals in Wien angewandt wurde, fand zunächst 1930 ihren schriftlichen Niederschlag. Husserl, Helmuth: Gastrophotographie. In: Wiener Medizinische Wochenschrift. (80/23) 1930. S. 764-765.

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1930&page=711&size=45

bzw. ebenfalls 1930 als Separatabdruck der Wiener Medizinischen Wochenschrift [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23389]

https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=23389&find_code=WRD&local_base=&x=0&y=0

Danach erschien 1932 als Sonderdruck des Handbuches der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. 4, Teil 6/2 von Josef Heilpern und Otto Porges der Aufsatz „Über Technik und Methodik der Gastrophotographie“, die anhand des Stempels Josef Heilpern auch als Unternehmer für „Erzeugung Gastro-Photographischer-Apparaten, Wien IX., Spitalgasse 27“ ausweist.

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Abb. 1. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek, Gesellschaft der Ärzte Bibliothek]
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+%C3%BCber+technik&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

Hier finden sich auch die folgenden beiden Fotografien und Beschreibungen der vom Fotografen und Fototechniker Franz Gerhard Back hergestellten Apparaturen:

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Abb. 2.

kamerateil
Abb. 3.

teil
Abb.4. Husserl, Helmuth: Gastrophotographie. Separatabdruck aus der Wiener Medizinischen Wochenschrift. (80/23) 1930. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 23389]

1936 erschien schließlich von Heilpern und Porges sowie Heiko Hofmann der „Atlas der Gastrophotographie“. Das Buch befindet sich heute an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Gesellschaft der Ärzte Bibliothek, Sign.: GÄ-22582
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https://opac.meduniwien.ac.at/F/?func=find-b&request=heilpern+porges+atlas&find_code=WRD&local_base=ZBM01&x=0&y=0

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Abb. 5.

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Abb. 6. Widmung von Joseph Heilpern, 17.11.1954.

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Abb. 7.

Otto Porges (*1.4.1879 Brandeis/Böhmen, gest. 19.11.1967 Chicago/Illinois/USA) studierte Medizin an den Universitäten Straßburg und Prag, wo er 1903 promovierte. Seine klinische und theoretische Ausbildung erhielt er an den Medizinischen Fakultäten in Berlin und Wien. 1907 arbeitete er am Koch-Institut in Berlin. Ab 1908 war er Assistent an der I. medizinischen Klinik an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien bei Carl von Noorden (1858-1944), wo er sich 1911 im Fach Innere Medizin habilitierte. 1934 wurde er zum Vorstand der Internen Medizin am Kinderspital in Wien ernannt. Er war Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien und der Gesellschaft für Innere Medizin in Wien.

Porges war 1938 aufgrund der NS-„Rassengesetzgebung“ der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete in die USA, wo er sich in Chicago niederließ und an der Loyola University und danach an der Northwestern University arbeitete.

Mehr dazu auf dem Weblog der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien: „Vertrieben 1938“: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=685

Franz Gerhard Back (später Frank Gerard) Ing. Dr. (*25.8.1902 Wien, gest. 6.7.1983 San Diego/Kalifornien/USA) studierte und promovierte an der Technische Hochschule in Wien und besuchte die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Er war Fototechniker und entwickelte gemeinsam mit Otto Porges und Josef Heilpern an der II. Medizinischen Klinik der Medizinischen Fakultät der Universität Wien eine Apparatur zur Fotografie der Mageninnenwände.

Back war nach dem „Anschluss“ 1938 aufgrund der NS-„Rassengesetzgebung“ der NS-Verfolgung ausgesetzt und flüchtete 1938 nach Paris und im August 1939 nach New York/USA, wo er von 1939 bis 1942 am Gastro-Photographic Labor arbeitete und das Design für eine Zoomlinse entwickelte. Er war Mitglied der „Royal Photographic Society“.

Literatur zu Otto Porges:

Sternberg, Otto: In memoriam Otto Porges. In: Pirquet Bulletin of Clinical Medicine. (15/2) 1968. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 31494/15,2]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8649264&pos=0&phys=

Zu seiner Tätigkeit als Mediziner während des Ersten Weltkrieges vgl. Wichtl, Otto: Alphabetisch gereihte Biographien aller aufgefundenen, während des Ersten Weltkrieges für das Militär bzw. Rote Kreuz röntgenologisch tätigen Ärzte, Mediziner und Zivilpersonen samt einschlägigen Beilagen. Wien 1994. [Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: I64.869/4]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8663423&pos=0&phys=

Text: Walter Mentzel

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