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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [60]: Lesky, Erna: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Graz, Köln: In Kommission bei Verlag Hermann Böhlaus Nachf. 1965.
Lesky, Erna: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Graz, Köln: In Kommission bei Verlag Hermann Böhlaus Nachf. 1965.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: WM006]
https://ubsearch.meduniwien.ac.at
Text: Harald Albrecht, BA
Abb. 1 Erna Lesky. Bildersammlung Josephinum, Medizinische Universität Wien, MUW-FO-IR-000594-0029
Erna Lesky, geborene Klingenstein, (*22.05.1911 Hartberg/Stmk., gest. 28.11.1986 Innsbruck) stammte aus einer oststeirischen Kaufmannsfamilie. Nach Abschluss der Volks- und Bürgerschule in Hartberg besuchte sie das Akademische Gymnasium in Graz, wo sie 1931 maturierte. Sie studierte anschließend erst in Innsbruck, dann in Wien Medizin und wurde 1936 an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien promoviert. Danach folgte eine Fachausbildung in Kinderheilkunde in Innsbruck. 1939 heiratete Erna Klingenstein den klassischen Philologen und späteren Rektor der Universität Wien (1963/64) Albin Lesky (1896-1981). Von 1940 bis 1949 arbeitete sie als Kinderärztin in Innsbruck sowie für die Säuglings- und Kinderfürsorge in Tirol. Erna Lesky war ebenso wie ihr Ehemann Albin Mitglied der NSDAP.
1949 beendete Erna Lesky ihre Karriere als Medizinerin und zog gemeinsam mit ihrem Ehemann nach Wien, wo sie ein Studium der Altphilologie und Geschichte begann. Lesky promovierte 1956 an der Universität Wien im Fach Geschichte. Nur ein Jahr später, 1957, erfolgte ihre Habilitation für Geschichte der Medizin, am gleichen Tag wie Marlene Jantsch (1917-1994), ebenfalls Medizinhistorikerin. Beide Frauen waren Rivalinnen um die Nachfolge Leopold Schönbauers (1888-1963) als Leiterinnen des Instituts für Geschichte der Medizin im Josephinum. Erna Lesky konnte sich gegen ihre Konkurrentin durchsetzen und wurde „1960 mit Leitung des Instituts für Geschichte der Medizin in Verbindung mit einem Lehrauftrag betraut.“[1] 1959 erschien Leskys Dissertation „Staat und Heilkunde im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus“ als Buch unter dem Titel:
Lesky, Erna: Österreichisches Gesundheitswesen im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus. (= Archiv für österreichische Geschichte/(1) 122). Wien: In Kommission bei Rudolf M. Rohrer 1959.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: GW004]
https://ubsearch.meduniwien.ac.at/
Erna Lesky, die zu Beginn der 1960er Jahre auf den Berufungslisten der Universitäten Berlin, Hamburg und Göttingen stand, wurde 1962 zur außerordentlichen Professorin der Universität Wien und zur Vorständin des Instituts für Geschichte der Medizin ernannt, um ihren Fortgang zu verhindern. 1966 erfolgte schließlich ihre Berufung als ordentliche Professorin – sie war somit die erste Ordinaria in der Geschichte der Universität Wien. Erna Lesky, die während ihrer Laufbahn 269 wissenschaftliche Publikationen verfasste, formulierte bei ihrem Antritt als Leiterin des Instituts für Geschichte der Medizin zwei Ziele, die sie erreichen wollte:
„Das Institut für Geschichte der Medizin sollte ein gut funktionierendes Dokumentations-, Informations- und Forschungszentrum für das Fach Medizingeschichte sein. Und die historischen Bestände der Universitätskliniken und Institute der Medizinischen Fakultät der Universität Wien sollten im Josephinum vereint und durch eine fachgemäße Bearbeitung wissenschaftlich erschlossen werden.“ [2]
1979 – im Jahr ihrer Emeritierung – resümierte Lesky im Fachjournal „Labor aktuell“ über ihr diesbezügliches Wirken „Noch 1960 waren Institut und Josephinum in einem deplorablen Zustand. Durch die Generalsanierung […] gelang es, dieses einzigartige Erbe Alt-Österreichs, das Josephinum […] mit seinen kostbaren Schätzen nicht nur zu retten, sondern das medizinhistorische Institut zu einem internationalen Zentrum medizinhistorischer Forschung auszubauen. Heute [1979, Anm.] besitzt dieses Forschungs- und Dokumentationszentrum eine durch Autoren- und Schlagwortkataloge fachgemäß erschlossene Bibliothek von ca. 80.000 Bänden, ein ebenso erschlossenes Bildarchiv von ca. 30.000 Objekten, eine reichhaltige Handschriften-Sammlung und eine sehr informative Ausstellung über die Entwicklung der Wiener Medizin […].“[3]
Erna Lesky wurde 1979 emeritiert. Zu ihren wichtigsten Schriften – das auch heute noch als Standardwerk gilt – zählt zweifelsohne ihr 1965 (und in zweiter Auflage 1978) erschienenes Werk: „Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert.“
Abb. 2 Titelblatt: Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Graz, Köln: 1965.
