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„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil IV – der k. u. k. „Militärfriedhof“ [13]

Feldspital 2/14 in Olejów (Galizien) Teil  IV – der k. u. k. „Militärfriedhof“

Die Verstorbenen des Feldspitals 2/14 wurden in Einzelgräbern auf einem eigenen, vom Militär angelegten Friedhof in Olejow, bestattet. Solche „Militärfriedhöfe“ wurden in der Regel in den Etablierungsorten der Feldspitäler nach genauen von der Armee festgesetzten Bestimmungen eingerichtet. Diese waren zusammengefasst in den Direktiven über die Errichtung von Militärfriedhöfen“, die vom 4. Armee-Etappenkommando im Juni 1915 erstellt worden waren.

In der Folge werden die wichtigsten Punkte hier wiedergegeben:

Lage des Ortes

Nach Dienstbuch N-13. IV. Teil, Punkt 359 [Dienstbuch N-13. Reglement für den Sanitätsdienst des k. u. k. Heeres, IV. Teil – Sanitätsdienst im Kriege. Wien 1914] sind zur Beerdigung entweder nahe gelegene Friedhöfe, in deren Ermanglung, oder wenn sie zu klein wären, Felder, trockene Wiesen, Hutweiden oder Waldlichtungen zu wählen. Die unmittelbare Nähe von Wohnungen, stark frequentierten Strassen, Brunnen, Flüssen, Bächen, Seen, Teichen, dann von Strecken, die Überschwemmungen ausgesetzt sind, sowie morastiger, sumpfiger und stark abschüssiger Boden, sind zu vermeiden.

Aus künstlerischen Rücksichten sind Friedhöfe womöglich auf solchen Stellen anzulegen, die einen Ausblick auf einen schönen landschaftlichen Hintergrund gewähren oder zum Beispiel in der Nähe einer Waldlisiere [Waldrand] oder im Walde, auf schön gelegenen Hutweiden, in der Ebene liegenden Wiesengründen mit malerischen Baumgruppen, die in den Friedhofskomplex einbezogen werden können. Wenn möglich sollen Friedhöfe von Strassen und Eisenbahnlinien aus in ihrer ganzen Anlage und Gruppierung sichtbar sein.

Anlage der Gräber

Aus hygienischen und technischen Gründen sollen entsprechend der Vorschrift N-13, IV. Teil, Punkt 359 die Gräber für jeden Toten bei Berechnung des Fassungsraumes 2 m lang, 1,3 m breit und 2 m tief angelegt werden; der Grundwasserstand darf die Grabsohle nicht erreichen. Für den Grabhügel genügt mit Rücksicht auf die Anlage der schmalen Wege zwischen den Gräbern eine Breite von 0,8 m und eine Länge von ungefähr 1,8 – 2 m, die Intervalle zwischen den einzelnen Längsseiten betragen demnach 0,5 m, zwischen den Breitseiten wären 0,5 – 0,8 m für Wege, beziehungsweise Grabsteine auszusparen.

Es empfiehlt sich weiter, die Einzelgräber derart auf dem Friedhofkomplexe zu verteilen, dass sich für eine symmetrische oder gefällige Parkanlage günstige Verhältnisse ergeben.

Ausstattung der Friedhöfe

Einfriedungen

Bei neu errichteten Militärfriedhöfen sind Einfriedungen aus Holz (Latten, Brettern) anzufertigen; hierzu sollen gerade Stangen, runde oder gut bearbeitete Latten mit einfacher ornamentaler Spitze verwendet werden.

Eingänge

Der Eingang ist so zu wählen, dass er von der Strasse oder vom Wege leicht zugänglich sei; er bestehe aus einem einfachen einflügeligen Tore im Stile der Einfriedung, seine Lichtbreite betrage etwa 1 m 20 cm.

Kreuze und Steinmonumente

Kreuze sind von Facharbeitern (Tischlern, Zimmerleuten) und tunlichst nur aus hartem Holz anzufertigen. Sie müssen sorgfältig eingegraben und wenn nötig im Grunde durch eine Pflasterung gesichert werden. Für die Gestalt der Kreuze wählt man am besten die landesüblichen Formen abwechselnd in verschiedenen Typen und Größen über den Friedhof verteilt, jedoch nicht so aufgestellt, dass die Horizontalarme eine wagrechte Linie bilden. Die Kreuze dürfen nur an den von den Wegen abgewendeten Seiten der Gräber angebracht werden und zwar mit der Front gegen die Wege.

Monumente aus Stein, Kunststein, Beton etc. sind hauptsächlich für Gräber von Offizieren oder für solche von besonders ausgezeichneten Mannschaftspersonen bestimmt.

Detailausstattung

Holztafeln sollen zur Vermeidung von Sprüngen womöglich aus einem Stück erzeugt und mit Einschubleisten versehen vollständig trocken und astlos sein. Sie sind entweder zu lackieren oder mit heißem Leinöl einzulassen. Man wähle am besten eine einfache viereckige Form ohne jedes Zierrat etwa in der Größe 16/30 cm und überdache sie oben mit einer schützenden Latte. Die Aufschrift soll deutlich in Ölfarbe ausgeführt werden. Auf Tafeln, die nur mit Öl eingelassen sind, empfiehlt es sich, die Aufschrift tief einzuschneiden.

Für Aufschriften sind leicht lesbare Alphabete zu wählen; sezessionistische Alphabete sowie Schnörkeln sind zu vermeiden. Die Schrift kann stehend oder liegend sein, es darf jedoch nicht stehende mit liegender Schrift abwechseln; auch darf nur ein Alphabet verwendet werden.

Gärtnerische Ausschmückung

Der beste Schmuck der Friedhöfe ist der grüne Pflanzenwuchs – Bäume, Sträucher und Blumen. Man trachte daher für Friedhöfe womöglich solche Plätze zu wählen, auf denen sich Bäume etc. schon vorfinden. Wenn das nicht möglich ist, so muss man Bäume oder Sträucher pflanzen und zwar am besten solche, die mehr in die Breite als in die Höhe wachsen.

Erhaltung des Friedhofes

Die Erhaltung der Grabstätten obliegt in erster Linie dem Etappenstationskommando, dann der Gendarmerie im Einvernehmen mit der Gemeinde und deren Organen.

Evidenz

Von besonderer Wichtigkeit, ja von größter Tragweite ist die möglichste Feststellung der Identität der Begrabenen. Jeder Leichnam muss, wenn letztere nicht schon unzweifelhaft sicher gestellt ist, genau darauf untersucht werden, ob sich an ihm das Legitimationsblatt oder in Ermangelung desselben irgendein Merkmal bzw. eine Sache vorfinde, durch welche der Verstorbene sogleich oder später durch Verwandte, Freunde etc. erkannt werden könnte. Briefe, Karten, Gebetbücher, Ringe, Amulette etc. bieten oft die Möglichkeit den Betreffenden zu agnoszieren [einen Toten identifizieren] und müssen darum so wie die Beträge und Wertsachen kommissionell verpackt, versiegelt, mit der fortlaufenden Nummer des Friedhofsprotokolls bezeichnet aufgehoben und vorgemerkt werden.

Dieses Protokoll, das über jeden Friedhof separat geführt werden muss, hat folgende Rubriken, die nach Möglichkeit auszufüllen sind, zu enthalten: Fortlaufende Nummer, Nummer des Grabes, Vor- und Zuname, Charge, Truppenkörper und dergleichen, Farbe der Aufschläge, Körperlänge, Haarfarbe, besondere Merkmale, Datum des Todes und des Begräbnisses, Legitimationsblatt bzw. Erkennungszeichen vorhanden oder nicht, Wertsachen oder andere Gegenstände, Briefe etc. Anmerkung.

Die Legitimationsblätter und die den Toten abgenommenen Sachen sind mit dem Protokoll an den zuständigen Feldseelsorger beziehungsweise an die Evidenzstelle des Armeeetappenkommandos einzusenden.

Eine Liste der im Feldspital 2/14 in Olejow Verstorbenen finden sie hier http://www.olejow.pl/print.php?type=A&item_id=693

„Kriegsgräberwesen Österreich-Ungarns im Weltkrieg und die Obsorge in der Republik Österreich“ von Thomas REICHL lesen sie bitte
http://othes.univie.ac.at/237/1/10-25-2007_8908935.pdf


OLEJÓW – Schanzarbeiten? beim griechisch-katholischen Friedhof


OLEJÓW – „Tor“ zum Militärfriedhof


OLEJÓW – Blick vom griechisch-katholischen Friedhof auf OLEJÓW


OLEJÓW – griechisch-katholischer Friedhof


OLEJÓW – Militärfriedhof: Grab Mitte unten – Franz NEUTENFELD, gest. 10.3.1916 im Feldspital 2/14;
Grab rechts unten – RYBAK Paul, gest. 4.3.1916 im Feldspital 2/14

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil III [12]

Feldspital 2/14 in OLEJÓW (Galizien; September 1915 bis Juli 1916) Teil III

Im Zuge der Etablierung des Feldspitals 2/14 in OLEJÓW wurden im Herrenhaus neben der Verwaltungsabteilung die Operations- und Verbandsräume eingerichtet. Auch das Glashaus des Anwesens wurde für die Unterbringung von 34 Personen herangezogen. Weiters wurde das gegenüber vom Herrenhaus gelegene Försterhaus für die Unterbringung der Kranken und Verwundeten verwendet.
Aufgrund der immer größer werdenden Platznot wurde später im Park des Schlosses eine Baracke errichtet, wodurch sich die Belagsfähigkeit des Feldspitals um mehr als 100 Personen erhöhte. Ende Februar 1916 betrug die Anzahl der Betten bereits mehr als 400.
Als Ende Juli 1916 das Feldspital 2/14 aufgrund der sich verschlechternden militärischen Lage seinen Standort in OLEJÓW aufgeben musste, quartierte sich das Kommando der Infanterietruppendivision 14 der k. u. k. Armee im Herrenhaus ein.
1917 wurde das Gebäude von Truppen der verbündeten deutschen Armee genutzt. Nach Kriegsende 1918 war das Herrenhaus zerstört und wurde nicht wieder aufgebaut.

