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Gastbeiträge

Gastautor: Prof. Dr. Peter Heilig: Licht. Sicht. Sicherheit.

Licht. Sicht. Sicherheit.

Ein kritischer Beitrag zum ‚Internationalen Jahr des Lichts‘.

Kaum etwas hat sich gebessert – nach dem ‚Internationalen Jahr des Lichts‘. Auch an den ‚Schutz’Wegen ereignen sich nach wie vor scheinbar unvermeidliche Unfälle. Blendungen und Tagfahrlicht bei Tageslicht lenken Lenker ab. Auch von Kindern – selbst wenn sie ‚Schutz’Westen tragen.

Alle ‚überschwelligen‘ Lichtreize werden von Kurzzeit-Speichern (visual short term memory) und Arbeits-Speichern (working memory) des visuellen Systems verarbeitet und in neuronalen Schaltkreisen unseres Zentralnervensystems aufbereitet. Auffälligeres wird eher wahrgenommen –

weniger Auffälliges wird eher „übersehen“. Ein System, welches sich niemals anpassen kann – an ein ZuViel, ZuHelles, zu sehr Ablenkendes, verschuldet Unfälle. Derartige fatale kapazitive Dekompensation (‚overload’ließe sich vermeiden: Durch „Licht-Hygiene“ (1).

„Phototoxische“ Überbelichtungen erhöhen keineswegs die Sicherheit, sie verbessern auch nicht die Sicht, weder in beruflichen noch in privaten Szenarios. Und schon gar nicht im Straßenverkehr. Die Physiologie des Sehens und der Wahrnehmung sowie die unabänderlich-kapazitiven Grenzen dieser hoch-sensiblen und verwundbaren Systeme verlangen zwingend ein umsichtigeres und behutsameres Procedere (2, 3, 4, 5).

Jetzt. Nach dem Jahr des Lichts.

VIDEO:  „lethal lights“

Video: „lethal lights“ mit englischer Voice-over

1 https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=22675

2 http://www.radstats.org.uk/no104/Marchant2_104.pdf

3 http://www.radstats.org.uk/no102/Marchant102.pdf

4 http://www.lightmare.org/

5 http://www.hellenot.org/

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EINLADUNG zur VERANSTALTUNG: ‚Lichtverschmutzung‘ und ‚Lichthygiene‘

Mittwoch, 13. April 2016 Beginn: 18:00 h

Ort: Cafe Griensteidl, Karl Kraus Saal, Michaelerplatz 2, 1010 Wien

Anmeldung: info@clubofvienna.org

Thema: ‚Lichtverschmutzung‘ und ‚Lichthygiene‘ P Heilig

Kunstlicht hat die Welt erobert, dringt in alle Ritzen, strahlt in die Sterne – und richtet Schäden an, die es zu vermeiden gilt.

‚Lichtverschmutzung‘: Überdosiertes Licht, zu viel, zu hell, ‚kalt‘-blaustichig, zur falschen Zeit und in die falsche Richtuung strahlend.

‚Lichthygiene‘: Das Konzept, mit dem unerwünschte Licht-Nebenwirkungen vermieden werden können. Ein Versuch „Zurück zur Natur“ zu finden.

Einladung–>PDF

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Blaulichtwecker

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [16]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [16]: Geschichte der Brille

Ähnlich sensationell ist auch die Geschichte des frühgotischen Flügelaltars im Tiroler Landesmuseum, der das Marienleben darstellt. Margarete von Tirol (mit dem Beinamen „Maultasch“) übertrug 1363 nach dem Tode ihres zweiten

