TOP-JOURNAL des Monats: NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE (Impact Factor 79.258)

Die Universitätsbibliothek stellt DIE medizinischen Top-Journals am Campus der MedUni Wien und via Remote Access  zur Verfügung.

Das  TOP-JOURNAL des Monats im Van Swieten Blog ist:

NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE

Zu den Volltexten: Jg. 322, H. 1 (1990) –

Die ersten 20% der Zeitschriften eines bestimmten Fachgebietes im Journal Citation Reports JCR
(geordnet nach der Höhe des Impact Factors) sind TOP-JOURNALE.

Mit dem Impact Factor 79.258 (2017) zählt NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE zu den Top-Journalen in der Kategorie: Medicine, General & Internal – SCIE

ISSN: 0028-4793
eISSN: 0028-4793
52 issues/year

Logo Margrit Hartl

Otto FÜRTH (1867-1938): Vertrieben 1938 [35]

VERTRIEBEN 1938 [35] UPDATE

Otto FÜRTH (1867-1938)

    1. * 18.11.1867 Strakonitz, Böhmen
    1. + 07.06.1938 Wien
    1. Vater: Josef Fürth
    1. Mutter: Wilhelmine Forchheimer
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Medizinische Chemie

Biographische Informationen zu Otto FÜRTH (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 69-70. – Otto FÜRTH (1867-1938): Vertrieben 1938 [35] weiterlesen

Wolfgang PAULI (1869-1955): Vertrieben 1938 [90]

VERTRIEBEN 1938 [90] UPDATE

Wolfgang PAULI (1869-1955)

    1. * 11.09.1869 Prag
    1. gest. 04.11.1955 Zürich
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Medizinische Chemie

Biographische Informationen zu Wolfgang PAULI (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 187-188.
Wolfgang PAULI (1869-1955): Vertrieben 1938 [90] weiterlesen

Rudolf PASCHKIS (1879-1964): Vertrieben 1938 [89]

VERTRIEBEN 1938 [89] UPDATE

Rudolf PASCHKIS (1879-1964)

    1. * 19.01.1879 Wien
    1. gest. 04.02.1964 New York City, New York (USA)
    1. Vater: Heinrich Paschkis
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Chirurgie

Biographische Informationen zu Rudolf PASCHKIS (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 185-186.
Rudolf PASCHKIS (1879-1964): Vertrieben 1938 [89] weiterlesen

Martin PAPPENHEIM (1881-1943): Vertrieben 1938 [88]

VERTRIEBEN 1938 [88] UPDATE

Martin PAPPENHEIM (1881-1943)

    1. * 04.11.1881 Pozsony (Ungarn)
    1. gest . 26.11.1943 Tel Aviv, Palästina
    1. Vater: Max Pappenheim
    1. Mutter: Regina Sprecher
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Psychiatrie und Neurologie

Biographische Informationen zu Martin PAPPENHEIM (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 183-184.
Martin PAPPENHEIM (1881-1943): Vertrieben 1938 [88] weiterlesen

Balint ORBAN (1899-1960): Vertrieben 1938 [87]

VERTRIEBEN 1938 [87] UPDATE

Balint ORBAN (1899-1960)

    1. * 24.03.1899 Temesvar (Ungarn)
    1. gest. 01.06.1960 Chicago, Illinois (USA)
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Zahnheilkunde

Biographische Informationen zu Balint ORBAN (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 181-182.
Balint ORBAN (1899-1960): Vertrieben 1938 [87] weiterlesen

Leopold FREUND (1868-1943): Vertrieben 1938 [31]

VERTRIEBEN 1938 [31] UPDATE

Leopold FREUND (1868-1943)

    1. * 04.04.1868 Miskowitz (Böhmen)
    1. + 07.01.1943 Brüssel
    1. Vater: Jakob Freund
    1. Mutter: Marie Sprinzels
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Radiologie

Biographische Informationen zu Leopold FREUND (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 59-61b. –
Leopold FREUND (1868-1943): Vertrieben 1938 [31] weiterlesen

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [73]: Revolution 1848: Der Revolutionär und Mediziner Adolf Fischhof im Revolutionsjahr 1848 und seine 1845 am Josephinum vorgelegte Dissertation: Fischhof, Adolf

