Neuerwerbungen im Dezember`17:

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert.

Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.

Alle Neuerwerbungen finden Sie im Katalog–>LINK

Beispiele:

false

Paediatrics
Foulkes, Sian [VerfasserIn] Trays, Gemma [VerfasserIn] Sullivan, Carol [VerfasserIn]
2018
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false

Alzheimer’s disease decoded : the history, present, and future of Alzheimer’s disease and dementia
Sahyouni, Ronald [VerfasserIn] Verma, Aradhana [VerfasserIn] Chen, Jefferson [VerfasserIn]
2017
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Parkinson : das Wichtigste für Ärzte aller Fachrichtungen
Reuter, Iris [VerfasserIn]
2018
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Checkliste Intensivmedizin
Leuwer, Martin [HerausgeberIn] Marx, Gernot [HerausgeberIn] Trappe, Hans-Joachim, 1954- [HerausgeberIn] Zuzan, Oliver [HerausgeberIn]
2018
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Multiple Sklerose
Schmidt, Rudolf Manfred [HerausgeberIn] Hoffmann, Frank [HerausgeberIn] Faiss, Jürgen H. [HerausgeberIn] Köhler, Wolfgang [HerausgeberIn] Zettl, Uwe K. [HerausgeberIn]
2017

[Datenbanken]: Testzugang zum Nursing Reference Center Plus bis Jahresende 2017

Die Plattform „Nursing Reference Center Plus“ bietet umfangreiche Informationen in englischer Sprache an, speziell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege.

Der Testzugang läuft noch bis Ende 2017 auf allen PCs im Computernetz der MedUni Wien. Für den Zugang von zu Hause aus – via Remote Access – wählen sie bitte den nachfolgenden Link:
Nursing Reference Center Plus via Remote Access.

Anleitungen und Tipps zur Verwendung finden sie unter folgenden Links des Herstellers EBSCO:

[Datenbanken]: Evidenzbasierte Medizin für die Rehab. Testzugang bis Jahresende 2017.

[Autor/Feedback: Helmut Dollfuß]

Die Plattform „Rehabilitation Reference Center“ bietet evidenzbasierte Information in englischer Sprache, speziell für den Kliniker der im Bereich der Rehabilitation arbeitet.

„… Rehabilitation Reference Center™ (RRC) is an evidence-based clinical reference tool for use by rehabilitation clinicians at the point-of-care. RRC provides physical therapists, occupational therapists and rehabilitation students with the best available evidence for their information needs. Content in RRC includes more than 500 Clinical Reviews, more than 150 research instruments, information from AHFS on over 11,700 drugs and their manufacturers, more than 9,800 exercise images, key reference handbooks, guidelines from the National Guidelines Clearinghouse, nearly 1,500 relevant patient education topics in both English & Spanish, and news and clinical updates

Der Testzugang läuft noch bis Ende 2017 auf allen PCs im Computernetz der MedUni Wien. Für den Zugang von zu Hause aus – via Remote Access – wählen sie bitte den nachfolgenden Link: „Rehabilitation Reference Center via Remote Access

Anleitungen und Tipps zur Verwendung finden sie unter folgenden Links des Herstellers EBSCO:

ACHTUNG: Notstromtest am Di, 28.11.2017, Ub ab 16h geschlossen! Am 8.12. u. 9.12. ist die Ub geschlossen!

Am 8.12. u. 9.12. ist die Ub geschlossen!

Notstromtest 2017!

Gem. Mitteilung  wird der Notstromtest am

Dienstag, 28.11.2017

durchgeführt.

Aus diesem Grund wird die Universitätsbibliothek ab 16:00 Uhr geschlossen.

Öffnungszeiten des Studierendenlesesaals regulär:
9:00 bis 21:30 Uhr. Bitte beachten Sie, dass es zu Strom(Licht)abschaltungen kommen wird.

Bücher können in die Rückgabebox im Studierendenlesesaal eingeworfen werden.

ACHTUNG: Notstromtest am Di, 28.11.2017, Ub ab 16h geschlossen! Am 8.12. u. 9.12. ist die Ub geschlossen!

