Das Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ / PARDUBICE in Böhmen 1914 – 1918
Folge 8.6 – Ärztinnen und Ärzte
Die Ärzte im Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 (1915-1918)
L
LAUTERSTEIN, Wolf Wilhelm
Geboren am 29. Oktober 1881 in Lemberg.
Er studierte an der medizinischen Fakultät der Universität Lemberg, wo er am 19. Oktober 1908 promovierte; nach der Promotion war er „Aspirant“ im Allgemeinen Krankenhaus in Lemberg.
Vom 28. Juli 1914 bis 18. September 1914 war er Bataillonschefarzt des Linieninfanterieregiments (LIR) 19.
Seit 12. August 1916 war er dem Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 in Pardubitz als Spezialist für Geschlechtskrankheiten zugeteilt; hier arbeitete er als Abteilungschefarzt an der ersten dermatologisch-venerischen Abteilung der 2. Abteilung/Sektion.
Er richtete später auch die urologische Abteilung ein und übernahm deren Leitung und auch die Leitung der Offiziersabteilung.
Im Oktober 1917 bat er zum ersten Mal um Versetzung nach Lemberg, dann wieder im Frühjahr 1918 – er begründete dies jeweils mit dem schlechten Gesundheitszustand seiner Frau. Im Juli 1918 wurde seinem Ansuchen schließlich entsprochen.
Nach dem Krieg praktizierte er in seiner Heimatstadt Lemberg als Facharzt für Geschlechtskrankheiten.
LEDERER, Julius
Er durchlief seine Karriere vor dem Weltkrieg in der Armee.
– 1886 wurde er zum Oberarzt im Aktivstand ernannt (als „militärärztlicher Eleve der Reserve 1. Klasse“), eingeteilt im Garnisonspital Nr. 12 in Josefstadt in Böhmen.
– 1888 im September wurde er versetzt vom 54. Infanterieregiment zum Peterwardeiner Infanterieregiment Nr. 70. https://de.wikipedia.org/wiki/Petrovaradin
– 1890 vom Infanterieregiment Nr. 70 zum Infanterieregiment Nr. 28.
– 1908 zum Oberstabsarzt II. Klasse ernannt.
– 1913 im November war er Garnisonschefarzt im Range eines Oberstabsarztes I. Klasse in Budweis. https://de.wikipedia.org/wiki/Budweis
Nach Kriegsbeginn 1914 wurde er dem im Jahr 1914/15 errichteten Kriegsgefangenenlager in Plan/Böhmen https://de.wikipedia.org/wiki/Plan%C3%A1_u_Mari%C3%A1nsk%C3%BDch_L%C3%A1zn%C3%AD bis Mai 1915 als Oberstabsarzt zugeteilt und dann ans Militärkommando nach Prag versetzt, wo er die Leitung des Reservespitals Nr.3 in Prag übernahm.
Im Jänner 1916 befand er sich „beim kommandierenden General in Bosnien-Herzegowina“ (als Sanitätschef der Quartiermeisterabteilung Nr. 8), von wo er dann schließlich im März 1918 ins Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 nach Pardubitz vesetzt wurde.
- Mai 1915 Vom [Kriegs]Gefangenenlager in Plan
LEDERER, Max
Er wurde am 3. Jänner 1867 in Triesch https://de.wikipedia.org/wiki/T%C5%99e%C5%A1%C5%A5 geboren.
Nach seinem späten Medizinstudium an der deutschen Universität in Prag, das er mit der Promotion am 6. Juli 1911 abschloss, fand er eine Beschäftigung im Sanatorium in Veleslavin https://de.wikipedia.org/wiki/Veleslav%C3%ADn.
Nach Ausbruch des Weltkriegs war er seit 9. September 1915 im Kriegsspital/Reservespital Nr.2 zumindest bis zur Übernahme in die Heeresverwaltung tätig.
Er starb am 19. August 1942 im Konzentrationslager Theresienstadt.
1913 II. Versammlung deutscher Augenärzte Böhmens und Mährens
LEVIT, Jan/Johann
Er wurde in Horschitz/Hořice https://de.wikipedia.org/wiki/Ho%C5%99ice_v_Podkrkono%C5%A1%C3%AD am 14. Juni 1884 geboren und wuchs in einer Arztfamilie auf. Bereits sein Vater und Großvater waren hier Ärzte gewesen.
Nach seiner Promotion 1908 an der deutschen Universität in Prag arbeitete er an der Chirurgischen Klinik von Prof. Otakar Kukula http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kukula_Otakar_1867_1925.xml in Prag.