Quellen:
Bauer, Bruno: Erna Lesky als Bibliothekarin, Archivarin und Dokumentarin am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien. In: Van Swieten Blog: Homepage der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Stand: 09.04.2018. https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=18864
Gröger, Helmut: Lesky, Erna, geb. Klingenstein. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 465-468.
[1] Gröger, Helmut: Lesky, Erna, geb. Klingenstein. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 465.
[2] Bauer, Bruno: Erna Lesky als Bibliothekarin, Archivarin und Dokumentarin am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien. In: Van Swieten Blog: Homepage der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Stand: 09.04.2018. https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=18864
[3] Bauer, Bruno: Erna Lesky als Bibliothekarin, Archivarin und Dokumentarin am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Wien. In: Van Swieten Blog: Homepage der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien. Stand: 09.04.2018. https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=18864
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Datenbank des Monats – EU Clinical Trials Register
Datenbank des Monats – EU Clinical Trials Register
Das EU Clinical Trials Register ist ein seit 2011 bestehendes Register über seit 2004 innerhalb der EU und dem europäischen Wirtschaftsraum laufende und abgeschlossene Arzneimittelstudien.
Es enthält die Rahmendaten der Studien, wie Studiendesign, Urheber, Wirkstoff, Anwendungsgebiet, Status (authorisiert, laufend, abgeschlossen), nicht das Ergebnis.
Suchoptionen/Datenexport: Das Portal bietet einige Recherchefunktionen (v.a. nach Studiendesign und Rekrutierung).
Frei zugängliche Online-Datenbank
TOP-JOURNAL des Monats: JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY (Impact Factor: 19.896)
Die Universitätsbibliothek stellt DIE medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access zur Verfügung.
Das TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:
JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY
Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR (geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.
Mit dem Impact Factor 19.896 (2016) zählt JOURNAL OF THE AMERICAN COLLEGE OF CARDIOLOGY zu den Top-Journalen in der Kategorie:
CARDIAC & CARDIOVASCULAR SYSTEMS – SCIE
Zu den Volltexten: Jg. 1, H. 1 (1983) –
ISSN: 0735-1097
ELSEVIER SCIENCE INC
Languages
ENGLISH
50 Issues/Year;
Alle eJournals finden Sie hier–>
DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-Diplomand*innen / Dissertant*innen“- TERMIN: 09.06.2018
Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien
Vortragende: Dr. Eva Chwala
- Grundlagen der Literaturrecherche
- Auswahl der Datenbanken
- Suchstrategien
- Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche
Samstag,
09.06.2018
von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni
Email-Anmeldung: eva.chwala@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)
Neuerwerbungen im April 2018
Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert.
Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.
Neuerwerbungsliste April 2018 PDF
Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [59]: Die „Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“ und dessen Vereinsorgan: „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ (1933-1938).
1938: Die „Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“ und dessen Vereinsorgan: „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ (1933-1938).
Text: Dr. Walter Mentzel
Die „Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“ wurde nach der Einreichung der Vereins-Statuten durch die Proponenten Dr. Max Meissner (15.5.1877-20.4.1965), Assistent der Augenabteilung von Prof. S. Klein an der Allgemeinen Poliklinik in Wien und in den 1930er Jahren Primarius, und die beiden Wiener Zahnärzte Dr. Moritz Kraus und Dr. Gabriel Wolf (*zirka 1877, gest. November 1925 Wien) und nach der Erteilung der behördlichen Bewilligung am 17. November 1913 gegründet. Der Verein trug zunächst den Namen „Soziale Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“, bis es im Juli 1934 zu einer behördlich angezeigten und genehmigten Namensänderung in: „Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“ kam.
