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300 Jahre Maria Theresia: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [26]: Leibarzt und Protomedicus Anton von Störck: Dissertatio Inavgvralis Medica De Conceptv, …

Störck, Anton von: Dissertatio Inavgvralis Medica De Conceptv, Partv Natvrali, Difficili, Et Præternatvrali, Qvam Avthoritate Et Consensv Illustrissimorum, Perillustrium, Magnificorum, Spectabilium, Classimorum Virorvm, Perillustris, ac Magnifici Domini Universitatis Rectoris, Illustrissimi, Magnifici, ac Clarissimi Inclytæ Facultatis Medicæ Domini Præsidis, Perillustris, Spectabilis, Clarissimi Inclytæ Facultatis Medicæ Domini Decani, D. D. Sacræ Cæsar. Majestatis Consiliariorum, ac Archiatrorum, nec non Clarissimorum D. D. Professorvm Venerabilis Domini Senioris, adeoque totius amplissimi D. D. Medicorvm Collegii Pvblicæ Disqvisitioni Committit Antonis Störck, Svevus Sulgaviensis, A. A. L. L. & Philosophiæ Magister, Medicinæ in Nosocomio practico assistentis Nec Non Pro Svprema Doctoratvs Medici Lavrea Candidatvs Dispvtabitvr In Palatio Vniversitatis Tempore Consveto. Wien: Ex Typograpia Trattneriana 1757.

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[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Historische Dissertations-Bibliothek, Sign.: D-4839/2]

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Abb. 1    Anton von Störck. Josephinum – Medizinische Sammlungen, MedUni Wien. Sign.: MUW-FO-IR-000154-0002kl

Anton von Störck (*21.02.1731 Saulgau/Oberschwaben, gest. 11.02.1803 Wien), war Leibarzt Maria Theresias (1717-1780). Nach dem Tod seiner Mutter (1734) und seines Vaters (1741) wurde er von seinem Onkel aus seiner Heimatstadt Saulgau in Oberschwaben/Vorderösterreich nach Wien gebracht. Hier verbrachte er seine Jugend in einem Waisen- und Armenhaus und besuchte ein Gymnasium. Ebenso wie seine beiden Brüder Melchior Störck (1721-1756) – Professor für Anatomie an der Universität Wien – und Matthäus Störck (1739-1815) – Leibarzt des Großherzogs der Toskana (später Kaiser Leopold II. (1747-1792)) – konnte Anton von Störck aufgrund finanzieller Zuwendungen wohlhabender Gönner zuerst Philosophie (Abschluss 1752) und dann Medizin an der Universität Wien studieren.

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Abb. 2    Titelblatt: Störck: Dissertatio Inavgvralis Medica De Conceptv, Partv Natvrali, Difficili, Et Præternatvrali […]. Wien: 1757.

Störck promovierte 1757 zum Doktor der Medizin und wurde Assistent von Anton de Haen (1704-1776). De Haen war ein Schüler Hermann Boerhaaves (1668-1738) und wurde 1754 von Gerard van Swieten (1700-1772), dem Leibarzt Maria Theresias aus den Niederlanden nach Wien geholt. Er gilt neben van Swieten als einer der Mitbegründer der I. Wiener Medizinischen Schule. De Haen wurde Professor der Ersten Medizinischen Klinik der Universität Wien im Bürgerspital und besaß das Recht aus allen Wiener Krankenhäusern Patienten zu Unterrichtszwecken in seine Klinik überstellen zu lassen. Ganz nach dem Vorbild seines Lehrers Boerhaaves wurde an dieser Klinik unter dem Leitsatz „weg vom Lehrbuch, hin zum Patienten“ am Krankenbett unterrichtet. Diese Klinik hatte neben den Aufgaben eines Lehrspitals auch erstmals einen Forschungsauftrag. Ebenso wie Störck war auch sein Lehrer de Haen von der Bedeutung der pathologischen Anatomie überzeugt, die allerdings erst im 19. Jahrhundert zur Blüte gelangte, und so wurde hier nach jedem Todesfall eine Sektion durchgeführt und eine genaue Epikrise aufgestellt. Allerdings war de Haen davon überzeugt dass der Verlauf der Krankheiten möglichst wenig durch ärztliche Verordnungen wie Schwitz-, Abführ- und Brechmittel gestört werden sollte und verurteilte deren Missbrauch. Dafür befürwortete er häufige Aderlässe. Störck verwarf diese Methoden de Haens wodurch es zu einer über Jahre andauernden Kontroverse zwischen den beiden kam. Nach nur einem Jahr übernahm Störck die ärztliche Leitung des sogenannten „Bäckenhäusels“ – auch Parzmayr’sches Spital genannt. Im Bäckenhäusel in der Währinger Straße 42 – es trug seinen Namen nach einem dort stehenden Bäckerkreuz – hatte die Gemeinde Wien 1656 ein Gebäude als Rekonvaleszentenhaus für das Lazarett errichtet und bis ins 18. Jahrhundert mehrfach erweitert (1679, 1708, 1720, 1729 und 1776). 1713 breitete sich durch eine hierhergebrachte Frau die Pest über die benachbarte Gegend aus. Maria Theresia ließ das Bäckenhäusel bedeutend erweitern. Als es später als Unterkunft für Sieche Verwendung fand, entstand die Redensart „Der g’hört ins Bäckenhäusel“. 1868 wurde die Anstalt aufgelassen.

