Symposium in memoriam Heinrich Obersteiner, 1847 – 1922

Am Freitag, den 24. Februar 2017, fand das sehr interessante

Symposium in memoriam Heinrich Obersteiner, 1847 – 1922

statt.

Bernhard Leitner, Universität Wien, sprach über:
Reine Nervensache? – Psychiatrie und Neurologie zwischen Tokyo und Wien um 1900

Harald Albrecht, Universitätsbibliothek der MedUni Wien präsentierte:
Die Obersteiner Bibliothek – Struktur, Inhalt, medizinhistorische Relevanz
Vorstellung ausgewählter medizinhistorisch bedeutsamer Buch-Raritäten

Hier einige Bilder:

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Die Obersteiner Bibliothek
Harald Albrecht
Die Obersteiner Bibliothek wurde von Heinrich Obersteiner (1847-1922) gegründet und seinem Nachfolger Otto Marburg (1874-1948) weitergeführt. Obersteiner gründete 1882 das Institut für Neurologie an der Universität Wien. Es galt weltweit als erste
wissenschaftliche Einrichtung für Hirnforschung und wirkte vorbildgebend auf zahlreiche sich später im Ausland etablierende vergleichbare Forschungsstätten. Die wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte dieses Instituts lagen in der
morphologischen Hirnforschung und der normalen, vergleichenden und pathologischen Anatomie sowie der Physiologie des Nervensystems. Die Bibliothek bildet die Genese dieser medizinischen Disziplin zwischen den 1880er und 1940er Jahren ab. Sie besteht aus ca. 20.000 Monografien, 20.000 Separat-Drucken, 20.000 deutschsprachigen Dissertationen, 20.000 französischsprachigen Dissertationen, ca. 300 Zeitschriftentitel,
ca. 2.000 Separat-Drucken zu „Heil- und Irrenanstalten“ sowie einiger höchst wertvoller historischer Rara.

 

„Blatt für Blatt – die Schätze der Josephinischen Bibliothek und mehr…“

Blatt für Blatt – die Schätze der Josephinischen Bibliothek und mehr…

In exklusiven Führungen präsentieren die Bibliothekare des Josephinums die einzigartigen Schätze aus dem wertvollen Bestand der Josephinischen Bibliothek. Von Dezember 2016 bis Mai 2017 finden Führungen zu speziellen Themen statt.
An auserwählten Abenden finden zusätzlich zum aktuellen Thema Spezialführungen in der Sammlung der anatomischen Wachsmodelle im Josephinum oder im Narrenturm statt.
Unter anderem erwarten Sie Abende zu anatomischen Darstellungen der Renaissance und prachtvollen barocken Pflanzenbüchern.

Termine:

07.03.2017      18:30-20:00 Anatomie – inkl. einer Führung durch die anatomischen Wachsmodelle mit Prof. Weninger

09.05.2017      18:30-19:30 Botanik

Ort: Josephinum – Medizinische Sammlungen, Währingerstr. 25, 1090 Wien, Eingang links, 1. Stock

Eintritt: 15 €

Aufgrund der sehr eingeschränkten Teilnehmerzahl, bitten wir um rechtzeitige Voranmeldung unter: dominika.flomyn@meduniwien.ac.at oder (+43) 1 40160 26051

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [34]: Augenamulette, Augenvotive, Augenvotivbilder und alte Brillen

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [34]: Augenamulette, Augenvotive, Augenvotivbilder und alte Brillen

Seit der Anfertigung der ersten Brillen in Europa, etwa ab 1200 n. Chr., zählten diese zu den kostbarsten Besitztümern, die man haben konnte. Man weiß, dass die ältesten Brillen ganz runde Fassungen hatten, die später eher oval wurden, ist aber im großen und ganzen immer auf Schätzungen angewiesen. Eine runde Schläfenbrille dürfte etwa aus 1750 stammen, wogegen eine Brille voriges Jahr in Isfahan im Basar erstanden wurde; bei ihr sind die Bügel durch einen Draht ersetzt worden, was dafür spricht, dass der Besitzer sich keine neue Brille leisten konnte. In meiner Sammlung befindet sich auch eine Brille, die einem Holzknecht aus dem Pielachtal gehörte und etwa 100 Jahre alt ist. Bei ihr sind die Bügel durch einen Bindfaden ersetzt worden. Kurz nach den Schläfenbrillen waren auch die sogenannten Nürnberger Scherenbrillen sehr beliebt. Diese können sowohl mit einer Horn-Fassung oder aus Silber gefertigt sein. Auf der Silberfassung befindet sich eine Punze und die Jahreszahl 1806, wodurch man die Brille genau datieren kann, was sonst eher selten möglich ist.

