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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [146]: Maximilian Sternberg (1863–1934)

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [146]

Maximilian Sternberg (1863–1934)

Text: Dr. Walter Mentzel

Maximilian Sternberg (1863–1934) war Internist und Sozialmediziner und wurde am 27.Oktober 1863 in Wien als Sohn des Kaufmannes und Historikers Hermann Sternberg und Ernestine Schiller geboren. Sein Bruder, Julius Sternberg (*19.12.1867 Wien-?) war ebenfalls Mediziner und wurde im Holocaust ermordet.

Sternberg studierte zunächst an der Universität Wien ab 1881 Mathematik und ab 1882 Medizin. 1887 promovierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Zwischen 1886 und 1889 arbeitete er als Demonstrator bzw. supplierender Assistent am physiologischen Institut bei Professor Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892) und bei Siegmund Exner-Ewarten (1846-1926) und danach als Sekundararzt am Allgemeinen Krankenhaus in Wien. 1893 habilitierte er sich an der Medizinischen Fakultät in Wien, ein Jahr später nahm er als habilitierter Privatdozent durch Wahl die Stelle zum Chefarzt der Allgemeinen Arbeiter-Kranken- und Unterstützungskasse und die des Chefarztes des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wiens an. 1903 erfolgte seine Ernennung zum a.o. Professor. Von 1905 bis 1933 leitete er als Primararzt und Vorstand die I. medizinische Abteilung des Krankenhauses Wieden in Wien. 1905 legte er die Chefarztstelle des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen zurück.

Abb. 1    Maximilan Sternberg, Josephinum – Medizinische Sammlungen, MedUni Wien.

Sign.: MUW-FO-IR-003941-0001-001. Fotograf: Max Schneider

Sternberg beschäftigte sich schon vor Ludwig Teleky mit sozialmedizinischen Fragestellungen und versuchte die Sozialmedizin an der Universität in Forschung und Lehre zu verankern. 1896/97 hielt er eine Vorlesung zur kassenärztlichen Tätigkeit, 1900/01 zur Kranken- und Unfallversicherung und ab 1907 hielt er als erster im deutschsprachigen Raum Vorlesungen zur Sozialen Medizin. 1909 wurde seine Venia legendi auf das Gebiet der „Sozialen Medizin“ erweitert.

Neben dem Arbeitsgebiet der Berufskrankheiten war er in der Bekämpfung der Tuberkulose aktiv. 1902 erfolgte seine Ernennung zum Schriftführer in dem von der Gesellschaft der Ärzte in Wien eingerichteten Komitee „zur Beratung von Maßregeln bezüglich der Prophylaxe und Bekämpfung der Tuberkulose“ und im selben Jahr kam es zu seiner Wahl zum korrespondierenden Mitglied des Internationalen Central-Bureaus zur Bekämpfung der Tuberkulose. Weiters war er im Arbeitsstatistischen Amt des k.k. Handelsministerium und von 1905 bis 1908 in der Ministerialkommission zur Beratung über die Bekämpfung der gewerblichen Bleivergiftung sowie der Reform der Kranken- und Unfallversicherung tätig. 1933 trat er in den Ruhestand. Sternberg verstarb am 6. September 1934 in Wien.

Seine Ehefrau Betty, geborene Schweinburg wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem 21. September 1942 im KZ Treblinka ermordet. Sein Sohn, Hermann Maximilian Sternberg (*1.12.1900 Wien), der wie sein Vater Medizin studiert hatte und 1938 als unbesoldeter Universitätsassistent am Ambulatorium für Chirurgie an der I. chirurgischen Klinik an der Medizinischen Fakultät in Wien arbeitete, wurde nach dem „Anschluss“ ebenfalls wegen seiner jüdischen Herkunft entlassen, womit auch sein zu dieser Zeit laufendes Habilitationsverfahren abgebrochen wurde. Ihm gelang 1939 die Flucht in die USA, wo er als Arzt in New York arbeitete und Mitglied mehrerer medizinischer Gesellschaften wurde. Er verstarb am 24. April 1974 in New York.

