Physikalische Medizin im Ersten Weltkrieg (Teil 1) – Fodor Julius, Kahane Max, Bum Anton, Herz Max
Die Physikalische Medizin, die um 1900 als eigenes Fach die Balneologie, Hydro- und Klimatotherapie, Röntgentherapie u.a. umfasste, erfuhr im Ersten Weltkrieg einen massiven Aufschwung und war nach dem Krieg fixer Bestandteil der Kriegsinvalidenfürsorge. Darüber und über Pläne der Institutionalisierung der „physikalischen Medizin“ im Rahmen des militärischen Sanitätswesens in Form einer „Zentralstelle der ärztlichen Hilfsorganisation für physikalische Medizin“ in Wien berichtete der Medizinalrat Julius Fodor in einem Vortrag in der Sitzung des „Zentralverbandes der Balneologen Österreichs“ und der „Gesellschaft für physikalische Medizin“ am 18. November 1914. Dieser Vortrag ist unter dem Titel „Physikalische Heilmethoden in der Verwundetenfürsorge und Organisation dieses ärztlichen Hilfsdienstes“ in der Wiener Medizinischen Wochenschrift, Nr. 9, 27.2.1915, S. 425-427 veröffentlicht worden.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1915&size=45&page=223
Max Kahane (*13.06.1866 Jassy/Bukowina/heute: Rumänien,+ 11.01.1923 Wien), Arzt, Übersetzer von Charcot und Janet. 1883 maturierte Max Kahane am Leopoldstädter Communal-Gymnasium Wien. Danach studierte er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (1889 Promotion) und arbeitete als Aspirant am Allgemeinen Krankenhaus Wien. Max Kahane gehörte zu den Gründungsmitgliedern der „Psychologischen Mittwoch Gesellschaft“. 1908 nahm er am 1. Internationalen Psychoanalytischen Kongress in Salzburg teil. 1895 übersetzte er die von Pierre Janet 1894 publizierte Monografie: Der Geisteszustand der Hysterischen. Band I: Die psychischen Stigmata, Leipzig-Wien.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 17.979/3]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8590915&pos=16&phys=
1901 gründete Max Kahane das „Institut für physikalische Heilmethoden“ (u.a. Elektrotherapie) in Wien I, Bauernmarkt, danach Wien I, Kohlmarkt. 1907/1908 war er Sekretär der Gesellschaft für physikalische Medizin. Am 11.1.1923 nahm sich Max Kahane das Leben.
Kahane publizierte im Ersten Weltkrieg Über die Anwendung der physikalischen Heilmethoden bei Kriegskranken, in: Der Militärarzt, Nr. 29, 26.12.1914, S. 540-547, wo er sich aus als Vertreter und Befürworter der Elektrotherapie vorstellte.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=dma&datum=1914&page=276&size=45
weiters: Über magnetische Sensibilität, in: Wiener medizinische Wochenschrift, Nr. 24, 15.6.1918, S. 1094-1097.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1918&size=45&page=503
Publikationen von Max Kahane – Eine Auswahl:
Grundzüge der Elektrodiagnostik und Elektrotherapie, Berlin-Wien 1922.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 17.135]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8593740&pos=7&phys=
Kahane Max, Faradopalpation, Arsofaradisation, in: Wiener Klinische Wochenschrift, 1915, Nr. 23.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Separata]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8440511&pos=0&phys=
Kahane Max, Handbuch der therapeutischen Praxis in Einzeldarstellungen, Leipzig 1912.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 4.017]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8593741&pos=8&phys=
Kahane Max (Hg.), Medizinisches Handlexikon für praktische Ärzte. Unter Mitwirkung von Alfred Adler, Alfred Bass, Julius Baum), Berlin Wien 1908.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 64.552]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8593742&pos=9&phys=
Kahane Max, Die Chlorose (Vegetationsstörungen der weiblichen Pubertätsperiode), Berlin-Wien 1901.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 57.903]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8593738&pos=5&phys=
Kahane Max, Grundriss der inneren Medicin, Leipzig-Wien 1900.
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 9.771]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8593739&pos=6&phys=
Kahane Max, Therapie der Erkrankungen des Respirations- und Circulationsapparates, Wien-Leipzig 1902 (= Medicinische Handbibliothek, Bd. 2).
[Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 17.912/2]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=11908730&pos=2&phys=
Anton Bum (*2.7.1856 Brünn/Mähren *+18.8.1925 Wien) war Physiotherapeut, Chirurg und Schriftsteller. Nachdem er 1873 am „deutschen Gymnasium“ in Brünn maturierte, studierte er in Wien an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Nach Abschluss seines Studiums (Promotion 1879) arbeitete er bis 1883 als Sekundärarzt und Assistent bei Albert Mosetig (*26.1.1838 Triest, +25.4.1907 Wien) im Krankenhause Wieden in Wien. Danach bildete er sich in Schweden und den Niederlanden in der Mechanotherapie aus und ließ sich als Spezialarzt für Mechanotherapie in Wien nieder. 1886 war er im serbisch-bulgarischen Krieg als Arzt tätig, wo er erste Erfahrungen als Militärarzt machte.
1899 gründete er zusammen mit Max Herz ein Institut für maschinelle Heilgymnastik (mechanotherapeutische und orthopädische Institut), das er besaß und auch leitete.
Seit 1887 war er Chefredakteur der „Wiener medizinischen Presse“ und der Zeitschrift „Wiener Klinik“. 1904 habilitierte er sich im Fach Chirurgie an der Medizinischen Fakultät in Wien. Zwischen 1887 und 1906 war er Redakteur der Zeitschrift „Wiener Medizinal-Halle“, die ab 1908 als Beiblatt der „Medizinischen Klinik“ erschien.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. Z 2.303]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8612694&pos=21&phys=
Anton Bum arbeitete im Ersten Weltkrieg im Verwundeten-Spital der Universität Wien als Abteilungsvorstand und im Kriegsspital in Grinzing in Wien. Im November 1915 demonstrierte er in der Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien an verwundeten Soldaten einen „portativen Spitzfußapparat“. Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 49, 4.12.1915, S. 1816,
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1915&page=916&size=45
im Februar 1916, in der Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 4.2.1916, über einen durch Verschüttung verwundeten Soldaten (Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 7, 12.2.1916, S. 274-275.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1916&size=45&page=147
1917 hielt er ebenfalls ein Referat zum Thema Spitzfuß in der Sitzung am 12.3.1917 im k.u.k. Reservespital Nr. 2 (Orthopädisches Spital und Invalidenschule). Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 13, 30.3.1918, S. 568-569.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1918&size=45&page=266´
Ebenfalls 1917 gab er die Monografie: Handbuch der Krankenpflege (unter Mitarbeit von Julius Tandler u.a.) Berlin-Wien 1917, heraus.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 56.181]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8581231&pos=0&phys=
Diese Arbeit war das Resultat seiner Tätigkeit im Verwundeten-Spital der Universität Wien, wo Bum während des Krieges auch regelmäßig Pflegerinnenkurse abhielt.
Bum Anton, Die Mobilisierung in der Extremitätschirurgie, in: Medizinische Klinik, 1921, Nr. 25.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin/Separata]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8426810&pos=6&phys=
Weitere Publikationen von Anton Bum – Eine Auswahl:
Bum Anton, Technik der ärztlichen Massage. Für praktische Ärzte, Berlin-Wien 1913.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 3.182]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552036&pos=3&phys=
Bum Anton, Über Kombination physikalischer Behandlungsmethoden, in: Medizinische Klinik, 1911, Nr. 25.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin/Separata]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8426806&pos=2&phys=
Bum Anton, Vorlesungen über ärztliche Unfallkunde, Berlin-Wien, 1909.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 57.844]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552037&pos=4&phys=
Bum Anton, Über Mechanodiognostik, in: Medizinische Klinik, 1908, Nr. 3.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 13.561]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552032&pos=20&phys=
Bum Anton, Handbuch der Massage und Heilgymnastik, 4. Aufl., Berlin-Wien 1907.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 10.073]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552025&pos=13&phys=
Bum Anton, Über Mechanodiagnostik, in Medizinische Klinik, 1908, Nr. 3.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 13.561]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552032&pos=20&phys=
Bum Anton, Zur chirurgischen Unfalldiagnostik, in: Wiener medizinische Presse, 1903 Nr. 15 und 16.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin/Separata]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8426814&pos=9&phys=
Bum Anton, Handbuch der Massage und Heilgymnastik für praktische Ärzte, Wien Leipzig 1896.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 11.401]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552023&pos=11&phys=
Bum Anton, Therapeutisches Lexikon für praktische Ärzte, Leipzig 1891.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 9.772]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552027&pos=15&phys=
Bum Anton, Der gegenwärtige wissenschaftliche Standpunkt der Mechanotherapie, in: Wiener Medizinische Presse, 1889, H. 44.