1912/1913 nahm er als Freiwilliger als Kriegschirurg in einem Feldspital in Belgrad bzw. in Niš an den beiden Balkankriegen https://de.wikipedia.org/wiki/Balkankriege auf der Seite Serbiens teil, wofür ihm der serbische Staat den Sava Orden IV., III. und II. Klasse https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Sava-Orden verlieh.
Nach Kriegsbeginn 1914 wurde er im Range eines Landsturmarztes zur k. u. k. Armee einberufen und
als Chirurg in mehreren Spitälern des Hinterlandes eingesetzt, und zwar in:
– 1915/16: in der k. u. k. Beobachtungstation Kolin
– 1916-1918: im k. u. k. Garnisonspital Nr. 13 in Theresienstadt
Hier behandelte er unter anderem den bosnisch-serbischen Attentäter Gavrilo Princip https://de.wikipedia.org/wiki/Gavrilo_Princip, der am 28. Juni 1914 dem Mordanschlag auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau in Sarajevo verübte.
– Herbst 1918: schließlich versetzt in das Kriegsspital/Reservespital Nr. 2 nach Pardubitz
Nach dem Ersten Weltkrieg nach Prag zurückgekehrt arbeitete er als Chirurg in mehreren Krankenhäusern der Stadt.
1924 erhielt er eine Dozentur für Chirugie an der Karls-Universität in Prag, 1928 wurde er zum außerordentlichen Professor für Chirurgie ernannt.
1931 erhielt er die Stelle als Primarius der chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses der Stadt Prag (Na Bulovce).
Bald nach dem Einmarsch der Deutschen in Prag im März 1939 verlor er seine Arbeit aufgrund seiner jüdischen Herkunft und wurde am 20. Juni 1942 in das Konzentrationslager nach Theresienstadt gebracht. Er starb in Auschwitz, wohin er noch am 12. Oktober 1944 deportiert worden war.
Levit verfasste zahlreiche Artikel, auch im Fach „Kriegschirurgie“.
Eine Auswahl:
– Eine neue Methode der Deckung der Luftröhrendefekten
(Archiv für klinische Chirurgie, Berlin 1911)
– Die bei der Behandlung der Karbunkel mittels Exzision erzielten Erfolge
(Wiener klinische Rundschau 1912)
- Teil
- Teil
– Die Resultate der Exzisionstherapie des Karbunkels
– Seltene Brüche
(Časopis lékařů českých 1912/1913)
– Radialoperation der Leistenbrüche
(Deutsche Gesellschaft der Chirurgie, Berlin 1913)
– Ein seltener Fall eines aus den Musculi arrectores pili hervorgegangenen solitären Leiomyoms (Internationale klinische Rundschau 1914)
– Neue Methode der Bildung der Harnröhre (Časopis lékařů českých 1921)
– Neue Methode der Entfernung von Projektilen aus den Knochen
(Časopis lékařů českých 1922)
– Freie Omentum-Operationen
(Časopis lékařů českých 1922/23)
– Schussverletzungen der oberen Gliedmassen (franz., Belgien 1924)
– Schussverletzungen der der Gefäße (engl., 1923)
– Sehnenoperationen bei Lähmungen des Nervus radialis
(Rozhledy v chirurgii 1929)
– Schussverletzungen der Gelenke
(Rozhledy v chirurgii 1930)
– Entfernung der Kniescheibe mit vollständiger Beweglichkeit des Kniegelenkes
(Festschrift für Geheimrat Payr, Archiv für klinische Chirurgie, 1931)
– Tumoren des Dünndarmes
(Časopis lékařů českých 1936)
– Krampfadernbehandlung
(Časopis lékařů českých 1937)
– Chirurgie der Gallenblase
(Časopis lékařů českých 1938)
– Herzschussverletzungen
(Časopis lékařů českých 1940)
Am 7. 4. 1929 erschien in der Prager Presse sein (ausführlicher, 32 Seiten umfassender) Artikel über Theodor Billroth
(„Zur Billroth-Hunderjahrfeier“)
Foto von Jan/Johann Levit:
http://www.ghetto-theresienstadt.info/images/prominente/Bild68.gif
Weitere ausgewählte Artikel in der Tagespresse, in denen er erwähnt wird:
- Dezember 1912 serbischer Orden
Ein 1915 erschienener Artikel in der Wiener medizinischen Wochenschrift von Wilhelm Klein zu Schussverletzungen, in dem er erwähnt wird.
- August 1926 Bolschewistische Mordpläne gegen tschechische Politiker?
- Mai 1930 Sittenbild des tschechischen Staates
- Jänner 1931 Ministerunfall
Ordinationsanzeige vom 3. März 1931
Text: Reinhard Mundschütz