Bardach, Hermann – Dentist und praktischer Arzt, NS-Verfolgter
Autor: Dr. Walter Mentzel
Published online: 04.11.2024
Keywords: Zahnarzt, Medizingeschichte, Wien, NE-Verfolgter
Hermann Bardach wurde als Sohn des aus Lemberg stammenden und in Wien praktizierenden Dentisten Max Bardach (1830-1903) und Fanny (1843-1920), geborene Marx, am 30. Jänner 1868 in Wien geboren. 1908 heiratete er Regine Sachs (Sax) (22.12.1872-), mit der er den Sohn Gustav Bardach (31.10.1910 Wien) hatte. Seine Schwester Marie Bardach (1873-?) war mit Emil Hammerschlag, dem Sohn des Bibliothekars der IKG Wien, Samuel Hammerschlag (1826-1904), und seine Schwester Leontine Bardach (1866-1934) mit dessen Sohn, dem Internisten Albert Hammerschlag (1863-1935), verheiratet.
Bardach studierte an der Universität Wien Medizin und promovierte am 21. März 1891. Seinen Militärdienst schloss er im Mai 1891 mit seiner Ernennung zum Assistenzarzt der Reserve ab.[1] Danach arbeitete Bardach zunächst als Dentist in seiner und bis zum Tod seines Vaters Max Berdach im Jahr 1903 gemeinsam geführten Ordination in Wien 1, Brandstätte 6, und publizierte zahlreiche Artikel in der Österreichisch-ungarischen Vierteljahrsschrift für Zahnheilkunde wie 1897 „Einige Bemerkungen zur Technik der approximalen Amalganfüllung in Frontzähnen“,[2] „Cyste vor einem retinierten Eckzahn“,[3] „Ein Vorteil beim Anlegen des Kofferdam“,[4] oder in der Österreichische Zeitschrift für Stomatologie „Eine Modifikation der Richmond-Krone“.[5] Die Ordination führte er nach dem Tod seines Vaters einige Jahre gemeinsam mit dem Dentisten Adolf Weiß als „zahnärztliches Atelier“, bis er sie nach Wien 19, Pokornygasse 25, verlegte.
Weitere Publikationen erschienen von ihm 1907 „Ein Schuh zur Prophylaxe und für leichte Formen von Pes valgus staticus“, 1908 „Über Gummi-Einlagen in orthopädischen Schuhen“,[6] 1909 „Elastisches Heftpflaster“ und 1911 „Weitere Mitteilungen über das elastische Heftpflaster“, sowie 1925 „Sauerstoffwirkung, erhöht durch naszierendes Chlor“.
Am Ersten Weltkrieg nahm Bardach, nachdem er im Dezember 1914 vom Oberarzt zum Regimentsarzt befördert wurde, aktiv bei der Landwehre teil.[7] 1915 geriet er in russische Kriegsgefangenschaft, die er in Omsk und danach in Taschkent verbrachte.[8] Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft im Jahr 1918 [9] führte er ab Mai 1919 seine Ordination in Wien 1, Börseplatz 6.[10]
1929 nahm Bardach am 1. Internationalen physiatrischen Kongress in Wien teil, wo es zur Vorstellung des Filmes „Verkühle dich täglich“ des gleichnamigen Wiener Vereins kam, dem er als Mitglied und Eisschwimmer angehörte und im Film mitwirkte.[11]
Bardach war Mitglied des Zentralvereines der österreichischen Stomatologen. 1934 nahm er an der Tagung des Verbandes der zahnärztlichen Vereine Österreichs am Physiologischen Institut der Universität Wien teil, wo er in seinem Referat neue Füllungsmittel zum Schutz des Zahnmarks vorstellte.[12]
Hermann Bardach und seine Familie waren wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von der Verfolgung durch die Nationalsozialisten bedroht. Bardach verstarb am 6. Februar 1940 in Wien 1, Salzgries 16. Seinem Sohn Gustav gelang über England 1939 die Flucht in die USA. Seine Ehefrau Regine wurde am 20. Juni 1942 von Wien in das Ghetto Theresienstadt deportiert und ermordet.
Quellen:
Matriken der IKG Wien, Geburtsbuch 1868, Bardach Hermann.
UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-0221, Bardach Hermann (Nationalien Darum 1886/87).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 177-32a, Bardach Hermann (Rigorosum Darum 1888).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 187-128, Bardach Hermann (Promotion Darum 21.3.1891).
Arolsen-Archiv, Inhaftierungsdokumente, 1.2 Verschiedenes, 1.2.1 Deportationen und Transporte, 1.2.1.1 Deportationen, Deportationen aus dem Gestapobereich Wien (1939-1945), Transport 28: Deportation von Wien nach Theresienstadt, 20.06.1942, Bardach Regine
Auswanderungsabteilung der IKG Wien, jüdische Auswanderungsanträge, 1938-1939, Bardach Gustav.
United States Index to Alien Case Files, 1940-2003, Immigration, Alien Registration Number, Index to Alien Case Files at the National Archives at Kansas City, ca. 1975 – 2012, NAID 5821836, Records of U.S. Citizenship and Immigration Services, 2003 – 2004, RG 566, National Archives at Kansas City, Gustav Bardach.
Friedhofsdatenbank der IKG Wien, Bardach Hermann
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
Referenzen:
[1] Die Presse, 10.5.1891, S. 4.
[2] Österreichisch-ungarische Vierteljahrsschrift für Zahnheilkunde, H. 1, 1898, S. 99-111.
[3] Österreichisch-ungarische Vierteljahrsschrift für Zahnheilkunde, Bd. 19, 1903, S. 193-194.
[4] Österreichisch-ungarische Vierteljahrsschrift für Zahnheilkunde, H. 1, 1905, S. 70-71.
[5] Österreichische Zeitschrift für Stomatologie, H. 3, 1906, S. 65-69.
[6] Internationale klinische Rundschau, Nr. 39, 1908, S. 614.
[7] Die Zeit, 8.12.1914, S. 4.
[8] Neues 8 Uhr Blatt, 6.4.1916, S. 3.
[9] Österreichisch-Ungarische Vierteljahrsschrift für Zahnheilkunde 3.4.1918.
[10] Arbeiter Zeitung, 18.5.1919, S. 10.
[11] Freiheit, 30.8.1929, S. 3.
[12] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 10.6.1934, S. 9.
Normdaten (Person): Bardach, Hermann: BBL: 45246; GND: 1346377804;
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BBL: 45246 (04.11.2024)
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Letzte Aktualisierung: 2024 11 04