Gastautor: Hermann AICHMAIR: Augen -Amulette, Brillen, Optik [4]: Die Geschichte der Augenheilkunde
Eine weitere große Aufgabe neben der Behandlung aller entzündlichen
Augenleiden auf Grundlage ärztlicher Empirie und den zur Chirurgie
ressortierenden Augenoperationen stellte nunmehr die Korrektur von
Sehfehlern dar, die auf den Ergebnissen der physikalischen und
physiologischen Optik beruhten und von der Entwicklung der
Glastechnik abhingen. Der heute hohe Prozentsatz von Brillenträgern zeugt
von der Wichtigkeit dieser augenärztlichen Teilaufgabe in der modernen
Gesellschaft. Im 17. Jahrhundert wurde die physikalische, und mit ihr auch die
physiologische Optik zu einem wissenschaftlichen Grundpfeiler der Ophthalmologie
(Augenheilkunde) ausgebaut, im 18. Jahrhundert die makroskopische
Anatomie des Auges zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Wichtige
Erweiterungen des Wissens kamen im 18. Jh. aus Frankreich (Maitre-Jean,
Davielsche Kataraktoperation) und Deutschland (Heister in Altdorf, Helmstedt,
Ernst Platner in Leipzig, Richter in Göttingen).
Die gesamte Chirurgie, somit auch
die Augenheilkunde, fand im laufe
des 18. Jahrhunderts an den Universitäten
eine zunehmend ernsthafte
Pflege und Vertretung in
Theorie und Praxis. Ärzte und Universitätslehrer
übernahmen allmählich
auch in der praktischen
Ausübung die Führung, wodurch
umherziehenden Starstechern der
Boden entzogen und ihr Auftreten
mit der Zeit als Anachronismus
und Skandal empfunden wurde.
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Text: Hermann AICHMAIR, MEIDLING BLÄTTER DES BEZIRKSMUSEUMS, Heft 59, 2003
Fotos: Sammlung Hermann Aichmair Bezirksmuseum Meidling