Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [258]: Gyula (Julius) Elischer – Histologe, Internist, Gynäkologe, Frauenarzt. Wien – Budapest

Gyula (Julius) Elischer – Histologe, Internist, Gynäkologe, Frauenarzt. Wien-Budapest

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 14.12.2023

Keywords: Frauenarzt, Gynäkologe, Internist, Medizingeschichte, Wien – Budapest

Gyula Elischer wurde am 10. Oktober 1846 als Sohn von Karoly Elischer (1822-1885) und Lavinia Oktrutzky (1826-1920) in Eperjes (heute Prešov, Slowakei), Komitat Sáros, in Ungarn geboren. Im September 1871 heiratete er Wilhelmina (Vilma) Szidonia Thòr (1847-1923), mit der er u.a. den Sohn und späteren Budapester Arzt Gyula Elischer (1875-1929) hatte.

Gyula Elischer absolvierte, nachdem er seine Schulausbildung in Kassa (heute Košice, Slowakei) und Eperjes in Ungarn abgeschlossen hatte, sein Medizinstudium an der Universität Wien, wo er am 4. April 1871 promovierte.

Während seiner Ausbildungszeit in Wien publizierte er 1869 in den Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften seine am physiologischen Institut der Universität bei Ernst Wilhelm von Brücke (1819-1892)[1] verfasste Arbeit „Über quergestreifte Muskeln der ins Herz einmündenden Venen des Menschen“. Bereits 1868 legte er der Akademie einen „Beitrag zur Histologie des gesunden und kranken Eierstocks“ vor.[2] 1904 erschien von ihm in der Wiener medizinischen Wochenschrift „Über Gebärmutterblutungen und deren Behandlung mittels Styptol“ und 1907 „Die Laparotomie in retrospektiver Beleuchtung“. Anlässlich der Wiener Weltausstellung 1873, auf der Apparate und die Verbrennungsresultate zur Leichenverbrennung ausgestellt wurden, verfasste er 1874 nach einem von ihm gehaltenen Vortrag eine Publikation „Ueber Leichenverbrennung“.[3]

Zwischen 1871 und 1873 war er als Lehrassistent an der histopathologischen Abteilung der Universität Budapest tätig, danach wechselte er innerhalb der Universität zwischen 1873 und 1875 zum Internisten und Neuropathologen Frigyes Korányi (1828-1913). 1875 besuchte er als Stipendiat Deutschland und erhielt im selben Jahr die Ausbildung zum Gynäkologen. Zwischen 1876 und 1877 unternahm er eine Studienreise nach Frankreich, England und Irland. Ab 1884 arbeitete er als Chefgynäkologe am Krankenhaus am Elisabethspital in Budapest. 1890 erfolgte seine Ernennung zum Chefarzt an der von ihm mitbegründeten Poliklinik in Budapest, 1893 übernahm er nach dem Tod von József Ráth die Funktion eines Chefarztes an der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie. Daneben war er noch als Chefarzt des Roten Kreuz-Spitals tätig. Nach seiner Ernennung zum Privatdozenten für Gynäkologie erhielt er 1895 den Titel eines a.o. Universitätsprofessors verliehen.[4]

Seit 1876 war Elischer Mitglied der Budapester Königlichen Gesellschaft der Ärzte,[5] sowie des Budapester Königlichen Ärzteverbandes, der Krankenhausärztevereinigung, und der Ungarischen Krankenpflegevereinigung sowie der Gesellschaft für Öffentliche Gesundheit. Er initiierte die Errichtung eines Denkmals für Ignaz Semmelweis (1818-1865) in Budapest, zu dem er auch eine zweiteilige Artikelserie verfasste (Teil 1, Teil 2)[6]. Weiters war er Schatzmeister des in Budapest 1894 organisierten 8. International Public Health-Kongress und gehörte dem Komitee zum 16. Internationalen Ärztekongress in Budapest an.

Elischer war ein bekannter Kunstsammler, der sich mit Kupferstichen beschäftigte, aber auch eine umfangreiche Rembrandt- und Dürer-Sammlung besaß. Ebenso besaß er eine bedeutende Goethe-Sammlung, die er der Ungarischen Akademie der Wissenschaft als Schenkung übergeben hatte.

Elischer verstarb am 28. September 1909 in Budapest.

Quellen:

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 170-52r, Elischer Julius (Rigorosum Datum: 1870).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-583, Elischer Julius (Sponsion Datum: 18.7.1870).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 182-776, Elischer Julius (Promotion Datum: 4.4.1871).

Literatur:

Elischer, Julius: Über quergestreifte Muskeln der ins Herz einmündenden Venen des Menschen. Aus dem physiologischen Institute der Wiener Universität. (Mit 1 Tafel) Sonderdruck aus: Sitz. d. k. Akad. d. Wissensch. II. Abth. Wien: aus der der k.k. Hof- und Staatsdruckerei 1869.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elischer, Julius: Über Gebärmutterblutungen und deren Behandlung mittels Styptol. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles k.u.k. Hofbuchhandlung 1904.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elischer, Julius: Die Laparotomie in retrospektiver Beleuchtung. Sonderdruck aus: Gynaekologische Rundschau. Wien, Berlin: Urban & Schwarzenberg 1907.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Elischer, Julius: Über Leichenverbrennung. Ein Vortrag. Budapest: 1874.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 33166]

Referenzen:

[1] Wiener Zeitung, 2.7.1869, S. 5.

[2] Wiener Zeitung, 25.7.1868, S. 3.

[3] Pester Lloyd, 22.6.1874, S. 6.

[4] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 41, 1895, Sp. 1749.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 52, 1876, Sp. 1283.

[6] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 47, 1885, Sp. 1449-1451; Nr. 48, 1885, Sp. 1479-1481.

Normdaten (Person): Elischer, Gyula: BBL: 42736; GND: 117499749;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 42736 (14.12.2023)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=42736

Letzte Aktualisierung: 2023 1214

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