Gastautor: Prof. Dr. Hermann AICHMAIR: Augen – Amulette, Brillen, Optik [15]: Geschichte der Brille

Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [15]: Geschichte der Brille

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Eine kurze, vereinfachte Darstellung der Brillenentwicklung :
Entwicklung der Brille

14. Jahrhundert
Nietbrille
Bügelbrille
Einglas

15. Jahrhundert
Mützen- oder Stirnfortsatzbrille
Scherenbrille

16. Jahrhundert
Stirnreifenbrille
Gelenk- oder. Scharnierbrille
Band- oder Fadenbrille

17. Jahrhundert
Klappbrille
Schlitz-Bügelbrille
Klemmbrille

18. Jahrhundert
Monokel

18.-19. Jahrhundert
Ohrenbrille
Kneifer
Glas- oder Beschlagbrille, Klemmer

19. Jahrhundert
Lorgnette
Schläfenbrille

20. Jahrhundert
Seitensteg- oder Vollsichtbrille

Natürlich konnte auch die Kunst an der Wichtigkeit der optischen Sehhilfen nicht vorübergehen, was viele Darstellungen beweisen. So waren wir recht genau darüber informiert, wie eine Brille vor ca. 700 Jahren ausgesehen hat, bevor noch erhaltene Brillen gefunden worden waren. Die älteste Darstellung ist wohl die einer Nietbrille, 1352 im Kapitelsaal des Dominikanerklosters in Treviso von Tomaso da Modena gemalt. Erst durch den Fund im Nonnenchor des Klosters Wienhausen konnte man sehen, dass Originalbrillen tatsächlich der Darstellung des Tomaso da Modena entsprechen. Am 22. September 1953 ließ die Frau Äbtissin Luise Friedrichs die mittleren Bohlen zwischen den Reihen des Gestühls abheben, um den Hohlraum darunter zu öffnen, ohne die Sitze zu berühren.

Dabei fanden sich in einer dicken Staub- und Sandschichte unter anderem die ältesten Brillen der Welt. Man konnte 3 Typen aus Holz feststellen:

1. Nietbrille aus Buchsbaumholz mit geradem Stiel
2. Nietbrille aus Lindenholz
3. Nietbrille aus Lindenholz in zwei Schichten sowie eine Brille mit
Lederfassung.

Die Nietbrillen waren ausschließlich für Weitsichtige bestimmt(+ 2,25 bis 3,75 sphärisch). Über das Alter konnte bisher nur die Kunstgeschichte Auskunft geben, einerseits durch das Alter des Chors von Wienhausen (um 1330), andererseits durch ähnliche Gläser, die auf dem Deckel eines Kästchens in Lüneburg um 1331 abgebildet waren. Es zeigt uns, dass man im 14. Jahrhundert nicht nur in Treviso Brillen kannte, sondern auch in Norddeutschland. Und das macht es wahrscheinlich, dass die Herstellung dieser Brillen, die historisch in Venedig bereits in den Jahren 1300-1301 bezeugt ist, bald danach auch an anderen Orten ausgeübt wurde (z. B. in Nürnberg).

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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling

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