Zwicker

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [17]: Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik – Eine Teilsammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik – Eine Teilsammlung an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Text: Dr. Walter Mentzel

An der Neuburger Bibliothek der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin befindet sich als Teilsammlung die ehemalige Bibliothek des zwischen 1872 und 1888 der II. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien vorstehenden Prof. Heinrich Bamberger (1822-1888). Diese Bibliothek wurde zirka 1913 mit Unterstützung des Professors und Leiters der II. medizinischen Klinik, Norbert Ortner (1865-1935), vom späteren Vorstand des Institutes für Geschichte der Medizin am Josephinum, Max Neuburger (1868-1955), am damaligen provisorischen Standort an der I. medizinischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien für den Aufbau der künftigen Institutsbibliothek eingegliedert. Sie gehört damit zu den ältesten erhaltenen Bibliotheksbeständen einer medizinischen Einrichtung an der heutigen Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin und umfasst zirka 600 Bände.[1]


Stempel aus einem der Bände der ehemaligen Bibliothek der II. medizinischen Klinik

Keywords:

Heinrich von Bamberger, Institut für Geschichte der Medizin, I. Medizinische Klinik

[1] Neue Freie Presse. 14. Mai 1914. S. 9; Neues Wiener Journal. 16.12.1920. S. 2-3.

Normdaten Bibliothek Heinrich von Bamberger – II. Medizinische Klinik : BBL: 27274

Bio-bibliografisches Lexikon (BBL)/Liste aller Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien

Bitte zitieren als VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, BBL: 27274 (23.02.2017); Letzte Aktualisierung: 2022 05 24
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=27274

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[Autor/Feedback: Helmut Dollfuß]

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Publikationen und Präsentationen von MitarbeiterInnen der UB MedUni Wien 2016

P U B L I K A T I O N E N

ABI TECHNIK

Bauer B.
Bibliotheksmanagement im 21. Jahrhundert, Zürich, 17. bis 18. Februar 2016.
ABI Technik 36 (2016), H. 2, S. 131-135.

BIBLIOTHEK. FORSCHUNG UND PRAXIS

Bauer B.
Aktuelle Entwicklungen an den österreichischen Bibliotheken 2015.
Bibliothek. Forschung und Praxis 40 (2016), H. 3, S. 489-499.

GMS MEDIZIN – BIBLIOTHEK – INFORMATION

Bauer B.
Zukunft von ZB MED [Editorial].
GMS Medizin – Bibliothek – Information 16 (2016), H. 1/2, Doc01.

Bauer B.
Medizinbibliothekarische Bibliografie 2015.
GMS Medizin – Bibliothek – Information 16 (2016), H. 1/2, Doc03.

Bauer B.
ZB MED ohne Zukunft! Oder doch: Zukunft für ZB MED? Pressemeldungen, Stellungnahmen und Webaktivitäten im Zusammenhang mit der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft vom 17. März 2016 für die Beendigung der gemeinsamen Förderung von Bund und Ländern für die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften.
GMS Medizin – Bibliothek – Information 16 (2016), H. 1/2, Doc10.

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Symposium in memoriam Heinrich Obersteiner, 1847 – 1922

Einladung

Symposium in memoriam Heinrich Obersteiner, 1847 – 1922

Freitag 24. Februar 2017, 14:00 s.t. – 16:00 Uhr
Lesesaal des Josephinum
Währinger Straße 25
1090 Wien

Programm (Präsentationen erfolgen in englischer Sprache):

Bernhard Leitner, Universität Wien, spricht über:
Reine Nervensache?
Psychiatrie und Neurologie zwischen Tokyo und Wien um 1900

Harald Albrecht, Universitätsbibliothek der MedUni Wien präsentiert:
Die Obersteiner Bibliothek – Struktur, Inhalt, medizinhistorische Relevanz
Vorstellung ausgewählter medizinhistorisch bedeutsamer Buch-Raritäten