Revolution 1848: Der Revolutionär und Mediziner Adolf Fischhof im Revolutionsjahr 1848 und seine 1845 am Josephinum vorgelegte Dissertation: Fischhof, Adolf: Dissertatio Inauguralis Medica De Pilorum Defluvio, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Ac Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, Nec Non Clarissimorum Ac Celeberrimorum D.D. Professorum Pro Doctoris Medicinae Laurea Nummisque In Arte Medica Honoribus Et Privilegiis Rite Obtinendis In Antiquissima Ac Celeberrima Universitate Vindobonensi Publicae Eruditorum Disquisitioni Submittit Adolphus Fischhof, Hungarus Pestinensis. In theses adnexas disputabitur in aedibus Universitatis die […] mensis […] 1845. Wien: Typis Josephi de Hirschfeld 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/ Medizinhistorische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D2464]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8417362&pos=0&phys=

Text: Dr. Walter Mentzel

Ärzte und Studenten an der Medizinischen Fakultät und am Josephinum waren in Wien an der Revolution von 1848 der Größe ihrer Berufs- und Standesgruppe nach überproportional vertreten. Sie nahmen für ihr Engagement politische und soziale Veränderungen herbeizuführen und ihrem Eintreten für Reformen der Universitätsausbildung und der Wissenschaftsorganisation ihre berufliche und bürgerliche Existenz in Kauf. Manche mussten aus Österreich fliehen, wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt, oder verloren ihre staatsbürgerlichen Rechte, die sei meist erst 20 Jahre später – zu Beginn der „liberalen Ära“ – mit dem im Staatsgrundgesetz von 1867 („Dezemberverfassung“) enthaltenen Grundrechtskatalogen wiedererlangten.

Abb.: 1 Adolf Fischhof

Einer von ihnen war der bis in die Märztage 1848 weitgehend unbekannte Sekundararzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus, Adolf Fischhof (*8.12.1816 Ofen (Budapest), gest. 23.3.1893 Emmersdorf/Klagenfurt). Fischhof, der aus einer armen jüdischen Familie stammte und zwischen 1836 und 1844 in Wien an der Medizinischen Fakultät studierte, formulierte in einer öffentlichen Ansprache am 13. März 1848 im niederösterreichischen Landhaus vor einer Versammlung von Demonstranten das Programm der Revolution: Pressefreiheit, Geschworenengerichte, Freiheit der Lehre und das Zusammenwirken aller Nationen Österreichs. Mit seiner Rede erreichte er nicht nur eine immense öffentliche Bekanntheit, sondern wurde in den folgenden Monaten zu einer der führenden Persönlichkeiten der Revolution von 1848. Der Medizinhistoriker Isidor Fischer (1868-1943) schrieb 1935 in seiner Arbeit zu „Wiens Mediziner und die Freiheitsbewegung des Jahres 1848“ dazu: „Es war das erste freie Wort, das in Österreich gesprochen worden ist“ und zitierte Fischhof auf dieser Versammlung mit den Worten: „Ich habe es gewagt, ich bin Dr. Fischhof.“

Adolf Fischhof nahm während der Revolution eine führende Position in der Akademischen Legion – einer bewaffneten Studentenschaft – ein, in der er als Kommandant des Mediziner-Corps die stärkste Gruppe der Akademiker und Studenten führte, die sich neben Hörern der Medizinischen Fakultät auch aus Schülern der medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie rekrutierte. Ihr gehörten Professoren wie Ferdinand von Hebra (1816-1880), Carl von Rokitansky (1804-1878)und Joseph Skoda (1805-1881) an. Er war in dem im Mai 1848 geschaffenen „politischen Zentralkomitee“ sowie im Studentenkomitee tätig und nahm als Präsident des Sicherheitsausschusses der Stadt Wien eine weitere Schlüsselrolle in einem während der Revolution geschaffenen zentralen Organ ein. Im Juni 1848 kandidierte er neben einer Reihe von Medizinern auf der Liste der Abgeordneten zum konstituierenden österreichischen Reichstag und kam neben dem Mediziner Joseph Goldmark (1818-1881), der nach der Niederschlagung der Revolution „in Abwesenheit“ zum Tode verurteilt wurde und nach Amerika flüchtete, in einem Auswahlverfahren in den engeren Kandidatenkreis.[1] Nachdem er zum Reichstagsabgeordneten im konstituierenden Reichstag gewählt worden war, erfolgte am 18. Juli 1848 seine Ernennung zum Ministerialrat im Ministerium des Inneren, wo er dem Sanitätsreferat vorstand und diese Stellung bis Oktober 1848 behielt.