Am 8.12. u. 9.12. ist die Ub geschlossen!

Notstromtest 2017!

Gem. Mitteilung  wird der Notstromtest am

Dienstag, 28.11.2017

durchgeführt.

Aus diesem Grund wird die Universitätsbibliothek ab 16:00 Uhr geschlossen.

Öffnungszeiten des Studierendenlesesaals regulär:
9:00 bis 21:30 Uhr. Bitte beachten Sie, dass es zu Strom(Licht)abschaltungen kommen wird.

Bücher können in die Rückgabebox im Studierendenlesesaal eingeworfen werden.

Dr. Werner Horvath: Atlas ist müde!

Atlas ist müde!

Ein neues Bild zur Verbindung von Medizin und Kunst ist eben fertig geworden. Es setzt die hier im Van Swieten Blog gezeigten Werke über verschiedene Krankheitsbilder fort (Überfluss-, Mangel- und Tropen-Krankheiten, Ängste und Neurosen, sowie Berufskrankheiten) und knüpft insbesondere an die Darstellung des Prometheus als Trinker an. Es ist der Bruder dieser antiken Sagengestalt, der hier ausgewählt wurde, nämlich der Titan Atlas. Seine Geschichte ist durch die zahlreichen Bearbeitungen in der Kunst wohl allgemein bekannt.

„Atlas ist müde“, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm, 2017.

Das neue Bild zeigt allerdings keinen kraftvollen Giganten, der das Himmelsgewölbe trägt, sondern eine hinfällige Gestalt, bei der die übermäßige Gewichtsbelastung zu diversen Schäden geführt hat. Er wird von einer Art Metallkorsett gestützt, eine seiner Bandscheiben ist durch eine Metallprothese ersetzt und sein Knie wird ebenfalls durch eine Prothese gehalten. Das passiert, wenn man zu viel heben und schleppen muss!

Weitere Gastbeiträge von Dr. Werner Horvath–>

Neuerwerbungen im November`17:

Der Bestand der Bibliothek wird durch zahlreiche interessante
Neuerwerbungen laufend erweitert.

Ein Großteil der neu erworbenen Literatur wird in der Buchausstellung im Lesesaal präsentiert.

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Beispiele:

Orofacial disorders : current therapies in orofacial pain and oral medicine
Ferreira, João N. A. R. [HerausgeberIn]
2017
*************

 

Illustrated dictionary of parasitology in the post-genomic era
Elsheikha, Hany [HerausgeberIn] Jarroll, Edward L. [HerausgeberIn]
2017
*************

 

Computer systems for healthcare and medicine
Bilski, Piotr [HerausgeberIn] Guerriero, Francesca [HerausgeberIn]
2017
false
Gastrointestinal medicine
Shakespeare, Rachel [VerfasserIn] Turner, Jeff [VerfasserIn] Green, John [VerfasserIn]
2016

 

Orthodontic therapy : fundamental treatment concepts
Wichelhaus, Andrea [VerfasserIn]
2017

Clinical cases in early orthodontic treatment : an atlas of when, how, and why to treat
Harfin, Julia [HerausgeberIn] Satravaha, Somchai [HerausgeberIn] Faltin, Kurt [HerausgeberIn]
2017

Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien [45]: Der „Steinach-Film“ (Wien-Berlin) 1922

Der „Steinach-Film“ (Wien-Berlin) 1922

Text: Dr. Walter Mentzel

Der Physiologe und Sexualforscher Eugen Steinach (*27.01.1861 Hohenems/Vorarlberg., gest. 14.05.1944 Montreux/Waadt) beschäftigte sich seit den 1890er Jahren mit der Analyse und dem Einsatz von Sexualhormonen und mit Experimenten zur Geschlechtsumwandlung, die er ab 1912 publizierte und damit weltweit öffentliches Interesse erregte. Vor allem sorgte er mit seinen „Verjüngungsoperationen“ aber auch mit seinen Thesen zur „Behandlung“ der Homosexualität nach dem Ersten Weltkrieg zusehends für Aufsehen, die ihm auch massive Anfeindungen einbrachten. Seit 1912 (bis 1938) arbeitete er als Leiter an der physiologischen Abteilung der 1903 gegründeten „Biologischen Versuchsanstalt“, die sich seit 1914 sich im Besitz der Akademie der Wissenschaften befand, im „Vivarium“ im Wiener Prater, wo er zur Sexualphysiologie forschte.