In den Statuten des Vereins wurde im § 2 das Ziel der Vereinstätigkeit angeführt: „Der Verein hat den Zweck, die sozialen und wirtschaftlichen Interessen der jüdischen Ärzte mit Ausschluss jeder politischer Tendenz zu fördern“.[1] Verpflichtend für die Erlangung der Vereinsmitgliedschaft war die Mitgliedschaft in der wirtschaftlichen Organisation der Wiener Ärzte (Ärztekammer). Die konstituierende Versammlung der „sozialen Vereinigung jüdischer Ärzte“ fand am 20.4.1914 statt, auf der der Laryngologe und Mitglied der Medizinischen Fakultät Wien, Prof. Markus Hajek (25.11.1861-4.4.1941), zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde. Der Verein hatte 1914 200 Mitglieder.[2] Der Sitz des Vereines war zunächst Wien 18, Währinger Straße 97 und zuletzt im Jahr 1938 in Wien 1, Grillparzerstraße 14.
Die Vereinigung gab seit September 1933 ein eigenes Vereinsorgan unter den Titel „Mitteilungen der Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“ heraus, das nach wenigen Monaten in „Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte“ (1933-1938) unbenannt wurde und bis 1938 erschien.
Abb.: 1 Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte
Mitteilungsblatt der Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien. Offizielles Organ. Wien: Paul Goldberg [1.] 1934 – 5.1938 (damit Erscheinen eingestellt).
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 8977]
http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8615111&pos=2&phys=
Die Zeitschrift intervenierte zunächst gegen die nach dem Bürgerkrieg im Februar 1934 erfolgte massive Kündigungswelle, die die regimekritische oder aus parteipolitischen Gründen verfolgte Ärzteschaft erfasst hatte. Nach der Etablierung des „Austrofaschismus“ kam es im Vereinsorgan bis zuletzt zur Kritik an dem strukturell sich verfestigenden Antisemitismus, der sich in der beruflichen Exklusion jüdischer Ärzte und Ärztinnen in öffentlichen Gesundheitseinrichtungen, den Diskriminierungen bei den Ernennungen in Berufs- und Standesfunktionen sowie bei den Sozialversicherungsträgern oder öffentlichen Angriffen gegen die jüdische Ärzteschaft niederschlug. Der Verein unterstützte ab 1933 die Hilfe für jüdische Kollegen und Kolleginnen, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland nach Österreich flohen, organisierte Hilfsaktionen für verarmte und infolge der Entlassungen mittellos gewordene Ärzte und Ärztinnen wie beispielsweise in Form der Winterhilfe. Mit der Herausgabe dieser „Vereinszeitung“ sollte der zunehmend antisemitischen Agitation entgegen getreten, Diskriminierungen öffentlich sichtbar gemacht aber auch die vertiefende Organisation der jüdischen Ärzteschaft unterstützt werden.
Nach dem Tod des langjährigen Präsidenten der Vereinigung, Ludwig Braun (12.8.1867-8.5.1936), wurde der a.o. Prof. Herbert Eilas (*30.4.1885 Wien, gest. 29.7.1975 New York) zum neuen und letzten Präsidenten der „Vereinigung jüdischer Ärzte“ gewählt.[3] Herbert Elias war 1938 als Privatdozent und a.o. Prof. für Innere Medizin Mitglied des Lehrkörpers der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Zu dem letztmalig im Jahr 1937 gewählten Vorstand gehörten neben Elias, der geschäftsführende Vizepräsident Dr. Gustav Jellinek, Dr. Siegfried Plaschkes (1886-1964) und Primarius Dr. Kurt Tschiaßny an.[4] Siegfried Plaschkes vertrat im Oktober 1937 die „Vereinigung jüdischer Ärzte“ bei der Tagung des „Weltverbandes jüdischer Ärzte“ in Paris.[5]
Nach dem „Anschluss“ im März 1938 musste der Verein seine Tätigkeit einstellen, seine Mitglieder waren der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt. Der Verein wurde im Juli 1938 vom Stillhaltekommissar Vereinen, Organisationen und Verbänden laut § 3 des Gesetzes über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden, GBl. Nr. 136/1938, aufgelöst und gelöscht.
