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Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [319]: Weil, Moritz – Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, NS-Verfolgter

Weil, Moritz – Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, NS-Verfolgter

Autor: Dr. Walter Mentzel

Published online: 19.02.2025

Keywords: Facharzt für Hals- und Nasenkrankheiten, Abteilungsvorstand am Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter

Moritz (Moriz) Weil wurde am 26. Juni 1860 als Sohn von Ignaz Weil und Therese Taube (1825-1910), geborene Elias, in Eisenstadt in Westungarn (heute: Burgenland) geboren. Er war seit 1890 mit der aus Neudörfl bei Mattersburg stammenden Leopoldine Wolf (1866-1939) verheiratet. Sie hatten die fünf Kinder, Hilda (1891, ermordet Stutthof, Ravensbrück), Grete (1893-1904), Olga (1894-1969), Erich (1898-1928) und Ida (1896-1928), die mit dem Schriftsteller Leo Perutz verehelicht war.

Weil studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 19. Juli 1884. Danach arbeitete er an der I. Chirurgischen Klinik im Allgemeinen Krankenhaus in Wien bei Josef Weinlechner (1829-1906), wo auch der mit ihm befreundete Arthur Schnitzler (1862-1931) tätig war.

Daneben führte er eine Facharztpraxis für Hals- und Nasenkrankheiten in Wien 1, Augustinerstraße 12, danach Elisabethstraße 3 und später in Wien, 1 Nibelungengasse 3.

Abteilungsvorstand am Mariahilfer Ambulatorium in Wien (später Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium)

Ab 1892/1893 war er Leiter der Abteilung für Hals- Nasen- und Brusterkrankungen in dem 1874 von praktischen Ärzten zur unentgeltlichen medizinischen Versorgung der unbemittelten Bevölkerung in den westlichen Industriebezirken Wiens gegründeten Heilanstalt Mariahilfer Ambulatorium, dem späteren Kaiser Franz Josephs-Ambulatorium. Hier arbeitete neben Maximilian Sternberg (1863-1934) und Emil Jahoda (1859-1934) auch der Dermatologe Alfred Perutz (1885-1934). Weil beschäftigte sich hier mit der Behandlung der Nebenhöhlen, des Kehlkopfkarzinoms und der Verbesserung der Nasenoperationen und verfasste dazu zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten darunter „Ein Fall von Lymphangioma cavernosum der hinteren Rachenwand“, 1897 „Zur Pathologie und Therapie der Eiterungen der Nasennebenhöhlen, insbesondere der Kieferhöhle“, 1907 „Bemerkungen über die Anwendung der Saugtherapie bei Naseneiterungen“,[1] 1914 „Querschuß durch den Gesichtsschädel“,[2] 1924 „Zur Anwendung des Antipyrins bei Kehlkopftuberkulose“,[3] 1927 „Zur Technik der Abtragung endolaryngealer Tumoren“,[4] 1931 „Über die Lokalbehandlung der Rhinitis vasomotoria[5] oder 1932 „Über primäres Pharynxerysipel[6].

1899 engagierte er sich zusammen mit Maximilian Sternberg in der Planung und Umsiedlung des Ambulatoriums nach Wien 6, Sandwirtgasse 3. 1912 wurde er von der Plenarversammlung zum Vizedirektor des Mariahilfer Ambulatoriums gewählt (ab 1912 „Kaiser-Franz-Joseph-Ambulatorium“).[7] 1924 verfasste er einen Artikel zur Geschichte des Ambulatoriums.[8]

Weil war seit 1893 Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien,[9] sowie der Wiener laryngologischen Gesellschaft, deren Mitbegründer er 1894 war.

Moriz Weil und seine Familie wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Er verstarb am 4. Juni 1938 in Wien an seiner Arbeitsstätte, dem Kaiser-Franz-Joseph-Ambulatorium.

Todesanzeige: Neue Freie Presse, 5. Juni 1938, S. 26.

Quellen:

UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0141a, Weil Moriz (Nationalien 1878/79).

UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 186-1590, Weil Moriz (Promotion 19.7.1884).

Friedhofsdatenbank der IKG Wien: Weil Moriz Dr.

Literatur:

Weil, Moritz: Ein Fall von Lymphangioma cavernosum der hinteren Rachenwand. Sonderdruck aus: Zeitschrift für klinische Medizin. O.O: o.J.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Weil, Moritz: Zur Pathologie und Therapie der Eiterungen der Nasennebenhöhlen, insbesondere der Kieferhöhle. Sonderdruck aus: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Verlag von Moritz Perles 1897.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]

Referenzen:

[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 26, 1907, Sp. 1273-1277; Nr. 27, 1907, Sp. 1334-1336; Nr. 28, 1907, Sp. 1388-1391.

[2] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 11, 1914, S. 1319-1320.

[3] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 47, 1924, Sp. 2522-2524.

[4] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 5, 1927, S. 570-571.

[5] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 48, 1931, S. 1605-1607; Nr. 51, 1931, S.

[6] Monatsschrift für Ohrenheilkunde, Nr. 2, 1932, S. 148-150

[7] Neue Freie Presse, 3.7.1912, S. 8.1689-1690.

[8] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 13.11.1924, S. 8.

[9] Wiener klinische Wochenschrift, Nr. 13, 1893, S. 242.

Normdaten (Person): Weil, Moritz: BBL: 46599; GND: 1140055860;

VAN SWIETEN BLOG der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
BBL: 46599 (18.02.2025)
URL: https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=46599

Letzte Aktualisierung: 18.02.2025

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