Abb. 1    Josephinum, Bildersammlung – Sign.: MUW-FI-IIR-003922-0001

Am Höhepunkt seiner öffentlichen Aufmerksamkeit, als er in seiner Arztpraxis in Wien II. seine umstrittenen Verjüngungsoperationen betrieb („Steinach-Operation“), trat im Oktober 1920 die Österreichische „Filmhauptstelle“ an ihn mit der Absicht heran seine Forschungsarbeiten zu verfilmen. Diese im Jänner 1919 (offiziell Juni 1919) auf Betreiben der Sozialdemokratischen Partei in der ersten Koalitionsregierung und der Initiative vom Staatskanzler Karl Renner eingerichtete Institution sollte die staatliche Filmproduktion und vor allem wissenschaftliche Lehrfilme für Unterrichtszwecke sowie Filme zur Förderung der „Volksbildung und Volkswohlfahrt“ im In- und Auslande fördern. Steinach willigte ein und stellte der Filmhauptstelle sein gesamtes Forschungsmaterial sowie sein Forschungsinstitut zur Verfügung.[1] Im Jahr darauf wurde in Kooperation mit der Kulturabteilung der Ufa-Film mit der Herstellung des Filmes begonnen. Bei der fünfzehn Monate dauernden Produktion des Filmes wurden die bisher von Steinach durchgeführten Tierexperimente nachgestellt, die zu einer massiven Herausforderung der bislang üblichen Produktionstechniken in diesem Genre führte. Für die Produktion zeichneten jene im deutschsprachigen Raum zu dieser Zeit auf dem Gebiet des wissenschaftlich-medizinischen Films federführenden Filmproduzenten verantwortlich. Die Aufnahmeleitung teilten sich Curt Thomalla (1890-1939) und Nicholas Kaufmann (1892-1970) sowie Leopold Niernberger und Karl Imelski (1887-1938). Curt Thomalla war Drehbuchautor, Neurologe und Sozialmediziner und wesentlich an der Institutionalisierung und Propagierung des wissenschaftlich-medizinischen Lehrfilms in Deutschland beteiligt und wirkte an der Herstellung zahlreicher wissenschaftlicher Lehr- und Vortragsfilme mit. Von 1918 bis 1925 war er Leiter des „Medizinischen Filmarchivs“ der Ufa. Er führte im „Steinach-Film“ die Regie. Nicholas Kaufmann war Arzt und Regisseur medizinischer Filme, u.a. stellte er 1900 an der Charité in Berlin einen medizinischen Film zur Unterschenkelamputation her, und wurde 1927 zum Leiter der Kulturabteilung der UFA bestellt. Kaufmann ebenso wie Thomalla war später im NS-System verstrickt und stand der NS-Ideologie nahe. Karl Imelski war seit 1919 Filmproduzent und Leiter der österreichischen „Filmhauptstelle“ und Leopold Niernberger Filmregisseur bei derselben – er führte bei dem 1922 in Wien produzierten „Tuberkulose-Film“ und bei dem 1923 entstandenen Film „Das Einküchenhaus“ die Regie. Das Filmmanuskript erstellten neben Eugen Steinach und Leopold Niernberger der österreichische Biologe Paul Kammerer (1880-1926), der gemeinsam mit Steinach an der „Biologischen Versuchsanstalt“ arbeitete und sich mit Fragen der Vererbungslehre beschäftigte.

