Archiv der Kategorie: Medizingeschichte

Medizingeschichte Josephinische Bibliothek Obersteiner

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (7): Ananas – Bromelia Ananas L. (Die Ananas)

Ananasblüte

Ananas – Bromelia Ananas L. (Die Ananas)
Plenck Bd. 3, Tab. 249

Ananas

Ananas galten lange als ein exquisites und exotisches Obst, obgleich ab dem Ende des 17. Jahrhunderts auch in vielen europäischen Glashäusern Ananas gezogen wurden. Der fleischige Fruchtstand der in Amerika heimischen Pflanze hatte durch seinen süßen Geschmack bald auch viele Anhänger außerhalb der Tropen. Durch schlechte Haltbarkeit war ein Transport in grossen Mengen nach Europa aber lange schwierig.
Auch Plenck hatte wohl keine ganz frische Frucht vor sich gehabt, wenn er neben dem guten Geruch den Geschmack folgendermaßen beschreibt:

GERUCH, unter allen Früchten die wohlriechendeste, und angenehmste. GESCHMACK den mit Wein vermischten Apricosen ähnlich.

Heute ist uns nicht nur die Konservenform, sondern auch die frische Ananas freihlich wohlvertraut und sie wird nicht nur des Geschacks wegen gerne verzehrt. Die Ananasfrucht ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, wird aber besonders auch wegen des Gehalts an verdaungsfördernden Enzymen (u.a. Bromelain) geschätzt. Bromelain wirkt entzündungshemmend und abschwellend und wird heute noch in Form von Enzympräparaten zur Behandlung von Sportverleztungen oder nach Operationen eingesetzt. Es wird auch ein wachstumshemmender Einfluss von Bromelain auf Krebserkrankungen diskutiert – wodurch diese Enzymtherapie als komplementäre Maßnahme eingestzt wird.

Hingegen scheinen uns heute sowohl die positiven Heilwirkungen, als auch Hinweis auf unerwünschte Nebenwirkungen durch Plenck kaum mehr nachvollziehbar:

ARZNEIKRAFT nährend reinigend, herzstärkend. Wegen ihrer Wirkung auf die monatliche Reinigung, ist sie schwangeren Personen schädlich.

Ananas

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Vortrag im Josephinum: „Die Wiener Gerichtsmedizin im Nationalsozialismus“ von I. Arias – 4. Juni 2009

Josephinum_Foto_M.Hartl

Dr. Ingrid Arias (III. medizinische Abteilung Krankenanstalt Rudolfstiftung) wird im Josepinum einen Vortrag über „Die Wiener Gerichtsmedizin im Nationalsozialismus““ halten.

    Ort: Lesesaal des Josephinum, (Währinger Straße 25, A – 1090 Wien)
    Zeit: 4. Juni 2009, 18.00 c.t.
    Kontakt: sammlungen@meduniwien.ac.at
    ++43/ 1/ 40160/ 26000

Die Aufarbeitung der Medizingeschichte in der NS-Zeit zeigt, wie sehr nicht nur ideologisch belastete Fächer, wie Rassenhygiene oder Erbbiologie, sich in den Dienst der Politik stellten, sondern wie jeglicher Fachbereich der Medizin davon betroffen war. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem jeweils herrschenden Rechtssystem war die Gerichtsmedizin besonders von der Anpassung an die NS-Ideologie betroffen. Allerdings basierte diese Kooperation auf Freiwilligkeit, Wissenschaftler stellten ihr Expertenwissen bereitwillig in den Dienst des neuen Regimes, das umgekehrt bereit war politische Entscheidungsprozesse auf wissenschaftliche Expertisen zu begründen.
Gerichtsmediziner urteilten an der Seite der Richter bei Erbgesundheitsverfahren mit dem Ziel durch Zwangssterilisation oder Kastration die Vermehrung einer unerwünschten Bevölkerungsgruppe zu verhindern, oder beeinflussten durch ihr Urteil bei Abtreibungen und Kindesmord das Strafausmaß der betroffenen Frauen. Als beratende Gerichtsmediziner bei der Wehrmacht urteilten sie über Selbstverletzungen in der Truppe mit einschneidenden bis tödlichen Konsequenzen für die Betroffenen.
Der Vortrag streift die Kooperation des Instituts für gerichtliche Medizin mit der Luftwaffe, sowie die Gründung des nur kurz existierenden Kriminalmedizinischen Zentralinstituts und dessen Rolle im Fall Bruno Lüdke. Abschließende Bemerkungen über die Entnazifizierungsmaßnahmen an der Medizinischen Fakultät und die Nachkriegskarriere Leopold Breiteneckers zeigen den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Österreich.