OLEJOW Lageplan des Schlosses–>PDF

OLEJOW Fotomodell, angefertigt von einem Angehörigen der k. u. k. Armee–>PDF

 OLEJÓW – Modell des Feldspitals 2/1, angefertigt von Zoltan ADORJAN, k- u. k. Infanterieregiment Nr. 19, 1916

Zur Geschichte von OLEJÓW siehe [in polnischer Sprache] http://www.olejow.pl/news.php

Alte Ansichten zu OLEJÓW siehe  http://www.olejow.pl/readarticle.php?article_id=560

Die letzten interessanten Einblicke bis zur Auflassung des Feldspitals 2/14 Ende Juli 1914 gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps.

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee 

1. APRIL 1916  In der militärischen Lage keine Änderung; mehr als 6 Monate stehen sich nun die Gegner in ausgebauten Stellungen gegenüber. 

5. April 1916 Das 4. Korps erhält 10.000 neue Wäschegarnituren nach OLEJOW zur Felddampfwäscherei, welche mit Feldspital 2/14 das Abholen aus ZBOROW besorgen soll.

11. APRIL 1916 Regimentsarzt BUDZYNSKI, Kommandant des Feldspital 2/14, wird zur außertourlichen Beförderung zum Stabsarzt beantragt.

3. MAI 1916 Feldspital 2/14, dessen Agilität wirklich rührenswert ist, beginnt die Assanierung des Marschbrigadebereiches und bittet um 10.000 kg Kohle.

5. MAI 1916 Das Feldspital 2/14 wird angewiesen, die Kohlenzufuhr für die Felddampfwäscherei in OLEJOW mit 2 paar Pferden per Feldbahn zu besorgen. Regimentsarzt BUDZYNSKI’ s aktive Dienstzeit wird vom Armeeoberkommando erfragt. Oberarzt MARESCH zur Vorlage eines Urlaubsgesuches angewiesen.

6. MAI 1916 Die 5 Blessiertenwägen der Korpsanitätsreserve, die bisher beim Feldspitale 2/14 Dienst machten, werden zur Reserve einrückend gemacht.

14. MAI 1916 Das Etappenstationskommando OLEJOW bittet um Überlassung des Epidemiespitales des Feldspital 2/14. Da dies das Feldspital näher angeht, wird der Akt zur Äusserung dahingeleitet.

20. MAI 1916 Das Feldspital 2/14 bittet um Diphterieheilserum. Wird per Abfertigung zugeschoben.

25. MAI 1916 Feldspital 2/14 bittet um Erhöhung des Milchzuschubes; wird der Intendanz abgetreten.

10. JUNI 1916 Die nördlich – bei Luzk  http://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensive  – sich abspielenden Ereignisse machen sich auch hierorts allmählich fühlbar. Abend: Das Reservespital 5/3, Feldspital 3/9 haben sich zu evaluieren und morgen in den Raum um PODLIPCE in Korpstrain abzumarschieren. Reservespital 3/7 evaluiert sich ebenfalls, verbleibt in Marschbereitschaft in BEREMOVCE. Der stabile Desinfektor, das Baumaterial der Badeanstalt in ZALOSCE werden zur Feldbahn geschafft, ebenso der Wäschevorrat des Wäschedepots, und werden dem Proviantamt des Armeekommandos und der Infanterietruppendivision 33 übergeben zum Abschube per Feldbahn. Die Badeanstalt wird marschbereit gemacht, um morgen nach OLEJOW abzugehen. Alle Spitäler werden avisiert, sich marschbereit zu halten.

11. JUNI 1916 Die Situation im Norden ist wohl gebessert, doch nicht stabilisiert, daher werden die Entlastungsbestrebungen fortgesetzt. Zeitig früh ergeht an das Reservespital 3/7 in BEREMOWCE der Befehl, zu evaluieren und Marschbereitschaft anzunehmen. Ebenso erhält die Korpsbadeanstalt ZALOSCE den Befehl, noch heute nach OLEJOW abzumarschieren, woselbst sie dem Feldspital 2/14 unterstellt wird. Um 9 Uhr 30 vormittags wird der Divisionssanitätschef der 14. ITD angerufen und mit ihm mündlich besprochen, dass die Epidemieabteilung in BIALOGLOWY bis zum letzten Moment zu erhalten sei; sodann hat Oberarzt ATTLMAYER [er stammte aus RIED im Innkreis, Oberösterreich, und gehörte 1916 zum Stammpersonal des Feldspital 2/14] mit der Mannschaft (Fieberimmune) nach OLEJOW einzurücken und diese der Salubritätskommission zur Verfügung zu stellen bzw. zur Personalsammelstelle Lemberg einrückend zu machen. Feldspital 2/14 erhält den Befehl, den Desinfektor aus BIALOGLOWY hereinholen zu lassen.

12. JUNI 1916 Fortgesetzte Angriffe der Russen im Norden, sowie bei TARNOPOL, ferner bei CZERNOWITZ lassen eine Stabilisierung nicht recht zu. Die Vorbereitungen für einen geordneten „Rückzug“ werden fortgesetzt; jeder Ballast abgestreift. Infolge der geänderten Verhältnisse wird der Krankenabschub geregelt und hiebei der Versuch gemacht, den Feldeisenbahnabschub von hieraus zu leiten. Es wird verfügt, dass die Infanterietruppendivison 14 ihre Kranken beim Feldbahnhof ZALOSCE selbst verladen soll, die Infanterietruppendivision 33 aber bei der Weggabelung nach TROSCIANICE. Diese Anstalten, sowie Feldspital 2/14 haben bis 7 Uhr Nachmittag die Anzahl der sitzenden und liegenden Kranken anher zu melden, worauf von hieraus die Abschubleitung in ZBOROW und das Bahnhofkommando der Feldbahn wegen Beistellung der Pferde verständigt wird. ….

13. JUNI 1916 In den Vormittagsstunden wird mit dem Kommando des Feldspital 2/14 besprochen, dass die Anstalt sich bis auf die Marschfähigen evaluiert. Im weiteren Laufe des Tages wird das Epidemiespital in JAROSLAWICE evaluiert, der Abschub von Infektionskranken nach OLEJOW bzw. ZBOROW geleitet. Auf Meldung der Krankenabschubstation in ZBOROW wird das Feldspital 2/14 angewiesen, über einen vernachlässigten Fall von Gasphlegmone http://de.wikipedia.org/wiki/Gasbrand  anher zu berichten.

16. JUNI 1916  Ein Befehl, welcher das Feldspital 2/14 in Marschbereitschaft setzt, wird vom Generalstabschef annulliert, andererseits aber das Spital der Korpstraingruppe 2 zugeteilt.

17. JUNI 1916  Das Feldspital 2/14 beschwert sich über den Etappenstationskommandanten, der ein unbelegtes Objekt aufbrechen und belegen liess. Der Krankenabschub geht anstandslos vor sich, heute werden 10 Fuhrwerke angefordert für 7 Liegende und etwa 80 Sitzende. HR 5 in BIALOGLOWY fragt sich an, wohin der Krankenabschub erfolgen soll und wird an das Feldspital 2/14 gewiesen.

1. JULI 1916  Ein Verzeichnis der Krankenschwestern des Feldspital 2/14 veranlasst den SanChef zur Anfrage, mit wessen Bewilligung dieselben aufgenommen wurden. Falls eine solche nicht vorliegt, ist dieselbe einzuholen. 

5. JULI 1916  Die beim Feldspital 2/14 Dienst leistenden Krankenpflegerinnen sind dem Spitale nicht offiziell zugeteilt; auch die Meldung des Spitales lässt diese Frage offen, es wird daher um Zustimmung der Armeeabteilung das Einschreiten gemacht.

8. JULI 1916  Sehr erfreulich ist, dass die Frage der Krankenpflegerinnen endlich durch ein Übereinkommen der Heeresleitung und der beiden Roten Kreuzvereine geregelt wird. Tagebuchschreiben ist zwar nicht Anhänger der Pflegerin im Felde. Die Aufgaben der Frau im Hinterlande sind so mannigfaltig, dass gewiss eine jede dort ihr Plätzchen findet und dem Staate dienen kann. Die Gefahren des Feldlebens soll der Mann allein tragen. Bedenken moralischer Natur wollen gar nicht angeführt werden.

13. JULI 1916  Die allmähliche Stabilisierung der Situation lässt es erwünscht erscheinen, dass Feldspital 2/14 in OLEJOW, dass mobile Reservespital 3/7 in BEREMOWCE zu etablieren; ersteres mit 300 Betten, letzteres mit 250. Beide nur für leichtkranke und leicht Verwundete.

14. JULI 1916  Es wird entschieden, dass die Armeeschwestern des Feldspital 2/14 dortselbst als berechtigt belassen werden.

17. JULI 1916  Das Kommando des Feldspitals 2/14 hat sich das Eintreffen des Laboratoriums derart ausgelegt, dass es sich dort etablieren soll. Die Verpackung und Verschiebung des Laboratoriums wird veranlasst. 

25. JULI 1916  Militärische Lage wieder unsicher, Feldspital 2/14 wird marschbereit gemacht.

28. JULI 1916  Die Situation wird für das Korps misslich. In den Mittagsstunden wird das Feldlaboratorium zum Feldspitale 2/14 gewieesn und demselben angegliedert, gleichzeitig angeordnet, dass das Feldspital 2/14 4 Blessiertenwägen, 1 Arzt, 1 Detachement zurücklassen soll in OLEJOW. 7 Uhr Nachmittag ergeht der Befehl, dass das Korps um 8 Uhr den Rückzug anzutreten habe. Der Korpsstab begibt sich auf den Tagesstandpunkt. Train und 2 Staffeln marschieren nach OLEJOW ab.