Neben zahlreichen Arbeiten zur inneren Medizin publizierte Maximilian Sternberg eine Reihe von sozialmedizinischen Arbeiten wie:

Sternberg, Maximilian: Steingewinnung und -bearbeitung. Sonderdruck aus, Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsvorsorge. Zweiter Band: Gewerbekrankheiten und Gewerbehygiene. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Berufskrankheiten der Lunge. Mit 4 Abbildungen. Sonderdruck aus: Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge. Zweiter Band. Berlin: Verlag von Julius Springer 1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Graphisches Gewerbe. Sonderdruck aus: Handbuch der sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge. Zweiter Band [Gewerbehygiene und Gewerbekrankheiten]. Berlin: Verlag von Julius Springer1926.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Die soziale Medizin als besonderer Unterrichtsgegenstand. Referat für den VIII. internationalen Arbeiterversicherungskongress in Rom 1908. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Aus dem Gebiete der Berufskrankheiten. Aus der I. medizin. Abteilung des k.k. Krankenhauses Wieden in Wien: Vortrag, gehalten in der wissenschaftlichen Versammlung des Wiener medizinischen Doktoren-Kollegiums am 2. Dezember 1907. Sonderdruck aus: Medizinische Klinik. Berlin: Verlag von Urban & Schwarzenberg 1908.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Erfahrungen über gewerbliche Bleivergiftungen in Wien. Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Verlag von Anton Hölder, k.u.k. Hof- und Universitätsbuchhändler 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Pathologie und Frühdiagnose der Bleivergiftung. Referat, erstattet auf dem II. internationalen Kongreß für Gewerbekrankheiten in Brüssel am 10. bis 14. September 1910. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien, Leipzig: Wilhelm Braumüller k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Förderung des Selbststillens durch die Arbeiterversicherung. Sonderdruck aus: Das österreichische Sanitätswesen. Wien: Druck fon Friedrich Jasper 1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Topographie der Tuberkulose in Wien. Sonderdruck aus: Wiener klinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Wilhelm Braumüller 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Neuere Anschauungen über Staubkrankheiten der Lunge. Aus der I. Medizinischen Abteilung des Krankenhauses Wien in Wien. Vorstand Hofrat Professor Dr. Maximilian Sternberg. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Verlag von Moritz Perles 1925.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Sternberg, Maximilian: Zwei bemerkenswerte Fälle von Arbeitertetanie. Aus der I. medizinischen Abteilung des k.k. Krankenhauses Wieden in Wien. (Vorstand: Prof. Dr. Maximilian Sternberg) (Mit 2 Abbildungen) Sonderdruck aus: Zeitschrift für Nervenheilkunde. Leipzig: Verlag von F.C.W. Vogel 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1863, Sternberg Maximilian.

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1902, Sternberg Maximilian, Schweinburg Betti.

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862–1938, Sign. 134-0207, Sternberg Maximilian.

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862–1938, Sign. 134-0334, Sternberg Maximilian.

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosenprotokoll, Sign. 177-366a, Sternberg Maximilian (Rigorosum 1885).

AUW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-2111, Sternberg Maximilian (Promotion 26.11.1887).

ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt., VA, Zl. 11658, Sternberg Hermann (1900.12.01).