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Mannes und ihres einzigen Sohnes alle Rechte, Besitzungen und väterliche Erbländer an die habsburgischen Brüder Rudolfs, Albrecht und Leopold, Herzöge von Österreich. „Unendlichen Dank sind wir dem Allerhöchsten schuldig dafür“, schrieb Rudolf IV., der Stifter, an den Dogen Venedigs, „daß wir in den Besitz des Landes Tirol gelangt sind. “ Man kann heute mit Sicherheit sagen, dass die beiden knienden Stifter: Albrecht III.  von Österreich mit seiner ersten Gemahlin Elisabeth Maler, 1439 die als Tochter Karls IV die Bügelkrone trägt, und Leopold III. mit seiner Frau Viridis, Tochter des Visconti von Mailand, darstellen. Die beiden Damen werden durch den böhmischen Zeremonienmeister mit Hermelinbesatz ausgezeichnet. Der Vertrag von Schärding 1369 sicherte den Habsburgern Albrecht und Leopold (Rudolf war 1365 gestorben) endgültig die Herrschaft über Tirol. Sie machen 1370 eine Huldigungsreise durch Tirol, und das dürfte der Anlass zum Auftrag zur Herstellung dieses Altars gewesen sein. Auf der Sonntagsseite des Altars findet sich die Darstellung einer Nietbrille. Ein Apostel liest am Bette des „Marientodes“ in seinem Gebetbuch. Stimmt die Datierung dieses Altares, dann ist es ziemlich aufffällig, dass bestimmte Zusammenhänge zwischen Böhmen und dem Altar bestehen. Karl IV. hat sich in der Zeit zwischen 1348-1357 die Burg Karlstein erbauen lassen. In dieser Burg gibt es einen Altar, der von Tomaso da Modena gestaltet wurde.

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Dieser Maler hat zur selben Zeit auch die Fresken in Treviso gemalt und hat sicherlich über die Existenz von Brillen Bescheid gewusst. Der Maler des Altars von Schloss Tirol muss ebenfalls die Vorteile einer Brille gekannt haben. Die Gemahlin Albrechts III., Tochter Karls IV., hat möglicherweise den Maler Tomaso da Modena beim Bau der Burg Karlstein getroffen, sodass die Herstellung eines Zusammenhanges nicht allzu abwegig erscheint. 1379 starb Tomaso da Modena; es könnte daher ohne weiteres sein, dass er selbst oder einer seiner Schüler diese Brillendarstellung ausgeführt hat. Es ist sicherlich die älteste bis jetzt bekannte bildliche Darstellung einer Brille in Österreich und vielleicht die zweitälteste der Welt.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor: Prof. Dr. Peter Heilig: METAMORPHING, KAISER FRANZ JOSEPH – ‚Wir sind Kaiser..‘

METAMORPHING, KAISER FRANZ JOSEPH – ‚Wir sind Kaiser..‘

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WirsindKaiser1

„Wie war er? War er dumm? War er gescheit?
Wie fühlt er? Hat’s ihn wirklich gefreut?
War er ein Körper, war er nur Kleid?

KFJmix

Trug ein Gesicht er oder einen Bart?
Von wannen kam er und von welcher Art?
Blieb nichts ihm, nur das Wesen erspart?

KFJink

War die Figur er oder nur das Bild?

Nie prägte mächtiger in ihre Zeit
jemals ihr Bild die Unpersönlichkeit

Karl Kraus (1920) Gedichte und Inschriften 551,XXII. Jahr
KFJhunt

Die den Krieg gemacht und was weiter entstanden
sie werden nimmer daran zu Schanden..

Karl Kraus (1920) Gedichte und Inschriften 551,XXII. Jahr

Seit Menschengedenken ging so dilettantisch keine Schlacht, keine Macht, keine Ehre verloren.“

Karl Kraus (1920) Gedichte und Inschriften 551, XXII. Jahr

..aus der Fackel. Und schließlich – der ‚Österreichischen Seele‘:

„In diesem Österreich hat es eine Gestalt gegeben (das Wort Person vermeide ich absichtlich).. wurde schon in der Kindheit durch seine Mutter und die Erziehung vernichtet, hat dann 68 Jahre
regiert, hat in dieser Zeit keine einzige konstruktive Idee gehabt, keine einzige! – Oder wollen sie gar wieder einen Totengräber an der Spitze? Diesem Mann musste alles, was er anrührte, misslingen!“

Ringel E (1984) Die österreichische Seele. Böhlau, 34-35
KFJB

Metamorphosen (Ovid) μεταμόρφωση – in Kunst, Tier- und Pflanzenreich, Geologie, Philosophie, etc., sind nicht neu. Morphing: durch „Warping, Tweening und Cross- Dissolving“ führen Algorithmen ein Imago in ein anderes über. In ein neues.