Der erste Teil des Filmes beschäftigte sich mit den anatomischen und physiologischen Grundlagen der Steinach‘schen Theorie, im zweiten Teil wurde mit Zeichnungen und mit Patientenmaterialien die Problem der inneren Sekretion dargestellt, im dritten Teil Versuche der Maskulinisierung und Feminisierung behandelt und im vierten und letzten Teil die Altersbekämpfung thematisiert. Der Film wurde – erstmals in diesem Genre – in zwei Fassungen hergestellt, einem wissenschaftlichen Lehrfilm und einer populärwissenschaftlichen Fassung.[2] Drehort war die Biologische Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaften im Wiener Prater.

Die im Film thematisierten Forschungsarbeiten Steinachs finden sich unter anderem in der Zeitschrift „Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaft, Physiologische Abteilung“, wo Steinach und Paul Kammerer über Jahre ihre Arbeiten publizierten. Darunter:

Steinach, Eugen: Experimentell erzeugte Zwitterbildung beim Säugetier. (=Mitteilungen aus der Biologischen Versuchsanstalt der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Physiologische Abteilung, E. Steinach. Nr. 19.) Sonderabdruck aus: Akademischer Anzeiger. Wien: In Kommission bei Alfred Hölder 1916.

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/card.jsp?id=8648703&pos=1&phys=#

Abb. 2    Titelblatt: Steinach: Experimentell erzeugte Zwitterbildung […]. Wien. 1916.

Weitere zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze von Eugen Steinach finden sich in der Separata-Bibliothek

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/cardsoverview.jsp?id=5221408 und in der Neuburger Lesky Bibliothek

http://webapp.uibk.ac.at/alo/cat/cardsoverview.jsp?id=5235626 an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin.

Abb. 3    Steinach, Eugen: Verjüngung durch experimentelle Neubelebung der alternden Pubertätsdrüsen. Mit 7 Textabbildungen und 9 Tafeln. Berlin: Verlag von Julius Springer 1920. Tafel II.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Lesky Bibliothek, Sign.: 13854a]

http://search.obvsg.at/primo_library/

Abb. 4    Steinach, Eugen: Verjüngung durch experimentelle Neubelebung der alternden Pubertätsdrüsen. Mit 7 Textabbildungen und 9 Tafeln. Berlin: Verlag von Julius Springer 1920. Tafel V.

[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Neuburger Lesky Bibliothek, Sign.: 13854a]

http://search.obvsg.at/primo_library/libweb

Zensur, Verbot und Hetz-Kampagnen.

Nach der Fertigstellung des Films im Jahr 1922 kam er am 13. Jänner 1923, nachdem die Widerstände der Zensurbehörden gebrochen und der Film zur öffentlichen Vorführung freigegeben worden war, im UFA-Filmpalast in Berlin zur Uraufführung und in Folge in weiteren Städten Deutschlands zur Präsentation. Im Oktober 1923 wurde er in New York und 1924 über Vermittlung des „Filmamtes der Internationalen Arbeiterhilfe“ in der Sowjetunion gezeigt. Bereits Anfang 1922 hatte Steinach ein Aufführungsverbot des Filmes für Österreich verfügt, nachdem der Film von behördlicher Seite kritisiert und seine Aufführung von den vom konservativen Geist getragenen Zensurbestimmungen bedroht war.[3] In Wien durfte der Film nur in einer von der Zensurbehörde gekürzten Fassung gezeigt werden. Zeitgleich war Eugen Steinach antisemitischen und homophoben Anfeindungen ausgesetzt. Federführend bei dieser Kampagne waren jene der seit 1920 aus der Christlichsozialen und deutschnationalen Partei gebildeten Regierungskoalition nahestehenden Presse. Ebenso kam es in der Tschechoslowakei (Prag) zu einem Verbot der Vorführung durch die Zensurbehörden.[4]

Der Film in seiner „wissenschaftlichen“ Form existiert heute, nachdem er lange als Verschollen galt, in einer dänischen Fassung mit dänischen Zwischentiteln im Filmarchiv Austria.

Technische Daten:

Filmtitel:                                          
Steinachs Forschungen (Forskniger) [dänische Fassung mit Untertitel].

Herstellungsorte:                          
Biologische Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaften, Wien (Prater) und Berlin (Ufa).

