Gustav Baar – Mediziner und Präsident der American Medical Association of Vienna. Wien – Portland-Oregon.
Text: Dr. Walter Mentzel
Gustav Baar stammt aus einer jüdischen Familie, von insgesamt sieben Brüdern und drei Schwestern, darunter sein Bruder der Mediziner Viktor Baar. Über die Eltern, Eisig Baar (1839-1908) und Sarah (*1859), geborene Pikholz, ist wenig bekannt.
Gustav Gabriel Baar wurde am 24. August 1872 in Freiberg in Mähren (heute: Příbor/Tschechien) geboren. Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien Medizin und schloss das Studium 1897 mit seiner Promotion ab.
Im Mai 1899 emigrierte Baar in die USA, wo er bis 1920 in Portland in Oregon lebte, als Mediziner arbeitete, und im Mai 1904 das Certificate of Naturalization erhielt. Er wurde Mitglied der Portland City and County Medical Society und des 1915 gegründeten American College of Physicians (ACP) (Fellow A.C.P.). Zwischen 1904 und 1914 reiste er jedes zweite Jahr im April von Portland in Oregon nach Karlsbad, wo er bis September als Badearzt arbeitete.[1] 1908 nahm er am 25. Kongress für Innere Medizin in Wien teil.[2]
Im August 1920 reiste er zu zweijährigen Forschungsarbeiten nach Wien und entschloss sich 1922 seinen Aufenthalt in Europa zu verlängern, um zwei wissenschaftliche Arbeiten, darunter eine Monografie zu Nephritis gemeinsam mit Hans Eppinger (1879-1946), fertigzustellen. Baar blieb bis 1924 in Wien und bereiste zwischen 1922 und 1924 Deutschland, Frankreich, Italien, Holland, Belgien, Großbritannien, Jugoslawien, die Schweiz und die Tschechoslowakei. Seit 1920 war er noch als auswärtiger Korrespondent für das „New York Medical Journal and Medical Record“ tätig.[3] Nach der Wiederaufnahme der durch den Ersten Weltkrieg unterbrochenen Tätigkeit der American Medical Association of Vienna wurde er im Juli 1921 zu deren ersten Präsidenten gewählt, deren Funktion er bis Mai 1922 bekleidete.[4] 1923 geriet er in einen Konflikt mit der Gesellschaft der Ärzte in Wien, die er in einer US-amerikanischen Zeitschrift in mehreren Artikeln kritisiert hatte.[5] 1924 besuchte Baar Palästina, wo er sich der Frage der jüdischen Besiedelung widmete, die er nach seiner Rückkehr nach Wien befürwortete und dem Jüdischen Nationalfonds testamentarisch einen Teil seines Vermögens zuwies.
Nach seiner Rückkehr nach Wien heiratete er im Dezember 1925 Hilde (Hilda) (*2.9.1900, gest. 16.2.1983 Multnomah, Oregon/USA)[6], geborene Benisch,[7] mit der er 1926 nach Portland zurückkehrte. Bereits 1928 kehrte er mit seiner Ehefrau nach Wien zurück und arbeitete bis zum „Anschluss“ im März 1938 als Arzt in Wien Döbling. Aufgrund der jüdischen Herkunft von Gustav und Hilde Baar und der Verfolgung durch die Nationalsozialisten flüchteten beide im Dezember 1938 über Le Havre nach New York und kehrten nach Portland in Oregon zurück, wo Gustav Baar am 6. Juli 1941 verstarb.
Aus der Zeit Gustav Baars in Portland vor dem Ersten Weltkrieg besitzt die Separata-Bibliothek folgende Arbeiten:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
Während seines Aufenthaltes in Wien im Jahr 1912 erschien von ihm die Monografie:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Bibliothek, Sign. 64362]
1920 erschien von ihm noch in den USA die Arbeit:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata-Bibliothek]
Quellen zu Gustav Baar:
AUW, Rektorat, Med. Fak., Promotionsprotokoll 1894-1898, Sign. 188, Zl. 977, Baar Gustav.
AUW, Rektorat, Med. Fak., Nationalien/Studienkataloge 1862-1938, Sign. 134, Zl. 443, Baar Gustav.
AUW, Rektorat, Med. Fak., Rigorosenprotokoll 1872-1894, Sign. 177, Zl. 45a, Baar Gustav.
Oregon State Archives and Records Center, Oregon Death Index, 1903-1998, Portland, Oregon, certificate number 2078, Gustav Baar.
United States Deceased Physician File (AMA), 1864-1968, Baar Gustav.
Washington D.C.: National Archives and Records Administration, United States Passport Applications, 1795-1925, Baar Gustav.
ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 2455, Baar Gustav.
[1] Allgemeine Automobil-Zeitung. 28.6.1914. S. 4.
[2] Allgemeine Wiener medizinische Zeitung. 23.6.1908. S. 282.
[3] Washington D.C.: National Archives and Records Administration, United States Passport Applications, 1795-1925, Baar Gustav.
[4] Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 33. 1921. S. 1476. Wiener Medizinische Wochenschrift. Nr. 17. 1922. Sp. 751.
[5] Neue Freie Presse. 13.10.1923. S. 7.
[6] Hilda Baar: United States Social Security Death Index.
[7] Prager Tagblatt. 11.12.1925. S. 6.