Am 25. und 26. März 2008 findet in Wien eine internationale Tagung über „Bibliotheken in der NS-Zeit – Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte“ statt. Veranstalter sind die Universitätsbibliothek Wien und die Wienbibliothek im Rathaus in Kooperation mit der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare und der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich.
Im Rahmen der Tagung wird auch das „Das Provenienzforschungsprojekt der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien (Bruno Bauer und Walter Mentzel)“ vorgestellt werden.
Abstract
Die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien betreibt seit Mai 2007 ein auf zwei Jahre angelegtes Provenienzforschungsprojekt, um jene Bücher in ihrem Bestand ausfindig zu machen und den rechtmäßigen Eigentümern oder deren Rechtsnachfolgern auszufolgen, die aufgrund von bedenklichen Erwerbungsvorgängen an die Universitätsbibliothek gekommen sind. Der Vortrag wird zweigeteilt von Bruno Bauer (Leiter der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien) und Walter Mentzel (Projektbearbeiter) durchgeführt.
Im ersten Teil des Vortrages wird Bruno Bauer skizzieren, welcher Stellenwert der Provenienzforschungsprojekt insbesondere im Hinblick auf die erste wenige Jahre zurückliegende Auseinandersetzung um den Pernkopf-Atlas („Untersuchungen zur Anatomischen Wissenschaft in Wien 1938-1945: Senatsprojekt der Universität Wien“) an der Medizinischen Universität Wien zukommt. Weiters wird auf besondere bibliotheksspezifische Problemstellungen hingewiesen. So handelt es sich bei dem zu untersuchenden Bestand nicht um einen systematisch gewachsenen bzw. um einen kompakten historischen Bestand, sondern diverse Bestände verschiedenster Provenienz sind vor allem in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts in die heutige Universitätsbibliothek bzw. deren Vorgängerinstitutionen eingebracht worden.
Im zweiten Teil des Vortrages wird Walter Mentzel einen Zwischenbericht über die Forschungsschwerpunkte und bisherigen Forschungsergebnisse vorlegen. Anhand ausgewählter Beispiele medizinischer Bibliothekseinheiten wird deren aktive und passive Rolle im Rahmen des NS-Bücherraubes thematisiert. Im Mittelpunkt des Vortrages steht die Bibliothek des Institutes für Geschichte der Medizin, die 1938 neben der Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte und der „Obersteiner-Bibliothek“, zu den größten medizinischen Bibliothekseinheiten in Wien gehörte. Die Relevanz dieser Bibliothek für die Provenienzforschung ergibt sich auch aus dem Umstand, dass der von 1940 bis 1945 hier wirkende Leiter des Institutes und Medizinhistoriker Prof. Fritz Lejeune eng mit den im Bücherraub involvierten Buchhändlern zusammenarbeitete, zahlreiche problematisch anzusehende Buchbestände für das Institut erwarb, und daneben auch eine beachtliche Betriebsamkeit beim Ankauf und der Vermittlung von heute als „bedenkliche“ Erwerbungen einzustufenden Bücherbeständen für eine Reihe in- und ausländischer Institutionen, wie Stadtbibliotheken, medizinischer Einrichtungen oder auch firmeneigenen Bibliotheken, entfaltete.
Zum gesamten Tagungsprogramm:
25./26. März 2008: Tagung über „Bibliotheken in der NS-Zeit – Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte“ weiterlesen