Auftraggeber:                                
Österreichische Filmhauptstelle.

Technische Durchführung:        
Österreichische Filmhauptstelle (Bundes-Film-Hauptstelle), Ufa-Film.

Ausführende/Mitwirkende:      
Steinach Eugen, Mitwirkende, Kammerer Paul (Wien), Thomalla Curt (Berlin), Niernberger Leopold (Wien), Kaufmann Nicholas (Berlin).

Herstellungsdatum:                     
1921/22.

Filmlänge (Zeit/Länge):               
ca. 58 min./ca. 2200 m. Populäre Fassung: 2124 m

Farbe:                                              
s/w.

Stummfilm        

1924 entstand der Film „Steinach-Operation“, der ohne jegliche Mitwirkung von Steinach in Berlin von der „Humboldt-Film“ hergestellt und vom deutschen Arzt und Sexualreformer Ludwig Levy-Lenz (1892-1966) ausgeführt wurde.[5]

Ein Projekt des Vereins „Netzwerk-Arge freiberuflicher HistorikerInen“

[1] Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe), 29.10.1920, S. 5.

[2] Kino-Journal, 7.10.1922, S. 14.

[3] Neues Wiener Tagblatt, Tages-Ausgabe, 21.4.1922, S. 12.

[4] Prager Tagblatt, 23.3.1923, S. 6.

[5] Neue Freie Presse, 26.2.1924, S. 16.

Alle Beiträge der VS-Blog-Serie: Aus den medizinhistorischen Beständen der Ub MedUni Wien–>

Van Swieten Blog: MMag. Margrit Hartl

Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Prione und Marcel Proust

Prione und Marcel Proust

„Die Vergangenheit ist niemals vergangen. Solange wir leben, bleiben unsere Erinnerungen wunderbar flüchtig. Und in ihrem unbeständigen Spiegel sehen wir uns selbst.“

                                                                                                                 Marcel Proust

Unerhörtes Glücksgefühl durchströmte mich – ich fühlte, dass diese mächtige Freude mit dem Geschmack des Tees und des Kuchens (eine kleine Madeleine) in Verbindung stand“: zu finden in Prousts  – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit  (In Swanns Welt).

Geruch- und Geschmacksinn sind direkt mit dem Hippocampus verbunden; Seh-, Hör-, Tast-  und Temperatur-Empfindungen jedoch werden auf Umwegen, als ein Menü der Sinneseindrücke im Thalamus aufbereitet:

Ein Hauch von Duft kann weit zurückliegende Erinnerungen verblüffend real lebendig werden (moments bienheureux) – und die ‚verlorene Zeit wieder finden lassen‘. 

„Welcher Widersinn darin liegt, wenn man die Bilder der Erinnerung in der Wirklichkeit sucht – und Häuser, Straßen und Avenues sind flüchtig..“ (Schluss-Sätze in Swanns Welt).

Bilder der Erinnerung werden modifiziert. Dendriten und Synapsen ändern sich; Top-down Prozesse beeinflussen visuelle Wahrnehmungen, Seh-Eindrücke werden verändert,  Details ergänzt oder ausgelöscht. Zum Beispiel: Inattentional Blindness als Folge kapazitiv überforderter Kurzzeit-Speicher (Tagfahrlicht-Unfälle). Oder –  die unbemerkte Abschattung durch den normalen Lidschluss, das Ausblenden des – niemals als Störfaktor auffallenden physiologischen blinden Flecks – im Gesichtsfeld, das Einfügen fehlender Strukturen (über den blinden Fleck projizierte Zahlenreihe, welche unbewusst komplettiert wird), etc. 

Noch immer wird nach einem Langzeitgedächtnis-Speichermedium geforscht, nach der Erklärung für dauerhaftes Fortbestehen der Erinnerung trotz ständiger Erneuerungen (Neurogenese) im ZNS. Gehirnproteine (Halbwertszeit ~14 Tage) verändern sich, ein Teil der Neurone des Hippocampus geht zugrunde, andere neuronale Strukturen und Verknüpfungen entstehen neu – und doch überdauern viele Langzeit-Erinnerungen hartnäckig den Fluß der Zeit – elementare Bausteine unseres Identitäts-Konstruktes.