Ein umfangreicher Projektbericht zur Wiener Gerichtsmedizin im Nationalsozialismus wird im Juli 2009 auch als Buch im Ärztekammerverlag erscheinen.

Dr. Ingrid Arias: Studium der Medizin, Ausbildung in Interner Medizin mit Zusatzfach Nephrologie. Studium der Geschichte, Diplomarbeit über die ersten Ärztinnen in Wien, weitere Schwerpunkte sind Medizingeschichte im Nationalsozialismus, sowie die Entnazifizierung an der Wiener Medizinischen Fakultät (geplantes Dissertationsthema). Teilnahme an Projekten über die ersten Medizinerinnen in Österreich, die Geschichte des „Altersheims Lainz“ und Frauen im Gesundheitswesen während des Nationalsozialismus.

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (06): Johanniskraut – Hypericum perforatum L. (Das durchgebohrte Johanniskraut)

Johanniskrautblüte

Johanniskraut – Hypericum perforatum L. (Das durchgebohrte Johanniskraut)
Plenck Bd. 6, Tab. 582

Johanniskraut1

Das Johanniskraut ist eine gelbblühende, krautige Pflanze. Die Blätter weisen viele kleine Öldrüsen auf und erscheinen dadurch gegen das Licht betrachtet durchscheinend punktiert. Dies gab der Pflanze auch ihren lateinischen Beinamen.

Seit mehreren Jahren wird Johanniskraut häufig für leichte bis mittelschwere Fälle von Depression angewandt. Die Wirkung der Johanniskraut-Präparate soll auf die chemisch definierten Substanzen Hyperforin und Hypericin zurückzuführen sein. Diese bewirken eine geringe bis mittelstarke, aber nachweisbare, cerebrale Wiederaufnahmehemmung von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin; dies sind bekannte Wirkmechanismen synthetischer Antidepressiva.

Dieser innerliche Gebrauch war Plenck noch nicht bekannt. Er empfiehlt nur die äußerliche Verwendung:

ARZNEYKRAFT, wundenreinigend, fäulniswidrig, wundenheilend, und auflösend.
Gebrauch, Der Aufguss oder Absud wird bey Geschwüren der Nieren oder anderer Theile gegeben.

Heute wird Johanniskrautöl vorwiegend äußerlich als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung und Wundheilung nach Verrenkungen und Verstauchungen, und ev. bei Blutergüssen und Gürtelrose verwendet.

Johanniskraut

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Die Sammlungen der MUW online

Die Sammlungen der medizinischen Universität Wien freuen sich kund zu tun, dass ab sofort die Instrumenten- und die Archivaliensammlung – sowie die Beschreibungen der Wachsmodelle im Josephinum über http://www.sammlungen-muw.findbuch.net online recherchierbar sind. Im ersten Schritt wurden die Informationen der vorhandenen Karteikarten in diese Datenbank eingebracht. In weiteren Schritten soll eine Überarbeitung und Tiefenerschließung stattfinden. Dies ist Teil der geplanten Digitalisierung des kulturellen Erbes der medizinischen Universität Wien.

Im Zuge der monatlichen Vorstellungen von Objekten aus den Sammlungen sollen diesmal ein Objekt aus der Instrumentensammlung und eines aus der Bildersammlung präsentiert werden.

klistierspritze1

Eine Klistierspritze

Ein Klistier war im 18. Jahrhundert eine weit verbreitete Methode zur Vorbeugung und Behandlung verschiedenster Erkrankungen. Klistiere konnten sowohl mittels Spritzen als auch unter Zuhilfenahme von Schweine- oder Rinderblasen verabreicht werden.

Hier dargestellt ist eine besondere Klistierspritze, welche sich durch 3 Charakteristika auszeichnet: der Stößel ist schraubenartig gestaltet, wodurch ein zu schnelles Verabreichen des Klistiers unmöglich gemacht wird. Des Weiteren ist es, wie im rechten Bild dargestellt, möglich, ein Winkelstück an der Spritze anzubringen, was es dem oder der Erkrankten ermöglicht, sich das Klistier selbst zu verabreichen.

Ein weiteres interessantes Detail stellt die unten am Endstück aus Elfenbein angebrachte Holzscheibe dar, die ein zu tiefes Einführen des Röhrchens verhindert und damit das Verletzungsrisiko reduziert.