29. JULI 1916  Zur selben Zeit gelangt in das Herrenhaus OLEJOW die Infanterietruppendivision 14 und etabliert.

Erfahrungen vom Hilfsplatz eines Infanterieregiments  von Dr. August RICHTER http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=215

Die Divisions-Sanitäts-Anstalten im Felde von Regimentsarzt Dr. Emil SCHWARZKOPF http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=239

Chronologischer Überblick auf die sanitäre Ausgestaltung des Korps FMLt. Hofmann während der ersten 1,5 Jahre des gegenwärtigen Weltkrieges von Regimentsarzt Dr. Hermann RITTIGSTEIN http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=160&size=45

Einige vorläufige Bemerkungen über Verwendung, Etablierung und Ausstattung der Feldspitäler und improvisierten mobilen Reservespitäler des Korps FML. Hofmann von Stabsarzt Dr. Moritz FRIEDMANN http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=170


Olejów – Glashaus


Olejów – Blick auf das Försterhaus


Olejów – Schlosspark vor dem Försterhaus


Olejów–  im Schlosspark


Olejów – im Schlosspark


Olejów – Bau der Krankenbaracke im Schlosspark


OLEJOW: Krankenbaracke im Schlosspark


Olejów – Krankenbaracke im Schlosspark


Olejów – Eingang der Krankenbaracke


Olejów – Ankunft Verwundeter/Kranker im Feldspital

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil II [11]

Feldspital 2/14 in Olejów (Galizien; September 1915 bis Juli 1916) Teil II

Über die wechselnden Aufgaben, Tätigkeiten und Probleme, mit denen sich das Kommando des Feldspitals nun im Jahre 1916 konfrontiert sah, gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps Einblick:

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee

4. JÄNNER 1916

Armeekommando-Expositur KUDOBINCE wird dem 4. Korps die Kraftwagensanitätskolonne 15 aus 9 Auto bestehend zum Krankentransporte überlassen. Die Kolonne wird in OLEJOW untergebracht, dem Feldspital 2/14 angegliedert und für deren Verwendung Direktiven herausgegeben; die Autos verkehren von OLEJOW nach ZBOROW und nehmen auch von BERANOWCE Kranke mit. Ab ZALOSCE können sie für den schonenden Transport von Schwerkranken und Verwundeten in Anspruch genommen werden. Infektionskranke werden nicht befördert.

Am 3.1. in den Abendstunden trifft die Meldung ein, dass bei der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung Nr. 582 sechs Mann an Flecktyphus erkrankt sind. Feldspital 2/14 wird sofort mit der Assanierung von BIALOKIERNICA betraut, Lagerstroh zugewiesen, und die Divisionen zur Meidung des Ortes verhalten. Armeekommando benachrichtigt. Eine weitere Erkrankung kam bis heute nicht vor. 

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SANITÄTSAUTOKOLONNEN (10 Autos)

Bestimmung des Armeeoberkommandos

Die Sanitätsautokolonnen sind zum Transporte Kranker und Verwundeter bestimmte armeeunmittelbare Anstalten.

Jedes Sanitätsauto ist für die Aufnahme von 4 liegenden Verwundeten eingerichtet. Somit kann eine Sanitätsautokolonne40 solche Verwundete aufnehmen. Leichtverwundete können sitzend  nur auf dem Sitze neben dem Chauffeur und eventuell im Kommandanten- und Klein-Auto fortgebracht werden.

Fahrtgeschwindigkeit einer leeren San.Autokolonne ist höchstens 15 km, einer beladenen San.Aut.Kolonne höchstens 10 km in der Stunde auf guten Wegen.

Die San.Aut.Kolonnen werden mit fortlaufenden Nummern (arabischen Zahlen) bezeichnet.

Der Stand einer SanAutoKol ist der Beilage zu entnehmen. Die Sollbestände an Sanitäts- und Automaterial sind in den jeder Kol. beigegebenen Materialinventaren festgesetzt.

In militärdienstlicher Beziehung bildet jede San.Autokolonne eine selbständige Unterabteilung.

In sanitätsdienstlicher und automobilistischer Beziehung gelten die einschlägigen Spezialvorschriften.

Als Kommandant der SanAutoKol. fungiert der nach Charge und Rang höchste der eingeteilten Offiziere. Ihm kommen die Befugnisse eines detachierten Unterabteilungskommandanten gegenüber dem gesamten Personal der Kolonne zu.

Dem eingeteilten Automobiloffizier obliegt die Leitung des automobiltechnischen Dienstes und die Trainführung.

Dem eingeteilten Militärarzt obliegt die Leitung des gesamten Sanitätsdienstes und die Ausübung des ärztlichen Dienstes.

Die SanAutoKolonnen sind in ökonomisch-administrativer Beziehung als „Transport“ anzusehen.

Zum Thema Kraftfahrzeuge im Dienste der k. u. k. Armee sehen sie bitte:  http://www.oevg.at/aktuell/veranstaltungen/2014/wk1/nachlese/schimon.pdf

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6. JÄNNER 1916

Armeekommando in KUDOBINCE frägt an, wo ihre russische Gefangenen-Arbeiter-Abteilung baden kann. Hierzu wird Feldspital 2/14 in OLEJOW angewiesen.

Letzteres Spital hat eine 2. Fahrküche gebeten für den Desinfektionsbetrieb, jedoch – da keine vorhanden ist – muss die Bitte abgewiesen werden.

8. JÄNNER 1916

Für die badende Mannschaft der Divisionsbäckerei 14 werden 330 Garnituren Wäsche nach OLEJOW dem Feldspital 2/14 zugeschoben.

9. JÄNNER 1916

Feldspital 2/14 bittet um die Zuweisung eines Dampfdesinfektors sowie um Kochkesseln. Der improvisierte Desinfektor funktioniert nicht mit der erwünschten Präzision, auch sind an die Anstalt zahlreiche Formationen zum Baden und Entlausen gewiesen, so dass die Bitte dem Armeekommando vorgelegt wird.

Das Feldspital 2/14 meldet die erfolgte Entlausung der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung in BIALOKIERNICA.

21. JÄNNER 1916

Eine Badeordnung des Feldspital 2/14 wird von der Anstalt vorgelegt.

Gleichzeitig bittet dieses Spital um einen Dampfdesinfektor, da der eigene improvisierte unverlässlich arbeitet, andererseits auch darin Wäsche verbrannt ist. Es wird eine Bitte weitergeleitet an die Salubritätskommission.

1. FEBRUAR 1916

Das Feldspital 2/14 meldet, dass den badenden Truppen die ungewaschene Wäsche zurückgegeben werden muss, da sie sich weigern, gewaschene, jedoch mit Nissen gefüllte Wäsche zu übernehmen. Diese Nissen sind aber nicht lebensfähig, wenn die Wäsche rationell desinfiziert würde.

8. FEBRUAR 1916

Im Feldspital 2/14 ist infolge des erhöhten Betriebes speziell im Abenddunkel die Notwendigkeit aufgetaucht, für ausgiebige Beleuchtung des Schlossgartens zu sorgen und wird zu diesem Zwecke vom Armee-Etappen-Kommando die Zuweisung einer Viktorinlampe erbeten. Gleichzeitig bittet das Spitalskommando um Feuerlöschbomben.

15. Februar 1916

Im zivile häufen sich die Fälle von Infektionskrankheiten, insbesondere erscheint BIALOGLOWY ein Typhus-Nest zu bilden. Der SanChef begibt sich daher in diese Ortschaft und gelangt zur Überzeugung, dass die Epidemie, nachdem sie einen beschränkten Teil  des Ortes befallen hat, leicht einzudämmen sein wird und um dies ohne Überlastung des diensthabenden Arztes durchführen zu können, veranlasst er, dass die Verpflegsstaffeln der 14.ITD [Infanterietruppendivision] zum Feldspital 2/14 mit der Marodenvisite gewiesen werden.

Feldspital 2/14 bittet um Steinkohle für die Beheizung ihrer Desinfektoren. Steinkohle dürfte nicht in erwünschter Menge verfügbar sein, daher werden noch diesbezüglich Erhebungen gepflogen.

16. FEBRUAR 1916

Feldspital 2/14 meldet Entlausung der Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung 582, deren periodische Durchführung vom Korps-SanChef schon vor längerer Zeit angeordnet wurde.

17. FEBRUAR 1916

SanChef des 2. Armee-Etappen-Kommandos (Oberstarzt FRÜHAUF) teilt telephonisch mit, dass er die Verlegung der Labestation von ZBOROW nach OLEJOW plant, sobald die Feldbahn fertig gestellt ist

18. FEBRUAR 1916

Feldspital 2/14 bittet 500 kg Kalk, die demselben von der Fassungsstelle in ZBOROW angewiesen werden, weiters um die Erlaubnis, den Tagesbedarf 150 kg an Kohle zum Betriebe seines Dampfdesinfektors bei der Dampfwäscherei in OLEJOW decken zu dürfen, bewilligt.

22. FEBRUAR 1916

Regimentsarzt Budzynski, Kommandant des Feldspital 2/14 berichtet mündlich, dass sein Spital durch Bau von 3 neuen Baracken erweitert werde; die eine Baracke ist bereits fertig gestellt und hat einen Belagraum von 105 Betten, die 2te und 3te noch in Bau befindliche wird vorläufig nicht belegt, doch bittet  Budzynski, dass diese beiden Baracken für die wärmere Jahreszeit für Spitalszwecke reserviert und nicht bis dahin als Ubikation [Unterkunft] für Truppen und Trains verwendet werde. Gesamt Belegraum des Spitales 2/14 404 Betten; weiters bittet er um Bewilligung, dass er anlässlich der Umorganisierung seiner ärarischen [staatlichen] Fuhrwerke (Feldspitalpackwagen., Provisorischer vierspänniger Deckelwagen) auf landesübliche Fuhrwerke, diese letzteren, die in schlechtem Zustand sind, in eigener Regie nach eigenem Modell umbauen dürfe; er benötige also für 23 Fuhrwerke Räder und Achsen; beklagt sich über Unzukömmlichkeiten von Seite des Korpstrainkommandos, das ihm ohne jeden höheren Befehl seine Trainmannschaft gegen Zivilkutscher umtauschen will.

5. MÄRZ 1916

Feldspital 2/14  bittet wiederum 20kg Krätzesalbe, die ihm vom Reservespital 5/3 zugewiesen werden.

10. MÄRZ 1916

Feldspital 2/14 fragt, ob das Verbot Nr.206 betreffs Holzschlagens im Walde von OLEJOW auch für Spital gilt; es wird entschieden, dass Knüppelholz  und zu technischen Zwecken unbrauchbares Langholz geschlagen werden kann.

