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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [157]: Richard Leo Grünfeld – Röntgenologe und Arzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich und der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskassen

Richard Leo Grünfeld – Röntgenologe und Arzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreich und der Allgemeinen Arbeiterkranken- und Unterstützungskassen

Text: Dr. Walter Mentzel

Richard Leo Grünfeld wurde am 1. Oktober 1875 als Sohn des Mediziners Josef Jehuda Grünfeld und Sofie, geborene Schneider, in Wien geboren. Er war mit Hedwig (1885-1939), geborene Schweinburg, verheiratet (1885-1939).

Grünfeld begann nach seiner Matura 1894 mit dem Studium der Medizin an der Universität Wien, das er 1899 mit seiner Promotion abschloss. Wie sein Vater trat er schon als Medizinstudent karitativ an der Universität Wien in Erscheinung, als Mitbegründer des Medizinischen Unterstützungsvereines und des Vereins zur Pflege kranker Studierender. Ebenso engagierte er sich schon als Student auf dem Gebiet des Sportes. Er war Mitglied und zeitweise zweiter Obmann des Wiener Radfahrclubs „Fraternitas 1895“, vor allem aber war er dem Wiener Fußballsport zugeneigt, wo er aktiv und als Mitglied den Wiener Associations-Football-Club (W.A.F.) (heute: WAF Vorwärts Brigittenau) unterstützte und auch während dessen Sportveranstaltungen als Arzt tätig war, sowie als Vertreter des Vereins im Vorstand des Niederösterreichischen Fußballverbandes (N.Ö.F.V.).[1] Daneben trat er als Förderer zahlreicher humanitärer Vereine auf,[2] darunter als ärztlicher Beirat in dem von seiner Mutter Sofie ins Leben gerufenen „Verein Kaiser Franz-Josefs-Ferienheim“.[3] Grünfeld war Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, hielt Vorträge in Arbeiterbildungsvereinen[4] und schrieb Buchrezensionen in der von der Partei herausgegebenen „Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen“.[5]

Grünfeld begann seine ärztliche Laufbahn an der Wiener Poliklinik, und setzte sich danach an der II. chirurgischen Abteilung bei Professor Albert v. Mosetig (1838-1907) im Allgemeinen Krankenhaus Wien, und darauf bei Prof. Guido Holzknecht (1872-1931) am Zentral-Röntgeninstitut im Allgemeinen Krankenhaus in Wien fort. Daneben war er als Arzt im Verband der Genossenschaftskrankenkassen Wiens und Niederösterreichs und der Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse in Wien tätig.

1909 hielt er einen Vortrag im Wiener akademischen Verein für Sexualhygiene zum Thema „Soziale Bedeutung der Geschlechtskrankheiten“.[6] In der Allgemeine Wiener medizinische Zeitung publizierte er ebenfalls 1909 eine Artikelserie über die „Soziale Bedeutung der Geschlechtskrankheiten“.[7] Daneben war er Mitglied der „Oesterreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums“[8] und der Gesellschaft der Ärzte in Wien.

1904 veröffentlichte er im Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei eine Broschüre „Zur Abhaltung populärer-medizinischer Vorträge.“

[Neuburger-Bibliothek, Sign. 55654]

Im Ersten Weltkrieg war er dem Landwehr-Infanterieregiment Nr. 16 in Krakau als Oberarzt zugeteilt. Er verstarb am 20. September 1914 auf der Rückreise nach Wien vom Kriegsschauplatz in Göding in Mähren (heute Hodonin/Tschechien).

Das Wien Museum ist im Besitz seines von ihm erhaltenen Erinnerungsbuches.

Neue Freie Presse, 23.9.1914, S. 14.

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1875, Grünfeld Richard Leo.

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0460, Grünfeld Richard Leo (Nationalien Datum: 1894/95).

AUW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0519, Grünfeld Richard Leo (Nationalien Datum: 1898/99).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 195-095br, Grünfeld Richard Leo (Rigorosen Datum 28.6.1899).

Friedhofs-Datenbank der IKG Wien, Grünfeld Richard Leo.

Literaturliste:

Grünfeld, Richard Leo: Zur Abhaltung populär-wissenschaftlicher Vorträge. Wien: Genossenschafts-Buchdruckerei 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 53654]

Von Richard Leo Grünfeld besitzt die Zweigbibliothekbibliothek für Geschichte der Medizin noch eine Reihe seiner Arbeiten im Bestand der Separata-Bibliothek, darunter aus seiner Tätigkeit am Zentral-Röntgeninstitut im Allgemeinen Krankenhaus in Wien.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Keywords:

Krankenkassen, Richard Leo Grünfeld, Röntgenologe, Wien

[1] Illustriertes (Österreichisches) Sportblatt. 2.4.1915. S. 6.

