Archiv der Kategorie: Medizingeschichte

Medizingeschichte Josephinische Bibliothek Obersteiner

Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin inklusive Ethnomedizin

Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin inklusive Ethnomedizin, ZBMed-900

Die Bibliothek für Geschichte der Medizin ist mit rund 450 000 Bänden sowie ca. 65 000 Sonderdrucken die größte medizinhistorische Fachbibliothek im deutschen Sprachraum.

Den alten Kern der Bibliothek bildet die ursprünglich von Joseph II. für die Ausbildung der Militärärzte gegründete Lehrbibliothek mit ca. 7000 vor dem Jahr 1800 erschienenen Titeln.
Diese „Josephinische Bibliothek“ bildet zusammen mit diversen Sondersammlungen und Nachlässen, darunter die Bibliothek des Internisten H. Nothnagel, die Dauerleihgabe des Altbestandes der Gesellschaft der Ärzte (rund 30 000 Bände) und die „Max & Margareta Wolf Memorial Library“ (2000 Bände), einen ansehnlichen medizinhistorischen Quellenapparat.
Darüber hinaus verfügt die Bibliothek über einen umfangreichen Bestand an medizingeschichtlicher Sekundärliteratur, dessen Grundstock zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Medizinhistoriker Max Neuburger gelegt wurde.
Neben diesem im engeren Sinn medizinhistorischen Bestand ist noch die mehrere tausend Bände umfassende Sondersammlung zur Ethnomedizin zu nennen, welche von Lesern verschiedenster Studienrichtungen intensiv benutzt wird und die im Fernleiheverkehr besonders häufig gefragt ist.

Die Bibliothek für Medizingeschichte präsentiert sich als eine Mischung aus altertümlicher Archiv- und moderner Freihandbibliothek in einem schönen und würdigen Rahmen im Erdgeschoss des Josephinums. Im hellen und freundlichen Lesesaal mit Blick auf den ruhigen begrünten Innenhof können die nicht entlehnbaren (vor 1900 erschienenen) Werke sowie Zeitschriften eingesehen werden.
Nach wie vor stellt der umfangreiche Zettelkatalog (Autoren- und Schlagwortkatalog) einen wichtigen Zugang zum großen Altbestand dar, denn der ältere Buchbestand ist bislang nur teilweise digital erfasst und über den Online- Katalog abfragbar.
Dr. Brigitte Kranz, Rudolf Gerdenits

3 Teilzeitmitarbeiter/innen betreuen die Archive und erfüllen die Leserwünsche:
Judith Doegl Tel. 4277-60532
Rudolf Gerdenits 4277-60531
Dr. Brigitte Kranz (Leitung) 4277-60530

Währinger Str. 25, 1090 Wien

Öffnungszeiten: Mo.- Do. 9.00-16.00, Fr. 9.00-12.00

Während der Ferien sowie an einzelnen verlautbarten Tagen verkürzte Öffnungszeiten.

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Leihgabe aus der Obersteiner-Bibliothek

Von unserem Bestand aus der Heinrich Obersteiner-Bibliothek wurde der Band

Landesausschuss des Erzherzogtumes Österreich unter der Enns
„Die niederösterreichischen Landesirrenanstalten und die Fürsorge des Landes Niederösterreich für schwachsinnige Kinder“
Jahresbericht über die Zeit von 1.Juli 1904 bis 30.Juni 1905
Wien, 1906

als Leihgabe in der Ausstellung: „Die Couch“ im Sigmund Freud Museum in Wien präsentiert.

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Vorwort

Haus im Pflegerdörfchen

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Buchausstellung zum Thema Sigmund Freud 2006

Couch

Um Ihnen über die Fülle unserer Literatur zu Sigmund Freud einen Überblick zu verschaffen, präsentiert die Universitätsbibliothek im Lesesaal vom 15.11.06 bis 31.12.06 eine Auswahl des Buchbestandes zum Thema. Wir laden Sie ein, in diesen Büchern zu schmökern und diese nach Ende der Ausstellung zu entlehnen.