17. MÄRZ 1915

Das Reservesspital 5/3 und Feldspital 2/14 fassen Schutzmittel gegen Geschlechtskrankheiten.

21. MÄRZ 1916

Der Krankenabschub mit Feldbahn noch nicht durchführbar; vor allem ist die Baracke, die für die Aufnahme der Kranken in ZALOSCE zu errichten ist, noch nicht fertig gestellt; weiters fassen die Krankenabschubfeldbahnwagen (8 Wagen sind bestimmt hiefür) nur 60 Kranke und Verwundete, während die durchschnittliche Anzahl der abzuschiebenden Kranken 100 übersteigt.; die Hilfs- und Labestation OLEJOW wird nach Meldung des Feldbahnkommandanten erst in ungefähr 14 Tagen fertig gestellt;

Der Abschub der Kranken mit den SanAutos in OLEJOW ist seit einigen Tagen eingestellt infolge der Unwegsamkeit der Strassen; Abschub der Kranken erfolgt daher mit Fuhrwerken der SanAnstalten, da die ITD [Infanterietruppendivision] keine leeren Staffel beistellen können.

22. MÄRZ 1916

Kriegsgefangenen-Arbeiter-Abteilung 582 meldet Entlausung bei Feldspital 2/14.

Plan Olejow und nähere Umgebung–>PDF

Strecke der Pferdefeldbahn von ZALOSCE über OLEJOW nach ZBOROW–>PDF

Die Kriegsseuchenbekämpfung in unserer Armee von Stabsarzt Dr. Maximilian RICHTERhttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=8&size=45

Zur Frage der Vorbeugung der venerischen Erkrankungen in der Armee v. Dr. Franz v. KRZYSTALOWICZ http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=51&size=45

Über die Arbeitsweise eines bakteriologischen Feldlaboratoriums bei der Seuchenbekämpfung von Oberarzt Dr. Alexander BELAKhttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=193

Das rasche militärärztliche Verfahren gegenüber einer beginnenden Epidemie im Felde von Assistenzarzt Dr. L. BERETVAS 

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=195


OLEJOW – Kraftwagensanitätskolonne 15 vor dem Herrenhaus


Zweispännige Feldküche des Feldspitals 2/14


Feldküche des Feldspitals 2/14;


OLEJOW – Divisionsbäckerei 14


OLEJOW- Fahrbarer Dampfdesinfektionsapparat des Feldspitals 2/14


OLEJOW – Wagenreparatur im Schlosspark


OLEJOW – Beschlagschmiede bei der Arbeit


„Krankenabschubfeldbahnwagen“;


„Krankenabschubfeldbahnwagen“


OLEJOW – Pferdefeldbahnwagen


Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis: Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldspital 2/14 in Olejow (Galizien) Teil I [10]

Feldspital 2/14 in OLEJÓW (Galizien) Teil I

Die längste Stationierung des Feldspitals 2/14 an einem Ort fand im Nordosten Galiziens, in OLEJÓW, statt. http://pl.wikipedia.org/wiki/Olej%C3%B3w

Sie dauerte von September 1915 bis Juli 1916.

Hier bezog das Feldspital zunächst mehrere private Gebäude im Ort, bis es schließlich das für die Zwecke eines Spitals besser geeignete Herrenhaus des Grafen WODZICKI, dem Besitzer der Herrschaft OLEJÓW und BIAŁOGŁOWY im ZŁOCZÓWERer Kreis in Galizien, zusätzlich beziehen konnte.

http://de.wikisource.org/wiki/BLK%C3%96:Wodzicki,_die_Grafen,_Genealogie
http://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgliederung_Galiziens

 Umgebung von Olejow (zum Vergrößern anklicken) Umgebung von Olejow (zum Vergrößern anklicken)

Um das „Schloss“,  im angrenzenden Schlosspark und im Bereich des Gutshofes entstand ein ganz in sich abgeschlossener Spitalsbereich.

Über die wechselnden Aufgaben, Tätigkeiten und Probleme, mit denen sich das Kommando des Feldspitals konfrontiert sah, gewähren die Tagebucheintragungen des Sanitätschefs des 4. Korps interessante Einblicke:

Aus dem Tagebuch des Sanitätschefs des 4. Korps der k. u. k. 2. Armee

25. September 1915

Heftige Kämpfe um Novo-Aleksienie, um dessen Besitz abwechselnd gekämpft wird.

Die Vormittagsstunden benützt der SanChef zur Besichtigung der Ortschaften, welche als Sammelort der Marschbataillone dienen werden. Pflegliche Rücksprache mit dem Brigadekommando und besichtigt hernach das Feldspital 2/14 in OLEJOW, wohin auch die Kranken abzugeben sein werden.

30. September 1915

Keine Veränderung in der militärischen Lage. In den Morgenstunden trifft der Sanitätsreferent des R OAK ein und besichtigt unter anderem das Feldspital  2/14 in OLEJOW. Mit Rücksicht auf die Stabilisierung der militärischen Lage empfiehlt er die Aufstellung eines Feldspitals als Rekonvaleszentenheim im Raume des 4. Korps.

1.Oktober 1915

In der militärischen Lage ist keine Veränderung eingetreten. In den Morgenstunden begibt sich der Sanchef nach OLEJOW, besichtigt Feldspital 2/14, ferners die Ortschaft TROSCIANIEC, woselbst die Etablierung des Feldspital 3/9 geplant wird. Es wird angenommen, dass die Serethlinie [Linker Nebenfluß des Dnjestr in Galizien, entspringt in Podhorce] als Winterstellung bezogen werde, daher der Krankenabschub auf ein Minimum reduziert werden soll. Auf Grund des Augenscheines wird denn beschlossen, das Feldspital 3/9 in TROSCIANIEC als Rekonvaleszentenheim zu errichten.

19.Oktober 1915

Da für die Erweiterung des Feldspitals 2/14 in OLEJOW nur das Herrenhaus in Betracht kommt, wird auf Bitte des Kommandanten beim Armeekommando ersucht, die einquartierten Reservetelegrafenabteilungen dort auszuquartieren.

27. Oktober 1915

Die Offensive der Russen ist abgeflaut. Nach Rücksprache mit dem Armeesanitätschef begibt sich der Sanchef nach TROSCIANIEC und OLEJOW, um für das Epidemiespital einen geeigneten Ort ausfindig zu machen. Wegen Überlastung dieser Orte wird auch JAROSLAWICE besichtigt, woselbst ein tadelloses Herrenhaus verfügbar ist. Demgemäss wird auch ein telefonischer Bericht erstattet.

3. November 1915

Es wird die Etablierung der Brigadesanitätsanstalt 128 als Epidemiespital in JAROSLAWICE allen unterstehenden Kommanden bekannt gegeben, wobei hingewiesen wird, dass in OLEJOW eine Sichtung, Labung, ja selber Aufnahme von erschöpften Infektiösen vorgenommen wird. Die Transporte haben noch bei Tag die Spitäler zu erreichen.

12. November 1915

Für das Feldspital 2/14 werden 2 Rollen Dachpappe erwirkt. Es könnte wohl die Anführung dieses Vorfalles ganz ruhig entfallen; doch verdient es erwähnt zu werden, da es einen wahren Kampf kostete, bei dem Materialmangel diese „Menge“ von Dachpappe zu erhalten.

In den Spitälern der Korpsbereiche waren 782 Mann:


Der Belag der Spitäler ist annähernd folgender:

Reservespital 5/3 in ZALOSCE NOWE (Kloster, Sokolgebäude): 160 Betten

Feldspital 3/9 in TROSCIANIEC (Bauernhäuser) 310 Betten

Feldspital 2/14 in OLEJOW (Herrenhaus und Ortsobjekte) 300 Betten

Reservespital 3/7 (geplant in BEREMOWCE) 250 Betten

Brigadespital 128 als Epidemiespital im Herrenhaus JAROSLAWICE 70 Betten

Gesamt 1090 Betten

14. November 1915

Über Auftrag des Generalstabschef wird OLEJOW besichtigt, um zu erwägen, ob das Herrenhaus daselbst evakuiert und vom 4. Korpskommando bezogen werden könnte. Gleichzeitig wird BEREMOWCE, HANILOWA und LOPUSZANY recognosziert. Da dem Korpskommando vom Armeekommando angedeutet wird ZALOSCE nicht zu verlassen, entfällt momentan die Notwendigkeit, OLEJOW zu evaluieren, doch wird für alle Fälle BEREMOWCE, das deutschen Truppen gehört, vom Armeekommando für das 4. Korpskommando gebeten, um das mobile Reservespital 3/7 daselbst zu etablieren. Gleichzeitig wird der Krankenabschub nach OLEJOW eingestellt.

17. November 1915

Eine unerquickliche Sache drängt sich in den Vordergrund. Die forcierte Tendenz, Kranke im Korpsbereiche zurückzuhalten, führt zur Stauung in den Spitälern, für deren Erweiterung wegen den vorangehenden Bedürfnissen der Truppe keine Arbeitskräfte, aber auch keine Bretter zur Verfügung stehen. Auch die Verlegung des mobilen Reservespitals 3/7 geschah in der Voraussetzung, dass ein Ausbau der nötigen Unterkünfte stattfinden werde. Doch können nicht einmal 250 Bretter der Anstalt überwiesen werden, trotz mehrfacher Bitten an den Sanchef. Es erübrigt daher, nur durch eine Eingabe an das Armeekommando um den Zuschub von Brettern bittlich zu werden, wobei gleichzeitig für das Feldspital 3/9 720 Bretter und 16 Fenster und für das Feldspital 2/14 4000 Bretter und 20 Fenster zum Baue von Baracken angefordert werden.

30. November 1915

Feldspital 2/14 bittet um Zuweisung des Schulgebäudes in OLEJOW; dies wird jedoch nicht freigegeben, da die Erweiterung des Spitales in Aussicht genommen ist (durch Barackenbau).

10.Dezember 1915

Sanchef besichtigt die Spitäler in OLEJOW, BEREMOWCE und JAROSLAWICE. Es stellt sich hiebei heraus, dass der Abschube über ZBOROW nur stockend vor sich geht.