Die hier dargestellte Spritze diente primär zur Selbstklistierung, ein Verfahren, das vor allem in Abwesenheit entsprechend geschulter Personen von Autoren des 18. Jahrhunderts empfohlen wurde. In gehobenerem Hause gab es zu diesem Zweck ein eigenes kleines Tischchen, in welche oben dargestellter Apparat eingebaut wurde, um sich jederzeit schnell und umkompliziert ein Klistier setzen zu können.

(Bildquelle: Instrumentensammlung der Sammlungen der MUW; Text: Dr.med. Michael Lenko)
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Venus

liegende Venus mit „Innenleben“

Die wertvolle Sammlung anatomischer und geburtshilflicher Wachsmodelle im Josephinum kam durch Kaiser Josephs II. nach Wien. Begeistert von den Wachsmodellen Felice Fontana’s im „Reale Museo di Fisica e Storia Naturale“ („La Specola“)  in Florenz bestellte er für die zukünftige medizinisch-chirurgische Akademie 1192  anatomische und geburtshilfliche Wachsmodelle. Unter der Aufsicht des Anatomen Paolo Mascagni wurden von 1784 bis 1788 die Modelle in Florenz hergestellt. Sie sollten einerseits als Anschauungsmaterial für den Unterricht am Josephinum dienen, andererseits waren sie auch für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Wachsmodelle wurden in sieben Räumen in Vitrinen aus Rosenholz und venezianischem Glas ausgestellt. Zur Erläuterung wurden nach dem Einlangen der Wachsmodelle in Wien 1786 Beschreibungen in Italienisch und Deutsch angefertigt und entsprechend zu den Modellen gehängt bzw. in die vorgesehenen Schubladen gelegt. Sie sind zum Großteil auch noch erhalten. Zusätzlich gab es eine bildliche  Dokumentation durch Aquarelle von jedem Modell, die jeweils darüber aufgehängt waren.

Wie wurde ein Aquarell geschaffen:

Eine Aquarellzeichnung zeigte die Anatomiefigur (in diesem Fall das Wachsmodell) in verkleinertem Maßstab von ihrer wichtigsten Ansichtsseite. Zwei Ellipsen  wurden rund um die abgebildete Figur gezeichnet, die, in gleichmäßigen Abständen und in aufsteigender Reihenfolge angeordnet, Zahlen enthielten, die von den Textbeschreibungen übernommen wurden. Als ein sehr schönes Beispiel eine liegende Venus, die ihr „Innenleben“ zeigt.

(Bildquelle: Bildersammlung der MUW; Text: Mag.Dr.phil. Ruth Koblizek; sammlungen@meduniwien.ac.at

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (05): Hollunder – Sambucus nigra L. (Der gemeine Holder)

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Hollunder – Sambucus nigra L. (Der gemeine Holder)
Plenck Bd. 3, Tab.229

Holler

Der schwarze Holunder ist ein Busch der bis über 10 Meter hoch werden kann. Die Bätter, Rinde und die unreifen Beeren gelten als giftig für viele Tiere und rufen bei Menschen Erbrechen und Durchfall hervor.
Holunderblüten werden traditionell als Tee bei Erkältungen und Katarrhen der oberen Luftwege eingesetzt, da die ätherischen Öle leicht schweißtreibend und schleimlösend wirken.
Die Blüteninhaltsstoffe sollen auch harntreibende, schwach entzündungshemmende und antivirale Aktivität besitzen.

Plenck beschreibt die medizinische Verwendung sehr ausführlich:
ARZNEYKRAFT der frischen Beeren gelind abführend, der getrockneten schweistreibend, milchmachend, zertheilend.
Der Aufguss von den ausgetrockneten Blumen dient wegen der Kraft Verstopfungen aufzulösen, und den Schweiss zu befördern beim Husten, rheumatischen Zuständen, Podagra, Gliederreissen, Catharr, plötzlicher Zurückweichung der Milch aus den Brüsten, schleimichter Anfüllung der Lungen, und beim harten Auswurf in der Lungenentzündung, als ein gewöhnliches Hilfsmittel.
Als schweistreibendes Mittel, befördert der Aufguss bei hitzigen Fiebern die Crisis sehr wirksam, da selbst die Wirkung der Blumen durch das warme Wasser, welches die Haut erweichet, unterhalten wird, so besitzt er die Eigenschaft, Pocken, Masern, Scharlachfieber, Rothlauf, und andere gefährliche und langwierige […]Auschläge zu befördern, oder sie wieder rückgängig zu machen.