In der Phantasie-Welt von Kindern und Künstlern wandeln sich Bilder wie im Traum, leichtfüßig – luftig, heiter, ganz ohne Zwänge, ohne Algorithmus. Des Kaisers neue Kleider, oder – nur die Kleider, nur ein Bart, frei nach Karl Kraus. Was bleibt, nachdem die Fassade abgebröckelt ist? Befreiendes Lachen?

Epilog: Epigenetisch/genetisch determiniert, ‚prokustriert‘, grenzenlos überfordert – am Ende ‚petrifiziert‘ und gefangen in einem Mehrvölker-Patt. Ein „bürgerlicher“ Franz Joseph – ohne Kaiserwürde – hätte weit weniger Schaden angerichtet und öfter gelacht als KFJ. Herzhaft, vielleicht sogar – möglicherweise über sich selbst..

kleineHoheit

Wie alles begann? „Es stellt sich heraus, dass der kleine Franz ein überraschend humorund phantasievolles Kind war…“ „- das Kind von dem ärgsten Taglöhner wird nicht so gequält wie diese kleine unglückliche Hoheit!“ Luise Baronin von Sturmfeder.

Unterreiner K (2015) Kaiser Franz Joseph. Mythos und Wahrheit. Brandstätter

„Haben wir heute schon darüber gelacht?“
Josef Garcia Cascales.

KFJEl

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [15]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [15]: Geschichte der Brille

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Eine kurze, vereinfachte Darstellung der Brillenentwicklung :
Entwicklung der Brille

14. Jahrhundert
Nietbrille
Bügelbrille
Einglas

15. Jahrhundert
Mützen- oder Stirnfortsatzbrille
Scherenbrille

16. Jahrhundert
Stirnreifenbrille
Gelenk- oder. Scharnierbrille
Band- oder Fadenbrille

17. Jahrhundert
Klappbrille
Schlitz-Bügelbrille
Klemmbrille

18. Jahrhundert
Monokel

18.-19. Jahrhundert
Ohrenbrille
Kneifer
Glas- oder Beschlagbrille, Klemmer

19. Jahrhundert
Lorgnette
Schläfenbrille

20. Jahrhundert
Seitensteg- oder Vollsichtbrille

Natürlich konnte auch die Kunst an der Wichtigkeit der optischen Sehhilfen nicht vorübergehen, was viele Darstellungen beweisen. So waren wir recht genau darüber informiert, wie eine Brille vor ca. 700 Jahren ausgesehen hat, bevor noch erhaltene Brillen gefunden worden waren. Die älteste Darstellung ist wohl die einer Nietbrille, 1352 im Kapitelsaal des Dominikanerklosters in Treviso von Tomaso da Modena gemalt. Erst durch den Fund im Nonnenchor des Klosters Wienhausen konnte man sehen, dass Originalbrillen tatsächlich der Darstellung des Tomaso da Modena entsprechen. Am 22. September 1953 ließ die Frau Äbtissin Luise Friedrichs die mittleren Bohlen zwischen den Reihen des Gestühls abheben, um den Hohlraum darunter zu öffnen, ohne die Sitze zu berühren.

Dabei fanden sich in einer dicken Staub- und Sandschichte unter anderem die ältesten Brillen der Welt. Man konnte 3 Typen aus Holz feststellen:

1. Nietbrille aus Buchsbaumholz mit geradem Stiel
2. Nietbrille aus Lindenholz
3. Nietbrille aus Lindenholz in zwei Schichten sowie eine Brille mit
Lederfassung.

Die Nietbrillen waren ausschließlich für Weitsichtige bestimmt(+ 2,25 bis 3,75 sphärisch). Über das Alter konnte bisher nur die Kunstgeschichte Auskunft geben, einerseits durch das Alter des Chors von Wienhausen (um 1330), andererseits durch ähnliche Gläser, die auf dem Deckel eines Kästchens in Lüneburg um 1331 abgebildet waren. Es zeigt uns, dass man im 14. Jahrhundert nicht nur in Treviso Brillen kannte, sondern auch in Norddeutschland. Und das macht es wahrscheinlich, dass die Herstellung dieser Brillen, die historisch in Venedig bereits in den Jahren 1300-1301 bezeugt ist, bald danach auch an anderen Orten ausgeübt wurde (z. B. in Nürnberg).