Link zum Freud-Bestand der Universitätsbibliothek–>

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Obersteiner-Bibliothek

Obersteiner

Die historische Bibliothek des Neurologischen Instituts an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien
(„Obersteiner-Bibliothek“)

Heinrich Obersteiner übergab im Jahre 1905 dem von ihm 1882 gegründeten „Neurologischen Institut“ seine umfangreiche private wissenschaftliche Spezialbibliothek in Form einer Schenkung, die bei seinem Ausscheiden aus dem Institut im Jahre 1919 42.000 Werke umfasste. Diese Bibliothek galt in Wien bis in die Zwischenkriegszeit hinein unter den medizinischen Bibliotheken als eine „einzigartige Spezialbibliothek“. Hier fanden Obersteiners Arbeitsschwerpunkte ihren Niederschlag, die sich durch ein hohes Maß an Interdisziplinarität und Internationalität der Forschung sowie der „postgraduate-Ausbildung“ auszeichnet. Darunter befinden sich auch die von Obersteiner seit 1892 herausgegebene Publikationsreihe des Institutes „Arbeiten aus dem Neurologischen Institute an der Universität Wien“, die nach seiner Emeritierung von seinem Nachfolger als Institutsvorstand Otto Marburg weitergeführt worden war. Obersteiner, der die Bibliothek über viele Jahre durch die Sammlung neurologischer und psychiatrischer Werke aufbaute, übernahm auch die bibliothekarischen Arbeiten und schuf eine eigene Systematik zum Bibliotheksbestand, die später von Otto Marburg fortgesetzt wurde.
Nach der Flucht Marburgs vor dem Nationalsozialismus im Jahre 1938 blieb die Bibliothek vernachlässigt. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg traten zahlreiche Bücherverluste ein. Erst mit der Aufnahme eines geregelten Institutsbetriebes durch die Institutsleiter Hans Hoff und Franz Seitelberger im Jahre 1949 kam es wieder zu einer geordneten Bibliotheksführung.
Heute setzt sich die Bibliothek aus zirka 87.000 bibliographischen Einheiten zusammen. Diese bestehen aus zirka 21.500 gebundenen Exemplaren (12.500 Monographien und 9000 Zeitschriftenbände) und zirka 65.000 Kleinschriften und Zeitschriftenartikel (darunter 20.000 Sonderdrucke und Dissertationen). Bis zum Jahr 1900 wurden 17.330 Titel (inklusive Sonderdrucke, Dissertationen und Zeitschriftenartikel) verzeichnet. Eine geringere Anzahl an Buchbeständen stammt aus dem 16. Jahrhundert (25 Titel), 17. Jahrhundert (146 Titel) und dem 18. Jahrhundert (487 Titel), der überwiegende Teil, 16.672 Titel, aus dem 19. Jahrhundert. Davon sind 9284 Titel in deutscher, 4391 in französischer, 1416 in lateinischer, 1297 in englischer und 784 in italienisch Sprache vorhanden. Die übrigen 158 Titel liegen in anderen Sprachen vor.

Der Bibliotheksbestand ist zugänglich durch „moderne allgemeine Kataloge“, die aus einem Autorenkatalog, einem systematischen Katalog und einem Kreuzkatalog bestehen, sowie einem „modernen Sonderkatalog“, der sich aus einer Hauptkartei für Separata, einem Schlagwortkatalog für die Separata, und einem Zeitschriftenkatalog zusammensetzt. Daneben ist noch ein „historischer Katalog“ vorhanden, der aus einem alten Bandkatalog, einem Inventarbuch (3 Bände, sowie 5 Faszikel Inventarblätter aus der Zeit um 1920) und einem „Obersteiner-Katalog“ besteht. Letzterer enthält einen handschriftlich angelegten Sachkatalog in Zettelform und wurde von Heinrich Obersteiner bis um das Jahr 1920 geführt. (inkl. 90 Schuber).
Die Bibliothek des Neurologischen Institutes sowie die „Obersteiner-Bibliothek“ befinden sich seit dem Jahre 1986 als Bestand an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.
Mag. Dr. Walter Mentzel

Zur genauen Systematik des Bestandes:
Klebel Burkhard/Buchinger Wilma, Bibliothek des Neurologischen Instituts an der Universität Wien, in: Handbuch der historischen Bücherbestände in Österreich, Bd. 1, Wien, Teil 1, (Hg. von der Österreichischen Nationalbibliothek; Bearb. v. Wilma Buchinger und Konstanze Mittendorfer, (unter Leitung von Helmut W. Lang), Hildesheim-Zürich-New York 1994, S. 222-226.