[2] Neue Freie Presse. 23.9.1914. S. 8.

[3] Die Zeit. 25.9.1914. S. 4.

[4] Arbeiter Zeitung. 10.6.1909. S. 12; 24.9.1914. S. 6.

[5] Bildungsarbeit. Blätter für sozialistisches Bildungswesen. Nr. 7. 1911. S. -71

[6] Neues Wiener Journal. 15.5.1909. S. 7.

[7] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 28.9.1909, S. 427-428 und 5.10.1909, S. 434-435.

[8] Österreichische Zeitschrift für Pharmacie. 9.5.1908. S. 265.

Normdaten (Person) Grünfeld, Richard Leo: BBL: 38356; GND: 1252276028

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der MedUni Wien, BBL: 38356 (16.02.2022); Letzte Aktualisierung: 2022 02 16
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=38356

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [147]: James Neumann – Chefarztstellvertreter der Krankenkasse der Gemeinde Wien

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [147]:

James Neumann – Chefarztstellvertreter der Krankenkasse der Gemeinde Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

James Benjamin Neumann wurde am 4. März 1863 in Mislitz in Mähren (heute Miroslav/Tschechien) geboren. Er war mit Lucie Neumann (*20.8.1875 Hannover/Deutschland, Suizid 21.2.1941 Wien), der Schwester des Sozialmediziners Alfred Götzl verheiratet. Neumann studierte an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1889 mit dem Rigorosum ab. Danach war er als Oberarzt der k.k. Landwehr, dann als Arzt in der Gremialkrankenkasse der Wiener Kaufmannschaft und zuletzt als Chefarztstellvertreter der Krankenkasse der Gemeinde Wien tätig, wo er sich u.a. der Bekämpfung der Tuberkulose widmete.

Neumann publizierte in den von Ludwig Teleky herausgegebenen „Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der Sozialen Medizin“ 1915 über „Die Heilstättenbehandlung in der Gremialkrankenkasse der Wiener Kaufmannschaft 1911 bis 1913“.

Nach dem durch die Nationalsozialisten erlassenen Berufsverbot jüdischer Ärzt*innen wirkte er in der von der IKG Wien eingerichteten Ärzteberatung innerhalb der „Auswanderungsabteilung“, die Fluchtmöglichkeiten und materielle Unterstützung zu organisieren versuchte.

James Neumann und seine Ehefrau Lucie begingen am 21. Februar 1941 in Wien Suizid.

Quellen:

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177.269b, Neumann James.

AdR, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 39.329, Neumann James

DÖW -Datenbank: James Neumann (Geburtstag 04.03.1863, Geburtsort Misslitz, Wohnort: Wien 1, Wipplingerstraße 16; Sterbedatum 21.02.1941 Wien).

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [145]: Max Ellmann – Sozial- und Gewerbemediziner und Arzt des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [145]:

Max Ellmann – Sozial- und Gewerbemediziner und Arzt des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Max Mendel Moritz Ellmann wurde am 18. Jänner 1868 in Braila in Rumänien geboren. Nach Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Wien 1892, arbeitete er mehrere Jahre im Allgemeinen Krankenhaus Wien und führte daneben eine Praxis in Wien 2. Später wurde er Rayonsarzt des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien und Niederösterreich im Bezirk Hernals. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit trat er für die Verbesserung der Lage der Kassenärzte ein, war Mitglied im Verein der Kassenärzte, und beschäftigte sich mit den Fragen der Sozial- und Gewerbehygiene, wozu er auch Reisen nach Deutschland, Belgien und Italien zum Studium der hygienischen Verhältnisse unternahm. Dazu verfasste er mehrere Publikationen, darunter eine mehrteilige Artikelserie im Österreichischen Ärztekammerblatt in den Jahren 1905/06:

Ellmann, Max: Die Lage der Aerzte des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens. Memorandum der Aerzte des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens an die Verbandsleitung. Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17414]

Ellmann, Max: Über die Haftpflicht der Ärzte. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Ellmann, Max: Reiseeindrücke aus Deutschland. Sonderdruck aus: Österreichisches Ärztekammerblatt. Wien: typ. Bartelt 1905/1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