Gemeinsamer Ausklang am Stehbuffet

Reine Nervensache?
Psychiatrie und Neurologie zwischen Tokyo und Wien um 1900
Bernhard Leitner
Die Gründung des Institutes für Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems durch Heinrich Obersteiner in Wien im Jahre 1882 kann zweifellos als Geburtsstunde der Neurologie betrachtet werden. Im Vortrag wird der Frage nachgegangen warum in
diesem Labor schon nach wenigen Jahren besonders viele japanische Psychiater tätig werden sollten.
Bernhard Leitner studierte Japanologie und Philosophie in Wien und Tokyo. 2015 war er Toshiba International Foundation Fellow und von 2013 bis 2016 uni:docs Fellow am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien. Derzeit ist er Junior Fellow am IFK – Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften und Mitglied der Arbeitsgruppe für Wiener Medizingeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
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Die Obersteiner Bibliothek
Harald Albrecht
Die Obersteiner Bibliothek wurde von Heinrich Obersteiner (1847-1922) gegründet und seinem Nachfolger Otto Marburg (1874-1948) weitergeführt. Obersteiner gründete 1882 das Institut für Neurologie an der Universität Wien. Es galt weltweit als erste
wissenschaftliche Einrichtung für Hirnforschung und wirkte vorbildgebend auf zahlreiche sich später im Ausland etablierende vergleichbare Forschungsstätten. Die wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte dieses Instituts lagen in der
morphologischen Hirnforschung und der normalen, vergleichenden und pathologischen Anatomie sowie der Physiologie des Nervensystems. Die Bibliothek bildet die Genese dieser medizinischen Disziplin zwischen den 1880er und 1940er Jahren ab. Sie besteht aus ca. 20.000 Monografien, 20.000 Separat-Drucken, 20.000 deutschsprachigen Dissertationen, 20.000 französischsprachigen Dissertationen, ca. 300 Zeitschriftentitel,
ca. 2.000 Separat-Drucken zu „Heil- und Irrenanstalten“ sowie einiger höchst wertvoller historischer Rara.

Organisation des Meetings: Univ.-Prof. Dr.med.univ. Johannes A. Hainfellner und das Team des Klinischen Instituts für Neurologie

DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen / DissertantInnen“- TERMIN: 04.03.2017

DiplDiss-Coaching  – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-DiplomandInnen/DissertantInnen“

Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien

Termin:  04.03.2017

Vortragende: Mag. Brigitte Wildner

  • Grundlagen der Literaturrecherche
  • Auswahl der Datenbanken
  • Suchstrategien
  • Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche

Samstag,  04.03.2017 von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni

Email-Anmeldung: brigitte.wildner@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)

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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [16]: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. 1929.

Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 42401]

http://search.obvsg.at/primo_library

ExLib

Abb. 1    Exlibris Lorenz Böhler

„Das Wichtigste bei der Behandlung eines Verletzten mit einem Knochenbruch ist, das Leben zu erhalten, dann folgt die Erhaltung des Gliedes, und wenn beides gelungen ist, muß man trachten, in möglichst kurzer Zeit die volle Gebrauchsfähigkeit des Gliedes wieder herzustellen.“[1]

Titelblatt
Abb. 2   Titelblatt: Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929.

Lorenz Böhlers Technik der Knochenbruchbehandlung in der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin

Lorenz Böhlers Hauptwerk ist unbestritten die „Technik der Knochenbruchbehandlung“. Das Werk wurde zwischen 1929 und 1963 insgesamt 13 Mal aufgelegt und in acht Sprachen übersetzt. Es hatte ursprünglich 176 Seiten mit 234 Abbildungen. Der letzte Nachdruck des im Laufe der Zeit auf drei Bände angewachsenen Standardwerks aus dem Jahre 1996 hat 2.483 Seiten und etwa 4.800 Abbildungen. Die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besitzt eine Erstausgabe aus dem Jahr 1929 aus dem Privatbesitz von Lorenz Böhler. Es wurde im März 1967 persönlich von Böhler als Geschenk überreicht. Der Band trägt neben Böhlers Stempel sein wunderschönes privates Exlibris. Es handelt sich hierbei um jenes Exemplar, das Lorenz Böhlers Notizen, Anmerkungen, Änderungen und Erweiterungen für die zweite Auflage von 1930 enthält.

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Abb. 3    Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlung. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929. S. 120.

