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Medizingeschichte Josephinische Bibliothek Obersteiner

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [80]: Mona Spiegel-Adolf (Anna Spiegel): Die Globuline. Mit 68 Abbildungen und 300 Tabellen. 1930.

Mona Spiegel-Adolf (Anna Spiegel): Die Globuline. Mit 68 Abbildungen und 300 Tabellen. (= Handbuch der Kolloidwissenschaften in Einzeldarstellungen/4). Dresden und Leipzig: Verlag von Theodor Steinkopff 1930

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign.: 341/4]

Text: Harald Albrecht, BA

Abb. 1    Portrait: Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf

Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf (*23.02.1893 Wien, gest. 1983 Chicago/Illinois) wurde als Tochter des Juristen Jaques Adolf und dessen Frau Hedwig (geb. Spitzer) in Wien geboren. Sie war mit dem österreichischen Neurologen jüdischer Herkunft Ernst Adolf Spiegel (1895-1985) verheiratet. Nachdem sie 1913 die Matura abgelegt hatte, studierte sie ab dem Wintersemester 1913 an der Wiener Medizinischen Fakultät. Sie arbeitete während ihrer Studienzeit drei Jahre am Institut für Histologie und Bakteriologie, davon zwei Jahre als Demonstratorin. Auch am Institut für medizinische Chemie arbeitete sie noch während ihrer Studienzeit halbtägig – aus dieser Zeit stammt auch ihre erste wissenschaftliche Publikation. Am 23. Dezember 1918 wurde Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf zur Doktorin der gesamten Heilkunde an der Universität Wien promoviert.

Im Anschluss an ihre Promotion arbeitete sie erst bei Richard Paltauf (1858-1924) in der Prosektur der Wiener Rudolfstiftung, danach am Neurologischen Institut bei Otto Marburg (1874-1948). Parallel dazu absolvierte sie am Institut für Chemie Praktika. Ab 1919 war sie am Universitätslaboratorium für physikalisch-chemische Biologie tätig, dem sie ab 1923 als unbesoldete Assistentin angehörte. „In den folgenden Jahren beteiligte sie sich durch Abhaltung von Kursen auch am Unterrichtsbetrieb des Institutes und ab 1927 arbeitete sie auch im Laboratorium für Lichtbiologie und Lichtpathologie unter Hausmann [Walter Hausmann (1877-1938), Anm.] am physiologischen Institut der Universität Wien, um die Anwendungsmöglichkeiten der physikalischen Chemie und Kolloidchemie auf medizinische Fragestellungen hin zu studieren.“[1] Darüber hinaus war sie für zwei Jahre bei Rudolf Kraus (1868-1932) am serotherapeutischen Institut für die Moorkommission des Volksgesundheitsamtes tätig. 1930 unternahm sie eine dreimonatige Vortragsreise nach Nordamerika. Zwischen 1917 und 1930 publizierte Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf 43 wissenschaftliche Arbeiten. „Dementsprechend eindeutig fiel auch das Votum der letzten Sitzung des Professorenkollegiums auf ihr Ansuchen um Verleihung der Venia legendi hin aus: 22 Ja- standen 2 Nein-Stimmen gegenüber, so dass sie mit 4 Juli 1931 zum Privatdozenten für angewandte medizinische Chemie mit besonderer Berücksichtigung der biologisch-physikalischen Chemie und medizinischen Kolloidchemie ernannt wurde.“[2] Sie war die zweite Frau, die sich an der Universität Wien im Fach Medizin habilitierte.

