Seidmann, Simon – Arzt im Allgemeinen Krankenhaus Wien, NS-Verfolgter
Autor: Walter Mentzel
Published online: 11.01.2024
Keywords: Allgemeines Krankenhaus Wien, Medizingeschichte, Wien, NS-Verfolgter
Simon Seidmann, Sohn des aus Zaleszczyki in Galizien stammenden Kaufmannes Moses Seidmann (1875-?) und Chaje (1874-?) wurde am 21. Dezember 1906 in Laszkowka im Bezirk Kotzmann in der Bukowina (heute: Laschkowka/Kitsman/Ukraine) geboren. Er kam 1908 mit seinen Eltern und seinen Brüdern Robert und Leon nach Wien. 1936 heiratete er in der Leopoldgasse in Wien 2 die Ärztin Dr. phil. Pepi Klein (*2.8.1902 Boryslaw/Galizien).
Seit 1926 studierte er an der Universität Wien Medizin und schloss das Studium am 3. Februar 1932 mit seiner Promotion ab. Während des Studiums nahm er den Namen Erwin an. Nach dem Studium arbeitete er am Allgemeinen Krankenhaus an der III. Medizinischen Abteilung unter dem Vorstand Professor Hermann Schlesinger (1866-1934), wo er 1933 seine Arbeit „Über das Fehlen von arteriellen Pulsen an den unteren Extremitäten“ veröffentlichte, und danach an der IV. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien unter dem Vorstand Professor Maximilian Weinberger (1875-1954). Hier publizierte er 1936 „Über Fieber- und Schmerzbekämpfung durch Pyrasulf“.[1] Daneben führte er seit 1932 eine Arztpraxis in Wien 2, Vorgartenstraße 186, und danach ab 1933 in Wien 9, Türkenstraße 25.
Neben seiner Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus Wien veröffentlichte er Artikel in der Zeitschrift „Die Frau und Mutter“, 1937 „Über Kleiderhygiene, Leitsätze für das Übergangswetter“[2] und die „Ernährung des heranwachsenden Kindes“.[3] In der Märznummer des Jahres 1938 erschien von ihm sein letzter Artikel unter dem Titel „Das Kind im Frühling“.[4] In der selben Zeitschrift erschien auch von seiner Ehefrau Pepi Seidmann im Februar 1938 der Aufsatz „Die Pubertät“.[5]
Erwin und Pepi Seidmann lebten 1938 in Wien 11, Hauffgasse 14/19. Beide wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft nach dem „Anschluss“ im März 1938 von den Nationalsozialisten verfolgt. Sie wurden nach Riga deportiert und ermordet, und beide 1947 vom Landesgericht für Zivilrechtsachen für tot erklärt.[6] Seinen Eltern sowie seinen Geschwistern Robert, Leon und Emilie (1916-?) gelang im November 1939 die Flucht über Göteborg in Schweden in die USA.
Quellen:
IKG Wien, Trauungsbuch, 1936, Seidmann Erwin, Klein Pepi (2.8.1936).
UAW, Med. Fakultät, Nationalien/Studienkataloge, Sign. 134-1038, Seidmann Simon (Nationalien Datum: 1926/27).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 197-0738, Seidmann Simon (Rigorosum Datum: 23.1.1932).
UAW, Rektorat, Med. Fakultät, Rigorosen- und Promotionsprotokolle, Sign. 194-0686, Seidmann Simon (Promotion Datum: 1926/27).
Österreich, Wien, jüdische Auswanderungsanträge, Auswanderungskartei der IKG Wien, Seidmann Moses, Chaje, Emilie.
Liste der Namen jüdischer Einwohner Lettlands, das Ergebnis einer Forschung des Zentrums für Judaistik der Universität Lettland unter der Leitung von Prof. Ruvin Ferber und in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Historischen Archiv Lettlands, 2002.
DÖW, Seidmann Erwin, Pepi.
ÖStA, AdR, E-uReang, VVSt, VA, Zl. 12.331, Seidmann Erwin
ÖStA, AdR, E-uReang, FLD, Zl. 16.413, Seidmann Erwin Dr.
Yad Vashem, Seidmann Erwin, Pepi.
Literatur:
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata Bibliothek]
[1] Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 6, 1936, S. 165-166.
[2] Die Frau und Mutter, H. 9, 1937, S. 20
[3] Die Frau und Mutter, H. 11, 1937, S. 18.
[4] Die Frau und Mutter, H. 3, 1938, S. 20.
[5] Die Frau und Mutter, H. 2, 1938, S. 20.
[6] Wiener Zeitung, 26.10.1947, S. 6.
Normdaten (Person): Seidmann, Simon: BBL: 42783; GND: 1315527340;
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Letzte Aktualisierung: 20241101