Aufgrund ihres Anthocyangehalts schreibt man den Früchten heute antioxidative Wirkung zu. Als Faktoren dieser Wirkung gelten die in den Früchten enthaltenen Vitamine C und B, Fruchtsäuren, ätherische Öle, die auch in den Blüten enthalten sind, Flavonoide und vor allem das farbgebende Anthocyan. Dieses Antioxidans schützt die Zellmembranen vor Veränderungen durch freie Radikale und verlangsamt so auch den Alterungsprozess der menschlichen Zellen.

Plenck weiß aber auch einen diätetischen Ratschlag zu vermerken: Aus den frischen Dolden der Blumen bereitet man mit Butter gebacken eine Art Kuchen, es ist aber diese Speise ungesund, und schwer zu verdauen.

Hollunder

Weitere Beiträge von Mag. Gilbert Zinsler:

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (04): Veilchen – Viola odorata L. (Das wohlriechende Veilchen) Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (05): Hollunder – Sambucus nigra L. (Der gemeine Holder) weiterlesen

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (04): Veilchen – Viola odorata L. (Das wohlriechende Veilchen)

Veilchen – Viola odorata L. (Das wohlriechende Veilchen)
Plenck Bd. 7, Tab. 640

Für das Veilchen ist charakteristisch sein im Boden kriechender und sich ausbreitender Wurzelstock, aus dem sich die Blühtriebe und Ausläufer entwickeln mit herzförmig gestielten Blätter. Die Blüten sind tiefviolett, seltener weiß oder rötlich gefärbt sind und duften angenehm. Auch Plenck betont diesen Duft, allerdings unterstreicht er auch seine Schattenseiten: GERUCH. Der frischen Blumen sehr angenehm, specifisch. Allein die Ausduftungen der Blumen in einem verschlossenen Zimmer nehmen den Kopf ein, und betäuben, so wie andere stark riechende Pflanzen.

Lange Zeit waren die Veilchenblüten als Flores Violarum, das Kraut als Herba Violariae „offizinell“, d. h. als Medikament im Arzneibuch beschrieben und in Apotheken vorrätig, dass aber Veilchentee und Veilchensirup ein vorzügliches Hustenmittel sogar bei Keuchhusten sind, ist weitgehend in Vergessenheit geraten.

Wie in vielen Kräuterbüchern berichtet wird, werden Blüten und Blätter schon seit langem innerlich und äusserlich bei Geschwüren, Furunkeln, Abszessen, Pickeln, geschwollenen Drüsen, Leber- und Nierenleiden und Gallensteinen verwendet. Bei Hildegard von Bingen ist es ein zentrales Mittel gegen Krebserkrankungen. Da beide Teile erweichend wirken, nimmt man sie auch zur Herstellung von Hautlotionen und Salben. Innerlich als Tee sollte das Veilchen sehr beruhigend und lindernd bei Kopfschmerzen wirken. Gewisse Autoren behaupten sogar, dass die Pflanze bei nervlichen Störungen und zur Verbesserung des Gedächtnisses geeignet sei.

Plenck wiederum streicht die Vorteile des aus den frischen Veilchen hergestellten Sirups heraus: ARNZNEYKRAFT des Veilchen-Syrups, welcher allein zum medizinischen Gebrauche dient, sanft Schmerz stillend .[…] Der Syrup stillet den Husten, lindert bey Kindern den von Mundschwämmchen verursachten Schmerz, bey kleineren Kindern ist er ein sanftes Beförderungsmittel des Schlafes.

Veilchen Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (04): Veilchen – Viola odorata L. (Das wohlriechende Veilchen) weiterlesen