1931 wurde Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf als Professorin an die Temple-University in Philadelphia berufen, wo sie das Fach physikalische und Kolloidchemie einrichtete und auch Vorständin des neu errichteten Instituts wurde. „Um ihre Assistentenstelle in Wien behalten zu können, musste sie sich immer wieder von ihren Vorlesungsverpflichtungen beurlauben lassen […]. Zuletzt suchte sich am 3. September 1936 mit der Begründung an, dass sie in Wien derzeit keine Erwerbsmöglichkeit sähe. Sie bot jedoch an, ihrer Vorlesungsverpflichtung in Form von mehrwöchigen Kursen nachzukommen. Obwohl sich Prof. Pauli [Wolfgang Pauli (1869-1955), Anm.] für sie einsetzte mit dem Hinweis, ihre in Amerika gemachten Studien seine von allgemeinem Interesse für die Fakultät, wurde ihr Ansuchen abgelehnt.“[3] Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihre Venia legendi – ihre Lehrbefugnis – entzogen. Da sie jedoch seit 1934 auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, blieb sie in den USA und leitete bis 1966 an der Temple-University in Philadelphia das Institut für physikalische und Kolloidchemie. Mona (Anna Simona) Spiegel-Adolf starb 1983 in Chicago.

Im Juni 2010 wurde das neu errichtete Anna Spiegel Forschungsgebäude der Medizinischen Universität Wien nach ihr benannt.

Abb. 2    Titelblatt: Spiegel-Adolf: Die Globuline. Dresden […]: 1930.

Quellen:

9915 Spiegel-Adolf, Anna Simona (Mona Spiegel-Adolf). In: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. Bis 20. Jahrhundert. Hrsg: Österreichische Nationalbibliothek. Band 3. S-Z. 8923-11742. Register. München: K. G. Saur 2002.

Horn, Sonia: Spiegel-Adolf, Anna Simona. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 699-701.

Horn, Sonia und Gabriele Dorffner: „… männliches Geschlecht ist für die Habilitation nicht vorgesehen“. Die ersten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien habilitierten Frauen. In: Töchter des Hippokrates. 100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich. Hrsg.: Birgit Bolognese-Leuchtenmüller und Sonia Horn. Wien: Verlag der Österreichischen Ärztekammer 2000. S. 117-138.

Spiegel-Adolf, Mona (Anna Simona; 1893-). In: Encyclopedia Judaica. Volume 5. C-DH. Jerusalem: Keter Publishing House Jerusalem Ltd. 1972. S. 397.

[1] Horn, Sonia und Gabriele Dorffner: „… männliches Geschlecht ist für die Habilitation nicht vorgesehen“. Die ersten an der medizinischen Fakultät der Universität Wien habilitierten Frauen. In: Töchter des Hippokrates. 100 Jahre akademische Ärztinnen in Österreich. Hrsg.: Birgit Bolognese-Leuchtenmüller und Sonia Horn. Wien: Verlag der Österreichischen Ärztekammer 2000. S. 132.

[2] Horn, Sonia: Spiegel-Adolf, Anna Simona. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 700.

[3] Horn, Sonia: Spiegel-Adolf, Anna Simona. In: Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken. Hrsg.: Brigitta Keintzel und Ilse Korotin. Wien, Köln und Weimar: Böhlau Verlag 2002. S. 700.

Normdaten (Person): Spiegel-Adolf, Mona: BBL: 31332; GND: 127944494;

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Blogserie Vertrieben 1938 – UPDATE: Karl GROSS (1879-) Viktor HAMMERSCHLAG (1870-1942) Walther HAUSMANN (1877-1938) Adolf Franz HECHT (1876-1938) Hans HEIDLER (1889-1955) Albert HERZ (1876-1950) Leo HESS (1879-1963) Oskar HIRSCH (1877-1965) Karl HITZENBERGER (1893-1941)

UPDATE:

Von März bis bis November 2008 haben wir in der Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ die 1938 entlassenen Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vorgestellt und wichtige Informationsquellen zu deren Person bzw. wissenschaftlicher Bedeutung, überwiegend frei zugänglich, zusammengetragen.

Die enorm hohe Nutzung der einzelnen Blogbeiträge in den vergangenen zehn Jahren hat uns bestärkt, im Hinblick auf das aktuelle Gedenkjahr die Beiträge zu aktualisieren und insbesondere Links zu neuen frei verfügbaren Online-Quellen zu ergänzen.
Ab 12. März 2018 werden deshalb in Erinnerung an die von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien 1938 vertriebenen Professoren und Dozenten im Van Swieten Blog die Beiträge sowie Links zu weiterführenden Informationsquellen gepostet.

