„1. Weltkrieg & Medizin“ [39]: Das Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ / PARDUBICE in Böhmen 1914 – 1918, Folge 6 – „Türken in Pardubitz“

„1. Weltkrieg & Medizin“ [39]: Das Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ / PARDUBICE  in Böhmen 1914 – 1918

Folge 6 – „Türken in Pardubitz“

Bereits für die österreichische Südtiroloffensive [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreich-Ungarns_S%C3%BCdtiroloffensive_1916] im Mai 1916 spielte die Überlegung, türkische Truppen dabei einzusetzen eine Rolle.

Tatsächlich zum Einsatz kamen sie jedoch erst im August 1916, als nach dem Beginn der Brussilow-Offensive Anfang Juni 1916 [https://de.wikipedia.org/wiki/Brussilow-Offensive] die Verluste der k. u. k. Truppen stark angestiegen waren.

Der türkische Kriegsminister, Enver Pascha [https://de.wikipedia.org/wiki/Enver_Pascha], hatte sich Anfang Juni 1916 bereit erklärt zwei Divisionen (als Ottomanisches XV. Korps in die k. u. k. Armee eingegliedert [https://en.wikipedia.org/wiki/XV_Corps_(Ottoman_Empire)]), nach Galizien zu schicken.

Im Laufe des August 1916 trafen die Truppen am Kriegsschauplatz in Galizien ein und blieben dort als Unterstützung der österreichischen Truppen bis September 1917.

General-Kirchbach---Frontbesuch-von-4-türkischen-Stabsoffizieren-Mai-1917

Foto: R. Mundschütz; Frontbesuch türkischer Stabsoffiziere im Mai 1917- in der Mitte Generaloberst Baron Kirchbach [https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Kirchbach_auf_Lauterbach]

Dazu lesen Sie bitte:

Barbara SEISS: Die osmanischen Truppen im Ersten Weltkrieg an der Galizien-Fronthttp://othes.univie.ac.at/19819/1/2012-04-02_0500993.pdf

Ausgewählte Artikel in Zeitungen:

Neuigkeits-Welt-Blatt vom 1. August 1916: Türkische Truppen an unserer Nordostfronthttp://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwb&datum=19160801&seite=3&zoom=33&query=%22t%C3%BCrkische%2Btruppen%22&provider=P02&ref=anno-search

Reichspost vom 16. September 1916: Bei den Türken in Galizien

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19160916&seite=2&zoom=33&query=%22t%C3%BCrken%22%2B%22galizien%22&provider=P02&ref=anno-search

Böhmerwald Volksbote vom 21. September 1916: Das Türkenviertel der galizischen Front

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=bvb&datum=19160921&seite=2&zoom=33&query=%22t%C3%BCrken%22%2B%22galizien%22&provider=P02&ref=anno-search

Pilsner Tagblatt vom 24. September 1916: Bei den Türken in Galizien

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=pit&datum=19160924&seite=10&zoom=33&query=%22t%C3%BCrken%22%2B%22galizien%22&provider=P02&ref=anno-search

Die Neue Zeitung vom 31. Oktober 1916: Der blutige Sieg an der Zlota Lipa

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nzg&datum=19161031&seite=5&zoom=33&query=%22t%C3%BCrkische%2Bverb%C3%BCndete%22&provider=P02&ref=anno-search

Neuigkeits-Welt-Blatt vom 21. November 1916: Bei den ottomanischen Bundesgenossen in Ostgalizien

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=nwb&datum=19161121&seite=5&zoom=33&query=%22t%C3%BCrkische%2Boffiziere%22&provider=P02&ref=anno-search

1917

Znaimer Tagblatt vom 30. Jänner 1917: Östlicher Kriegsschauplatz

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ztb&datum=19170130&seite=3&zoom=33&query=%22t%C3%BCrkische%2Btruppen%22&provider=P02&ref=anno-search

Teplitz-Schönauer Anzeiger vom 12. März 1917: Die Türken in Galizien

http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tsa&datum=19170312&seite=7&zoom=33&query=%22t%C3%BCrken%2Bin%2Bgalizien%22&provider=P02&ref=anno-search

Bereits Anfang August 1916 erließ das Kriegsministerium in Wien aufgrund einer Anforderung des AOK [https://de.wikipedia.org/wiki/Armeeoberkommando_(%C3%96sterreich-Ungarn] Weisungen, im Hinterland für die Aufnahme kranker und verwundeter Türken „vorläufig die Reservespitäler NYITRA [https://de.wikipedia.org/wiki/Nitra] und TRENCSEN [https://de.wikipedia.org/wiki/Tren%C4%8D%C3%ADn]sowie das Kriegsspital GÖDING  [https://de.wikipedia.org/wiki/Hodon%C3%ADn] mit je 500 Betten“ zur Verfügung zu stellen.

Doch schon in der zweiten Septemberhälfte 1916 verlangte das AOK weitere „Betten“.

Das Kriegsministerium in Wien ordnete daraufhin an, dass „zur Aufnahme   von kranken und verwundeten türkischen Heeresangehörigen im Reservespital Nr. 2 in PARDUBITZ 1.500 Betten und im Reservespital in OLMÜTZ [https://de.wikipedia.org/wiki/Olm%C3%BCtz] 500 Betten bereitzustellen wären.“

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Fotos: R. Mundschütz; In Ostgalizien verwundete Türken werden mit der Eisenbahn ins Hinterland gebracht

„Infolge starken Zuganges an kranken und verwundeten türkischen Heeresangehörigen aus dem Armeebereiche“ wurde Anfang Oktober 1916 dann auch noch das Reservespital in WALLACHISCH MESERITSCH [https://de.wikipedia.org/wiki/Vala%C5%A1sk%C3%A9_Mezi%C5%99%C3%AD%C4%8D%C3%AD] bestimmt.

Darüber hinaus wurden in Wien und Budapest noch türkische Rekonvaleszenten-Abteilungen errichtet.

Aufgrund der großen Zahl an Verwundeten und Kranken sandte das „kaiserliche ottomanische Kriegsministerium“ „42 türkische Unteroffiziere und Soldaten behufs Verteilung an die Spitäler, in denen sich türkische Verwundete befinden“, nach Österreich. Sie sollten als Krankenpfleger oder Dolmetsche Verwendung finden.

Das Reservespital Nr. 2 in Pardubitz erhielt 9 Mann, darunter „wenigstens ein der deutschen Sprache mächtiger Mann“.

Da die Offiziersverluste des ottomanischen 15. Armeekorps „derartig bedeutend waren, dass hiedurch in der Kommandoführung große Schwierigkeiten entstanden waren“, ersuchte der türkische Korpskommandant, „dass den in Betracht kommenden Spitalskommanden anbefohlen werde, den in ärztlicher Behandlung befindlichen ottomanischen Offizieren weder Erholungs- noch sonstige Urlaube zu bewilligen, sondern dieselben sofort nach deren Genesung zu ihren Truppenkörpern einrückend zu machen.“

In der Zeit von September 1916 bis einschließlich April 1917, also im Laufe von acht Monaten, wurden allein in das k. u. k. Reservespital Nr. 2 in Pardubitz 6338 kranke und verwundete Türken aufgenommen.

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Foto: R. Mundschütz

Abschrift des Textes der obigen Ansichtskarte, die Franz Metzner an seine Mutter Theresia im Jänner 1917 geschrieben hat:

Pardubitz 24. Jänner 1917Liebe gute Mutter!

Anbei beste Grüße aus der schönen Stadt Pardubitz wo wir gestern mit dem türkischen Transport aus Stryj [https://de.wikipedia.org/wiki/Stryj] angelangt sind. Bei diesem Transport habe ich den Offizierswagen müssen bedienen so daß ich ein schönes Trinkgeld verdient habe von 4 K. Ich behalte auch weiter diesen Wagen was auch von Herzen begrüße. Man konnte sich ziemlich deutsch mit die Offiziere verständigen ausgenommen der Mannschaft. Anbei die Ansicht vom Barakenspital wo 20.000 Mann Platz haben in 130 Baraken wie eine Stadt so groß.In diesen Spital haben wir auswagoniert.

Es sind drin 5-7000 Türken. Ich bin trotz der 15-20 Grad galizischen Kälte noch gesund wünsche auch Euch mit besten Grüßen Alle

Franz Metzner

aus ZUCKMANTEL [https://de.wikipedia.org/wiki/Zlat%C3%A9_Hory]

Am 24. April 1918 befanden sich noch 500 türkische Soldaten im Reservespital Nr. 2, die noch Ende des Monats nach Wien gebracht wurden. Gleichzeitig wurde auch der im Spital befindliche türkische Aufsichtsoffizier Hauptmann Mehmed MURAD nach Wien beordert, da seine Aufgabe im Spital beendet war.

Die Zahl der im Reservespital – zumeist an Infektionen – verstorbenen Türken betrug 515. Begraben wurden sie in einem Massengrab auf dem städtischen Friedhof in Pardubitz. Eine Gedenktafel erinnert heute an ihr Schicksal.

Text: Reinhard Mundschütz

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