DAS JOSEPHINUM _ Die Sammlungen der medizinischen Universität Wien

                                                                          Das Josephinum und die Sammlungen der MUW

Die „Sammlungen der medizinischen Universität Wien“ wurden 2007 eingerichtet um das kulturelle Erbe der MUW zu pflegen, zu administrieren und wissenschaftliche Arbeiten zu unterstützen.  Mit fast 1 Million „Einheiten“ (histologische Schnitte nicht eingerechnet!) zählen unsere Bestände zu den größten medizinhistorischen Sammlungen. Unser kulturelles Erbe ist beinahe zur Gänze aus der alltäglichen Tätigkeit der medizinischen Fakultät in der Betreuung von Patientinnen und Patienten, aus Lehre, Forschung und Mitarbeit im Gesundheitswesen entstanden.   Wir bemühen uns durch die zeitgemäße Erschließung unserer Bestände und eigene wissenschaftliche Arbeiten, dieses kulturelle Erbe für die Wissenschaft und die interessierte Öffentlichkeit zugängig zu machen.  Die Digitalisierung unsere Bestände und der Aufbau von Datenbanken, die eine online Recherche ermöglichen, stehen hierbei im Mittelpunkt. Es ist uns sehr wichtig Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die mit unseren Beständen arbeiten möchten, nach Kräften  zu unterstützen. Die Bildersammlung, die Archivaliensammlung und die Instrumentensammlung stehen hierfür zur Verfügung. Prunkstücke sind unser Altbestand an Büchern in der „Josephinischen Bibliothek“ und die wertvolle Wachsmodellsammlung über die Anatomie des Menschens. Laufende und abgeschlossene Forschungsarbeiten werden in den „Josephinum Seminaren“ und in den „Vorträgen im Josephinum“ vorgestellt.

Die Aktivitäten in unserem „Museum im Josephinum“ und in unserem „Zahnmuseum“ sollen der interessierten Öffentlichkeit den die Möglichkeit geben, unser kulturelles Erbe kennen zu lernen.   Die Vermittlung an  Kinder und Jugendliche ist uns dabei ein besonderes Anliegen, denn sie sind auch unsere wissenschaftliche Zukunft. Selbstverständlich ist die KinerUni  für uns jeden Sommer ein zentrales Ereignis, wir sind aber auch immer bei den „Wiener Ferienspielen“ dabei und auch in den Veranstaltungen von „WienXtra“ stark vertreten.

Ab sofort wird sich Ihnen das „Josephinum“ monatlich mit einem „Objekt des Monats“ aus seinen Sammlungen vorstellen.

Vielleicht eine kleine Anregung, sich einmal alles in unserem Haus anzusehen.

Wachspräparat Nr. 60            Öffnungszeiten des Museums im Josephinum:

Montag, Dienstag   9.00 –  16.00 Uhr; Mittwoch – Samstag  10.00 – 18.00 Uhr;  Führungen jeden Do um 11 Uhr oder nach Anmeldung

Öffnungszeiten des Zahnmuseums: Mittwoch, Donnerstag 10.00 -18.00 Uhr

Kontakt: sammlungen@meduniwien.ac.at

Die ersten Infektions- oder Pest-Ordnungen in den österreichischen Erblanden, im Fürstlichen Erzstift Salzburg und im Innviertel im 16. Jahrhundert

von Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. Heinz Flamm

Die ersten Infektions- oder Pest-Ordnungen in den österreichischen Erblanden, im Fürstlichen Erzstift Salzburg und im Innviertel im 16. Jahrhundert

Im Frühjahr 2000 wurde auf einer Antiquariats-Auktion in Deutschland eine bis dahin im Druck unbekannte, anonyme Pest-Schrift aus dem Jahre 1572 angeboten. Die Erwerbung dieses vorerst ungebundenen Druckwerkes veranlaßte mich, im Rahmen des Studiums der Pest-Literatur die Anfänge der Infektions- oder Pestordnungen in den österreichischen Ländern zu untersuchen. Diese lagen im 16. Jahrhundert. In den folgenden Jahren gelang es mir, durch viele Briefe und auch Reisen alle in den einschlägigen Archiven Österreichs, Südtirols, der ehemaligen österreichischen Vorlande (Schwaben, Elsaß), Sloweniens, Ungarns und Bayern vorhandenen, im 16. Jahrhundert erlassenen Infektions-Ordnungen und -Mandate im Original oder in Fotokopien zu erhalten. Die Ergebnisse wurden 2008 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Buch veröffentlicht.
Die ersten Infektions- oder Pest-Ordnungen in den österreichischen Erblanden, im Fürstlichen Erzstift Salzburg und im Innviertel im 16. Jahrhundert weiterlesen

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (03): Süßholz – Glyzirrhiza glabra L. (Das fettglattige Süßholz)

Süßholz – Glyzirrhiza glabra L. (Das fettglattige Süßholz) Plenck Bd. 6, Tab.570

Süßholz ist immer eher eine Heilpflanze als ein Gewürz gewesen. Verwendet werden die geschälten oder ungeschälten, getrockneten Wurzeln und deren Ausläufer.
Der Gattungsname Glycyrrhiza, der bereits im Altertum gebräuchlich war, leitet sich vom griechischen glykys (süss) und rhiza (Wurzel) ab. Im Lateinischen wurde das griechische Wort zu liquiritia verändert, wahrscheinlich unter Anlehnung an liquere „fließen“ wegen der flüssigen Konsistenz des Lakritzsaftes.