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [145]: Max Ellmann – Sozial- und Gewerbemediziner und Arzt des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [145]:

Max Ellmann – Sozial- und Gewerbemediziner und Arzt des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien

Text: Dr. Walter Mentzel

Max Mendel Moritz Ellmann wurde am 18. Jänner 1868 in Braila in Rumänien geboren. Nach Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Wien 1892, arbeitete er mehrere Jahre im Allgemeinen Krankenhaus Wien und führte daneben eine Praxis in Wien 2. Später wurde er Rayonsarzt des Verbandes der Genossenschaftskrankenkassen Wien und Niederösterreich im Bezirk Hernals. Neben seiner ärztlichen Tätigkeit trat er für die Verbesserung der Lage der Kassenärzte ein, war Mitglied im Verein der Kassenärzte, und beschäftigte sich mit den Fragen der Sozial- und Gewerbehygiene, wozu er auch Reisen nach Deutschland, Belgien und Italien zum Studium der hygienischen Verhältnisse unternahm. Dazu verfasste er mehrere Publikationen, darunter eine mehrteilige Artikelserie im Österreichischen Ärztekammerblatt in den Jahren 1905/06:

Ellmann, Max: Die Lage der Aerzte des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens. Memorandum der Aerzte des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens an die Verbandsleitung. Sonderdruck aus: Klinisch-therapeutische Wochenschrift. Wien: Selbstverlag des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen 1902.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 17414]

Ellmann, Max: Über die Haftpflicht der Ärzte. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Presse. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1905.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

Ellmann, Max: Reiseeindrücke aus Deutschland. Sonderdruck aus: Österreichisches Ärztekammerblatt. Wien: typ. Bartelt 1905/1906.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]

1907 publizierte er in der Zeitschrift Concordia über die hygienischen Verhältnisse und die Frauenarbeit in der Wiener Zuckerwarenindustrie.[1] Im selben Jahr veröffentlichte er einen Artikel „Zur Frage der Errichtung von Heilstätten für tuberkulose Arbeiter“[2] und 1908 nahm er am 14. Internationalen hygienischen Kongress in Berlin teil, über den er in der Internationalen klinischen Rundschau berichtete.[3] Er war vor dem Ersten Weltkrieg gewähltes Kammermitglied in der Ärztekammer und Mitglied der wirtschaftlichen Organisation der Ärzte Wiens.[4]

Ellmann war Studienautor in dem 1910 von Ludwig Teleky herausgegebenen Band der „Wiener Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialen Medizin“:

Ellmann, Max: Diagnostische Irrtümer bei Bleivergiftung. In: Wiener Arbeiten aus dem Gebiet der Sozialen Medizin. H. 1. 1910.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 61362]

1919 wurde von ihm sein Vortrag vor Gemeindevertretern über „Die hygienischen Aufgaben der Provinzgemeinden“ in der Wiener medizinischen Wochenschrift publiziert,[5] sowie der Aufsatz „Zur Schularztfrage in Wien.[6]

Ellmann engagierte sich politisch in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, wurde 1919 zum Bezirksrat in seinem Heimatbezirk Hernals und im selben Jahr in den niederösterreichischen Landtag gewählt, den er zwischen 20. Mai 1919 und bis zu seinem Tod am 24. Augst 1920 angehörte.

Max Ellmann verstarb am 24. August 1920 in Wien.

Quellen:

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862–1938, Sign. 134-0239, Ellmann Max.

UAW, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862–1938, Sign. 134-0366, Ellmann Max.

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll, Sign. 187-531, Ellmann Max (Promotion 19.3.1892).

UAW, Med. Fak., Rigorosenprotokoll, Sign. 177-76b, Ellmann Max (Rigorosum: 1889).

[1] Der Kampf. H. 7. 1908. S. 315.

[2] Wiener klinische Rundschau. Nr. 27. 1907. S. 429-430 und Nr. 28. 1907. S. 443-445

[3] Internationalen klinischen Rundschau. Nr. 1. 1908. S. 5-6 und Nr. 2. 1908. S. 21-22.

[4] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 20.12.1906. S. 10.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 38. 1919. Sp. 1870-1875 und Nr. 39. 1919. Sp. 1919-1923.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 34. 1919. Sp. 1681.

