Icones Plantarum Medicinalium des Joseph Jacob Plenck (05): Hollunder – Sambucus nigra L. (Der gemeine Holder)

Hollerbluete

Hollunder – Sambucus nigra L. (Der gemeine Holder)
Plenck Bd. 3, Tab.229

Holler

Der schwarze Holunder ist ein Busch der bis über 10 Meter hoch werden kann. Die Bätter, Rinde und die unreifen Beeren gelten als giftig für viele Tiere und rufen bei Menschen Erbrechen und Durchfall hervor.
Holunderblüten werden traditionell als Tee bei Erkältungen und Katarrhen der oberen Luftwege eingesetzt, da die ätherischen Öle leicht schweißtreibend und schleimlösend wirken.
Die Blüteninhaltsstoffe sollen auch harntreibende, schwach entzündungshemmende und antivirale Aktivität besitzen.

Plenck beschreibt die medizinische Verwendung sehr ausführlich:
ARZNEYKRAFT der frischen Beeren gelind abführend, der getrockneten schweistreibend, milchmachend, zertheilend.
Der Aufguss von den ausgetrockneten Blumen dient wegen der Kraft Verstopfungen aufzulösen, und den Schweiss zu befördern beim Husten, rheumatischen Zuständen, Podagra, Gliederreissen, Catharr, plötzlicher Zurückweichung der Milch aus den Brüsten, schleimichter Anfüllung der Lungen, und beim harten Auswurf in der Lungenentzündung, als ein gewöhnliches Hilfsmittel.
Als schweistreibendes Mittel, befördert der Aufguss bei hitzigen Fiebern die Crisis sehr wirksam, da selbst die Wirkung der Blumen durch das warme Wasser, welches die Haut erweichet, unterhalten wird, so besitzt er die Eigenschaft, Pocken, Masern, Scharlachfieber, Rothlauf, und andere gefährliche und langwierige […]Auschläge zu befördern, oder sie wieder rückgängig zu machen.

Aufgrund ihres Anthocyangehalts schreibt man den Früchten heute antioxidative Wirkung zu. Als Faktoren dieser Wirkung gelten die in den Früchten enthaltenen Vitamine C und B, Fruchtsäuren, ätherische Öle, die auch in den Blüten enthalten sind, Flavonoide und vor allem das farbgebende Anthocyan. Dieses Antioxidans schützt die Zellmembranen vor Veränderungen durch freie Radikale und verlangsamt so auch den Alterungsprozess der menschlichen Zellen.

Plenck weiß aber auch einen diätetischen Ratschlag zu vermerken: Aus den frischen Dolden der Blumen bereitet man mit Butter gebacken eine Art Kuchen, es ist aber diese Speise ungesund, und schwer zu verdauen.

Hollunder

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