1907 publizierte er in der Zeitschrift Concordia über die hygienischen Verhältnisse und die Frauenarbeit in der Wiener Zuckerwarenindustrie.[1] Im selben Jahr veröffentlichte er einen Artikel „Zur Frage der Errichtung von Heilstätten für tuberkulose Arbeiter“[2] und 1908 nahm er am 14. Internationalen hygienischen Kongress in Berlin teil, über den er in der Internationalen klinischen Rundschau berichtete.[3] Er war vor dem Ersten Weltkrieg gewähltes Kammermitglied in der Ärztekammer und Mitglied der wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens.[4]

Ellmann war Studienautor in dem 1910 von Ludwig Teleky herausgegebenen Band der „Wiener Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialen Medizin“:

Ellmann, Max: Diagnostische Irrtümer bei Bleivergiftung. In: Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der Sozialen Medizin. H. 1. 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 61362]

1919 wurde von ihm sein Vortrag vor Gemeindevertretern über „Die hygienischen Aufgaben der Provinzgemeinden“ in der Wiener medizinischen Wochenschrift publiziert,[5] sowie der Aufsatz „Zur Schularztfrage in Wien.[6]

Ellmann engagierte sich politisch in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, wurde 1919 zum Bezirksrat in seinem Heimatbezirk Hernals und im selben Jahr in den niederösterreichischen Landtag gewählt, den er zwischen 20. Mai 1919 und bis zu seinem Tod am 24. Augst 1920 angehörte.

Max Ellmann verstarb am 24. August 1920 in Wien.

Quellen:

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862–1938, Sign. 134-0239, Ellmann Max.

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862–1938, Sign. 134-0366, Ellmann Max.

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 187-531, Ellmann Max (Promotion 19.3.1892).

UAW, Med. Fak., Rigorosenprotokoll, Sign. 177-76b, Ellmann Max (Rigorosum: 1889).

[1] Der Kampf. H. 7. 1908. S. 315.

[2] Wiener klinische Rundschau. Nr. 27. 1907. S. 429-430 und Nr. 28. 1907. S. 443-445

[3] Internationalen klinischen Rundschau. Nr. 1. 1908. S. 5-6 und Nr. 2. 1908. S. 21-22.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 20.12.1906. S. 10.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1919. Sp. 1870-1875 und Nr. 39. 1919. Sp. 1919-1923.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 34. 1919. Sp. 1681.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [140]: Eduard Lewy – Gewerbehygieniker, Journalist und Mitbegründer der Sozialmedizin in Österreich

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [140]:

Eduard Lewy – Gewerbehygieniker, Journalist und Mitbegründer der Sozialmedizin in Österreich

Text: Dr. Walter Mentzel

Eduard Lewy zählt zu den Pionieren der Sozialmedizin in Österreich, besonders auf dem Gebiet der Gewerbe- und Arbeitsmedizin. In seiner Funktion als Gewerbearzt des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens/Verband der Krankenkassen Wiens war er Vorgänger von Ludwig Teleky.

Eduard Lewy wurde am 1. Mai 1838 in Neubidschow in Böhmen (heute: Novy Bydzov Tschechien) als Sohn von Jakob Lewy und Rosalia Landesmann geboren. Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Wien mit seiner Promotion im Jahr 1863, begann er als Sekundararzt am KH Wieden zu arbeiten.[1] Im selben Jahr trat er als Mitglied in das Wiener medizinische Doktoren-Kollegium ein, wo er seit 1871 die Privatdozenten vertrat.[2] 1874 wurde er zum Obmannstellvertreter des „Ärztlichen Vereins des 3. Bezirkes“ gewählt,[3] weiters war er Mitglied des Vereins der Ärzte in Niederösterreich (Sektion Wien).

1866 nahm er als Choleraarzt in Wiener Spitälern und im österreichisch-preußischen Krieg als Inspektionsarzt in einem Militärspital im Prater teil.[4] Im selben Jahr trat er in den Dienst des Wiener Polytechnischen Institut in Wien als Dozent für technische Berufskrankheiten der Arbeiter und Hygiene ein. 1867/68 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule, und wirkte danach lange Jahre als Vorstandsmitglied des Museums für Gewerbehygiene. An der BOKU hielt er Vorlesungen über Erste Hilfe bei Verunglückten und seit 1866 am Polytechnischen Institut populärwissenschaftliche Vorlesungen über „Berufskrankheiten der Arbeiter“, „Gesundheitspflege in den Werkstätten“[5], „Hygiene der Arbeiter“ und über die „Gesundheit der Schüler in den Schuleinrichtungen“.[6] Im September 1871 initiierte er ein Comitee des Arbeiter-Bildungsvereines zur Planung und Durchführung einer Ausstellung zur Gesundheitspflege der Arbeiter*innenschaft im Rahmen der Weltausstellung 1873.[7]

