Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Der blinde Mann, der sehen kann. Der Zauber des Lichts.

Der blinde Mann, der sehen kann. Der Zauber des Lichts.

„Doch da war das Licht. Das Licht übte auf mich einen geradezu faszinierenden Zauber aus. Jeden Tag danke ich dem Himmel, dass er mich schon als Kind, im Alter von nicht ganz acht Jahren, blind werden ließ. Ich weiß, daß ich seit dem Tag, an dem ich blind wurde, niemals unglücklich gewesen bin.. Ich sah das Licht. Ich sah es, obwohl ich blind war. Auch die Farben – alle Farben des Prismas – bestanden weiterhin. Das Licht breitete seine Farben auf Dinge und Wesen. Sie waren alle in einer Weise farbig gegenwärtig, wie ich es niemals vor meiner Erblindung gesehen hatte. Das Licht war für mich der Grund des Lebens. Ich ließ es emporsteigen wie Wasser in einem Brunnen und ich freue mich ohne Ende.“

Lusseyran erlebt und „sieht“ – gewissermaßen – intensiver als viele seiner Freunde und Kollegen. Er erhält Auszeichnungen in der Schule, wird Professor renommierter Universitäten und ‚Mastermind‘ einer Resistance-Gruppe, nahezu unfehlbar bei der heiklen Auswahl potentieller Mitstreiter. „Die Freude kommt nicht von außen; sie ist in uns, was immer uns geschieht. Das Licht kommt nicht von außen; es ist in uns, selbst wenn wir keine Augen haben.“

Schon Shankara (~788 – 820 n Chr) meinte, dass wir die Wirklichkeit nur unvollkommen erfassen. „In mir selbst ist das unendliche ungeteilte Meer der Freude. Darüber weht der Wind der Maya und schafft die Dinge dieser Welt. Und löst sie wieder auf, den Wogen gleich.“

Unsere vermeintliche Wirklichkeit, ein komplexes Konstrukt kognitiver Prozesse, aufbauend auf höchst lückenhaften „Daten“, darf auch heute bis zu einem gewissen Grad als Illusion definiert werden. Lusseyran hatte das Glück – so empfand er es – nicht abgelenkt von trügerischen visuellen Stimuli dieses ‚innere Licht‘ als beglückende Freude zu (er)leben.   

https://faszinationmensch.com/2013/03/09/wie-wirklich-ist-die-wirklichkeit-ist-alles-nur-illusion/  (W Singer, Max Planck Inst. f. Hirnforschung)

‚Wenn die Katze aus dem Haus ist, haben die Mäuse Kirtag‘ – dies gilt offenbar auch für das ZNS – nicht nur beim Träumen, sondern auch bei fehlerhaftem bis fehlendem visuellen ‚Input‘. Ein Zuviel (Blendung, Inattentional Blindness durch Überstimulation – siehe Tagfahrlicht) oder Zuwenig (Nicht-Erkennen, Fehlinterpretationen etc.) kann grobe Störungen verursachen: Schlichtes Unscharf-Sehen, Dyschromatopsien (erworbene Farbsinnstörungen) bis Amaurose, (Pseudo-)Halluzinationen, ‚amorph‘ oder strukturiert (z.B. Festungs-Skotom der Migraine Ophtalmique), Mikropsien, Makropsien, Dysmorphopsien, Polyopsien, Telopsien/Pelopsien etc. Komplexere zentrale Sehstörungen können sich als Gesichter, karikaturhafte Fratzen und sogar als bizarre szenische Abläufe manifestieren.  (Schiefer U et al Praktische Neuroophthalmologie (2003) Kaden).

Von klinisch relevanten pathologischen Befunden abgesehen (Neuro-Ophthalmologie) können ‚Genussmittel‘, Drogen, Toxine, Medikamentenüberdosierungen und -Nebenwirkungen, aber auch Trance (Initiationsriten mit Nahrung- und Flüssigkeit-Entzug), psychische  Erkrankungen, Temporallappen-Epilepsie ((pseudo-)religiöse Erfahrungen, ‚Damaskus-Erlebnisse‘, Visionen) etc. für Anarchie und Chaos im ZNS verantwortlich gemacht werden. Die normalerweise geordneten Bottom Up-Top Down-Pozesse laufen dann aus dem Ruder. Aufklärung und beratende Gespräche haben auf diesem Gebiet besondere Bedeutung um Ängste oder Panikreaktionen Betroffener zu verhindern – und um verunsicherten Patienten mögliche Nicht-Evidence-Basierte-Maßnahmen alternativer ‚Experten‘ oder Esoterik-Scharlatane zu ersparen.