Nach der Niederschlagung der Revolution verlor Fischhof seine staatsbürgerlichen Rechte, wurde inhaftiert und nach einer neunmonatigen Haft im Dezember 1849 entlassen.[2] Erst 1864 beantragte das Medizinische Doctoren-Collegium auf den Weg eines Gnadengesuches seine Rehabilitierung und die Wiederherstellung seiner „politischen Rechte“.[3] Gleichzeitig wurde er weiterhin von Konservativen als „Agitator von 1848“ angefeindet.[4] Im Jänner 1867 wurde er schließlich von Kaiser Franz Joseph (1830-1916) amnestiert und rehabilitiert.[5] Danach engagierte er sich neben seiner Arbeit in seiner ärztlichen Praxis politisch – auch in Publikationen – weiter in Verfassungsfragen und des Ausgleichs mit Ungarn und trat wie schon im März 1848 weiterhin für eine Zusammenarbeit aller Nationen der Habsburgermonarchie auf der Basis einer liberalen Staatsordnung ein.

Von Adolf Fischhof besitzt die Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin seine 1845 approbierte Dissertation.

Abb.: 2 Fischhof: Dissertatio Inauguralis […]. Wien: 1845.

Fischhof, Adolf: Dissertatio Inauguralis Medica De Pilorum Defluvio, Quam Consensu Et Auctoritate Illustrissimi Ac Magnifici Domini Praesidis Ac Directoris, Perillustris Ac Spectabilis Domini Decani, Nec Non Clarissimorum Ac Celeberrimorum D.D. Professorum Pro Doctoris Medicinae Laurea Nummisque In Arte Medica Honoribus Et Privilegiis Rite Obtinendis In Antiquissima Ac Celeberrima Universitate Vindobonensi Publicae Eruditorum Disquisitioni Submittit Adolphus Fischhof, Hungarus Pestinensis. In theses adnexas disputabitur in aedibus Universitatis die […] mensis […] 1845. Wien: Typis Josephi de Hirschfeld 1845.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/ Medizinhistorische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D2464]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8417362&pos=0&phys=

Quellen:

Fischer, Isidor: Wiens Mediziner und die Freiheitsbewegung des Jahres 1848. (= Wiener medizingeschichtliche Beiträge 1) Wien: 1935.

Häusle, Wolfgang: Die Revolution von 1848 und die Wiener Mediziner. In: Österreichische Ärztezeitung. (15/16) 1973. S. 883-885

[1] Wiener Zeitung, 23.6.1848, S. 3.

[2] Die Presse, 4.12.1849, S. 2.

[3] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung, 26.4.1864, S. 5-6

[4] Das Vaterland, 24.1.1866, S. 2.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, 1867, S. 95.

Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [72]: Siegemund, Justine: Die Königl. Preußische und Chur-Brandenb. Hof-Wehe-Mutter,…gebohrner Diettrichin, von Ronnstock aus Schlesien, im Jaurischen Fürstenthum gelegen. Berlin: 1756.

Siegemund, Justine: Die Königl. Preußische und Chur-Brandenb. Hof-Wehe-Mutter, Das ist: Ein höchst nöthiger Unterricht von schweren und unrecht-stehenden Geburthen, In einem Gespräch vorgestellet, Wie nehmlich, durch Göttlichen Beystand, eine wohlunterrichtete Wehe-Mutter mit Verstand und geschickter Hand dergleichen verhüten, oder wanns Noth ist, das Kind wenden könne; Durch vieler Jahre Uebung selbst erfahren und wahr befunden: Nun aber Gott zu Ehren und dem Menschen zu Nutz, Auf gnädigst „und inständiges Verlangen Durchlauchtigst“ und vieler hohen Standes-Personen verbessert, mit einem Anhange heilsamer Artzney-Mittel, und mit denen dißfalls erregten Controvers-Schriften vermehret, Nebst doppelter Vorrede, Kupffern und nöthigem Register zum Druck befördert von Justinen Siegemundin, gebohrner Diettrichin, von Ronnstock aus Schlesien, im Jaurischen Fürstenthum gelegen. Berlin: zu finden bey Christian Friedrich Voß 1756.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Josephinische Bibliothek, Sign.: JB6619]

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=6182485&pos=0&phys=

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Titelblatt: Siegemund: Die Königl. Preußische und Chur-Brandenb. Hof-Wehe-Mutter. Berlin: 1756.

