Feedback über die Ub Med Uni Wien – aus der Sicht der medizinischen Informationsspezialistin Mag. Beate Guba MSc

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VIER FRAGEN AN MAG. BEATE GUBA MSC

1) Seit wann sind Sie Benutzerin unserer Bibliothek?

Im Juni 2004 besuchte ich die Universitätsbibliothek der MUW zum ersten Mal, und zwar kurz bevor ich meine Arbeit in den Salzburger Landeskliniken antrat, wo ich für die digitale Bibliothek verantwortlich war. Ich traf mich damals mit Herrn Peter Kastanek, der für die Verwaltung und Präsentation der Zeitschriftenbestände der UbMUW eine Zeitschriftendatenbank basierend auf Access entwickelt hatte, und der mir in diesem Zusammenhang wichtige Tipps für meine zukünftige Arbeit vermittelte.

2) Welche Angebote und Services schätzen Sie ganz besonders an unserer Bibliothek?

Da ich die Preise für Datenbanklizenzen, Zeitschriften und E-Books im STM-Bereich kenne, weiß ich den Umfang der an der UbMUW angebotenen elektronischen Medien sehr zu schätzen. Besonders erwähnenswert finde ich auch die Website, die 2006 einen Relaunch erfahren hat und seither die Bibliotheksdienstleistungen nach Nutzergruppen differenziert anbietet.

In diesem Zusammenhang möchte ich nicht nur von den Services für die Bibliotheksbenutzer und -benutzerinnen sprechen. Die Bereitschaft, das eigene Expertenwissen an Fachkollegen und -kolleginnen weiterzugeben, ist, wie ich mittlerweile feststellen konnte, charakteristisch für die MUW-Bibliothek, die auch entscheidenden Anteil daran hatte, dass sich seit 2005 ein Forum österreichischer Medizinbibliothekarinnen und -bibliothekare etabliert hat, dessen Mitglieder sich seither regelmäßig zum Informationsaustausch treffen.

3) Gibt es auch Defizite an unserer Bibliothek?

Meine Verbesserungswünsche gehen in erster Linie an die Informationsvermittlungsstelle der UbMUW, an die ich bei Bedarf Recherchetätigkeiten auslagere. Da Rechercheergebnisse als erste Stufe in einem Forschungsprojekt immer dringend benötigt werden, sollte die Lieferzeit viel kürzer sein, als das derzeit möglich ist. Mir ist natürlich klar, dass der Einsatz personeller Ressourcen in diesem Bereich sehr schwer zu planen ist. Vielleicht müsste man das Personal in dieser Abteilung aufstocken, um die bisherige Qualität auch unter Zeitdruck halten zu können. Übrigens gibt es nicht so viele Einrichtungen in Österreich, die derartige Tätigkeiten übernehmen können, weil Spezialwissen über Datenbanken etc. hierfür nötig ist.

4) Wie lauten Ihre Wünsche für die Zukunft an unserer Bibliothek?

Derzeit arbeite ich am Ludwig Boltzmann Institut für Health Technology Assessment, das 2006 gegründet wurde. Was unsere Bibliothek bzw. den Bestandsaufbau betrifft, sind unsere finanziellen Mittel sehr begrenzt. Eine effiziente, d. h. unkomplizierte und zeitnahe, Versorgung mit Literatur ist aber Voraussetzung für Forschung. Daher wünsche ich mir, dass in Zukunft die UbMUW als größte medizinische Bibliothek Österreichs ihren Bestand und ihre Services verstärkt auch externen überwiegend aus öffentlichen Mitteln finanzierten medizinischen Forschungseinrichtungen wie dem unsrigen zur Verfügung stellt. Ich denke hier insbesondere an einen Remote-Access auf die Datenbanken und E-Journals der UbMUW, der technisch kein Problem darstellt. Vielleicht können hier regionale Lizenzen für das Bundesland Wien abgeschlossen werden. Vielleicht sind Subventionen der Stadt Wien möglich in Hinblick auf das Ziel, Wien als wichtigen Forschungsstandort zu positionieren, oder es werden überregionale Lösungen gesucht. In Deutschland stehen etwa im Rahmen von Nationallizenzen deutschen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen landesweit wichtige Datenbank- und Zeitschriften-Archive online zur Verfügung. Noch besser als Backfiles wären natürlich in der Medizin Nationallizenzen für aktuelle elektronische Ressourcen.

Außerdem sehe ich mich derzeit mit Problemen bei der Dokumentlieferung über Subito konfrontiert; aufgrund des neuen Urheberrechtsgesetzes dürfen Zeitschriftenartikel aus Deutschland, die bis Ende 2007 noch als Scans sehr rasch übermittelt werden konnten, seit Januar 2008 nur mehr auf dem Postweg an uns geliefert werden. Der anachronistische Postversand von Printkopien verlangsamt den Forschungsprozess aber nicht unerheblich und die Preise, die Verlage für den direkten Zugang zu digitalen Volltexten verlangen, sind hoch – sie liegen gegenwärtig in der Regel zwischen 20 und 30 Euro pro Artikel. Auch hier müssten von politischer Seite andere Rahmenbedingungen geschaffen werden, die z. B. in die Förderung von Open Access gehen könnten. In anderen Ländern wie z. B. England und Deutschland investiert die öffentliche Hand verstärkt in den Ausbau einer entsprechenden Infrastruktur: in Repositorien, OA-Journals u.a.m. Für die wissenschaftlichen Bibliotheken in Österreich halte ich eine bessere finanzielle Unterstützung, eine gezielte Förderung für wünschenswert und vonnöten.

Beginnend mit Januar 2008 laden wir regelmäßig Kundinnen und Kunden ein, in unserem Weblog über ihre Erfahrungen mit der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien in Form von Interviews Auskunft geben. Dabei sollen einerseits Angebote und Services angesprochen werden, die für die persönliche Arbeit besonders hilfreich sind, andererseits auch Wünsche und zukünftige Erwartungen über die weiter Entwicklung der größten medizinischen Fachbibliothek in Österreich.
Die Fragen an Mag. Beate Guba MSc wurden von Mag. Bruno Bauer, Leiter der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien, gestellt.

Bisherige Interviews:

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Bitte zitieren als
VAN SWIETEN BLOG: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien,
Nr. 798 [7. März 2008].
Online unter der URL: https://ub-blog.meduniwien.ac.at/blog/?p=798

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