Lewy war seit Ende der 1860er Jahre als Autor und Journalist auf dem Gebiet der Medizin tätig. Neben seiner Publikationstätigkeit für Fachzeitschriften und als verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Medicinisch-chirurgisches Centralblatt“[8] publizierte er in populärwissenschaftlicher Form in Zeitungen wie der „Vorstadt-Zeitung“, der Österreichischen Badezeitung und „Der Presse“. Er gehörte dem Schriftsteller- und Presseverein Concordia an, als dessen Vereinsarzt er auch fungierte. Lewy widmete sich schon seit Anfang der 1860er Jahren den Gewerbe- und Berufserkrankungen wie der Bleivergiftung der Bleiarbeiter,[9] die er im Zusammenhang mit der Gewerbehygiene bereits 1865[10] thematisierte und 1873 eine Studie im Selbstverlag veröffentlichte.[11] Weitere Arbeiten von ihm folgten zu den Quecksilberarbeitern, zu Hadernvergiftungen in Papierfabriken wie in Schlöglmühl,[12] über die Krankheiten der Phosphorarbeiter und der Phosphornekrose,[13] über „Therapie der acuten Phosphorvergiftungen“,[14] „Über specielle Krankheiten einzelner Industriezweige und die Verhütung derselben“,[15] „Die Gewerbekrankheiten der Hutmacher“,[16] „Die Fortschritte der Industrie und ihr Einfluss auf die Berufskrankheiten der Arbeiter“ sowie über „Berufskrankheiten der intellectuellen Arbeiter“[17]. 1892 unternahm er eine Studie zu Staubarten in gewerblichen Betrieben,[18] einem Thema zu dem er bereits 1869 gearbeitet hatte.[19] Daneben beschäftigte sich Lewy mit einer breiten Themenpallette wie der Ersten Hilfe bei Verunglückten, der „Arbeitszeit in den Fabriken vom sanitären Standpunkt“, Minenkrankheiten, dem Wohnungswesen („Die gesunde und die ungesunde Wohnung“)[20], der „Hygiene des Lehrstandes und den Schulen“,[21] oder der „Gesundheitspflege auf Reisen[22] und den Gesundheitsschäden hervorgerufen durch übermäßiges Sitzen („Über das Sitzen“),[23] aber auch zu medizinische Fragen betreffend die Schulhygiene und Schüler*innen, der Kinderarbeit und der Kindererziehung.[24] U.a. hielt er 1875 innerhalb der Sektion für öffentliche Gesundheitspflege der Versammlung deutscher Naturforscher in Graz einen Vortrag „Welche Anforderungen hat die öffentliche Gesundheitspflege an die Beschäftigung von Frauen, jungen Leuten und Kindern in Fabriken.[25]

Über viele Jahre war Lewy als Referent in den Wiener Volksbildungs- und Arbeitervereinen aktiv, wo er populäre Vorträge zur Medizin hielt,[26] wie besonders im Verein der Buchdrucker und Schriftgießer Niederösterreichs, in dem er seit dessen Gründung als Vereinsarzt tätig war. Hier hielt er u.a. 1864 einen Vortrag zu Gewerbekrankheiten der Buchdrucker[27] oder 1867 über Tuberkulose und die Arbeitsverhältnisse der Buchdrucker im Fortbildungsverein der Buchdrucker[28]. Sein Nachfolger als Vereinsarzt der Buchdrucker war Artur Jellinek.[29] Weiters arbeitete er als Arzt in dem seit 1890 statuarisch bestehenden Verband der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens und Umgebung (ab 1894 Verband der Krankenkassen Wiens) mit dem Schwerpunkt Berufskrankheiten, insbesondere gewerbliche Vergiftungen.

Lewy verstarb am 23. Juli 1905 in Fölz bei Aflenz in der Steiermark.

Literatur:

Lewy, Eduard: Die erste Hilfe bei Verunglückten. Sonderdruck aus: Die Zeit. Wien: Selbstverlag 1874.

Lewy, Eduard: Die Arbeitszeit in den Fabriken vom sanitären Standpunkte. Vortrag gehalten in der Section Wien des Vereins der Ärzte Nieder-Österreichs. Wien: Hügel 1875.