Lorenz Böhler

Lorenz Böhler (15.01.1885 Wolfurt/Vorarlberg, gest. 20.01.1973 Wien) gilt neben Ludwig Rehn (1849-1930), Martin Kirschner (1879-1942), Heinrich Bürkle de la Camp (1895-1974) und Gerhard Küntscher (1900-1972) als einer der Wegbereiter der modernen Unfallchirurgie. Er stammte aus einer Handwerkerfamilie und studierte ab 1905 Medizin an der Universität Wien wo er 1911 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert wurde. Schon vor dem ersten Weltkrieg beschäftigte sich Böhler intensiv mit den Methoden der operativen Knochenbruchbehandlung als er auf einer Studienreise in Chicago und an der Mayo Clinic in Rochester/Minnesota weilte. Während des Ersten Weltkrieges stand er einem Lazarett in Bozen, einer Spezialabteilung für Knochenschussbrüche und Gelenkschüsse, vor. Ein Augenzeuge aus dieser Zeit berichtete: „Ich erlebte hier die großartige, imponierende Systematik der Arbeit dieses Mannes, die, wie ich mit der Zeit erfuhr, sein ganzes wissenschaftliches Wirken bestimmte. Da lagen in einem Saal die Oberarmbrüche, im anderen die Unterarmbrüche, im dritten die Schenkelhalsfrakturen, im nächsten die Oberschenkelschußbrüche, in einem anderen die Unterschenkelfrakturen. Am Galgen liefen die Züge zur Einrichtung der verschobenen Knochenbrüche über Rollen. Es war die Ordnung um der Sache willen. Mit Farbstift war auf jedem Gipsverband die Art des Bruches aufgezeichnet, ferner die Daten vom Anfang der Behandlung mit Gipswechseln oder Eingriffen, kurz alles, was zur schellen Orientierung Wissenswertes nötig schien. Auf den sinnvollen Prinzipien des Zuges und Druckes der Ruhigstellung beruhte die Scheinbar so einfache Behandlung.“[2] Alles wurde spezialisiert und genormt, genau dokumentiert und für spätere Analysen statistisch erfasst.

Ab 1919 trat Lorenz Böhler mit der Allgemeinen Unfallversicherung (AUVA) in Wien in Kontakt. Er versuchte den Vorstand mit Hilfe seiner Bozener Statistiken von einer spezialisierten Behandlung in einem eigenen Unfallkrankenhaus zu überzeugen und versprach durch seine planmäßige Behandlung der Frischverletzten die Zahl und Höhe der vorrübergehenden und der Dauerrenten der Wiener AUVA um 50%-70% senken zu können. Schließlich eröffnete die AUVA 1925 in Wien 20, Webergasse 2-6, ihr erstes Unfallkrankenhaus mit Lorenz Böhler als Ärztlichem Direktor. Am 29. März 1930 habilitierte er sich für das Fach Chirurgie an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und 1936 wurde ihm der Titel eines a.o. Universitätsprofessors verliehen.

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Abb. 4    Illustrierte Kronen-Zeitung. 19. Jänner 1926. Nr.9337. S. 3.

Lorenz Böhler war seit März 1934 Mitglied der Vaterländischen Front, der Einheitspartei des austrofaschistischen Ständestaates. Bereits im Februar 1938 wurde er Mitglied der NSDAP, später noch der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des Reichsluftschutzbundes, des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes und schon ab Juni 1938 war er förderndes Mitglied der SS. Während des Zweiten Weltkrieges war er hauptsächlich Oberfeldarzt im Reservelazarett XIa (Rudolfstiftung, 1030 Wien). Nach 1945 verlor Böhler seine Lehrbefugnis an der Universität Wien, erhielt diese jedoch 1947 durch den persönlichen Einsatz von Karl Renner (1870-1950) und anderer wieder zurück. 1954 wurde ihm der Titel eines o. Universitätsprofessors durch den Bundespräsidenten verliehen. Er leitete das Unfallkrankenhaus bis zu seiner Pensionierung 1963. Lorenz Böhler war 1957 als Bundespräsidentschaftskandidat der FPÖ im Gespräch und hatte bereits zugesagt, als er kurz danach durch den nun gemeinsamen Kandidaten von ÖVP und FPÖ, Wolfgang Denk (1882-1970), ebenfalls Chirurg, ersetzt wurde. Denk verlor die Wahl gegen Adolf Schärf (1890-1965), den Kandidaten der SPÖ.

Quellen:

Lehne, Inge: Lorenz Böhler. Die Geschichte eines Erfolges. Maudrich: Wien u.a. 1991.

Wyklicky, Helmut: Lorenz Böhler zum 100. Geburtstag. Sonderdruck aus: Unfallchirurgie (11) 1985/Nr. 3. S. 103-106.

Skopec, Manfred: Begründer der Unfallchirurgie. Lorenz Böhlers neue Prinzipien. In: Das größere Österreichbuch. Geistiges und soziales Leben von 1880 bis zur Gegenwart. Hrsg. von Kristian Sotriffer. Wien: Edition Tusch 1982. S. 292-295.

Text: Harald Albrecht

[1] Böhler, Lorenz: Technik der Knochenbruchbehandlungen. Mit 234 Abbildungen. Wien: Verlag von Wilhelm Maudrich 1929. S. 1.

[2] Skopec, Manfred: Begründer der Unfallchirurgie. Lorenz Böhlers neue Prinzipien. In: Das größere Österreichbuch. Geistiges und soziales Leben von 1880 bis zur Gegenwart. Hrsg. von Kristian Sotriffer. Wien: Edition Tusch 1982. S. 294.

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