Zur „Obersteiner-Bibliothek“ allgemein:
Bauer Bruno, Die Errichtung der Fakultätsbibliothek für Medizin an der Universität Wien im Neuen AKH. Geschichte – Strukturen – Perspektive, Hausarbeit, Wien 1992, S. 25-29.
Hoff Hans/Seitelberger Franz, Heinrich Obersteiner zur 40. Wiederkehr seines Todestages im 80. Gründungsjahre des Neurologischen Instituts, in: Wiener Klinische Wochenschrift 74, 1962, S. 682-684.
Marburg Otto, Zur Geschichte des Wiener Neurologischen Instituts, in: Marburg Otto (Hg.), Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestandes. Arbeiten aus dem Neurologischen Institut 15, 1907, Leipzig, VII-X.XIII. Hier finden sich Angaben zur Schenkung der Bibliothek an das Institut.
Obersteiner Heinrich, Rückschau-Ausblick, in: Arbeiten aus dem neurologischen Institut, XXII. Band, Wien-Leipzig 1919, S. 557-573.
Seitelberger Franz, 100 Jahre Neurologisches Institut, in: Österreichische Ärztezeitung 37, 1982, Heft 24, S. 1643f.

Restaurierung von zwei Büchern aus der Josephinischen Bibliothek

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Restaurierung von
JB 3845 „Der Schwangerenn frawen und Hebammen Rosengarte“ und
JB 3846 „Daraus man alle Heimligkeit deß Weiblichen Geschlechts erlehrnen“
in der Restaurierwerkstatt des Österreichischen Staatsarchivs im September 2006.

Für die Restaurierung beider Titel hat die Universitätsbibliothek der Med Uni Wien die
Kosten übernommen.

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Ein herzliches Dankeschön an Frau Dr. Erna Pilch-Karrer, Leiterin der Restaurierwerkstätte
des Österrerreichischen Staatsarchivs für die Überlassung der folgenden Fotodokumentation.

Anno 1852: Über Bananen

„Vor einigen Wochen war fast in allen österreichischen Zeitungen zu lesen, dass binnen Kurzem eine neue Frucht auf den Markt von Wien kommen werde, die die Kartoffeln an Nahrungswerth weit übertreffen, und einen ausgezeichneten Ersatz für die selben abgeben werden; nämlich die B a n a n e n.“–> weiterlesen

Wiener medizinische Wochenschrift, 14. Februar 1852, S. 105-106. „Über Bananen“ von Dr. J.J. Tschudi

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Heinrich OBERSTEINER

Obersteienr

Obersteiner Heinrich (1847-1922)
Gründer des weltweit ältesten Neurologischen Institutes

Werkverzeichnis–>PDF

· Heinrich Obersteiner zu seinem 70. Geburtstag, in: Wiener Medizinische Wochenschrift, Nr. 46, 10. November 1917, S. 2013-2016.–>PDF
· Marburg Otto, Heinrich Obersteiner. Gedenkrede anlässlich der am 5. Dezember 1922 stattgehabten Trauersitzung des Vereines für Psychiatrie und Neurologie in Wien, in: Arbeiten des neurologischen Institutes an der Universität Wien, Bd. XXIV, Leipzig-Wien 1923, S. V-XXXII.
· Erinnerungen an Heinrich Obersteiner zum 31. Juli 1957, in: Wiener Klinische Wochenschrift, Nr. 30, 26. Juli 1957, S. 537-538. –>PDF
· Schülerverzeichnis des Neurologischen Institutes aus der Zeit vor 1907, Schülerverzeichnis: aus: Marburg Otto, Zur Geschichte des Wiener neurologischen Institutes, in: Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestandes des Neurologischen Institutes (Institut für Anatomie und Physiologie des Zentralnervensystems) an der Wiener Universität, 1. Teil (XV. Band), Leipzig-Wien 1907. S. VI-XIII.–>PDF

Kurzbiografie

Heinrich Obersteiner lehrte als Universitätsprofessor für Anatomie und Pathologie des Nervensystems an der Universität Wien, daneben arbeitete er als Psychiater und Leiter der Privatanstalt für Gemütskranke in Oberdöbling in Wien. International bekannt und zu einem führenden Neurologen seiner Zeit wurde er durch die Gründung des weltweit ersten Neurologischen Institutes in Wien.
Der am 13. November 1847 geborene Heinrich Obersteiner stammte aus einer angesehenen großbürgerlichen Wiener Ärztefamilie. Das Interesse Obersteiners an der wissenschaftlichen Medizin wurde schon früh durch das Engagement und durch die Tätigkeit seines Vaters auf dem Gebiet der Medizin, vornehmlich auf das Fach der Nervenheilkunde, gelenkt. Sein Vater Heinrich Obersteiner sen. übernahm 1860 zusammen mit dem als Begründer des klinisch-psychiatrischen Universitätsunterrichtes geltenden Maximilian Leidesdorf die Leitung der 1819 von Bruno Goergen nach internationalem Vorbild modern geführten Döblinger Privatheilanstalt für Geisteskranke. Dieser Umstand dürfte für die spätere Berufswahl Obersteiners von entscheidender Bedeutung gewesen sein, brachten sie ihn doch schon in Kindesjahren mit diesem Gebiet der Medizin in engen Kontakt.