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [140]: Eduard Lewy – Gewerbehygieniker, Journalist und Mitbegründer der Sozialmedizin in Österreich

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [140]:

Eduard Lewy – Gewerbehygieniker, Journalist und Mitbegründer der Sozialmedizin in Österreich

Text: Dr. Walter Mentzel

Eduard Lewy zählt zu den Pionieren der Sozialmedizin in Österreich, besonders auf dem Gebiet der Gewerbe- und Arbeitsmedizin. In seiner Funktion als Gewerbearzt des Verbandes der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens/Verband der Krankenkassen Wiens war er Vorgänger von Ludwig Teleky.

Eduard Lewy wurde am 1. Mai 1838 in Neubidschow in Böhmen (heute: Novy Bydzov Tschechien) als Sohn von Jakob Lewy und Rosalia Landesmann geboren. Nach dem Abschluss seines Medizinstudiums an der Universität Wien mit seiner Promotion im Jahr 1863, begann er als Sekundararzt am KH Wieden zu arbeiten.[1] Im selben Jahr trat er als Mitglied in das Wiener medizinische Doktoren-Kollegium ein, wo er seit 1871 die Privatdozenten vertrat.[2] 1874 wurde er zum Obmannstellvertreter des „Ärztlichen Vereins des 3. Bezirkes“ gewählt,[3] weiters war er Mitglied des Vereins der Ärzte in Niederösterreich (Sektion Wien).

1866 nahm er als Choleraarzt in Wiener Spitälern und im österreichisch-preußischen Krieg als Inspektionsarzt in einem Militärspital im Prater teil.[4] Im selben Jahr trat er in den Dienst des Wiener Polytechnischen Institut in Wien als Dozent für technische Berufskrankheiten der Arbeiter und Hygiene ein. 1867/68 habilitierte er sich an der Technischen Hochschule, und wirkte danach lange Jahre als Vorstandsmitglied des Museums für Gewerbehygiene. An der BOKU hielt er Vorlesungen über Erste Hilfe bei Verunglückten und seit 1866 am Polytechnischen Institut populärwissenschaftliche Vorlesungen über „Berufskrankheiten der Arbeiter“, „Gesundheitspflege in den Werkstätten“[5], „Hygiene der Arbeiter“ und über die „Gesundheit der Schüler in den Schuleinrichtungen“.[6] Im September 1871 initiierte er ein Comitee des Arbeiter-Bildungsvereines zur Planung und Durchführung einer Ausstellung zur Gesundheitspflege der Arbeiter*innenschaft im Rahmen der Weltausstellung 1873.[7]