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [14]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [14]: Geschichte der Brille

Dass sich die Brille zu einem wichtigen modischen Accessoire entwickelt hatte, beweist die Tatsache, dass beim Einzug Philipps V. (1683-17 46) in Madrid 500 Hofdamen mit riesigen Schildpattbrillen erschienen; man war der Ansicht, nichts verschönere den Menschen mehr als das Tragen einer Brille. Doch dieses Ansehen der Brille wandelte sich. Zwielichtige Augenärzte und Brillenhändler, die auf Märkten und Straßen als fahrende Händler völlig wirkungslose Brillen verkauften, hatten sie in Misskredit gebracht. „Brillen kaufen“,
„Jemandem Brillen aufsetzen“ wurde zum Synonym für Betrügen oder Spott treiben. Das Mysteriöse und Wunderbare, das die Brille umgab, erzeugte Misstrauen und führte beim einfachen Volk dazu, dass Brillen als Zauberei angesehen wurden. Wer eine Brille trug, hatte etwas zu verbergen.

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Abbildungen zeigen Narren (wie z. B. auf dem Holzschnitt „Narrenschiff“ von Sebastian Brandt aus 1497), Quacksalber, ja sogar Dämonen und Teufel als Brillenträger, wie eine Figur mit Teufel und Brille in der Bibliothek von Admont, geschaffen 1760 von Thaddäus Stammei, oder W. Swannenburg: „Die Schönheit als Verführerin“ (1609). Die Tendenz, zu Sehhilfen zu greifen, die in der Hand zu halten waren, entsprang einer Scheu vor der Brille, die mitunter auch als unschön, lächerlich oder als verräterisches Zeichen für das Alter galt. Teilweise trieb diese Scheu z. B. im 18. Jahrhundert seltsame Blüten. Um eine möglichst unauffällige Benutzbarkeit zu gewährleisten, verschwinden kleine Fernrohre und Vergrößerungsgläser in Parfumflakons, Fächern oder Tabatieren. Ein noch feineres Versteck dieser Augenhilfen bot ein Ring mit einem Bildnis, das von einem Zerstreuungsglas bedeckt wurde. Nach Auslösung einer Feder schnellte letzteres hoch und konnte als Vorhalteglas benutzt werden. Alle Formen des Einglases hingegen galten als modisch, unterstrichen die Gestik und Eleganz, Bildung und das Kennertum des Trägers. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wird die Brille wieder positiv gesehen und als Ausdruck der Intelligenz, Seriosität und Erfahrung gewertet.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Gastautor: Prof. Dr. Peter Heilig: DAS GEDÄCHTNIS und DIE KRANKHEIT DES VERGESSENS

DAS GEDÄCHTNIS und DIE KRANKHEIT DES VERGESSENS

kaku

„Ohne unsere Erinnerungen sind wir verloren und treiben orientierungslos in einem Meer sinnloser Reize, nicht in der Lage die Vergangenheit oder uns selbst zu verstehen“ . Michio Kaku

kakui

„Das bewußte Gedächtniß des Menschen verlischt mit dem Tode. Aber das unbewußte Gedächtniß der Natur ist treu und unaustilgbar, und wem es gelang ihr die Spuren seines Wirkens aufzudrücken, dessen gedenkt sie für immer “ – mit diesen Worten beendete Ewald Hering seinen Vortrag in der “Feierlichen Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, AD MDCCCLXX”.

Hering

„Zwischen dem, der ich heute bin und dem, der ich gestern war, liegt als eine Kluft der Bewusstlosigkeit, der Schlaf der Nacht, und nur das Gedächtniß spannt eine Brücke zwischen meinem Heute und meinem Gestern.“

Bewusstsein: „So betrachtet erscheinen die Phänomene des Bewusstseins als Function der materiellen der organisirten Substanz, und – die materiellen Processe der Hirnsubstanz als Functionen der Phänomene des Bewusstseins.“

Zum ‚Sinnengedächtnis‘: „..daß in userem Nervensystem eine materielle Spur zurückbleibt, eine Veränderung des molekularen oder atomistischen Gefüges..“ ..so wird die ganze reiche Welt unserer Vorstellungen und Begriffe aufgebaut aus den Werksteinen des Gedächtnisses.“