Im Jahr 1865 inskribierte Heinrich Obersteiner an der Universität Wien Medizin. Schon zwei Jahre später begann er seine wissenschaftliche Laufbahn als Mitarbeiter am Labor von Ernst Brücke am Physiologischem Institut, dem er bis 1872 angehören sollte. Im selben Jahr publizierte er seine erste wissenschaftliche Studie „Über Entwicklung und Wachstum der Sehne“.
Nach seiner Promotion im Jahre 1870 studierte er ein Jahr lang in Deutschland und England die Organisation der Nervenanstalten. Nach seiner Rückkehr nach Wien übernahm Obersteiner 1872 als Nachfolger seines Vaters die Leitung in der Direktion der Döblinger Privatheilanstalt, die er 45 Jahre ausübte und wo er bis zu seiner von ihm verfügten Auflassung der Anstalt im Jahre 1917 als Arzt und Psychiater seinen Unterhalt verdiente.
Neben seiner Tätigkeit als praktizierender Arzt habilitierte er sich 1873 an der Wiener Universität mit der Arbeit: „Der Status epilepticus“, die ihm die Ernennung zum Privatdozenten für Physiologie und Pathologie des Nervensystems einbrachte. Seit diesem Jahr lehrte Obersteiner auch an der Universität Wien Anatomie und Pathologie des zentralen Nervensystems. Im September 1880 erhielt er den Titel a. o. Professor, 1898 wurde er schließlich zum tit. o. Professor der Anatomie und Pathologie des Nervensystems ernannt.

Neben den zwei in Wien bereits existierenden staatlichen Pflegestätten für Psychiatrie und Neurologie wurde 1882 auf Betreiben Obersteiners das „Institut für Anatomie und Physiologie des zentralen Nervensystems“ gegründet, das 1900 auf seinen Wunsch hin in Neurologisches Institut umbenannt wurde. Dieses Institut galt weltweit als erste wissenschaftliche Einrichtung für Hirnforschung und wirkte vorbildgebend auf zahlreiche sich später im Ausland etablierende Forschungsstätten, wie dem von H. Donaldson in Philadelphia, das von Ramon y Cajal in Madrid und C. von Monakow in Zürich oder A. Kappers in Amsterdam. Die wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte dieses Instituts lagen auf der morphologischen Hirnforschung und der normalen, vergleichenden und pathologischen Anatomie sowie Physiologie des Nervensystems. Darüber hinaus wurde die von Obersteiner angestrebte Idee der postpromotionellen Ausbildung hier verwirklicht.
Von Beginn an verfolgte Heinrich Obersteiner mit der Gründung dieser Institution das Ziel einen Ort für einen internationalen wissenschaftlichen Austausch herzustellen. Das dieses Anliegen erfolgreich umgesetzt werden konnte, belegen die zahlreichen am Institut wirkenden in- und ausländischen Wissenschafter und Studenten. Obersteiner selbst erhielt rasch durch seine und durch die an diesem Institut durchgeführten Arbeiten eine weltweit hervorragende Reputation, über die unter anderem seine zahlreichen Mitgliedschaften an renommierten wissenschaftlichen Einrichtungen Auskunft geben. (Dr. med. h.c. – Oxford, korr. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien, Ehrenmitgliedschaft der medizinischen Gesellschaft zu St. Petersburg, Tokio, Brüssel, Paris, London, Gent, New York, Konstantinopel).
Im Inland hingegen wurde seitens der Wissenschaftsbürokratie seinen Forschungen und vor allem dem von ihm errichteten Institut geringes Interesse und wenig Unterstützung entgegengebracht. Über Jahrzehnte blieben ihm und seinem Institut eine finanzielle Ausstattung versagt, wurden räumliche Ausgestaltungen abgelehnt und mussten häufig Übersiedlungen in Kauf genommen werden. Erst 1919 konnte eine endgültige Wirkungsstätte durch den Abschluss des Neubaus des Institutes herbeigeführt werden. Ebenso errichtete und führte Heinrich Obersteiner dieses Institut bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1919 maßgeblich durch die Einbringung beträchtlicher finanzieller privater Eigenmittel. Erst 1903 bekam sein erster Assistent Otto Marburg eine Dotierung aus öffentlichen Mitteln zugesprochen, die Obersteiner sogar erst 1917 erhielt. 1905 überließ er dem Institut in Form einer Schenkung seine privaten Sammlungen und – auch hier mit Verzögerungen aufgrund des mangelnden Interesses des zuständigen Ministeriums – seine umfangreiche wissenschaftliche Privatbibliothek, die heute einen historisch wie wissenschaftlich wertvollen Bestand der Universitätsbibliothek an der Medizinischen Universität Wien einnimmt.