Lewy war seit Ende der 1860er Jahre als Autor und Journalist auf dem Gebiet der Medizin tätig. Neben seiner Publikationstätigkeit für Fachzeitschriften und als verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Medicinisch-chirurgisches Centralblatt“[8] publizierte er in populärwissenschaftlicher Form in Zeitungen wie der „Vorstadt-Zeitung“, der Österreichischen Badezeitung und „Der Presse“. Er gehörte dem Schriftsteller- und Presseverein Concordia an, als dessen Vereinsarzt er auch fungierte. Lewy widmete sich schon seit Anfang der 1860er Jahren den Gewerbe- und Berufserkrankungen wie der Bleivergiftung der Bleiarbeiter,[9] die er im Zusammenhang mit der Gewerbehygiene bereits 1865[10] thematisierte und 1873 eine Studie im Selbstverlag veröffentlichte.[11] Weitere Arbeiten von ihm folgten zu den Quecksilberarbeitern, zu Hadernvergiftungen in Papierfabriken wie in Schlöglmühl,[12] über die Krankheiten der Phosphorarbeiter und der Phosphornekrose,[13] über „Therapie der acuten Phosphorvergiftungen“,[14] „Über specielle Krankheiten einzelner Industriezweige und die Verhütung derselben“,[15] „Die Gewerbekrankheiten der Hutmacher“,[16] „Die Fortschritte der Industrie und ihr Einfluss auf die Berufskrankheiten der Arbeiter“ sowie über „Berufskrankheiten der intellectuellen Arbeiter“[17]. 1892 unternahm er eine Studie zu Staubarten in gewerblichen Betrieben,[18] einem Thema zu dem er bereits 1869 gearbeitet hatte.[19] Daneben beschäftigte sich Lewy mit einer breiten Themenpallette wie der Ersten Hilfe bei Verunglückten, der „Arbeitszeit in den Fabriken vom sanitären Standpunkt“, Minenkrankheiten, dem Wohnungswesen („Die gesunde und die ungesunde Wohnung“)[20], der „Hygiene des Lehrstandes und den Schulen“,[21] oder der „Gesundheitspflege auf Reisen[22] und den Gesundheitsschäden hervorgerufen durch übermäßiges Sitzen („Über das Sitzen“),[23] aber auch zu medizinische Fragen betreffend die Schulhygiene und Schüler*innen, der Kinderarbeit und der Kindererziehung.[24] U.a. hielt er 1875 innerhalb der Sektion für öffentliche Gesundheitspflege der Versammlung deutscher Naturforscher in Graz einen Vortrag „Welche Anforderungen hat die öffentliche Gesundheitspflege an die Beschäftigung von Frauen, jungen Leuten und Kindern in Fabriken.[25]

Über viele Jahre war Lewy als Referent in den Wiener Volksbildungs- und Arbeitervereinen aktiv, wo er populäre Vorträge zur Medizin hielt,[26] wie besonders im Verein der Buchdrucker und Schriftgießer Niederösterreichs, in dem er seit dessen Gründung als Vereinsarzt tätig war. Hier hielt er u.a. 1864 einen Vortrag zu Gewerbekrankheiten der Buchdrucker[27] oder 1867 über Tuberkulose und die Arbeitsverhältnisse der Buchdrucker im Fortbildungsverein der Buchdrucker[28]. Sein Nachfolger als Vereinsarzt der Buchdrucker war Artur Jellinek.[29] Weiters arbeitete er als Arzt in dem seit 1890 statuarisch bestehenden Verband der Genossenschafts-Krankenkassen Wiens und Umgebung (ab 1894 Verband der Krankenkassen Wiens) mit dem Schwerpunkt Berufskrankheiten, insbesondere gewerbliche Vergiftungen.

Lewy verstarb am 23. Juli 1905 in Fölz bei Aflenz in der Steiermark.

Literatur:

Lewy, Eduard: Die erste Hilfe bei Verunglückten. Sonderdruck aus: Die Zeit. Wien: Selbstverlag 1874.

Lewy, Eduard: Die Arbeitszeit in den Fabriken vom sanitären Standpunkte. Vortrag gehalten in der Section Wien des Vereins der Ärzte Nieder-Österreichs. Wien: Hügel 1875.

Jehle, Ludwigund Eduard Lewy: In den gewerblichen Betrieben vorkommende Staubarten in Wort und Bild. (Hrsg. vom Vereine zur Pflege des Gewerbehygienischen Museums in Wien). Wien: Verlag des Vereins zur Pflege des Gewerbehygienischen Museums in Wien 1892.

Lewy, Eduard und S. Wolf S: Handbuch der Krankenversorgung und Krankenpflege (Bd. I, II. Abth. P. 198).

Quellen:

Matriken der IKG Wien, Trauungsbuch 1871, Lewy Eduard, Kurz Julie.

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll 1854-1865, Sign. 181-1069, Lewy Eduard (Promotion 16.1.1863).

UAW, Med. Fak., Promotionsprotokoll 1854-1865, Sign. 181-585, Lewy Eduard (Promotion 21.7.1863).

UAW, Med. Fak., Rigorosenprotokoll, Sign. 170-148r, Lewy Eduard (Rigorosum: 1862).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Lewy Eduard Dr. (23.7.1905).