12. Dezember 1915

Beim Feldspital 3/9, woselbst 3 Fahrküchen vorhanden sind, wird angefragt, ob eine solche für Feldspital 2/14 entbehrlich wäre. Dies ist aber nicht der Fall. 

23.Dezember 1915

Feldspital 2/14 bittet um Zuweisung eines landesüblichen Fuhrwerkes, um seine selbst errichtete Bade- und Desinfektionsanstalt fortbringen zu können. Wird an das Armeekommando weitergeleitet.

28.Dezember 1915

Im Verfolge der einschlägigen Armeekommandoverordnung wird beim Feldspital 2/14 veranlasst, dass die Kriegsgefangenenarbeiterabteilung gründlich durchgebadet und entlaust werden.

29.Dezember 1915

Über Ersuchen der Krankenabschubstation in ZBOROW wird Feldspital 2/14 in OLEJOW angewiesen, Krankentransporte rechtzeitig zu avisieren; das Gruppenkommando 2/Sch wird in OLEJOW beim Feldspital 2/14 entlaust.

Über Entlausung und Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten in der k. u. k. Armee lesen sie bitte:
Die Entlausung der Korpstruppen von Dr. Eugen ECKERT

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=191

Über die Vernichtung der Kleiderlaus von
Manfred RAGG http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=92

Eine neue Improvisation eines Dampfdesinfektionsapparates für die Truppen im Felde von
Viktor K. RUSS http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&page=175&size=45


Blick vom griechisch-katholischen Friedhof auf OLEJÓW


Blick vom griechisch-katholischen Friedhof


Blick auf die griechisch-katholische Kirche in OLEJÓW


abmarschbereite Sanitätskolonne auf der Straße –vom Herrenhaus kommend


griechisch-katholische
Kirche – gegenüber lagen Gutshof und Herrenhaus des Grafen Wodzicki


Herrenhaus Rückseite


Herrenhaus Rückseite

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Die Einsatzorte („Etablierungen“) des Feldspitals Nr. 2/14 bzw. Nr. 1402 während des Weltkrieges 1914 – 1918 [9]

Die Einsatzorte („Etablierungen“) des Feldspitals Nr. 2/14  bzw. Nr. 1402 während des Weltkrieges 1914 – 1918 

Die Nummerierung der Feldspitäler wurde in Bruchform angegeben. Die Nummer des Korps, dem das Feldspital angehörte, stand im Nenner, die fortlaufende Nummer des Spitals im Zähler. (Feldspital 2/14 = zweites Feldspital des XIV. Korps).

Mit der Zusammenlegung bzw. Auflösung der Korpssanitätsanstalten bekamen die Feldspitäler ab Februar 1917 eine neue Nummerierung. Die Korpsnummer wurde vor die Spitalnummer gesetzt, der Schrägstrich fiel weg. Die neuen Spitalnummern bestanden aus drei- und vierstelligen Zahlen.

Feldspital Nr. 1402= 2. Feldspital des XIV. Korps (Quelle: Johann TERTSCHEK: Katalog der mobilen Feldsanitätsanstalten 1914-1, Feldspitäler 1914-1917, mobile Reservespitäler 1914-17, Feldmarodenhäuser 1914-1917, Feldspitäler 1917-1918, mobile Krankenhaltestationen 1914-1918. Zweite Aufl. Wien 2012).

Das Feldspital 2/14, das in Linz im Zuge der Mobilisierung im August 1914 aufgestellt worden war, wurde während des Krieges 1914 – 1918 an folgenden Orten stationiert (chronologisch geordnet):

1914:

ŁAŃCUT http://de.wikipedia.org/wiki/%C5%81a%C5%84cut (in Galizien http://de.wikipedia.org/wiki/Verwaltungsgliederung_Galiziens  ; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

TARNOBRZEG http://de.wikipedia.org/wiki/Tarnobrzeg (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

PIOTRKOWICE (in Russisch Polen  http://de.wikipedia.org/wiki/Weichselland, 11 Kilometer östlich von Kazimierza Wielka und 72 Kilometer südlich von Kielce; im Bereich der k. u. k. 4. Armee)

1915:

KAZIMIERZA WIELKA http://de.wikipedia.org/wiki/Kazimierza_Wielka(in Russisch Polen; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

LISKO http://de.wikipedia.org/wiki/Lesko(in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

GRÓDEK http://de.wikipedia.org/wiki/Horodok_(Lwiw) (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

BÓBRKAhttp://en.wikipedia.org/wiki/Bibrka (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

ZAŁOŚCE  http://www.olejow.pl/www/mapa-rad.jpg (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee)

1916

OLEJÓW http://www.olejow.pl/www/mapa-rad.jpg(in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

CHILCZYCE bei Złoczów http://en.wikipedia.org/wiki/Zolochiv (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

1917

CHILCZYCE (in Galizien; im Bereich der k. u. k. 2. Armee, 4. Korps)

CORMONS http://de.wikipedia.org/wiki/Corm%C3%B2ns  (in Küstenland http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichisches_K%C3%BCstenland  ; im Bereich der Isonzoarmee; Kommandant: Regimentsarzt Johann KUBAL)

1918

CORMONS (in Küstenland; im Bereich der Isonzoarmee)

ARTEGNA http://de.wikipedia.org/wiki/Artegna  (in Friaul; im Bereich der 6. Armee, 22. Korps)

„Plan Galizien“ –>PDF – Karte von Galizien mit den 10. Einsatzorten des Feldspitals 2/14 am russischen Kriegsschauplatz 1914-1917

Der Aufstellungsort eines Feldspitals wurde durch Aufschriften an den Gebäuden und Ausstecken einer weißen Fahne mit dem roten Kreuz, bei Nacht durch Laternen mit dem roten Kreuz, gekennzeichnet. Die etablierten Feldspitäler sollten möglichst rasch abgelöst werden, damit sie ihren Korps zur neuerlichen Verwendung nachrücken konnten.

Der Rückzug eines Feldspitals erfolgte in der Regel auf Befehl des Korpskommandos, in dringenden Fällen durch den Spitalskommandanten. Die nicht Transportierbaren blieben dann unter dem Schutz der Genfer Konvention mit einem Arzt, dem nötigen Pflegepersonal und Sanitätsmaterial zurück, die Fahnen mit dem roten Kreuz blieben gehisst (Quelle: Johann TERTSCHEK: Katalog der mobilen Feldsanitätsanstalten 1914-1,Feldspitäler 1914-1917, mobile Reservespitäler 1914-17, Feldmarodenhäuser 1914-1917, Feldspitäler 1917-1918, mobile Krankenhaltestationen 1914-1918. Zweite Aufl. Wien 2012).


„Etablierung“ des Feldspitals 2/14 in einem Schloss?


Schloss des Grafen Potocki in Łańcut – hier befand sich im Oktober 1914 ein Spital des „Deutschen Ritterordens“
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&size=45&page=195;


Feldspital 2/14 im Kloster in Łańcut ;


„Blessiertenwagenstaffel“ des Feldspitals 2/14 – sie übernahm den Transport
von den Verbandsplätzen in das Feldspital und zu den Krankeneinrichtungen der
Eisenbahnstationen;


Zweispännige Feldküche des Feldspitals 2/14 ;


Zweispänniger Blessiertenwagen des Feldspitals 2/14


Transportkolonne des Feldspitals Nr. 2/14  

 

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Weichselflottille [8]

Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Weichselflottille

 Auch schiffbare Flüsse wurden für den Transport der Verwundeten ins Hinterland genutzt.

In Galizien –>http://de.wikipedia.org/wiki/Galizien kamen dafür nur die Weichsel und einige Nebenflüsse in Frage.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte man in der k. u. k. Armee den Wert der Weichsel als Nachschubweg für das Militär erkannt.

 1911 war in einem vom Kriegsministerium in Wien herausgegebenen Dienstbuch  „ Die Weichsel als Transportlinie“ festgelegt worden, dass im Mobilisierungsfall alle Fahrzeuge der Weichsel und ihrer Nebenflüsse (San, Wislok, Dunajec, Raba und Sola), nämlich 6 Dampfer, etwa 300 Galeeren (Plätten) und ca. 600 kleine Fahrzeuge (Kähne, Boote, Zillen) zu sammeln und in den Dienst der Transportlinie zu stellen waren.

 Tatsächlich hat von den sechs großen Dampfern 1914 überhaupt nur einer an Kampfhandlungen teilgenommen und wurde dabei von russischer Artillerie „total zerschossen“. Die übrigen fünf Dampfer wurden von der eigenen Besatzung selbst versenkt, um den vordringenden Russen nicht in die Hände zu fallen. Sie wurden später wieder von der k. u. k. Armee in Stand gesetzt und ab 1915 dann nur mehr für den Transportdienst eingesetzt.

 Für den Gütertransport wurden hauptsächlich auf der Weichsel die so genannten Galeeren, besonders flache Kähne offener Bauart, die mit Hilfssegel versehen werden konnten, verwendet. Stromauf wurden diese Galeeren von Schleppschiffen gezogen oder von Pferden getreidelt.

 Eines dieser Schleppschiffe war die „SMS GOPLANA“, die 1912 in Dienst gestellt worden war,  sich vor Kriegsbeginn in Privatbesitz befand und vor dem Krieg für den Waren- und Personenverkehr eingesetzt worden war. (Quelle: WINKLER: Die k. u. k. Weichselflottille IN: Marine –gestern, heute, 2.Jg., 2. Heft, 1975, S. 21-22; und KUGLER, Randolf: Die k. u. k. Weichselflottille – Ergänzung IN: Marine –gestern, heute, 2.Jg., 4. Heft, 1975, S. 59-60)

 Auf diesem Schiff diente 1914 der in Wien geborene Philosoph Ludwig Wittgenstein –>http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Wittgenstein, der sich am 7.8.1914 als Freiwilliger zur k. u. k. Armee meldete und dem  2. Festungsartillerieregiment (FsAR2) in Krakau zugeteilt wurde.