„So sehen wir denn, daß es das Gedächtniß ist, dem wir fast alles verdanken.. – so zerfiele ohne die bindende Macht des Gedächtnisses unser Bewusstsein in so viele Splitter, als es Augenblicke zählt.“

Hering, E (1876) Über das Gedächtniss als Eine Allgemeine Funktion der organisirten Materie. Vortrag, gehalten in der Feierlichen Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaft. Am XXX. Mai MDCCCLXX von Ewald Hering, Wirklichem Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften
Druck und Verlag von Carl Gerold’s Sohn, Wien

Volltext–>PDF

Michio Kaku (2015) Die Physik des Bewusstseins. Über die Zukunft des Geistes. rororo 62860

Alzheimer

„Ich habe mich sozusagen selbst verloren“. Der Psychiater und Neuropathologe Alois Alzheimer (1864-19.12.1915 – hundertster Todestag) beschrieb die Symptomatik der damals 51-jährigen Auguste D. als“die Krankheit des Vergessens”. Auf einer Fachärzte-Tagung in Tübingen (November 1906) präsentierte Alzheimer erstmals dieses Krankheitsbild: “Kein Diskussionsbedarf“ – meinte damals der Vorsitzende.

Epilog: In den erschütternden Dokumenten Viktor Frankls, der sein rettendes Visum verfallen ließ um seine Eltern nicht im Stich zu lassen, findet sich ein besonders bemerkenswerter Satz:

„Menschsein ist nämlich nichts anderes als Bewusst-Sein und Verantwortlich-Sein!“ Bewusst Sein.

Frankl V (2015) Es kommt der Tag, da bist du frei. Unveröffentlichte Briefe, Texte und Reden. Kösel p124

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Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [13]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [13]: Geschichte der Brille

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Ein Bericht über das erste Auftauchen von Augengläsern in Wien handelt von der Hochzeitsfeier der Herzogin Jutta von Österreich10) im Jahre 1319 der Bürgermeister von Padua, Gesandter am
österreichischen Hof, erschien mit einer Brille auf der Nase und verursachte dadurch Volksaufläufe und einiges Aufsehen.
Im Mittelalter galten Brillen als Symbol der Gelehrsamkeit, der Würde und des Alters. So wurden Menschen, denen man solche Eigenschaften zubilligte, von Künstlern bewusst mit diesem Attribut dargestellt, auch wenn es sich um Personen aus der Zeit vor der Erfindung der Brille handelte. 1493 hatte der Arzt und Historiker Hartmann Schedl seine Weltchronik herausgebracht. Bei den rund 2.000 Holzschnitten benutzte er zwar ungeniert die gleichen Bildstöcke für die Darstellung verschiedener Personen, doch achtete er stets darauf, dass nur Propheten und Philosophen das Attribut Brille als Zeichen der Weisheit erhielten, niemals aber ein Herrscher oder Heerführer. Benjamin Franklin, der Mitverfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, kam 1776 als erster Gesandter der USA an den französischen Hof und trug eine von ihm erfundene Bifokalbrille, die er durch Aneinanderpassen von zwei verschieden starken Gläsern und Einfügen in ein Brillengestell selbst gefertigt hatte. Zu dieser Zeit war auch der Kneifer bei den Bürgern sehr beliebt und galt als Zeichen der Intelligenz. Dennoch schrieb der allgemeine Sittenkodex vor, dass man beim Grüßen den Kneifer abnahm, denn ein Untergebener musste sich seinem Vorgesetzten ohne Augengläser nähern.

10) Herzogin „Guta“, auch Jutta genannt, geb. 1302 in Wien, gest. 5.16. März 1329. Tochter von Albrecht/. und Elisabeth von Tirol und Görz, verheiratet 1319 mit Graf Ludwig IV. von Altötting,
begraben seit 1809 in St. Paul im Lavanttal, Kärnten.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

Cryo – Electron Microscopy: Method of the Year 2015 – Datenbanken

von Dr. Josef König

Die Single Particle Cryo Electron Microscopy wurde von der Zeitschrift Nature Methods zur Method of the Year 2015 gewählt. Durch diese Methode gelingt eine Auflösung biologischer Makromoleküle bis in die Nähe des atomaren Bereiches. Im Jahr 2015 wurde durch die Cryo Electron microscopy erstmals die Grenze von 0,3 nm unterschritten, die bis dahin als unerreichbar galt. Aufgrund der hohen Strahlungsempfindlichkeit biologischer Komplexe können nur geringe Elektronendosen verwendet werden, sodass die Einzelaufnahme ein schlechtes Signal-Rausch-Verhältnis aufweist. Um eine hohe Abbildungsqualität zu erreichen werden bei der 3D-Rekonstruktion Datensätze verwendet, die aus mehreren 100.000 Bildern bestehen.