Projekt „Vertrieben 1938 – Biographien entlassener Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien“ im Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Logo: MMag.Margrit Hartl

Sonderblog-Serie Vertrieben 1938 – Biografien entlassener Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien UPDATE

https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=772

Walter ZWEIG (1872-1953): Vertrieben 1938 [143]

VERTRIEBEN 1938 [143] UPDATE

Walter ZWEIG (1872-1953)

    1. * 30.10.1872 Brünn, Mähren
      gest. 1953 Kensington, London (Großbritannien)
      Vater: Ignaz Zweig
      Mutter: Jenny Singer
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Innere Medizin

Biographische Informationen zu Walter ZWEIG (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 291-292.
Walter ZWEIG (1872-1953): Vertrieben 1938 [143] weiterlesen

Carla ZAWISCH-OSSENITZ (1888-1961): Vertrieben 1938 [142]

VERTRIEBEN 1938 [142] UPDATE

Carla ZAWISCH-OSSENITZ (1888-1961)

* 15.04.1888 Znaim (Mähren)
gest. 21.06.1961 Graz
1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Anatomie, Histologie und Embryologie (Histologisch-embryologisches Institut)

Biographische Informationen zu Carla ZAWISCH-OSSENITZ (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 290.
Carla ZAWISCH-OSSENITZ (1888-1961): Vertrieben 1938 [142] weiterlesen

Max ZARFL (1876-1938): Vertrieben 1938 [141]

VERTRIEBEN 1938 [141] UPDATE

Max ZARFL (1876-1938)

1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Kinderheilkunde

Biographische Informationen zu Max ZARFL (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 288-289.
Max ZARFL (1876-1938): Vertrieben 1938 [141] weiterlesen

Emil ZAK (1877-1949): Vertrieben 1938 [140]

VERTRIEBEN 1938 [140] UPDATE

Emil ZAK (1877-)

1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Innere Medizin

Biographische Informationen zu Emil ZAK (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 287.
Emil ZAK (1877-1949): Vertrieben 1938 [140] weiterlesen

Robert WILLHEIM (1885-): Vertrieben 1938 [139]

VERTRIEBEN 1938 [139] UPDATE

Robert WILLHEIM (1885-)

    1. * 17.02.1885 Krakau, Galizien
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Medizinische Chemie

Biographische Informationen zu Robert WILLHEIM (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 286.
Robert WILLHEIM (1885-): Vertrieben 1938 [139] weiterlesen

Richard WIESNER (1875-1954): Vertrieben 1938 [138]

VERTRIEBEN 1938 [138] UPDATE

Richard WIESNER (1875-1954)

    1. 30.05.1875 Wien
    1. gest. 14.10.1954 Wien
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Pathologische Anatomie

Biographische Informationen zu Richard WIESNER (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 284-285.
Richard WIESNER (1875-1954): Vertrieben 1938 [138] weiterlesen

Maximilian WEINBERGER (1875-1954): Vertrieben 1938 [137]

VERTRIEBEN 1938 [137] UPDATE

Maximilian WEINBERGER (1875-1954)

    1. * 04.06.1875 Schaffa, Mähren
    1. gest. 1954 New York City, New York (USA)
    1. Vater: Alois Weinberger
    1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Innere Medizin

Biographische Informationen zu Maximilian WEINBERGER (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938: Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 281-283.
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Helene WASTL (1896-1948): Vertrieben 1938 [136]

VERTRIEBEN 1938 [136] UPDATE

Helene WASTL (1896-1948)

* 03.05.1896 Wien, + August 1949 Philadelphia (USA)
1938 im Lehrkörper der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Fach: Physiologie

Biographische Informationen zu Helene WASTL (PDF) im Repositorium der Ub Med Uni Wien. – Auszug aus: Judith Bauer-Merinsky: Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938:Biographien entlassener Professoren und Dozenten. Wien: Diss., 1980, S. 280.
Helene WASTL (1896-1948): Vertrieben 1938 [136] weiterlesen