„ Einen Tag später verließ er Wien und kam am 9.8.1914 in Krakau an, das nur wenige Kilometer südlich der russisch-österreichischen Grenze lag. Ca. 25 km östlich von Krakau erreichte die Grenze die Weichsel, die etwa 180 km lang bis Sandomierz an der Mündung der San in die Weichsel die Grenze bildete. Wittgenstein wurde am 13.8.1914 der Goplana zugeteilt, die ständig auf der Weichsel, dem Grenzfluss patrouillierte. Hier bediente er einen Scheinwerfer. Am 17.8.1914 überquerte das Schiff die russische Grenze. Dann fuhr es wieder zurück. Am 14.9. 1914 fuhr es in den Dunajec, einen Nebenfluss der Weichsel östlich von Krakau, wo es am 21.9. 1914 wieder ankam.“ (Wilhelm BRAUN: Ludwig Wittgensteins »Geheime Tagebücher«. Neue Quellen zur Weltanschauung des großen Philosophen. Innsbruck 1984). –> http://wk1.staatsarchiv.at/kriegseuphorie/ludwig-wittgenstein/

 Von 1915 an wurden die Schiffe der Weichselflottille ausschließlich nur mehr für den Transport von militärischen und zivilen Gütern verwendet, aber auch für den Abtransport der Verwundeten ins Hinterland während des Vormarsches der österreichisch-ungarischen Truppen nach der Schlacht bei Gorlice-Tarnow im Mai 1915.  –>http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Gorlice-Tarn%C3%B3w

 Um die 15.000 Verwundete und Kranke wurden so in diesem Jahr mit Galeeren auf der Weichsel ins Hinterland transportiert.

Siehe dazu den Artikel von Flottillenarzt, Oberarzt in der Reserve, Dr. Friedrich FISCHL –>http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=143&size=45

Reinhard Mundschuetz


Krakau – SMS GOPLANA – 50 PS und 0,75 cm Tiefgang


Krakau – SMS GOPLANA und zwei weitere Schiffe der Weichselflottille vor dem Wawel


Krakau – Wawel


Krakau Oberarzt Dr. Marian MARESCH? vor dem Wawel


Krakau – SMS GOPLANA

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Eisenbahn [7]

Abtransport der Verwundeten ins Hinterland – Eisenbahn

Für den Verwundetentransport ins Hinterland wurden Krankenabschubstationen bei Eisenbahnstationen eingerichtet. Hierher wurden die Verwundeten und Erkrankten von mit Pferden bespannten Krankenwagen (später mit Sanitätsautos) gebracht. Sanitätszüge brachten sie dann ins Landesinnere.

Da die Kapazitäten der eingerichteten Sanitätszüge während des Krieges nicht ausreichten, mussten sich die Verwundeten und Kranken auch mit einfacheren Modellen begnügen: Züge, die eigentlich für 120 bis 130 Personen vorgesehen waren, wurden so auch mit mehreren Hunderten Kranken und Verwundeten belegt. Oft fanden jedoch die Transporte mit Güterwagons statt, in denen zuvor Soldaten und Militärgüter in die Etappenräume der Front transportiert worden waren.

Einen Überblick über die verschiedenen Arten von Sanitätszügen bietet die Aufstellung von Victor Röll in der  Enzyklopädie des Eisenbahnwesens (Band 8. Berlin, Wien 1917, S. 304-306).

In Österreich-Ungarn sind nach den Bestimmungen der Vorschrift für Sanitätszüge des k. u. k. Heeres 2 Arten von Zügen in Betracht gezogen und zwar:

A. Spitalszüge für Schwerkranke und Schwerverwundete, die während des Transports eine spitalsmäßige Behandlung erfordern;

B. Krankenzüge für Leichtkranke, die für einen kürzeren Turnusverkehr bestimmt sind.

Die ersteren bestehen aus 26 Wagen, befördern nur Liegende. Die letzteren umfassen 25 2achsige Wagen und sind für 300 Sitzende und 64 Liegende eingerichtet.

Diese Züge werden erst im Kriegsfall aufgestellt. Die für Sanitätszwecke erforderlichen Herstellungen zerfallen in vorbereitende Adaptierungen und in definitive Einrichtungen.

Außer diesen angeführten Sanitätszügen sind im Kriegsjahr 1914/15 noch aufgestellt worden:

1. Staatsbahnkrankenzüge, bei denen als Krankenwagen Personenwagen III. Kl. der Wiener Stadtbahn eingereiht und derart ausgestattet sind, daß für 72 Liegende (auf eingeschobenen Feldtragen) und 225 Sitzende Platz geschaffen ist. Das Einladen der Kranken erfolgt durch 2 Fensteröffnungen in den Seitenwänden, die durch eine Klappe geschlossen werden.

2. Infektionskrankenzüge. Diese Züge sind auch als unauflösbare Garnituren gebildet, haben eine verschiedenartige Zusammensetzung und dienen nur für die Beförderung von Infektionskranken. Man unterscheidet solche mit 48, 50 und 52 Achsen, die je nach der Wahl der Wagen einen Belagraum von 90–128 für Liegende und einen solchen von 60–330 für Sitzende aufweisen.

Außer den sonst erforderlichen Ausrüstungsgegenständen sind diesen Zügen noch eine entsprechende Anzahl von Leibstühlen, Leibschüsseln, Gefäßen mit Karbollösung und Kalkmilch sowie Waschvorrichtungen beigegeben.

Im Jahre 1916 wurde von Seite der freiwilligen Sanitätspflege als Ergebnis einer eigenen Aktion eine ganz besondere Formation eines Infektionszuges der k. u. k. Heeresverwaltung übergeben.

Dieser Zug hat außer den 15 Krankenwagen und den notwendigen Hilfswagen für die Verpflegung und Behandlung der Kranken noch einen Bade- und Desinfektionswagen, einen Maschinenwagen für Eis- und Trinkwasserbereitung, einen Wäschereiwagen, einen Büglereiwagen und einen Wagen, in dem alle menschlichen Ausscheidungen, Verbandmaterial u.s.w. in einem eigenen Ofen verbrannt und unschädlich gemacht werden. Der Zug kann 120 Kranke auf eigenen Bettlagerungsapparaten, deren Bauart von genannter hoher Seite erdacht ist, befördern.

3. Schlafwagensanitätszüge. Diese Züge sind aus vorhandenen Speise- und Schlafwagen der Internationalen Schlafwagengesellschaft nach 2 Arten, und zwar: 2 Dienstwagen, 3 Speise- und 5 Schlafwagen oder 2 Dienstwagen und 8 Speisewagen nach entsprechender Umgestaltung für 120 Liegende zusammengesetzt.

4. Stiftungszüge. Die auf Kosten des Malteserritter-Ordens eingerichteten Sanitätszüge sind nach 2 Arten zusammengestellt. Bei der einen Zusammenstellung finden 100 Liegende und 125 Sitzende, bei der andern nur 150 Liegende Platz. Die Wagen für die liegenden Kranken sind bereits im Frieden hierfür ausersehen und bereitgehalten (Sanitätswagen mit Dachaufsätzen), wogegen für Sitzende Personenwagen verwendet werden. Bei einigen dieser Züge sind auch Operationswagen eingestellt.

Als weitere Stiftungszüge sind zu nennen:

  Liegende Sitzende 
Spitalszug Kasselik                                 160   
Spitalszug Fürst Schwarzenberg   100 75
Spitalszug Anglobank                             70 200
Sanitätszug Steirer Rotes Kreuz                 80 275
Permanter Krankenzug Clary         67 300
Spitalszug Augusta                       80 400
Sanitätszug österreichisches Rotes Kreuz    240  
Sanitätszug ungarisches Rotes Kreuz   100  
Sanitätszug Graf Karoly               100 70
Sanitätszug Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft   110  

Ferner sind Formationen geschaffen worden, die eine Art Sanitätszug darstellen und diesen zuzuzählen sind, und zwar:

1. Fahrbare Verköstigungsstationen;

2. Sanitätsrüstwagen;

3. mobile Labezüge;


Verwundete warten auf den Abtransport ins Hinterland


Verwundete werden in Güterwagons „verladen“

Zum „Zita-Spitalszug“ lesen Sie bitte:http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19151006&seite=7&zoom=33

Zum Transport der Verwundeten und Kranken in Sanitätszügen:

Einige Spitalszugerfahrungen von Alfred NEUMANN (geboren am 16. Mai 1888 in Belgrad, war Regimentsarzt Dr. Alfred Neumann vom Beginn der Mobilisierung im August 1914 bis Mai 1915 Kommandant des Spitalszuges Nr. 27)http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=151 

Einige Bemerkungen über Verwundeten- und Krankentransport in den Spitalszügen von Zdzislaus TOMASZEWSKI http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=91&size=45

Als weitere Stiftungszüge sind zu nennen:

Sanitätszug Wiener Freiwillige Rettungs- Gesellschaft: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985543

Spitalszug Fürst Schwarzenberg: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985557

Sanitätszug österreichisches Rotes Kreuz: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985541

mobile Labezüge:  http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985574

Sanitätsrüstwagen: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985565

Fahrbare Verköstigungsstationen: http://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/985565

Reinhard Mundschütz

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Feldarzt und Musik [6]

Feldarzt und Musik  

Die Soldaten versuchten den Kontakt mit der Heimat aufrecht zu erhalten. Musik sorgte zum Beispiel für die notwendige Ablenkung. Das Schrammelquartett des Feldspital 2/14 war dabei für die Rekonvaleszenten eine willkommene Unterbrechung ihres eintönigen Alltags.