Quellen:
WStLA, M.Abt. 119, A 32 – gelöschte Vereine, Zl. 6.896/1923 Soziale Vereinigung jüdischer Ärzte.
[1] Statuten der „Sozialen Vereinigung jüdischer Ärzte in Wien“. In: WStLA, M.Abt. 119, A 32 – gelöschte Vereine, Zl. 6.896/1923 Soziale Vereinigung jüdischer Ärzte.
[2] Ebenda und: Wiener klinische Rundschau. Organ für die gesamte praktische Heilkunde, Nr. 16, 26.4.1914, S. 235.
[3] Die Stimme, 27.11.1936, S. 3. Neuwahl des Präsidenten.
[4] Die Stimme, 1.6.1937, S. 3. Generalversammlung jüdischer Ärzte:
[5] Die Stimme, 15.10.1937, S. 4.
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Neuerwerbungen im Mai 2018
Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert.
Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.
Neuerwerbungsliste Mai 2018 PDF
DIPLDISS-COACHING – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-Diplomand*innen / Dissertant*innen“- TERMIN: 05.05.2018
DiplDiss-Coaching – „Gecoachtes Searching für MedUni Wien-Diplomand*innen/Dissertant*innen“
Ein kostenfreies Angebot für Studierende der MedUni Wien
Vortragende: Mag. Brigitte Wildner
- Grundlagen der Literaturrecherche
- Auswahl der Datenbanken
- Suchstrategien
- Freies Arbeiten – Betreuung bei der Recherche
Samstag,
05.05.2018
von 9:30 – 12:30 im Vortragsraum der UB MedUni
Email-Anmeldung: brigitte.wildner@meduniwien.ac.at
mit Angabe der Bibliotheks-ID Nr. ($A………)
Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Geist und Ungeist
„Alles Leben in Staat und Gesellschaft beruht auf der stillschweigenden Voraussetzung, dass der Mensch nicht denkt“. Karl Kraus
In jeder (‚hohen‘) Kultur schlummert ab der Stunde ihrer Entstehung ein Keim der Dekadenz. Die Rangordnung der Werte ändert sich, ungeprüftes, unverdautes ‚Wissen‘ wird nach oben gespült, basierend auf zweifelhafte Quellen. Der Mangel an wissenschaftlichen Gremien und institutionalisierten Peer Reviews, verzerrte Darstellungen, politische oder extremistische Einflüsse, Esoteriker- und Geschäftemacher, Lobbyisten-Einflüsse, wertloses ‚Kübelwissen‘ (Sir Karl Popper) begräbt (.., Ethik..) Fundiertes, Kritisches und – Weises. Garbage in Garbage Out (Gigo). Untiefen entstehen – samt ’spirituellem Faulschlamm‘.
Hohlköpfe steigen auf in höchste Positionen (Peter’s Principle, Founder’s Law); in dünner Luft dieser anthropogen modifizierten Atmosphäre (s. Treibhausgase) materialisieren sich einsam getroffen unreflektierte Spontan-Entscheidungen. Kritik, ‚Shitstorm‘ oder gar karikaturistisch-kabarettistische Überhöhungen dieser zur Regel gewordenen Realsatire führen zu nichts. Die Wurzeln des ‚Mysteriums‘ Dummheit (L. Ungar) verzweigen sich tiefer. Auch der Pseudowissenschaft, Pseudoreligiösem, Fake-.., Postfaktisch- Alternativem oder anderen, vermutlich einer Art Kanaksprak entnommenen Phänomenen sollte das oben erwähnte Dilemma nicht angelastet werden.
Auch wissenschaftlich dokumentierte überdurchschnittliche ‚Intelligenz‘ einer starken, leitende Funktionen innehabenden Figur hülfe nicht. Wie so oft sollte das Übel an der Basis (besser – Wurzel?) gesucht werden. Genetik und Epigenetik seien hier ausnahmsweise ausgeklammert. Redlich erworbene Dummheit infolge ab ovo oktroyierten Fehlverhaltens bedarf nicht einmal einer Feindbild-schaffenden Institution. Fehlende Anerkennung des Kindes und all der verunsicherten „perspektivelosen“ Heranwachsenden reicht. Noch schlimmer: Lieblosigkeit, an Bedingungen orientierte Zuneigung – „Leistung muss erbracht werden“, sonst.., Herabminderung, Verächtlich-Machen, das im – Stich – Lassen, Gewalt-Anwendung etc.
