Gastautor Prof. Dr. Peter Heilig: Das Symposium: Power of Graphic Medicine (2023)

 Das Symposium: Power of Graphic Medicine (2023)

der MedUni Wien war wieder eine gelungene Veranstaltung. Die Graphic Medicine hat sich weiterentwickelt seit ihren Anfängen – zum ‚Grown Up‘ herangewachsen seit der Zeit der Comic-Heftchen. Vom Infotainment zum Therapie-Ansatz – von der Graphik zur 3 D- Doku und bewegten Bildern, schließlich zu einem prosperierenden Industriezweig.

Kleine Schönheitsfehler, wie merkwürdig verzerrte Perspektiven oder Fledermausohren an Katzenköpfen etc., zusammengefasst als AI-‚Kunstfehler‘ (forensisch irrelevant) tun nichts zur Sache, auch wenn der Charme gezeichneter oder gepinselter Strukturen fehlt. Darum geht es ja nicht, – es geht um relevante Information, verständlich und ‚gut verdaulich‘, mit einem Schuss Humor (essentielle Ingredienz), ohne die angeblich unvermeidliche Angst-Mache, welche sich in vielen Beipacktexten findet. Wenn die Graphic Medicine es schafft, (kindgerecht und) spielerisch mit ihrer Aussage hinüberzukommen – in Köpfe und Herzen von Kindern und Jung-Gebliebenen, dann ist das Ziel erreicht.  

Humorlosigkeit kann ein Hemmschuh sein – „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch“ Erich Kästner. Kinder lachen gerne; die synaptischen Verknüpfungen für das Heitere müssen gepflegt werden, ein ganzes Leben lang.

Vorausgesetzt wird die Evidence Based Medicine (EBM) – alternativlos. Als nächstes ist die Prophylaxe an der Reihe – um Krankheit, Leiden und Süchte zu verhindern. Graphic Medicine erlaubte Zugang zu gefährdeten Gruppen: Weit oben auf der Liste findet sich neben ‚Genuss’Mittel- die Computerspiel-Sucht mit Nebenwirkungen – wie zum Beispiel Kreativität und Phantasie verkrüppelnd..

Das erste, was Kranken vergeht, ist das Lachen. Besonders dann, wenn es sich um eine chronische oder unheilbare Krankheit handelt. So unglaublich dies klingt, es müsste nicht sein. Siehe:  https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?s=mb.+parkinson  

Sich am eigenen Zopf samt Pferd aus Schlamassel zu ziehen – nach dem unvergessenen Paul Watzlawick.                                   

Graphic Medicine ist nicht ausschließlich an Comics gebunden. Jeder Stil ist erlaubt und jede Form der Kunst, jedoch stümperhaft darf sie nicht sein. Ästhetisch, einprägsam, stimulierend . . Schütz W (2020) Interactions between Medicine and the Arts. Wien Klin Wochenschr 132/Suppl 1, 1–65

 KINDER – Die wichtigste Gruppe für Graphic Medicine:

in vermehrtem Maße seit der Pandemie und dem Lockdown samt ‚Kollateralschäden‘

Zeichnen, malen, töpfern, Puppenbühnen, Marionetten, Theaterstücke, Lesungen mit BILDERN, Workshops zum gesund bleiben und – werden, und all das, was die Phantasie herbeizaubern kann.

https://www.hilfe-fuer-kranke-kinder.de/comics-2/

https://www.graphicmedicine.org/tag/pediatric/

https://www.redjournal.org/article/S0360-3016(20)33655-5/fulltext

https://ped-rheum.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12969-017-0198-5

https://goodcomicsforkids.slj.com/2021/01/06/graphic-medicine-for-kids-teens/

https://www.researchgate.net/publication/304067822_Introduction_of_a_paediatric_anaesthesia_comic_information_leaflet_reduced_preoperative_anxiety_in_children

Desiderata:

Dunkler Hintergrund mit heller und ausreichend großer Schrift auf allen Monitoren und Projektionsflächen. Texte müssen auch in den letzten Reihen großer Hörsäle leicht lesbar sein. Die zu oft verwendete blaue Schrift verschwindet jedoch vor schwarzem Hintergrund; blaue Schriftzeichen ‚fallen‘ in das zentrale (‚tritanope‘) Blauskotom, in den Maxwell spot. 

Blaue Schrift im Blauskotom
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=31486

Das blaublinde Zentralskotom
https://ub.meduniwien.ac.at/blog/?p=41122

Heike Schemmel et al (2008) Kunst als Ressource in der Therapie. Praxisbuch.. dgvt

https://link.springer.com/article/10.1007/s10912-022-09730-9

Das Museum Gugging ist Österreichs prominentestes Beispiel für die Anwendung von Kunsttherapie.

Abschließend – zur Macht der Bilder: Spiegelneurone & Co. Der „Happy Apple“ lässt im Augenblick das Gehirn mitschmunzeln, wie hypnotisiert. Bilder können sich einbrennen ins Gedächtnis. In weiten Bereichen des Cortex lassen sich Reaktionen nachweisen, welche auf die Aktivität der Spiegelneurone zurückzuführen sind (MR, fMRT, TMS, PET). Auch im Frontallappen und – im supplementär-motorischen Cortex. Geradezu zwangsläufig wird die Handlung ausgeführt, welche auf dem Weg über die prämotorische Rinde schließlich die Bewegung stimuliert – das Schmunzeln im konkreten Fall. Vielleicht ließen sich mit einem Blick auf ein derartiges Bild sogar miesmutige Morgen-Stimmungen vertreiben..

Mit gestörten Interaktionen (Broken Mirror Hypothesis) im Bereich der Spiegelneuronen-Prozesse wird versucht Probleme zu erklären, mit denen Autisten sich selbst und ihren Mitmenschen das Leben schwer machen: Nein, es handelt sich hierbei nicht um einen

Mangel an sozialer ‚Intelligenz‘. Empathie, Einfühlungsvermögen, das Mitschwingen der

Saiten mit denen der Nächsten, Resonanz gewissermaßen, klingt doch besser als dieser seltsame ‚misnomer‘, dieser Terminus, welcher wie kein anderer sträflich mißbraucht wird. Wenn aber die Spiegelneurone nicht mithalten können – oder gar nicht mit-stimuliert werden, dann fällt das ‚Miteinander‘ auseinander, vielmehr kann es gar nicht zustande kommen – ganz ohne Intelligenz-Defekt.

Die Sprache von  klaren und einprägsamen Bildern bewirkt oft mehr als viele Worte:  Power of Graphic Medicine.

Gender: beyond

Interest: no conflict

******************************************

Einladung zur Veranstaltung

Medizin aktuell

Verkehrsmedizin – Prophylaktisches

Mittwoch, 25. Oktober 2023, 19:00 Uhr

Informationen und Programm

Einladung zur Veranstaltung PDF

******************************************

Weitere Beiträge »