Dazu lesen Sie bitte das Feuilleton von Regimentsarzt Dr. Robert Kronfeld [(1874–1946, Zahnarzt in Wien, Bruder von Adolf Kronfeld http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Kronfeld]: Wir Feldärzte und die Musik, erschienen im Jahr 1917 im “Militärarzt”http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1917&page=14&size=45

 

Erwähnenswert sind noch 2 weitere Artikel aus seiner Feder, die Sie hier auch nachlesen können:

Regimentsarzt Dr. Robert Kronfeld: Ein Jahr Feldzahnarzt http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=36&size=45

Regimentsarzt Dr. Robert Kronfeld: Helden ohne Waffe.  http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1916&page=32&size=45

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“: Kriegsverletzungen – Kriegschirurgie – „Operateure“ [5]

Kriegsverletzungen – Kriegschirurgie – „Operateure“ 

Die medizinischen Verfahren bei den verschiedenen Verletzungsarten konnten die Ärzte zu Kriegsbeginn der „Anleitung für die kriegschirurgische Tätigkeit auf dem Schlachtfelde“, 1914 in zweiter Auflage vom K. u. K. Kriegsministerium in Wien herausgegeben, entnehmen. Hier findet sich auch eine Zusammenfassung der Behandlung der verschiedenen Kriegsverletzungen auf den Verbandplätzen und in den Feldspitälern. Anhand von 3 Beispielen sollen diese Verfahren in der Folge kurz wiedergegeben werden:

VERLETZUNGEN DES SCHÄDELS:
Transport nach Möglichkeit vermeiden. Bei
zwingenden Gründen zur Evakuation ist Transport
auf Feldtragen, mit Spitalzügen oder –schiffen zulässig.
VERBANDPLÄTZE UND FELDSPITÄLER:
Alle Verbände zwecks präziser Diagnosestellung und Revision der Wunde auf den Verbandplätzen unbedingt abnehmen. Wegen großer Infektionsgefahr auch die kleinste Kopfwunde nicht vernachlässigen. Umgebung der Wunde nach dem Rasieren sorgfältig desinfizieren. Das Rasieren nicht dem Sanitätshilfspersonal überlassen. Durchschüsse und Steckschüsse im Allgemeinen operativ nicht anrühren. Auf den Verbandplätzen nach Desinfektion der Umgebung mit Okklusionsverband versehen. Primären operativen Eingriff erfordern Splitterfrakturen des Schädels, in erster Linie die häufig vorkommenden Tangentialschüsse, weil sie mit großer Infektionsgefahr verbunden sind. Mit Rücksicht auf die Indikation zu primären Eingriffen müssen gewöhnliche Durchschüsse von tangentialen unterschieden werden, weil erstere exspektativ [abwartend], letztere dagegen primär operativ zu behandeln sind.
VERLETZUNG
VERLETZUNG DES BAUCHES:
Wenn auch in einigen Fällen die Aussicht auf Erfolg minimal ist, so müssen die operativen Eingriffe auf
den Verbandsplätzen mit Rücksicht darauf, dass die Verwundeten sonst absolut verloren sind, doch unternommen werden.Keine Evakuation! Vollkommene Ruhe nach der Verletzung ist Hauptbedingung einer Spontanheilung. Dies geschieht schon auf dem Schlachtfelde, indem man solche Verwundete 4 bis 5 Stunden nach Möglichkeit regungslos, unter gleichzeitiger Enthaltung von jeder Nahrung und allen Getränken, liegen lässt. Sodann schonender Transport auf den Verbandplatz. Bei einem Rückzuge sind Bachverletzte in die Hände des Feindes zu übergeben.
VERBANDPLÄTZE
VERBANDPLÄTZE UND FELDSPITÄLER:

Im allgemeinen operativ nicht anrühren! Okkludierung, subkutane Injektion von Morphim (kein Opium). Primärer Eingriff ist nur angezeigt bei Vorfall der Gedärme, Darmnaht, Tamponade der Bauchhöhle und Verschluss der Bauchwunde; bis auf die Stelle, wo der Tampon nach außen geleitet wurde. Bei ausgedehnteren Läsionen des vorgefallenen Darmes Fixierung in der Bauchdeckenwunde. Wenn Verletzungen des Magendarmkanales vorliegen, ebenfalls primärer Eingriff. Bei zunehmenden Gefahr drohenden intraperitonealen Blutungen (Leber, Milz) Laparotomie. Diese soll nur von Ärzten vorgenommen werden, die diese Technik sicher beherrschen.Nachbehandlung: Morphiuminjektionen, schematische Diät, wobei die ersten zwei Tage gar keine Nahrung gereicht wird. Gegen Durst kalter Tee kaffeelöffelweise nach Ablauf von 24 Stunden, nach 48 Stunden flüssige Diät. Eisblase anwenden, beginnende Peritonitis [Bauchfellentzündung] nicht anrühren (warme Umschläge).
VERLETZUNGEN
VERLETZUNGEN DER WIRBELSÄULE
OHNE BETEILIGUNG DES
RÜCKENMARKES:

Mit Rücksicht auf die Notwendigkeit sehr sorgfältiger Spitalpflege sind Wirbelsäulenschüsse möglichst bald in die rückwärtigen Sanitätsanstalten zu evakuieren, wobei etwaigen Nachteilen des Transportes durch Immobilisierung der Wirbelsäule mittels eines Gipsbettes vorzubeugen ist.
VERBANDPLÄTZE:
VERBANDPLÄTZE:

Okklusion der Schusswunde.
FELDSPITÄLER:
Bei Anzeichen beginnender Infektion nach Erweiterung der Wunde sorgfältiges Debridement [Wundreinigung] mit Entfernung der Knochensplitter, ev. Stecken gebliebener Projektile und Exkochleation [ausschaben] der eitrigen Spongiosa [Knochenteile], bis die Dura [Harte Hirnhaut] freiliegt, wobei wegen Gefahr des Übergreifens der Infektion auf die Dura ein „zu viel“ erwünschter ist als ein „zu wenig“.

Da es zu Beginn des Krieges an ausgebildeten Chirurgen in der K. u. K. Armee mangelte, wurden Mobile Chirurgengruppen aufgestellt.

Aufgrund der Erfahrungen in den Balkankriegen [1912 und 1913; http://de.wikipedia.org/wiki/Balkankriege] hatten die beiden Wiener führenden Chirurgen Anton EISELSBERG (http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Eiselsberg_Anton_1860_1939.xml) und Julius von HOCHENEGG (http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hochenegg_Julius_1859_1940.xml) die Bildung von Gruppen klinisch geschulter und zusammen eingearbeiteter Fachärzte angeregt, die, mit entsprechender Ausrüstung versehen, möglichst weit gegen die Kampffront vorgeschoben, die Schwerverwundeten zu behandeln hatten. Diese Chirurgengruppen wirkten sehr verdienstvoll und wuchsen in Angliederung an die Feldspitäler und selbst an Sanitätskolonnen zu erstklassigen chirurgischen Stationen im Felde heran.

1918 standen 14 klinische Chirurgengruppen und außerdem noch 3 von der Heeresverwaltung, 5 vom souveränen Malteser Ritterorden, dann je 1 vom Österreichischen und vom Ungarischen Roten Kreuze aufgestellte Chirurgengruppe in Verwendung.( siehe Johann Steiner: Der militärärztliche Dienst des österreichisch-ungarischen Heeres während des Krieges im Hinterland und bei der Armee im Felde. In: Volksgesundheit im Krieg. Wien 1926, Teil I, S.97-98). Über die Tätigkeit der Chirurgengruppen lesen Sie bitte s.u.

Feldspital 2/14

Im Feldspital 2/14 war bis in den September 1916 hinein Dr. Marian Maresch tätig, der bei Kriegsbeginn als Chirurg zugeteilt wurde und 26 Monate ununterbrochen seinen Dienst beim Feldzug in Galizien, Russisch-Polen, und in den Karpaten versah. http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_in_Galizien

Marian Maresch, als Sohn eines „Oberingenieurs“ am 29. Mai 1885 in Belgrad geboren, besuchte das Gymnasium in Graz. Ende April 1906 trat er in die K. u. K. Armee ein, wo er sich für einen längeren Militärdienst entschied. In der Zeit seiner Dienstzuteilung beim Infanterieregiment Nr. 7 in Graz (1907-1910) studierte er hier an der Universität Medizin, wo er 1910 auch promovierte. Gleichzeitig legte er beim Militär die Prüfung zum Assistenzarzt in der Reserve „mit vorzüglichem Erfolge“ ab.

1910 bis 1911 war er dem Garnisonspital Nr. 1 in Wien zugeteilt, wo er in der Chirurgie arbeitete. 1911, noch kurze Zeit beim Feldkanonenregiment Nr. 42 in Steyr, wurde er in den Reservestand versetzt.

Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst arbeitete er ein halbes Jahr in der Prosektur des Rudolfspitals in Wien. Anschließend war er ein Jahr (1911/1912) auf der chirurgischen Klinik von Professor Eiselsberg in Wien tätig, von wo er dann eine Stelle an der Universitätsfrauenklinik in Graz annahm. Bei Kriegsbeginn im August 1914 wurde er dem Feldspital 2/14 dienstzugeteilt. Hier blieb er bis zum 12. Oktober 1916. Während dieser Zeit wurde er einmal auf 2 Monate zum mobilen Reservespital 5/3 und zweimal auf mehrere Wochen zur Divisionssanitätsanstalt 14 abkommandiert.

Er erkrankte im September 1916 an Blinddarmentzündung, wurde zur Ausheilung ins Vereinsreservespital Nr. 2 in Wien geschickt, dem Landwehrspital in Graz dienstzugeteilt und später aufgrund eines Nierenleidens Mitte 1917 für 6 Monate dienstuntauglich erklärt. Bis zum Kriegsende arbeitete er mit Unterbrechungen im Garnisonspital Nr. 4 in Linz, wo er die Stelle des Chefarztes der chirurgischen Abteilung innehatte. Nach dem Krieg hat er sich als Frauenarzt in Graz niedergelassen. Ende der zwanziger Jahre war er Ehrenpräsident des Steiermärkischen Motorsportklubs in Graz.