Justine Siegemund, geborene Di(e)t(t)(e)rich (*26.12.1636 Jauer/Jawor, Niederschlesien, heute: Polen, gest. 10.11.1705 Berlin) stammte aus einer bildungsbürgerlichen Familie in Rohnstock/Roztoka (Niederschlesien, heute: Polen); ihr Vater war lutherischer Geistlicher. Justines – innerhalb der Familie – erworbene Bildungsgrad war für eine bürgerliche Frau im siebzehnten Jahrhundert äußerst ungewöhnlich. Etwa zwei Jahre nach ihrer 1655 erfolgten Hochzeit mit dem Rentschreiber [Verwaltungsbeamten, Anm.] Christian Siegemund wurde sie fälschlicher Weise für Schwanger gehalten und von verschiedenen Hebammen tagelang zur Geburt gedrängt. Diese traumatische Erfahrung veranlasste sie sich intensiv mit der Geburtshilfe zu befassen. Einerseits eignete sie sich ihr Wissen autodidaktisch durch die Lektüre geburtshilflicher Bücher an, andererseits durch Austausch mit verschiedenen Wehemüttern – „Hebammentätigkeit war noch nicht professionalisiert, basierte im Wesentlichen auf traditionellen Wissen gebärender und Geburtshilfe leistender Frauen“.[1] Justine Siegemund, die durch die gehobene Stellung ihres Ehemannes nicht auf Honorare angewiesen war, konnte sich so in den folgenden zwölf Jahren beträchtliches Wissen und Erfahrung auf diesem Feld aufbauen und wurde häufiger zu schweren Geburten gerufen.

Abb. 2    Autorinnenportrait: Siegemund: Die Königl. Preußische […] Hof-Wehe-Mutter. Berlin: 1756.

1670 wurde Siegemund auf Betreiben eines Arztes zur Stadt-Wehemutter in Liegnitz/Legnice (Niederschlesien, heute: Polen) bestellt. „Etwa zwei Jahre nach ihrem Amtsantritt rettete sie der von den Ärzten erfolglos behandelten Luise von Anhalt-Dessau (1631-1680), die nach dem Tod ihres Ehemanns, Herzog Christians von Liegnitz-Brieg-Wohlau (1618-1672), die Regentschaft führte, durch die Entfernung eines Gebärmuttergewächses das Leben. Bis zum Tod der Herzogin genoss die Hebamme daraufhin Unterhalt an deren Hof, aufgrund ihrer Freistellung und ihres Rufs wurde sie nicht nur innerhalb Schlesiens, sondern auch aus Sachsen angefordert. Sie stand jedoch bis 1678 […] immer wieder auch den Liegnitzer Schwangeren und Gebärenden zur Verfügung, allerdings eben nicht mit der für Stadthebammen gewöhnlich geforderten Ausschließlichkeit.“[2] Trotz ihrer geschützten Stellung musste sich Siegemund immer wieder gegen Anfeindungen ihrer männlichen Kollegen zur Wehr setzen. Ähnlich wie später ihre Kolleginnen in Frankreich, Angélique Marguerite Le Boursier Du Coudray (1712-1794) und Elizabeth Nihell (1723-1776) in England, wurde versucht ihre Expertise zu marginalisieren. Dahinter stand ein zusehends eintretender Verdrängungsprozess zum Nachteil der Hebammen, da das lukrative Feld der Geburtshilfe immer stärker in den Fokus der männlichen Ärzte rückte. „Im September des Jahres 1680 reichte der öffentlich angestellte Liegnitzer Stadtarzt Dr Martin Kerger (1622-1691) auf dem Rathaus ein Memorial ein. Darin bezichtigte er die Hebamme Justina Siegemund gewalttätiger geburtshilflicher Praktiken. Insbesondere warf er ihr vor, Geburten aus Eigennutz zu beschleunigen, und stellte dies in Zusammenhang mit ihrem ungewöhnlich weitgespannten Aktionsradius.“[3]