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin, Sign. 47.076]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8552035&pos=0&phys=
Bum Anton, Die Massage in der Neuropathologie, in: Wiener Klinik, 1888, Jg. 14/Heft 1
[Zweigbibliothek Geschichte der Medizin/Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte , Sign. I/2.248]
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=12324253&pos=3&phys=
Anton Bum stellte 1922 für die Bundes-Film-Hauptstelle, die in den 1920er Jahren zahlreiche medizinische Lehrfilme in Auftrag gab, einen wissenschaftlichen Lehrfilm her:
Titel: Die Technik der ärztlichen Massage
Genre: Wissenschaftlicher Lehrfilm
Auftraggeber: Bundes-Film-Hauptstelle
Ort: Österreich/Wien
Jahr: 1922
Technische Daten: Ca. 17 min./194 m, s/w, 35 mm, Originalnegativ, Vollbild
Archiv: Filmarchiv Austria
Im Rahmen eines Projektes werden bislang als verschollen geltende historische medizinisch-wissenschaftliche Filme, die in Österreich an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und an außeruniversitären medizinischen Einrichtungen zwischen 1897 und 1938 hergestellt wurden, gesucht, bzw. deren Überlieferungen rekonstruiert. Mehr dazu unter:
http://verein-netzwerk-historiker.blogspot.co.at/p/der-medizinische-film-in-osterreich.html
Max Herz (*3.4.1865, Neutischein/Mähren, + November 1956 San Francisco/Kalifornien/USA). Er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (1884-1890), promovierte 1890 und habilitierte sich 1895 ebenfalls in Wien. Herz war Professor für Innere Medizin und gründete 1892 gemeinsam mit Hermann Schlesinger (1866–1934) den „Wiener medizinischen Klub“, aus dem später die „Gesellschaft für Innere Medizin“ hervorging.
1899 Gründete er gemeinsam mit Anton Blum das Institut für maschinelle Heilgymnastik in Wien. 1909 gründete er das „Zentralblatt für Herzkrankheiten und Krankheiten der Gefäße“. Er war Präsident der Gesellschaft für physikalische Medizin. 1934 musste er emeritierten. Seinem besonderen Interesse galten den heilgymnastischen Behandlungsformen wie die „maschinelle Heilgymnastik“, thermische Reize, Hydrotherapie, Licht- und Luftstrombad u.a.
Er war Freimaurer und schrieb im Jahr 1924 ein Buch über die Freimaurer (Die Freimaurer. Wien, 1924) Im März 1939 flüchtete Herz aufgrund der NS-„Rassenverfolgung“ nach London und danach in die USA.
Max Herz publizierte im Ersten Weltkrieg Über die Begutachtung des Herzens im Krieg, in: Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 5, 22.1.1916, S. 159-161.
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=wmw&datum=1916&page=90&size=45
Weitere Publikationen von Max Herz – Eine Auswahl:
Herz Max, Die Beeinträchtigung des Herzens durch Raummangel, Wien-Leipzig 1909.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 57.894)
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8584900&pos=1&phys=
Herz Max, Heilgymnastik, Stuttgart 1907.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte Wien, Sign. I/15.267)
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=12337371&pos=6&phys=
Herz Max, Lehrbuch der Heilgymnastik, Berlin-Wien 1903.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 10.323)
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8584907&pos=7&phys=
Herz Max, Bum Anton, Das neue System der maschinellen Heilgymnastik, in: Wiener Klinik, 1899, Heft 4 und 5.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte Wien, Sign. I/2.248)
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=12337378&pos=12&phys=
Die hier angeführten Fotografien zeigen eine Auswahl jener von Max Herz angeregten und gemeinsam mit Anton Bum konstruierten Apparaturen, die sich am Institut für maschinelle Heilgymnastik in Wien befanden.
Herz Max, Essbuch für Herzkranke, 3. Aufl. Berlin.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin/Bibliothek der Gesellschaft der Ärzte Wien, Sign. S.A. 38.283)
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=12337359&pos=1&phys=
Herz Max, Die Physiologische und therapeutische Wirkung der Dampfhitze, in: Wiener klinische Wochenschrift, 1891, Nr. 17-18.
(Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin, Sign. 25.790)
http://webapp.uibk.ac.at/alo_cat/card.jsp?id=8584913&pos=12&phys=
Sein Personalstammdatenblatt, das seinen wissenschaftlichen Lebenslauf bzw. seine wissenschaftliche Bibliografie enthält findet sich im Archiv der Universität Wien unter:
Senat S 304.128 Bum, Anton (02.07.1856-18.08.1925).
Text: Walter Mentzel
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