In seiner militärischen Qualifikationsbeschreibung vom 30. Juni 1916 hat der Kommandant des Feldspitals 2/14 folgendes über seine Person festgehalten:

„Hohe allgemeine Bildung. Lebhaft, energisch, kühn und entschlossen, vielseitiger Sportsmann, leistungsfähig. Sehr ambitioniert, militärisch stramm. – Am 11. und 12. September 1914 auf der Krankenhaltestation in Kamienobrod [heute Kamyanobrid in der Ukraine] bei Grodek http://de.wikipedia.org/wiki/Horodok_(Lwiw) in unmittelbarer Nähe des Feindes gelang es ihm ca. 2000 Verwundete zu versorgen und trotz grosser Schwierigkeiten (auch seitens Bahnbehörden) im letzten Moment (Brückensprengung) abzuschieben. – Am 3. November 1914 bei Tarnobrzeg [Stadt im Südwesten Polens am rechten Ufer der Weichsel] nachdem die Brücke abgerissen wurde, rettete er ca. 20 Marode vor der Kriegsgefangenschaft, indem er sie mit einem schwachen Kahn mehrmals fahrend über die angeschwollene Weichsel auf das rechte Ufer übersetzte.“

Und weiter über seine Tätigkeit:
„Operateur, vollkommene Sachkenntnis, fachliterarische Tätigkeit. Bei Etablierungen (15 Monate, 37.000 Kranke) stellte er eine musterhafte chirurgische Abteilung auf, welche er, dank seinem Organisationstalent, treffender Menschenauswahl, Verständnis dieselben auszubilden, anzustellen und zum Nachkommen ihrer Pflicht anzueifern, – vorzüglich leitete. 50 Kopf-, 30 Bauchoperationen mit der bekannt besten Statistik guter Erfolge.“

In der Wiener klinischen Wochenschrift  publizierte Maresch 1915 und 1916 folgende Artikel:

 

Über Schädelschüsse. Nr. 38, S.1028-1031, 1915


Die Krankengeschichten dieser 3 Patienten wurden von MARESCH im Aufsatz „Über Schädelschüsse“ kurz beschrieben.


K. (Russe), verwundet am 15. Mai [1915] (Tangentialschuß), er stürzte bewusstlos zusammen und wurde in das russische Spital in L. gebracht, das die Russen bei ihrem eiligen Rückzug aus Westgalizien zurückgelassen hatten. Vom russischen Spitale kam Patient am 18. Mai [1915] zu uns.


P. (Russe), verwundet am 17. Mai [1915] (Prellschuß), wurde in das russische Spital gebracht, von dort am 23. Mai [1915] zu uns.


Inf. Sch., verwundet am 25. Mai [1915] durch einen Gewehrschuß (Tangentialschuß) ,war danach einige Stunden bewusstlos.


Über Sekundäroperationen bei Bauchschüssen. Nr.17. S. 518-519 , 1916

Zur Behandlung der Rückenmarkschüsse im Feldspitale. Nr. 23. S-717-718, 1916

Zur Kasuistik der Peripherieschüsse. Nr.10, S.268 , 1915




Chirurgie-Pavillon des Feldspitals

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Weitere Artikel über die Tätigkeit der Chirurgengruppen lesen Sie bitte:

Kurzer Bericht über die Tätigkeit der Ersten Chirurgen-Gruppe der Klinik des Professors Kukula (http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kukula_Otakar_1867_1925.xml) während des verflossenen Kriegsjahres (Leiter der Gruppe: Dr. Zahradnicek) 11.3.1916 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&page=71&size=45

Kriegschirurgischer Bericht der Chirurgengruppe III des souv. Malteser-Ritter-Ordens von Josef Schleinzer 30.9.1916  http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1916&size=45&page=267

Erfahrungen einer Chirurgengruppe im österreichisch-russischen Feldzuge 1914/15 von Fritz DEMMER 20.3.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1915&page=268&size=45

Erfahrungen einer Chirurgengruppe im österreichisch-russischen Feldzuge 1914/15 von Fritz DEMMER 27.3.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1915&page=288&size=45

Erfahrungen einer Chirurgengruppe im österreichisch-russischen Feldzuge 1914/15 von Fritz DEMMER 3.4.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1915&page=306&size=45

Erfahrungen einer Chirurgengruppe im österreichisch-russischen Feldzuge 1914/15 von Fritz DEMMER 10.4.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1915&page=323&size=45

Weitere Artikel zur Militärchirurgie lesen Sie bitte:

Ein Beitrag zu kriegschirurgischen Erfahrungen von Fr. BARACH  27.3.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=52

Ein Beitrag zu kriegschirurgischen Erfahrungen von Fr. BARACH Schluss  10.4.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=59

Kriegschirurgischer Fortbildungskurs, gehalten für Truppenärzte von Friedrich DEMMER 22.5.1915 http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1915&size=45&page=99

Reinhard Mundschuetz

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„1. Weltkrieg & Medizin“ –>alle Beiträge

Bildnachweis:
Dr. Reinhard Mundschuetz. Alle Rechte vorbehalten.

„1. Weltkrieg & Medizin“: Zum Personal des Feldsanitätsdienstes [4]

Zum Personal des Feldsanitätsdienstes

Dieses gliederte sich in das ärztliche Personal und das Sanitäts-Hilfspersonal. Zu Ersterem gehörten die Militär-, Landwehr- und Landsturmärzte, die das militärärztliche und landwehrärztliche Offizierskorps bildeten. Zum Sanitäts-Hilfspersonal gehörten die Sanitätsunteroffiziere, Blessierten- und Bandagenträger sowie die Abteilungen der Sanitätstruppe bei den Feldsanitätsanstalten.
(siehe Brigitte Biwald: Vom Helden zum Krüppel. Das österreichisch-ungarische Militärsanitätswesen und dessen Auswirkungen
auf die Gesellschaft im Ersten Weltkrieg. Diss. Univ. Wien 2000, S 79).

Bei Kriegsbeginn standen etwa 1500 Berufsmilitärärzte des gemeinsamen Heeres, der Marine und beider Landwehren zur Verfügung. Durch das allgemeine Aufgebot Anfang August 1914 wurden fast alle reserve- und landsturmpflichtigen Ärzte einberufen. Obwohl sich viele Militärärzte a. D. freiwillig meldeten, mussten im Laufe des Krieges auf immer ältere Jahrgänge zurückgegriffen werden, auch auf solche, die nie beim Militär gedient hatten und als kriegsuntauglich galten.

Hervorragende Zivilärzte, z. B. berühmte Operateure und Universitätsprofessoren, wurden als Konsiliarärzte verwendet und erhielten ausnahmsweise auch einen höheren Dienstgrad (vom Stabsarzt aufwärts). Auf den Dienstbetrieb durften sie jedoch keinen Einfluss nehmen. (siehe Johann Steiner: Der militärärztliche Dienst des österreichisch-ungarischen Heeres während des Krieges im Hinterland und bei der Armee im Felde. In: Volksgesundheit im Krieg. Wien 1926, Teil I, S.78-107).

Mangelte es im Laufe des Krieges immer wieder an Ärzten in der k. u. k. Armee, so fehlte es nicht an Apothekern. Diese wurden nicht nur fachlich, sondern auch im administrativen Dienst in der Sanität eingesetzt. Über die Militärpharmazie im Ersten Weltkrieg lesen sie bitte Thomas Rehor: Mörser und Pastillen. Die k.u.k. Militärpharmazie im Ersten Weltkrieg
–>http://othes.univie.ac.at/13770/1/2011-03-16_8700094.pdf

Das Gros des Hilfspersonals in den militärischen Sanitätsanstalten hatte jedoch die Sanitätstruppe zur Verfügung zu stellen. Als deren Ergänzungskörper bestanden die Sanitäts-Stammabteilungen, und zwar bei jedem Garnisonsspital eine.

Als im Laufe des Krieges auch hier immer weniger geeignete Soldaten zur Verfügung standen, sah sich die Heeresverwaltung genötigt, das Pflegerinnenwesen mehr und mehr auszugestalten. Dabei wurden im Sanitätsdienst auch Krankenpflegerinnen eingesetzt, die das österreichische und ungarische Rote Kreuz nach Bildung von Zentralevidenzstellen an die Armee vermittelte.

Zum Thema Frauen als Krankenpflegerinnen lesen sie bitte Franziska Salm-Reifferscheidt: Frauen in der Kriegskrankenpflege im Ersten Weltkrieg am Beispiel der Rotkreuzschwester Marianne Jarka
–>http://othes.univie.ac.at/8208/1/2010-01-13_0104971.pdf

Kommandant des Feldspitals 2/14 war Dr. Kasimir Lukas Budzynski.

Als Sohn eines Gutsverwalters am 5. Jänner 1873 in Pilzno/Polen geboren trat er im April 1895 in die Armee ein. Er verpflichtete sich zu einer zehnjährigen Dienstleistung und bekam vom Militär ein Stipendium für sein Medizinstudium in Krakau, wo er am 29. Juli 1899 zum Doktor der gesamten Heilkunde promovierte. Von 1900-1901 besuchte er als außerordentlicher Hörer die k. u. k. militärärztliche Applicationsschule [eine 1890 in Wien errichtete Bildungsanstalt, die den Aspiranten des militärärztlichen Korps die für ihre besondere Berufstätigkeit im Frieden und im Krieg erforderliche theoretische und praktische Ausbildung geben und deren an der Universität erworbene sachlichen Kenntnisse erweitern soll] und diente in den folgenden Jahren bis zu seiner
Versetzung in den Reservestand 1906 in mehreren Armeespitälern in Siebenbürgen und zuletzt in Krakau.

In seiner militärischen Beurteilung steht: „Besitzt entsprechende administrative Kenntnisse, kennt den Sanitätsdienst genügend, eignet sich zur selbstständigen Leitung des Sanitätsdienstes bei einem Truppenkörper und lässt die Befähigung zur Kommandoführung in einem Truppenspitale erhoffen.“

Bei Kriegsbeginn 1914 war sein standeszuständiger Truppenkörper das Garnisonsspital Nr. 10 in Innsbruck. Ende August 1918 wurde er zum Kommandanten des Reservespitales im Meierhof Dęblin/Polen (im K. u. K. Militärgeneralgouvernement Lublin
–>http://de.wikipedia.org/wiki/Generalgouvernement_Lublin) ernannt.

Zum Sanitätswesen der k. u. k. Armee (Dienstgrade der Ärzte, etc.) –>http://de.wikipedia.org
Über die Tätigkeit der Feldgeistlichen siehe auch einen zeitgenössischen Artikel aus dem Jahre 1917: Das Wirken der Feldgeistlichkeit bei der Armee im Felde –>http://anno.onb.ac.at

Reinhard Mundschütz


Erster von rechts: Regimentsarzt 2. Klasse Kasimir Lukas Budzynski


Rechts am Tisch: Der Feldkurat des Feldspitals


Dritter von links: Regimentsarzt 2. Klasse Kasimir Lukas Budzynski

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