Ernst Pöppel absolvierte fünf verschiedene IQ – Tests: die Ergebnisse variierten zwischen 105 bis 145. Ein zwölfjähriges Mädchen „versagte“ beim ersten – uninteressiert-lustlos durchgeführten IQ-Test: Quote 80. Darauf meinte der erfahrene Schulpsychologe: „Das kannst du aber besser!“ Das Resultat betrug – nach wenigen Minuten – 128.
Südkorea lag häufig im Spitzenfeld internationaler PISA-Test-Vergleiche. Ein „überdurchschnittlich begabter“ Student dieses Landes „mit unglaublichem Wissen“ absolvierte sein Doktorandenstudium an der Müncher L.-Maximilian- Universität: „In der kreativen Phase als Wissenschaftler war er ein absoluter Versager. Er konnte sich keine ungewöhnlichen Zusammenhänge vorstellen, keine neuen Studien designen, keine neuen Ideen entwickeln – das ist die ‚PISA-Dummheit‘, ein Beispiel rein reproduktiver „Intelligenz!“
‚Moderne‘, mittlerweile etwas in die Jahre gekommene Multiple Choice Tests prüfen Inselbegabungs-‚Wissen‘ künftiger humaner ‚Robo-Savants‘ – für virtuelle Duelle mit Megagewinn – versprechenden Computern, beworben mit: „Dr. G. ist besser als alle Mediziner!“ – und prompt klingelt es in Mega-Konzern ‚Registrierkassen‘.
Geist und Ungeist
Ameisen- und Bienenforscher gewähren Einblicke in exzellent funktionierende Tierstaaten-Systeme. Über Jahrmillionen bleiben höchst komplexe Ordnung-Systeme strörungsfrei erhalten. Im Gegensatz dazu ’nimmt die Entropie‘ homo sapiens gesteuerter Strukturen ‚zu‘. Ihre Welt-Ordnung geriet ins Trudeln. So als hätte ein Ungeist von dem verletzlichen kleinen blauen Planeten Besitz ergriffen, so als triebe ein ZNS-Parasit in den höheren Leithammel-Ebenen sein Unwesen. „Eine Tierart, die zur Staatenbildung schreitet ohne den Egoismus einzuschränken, wird zugrunde gehen.“ (E. Schrödinger).
Der Geist in der Materie (Teilhard de Chardin, Charon, Kruse), Science and Spirituality (Bäumer), Mind and Matter (Schrödinger), tit for tat, Prisoner’s Dilemma, Spieltheorie, mutual aid (Kropotkin), gift economy, Christmas truce (Weihnachtsfrieden), reciprocal altruism (Trivers) – liefern ernstzunehmende Hinweise auf das Wirken des Geistes in der Kosmogenese, in jeder Neu- und Umgestaltung, in ethischer Grundhaltung – als unentbehrlicher Garant für ein erträgliches, friedliches Zusammen- und Weiterleben.
Das Bewusstsein, kein Zustand sondern vielmehr ‚ein Strom‘, dynamisch fließend macht uns zu Spielern, aber auch zu Regisseuren des Geschehens im „Strom, der mich davonträgt, doch ich bin der Strom“ (Jorge Luis Borges) – in Oliver Sacks (2017) Der Strom des Bewusstseins. Über Kreativität und Gehirn, rowohlt. Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges – bewusst oder ‚halb‘ – bewusst geplant oder erträumt, wirkt und webt zwischen Thalamus und Cortex – um zu werden – um vielleicht endlich eine bessere Wirklichkeit zu werden, – besonders im Sinne junger und kommender Generationen.
„This world could be free, this world could be one,
this could be heaven for everyone“ Queen
Pöppel E, Wagner B (2013) Dummheit. Warum wir heute die einfachsten Dinge nicht mehr wissen. Riemann, München.
Stein H (2008) Endlich Nichtdenker. Handbuch für den überforderten Intellektuellen. Eichborn, Frankfurt
Tuchmann B (2001) Die Torheit der Regierenden. Fischer
Obiger Text bezieht sich auf keine der lebenden oder verstorbenen Personen; Etwaige Ähnlichkeiten sind rein zufällig.
Interest: no
Gender: beyond
Einladung zu „VERSTRICKTES VERWIRRTES ENTWIRRTES ENTWICKELTES“
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