Jehle, Ludwigund Eduard Lewy: In den gewerblichen Betrieben vorkommende Staubarten in Wort und Bild. (Hrsg. vom Vereine zur Pflege des Gewerbehygienischen Museums in Wien). Wien: Verlag des Vereins zur Pflege des Gewerbehygienischen Museums in Wien 1892.

Lewy, Eduard und S. Wolf S: Handbuch der Krankenversorgung und Krankenpflege (Bd. I, II. Abth. P. 198).

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1871, Lewy Eduard, Kurz Julie.

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll 1854-1865, Sign. 181-1069, Lewy Eduard (Promotion 16.1.1863).

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll 1854-1865, Sign. 181-585, Lewy Eduard (Promotion 21.7.1863).

UAW, Med. Fak., Rigorosenprotokoll, Sign. 170-148r, Lewy Eduard (Rigorosum: 1862).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Lewy Eduard Dr. (23.7.1905).

[1] Ärztlicher Bericht des k.k. Bezirks-Krankenhaus Wieden. 1863. S. 366.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 64. 11.8.1866. Sp. 1029; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 31. 1871. Sp. 765.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 28.7.1874. S. 255.

[4] Neue Freie Presse. 17.7.1866. S. 5.

[5] Wiener Zeitung. 28.10.1869. S. 4; Wiener Zeitung. 23.4.1872, S. 5.

[6] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 86. 1868. Sp. 1393; Neue Freie Presse. 28.10.1870. S. 7; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 11.11.1872. S. 563; Vorwärts. Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 7.11.1873. S. 3; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 10.11.1874. S. 382; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 2.11.1875. S. 6; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 24.8.1875. S. 7; Wiener Zeitung. 4.11.1877. S. 4; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 18.11.1887. S. 4; Die Presse. 10.11.1893. S. 10.

[7] Wiener Weltausstellungs-Zeitung. 6.4.1872. S. 8; 17.6.1873. S. 5.

[8] Die Presse. 11.12.1872. S. 3.

[9] Vortrag vor dem 1894 durchgeführten Kongress für Hygiene und Demographie in Budapest. Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 1.11.1894. S. 488.

[10] Die Debatte. 17.2.1865. S. 3; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 27.12.1870. S. 8.

[11] Lewy, Eduard: Die Krankheit der Bleiarbeiter. Wien: Selbstverlag 1873; Vorwärts! Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 9.5.1873. S. 3.

[12] Vorwärts! Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 19.5.1870. S. 78.

[13] Internationale Klinische Rundschau. 14.10.1894. Sp. 1471-1474.

[14] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.11.1874. S. 386 und 24.11.1874. S. 395. Weiters in derselben: 6.10.1874. S. 331-332; 20.10.1874. S. 346; 27.10.1874, S. 358-359

[15] Internationale Klinische Rundschau. 23.9.1894. Sp. 1357-1360.

[16] Blätter der Staats-Arzneikunde. Beilage zur Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung. Mai 1869. S. 1.

[17] Neue Freie Presse. 29.1.1878. S. 6.

[18] Photographische Correspondenz. Nr. 386, 1892, S. 530.

[19] Der Staub in den Werkstätten: Vorwärts! Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 4.2.1869. S. 20.

[20] Morgen-Post. 29.10.1878. S. 3; Kaufmännische Zeitschrift. 1.6.1886. S. 111-112; Österreichische-ungarische Badezeitung. Organ für Balneologie, Klimatologie und Hygiene. 3.6.1888. S. 59-60; 10.6.1888. S. 70-71; 17.6.1888. S. 79; 1.7.1888. S.96.

[21] Wiener Allgemeine Zeitung. 28.9.1887. S. 4.

[22] Badezeitung. Organ für Balneologie, Klimatologie und Hygiene. 25.6.1893. S. 73-74; 2.7.1893. S. 81-82. 9.7.1893. S. 89-80; 16.7.1893. S. 97-98.

[23] Verkehrs-Zeitung. 25.11.1883. S. 372-373.

[24] Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 27.7.1905. S. 381.

[25] Österreichische Badezeitung. Organ für die Interessen der europäischen Kurorte und des Kurpublikums. 22.8.1875. S. 258; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 21.9.1875. S. 350.

[26] Wiener klinische Rundschau. Nr. 30. 1905. S. 537.

[27] Das Vaterland. 12.6.1864. S. 6.

[28] Neue Freie Presse. 8.3.1867. S. 6.

[29] Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 8.3.1906. S. 135; Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 7.9.1905. S. 457.

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