Auch später geprägte Namen wie Lakrize oder Likrizen sind Umwandlungen von Glycyrrhiza. Der lateinische Artname glabra (kahl, klebrig) weist auf die unterseits drüsig-klebrigen Blätter hin. Das Süssholz wurde bei den alten Griechen und Römern ausserordentlich geschätzt. So rühmten bereits Dioskurides und Theophrast den Saft der Wurzel als gutes Mittel bei Husten und Rachenkatarrh. Die Anwendung der Droge fand im Mittelalter grosse Beachtung, so auch in den bekannten Kräuterbüchern. Plenck baut also auf einer alten Tradition auf wenn er schreibt: „Es wird häufig genutzt gegen den Husten und die Heiserkeit…“.

Die Wurzel, vor allem die Wurzelrinde, enthält 4% Glycyrrhizin als wichtigsten Inhaltsstoff. Neben den Katarrhen der oberen Luftwege hat sich die Droge bei Gastritis und Magengeschwüren bewährt. Süßholz wird aber auch in der traditionellen chinesischem Medizin gegen Krebs verwendet. Zwei Inhaltsstoffe helfen angeblich zur Bekämpfung von Tumoren der Leber.

Sueszholz_Margrit_Hartl

Weitere Beiträge von Mag. Gilbert Zinsler:

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (02): Immergrün – Vinca minor L. (Der kleine Singrün)

Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (01)

Sonnenblumen: Der Sonne entgegen – (Hortus Eystettensis 11)

Das Maiglöckchen – Das botanische Sinnbild der Unschuld (Hortus Eystettensis 10)

Tulpen: Vom persischen Turban zur Tulpomanie (Hortus Eystettensis 09)

Boten des Frühlings (2.Teil): Kuhschelle (Hortus Eystettensis08)

Boten des Frühlings: (1.Teil): Huflattich (Hortus Eystettensis 07)

Kartoffel – oder wie Amerika die Welt veränderte (Hortus Eystettensis 06)

Artischocke – Verdauungsförderndes für das weihnachtliche Festmahl (Hortus Eystettensis 05)

Gastbeitrag zum Hortus Eystettensis: Capsicum sp. (Hortus Eystettensis 04)

Gastbeitrag zum Hortus Eystettensis – botanische Sammelleidenschaft und barocke Pracht (Hortus Eystettensis 03)

Gastbeitrag zum Hortus Eystettensis: Tabak (Hortus Eystettensis 02)

Gastbeitrag zum Hortus Eystettensis: Botanik im Spiegel der Jahreszeiten (Hortus Eystettensis 01)

50-Euro-Goldmünze für Theodor Billroth – Pionier der Chirurgie.

Billroth

Die Münze Österreich hat nach Gerard van Swieten und Ignaz Philipp Semmelweis eine Goldmünze Theodor Billroth in der Serie “Grosse Mediziner Österreichs”gewidmet:

„Theodor Billroth“ –
Eine Goldmünze für den „Großen Mediziner Österreichs“.

Musik und Medizin beherrschten von Anfang an Billroths Leben, und so galt es zu entscheiden, welche Leidenschaft er zu seinem Beruf machen sollte. Wie wir wissen, wurde der auf der Insel Rügen geborene Billroth ein berühmter Mediziner. Daneben blieb er ein leidenschaftlicher Musiker. Seinem Freund Johannes Brahms schrieb er: „Ich habe noch nie einen großen Forscher kennen gelernt, der nicht im Grunde eine Art von Künstler wäre. Wissenschaft und Kunst schöpfen aus der selben Quelle.“

Nach intensiven Studien an verschiedenen Häusern Europas trat Theodor Billroth 1867 sein Amt an der
2. chirurgischen Lehrkanzel in Wien an. Billroth gelang der Nachweis, dass Wundfieber auf Infektionen beruht, die nicht durch die Luft, sondern durch Kontakt mit „kleinsten Lebewesen“ hervorgerufen werden. Daher forderte er „Reinlichkeit bis zur Ausschweifung“. Sein Prinzip: „Ein guter Arzt vermag mit einem nassen Handtuch mehr auszuüben als ein schlechter mit einer ganzen Apotheke.“ 50-Euro-Goldmünze für Theodor Billroth – Pionier der Chirurgie. weiterlesen