Im Aplysia*-Labor Eric Kandels experimentierten Kausik Si et al. mit einem faszinierenden Molekül: CPEB (cytoplasmic polyadenation element binding protein) aus der Familie der Prione. Es fand sich in den Dendriten und – die Blockade von CPEB löschte die Erinnerung in den Neuronen der Versuchstiere. In den meisten Synapsen, auch im Hippocampus, wurde CPEB nachgewiesen. Prione können spontan ihre proteomische Struktur verändern, sich selbst aus- oder einschalten, Erinnerungen schaffen oder löschen. Serotonin oder Dopamin  schalten CPEB aktiv.

 Prione, atypisch gefaltete Proteine, selbstperpetuierend, erlangten traurige Berühmtheit als Verursacher übertragbarer boviner spongiformer Enzephalopathien, Creutzfeldt-Jakob – , Kuru etc.,  Wenig bekannt ist, dass Prione die Netzhaut vor Lichtschäden schützen und – dass Pflanzen proteinbasierte molekulare Erinnerungen bilden können – und dass Allergie die Neurogenese im Hippocampus verbessert.

Allergie verstärkt Neurogenese und aktiviert verschiedene Vorgänge im Hippocampus. Vielleicht spielte in diesem Zusammenhang das allergische Asthma Marcel Prousts eine Rolle, als seine  besonders intensive Erinnerung an Geruch und Geschmack „unerhörtes Glücksgefühl“ auslöste.

Prione spielen offenbar eine Schlüsselrolle in den Prozessen des Gedächtnisses. Obwohl selbstperpetuierend unterliegen sie Veränderungen – und mit ihnen unsere „untrüglichen“ Erinnerungen. Dazu kommen unvermeidliche Vermischungen des episodischen mit dem kollektiven Gedächtnis, Uminterpretationen, Umwertung, Verklärung, Manipulationen, Suggestionen, Autosuggestionen etc.

dazu abschließend der Stoßseufzer eines Historikers:

„Zeitzeugen sind die größten Feinde unserer Wissenschaft.“

 Lehrner J (2007) Proust was a Neuroscientist. Houghton Mifflin NY

Herz R, Schooler J (2002) Testing the Proustian Hypothesis, Amer J Psychol 115, 21-32

Si K, Kandel E (2003) A neuronal isoform of the Aplysia CPEB has Prion-like properties, Cell 115, 879 – 891

Frigg, R et al (2006) The prion protein is neuroprotective against retinal degeneration in vivo. Exp Eye Res 83(6):1350-8.

Chernova TA etal (2017) Prion based memory of heat stress in yeast. Prion 11(3):151-161.

Klein B et al (2016) Allergy enhances neurogenesis and modulates microglial activation in the hippocampus. Front Cell Neurosc 28; 10:169

Lavis T, Brewer N (2017) Effects of a proven error on evaluations of witness testimony. Law Hum Behav. 41(3):314-323.

Macknik SL, Martinez-Conde S (2010) Sleights of the Mind. What the neuroscience of magic reveals about our everyday deceptions. H Holt NY

*Aplysia: Seehase, Meeres-Schnecke, (griech. aplysia = Schmutz). Übersichtlicher ZNS-Bauplan, besondere Größe vieler Nervenzellen, bevorzugtes Biomodell

Interest: no

Gender: beyond

Weitere Beiträge: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?s=heilig

ACHTUNG: Notstromtest am Di, 28.11.2017, Ub ab 16h geschlossen!

Notstromtest 2017!

Gem. Mitteilung  wird der Notstromtest am

Dienstag, 28.11.2017

durchgeführt.

Aus diesem Grund wird die Universitätsbibliothek ab 16:00 Uhr geschlossen.

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9:00 bis 21:30 Uhr. Bitte beachten Sie, dass es zu Strom(Licht)abschaltungen kommen wird.

Bücher können in die Rückgabebox im Studierendenlesesaal eingeworfen werden.

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