Spezielle Datenbanken, die sich dieser Methode widmen, sind:


Weitere Blog-Beiträge des Autors:

MEDLINE-Perfektionskurs:

DATENBANK-Seite des Autors: http://www.meddb.info

Homepage des Autors: http://www.meduniwien.ac.at.ez.srv.meduniwien.ac.at/medtools/medlist

CRISPR/Cas9 – Datenbanken

von Dr. Josef König

Die Zeitschrift SCIENCE zeichnete CRISPR/Cas9, die Genome editing technology, mit dem Titel Breakthrough of the Year 2015 aus. Obwohl erst 2012 von Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna entdeckt, hat diese Technologie die Biowissenschaften innerhalb kürzester Zeit revolutioniert.

Bereits jetzt gibt es zahlreiche Datenbanken und Software tools über CRISPR/Cas9:

  • CRISPR/Cas9 tools
    Sehr ausführliche und detaillierte Zusammenstellung von Genome editing software tools und Datenbanken der Website OMICTOOLS, die insgesamt einen äußerst informativen und strukturierten Eindruck macht.
    .
  • CRISPRdb
    Datenbank der Université Paris-Sud 11.
    .
  • CrisprGE
    Diese Website versteht sich als Central Hub of Crispr based Genome Editing.
    .
    Ferner bieten zahlreiche Firmen fertige Tools und Produkte an um die CRISPR/Cas9 – Technologie anzuwenden, wie eine GOOGLE-Suche zeigt.

Weitere Blog-Beiträge des Autors:

MEDLINE-Perfektionskurs:

DATENBANK-Seite des Autors: http://www.meddb.info

Homepage des Autors: http://www.meduniwien.ac.at/medtools/medlist

Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [12]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [12]: Geschichte der Brille

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Entwickelt wurde die Brille in Oberitalien, wahrscheinlich
in einem Dominikanerkloster, da sich damals fast
nur Geistliche mit Lesen beschäftigten. Bruder Alexander
Della Spina ist der erste namentlich Erwähnte, der nachweislich Brillen anfertigte

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(laut einer Eintragung in der Chronik des Klosters Santa Caterina zu Pisa 1313).
Es gilt daher als erwiesen, dass die Geburtsstunde der Brille in Europa etwa um 1285 schlug, als ein des Lesens Kundiger auf die Idee kam, sein Vergrößerungsglas nicht mehr vor die Schrift, sondern direkt vor sein Auge zu nehmen und – nicht genug damit – noch ein zweites, gleiches Glas vor sein anderes Auge zu halten. Dann lag der weitere Schritt nahe, die beiden Gläser miteinander zu verbinden, was am einfachsten mit einem Nagel oder einer Niete geschah. Die ersten Brillen werden auch als Niet- oder Nagelbrillen bezeichnet. 1953 wurden bei Reparaturarbeiten hinter der Chorvertäfelung des Klosters Wienhausen9) bei Celle einige solcher Brillen gefunden, die man somit zum erstenmal in natura und nicht nur auf Abbildungen sehen konnte. Zeugnisse zur Datierung der Erfindung der Brillen bilden Ratserlässe der Stadt Venedig aus den Jahren 1284-1330. Die Qualität der Glaswaren wurde streng geregelt, noch strenger aber die Geheimhaltung. Die Ausfuhr von Glas in Stücken, von Sand und von Alaun war verboten. Gelernte Glasarbeiter durften nicht auswandern und andernorts ihr Gewerbe ausüben.

9) Gründung nach der Zisterzienser-Regel durch Herzog Heinrich, gest. 1227, und seine Gemahlin Agnes, gest. 1248.

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling