Christoph Columbus (1451-1506): „Die Einheimischen trinken Tabakrauch!“ (Hortus Eystettensis 2)

Gastbeitrag zum Hortus Eystettensis: Tabak

von Mag. Gilbert Zinsler

Tabak_Foto_by_Margrit Hartl

Nicotiana latissima

Neben dem Maryland-Tabak (Nicotiana latissima)(Abb.) findet sich auch der Virgina-Tabak (Nicotiana tabacum) und der Bauern-Tabak (Nicotiana rusticum) als Abbildung im Hortus Eystettensis.

Bezogen auf die Entstehungszeit des Buches (1613) handelt es sich hier um neue und für den damaligen Betrachter wohl entsprechend spannende Pflanzen. Der Maryland-Tabak, Nicotiana tabacum L. var. macrophylla SCHRANK war im Gegensatz zum Virgina-Tabak, der aus dem Orinoco Gebiet stammt, ursprünglich in Mexiko heimisch und wurde erst später in das Gebiet der heutigen USA eingeführt. Dem Maryland-tabak widmet der Herausgeber eine ganze Seite des Buches. Raumgreifend zeigt er die großen und begehrten Blätter eine reich zartrosa und weiß blühenden Pflanze. Wenige Pflanzen werden singulär auf einer Seite präsentiert. Die Bedeutung die der Tabakpflanze dadurch gegeben wird ist augenscheinlich. Die beiden anderen Vertreter der Art werden auf der folgenden Seite gemeinsam mit der Moosbeere wiedergegeben.

Bei seinem ersten Kontakt mit der neuen Welt sah Christoph Columbus (1451-1506) die Einheimischen Tabakrauch „trinken“, also rauchen. Als älteste Erwähnung in einer europäischen Quelle ist seine Eintragung in das Bordbuch vom 6.11.1492, anzunehmen. Auf Guanahani, dem heutigen San Salvador, Bahamas, beobachtete er die Eingeborenen beim Rauchen von zylindrischen Tabakrollen, die mit einem Maisblatt eingewickelt waren. „Tzibatl“ bezeichnet in einer Indianersprache des karibischen Raumes somit auch eine Röhre, mit der man Tabak einzog. Das spanische „tabacos“ meint somit am Anfang auch nicht die Tabakblätter selbst, sondern die Rauchinstrumente der Indianer. Von einem Reisegefährten des Columbus, vom Mönch Romano Pane, wurden die ersten Tabaksamen 1518 an Karl V. nach Europa geschickt. Die erste botanische Beschreibung stammt hingegen von Hernandez (1525), der den Tabak mit dem in Europa gut bekannten Bilsenkraut verglich, das auch aus der Familie der Nachtschattengewächse – Solanaceae stammt. Erst um 1560 finden sich Berichte über blühende Pflanzen in den Gärten der alten Welt. Der Tabak wurde in Europa als Wundermittel aufgenommen und vielseitig als Volksheilmittel verwendet.

Tabak wurde in Europa zu Beginn vor allem geschnupft, oder gekaut. Die Sitte des Tabakschnupfens breitete sich ausgehend vom französischen Hof durch den Einfluss des französischen Gesandten in Lissabon, Jean Nicot (1530-1600), rasch in Europa aus. Er hatte 1560 Tabakflanzen an die französche Regentin Catherine de Medicis geschickt mit der Empfehlung diese in Frankreich anzubauen. Auf ihn geht ausgehend von der französichen Form „nicotiane“ (erstmals 1564 bei T. Liebault) der lateinische Bezeichnung der Pflanze und der Name des wichtigsten Inhaltsstoffes, des Alkaloids Nicotin, zurück. Carl von Linne übernimmt diesen Namen der Pflanze1753. In England zog man auf Anregung Sir Walter Raleigh das Rauchen der getrockneten Blätter vor. Erst seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts lässt sich das Tabakrauchen auch in Deutschland belegen.

Die Blätter des Tabaks werden auf verschiedene Art, je nach Verwendungszweck, getrocknet, bzw. „fermentiert“. Zigarrentabak wird an der Luft getrocknet, Zigarettentabak langsam im Feuchten und Kautabak über dem Feuer. Beim Trocknen entsteht dann ein besonderes, gewünschtes Aroma.

Die Tabakwirkung wird im wesentlichen vom der Substanz Nikotin bestimmt. Mittlerweile hat man daneben aber 2549 einzelne Inhaltstoffe nachweisen können. Tabak hat – wie wohl allgemein bekannt – in kleinen Dosen eine anregend, stimulierende Wirkung. In höheren Dosen kommt es leicht zu Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwindel. Im Extremfall kommt es bei Überdosierungen zu Delirien und Halluzinationen, aber auch zum Tod durch Atemlähmung.

Weitere Beiträge von Mag. Gilbert Zinsler:

Hortus Eystettensis – botanische Sammelleidenschaft und barocke Pracht –>Link

Literatur:
Christian Rätsch, Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen (Stuttgart, 1998)
Helmut Genaust, Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen (Basel, 1999)
Basilius Besler, Der Garten von Eichstätt – Die vollständigen Tafeln (Köln, 1999)

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