1683 wurde Justine Siegemund von Kurfürst Friedrich Wilehlm von Brandenburg (1620-1688) als Chur-Brandenburgische Hof-Wehemutter an dessen Hof berufen. Laut ihrer Bestallungsurkunde sollte sie dort hauptsächlich Hofangehörige betreuen. Darüber hinaus wurde sie, was bei geschickten Hebammen zur damaligen Zeit durchaus üblich war, zur Niederkunft und Wochenpflege verschiedener Prinzessinnen und Fürstinnen, an andere, meist eng mit den Hohenhzollern verbundener Höfe, ausgeliehen. „Zum Alltag der über die deutschen Grenzen hinaus berühmten Hofhebamme gehörten nicht zuletzt der Kontakt und Austausch mit akademisch gebildeten Ärzten – und von daher wiederum die Konfrontation mit Konkurrenz und Standesdenken.“[4]

Abb. 3    Tafel 11: Siegemund: Die Königl. Preußische […] Hof-Wehe-Mutter. Berlin: 1756.

1690 veröffentlichte sie ihr Werk: „Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter […]“, nachdem sie 1689 die Billigung dazu von der Medizinischen Fakultät der Universität Frankfurt/Oder bekommen hatte, bei der das Werk davor zur Zensur vorgelegen hatte. In diesem Werk, das sich besonders den „schweren Geburten“ widmete vermittelte sie ihr Wissen in Form eines Dialoges zwischen ihr und einer ihrer Schülerinnen. Die Kupfertafeln im Buch wurden von Samuel Blesendorf (1633-1706) gezeichnet und gestochen. Darin beschreibt Justine Siegemund unter anderem das Drehen des ungeborenen Kindes in der Gebärmutter. Sie gilt als Erfinderin dieses Wendehangriffs – der „gedoppelte Handgriff der Siegemundin“ ist bis heute ein nach ihr benannter Begriff. Siegmunds Werk war ein großer Erfolg beschert. Es zählt zu den bedeutendsten im 17. Jahrhundert auf Deutsch abgefassten geburtshilflichen Werken. Bereits ein Jahr nach der Erstauflage wurde eine niederländische Auflage gedruckt. Im deutschen Sprachraum erschienen weitere Ausgaben 1708, 1715, 1723, 1724, 1741, 1752 und 1756.

Abb. 4    Blatt 186: Siegemund: Die Königl. Preußische […] Hof-Wehe-Mutter. Berlin: 1756.

Quellen:

Homepage: 500 Reformation: von Frauen gestaltet. Stand: 09.08.2018.

http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=137

Siegemundin, [Sigmund(in)], Justine. In: Ärzte-Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. Mit 84 Abbildungen. Hrsg. von Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann. 3. vollständig überarbeitete Auflage. Heidelberg: Springer Medizin Verlag 2006. S. 303.

Tshisuaka, Barbara I.: Siegemund[in], geb. Dittrich [Dietrich], Justina, Hebamme. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage Gundolf Keil und Wolfgang Wegner. Berlin und New York: Walter de Gruyter 2005. S. 1329.

Pulz, Waltraud: Gewaltsame Hilfe? Die Arbeit der Hebamme im Spiegel eines Gerichtskonflikts (1680-1685). In: Rituale der Geburt. Eine Kulturgeschichte. (= Beck’sche Reihe, 1280). Hrsg. von Jürgen Schlumbohm, Barbara Duden, Jacques Gélis und Patrice Veit. München: Beck 1998. S. 68-83 und S. 314-318.

[1] Homepage: 500 Reformation: von Frauen gestaltet. Stand: 09.08.2018. http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=137

[2] Homepage: 500 Reformation: von Frauen gestaltet. Stand: 09.08.2018. http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=137

[3] Pulz, Waltraud: Gewaltsame Hilfe? Die Arbeit der Hebamme im Spiegel eines Gerichtskonflikts (1680-1685). In: Rituale der Geburt. Eine Kulturgeschichte. (= Beck’sche Reihe, 1280). Hrsg. von Jürgen Schlumbohm, Barbara Duden, Jacques Gélis und Patrice Veit. München: Beck 1998. S. 69.

[4] Homepage: 500 Reformation: von Frauen gestaltet. Stand: 09.08.2018. http://frauen-und-reformation.de/?s=bio&id=137

Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>