[1] Ärztlicher Bericht des k.k. Bezirks-Krankenhaus Wieden. 1863. S. 366.

[2] Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 64. 11.8.1866. Sp. 1029; Wiener medizinische Wochenschrift. Nr. 31. 1871. Sp. 765.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 28.7.1874. S. 255.

[4] Neue Freie Presse. 17.7.1866. S. 5.

[5] Wiener Zeitung. 28.10.1869. S. 4; Wiener Zeitung. 23.4.1872, S. 5.

[6] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 86. 1868. Sp. 1393; Neue Freie Presse. 28.10.1870. S. 7; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 11.11.1872. S. 563; Vorwärts. Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 7.11.1873. S. 3; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 10.11.1874. S. 382; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 2.11.1875. S. 6; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 24.8.1875. S. 7; Wiener Zeitung. 4.11.1877. S. 4; Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). 18.11.1887. S. 4; Die Presse. 10.11.1893. S. 10.

[7] Wiener Weltausstellungs-Zeitung. 6.4.1872. S. 8; 17.6.1873. S. 5.

[8] Die Presse. 11.12.1872. S. 3.

[9] Vortrag vor dem 1894 durchgeführten Kongress für Hygiene und Demographie in Budapest. Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 1.11.1894. S. 488.

[10] Die Debatte. 17.2.1865. S. 3; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 27.12.1870. S. 8.

[11] Lewy, Eduard: Die Krankheit der Bleiarbeiter. Wien: Selbstverlag 1873; Vorwärts! Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 9.5.1873. S. 3.

[12] Vorwärts! Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 19.5.1870. S. 78.

[13] Internationale Klinische Rundschau. 14.10.1894. Sp. 1471-1474.

[14] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 17.11.1874. S. 386 und 24.11.1874. S. 395. Weiters in derselben: 6.10.1874. S. 331-332; 20.10.1874. S. 346; 27.10.1874, S. 358-359

[15] Internationale Klinische Rundschau. 23.9.1894. Sp. 1357-1360.

[16] Blätter der Staats-Arzneikunde. Beilage zur Allgemeinen Wiener medizinischen Zeitung. Mai 1869. S. 1.

[17] Neue Freie Presse. 29.1.1878. S. 6.

[18] Photographische Correspondenz. Nr. 386, 1892, S. 530.

[19] Der Staub in den Werkstätten: Vorwärts! Zeitschrift für Buchdrucker- und verwandte Interessen. 4.2.1869. S. 20.

[20] Morgen-Post. 29.10.1878. S. 3; Kaufmännische Zeitschrift. 1.6.1886. S. 111-112; Österreichische-ungarische Badezeitung. Organ für Balneologie, Klimatologie und Hygiene. 3.6.1888. S. 59-60; 10.6.1888. S. 70-71; 17.6.1888. S. 79; 1.7.1888. S.96.

[21] Wiener Allgemeine Zeitung. 28.9.1887. S. 4.

[22] Badezeitung. Organ für Balneologie, Klimatologie und Hygiene. 25.6.1893. S. 73-74; 2.7.1893. S. 81-82. 9.7.1893. S. 89-80; 16.7.1893. S. 97-98.

[23] Verkehrs-Zeitung. 25.11.1883. S. 372-373.

[24] Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 27.7.1905. S. 381.

[25] Österreichische Badezeitung. Organ für die Interessen der europäischen Kurorte und des Kurpublikums. 22.8.1875. S. 258; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 21.9.1875. S. 350.

[26] Wiener klinische Rundschau. Nr. 30. 1905. S. 537.

[27] Das Vaterland. 12.6.1864. S. 6.

[28] Neue Freie Presse. 8.3.1867. S. 6.

[29] Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 8.3.1906. S. 135; Österreichisch-ungarische Buchdrucker-Zeitung. 7.9.1905. S. 457.

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