Epilog: Über Euphorie durch Licht-Halluzination wird selten berichtet, ausgenommen in den beeindruckenden Schilderungen von Nahtod-Erlebnissen. „Das Licht kam näher und näher und drehte sich und brachte Fäden aus reinem, hellen Licht hervor, die hier und da mit Gold gesprenkelt waren .. es war die eigenartigste schönste Welt, die ich je gesehen hatte. Großartig, lebendig, ekstatisch, atemberaubend.. (Eben A (2014) Blick in die Ewigkeit. Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen. Ansata.) 

Lusseyran J (1981) Das wiedergefundene Licht. Die Autobiographie eines Menschen, den seine Blindheit sehen lehrte. Klett-Cotta; Ullstein

Ramachandran VS, Blakeslee S (2002) Die blinde Frau, die sehen kann. Rätselhafte Phänomene unseres Bewußtseins. Rororo

Arcaro M J et al (2018) Psychophysical and neuroimaging responses to moving stimuli in a patient with the Riddoch phenomenon due to bilateral visual cortex lesions.  Neuropsychologia – available online May 2018 (Riddoch phenomenon: robust and reliable spared functionality of the middle temporal motion complex (MT+) bilaterally)

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Ernst Adolf SPIEGEL (1895-1985): Vertrieben 1938 [110]

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Ernst Adolf SPIEGEL (1895-1985)

    1. * 24.07.1895 Wien
    1. gest. Philadelphia, Pennsylvania (USA)
    1. Vater: Ignaz Spiegel
    1. Mutter: Elise Fuchs
    1. 1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Physiologie;
    und: Fach: Psychiatrie und Neurologie

Biographische Informationen zu Ernst Adolf SPIEGEL (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 227-228.
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Richard SINGER (1894-1979): Vertrieben 1938 [109]

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Richard SINGER (1894-1979)

    1. 26.02.1894 Witkowitz, Mähren
    1. gest. 08.07.1979 Manhattan, NY
    1. Vater: Latzi Singer
    1. Mutter: Laura Kohn
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Innere Medizin

Biographische Informationen zu Richard SINGER (PDF in Bearbeitung) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 226.
Richard SINGER (1894-1979): Vertrieben 1938 [109] weiterlesen

Friedrich SILBERSTEIN (1888-1975): Vertrieben 1938 [108]

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Friedrich SILBERSTEIN (1888-1975)

      1. 20.11.1888 Teschen, Österreichisch-Schlesien
      24.08.1975 in Perth, Australien
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Allgemeine Pathologie

Biographische Informationen zu Friedrich SILBERSTEIN (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 224-225.
Friedrich SILBERSTEIN (1888-1975): Vertrieben 1938 [108] weiterlesen

Harry SICHER (1889-1974): Vertrieben 1938 [107]

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Harry SICHER (1889-1974)

    1. * 11.09.1889 Wien
    1. gest. 10.09.1974
    1. Vater: Ignatz Sicher
    1. Mutter: Johanna Frommer
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Zahnheilkunde

Biographische Informationen zu Harry SICHER (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 223.
Harry SICHER (1889-1974): Vertrieben 1938 [107] weiterlesen

Max SGALITZER (1884-1973): Vertrieben 1938 [106]

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Max SGALITZER (1884-1973)

    1. * 20.09.1884 Prag, Böhmen
    1. gest. 16.11.1973 Princeton, New Jersey (USA)
    1. Vater: Karl Sgalitzer
    1. Mutter: Ottilie Porges
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Radiologie

Biographische Informationen zu Max SGALITZER (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 221-222.
Max SGALITZER (1884-1973): Vertrieben 1938 [106] weiterlesen

Erich RUTTIN (1880-1940): Vertrieben 1938 [102]

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Erich RUTTIN (1880-1940)

    1. * 13.11.1880 Bielitz, Österreichisch-Schlesien
    1. gest. 20.02.1940 Wien
    1. Vater: Ignaz Ruttin
    1. Mutter: Judith Ruttin
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Oto-Laryngologie

Biographische Informationen zu Erich RUTTIN (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 212-213.
Erich RUTTIN (1880-1940): Vertrieben 1938 [102] weiterlesen

Karl SAFAR (1892-1963): Vertrieben 1938 [103]

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Karl SAFAR (1892-1963)

    1. 11.02.1892 Wien
    1. gest. 1963
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Augenheilkunde

Biographische Informationen zu Karl SAFAR(PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 214-215.
Karl SAFAR (1892-1963): Vertrieben 1938 [103] weiterlesen

Gustav SAUSER (1899-1968): Vertrieben 1938 [104]

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Gustav SAUSER (1899-1968)

* 15.07.1899 Wels (Oberösterreich), + 17.06.1968 Innsbruck
1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Anatomie, Histologie und Embryologie (1. Anatomische Lehrkanzel)

Biographische Informationen zu Gustav SAUSER (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 216-218.
Gustav SAUSER (1899-1968): Vertrieben 1938 [104] weiterlesen