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Abb. 3    Widmung von Anton von Störck an Anton de Haen: Störck: Dissertatio Inavgvralis Medica De Conceptv, Partv Natvrali, Difficili, Et Præternatvrali […]. Wien: 1757.

1760 wurde Anton von Störck von Kaiserin Maria Theresia zum Hofmedicus ernannt. „,Diese rasche Carrière verdankt er vor allem seiner literarischen Tätigkeit.‘ Die Werke Störcks sind auch alle der ,Augustissima Romanorum Imperatrix! Domina Clementissima!‘ gewidmet. Die Kaiserin hat den strebsamen jungen Arzt aber auch schon früh kennengelernt durch van Swieten, der sich als bedeutender Gönner seines Lieblingsschülers erweist. Einmal wird er sogar zur Pockenbehandlung der Kaiserin zugezogen.“[1] Als Hofmedicus war er häufig damit beauftragt Mitglieder der kaiserlichen Familie als Arzt auf ihren Reisen zu begleiten. Er begleitete etwa Kaiser Franz Stefan (1708-1765) und die Erzherzöge Joseph (1741-1790) und Leopold zur Krönung Josephs, des später Kaiser Joseph II., zum römisch-deutschen König 1764 nach Frankfurt. Dadurch stieg sein Ansehen bei Hofe. 1766 wurde Störck zum Dekan der Medizinischen Fakultät an der Universität Wien und 1768 zu deren Rektor ernannt.

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Abb. 4    Vorwort: Störck: Dissertatio Inavgvralis Medica De Conceptv, Partv Natvrali, Difficili, Et Præternatvrali […]. Wien: 1757.

Anton von Störcks internationale Bekanntheit ging auf seine 1760 erstmals publizierten Versuche mit dem Schierling (Cicuta virosa) zurück. Die aus dieser Giftpflanze von ihm hergestellten Pillen wurden bei „cirrhösen Verhärtungen, langwierigen Geschwulsten und bösartigen Geschwüren“[2] eingesetzt. Beflügelt durch seine Erfolge dehnte er seine Versuche auf Stechapfel (Datura stramonium), Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) und Eisenhut (Aconitum napellus) aus. Als Ergebnis seiner Studien veröffentlichte er 1775 eine neue österreichische Pharmakopöe und 1776 ein zweibändiges Lehrbuch für den medizinisch-praktischen Unterricht für die Feld- und Landwundärzte. „Störck regte auch als einer der ersten die pharmakodynamische Prüfung der Drogen an und versuchte das Prinzip der Ähnlichkeitsregel in die Therapie einzuführen, indem er seine Theorie folgendermaßen zu begründen suchte: ,Wenn Stramonium (Stechapfel) durch Verwirrung des Geistes Gesunde geisteskrank macht, warum darf man nicht den Versuch machen, ob es nicht indem es den Geisteskranken die Gedanken stört und ändert, Geistesgesundheit geben könnte?‘“[3]

Nach dem Tod von Gerard van Swieten 1772 trat Störck dessen Nachfolge an und wurde zum Leibarzt Maria Theresias und zum Protomedicus ernannt. Er war somit zum mächtigen Gesundheitsminister der Donaumonarchie aufgestiegen. 1773 wurde Störck, dessen lateinisch publizierten Werke mittlerweile ins Deutsche und Französische übersetzt worden waren, zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. 1775 wurde er in den österreichischen Freiherrenstand aufgenommen und 1777 in den niederösterreichischen Herrenstand.

Quellen:

Leitner, Helmut: Anton von Störck (1731-1803). In: Arzt, Presse, Medizin. (47) 1977. S. 6-8.

Zumstein, Bruno: Anton Stoerck (1731-1803) und seine therapeutischen Versuche. Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. (= Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen. Nr. 54) Zürich: Juris Druck + Verlag 1968.

Text: Harald Albrecht

[1] Zumstein, Bruno: Anton Stoerck (1731-1803) und seine therapeutischen Versuche. Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. (= Zürcher medizingeschichtliche Abhandlungen. Nr. 54) Zürich: Juris Druck + Verlag 1968. S. 10.

[2] Leitner, Helmut: Anton von Störck (1731-1803). In: Arzt, Presse, Medizin. (47) 1977. S. 7.

[3] Leitner, Helmut: Anton von Störck (1731-1803). In: Arzt, Presse, Medizin. (47) 1977. S. 7.

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