In seinen Forschungen widmete sich Obersteiner der Neuroanatomie und der Neurophysiologie, wo er substanziell zur Systematisierung der theoretischen Neurologie und der Hirnforschung sowie zu deren Anwendung in der klinischen Neurologie und Psychiatrie beitrug. Sein 1888 veröffentlichtes Lehrbuch „Anleitung beim Studium des Baues der nervösen Zentralorgane im gesunden und im kranken Zustande“ wurde noch im selben Jahr in mehrer Sprachen (engl., russ., franz., ital.) übersetzt und zu einem Standardwerk einer ganzen Generation von Hirnforschern.

Seit 1892 erfolgte von ihm die Herausgabe der Publikationsreihe „Arbeiten aus dem Neurologischen Institute an der Universität Wien“, in der bis zu seinem Ausscheiden aus dem Institut im Jahre 1919 insgesamt 22 Bände erschienen, und welche die meisten und reichhaltigen Forschungen des neurologischen Institutes enthalten. Sie dokumentiert darüber hinaus die von Obersteiner seit der Gründung des neurologischen Institutes intensivierten Forschungstätigkeiten. Die Handexemplare Obersteiners befinden sich heute ebenfalls als Teil der „Obersteiner Bibliothek“ in der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien.

Darüber hinaus war er Mitbegründer und Vize-Präsident der 1903 gegründeten Internationalen Brain Commission und von 1902 bis 1918 Präsident des 1867 von Maximilian Leidesdorf, Theodor Meynert und Joseph Riedl gegründeten Vereins für Psychiatrie und Neurologie, der zu einem der ältesten wissenschaftlich-ärztlichen Vereine Österreichs zählt. In den letzten Jahren widmete Obersteiner seine publizistische Arbeit unter anderem auch – wie viele aus seiner Medizinergeneration – medizinhistorischen Themen, in denen er über die Wegbereiter der Neurologie und über die Entwicklungen der Neurologie im 19. Jahrhundert reflektierte.
Nachdem er im Jahre 1919 emeritierte, folgte ihm sein Schüler und Assistent Otto Marburg als Leiter des Institutes nach, das dieser bis zu seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus in die USA im Jahre 1938 führte. Heinrich Obersteiner verstarb am 19. November 1922 im Alter von 75 Jahren in Wien.
Mag.Dr. Walter Mentzel

Obersteiner

Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestandes des neurologischen Institutes an der Wiener Universität – Zugleich XV. und XVI. band der Arbeiten aus dem Neurologischen Institute an der Wiener Universität (Hrsg. von Otto Marburg), I. Teil (XV. Band), Wien-Leipzig 1907

Memoria Medicinae

Memoria Medicinae ist ein von Univ.-Doz. DDr. Sonia Horn und der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien geleitetes Projekt, das der Sicherung und Erschließung des kulturellen Erbes der Medizin an der Medizinischen Universität Wien gewidmet ist.

Die Ziele von Memoria Medicinae sind:

    die Sicherung und Erhaltung des kulturellen Erbes
    die Digitalisierung und wissenschaftliche Erschließung des kulturellen Erbes
    die Zugänglichkeit dieser Bestände für die Öffentlichkeit

Der aktuelle Schwerpunkt von Memoria Medicinae liegt auf der wissenschaftlichen Bearbeitung der Josephinischen Bibliothek, der größten Zweigbibliothek der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien. Mit über 3.500 vor dem Jahr 1800 gedruckten Büchern ist die Josephinische Bibliothek auch die größte medizinhistorische Fachbibliothek im deutschsprachigen Raum.